will mich "kurz" vorstellen

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fernweh
Beiträge: 13
Registriert: 23. Feb 2007, 10:34

will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von fernweh »

Hallo,
ich bin Kleines und ganz neu hier im Forum.
Bei mir wurde erst vor 2 Wochen Depression diagnostiziert, obwohl ich eigentlich schon mein Leben lang unter Ängsten und Einsamkeit leide. Heute bin ich 35 Jahre alt.
Neben oder mit der Depression leider ich unter Ängsten, Burn-Out, psychosomatischen Symptomen, Schul- & Schamgefühlen,sexuellen & emotionalen Blockaden und meine Ehe kriselt...
Mein Umfeld hat mich immer als starke Persönlichkeit einegstuft oder tut es wohl noch immer, weil ich 'viel aushalten' kann - bzw. mir halt nichts anmerken lasse und stillhalte.
Ursachen gibt es es sehr viele:
schon von Geburt an das Trauma, dass meine Eltern 2 Jahre zuvor ein Kind verloren hatten (sie war 9 und hatte wohl einen Gehirntumor), als Kind emotional & mental vernachlässigt; Vater hat Mutter & Bruder häufiger geschlagen; viel Steit der Eltern; als Kind sexuell missbraucht; als Jugendliche (ab 12J.) immer noch vernachlässigt - musste z.B. Krebserkrankung der Mutter allein mit mir abmachen; Mutter starb, als ich 14 war; Vater hat 1 Jahr darauf wieder geheiratet- eine Alkoholikerin; bin mit 19 völlig mittellos ausgezogen und habe deshalb das Abitur nicht geschafft-wollte unbedingt studieren; hatte mit 20 ca. 20000DM Schulden; habe mit 21 meinen jetzigen Mann kennengelernt und musste mit 22 einen Schwangerschaftsabbruch machen; super Ausbildung und Jobs, mit 28 in die Selbständigkeit; 6 Monate darauf der Mann Zusammenbruch wegen Stress; absoluter Workoholic i.d. Selbständigkeit-anderen zeigen, dass man doch zu was nutze ist-; Aufgabe der Selbständigkeit nach 6 Jahren und langem, elendigen Kampf vor 8 Monaten; Ehekrise seit mindestens 2 Jahren(Eheberatung seit 6 Monaten).
Das sind meine wichtigsten 'Stationen'. Die Krebserkrankung von Schwiegermutter & Schwager, der Schulverweis der Stieftochter und deren enge Kontakte mit Drogen- und Schlägerszene sind nur einzelne Beispiele, die meinen Weg ebenfalls begleitet haben.
Zum Jahreswechsel nun spürte ich, dass da etwas Grosse an die Oberfläche will, und habe mich eigentlich recht bewusst zum ersten Mal darauf eingelassen. Ich konnte nicht mehr gegen alle meine Gefühle ankämpfen. Es war wie eine Riesenwelle, die über mir zusammenbrach.
Eigentlich halte ich mich irgendwie (irgendwo?) immer noch stark auf eine besondere Weise. Aber ich glaube, dass ich das alles erstmal irgendwie...ausleben muss. Und ich will herausfinden, wer ICH denn eigentlich bin. Was macht mich aus, und was war alles nur eine Rolle?
Mein Selbstbewusstsein gibt es momentan praktisch nicht; aber ich will mein Leben unbedingt wieder in den Griff kriegen. Ich will leben, lieben und glücklich und frei sein! Und ich möchte ich selbst sein- wenn ich erstmal (wieder?) weiss, wer ich denn bin. Auch wenn ich mich absolut hilflos und machtlos fühle zur Zeit, habe ich doch diese Hoffnung und Sehnsucht, dass ich da irgendwann hinkommen werde...
In diesem Sinne,
liebe Grüsse

Kleines
Without
Beiträge: 209
Registriert: 27. Aug 2006, 18:58

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von Without »

Hallo Kleines!

Erstmal herzlich Willkommen hier im Forum!

Du hast ja auch schon eine ganze Menge durchgemacht bisher. Aber ich finde es schön, dass du noch Hoffnung in dir trägst.

Ich habe die selben Diagnosen wie du und auch in meiner Geschichte gibt sex. Gewalt und einen Schwangerschaftsabbruch. Ich kann sehr gut nachvollziehen, was in dir vor sich geht.
Aber es ist gut, dass du versuchst dich bewußt damit auseinanderzusetzen.

Nimmst du denn Medis oder bist du in Therapie (außer der Eheberatung)? Hast du denn ein soziales Umfeld, bei dem du dich gut aufgehoben fühlst und kannst du über deine Krankheit sprechen?

Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute für deinen weiteren Weg

Liebe Grüße

Petra
>> Der Optimist sieht das Licht am Ende des Tunnels - der Pessimist den entgegen kommenden Zug
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von Anita2 »

Hallo Kleines (Fernweh),
ich finde es schön, dass Du hierhin (in das Forum) gefunden hast und dich vorstellst.
Deine Geschichte macht mich sehr betroffen und gleichzeitig kommt mir vieles bekannt vor.
Ich finde es schön, dass Du soviel von dir selbst wahrnehmen kannst und spürst, dass Du etwas verändern willst.
Ich empfinde dich sehr nah bei dir selbst und sehe das als sehr gute Voraussetzung etwas Anderes, Neues zu beginnen.
Was möchtest Du tun?
Was möchtest Du wissen
Bist Du schon in einer Therapie??

Liebe Grüße
Anita
sonneundregen

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von sonneundregen »

hallo liebes,

so will ich dich mal nennen.
mit deiner kurz beschriebenen geschichte, bist du nicht klein, sondern eher ganz ganz gross.
nimm die kraft, die du jetzt noch hast und nutze sie für dich. denke mal nur an dich ganz alleine. wenn du feststellst, dass du gar nicht mehr so viel kraft hast, dann ist es auch nur allzu verständlich, wenn du dir hilfe suchst um wieder kraft zu erhalten.
aber auch wenn du noch etwas kraft in dir hast, darfst du hilfe annehmen.
den ersten schritt hast du ja hier schon getan.
alles gute für dich
sonneundregen
fernweh
Beiträge: 13
Registriert: 23. Feb 2007, 10:34

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von fernweh »

Hallo Ihr drei,
danke für Eure Antworten!
Die Therapie geht jetzt erst los; also seit Ende Januar/ Anfang Februar hatte ich die Erstgespräche. Die Therapie ist letzte Woche genehmigt worden. Die erste überhaupt. Aufgrund meiner Ängste und dem Wunsch, die Kontrolle nicht abzugeben und immer stark sein zu wollen, gehe ich seltenst zum Arzt- eigentlich erst, wenn ich den Kopf schon umter'm Arm trage...(obwohl ich anderen ernsthaft immer richtig gut helfe, also brauchbar helfe). Auch dieses Mal war es ein Akt; ich hatte einen grippalen Infekt, war völlig kraftlos und konnte einfach nicht mehr (der Körper streikt halt irgendwann). Und als ich dann hier zu Hause war, fiel ich...
Meine ganzen Emotionen und Erinnerungen waren schon vorher an die Oberfläche gekommen, und jetzt verlor ich total den Halt.
Mit meinem Zwang, es allen immer recht machen zu wollen und überperfekt zu sein, kann ich schlecht damit umgehen, dass ich jetzt der zentrale in meinem Leben sein soll. Ich hasse mich dafür, dass ich nicht stärker bin. Obwohl ich andererseits weiss, dass ich das alles gar nicht willentlich beeinflussen kann.
Ich möchte mich zwingen, zur Arbeit zu gehen. Hatte den Entschluss auch schon mehrmals ernsthaft gefasst. Aber schon Tage vorher brechen diese Panikattacken aus. Ich kann einfach nicht...
Meine Hausärztin hat mir jetzt Jarsin verschrieben. Die nehme ich seit 10 Tagen. Das ist Johanniskraut. Dauert halt 2-4 Wochen, bis das anschlägt. Vor Antidrepressiva habe, ich ehrlich gesagt, tierische Angst.
Die Diagnose Depression hat mich schon geschockt. Mit Antidepressiva hätte ich das gefühl, man würde mir jeglichen Einfluss nehmen. Mich entmündigen und willenlos machen. Und dass ich einen noch grösseren Stempel aufgedrückt bekäme.

Mein Umfeld...? Mein Mann versucht stark zu sein; fühlt sich aber auch völlig hilflos. Und in unserer Beziehung war (und bin) eigentlich immer ich die aktive, treibende Kraft gewesen. Einerseits hat er Hoffnung, dass es für uns auch einmal so etwas wie ein "normales" Leben gibt, andererseits belaste ich natürlich auch sehr. Mir kommt es ein wenig so vor, als wenn er mir jetzt die ganze Schuld an unseren Problemen zuschieben kann, und das sehe ich absolut nicht so. Richtig fallen lassen kann ich nicht, weil ich einfach Angst habe, er verkraftet das nicht.
Eine Bekannte, mit der ich am Anfang einer Freundschaft stehe (kann man so sagen?), weiss Bescheid und ist sehr verständnisvoll. Aber der mag auch nicht so auf die Pelle rücken. Mein Bruder weiss es, meine Schwiegermutter und 2 Freundinnen.
Mein Bruder war erst ganz lieb, aber ich befürchte, er denkt, ich rede mir das alles nur ein, und wenn ich wirklich wollte, wäre der Spuk auch sofort wieder vorbei. Dass ich mich halt einfach ein wenig vor allem drücken will.
Die zwei Freundinnen haben Hilfe angeboten, aber ich kann sie nicht annehmen. Ich bin da total blockiert. Das ist auch eines meiner Probleme: ich kann so schlecht um Hilfe bitten; und noch schlechter kann ich sie annehmen. Da ist dieses Gefühl, anderen lästig zu fallen und auf die Nerven zu gehen, und andererseits, dass ich etwas schuldig bleiben könnte.
Mein Vater und seine jetzige Lebensgefährtin- die ich übrigens sehr gern mag-, wissen es noch nicht. Wenn ich es schaffe, werde ich es ihnen am Sonntag erzählen. Habe mich bisher nicht getraut, weil ich auch sie nicht belasten will und Angst habe, dass mein Vater zusammenbricht.
Auf der Arbeit weiss es keiner. Ich bin krankgeschrieben, punkt. Das macht mir zur Zeit so sehr zu schaffen, dass ich mir vor Scham absolut nicht vorstellen kann, da jemals wieder hinzugehen. Auch wenn ich jetzt noch gar nicht die Kraft habe wieder zu arbeiten: ich habe mich schon wieder beworben...
Nun, im Prinzip weiss ich sehr genau, was ich gern tun wollte, wenn ich könnte.
Aber ich habe nicht die finanziellen Mittel und denke auch, dass ich mir selbst etwas vormache.
Ich wollte schon als Jugendliche unbedingt Psychologie studieren; da habe ich ein angeborenes Talent für. Dann hat es ja damals schon soviele 'Probleme' gegeben, und ich hatte solche Angst, als ich hörte, die Studenten müssen selbst in Therapie gehen. Ich dachte, die lassen mich nie praktizieren, wenn die mitbekommen, was mit mir los ist. Und der Gedanke, wie sollst Du anderen helfen wenn Du Dir selbst nicht mal helfen kannst...Habe mich dann halt ganz aufgeben, musste kurz vor'm Abi von der Schule wegen Fehlstunden (habe soviel gejobbt, weil ich ja auch Miete zahlen und essen musste) und weil ich schon die 11. wiederholt hatte.
Meine Ambitionen gehen Richtung Alternative Heilmethoden, um es grob zu umreissen. Da waren Gedanken Richtung Heilpraktikter, Energiearbeit, Coaching, vielleicht auch alles kombiniert.
Das ist eigentlich das, was ich richtig gut kann und was mir auch total entspricht. Aber andererseits denke ich, das ist völliger Schwachsinn, Wunschdenken und Tagträumerei. Und eben auch wieder: wenn ich selbst so am Boden bin, wird mich ja nie jemand ernst nehmen...Ausserdem ist mein Wissen sehr theoretisch. Nach allem, was so passiert ist, habe ich einfach keine Traute mehr, Sachen auch auszuporobieren und zu TUN. In mir ist die tiefe Überzeugung verwurzelt, dass ich sowieso nie gut genug bin. Und bei der Arbeit mit Menschen hat man ja nun mal eine sehr grosse Verantwortung. Und für mich persönlich steht fest, dass man niemanden therapieren sollte, um eigentlich nur sich selbst zu helfen...Soweit bin ich also zur Zeit sowieso mit Abstand noch nicht.
Dazu kommt, dass diese Sachen in der Ausbildung sehr teuer sind und ja privat gezahlt werden müssten. Schliesst sich auch ein wenig der Kreis, wenn ich bedenke, dass ich eigentlich arbeiten MUSS, wenn diese Träume irgendwann doch mal Wirklichkeit werden sollen.
Und schon mache ich mir selbst wieder Druck.
Meine Ärztin will jetzt versuchen, mich in eine psychosomatische Klinik zu überweisen. Ich selbst habe aber wenig Hoffnung, weil ich ja erst 4 Monate in die GKV eingezahlt habe. Warum sollten die das also tun?
Schön wäre das natürlich auf jeden Fall. Aber ich habe keinerlei Vorstellung, wie das funktionieren soll...
Naja, mal sehen.

Liebe Grüsse,
Kleines
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von Anita2 »

Hallo Kleines,
nu mal Halblang.
Nicht so schnell und nicht alles auf einmal!!
Nun fange erst mal deine Therapie an und dann lasse alles langsam auf dich zukommen.
Die Dinge werden sich dann schon entwickeln. Ich denke deine KK wird da schon mitmachen, habe gelesen, deine Therapie wurde genehmigt. Nun gehe erst mal dort hin und versuche heraus zu finden, ob Du dem Therapeuten/tin vertrauen kannst. Ich finde das sehr wichtig.
Lasse dich führen und warte ab, was so auf dich zukommt.
Entscheide erst dann über die weiteren Maßnahmen und Vorgehensweisen.
Du hast schon soviel im Kopf und nun arbeite diese Dinge mit deinem Therapeuten/tin langsam ab.
Ich wünsche dir alles Gute für deinen ersten Termin und dass es auf Anhieb funktioniert.
Mache aber langsam, Du hast ein Tempo, dass mir ganz schwindelig wird.

Also auf bald Liebe Grüße
Anita
fernweh
Beiträge: 13
Registriert: 23. Feb 2007, 10:34

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von fernweh »

Ja, ich weiss...
Ich bin meistens zu schnell- und unterwegs geht mir dann die Puste aus. Zum Kotzen.
Wahrscheinlich ist da immer noch die Hoffnung in mir, dass das alles relativ schnell geht.
Musste halt immer irgendwie handeln und sehen, dass ich die Kohlen aus'm Feuer hole...ist noch so drin.
Aber es ist auch ein Punkt, den ich in der Therapie schon angesprochen habe.
Aber es sind so viele Baustellen, die ich hier habe- ich fühle mich total überfordert und weiss gar nicht, wo ich anfangen soll!
Ich habe echt keinen Schimmer, welcher Brocken am schwersten wiegt. Und alle auf einmal wuppen kann ich nicht.

*köpfchenhängenlass*

Kleines
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von Anita2 »

Hallo Kleines,
die Prioritäten ergeben sich von ganz alleine. Du brauchst erst mal nur zu erzählen. Dein Therapeut wird dich dann schon lenken. In den Gesprächen kommt dann ganz von alleine, wo erst mal der Schwerpunkt bei dir liegt.
Du brauchst auch den Kopf nicht hängen lassen. Du bist auf dem Weg und nun warte den Termin mit deinem Thera ab.
Hab Geduld, der Rest kommt, wenn Du dich darauf einlässt und das scheinst Du ja nun mit aller Macht zu wollen.
Vertraue auf dich und deine Gefühle und der Rest wird dann schon kommen.
Also erst mal Geduld üben.

Liebe Grüße
Anita
fernweh
Beiträge: 13
Registriert: 23. Feb 2007, 10:34

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von fernweh »

Hallo,

ja, Du hast wohl Recht.
Bei mir im Kopf dreht sich halt immer alles bzw. ich kann dieses "es denkt mich" einfach nicht abstellen!
Und es ist sehr schwer für mich, jetzt Geduld zu haben und die Dinge einfach mal auf mich zukommen zu lassen. Ich glaube auch, die anderen haben nicht soviel Geduld mit mir...So ein "aber ich muss doch...!!" sitzt mir permanent im Nacken, und ich habe einfach Angst, total abzurutschen und zu verwahrlosen...
Für meine Ehe ist es auch eine Riesenbelastung, und ich habe wohl die Hoffnung, je schneller es mir wieder gut geht und alles wieder "normal" ist (wird es das überhaupt je wieder sein?), umso eher kriegen wir auch die Krise in den Griff bzw. können die Beziehung überhaupt retten.
Hm, das ist wohl auch ein Grund, weshalb die Reha eine Art Rettungsanker ist, dass der Druck auf uns und das alles nicht noch stärker wird.
Naja, aber irgendwie muss es ja immer weitergehen...

Liebe Grüsse,
Kleines
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von otterchen »

Das ist auch eines meiner Probleme: ich kann so schlecht um Hilfe bitten; und noch schlechter kann ich sie annehmen. Da ist dieses Gefühl, anderen lästig zu fallen und auf die Nerven zu gehen, und andererseits, dass ich etwas schuldig bleiben könnte.

Willkommen im Club! Geht mir genauso!

Ich seh schon: Du hast einen großen Berg vor Dir. Und sowas belastet. Ich schaue mir meinen Berg erst gar nicht mehr an, ich bin einfach losgegangen (also mit Therapie und Medikamenten - und ich bin froh, dass ich direkt gut auf die ADs reagiere - fühle mich überhaupt nicht "fremdgesteuert" oder ähnlich) und ich halte hin und wieder inne und schau mich um... dann entdecke ich, welche Strecke ich schon zurückgelegt habe.

Aber es ist halt ein Kreuz mit dem Ungeduldig-sein, nicht wahr? Ich kenn das zur Genüge von mir selbst.

Hach und das mit dem "ich muss" kenn ich doch auch irgendwoher ... ich ersetze es langsam durch ein "ich möchte"... fühlt sich gut an! Kann man aber nicht erzwingen. Die Depression bringt einen aber dazu, sich mit sich selbst zu befassen, und das dauert seine Zeit.

Fühl Dich hier willkommen - ich bin auch erst am Anfang meines Weges.

das Otterchen
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von Sieglinde1964 »

Liebes Kleines,
Fand doch deinen Beitrag nicht mehr (wusste den Titel nicht mehr) und habe einen neuen, an dich adressierten, gestartet.

Verzeiht mir, ihr lieben Moderatoren.
........................................

Na, dann mach ich meinen Kommentar hier auch nochmal rein. Mein neuer Beitrag kann dann gelöscht oder abgeschlossen werden.

Hallo Kleines,

ich habe deinen Beitrag interessiert gelesen, und mich in einigen Dingen selber wieder darin gefunden. Auch ich war immer die jenige, welche Entscheidungen traf, vieles managte, in der Familie, wo es den anderen an Wissen und Fähigkeiten mangelte. Mag sein, dass ich in manchen Dingen nicht konsequent genug war, was sich jetzt bemerkbar macht. Meine Erkenntnis daraus war: Wer zu viel kann und zu viel weiß, der ist nicht immer am besten dran. Ich möchte hier nicht ausfürhrlicher werden, weil das auch zu komplex ist auszuführen. Für meinem Teil habe ich gelernt zur richtigen Zeit die Notbremse zu ziehen und konsequent zu handeln, auch mit dem Ergebnis, dass das von den anderen als egoistisch angesehen wird und sich andere den Mund über mich zu zerreißen. Gut, damit konnte und kann ich leben. Zum Leben gehört nun auch mal ein so genannter "gesunder Egoismus". Es ist die Zeit gekommen, dass DU DICH um DICH kümmerst. Dein Körper hat dir die Notbremse gezogen. Es ist natürlich eine Menge, was zu lange Zeit mit dir rumgetragen hast. Dein Leben war nicht immer das Beste. Es ist an der Zeit, dass dir Besseres wiederfährt. Da kommt mir das Bild vom Fesselballon gerade in den Sinn. Damit dieser steigen kann, werden erst die Sandsäcke, der Ballast abgeworfen. Was sind deine Sandsäcke?

Die Stieftochter, z. B. wäre in einem entsprechenden Heim besser aufgehoben, wo sie sich endlich angewöhnen muss, sich an Regeln zu halten und dass es Konsequenzen hat, hält man sie nicht ein.

Ich habe gelernt:
Ich bin nicht jedermanns Radiergummi, auf dem steht: Ich reibe mich für jeden auf.

Ich wünsche viel Erfolg beim "Sandsäcke abwerfen" für dich und deinen Mann.

Sieglinde

P.S Ich wollte auch schon in Jugendjahren später Psychologie studieren und es fehlten mir dann die finanziellen Mittel um die Schule bis zum Abitur weiter zu machen.

Nur solche, die eine seelische Krise mal durchgemacht haben ,können andere um so besser verstehen und reden nicht wie ein Blinder von der Farbe und haben ihr Fachswissen nicht nur aus Lehrbüchern. Das Leben ist nun mal das beste Lehrbuch schlechthin.

>>Mit Antidepressiva hätte ich das gefühl, man würde mir jeglichen Einfluss nehmen. Mich entmündigen und willenlos machen. Und dass ich einen noch grösseren Stempel aufgedrückt bekäme.<<

Antidepressiva nimmt einem den Einfluss nicht und macht nicht willenlos. Da bin ich ein gutes Beispiel für Ich sage: OHNE dieses hätte ich schon längst keinen Willen und Einfluss mehr. Entnündigt fühle ich mich auch nicht. Ich sehe Antidepressiva als monentanes Hilfsmittel. Ich gehöre seit gut sechs Monaten zu den "Depressos".

Apropos Stempel: Der Eiche ist es nicht schlimm, juckt sich ein Schwein an ihr.
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von Anita2 »

Hallo Kleines,
wie Du hier von den anderen Postern lesen kannst, geht es vielen so, oder so ähnlich.

Auch ich hatte dieses Problem am Anfang meiner Behandlung. Ich hatte das Gefühl, in einem Karussell zu sein, konnte schemenhaft die Häuser um mich herum sehen, aber es drehte sich immer weiter. Konnte nicht anhalten und in die Häuser hinein sehen, geschweige eintreten.
Ich habe dann angefangen, alles was mich bewegte, aufzuschreiben und habe dann versucht die Themen zu sortieren. Mit Hilfe meines Therapeuten, konnte ich den Zipfel finden, mit dem ich das Karussell anhalten konnte.
Seit dieser Zeit kann ich in jedes Haus hinein und mir in Ruhe die Dinge ansehen. Ich kann mir heute aussuchen, welche Tür ich öffne. Kommt auf den Tag und die Problematik an, die dann aktuell sind.
Ich kann heute die Türen schließen, wenn es mir zuviel wird.
Liebes Kleines, vielleicht kannst Du dir ja auch mit aufschreiben helfen, die Zeit zu überbrücken.
Ja, es geht weiter und Du hast die Möglichkeit mit Hilfe der Therapeuten die Dinge zum Guten zu wenden. Es ist eine Chance, die sich bietet, nehme sie für dich wahr.

Liebe Grüße
Anita
fernweh
Beiträge: 13
Registriert: 23. Feb 2007, 10:34

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von fernweh »

Hallo nochmal und vielen Dank für Eure Mut-mach-Worte

Getsern war ein ziemlich schlimmer Tag, weil ich - wie geplant- meinem Vater und seiner Lebensgefähtin gesagt habe, dass ich Depressionen habe.Zunächst war er stocksteif vor Schock und hat dann bitterlich geweint...Es war einfach schrecklich, und auch wenn ihr mich für bekloppt halten mögt: er hat mir so leid getan! Ich habe keine Rache- oder Haßgefühle für ihn, und es belastet mich ja eh schon so, dass ich andere traurig
mache Und ich wünsche ihm einfach auch, dass er seine Ruhe findet. Mein Mann sieht das nicht so, weil er meint, mein Vater hat ja auch seinen Teil zu meinem Leid beigetragen. Vom Kopf her ist mir das auch verständlich- aber ihn so leiden zu sehen, tu weh. (wieder typisch irgendwie, dass ich so reagiere!)

Ja, welchen Ballastsack soll ich zuerst abwerfen? Meine Stieftochter lebt nicht bei uns und hat sich mittlerweile auch wieder gefangen. Das fing vor knapp 2 Jahren an und dauerte etwa 12 Monate. Es hat nur wehgetan, und wir haben uns tierische Sorgen um sie gemacht.
War heute morgen bei der KK wegen des Kurantrages... Das war nicht so schön (s. im "Arbeitsforum" unter 'Möchte gern in Reha aber wie?') und ich bin ziemlich entmutigt.
Und ich weiss einfach nicht, wie ich meine Gedanken zur Ruhe bringen soll. Selbst, wenn ich versuche, entspannt aus dem Fenster zu sehen, 'denkt es mich'. Ich muss gedanklich bewusst auf einen Pause-Knopf drücken, um mal Ruhe im Kopf zu haben- und das wiederum bringt auch keine Entspannung...
U.a. haben ich auch starke emotionale Blockaden, und ich spüre, das da immer noch eine Menge rauswill. Ich fühle mich wie an der wand eines riesigen Wasser-Sperrwerkes gefangen, und jeden Moment könnten die Tore geöffnet werden und die Fluten reissen mich einfach mit...
Ich hoffe, dass es mir irgendwann (bald!!!) so geht wie Euch. Aber dran glauben kann ich grad gar nicht.

So, will mal rausgehen, die Sonne scheint
Bis bald,
liebe Grüsse

Kleines
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: will mich "kurz" vorstellen

Beitrag von Sieglinde1964 »

Hallo Kleines,

auch bei mir ist noch einiges, was raus will. Nur weiß ich im Moment noch nicht was das sein könnte.

Ich weiß nicht, wie viel mein Vater noch vor seinem Tod von meiner Depression erfahren hat. Meine Mutter sagte mir neulich noch, er hätte gesagt: Ich glaube Sieglinde ist immer zu kurz gekommen.

Von "den Unternehmungen mit seinen Kindern", die der Pfarrer bei der Traueransprache über meinem Vater erwähnte fehlt mir jede Erinnerung.

Mein Vater war Jugendfußballtrainer und als Mädchen hatte ich schlechte Karten gab es auch keine Mädchenfußballmannschaft. Fußball war auch nie direkt mein Ding. Da waren meine beiden Brüder eben mit von der Partie.

Mag sein, dass ich zu kurz kam und dass das Kind nun aus mir rauskommt. Ich habe mich immer "selbst organisiert" oder vieles mit meinem Opa unternommen, da war mir das gar nicht aufgefallen.

Heute morgen sagte noch ein Bekannter zu mir, ich sei nicht mehr so wie sonst, wie früher, die Standfeste, die nix umhauen kann.

Da habe ich noch einiges zu suchen um wieder "die Alte" sein zu können.

Im Moment muss ich aufpassen, nicht in den totalen Rückzug zu fallen. Den Rückzug von Freunden und Bekannten und meinen Aktivitäten, die ich bisher gemacht habe.
Im Moment will noch viel lieber oft im Bett liegen und mit der ISS "kuscheln" und alleine sein.
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