Seit der Diagnose "Depression" achte ich verstärkt darauf wie ich mich anderen Menschen gegenüber verhalte. Das hat zwar den Vorteil das ich nichtmehr alles mit einem blöden Spruch oder Witz abtue um bloß nichts an mich herankommen zu lassen (was vermutlich oft arrogant wirkte), andererseits fällt es mir schwer ein Gespräch zu führen (vor allem mit mir fremden Personen) da ich irgendwie jede Geste, Reaktion etc. von mir hinterfrage bzw. analysiere.
Hört sich vielleicht total bekloppt an, aber ich denke während des Gesprächs darüber nach, wie lange ich der Person in die Augen gucken sollte usw. - was bei meinem Gegenüber vermutlich sehr befremdlich und unsicher rüberkommt. Es scheint als hätte ich das instinktive Verhalten verlernt - als würde ich beim Fahrradfahren ständig darüber nachdenken welchen Fuß ich jetzt strecken muss, in welche Richtung sich welcher Arm bewegen muss um nach rechts zu lenken und mich dabei garnicht mehr richtig auf die schöne Landschaft konzentrieren kann.
kennt das jemand?
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cornucopia
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- Registriert: 3. Mär 2007, 09:14
Re: kennt das jemand?
Hallo taste,
klingt überhaupt nicht bekloppt, ich kenne das auch. Hatte vor Jahren mal einen Freund, von dem ich mich so habe niedermachen lassen, daß ich mir nach Beendigung der Beziehung überhaupt nichts mehr zutraute, ohne andere gleich fragen zu müssen, ob mein Verhalten jetzt eigentlich in Ordnung war, ob ich genug geredet habe, ob ich ausreichend abwechslungsreiche Themen hatte, ob ich genug Blickkontakt gehalten habe. Und bat darum, es bitte gleich zu sagen, falls was nicht in Ordnung gewesen sein sollte.
Und das habe ich bis heute nicht mehr abgeschüttelt. Es ist bei weitem nicht mehr so extrem, aber ich achte auch sehr auf das, was ich von mir gebe, wenn ich gerade mal wieder in einem solchen Loch sitze. Was nur nicht dazu beiträgt, daß ich aufhöre, alles mit blöden Sprüchen abzutun.
Ich weiß nicht, ob dir das jetzt irgendwie geholfen hat, aber du bist nicht allein!
Liebe Grüße
cornucopia
klingt überhaupt nicht bekloppt, ich kenne das auch. Hatte vor Jahren mal einen Freund, von dem ich mich so habe niedermachen lassen, daß ich mir nach Beendigung der Beziehung überhaupt nichts mehr zutraute, ohne andere gleich fragen zu müssen, ob mein Verhalten jetzt eigentlich in Ordnung war, ob ich genug geredet habe, ob ich ausreichend abwechslungsreiche Themen hatte, ob ich genug Blickkontakt gehalten habe. Und bat darum, es bitte gleich zu sagen, falls was nicht in Ordnung gewesen sein sollte.
Und das habe ich bis heute nicht mehr abgeschüttelt. Es ist bei weitem nicht mehr so extrem, aber ich achte auch sehr auf das, was ich von mir gebe, wenn ich gerade mal wieder in einem solchen Loch sitze. Was nur nicht dazu beiträgt, daß ich aufhöre, alles mit blöden Sprüchen abzutun.
Ich weiß nicht, ob dir das jetzt irgendwie geholfen hat, aber du bist nicht allein!
Liebe Grüße
cornucopia
Re: kennt das jemand?
Hallo Taste,
doch kommt mir auch bekannt vor. Allerdings noch vor der Zeit, bevor "Depression" diagnostiziert wurde. Ich faszinierte die Körpersprache schon und wenn ich wieder was "neues" erfuhr, versuchte ich es anwenden, um dem Gegenüber zu täuschen, wie es mir tatsächlich ginge. Das ging dann in einen Automatismus über.
Das Ende vom Lied? Ein OA in der Geschlossenen glaubte mir nicht, nur der, der mich vor ein paar Wochen behandelte. Dann erfuhr ich zufällig weitere "Aussagen", was der Körper so sagt. Ich wollte das zwar nicht mehr "umsetzen", begann aber auch darauf zu achten, wie Du es beschreibst. Wie das auf andere wirkte, hab ich gar nicht bedacht, nur gemerkt, dass es furchtbar anstrengend ist, sich auf zwei oder drei Sachen gleichzeitig zu konzentrieren.
Jetzt hoff ich halt, dass die Ärzt/Therapeuten mich "mit Maske" nimmt und das glaubt, was ich SAGE.
So im Nachhinein - vllt. beruhen die Missverständnisse in der Klinik auch darauf.
LG, Manuela
doch kommt mir auch bekannt vor. Allerdings noch vor der Zeit, bevor "Depression" diagnostiziert wurde. Ich faszinierte die Körpersprache schon und wenn ich wieder was "neues" erfuhr, versuchte ich es anwenden, um dem Gegenüber zu täuschen, wie es mir tatsächlich ginge. Das ging dann in einen Automatismus über.
Das Ende vom Lied? Ein OA in der Geschlossenen glaubte mir nicht, nur der, der mich vor ein paar Wochen behandelte. Dann erfuhr ich zufällig weitere "Aussagen", was der Körper so sagt. Ich wollte das zwar nicht mehr "umsetzen", begann aber auch darauf zu achten, wie Du es beschreibst. Wie das auf andere wirkte, hab ich gar nicht bedacht, nur gemerkt, dass es furchtbar anstrengend ist, sich auf zwei oder drei Sachen gleichzeitig zu konzentrieren.
Jetzt hoff ich halt, dass die Ärzt/Therapeuten mich "mit Maske" nimmt und das glaubt, was ich SAGE.
So im Nachhinein - vllt. beruhen die Missverständnisse in der Klinik auch darauf.
LG, Manuela