Du hast das Recht

[Lysistrate]

Eine Kinderrechtsinitiative arbeite vor vielen Jahren 12 Punkte aus, die alle mit diesem Text begannen "Du hast das Recht..." Vielleicht kennen sie einige von euch. Aber mir fielen sie heute wieder in die Hände und ich würde euch die gern nach und nach hier mal als Diskussionsstoff anbieten, vielleicht geht es euch ja wie mir und ihr könnt mit ihnen etwas anfangen.
Hier der erste:

Du hast das Recht NEIN zu sagen, ohne dieses NEIN zu begründen.

Liebe Grüße in die Runde
Lysistrate

Ach - Nein-Sagen musste ich mühsam lernen, inzwischen kann ich das, aber jetzt leide ich oft darunter, dass ich Nein-Sagen muss, weil ich nicht kann, was ich gern würde.

[JanineA]

Sehr interessanter Thread...

"Du hast das Recht.. Nein zu sagen"

Nein sagen, vor einigen Jahren begann ich es zu "üben"... es gelingt mir schon ganz gut...
Was allerdings ein Problem für mich ist, ich fühle mich dann immer gezwungen mein "Nein" zu begründen.
Ich möchte mich immer dafür rechtfertigen, obwohl mir mein Verstand sagt, dass ich dies gar nicht brauche.
Ich möchte mich für mein Nein immer entschuldigen.

Grüße,
Janine

[Cecil]

[sunshine_do]

Hallo,

ich denke, es ist ganz wichtig, 'nein' sagen zu können. Ich kann das mittlerweile gut ... weil .. wir haben ja alle schon die Erfahrung gemacht .. wenn man nie 'nein' sagt, wird man schnell ausgenutzt.
Man geht zwar evtl. Diskussionen aus dem Weg und ist evtl auch beliebter, aber man bekommt dann auch alles zugeschustert, was kein anderer machen will .. und damit wird man auch nicht glücklich.
Mein 'nein' begründe ich nur bei Menschen, die mir wichtig sind, und bei denen es mir wichtig ist, das sie mein 'nein' verstehen.

viele Grüße
Sunshine

[Lysistrate]

Schön, dass euch die Anregung gefällt, vielleicht können wir etwas davon mitnehmen - jeder für sich und alle zusammen...

Mir geht es so, dass ich oft helfen will - wie früher, als ich stärker und gesünder war, um manchmal bereitet mir das NEIN-sagen müssen dann echte Probleme. Ih fühle mich dann *irgendwie halb* - auch wenn niemand mir böse ist.
Liebe Grüße
Lysistrate

[danideng]

Hallo zusammen,

als ich in der Klinik war, erarbeiteten mein Therapeut und ich, dass meine Hauptprobleme folgende sind:

Schuldgefühle und schlechtes Gewissen
Nein-Sagen
Verlassensängste

Nachdem ich sagte, ok, also die 3 Punkte müssen wir bearbeiten, gab er mir zu erkennen, dass es sich hier um einen einzigen Punkt handelt.

Ich sage nicht "NEIN" aus Schuldgefühlen, weil ich dem anderen nicht weh tun will (schlechtes Gewissen) und natürlich Angst habe, dass dieser daraufhin das Weite sucht.

Tja, interessante These, und ich denke es ist ne ganze Menge dran.

Also willkommen im Club , auch ich arbeite heftig daran

Lieben Gruß

[Chiron]

Hallo Ihr Lieben,

"du hast das Recht, nein zu sagen."

Ach hört sich das schön an.*seufz*
Ich hoffe ich verinnerliche das irgendwann mal ohne schlechtes Gewissen, ohne Angst verlassen zu werden....

Danke für den Willkommensgruß, liebe Dani,
hatten wir die gleichen Erzieher?

Liebe Grüße,

Chiron

[danideng]

Liebe Chiron,

den gleichen Erzieher oder die gleiche Krankheit....

aber ich finde, er hatte es sehr schön auf den Punkt gebracht. Denn tatsächlcih ist das doch alles im Grunde ein Punkt, gegen den wir kämpfen. Und wir schaffen das!

Wie gehts dir jetzt? Besser hoffe ich? (Man möge mir den kurzen Ausrutscher verzeihen...)

Lieben Gruß

[Bellasus]

Hallo,

ich arbeite ja auch dran. Ich komme nur nicht von meinem Weltbild los, dass ich doch tun muß, was nun mal zu tun ist oder was der Chef sagt oder in dem Job arbeiten, den ich eben bekommen kann oder durchhalten, auch wenn mir etwas nicht bekommt oder oder oder. Selber die Wahl zu haben, unerquickliche Situationen zu beenden, fühlt sich immer noch utopisch an, obwohl ich es schon verschiedentlich gut hinbekommen habe.

Warum ist es so schwer, dieses Recht tatsächlich anzunehmen? Kann ein altes Muster "du mußt doch, du kannst doch nicht..." so fest verwurzelt sein, dass das doch viel angenehmere es so schwer hat?

Ich glaube es ist wirklich eine Einstellungssache. Solange noch Zweifel da sind, allein durch sein Dasein es wert zu sein, nein sagen zu dürfen, für sich sorgen zu dürfen - solange wird es jedesmal Überwindung kosten.

Üben üben üben bringt sehr viel. Aber wandelt sich die innere Einstellung zu sich selbst tatsächlich durch Wiederholungen, oder gibt es da noch eine Zauberformel für Wer die findet hat wahrlich einen Schatz gehoben

Nicht falsch verstehen: Selbtverständlich gibt es viele Dinge, die einfach sein müssen, ob sie einem gut tun oder nicht. Aber noch viel öfter wäre es wohl tatsächlich möglich, nein zu sagen, allein der innere Zensor hindert uns daran.

Fühle mich auch gerade von ihm blockiert.

Liebe Grüße
Bella

[danideng]

Liebe Bella,

ich denke schon, dass das Üben was bringt. Denn jedes Mal, wenn ich NEIN sage, ernte ich ja auch irgendeine Reaktion. Und wenn diese Reaktionen nicht durchweg negativ sind, habe ich doch einen Erfolg und kann sicherer werden. Oder ich erkenne auch im Laufe der Zeit, WIE man das NEIN am besten sagt.

Aber es klingt in der Theorie alles leichter als es in der Praxis ist.

So ist jeder Tag doch in gewisser Weise eine neue Bewährungsprobe. Denn zunächst heißt es ja, die Situation überhaupt erst mal zu erkennen und nicht in alte Muster zu verfallen - und ich denke das ist mindestens genauso schwer wie das Nein-Sagen selbst, weil wir in unseren Gewohnheiten bereits so festgefahren sind. Wir haben es ja nicht anders gelernt. Und nach dem Erkennen das Handeln....

Liebe Grüße

[Bellasus]

Liebe Dani,

du sagst es: nach dem Erkennen das Handeln. Darum bin ich auch gerade so down, weil ich erkannt habe... das handeln bzw. nach Möglichkeiten suchen wird dann Kraft kosten, aber ich habe Hilfe dabei.
Und vielleicht wird eine positive Erfahrung daraus.

Sicher, wenn andere das eigene noch unsichere Nein akzeptieren, wenn man wiederholt merkt, dass andere sich vielleicht gar nicht so einen Kopf machen, sondern ein Nein einfach hinnehmen, dann kann vielleicht langsam ein Umdenken stattfinden. Warum soll man sich selber nicht zugestehen, was andere problemlos akzeptieren? Und mit Erfolgserlebnissen "auf dem Konto" wird es dann hoffentlich auch zunehmend leichter, auch in schwierigeren Situationen zu eigenen Nein zu stehen.

Den Rechtfertigungsdrang finde ich auch sehr erwähnenswert, denn wie leicht manövriert man sich damit in die Ecke, wenn das Gegenüber redegewandt ist und immer Gegenargumente hat. Und mit dem eigenen Gefühl zu argumentieren, was den anderen vielleicht gar nichts angeht, muß ja schiefgehen. Also tief Luft holen und NEIN sagen. Punkt.

Gute Nacht
Bella

[danideng]

Liebe Bella,

stimmt, der Rechtfertigungsdrang. Dazu muss der andere ja noch nicht mal redegewandt sein. Es reicht ja schon, wenn ICH mir einen Kopf mach. Hab grad ein aktuelles Beispiel, ich habe NEIN gesagt, und ich weiß es war richtig, was passiert nun? Rechtfertigung - Grübeln - war es vielleicht doch verkehrt - muss ich nicht die Schuld auch bei mir suchen??? Und schwups sind wir dann wieder bei den Schuldgefühlen. - und last but not least bei den Verlassensängsten.

Mir gerade aktuell passiert. Automatisch suchte ich die Fehler bei mir statt bei dem anderen. Warum? Tja, festeingefahrene Verhaltensmuster, nicht wahr?

Leider gibts da keinen Wegweiser heraus, nur immer wieder - Situationen erkennen - Handeln- erkennen - Handeln....

Aber wir sind doch schon mal so weit DAS zu erkennen. So weit waren wir vor kurzem nicht. Von daher hoffe ich sehr, für uns alle, dass wir den Rest auch noch schaffen. Insbesondere da wir ja Hilfe haben...

Liebe Grüße

[Bellasus]

Guten Morgen Lysistrate, Dani und alle anderen,

diesen von dir, Dani, beschriebenen Teufelskreis kennen wir wohl alle. Mit dem erkennen - handeln kann man wohl auch kaum erwarten, mit einmaliger Bearbeitung das Thema abgehakt zu haben. Meine Thera beschrieb den Weg mal als im spiralförmig um einen Berg herumlaufend - man kommt immer wieder an denselben Stellen vorbei, aber jedesmal ein klitzekleines Stückchen höher. Das tröstet etwas, denn mich frustriert es immer so, wenn ich dachte, mit etwas durch zu sein und dann ist es plötzlich wieder ein Problem. Das Nein-Sagen ist wohl so ein Thema, dass viele Wegeswindungen braucht.

Viele Grüße und einen schönen Tag,

Annette (bin ich doch eher als Bella)

[otterchen]

Hallo Ihr Lieben!

Mir geht es gerade so gut, ich würde Euch gerne etwas davon abgeben!

Ich merke aktuell bei mir einiges beim Schreiben: vorher habe ich öfter geschrieben (+ gesagt) "ich muss", aber aktuell korrigiere ich mich automatisch zu "ich möchte".
Vielleicht steckt das auch bei diesem Thema manchmal dahinter? Wenn man z.B. um Hilfe gebeten wird und man das "muss" fühlt, ist es viel belastender, als wenn man frei sagen kann "ja, ich möchte".

Wenn meine Kolleginnen mich z.B. bitten, ihnen am Computer irgendwas zu erklären, habe ich den Nerv-Faktor (und das Bedürfnis, auch mal Nein zu sagen) heruntergeschraubt durch meine innere Bereitschaft dazu. Ich WILL ihr ja helfen, weil ich sie mag und weil wir alle als Abteilung weiterkommen und dies den Zusammenhalt stärkt.

Habt Ihr denn auch so Sachen, wo Ihr Euch selbst sagt "ich muss"??