Hochsensibilität

Tiara
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Hochsensibilität

Beitrag von Tiara »

Hallo,

vor kurzem bin ich auf ein interessantes Thema gestossen.

Das Buch von Elaine Aron "Sind Sie hochsensibel?" und das Buch von Georg Parlow "Zart besaitet" stellen die These auf, dass es Menschen gibt, die besonders feinfühlig und empfindsam sind. Sie beschreiben diese "Hochsensibilität" als ein Persönlichkeitsmerkmal, dass sie zunächst einmal nicht bewerten. Sie meinen, dass diese Eigenschaft auf der einen Seite besondere Fähigkeiten eröffnet, auf der anderen Seite zu vielen Schwierigkeiten führt und einen besonderen Umgang mit sich selbst erfordert. Hochsensibilität wird in unserer Gesellschaft als Makel empfunden, von Kindheit an erfahren sensible Menschen Ablehnung.

Warum ich das hier schreibe? Ich bin von meinen Ärzten oft als "depressiv" diagnostiziert worden. Trotzdem hat diese Diagnose mir nie wirklich gepasst. Irgendetwas war da drann, aber so richtig zuzutreffen schien es nicht. Ich habe Therapien wahrgenommen und Medikamente geschluckt. Auf Psychopharmaka habe ich ganz schrecklich stark reagiert, was für mich traumatisch war. Mit dem Konzept der "hochsensibilität" eröffnet sich plötzlich eine neue Welt. Oder besser gesagt, ich erlebe, dass auch andere eine ganz ähnliche Gefühlswelt haben wie ich. Ich finde mich in der Beschreibung wieder. Ich fühle mich nicht mehr pathologisiert. Mein Bedürfnis nach Ruhe und Erholung sehe ich jetzt nicht mehr als "Antriebslosigkeit", sondern als ein wohltuendes Zurückgezogensein und Schutz vor Überforderung.

Ich kann mir vorstellen, dass hier im Forum viele Menschen hochsensibel sind. Und dass ihr mit dieser Beschreibung auch, wie ich, zu einer ganz neuen Bewertung Eurer Lebensgeschichte und einen anderen Umgang mit Euch selbst findet.

Wen es interessiert seien diese Seiten empfohlen:
http://www.zartbesaitet.net
http://www.hochsensible.de

LG, Tiara
winnie
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von winnie »

Hallo Tiara,

das ist ein interessantes Thema.

Erst neulich wurde mir nämlich bewußt, daß mit meiner Reizempfindung irgendwas nicht "normal" sein könnte: es ging wieder einmal darum, daß ich es absolut nicht ertragen kann, wenn irgendwo im Hintergrund ein Radio dudelt (Zeit meines Lebens bin ich deswegen verspottet wurden, wurde als "Musikhasser" bezeichnet - was absolut nicht stimmt, ich mag Musik sehr, singe gern und spiele auch mehrere Instrumente, allerdings möchte ICH bestimmen, ob, wann und was ich höre... - und ich hab deswegen auch regelmäßig Krach mit irgendwelchen darob unbekümmerten Nachbarn...).
Beim weiteren Drübernachdenken fiel mir auf, daß ich zB auch beim Autofahren ständig ALLES um mich herum wahrnehme - bis hin zu den Kennzeichen der mir entgegenkommenden Fahrzeuge... Was ja irgendwo leicht "merkwürdig" ist, was mir von anderen Leuten auch bestätigt wurde.

Tja, ich hab jetzt mal rein spaßeshalber diesen Test auf der von Dir genannten Seite gemacht.
Ergebnis: 286 von möglichen 300 Punkten...
Ähem.

Jetzt frag ich mich allerdings: ist das nun GUT oder ist das nun SCHLECHT?
Denn irgendwie hab ich jetzt den Eindruck, ok, ich hab tatsächlich angeborenerweise nen leichten "Knall" , brauch gar nicht weiter an mir zu arbeiten, kamma eh nix dran machen...

Nachdenklicher Gruß,
Winnie
Cecil
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von Cecil »

flummy
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von flummy »

An den Ort würde ich sofort mit einziehen.
Ich mach auch mal den test
winnie
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von winnie »

@Cecil,

bei Deiner Schilderung der Realität lief es mir geradezu kalt den Rücken runter. GENAU das ist es, was ich meinte. Besonders die Bemerkung über die Kollegin, die zu allem Überdruß auch noch das Fenster zur Hauptstraße aufreißen muß... Ich weiß exakt, was Du dabei empfindest - genau so geht's mir auch. Manchmal hab ich in solchen Momenten das Gefühl, wenn jetzt nicht AUGENBLICKLICH wenigstens ein Teil der Geräusche verstummt, werde ich in den nächsten Sekunden schlichtweg WAHNSINNIG... Und ich erschrecke manchmal, was in solchen Momenten für Aggressionen bei mir hochkommen - ich äußere sie zwar in der Regel nicht, aber ich fühle zum Teil einen solchen HASS in mir auf die Leute, die mich (mir kommt's manchmal fast so vor, als täten sie's absichtlich) damit MARTERN.
Ja, ich empfinde das als FOLTER.
Ich möchte dann nur noch alles hinschmeißen, weglaufen und mich im tiefen Wald unter einem Baum zusammenrollen.

Gruß,
Winnie

P.S.: Es tut irgendwie gut, wenn man merkt, es geht anderen auch so...

P.P.S.: Bei mir ist's im Büro das Faxgerät - wenn ein Fax kommt bzw. abgeht, läuft es noch bestimmt 10 oder 15 Minuten im Leerlauf nach. Manchmal möcht ich das Ding am liebsten an die Wand schmeißen - und die Leute, die genau in dem Moment, wo es sich endlich abgeschaltet hat, aufs Neue faxen, gleich hinterher.
Kommentar meiner Bürokollegen dazu: "Das Fax? Das hör ich überhaupt nicht!"
Regenwolke
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Tiara und ihr anderen,

ich bin schon vor einigen Jahren auf das Thema gestoßen und hab damals gedacht: Bingo! Genau das ist es! Es erklärt, warum ich nicht einschlafen kann, wenn irgendwo noch ein Spalt Licht reinkommt oder die Bässe meines Nachbarn kaum merklich unter mir vibrieren, wieso ich total nervös werde, wenn drei Leute gleichzeitig was von mir wollen, wieso ich bei Nacht und Regen vor lauter sich spiegelnden Lichtern Schwierigkeiten habe, die Straße zu sehen, wieso sich Ärzte über ungewöhnliche Reaktionen (z. B. überstarke Reflexe) wundern, und vieles andere.

Hab mich eine zeitlang in einem Forum mit anderen darüber ausgetauscht, die Sache aber dann aus den Augen verloren. Wie Du, Tiara, finde ich mich oft in dem Konzept "Depression" nur sehr bedingt wieder und freue mich, daß zumindest einige meiner Eigenschaften mit einem weniger pathologisierenden Konzept beschreibbar sind.
Der größte Nutzen an diesem Konzept liegt für mich darin (deshalb bin ich froh, jetzt nochmal darauf gestoßen worden zu sein!), daß ich mich nicht ständig an "allgemeinen Maßstäben" zu messen versuche und mich mit einem "stell Dich nicht so an, das kann ja wohl nicht so schlimm sein" zu Dingen zwinge, die mich dann überfordern, sondern statt dessen besser zu gucken: was paßt und was nicht, was kann ich gut bewältigen, und wann wird es zuviel.

Liebe Grüße,
Regenwolke
winnie
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von winnie »

"Es erklärt, warum ich nicht einschlafen kann, wenn irgendwo noch ein Spalt Licht reinkommt oder die Bässe meines Nachbarn kaum merklich unter mir vibrieren"

Für andere kaum merklich.
Deswegen heißt es ja auch dauernd "Mensch, du stellst dich echt an!!"

Ich erinnere mich übrigens auch noch daran, wie mich schon als kleines Kind rutschende Kniestrümpfe in den Wahnsinn treiben konnten.
Cecil
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von Cecil »

ils_pixent9
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von ils_pixent9 »

"...wieso ich bei Nacht und Regen vor lauter sich spiegelnden Lichtern Schwierigkeiten habe, die Straße zu sehen,..."
Das beruhigt mich richtig, ich hatte neulich Schwierigkeiten bei Nacht und Regen und sich spiegelnden Lichtern die Treppenstufen zu erkennen, ich mußte mich am Geländer festhalten und mich sehr konzentrieren, ich hatte schon Angst vor einer Augenkrankheit.

Leider denken andere oft man wolle sie schikanieren wenn man seine Widerstände anmeldet. Jetzt gerade wird in der Wohnung aufgeräumt ( was ja so verdienstvoll ist), aber das Geraschele und die Unruhe und dann noch die Musik aus dem Radio machen mich wahnsinnig. Wenn ich etwas sagen würde, würde die Musik mit einem ärgerlichem Seufzer ausgestellt werden oder gar das Aufräumen beendet werden und das möchte ich ja auch nicht.

Gerüche machen mich auch meschugge, ich kann keinen Knoblauchgeruch oder den Geruch von Limburger Käse ertragen.

Es fällt mir auch schwer, lange fernzusehen.
Oft habe ich den Wunsch, dass sich der Boden öffnete und ich hineinkriechen könne, Deckel zu.

Gdret
Sieglinde1964
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von Sieglinde1964 »

Habe den Test eben auch gemacht und gesagt bekommen, dass ich mit grenzender Gewissheit nicht zu den hochsensiblen Menschen zähle. Jou, ich bin eher der "Elefant im Porzellanladen" und es fehlt mir da ein Fünkchen an Sensibilität.
Trotzdem, sehr interessant mal den Test gemacht zu haben.

Laut Enneagramm bin ich eine 8!. Achter geht's nicht mehr bei mir.
SchwarzeSchnecke

Re: Hochsensibilität

Beitrag von SchwarzeSchnecke »

Hallo!

Während ich vor etwa eineinhalb Stunden Tiara’s Posting lesen wollte, stand meine Mutter neben mir: kaugummikauend, gestikulierend, Anweisungen gebend (was ich heute noch alles tun soll) – waaah! (Also ich mag meine Mutter,... aber sowas macht mich "verrückt"!)

Aber irgendwie ist mir das alles nicht neu. Es gibt halt (und gab schon immer) weitgehend Unempfindliche, "Durchschnittliche" und Empfindliche. Na und.
Ich hab mir die beiden Seiten angeschaut und die Tests gemacht und bin "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hochsensibel" (248 Punkte). Nun würde ich mich zwar als "sensibel" (empfindlich) bezeichnen, aber nicht als "hochsensibel"...! Außerdem kann ich mir gut vorstellen, daß bei diesen Tests bei etwa der Hälfte aller Menschen das Ergebnis "hochsensibel" herauskommen könnte, wenn sie den Test machten... Finde ich daher nicht so besonders aussagekräftig.

Übrigens glaube ich nicht, daß Sensibilität zwangsläufig "Schicksal" ist. Manche ursprünglich Sensiblen stumpfen mit der Zeit ab (z.B. meine Schwester), während manche "Harten" mit der Zeit sensibler werden. Ich denke, innerhalb gewisser Grenzen kann da jeder auch ein bißchen an sich arbeiten.

Außerdem müssen Sensibilität und psychische Erkrankung (und da meine ich jetzt nicht nur Depressionen, sondern z.B. auch Schizophrenie) einander nicht ausschließen, im Gegenteil:
Mir erscheint es logisch, daß sensible Menschen anfälliger für psychische (und evtl. auch für einige körperliche) Erkrankungen sind als andere. Und daß zudem psychische (und einige körperliche?) Erkrankungen zu erhöhter Sensibilität führen können.

Was mich betrifft, kann ich jedenfalls einigermaßen unterscheiden zwischen meiner "normalen" Sensibilität (wozu z.B. ein "Bedürfnis nach Ruhe und Erholung" gehört) und deutlichen Symptomen meiner Depression (z.B. ausgeprägte Antriebslosigkeit, wodurch ich es z.T. nicht schaffe, alleine aufzustehen und zu essen). Die Sensibilität empfinde ich manchmal als nützlich, häufig (lediglich) als lästig – während ich mich in mittelschweren und schweren depressiven Phasen richtig krank fühle.

LG, Anne
winnie
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von winnie »

Hallo Anne,

es geht hier, glaube ich, nicht um "normale" Sensibilität, sondern um eine gewisse "Unfähigkeit", sich gegen einflutende Reize abzugrenzen.
Das heißt, ALLES wird aufgenommen, auch das Unwichtigste und Nebensächlichste. Nichts wird ausgefiltert. Und das führt dann (logischerweise) zu extremem Streß und einer Überlastungssituation, der man eigentlich nur noch durch Flucht entkommen kann.

Les mal genauer nach, was zB Cecil, Regenwolke oder auch ich weiter oben beschrieb.
Das hat nichts mit "besonderem Einfühlungsvermögen" zu tun, obwohl DAS dann oft noch sozusagen als "Entschädigung" dazu kommt.

Gruß,
Winnie
cool
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von cool »

Habe den Test auf der "Zart besaitet" Seite gemacht.
197 Punkte von maximal 300.
Hochsensibilität beginnt laut dem Test ab
163 Punkte.

Wenn ich den Test in einer Krankheitsphase machen würde, läge ich deutlich höher.

Ich habe die Seite nur überflogen. Das Thema ist vollkommen neu für mich.

Ein paar Stichworte die mir dazu einfallen wären :

- Konzentrationsmangel (als ein Symphtom der Depression)

- ADS (Aufmersamkeits-Defizit-Syndrom ; auch ADHS ((eine eigenständige Krankheit)))

- Hochbegabung (von der man vielleicht nichts weiss ; weil noch nicht getestet)

-Gereiztheit/Überreiztheit (wegen subjektiver oder objektiver Überforderung/Überlastung, wegen Mangel an Entspannung/Entspannungsmöglichkeiten/Entspannungstechniken

Entspannende Gedanken wünscht Cool
SchwarzeSchnecke

Re: Hochsensibilität

Beitrag von SchwarzeSchnecke »

@ Winnie:

"es geht hier, glaube ich, nicht um "normale" Sensibilität, sondern um eine gewisse "Unfähigkeit", sich gegen einflutende Reize abzugrenzen.
Das heißt, ALLES wird aufgenommen, auch das Unwichtigste und Nebensächlichste. Nichts wird ausgefiltert. Und das führt dann (logischerweise) zu extremem Streß und einer Überlastungssituation, der man eigentlich nur noch durch Flucht entkommen kann."

Ich hatte schon verstanden, um was es hier geht.

"Les mal genauer nach, was zB Cecil, Regenwolke oder auch ich weiter oben beschrieb."

Habe ich gelesen und könnte von ähnlichen Dingen berichten.

"Das hat nichts mit "besonderem Einfühlungsvermögen" zu tun, obwohl DAS dann oft noch sozusagen als "Entschädigung" dazu kommt."

Von "besonderem Einfühlungsvermögen" hatte ich auch nichts geschrieben.
"Sensibilität" bedeutet lediglich "Empfindlichkeit".

Gruß, Anne
winnie
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von winnie »

@Cool

Es stimmt, bei AD(H)S kann man auch nicht ausfiltern.
Aber der Unterschied ist, daß bei AD(H)s eben NICHT alles aufgenommen wird - allerdings DAS, was aufgenommen wird, erhält unterschiedslos die gleiche Reiz-Priorität.

Winnie
cool
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von cool »

Hallo Winnie @ all

Ich habe ein Forum für Hochsensible entdeckt !
http://www.empfindsam.de/showthread.php?t=935

Oder war der link schon oben erwähnt ?

Auf alle Fälle habe ich gegoggled nach :
Sensetivität und Sensibilität

"Empfindlich sein" ist nämlich viel mehr als nur "überempfindlich sein" im Sinne von " der/die verträgt ja nix".

Nur was macht man mit dieser Fähigkeit und wie geht man damit um ?????????
otterchen
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von otterchen »

Vielen Dank für den Link - ich liege bei 205 Punkten.
Ja, ich sollte ein besonderes Augenmerk auf diese Charaktereigenschaft legen. Auch und besonders im Hinblick auf die Depression.

War die Empfindsamkeit damals in der Kindheit der Auslöser dafür, dass ich mich so anders entwickelt habe als meine Schwester, dass ich anfällig für Depressionen bin? Vielleicht ja.
Aber ich lerne ja in der Therapie, gut mit mir umzugehen, und wenn ich dann die Charaktereigenschaft "hochsensibel" noch zu meinen besonderen Attributen hinzuzählen kann, tu ich dies gerne!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Without
Beiträge: 209
Registriert: 27. Aug 2006, 18:58

Re: Hochsensibilität

Beitrag von Without »

Hallo Sieglinde!

Schön zu hören, dass du dich mit Enneagramm beschäftigst. Ich selber habe eine 1 1/2 jährige Ausbildung darin gemacht.
Ich bin eine 6! Mein großer Sohn ist auch eine 8, gehört aber trotzdem zu den HSP.
------------
@all:
Ich habe diesen Test auch schon gemacht und habe eine sehr hohe Punktzahl, irgendwas an die 300!

Alles was ihr hier beschreibt, kenn ich zur Genüge. Reizüberflutung durch Geräusche, Gerüche, mehrere visuelle Eindrücke aufeinmal.
Auch das Problem mit dem Autofahren im Dunkeln wenns regnet ist für mich sehr anstrengend ober besser gesagt unmöglich.

Ich finde diesen Aspekt der HSP sehr interessant, vorallem in der Zusammenschau mit Depression. Denn bei den HSP ist auch ein "Symptom" dabei in Bezug auf Tabletteneinnahme (also oft Nebenwirkungen, geringste Dosen reichen aus usw.).

Auch als Kind war ich schon immer sehr schnell reizüberflutet und dadurch bedingt auch aggressiv, auch heute noch kann ich von einer Sekunde an die Decke gehen, wenn TV läuft, Kinder sich streiten, ich koche, das Telefon klingelt. Wenn das alles auf einmal auf mich einwirkt, dann explodier ich unkontrolliert.

Schön, dass das Thema von dir aufgemacht wurde Tiara!

Liebe Grüße

Petra
>> Der Optimist sieht das Licht am Ende des Tunnels - der Pessimist den entgegen kommenden Zug
Tiara
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Re: Hochsensibilität

Beitrag von Tiara »

Hallo,

es freut mich, dass das Thema so große Resonanz findet.

Angeblich ist es so, dass 15-20% aller Menschen hochsensibel sind. Das ist das Ergebnis einer Telefonumfrage, in der auch ein Test verwendet wurde. Dass von denjenigen, die jetzt hier im Forum den Test gemacht haben, doch überdurchschnittlich viele ein hohes Testergebnis haben, ist zunächst einmal bemerkenswert.

Eine Theorie über Depressionen sagt, zwei Faktoren müssen zusammenkommen, damit Depressionen entstehen: eine Vulnerabilität aufgrund einer biologischen Disposition und Belastungen durch die Umwelt. Sensibilität, in dem Sinne, dass bestimmte Reize eine größere Reaktion auslösen, da sie in gewisser Weise nicht so stark gefiltert werden, stellt eine biologische Disposition da. Menschen die ständig von einer Reizüberflutung überlastet sind, sind natürlich anfälliger für Stresserkrankungen. Nicht alle hier werden mitgehen, wenn ich behaupte, dass Depressionen eine Stresserkrankung sind. Ich denke das auch nicht. Ich glaube vielmehr, dass "Depression" eine heterogene Erkrankung darstellt, in der einige wenige eine Depression entwickeln die fast ausschliesslich auf einer genetischen Veranlagung beruht, und einige wenige eine Depression entwickeln, die fast ausschliesslich auf starke Stresseinwirkung beruht. Dazwischen gibt es alle Abstufungen, in der beide Faktoren eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen.

Eine genetische Disposition lässt sich beeinflussen. Gerade das Gehirn ist ein Leben lang lernfähig und veränderbar. Darum sind auch Persönlichkeitsmerkmale beeinflussbar (darauf beruht ja Psychotherapie). Aber dieser Veränderung sind selbstverständlich Grenzen gesetzt. Aus einer Maus lässt sich durch Psychotherapie kein Elefant machen. (Nur durch Züchtung ist es uns gelungen aus dem genetischen Material des Wolfes ein Meerschweinchen herzustellen: der Chihuahua . )

Ich glaube nicht, dass ein hochsensibler Mensch mit einem "leichten Knall" auf die Welt gekommen ist. Er hat eine Veranlagung mitbekommen, die in bestimmten Situationen von großem Vorteil ist, ihn aber andererseits auch Schwierigkeiten aussetzt. Diese Veranlagung ist im gewissen Rahmen veränderbar, aber oftmals ist es nötig sie zu akzeptieren und einen Umgang damit zu finden.

Ein Thema möchte ich noch ansprechen, weil es mir hier immer wieder auffällt: Sehr sensibele Menschen haben die Tendenz selbst sehr empfindlich auf Emotionen zu reagieren und sich dabei unangemessen stark zu wehren. Ich kenne das von mir selbst, erlebe es aber auch hier im Forum immer wieder. Das ist jetzt keine Kritik, sondern eher eine Beobachtung. Weil ich es von mir kenne und weiß, wie es zustande kommt, kann ich es gut nachvollziehn.

LG, Tiara
flummy
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Registriert: 7. Mär 2007, 21:28

Re: Hochsensibilität

Beitrag von flummy »

265 Punkte, naja.
ich bin von solchen Tests auch nicht 100% überzeugt aber ich denke das sie einem doch tendenzen vorgeben können.

Ich finde es super dass man aber auch vermittelt bekommt, dass man eigentlich wertvoll für diese Gesellschaft ist- und das wir das alr besondere Fähigkeit nutzen sollten.

Jetzt ne Frage an alle die hichsensibel sind:

Habt ihr auch oft Vorahnungen, die sich bewahrheiten oder Deja-vus?
derya
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Registriert: 19. Jul 2005, 10:44

Re: Hochsensibilität

Beitrag von derya »

Hallo,

ich finde das Thema ebenfalls hochinteressant! Allerdings denke ich, daß es eine Wechselwirkung gibt. Sprich, in hochgradig depressiven Phasen bin ich viiiieel empfindlicher und kriege viel schneller eine Reizüberflutung. Oft kann ich dann nicht mal in den Supermarkt gehen, weil mich das Stimmengewirr der Menschen, Piepen der Scannerkassen plus Radiogedudel auf die Palme bringt.

Umgekehrt hat meine Therapeutin die Theorie, dass ich unter anderem depressiv geworden bin, weil ich hochbegabt und hochsensibel war (bin?) und dadurch der ganze Streß in meinem Elternhaus viel stärker auf mich einwirken konnte.


Vorahnungen, die sich bewahrheitet haben, hatte ich übrigens schon öfters. Déja-vus auch, aber da hab ich mal die Theorie gelesen, dass ein Déja-vu eine neurologische Fehlschaltung ist, vergleichbar mit einem Mini-Epilepsieanfall.
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: Hochsensibilität

Beitrag von Sieglinde1964 »

@ Petra35,

ja, das Enneagramm hat mir geholfen mich und andere besser zu verstehen. Ich habe es sogar mal meinem Chef empfohlen, dem es an Menschenkenntnis offensichtlich sehr mangelte. Klar haben wir 8er auch eine sensible Seite. Du kennst es ja selbst.
Tiara
Beiträge: 190
Registriert: 10. Jul 2006, 11:29

Re: Hochsensibilität

Beitrag von Tiara »

Hallo Flummy,

ja, mir gefällt es auch sehr, dass diese Betrachtungsweise nicht nur die Defizite betont, sondern auch die Stärken. Ich habe gemerkt, dass für mir ein solcher Wechsel der Perspektive sehr guttut.


Hallo Derya,

an Deiner Aussage, dass es da Wechselwirkungen gibt, ist bestimmt etwas drann. Ich denke auch, dass ich durch meine "Durchlässigkeit" viel anfälliger bin .

LG, Tiara
häslein
Beiträge: 84
Registriert: 26. Okt 2004, 19:02

Re: Hochsensibilität

Beitrag von häslein »

Hallo @all,
Oh, ich habe 300 beim Test...
Ich habe neulich erst erfahren, daß ich mir als Baby bereits schon selbst ein Schmusetuch über die Augen gelegt haben soll, weil ich wohl das Licht nicht ertragen habe

Das war auch neulich Thema bei meiner Therapeutin: einerseits sehr schön, tiefgründiger und aufnahmefähiger für Zwischennuancen zu sein, andererseits sehr schmerzhaft, wenn man nur schwer damit umgehen kann, sich nicht traut, sich abzugrenzen, dringend notwendige Ruhepausen oder Rückzugsmöglichkeiten im Job nicht nehmen kann. Das führt dann anscheinend sehr schnell in eine Überforderungssituation, den Rest kennen wir ja...

Liebe Grüße,
Häslein
Weltenwandlerin
Beiträge: 677
Registriert: 9. Mai 2006, 13:19

Re: Hochsensibilität

Beitrag von Weltenwandlerin »

Hallo!

Spannendes Thema mit großer Bedeutung für mich. Ein weitere Buchtipp von mir dazu:

Renate Göckel- Die Erbsenprinzessin. Wie Sie das Potenzial Ihrer Empfindsamkeit nutzen. Kreuz

Habe ich damals verschlungen und dann wieder "vergessen", wie das eben so ist mit den ungeliebten Dingen.

Ich habe übrigens bei dem Online Test 285 Punkte gemacht und bin- Überraschung- auch eine 8 im Enneagram.

Liebe Grüße,
Mika
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
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