Dürfen depressive Menschen lustig sein?

schatzi
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von schatzi »

Hallo Joy,

wieso denn? Erkläre mir doch bitte worauf Du genau hinaus möchtest?

Meinst Du ernsthaft, Depressiven wäre verboten lustig zu sein?

Ich meine definitiv, dass zu glauben ist irrational.

bo
ANOVA
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von ANOVA »

@ Bernd

>P.S. Xenia, daß wir noch mal der gleichen Ansicht sein würden, hätte ich mir nicht träumen lassen.

Tja, wenn ich ehrlich bin: ich auch nicht!
schatzi
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von schatzi »

Hallo Bernd,

kannst Du Deine Meinung in Bezug auf die Entstehung der Depression, aufgrund Veränderungen in der Gesellschaft, genauer präzisieren?

Vorab, ich bin da anderer Meinung.

bo
danideng
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von danideng »

Hi zusammen,

ein schöner Thread

Vor allem weil er absolut der Wahrheit entspricht. Ich bin auch eher der Typ, der den ganzen Tisch zum Brüllen bringen kann, jederzeit und immer. Wenn man dann erzählt, man hat eine Depression: Was???? DUUUUUUUUUUU?????? Das hätt ich ja NIEEEEEEEE gedacht! DAS sind die Ansagen, die man bekommt.

Lachen ist wichtig und tut mir unheimlich gut, bis mir die Tränen runter laufen.

In der Klinik machte ich die gleichen Erfahrungen. Es ist doch irgendwo ein geschützter Raum, keine Alltagssorgen, alles läuft, kein Stress, einfach abschalten, lachen, albern sein, wir hatten Situationen dort, wo wir wirklich unterm Tisch lagen vor Lachen, sche wars!

Ein super Thread!

Lieben Gruß
Dani1112
Schneckerl
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von Schneckerl »

Ich glaub auch, eine gewisse Portion Eigenhumor ist schon wichtig, um zu lernen, mit dieser Krankheit besser umzugehen. Wenn man dann noch so tolpatschig ist wie ich, ist das alles überhaupt kein Problem, da gibt es immer was zu lachen. Und Schadenfreude ist bekanntlich die schönste Freude
schatzi
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von schatzi »

Hallo Dani,

und die Vollpension nicht zu vergessen. Jeden Tag lecker Essen. Ich habe dort auch Massagen und Eisbehandlungen bekommen, da ich ja als alter Leistungssportler mal wieder allen zeigen wollte, was für ein toller Hengst ich bin und mir beim Handball einen Muskelfaserriss zugezogen.

Jeder hat eben so sein Störungsmodell!

bo
ANOVA
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von ANOVA »

Hallo Bernd,

danke für das Kompliment!

Naja, meine Bissigkeit habe ich nicht immer verloren, aber ich gebe mir Mühe, bei emotionalen Themen erstmal Luft zu holen, bevor ich mich äußere, was mir allerdings nicht immer gelingt. Ich will damit sagen, dass manchmal im ersten Moment meine Reaktionen etwas zu heftig sind. Und ich will das, was ich in der Therapie gelernt habe, konstanter anwenden: weg von "entweder, oder" und hin zu "sowohl, als auch".

Gruß

Xenia
danideng
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von danideng »

Hi Bo,

stimmt, das Essen war SUPER. Ich musste natürlich im Wasser zeigen, was für ein toller "Hecht" ich bin Da dort ein Pool war, konnte ich jeden Tag schwimmen, genial.

Abends waren wir entweder in der Klinik, oder wir sind immer mit ein paar Leuten in die Pizzeria am Ort was trinken gegangen. Das war auch immer sehr lustig, und absolut entspannend.

Nur "Einschluss" (wie ich es immer nannte) um 23.00 Uhr, das fand ich schon heftig....

Lieben Gruß
Dani1112
schatzi
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von schatzi »

Hallo Bernd,

ja ich hatte das bereits gelesen und dachte über diese bestimmte Denkweise mehr Hintergründe erfahren zu können.

Die Welt sollte fair und gerecht sein.
Hauptinhalt der vorliegenden Idee ist die absolutistische Forderung, dass die Welt -"verdammt noch mal!" - so zu sein habe, wie es schön wäre: Wo aber steht geschrieben, dass die Welt gerecht zu sein hat? Unzweifelhaft wäre es wünschenswert und schön; und es sich lohnt, sich für Gerechtigkeit und Fairness einzusetzen. Es ist aber völlig unsinnig zu fordern, dass die Welt gerecht und fair sein muss. In Wirklichkeit ist die Welt so beschaffen, wie sie beschaffen sein muss: Denn bestimmte Bedingungen in der Vergangenheit haben dazu geführt, dass sich die Welt so darstellt, wie sie jetzt ist. Die selbstschädigende Idee ist Ausgangspunkt für unzählige Wutausbrüche und exessiven Ärger, letztlich für Mord und Totschlag.

Ich sage mir besser: Die Welt ist so, wie sie sein muss. Ich kann sie zukünftig zu verändern trachten, aber es gibt keinen Grund, warum sie heute anders sein sollte.


bo
schatzi
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von schatzi »

Oh Entschuldigung, das wird einfach wieder viel zu ernst und hat wenig mit Humor zu tun.

Aber manchesmal möchte ich hinweisen und raten, aber nicht belehrend wirken und rutsche leicht in diese Geschichte die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben.

Jeder lebe nach seiner Fasson.

Bitte doch lieber wieder mehr Amüsantes aus unseren deutschen "Klapsmühlen" oder sog. Nervenheilanstalten, wo man sicherlich leider schwere Schicksale vorfindet, aber ein jeder so seine eigene Strategie entwickelte, damit zurechtzukommen.

bo
danideng
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von danideng »

Also dann:

Wir waren an einem der letzten Abende wieder mal in der Pizzeria und ein Mitpatient bestellte einen Baccardi-Cola. Die Kellnerin entschuldigte sich und sagte "Sorry, Baccardi-Cola haben wir nicht, darfs auch ein Wodka-Cola sein? Der geht aufs Haus". Daraufhin bestellte ich in unserem schönen Bayernland hoffnungsvoll ein Kölsch, als sie bedauernd sagte, das hätten sie nicht, sagte ich "Es darf aber auch ein Helles aufs Haus sein". Wir hatten viel Spaß und es war ein billiger Abend!

So, Stimmung ein wenig rumgerissen?

LG
Dani1112
schatzi
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von schatzi »

Hallo,

sag ich doch, meine nächste "Klapsmühle" ist in Bayern. Ganz schön geschickt eingefädelt, im Weizenbierland ein Kölsch zu bestellen.

Klingt alles nach einer schönen Gesellschaft und nicht nach Psychiatrie.

So lustig war's dann doch wieder nicht, weil wir in unseren Reihen eine junge Türkin hatten, die schon unsere daniederliegenden männlichen Nerven arg strapazierte. Ich weiß nicht wie man diese Störung nennt, aber das war der Hammer. Erst in uns alle verliebt und im nächsten Moment glatt verteufelt, da wir diese Liebesbekundungen nicht ernst genug genommen haben.

Während meiner beruflich medizinischen Belastungserprobung, letzten Herbst in Saarbrücken, haben wir nur gegröhlt.

Als gelernter Kaufmann wurde mir zuerst Ergoherapie, Teppich knüpfen und die lustige Metallwerkstatt zugeteilt, wo ich den leiblichen Herrn Bohnenberger kennenlernte.
Nach überstandener Psychose machte dieser dort ein Langzeitpraktium und brachte den Ausbilder regelmäßig an seine Grenzen.
Was wir über diesen Typen dort gelacht haben, war einfach schon diese Maßnahme wert gewesen.
Während einiger Ausbildungsbesprechungen ist der regelmäßig eingeschlafen, sicherlich auch durch die verordneten Medikamente und hat gestottert wie ein Wasserfall.
Nicht das er ausgelacht wurde, aber die dortige Situation im Zusammenspiel mit einem burschikosen Ausbilder, war einfach köstlich mitzuerleben.
Neben diesen Erscheinungen waren natürlich die Belastungsaufgaben, aus bestimmten Drahtstücken, nach vorgebenen fachlichen Aufzeichnungen, Formen durch kloppen, sägen, feilen herzustellen einfach zum Schreien.
Vor allen Dingen, weil alles hinterher ohne Begutachtung in den Müll gewandert ist.
Da feilt man sich nen Wolf und alles für die Tonne.
Nachdem ich diese Abteilung hinter mir hatte, konnte mich dort nichts mehr schrecken.
Nur warum eigentlich immer solche Einrichtungen auf ziemlich hohen Bergen liegen müssen? Die Anstiege mit meinem mitgenommen Crossbike haben mir meine Kniegelenke nicht verziehen.

bo
schatzi
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von schatzi »

Hallo Joy,

sag es doch, was Dich stört!
Weglöschen macht neugierig.

bo
danideng
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von danideng »

hi Bo,

es ging um diese Frage, die Joy dir gestellt hatte

"Hallo Bohneberger,

was, wenn ich jetzt sagen würde, Depris dürfen nicht lustig sein.

Was würdest du mir antworten ?

Gruss
Joy"

und sie war der Meinung, keine Antwort von dir bekommen zu haben.

Joy sei nicht beleidigt, er hat dir doch geantwortet, aber du wolltest eine präzisere Antwort, nehme ich an?

Mal ne Frage an dich: Warum stellst du diese Frage?

LG
Dani1112
schatzi
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von schatzi »

Hallo Dani,

ich bin leider verunsichert, weiß nicht genau wie anders ich darauf hätte anworten sollen?

bo
danideng
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von danideng »

Hallo Bo,

ich bin auch verunsichert, darum hatte ich Joy gefragt, warum sie diese Frage stellt.

Sie fühlte sich hier zum Schluss nur einfach überlesen. Darum gings jetzt.

Joy, antworte uns doch. Was möchtest du wissen. Tut uns leid, wenn du den Eindruck hattest, übergangen worden zu sein. Das war von keinem von uns so gedacht oder gewollt.

Lieben Gruß
Dani1112
jes
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von jes »

Hallo Bo,

momentan bin ich dank meines "Zustandes" in einer Tagesklink. Meine Woche war so lustig das ich gerade "unter Tavor steh"

Heute in der Ergotherapie war ich der Clown der Nation, und mag sagte mir nach ich hätte nen super Tag. Schon komisch, meine lustige Maske klappt perfekt.

Damit bin ich gern "richtig" lustig. Und nicht "überdeckelt"

(Versteht mal mein Geschwätz? Man möge mir verzeihen, wenn nicht )

Generell geht es bei uns in der Klinik sehr nett und lustig zu, obwohl wir mehr oder weniger unser Paket tragen müssen.

Ist es vielleicht damit wir das "schwere" (depri) Leben leichter tragen können ?

Viele Grüße
Jessica
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
imagine
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von imagine »

Hallo,
lasst sie doch bitte, sie wird ihre Gründe haben...
Ich wollte auch erst mein Posting weiter oben löschen, weil ich eine Löschung befürchtete, nein ich finde es gut, dass diese Löschfunktion existiert, auch zum eigenen Schutz.

das scheint ja eine tolle Einrichtung zu sein, Dani, in der du warst...

Aber ich habe auch noch was lustiges

Das Weben hat mich erinnert!

Ich hatte auch sehr gegen meinen Willen eine Webtherapie, die dann auch genau meinen Erwartungen entsprach, ich kam mir wieder vor wie in der Schule, beim verhassten Handarbeitsunterricht.

Als ich meine schlechten Augen ein bisschen "vorschob", denn ich hatte wirklich Probleme, sagte man mir, dass man das nun nicht verstehen könne, man habe mir doch extra den Blindenwebstuhl gegeben, hätte mir das aber nicht so sagen wollen...
Und nun, dachte ich warum denn jetzt???

Ob es an der Psychiatrie lag, oder an der allgemeinen Stimmung, es sorgte für einen lustigen Abend
(hätte ich mir im realen leben nicht vorstellen können, dass ich mal über sowas lachen konnen würde)
ABER, es tat so gut und seitdem sehe ich mein Problem mit größerer Gelassenheit

Imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
danideng
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von danideng »

Liebe Imagine,

der Titel des Threads lautet "Dürfen depressive Menschen lustig sein?"

Natürlich gabs auch andere Momente, z.B. die ersten Tage, an denen ich am liebsten sofort wieder abgereist wäre, bis ich mich mal heimisch fühlte, und natürlich waren manche auch so manches Mal sehr in sich gekehrt oder traurig nach einer anstrengenden therapie, aber dann wurden sie von den Mitpatienten aufgefangen, es war wie eine private Gruppentherapie, in der die anderen dann für einen da waren.

Natürlich gabs auch anstrengende Momente, schließlich wird auch viel von einem gefordert,

aber - wie gesagt - ich reagierte jetzt mehr auf das Thema des Threads.

Insgesamt war meine Zeit in Windach aber in jedem Fall eine Zeit, an die ich gern zurückdenke.

liebe Grüße
Dani1112
karindittmar
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Re: Dürfen depressive Menschen lustig sein?

Beitrag von karindittmar »

Sehr gern würde ich Euch eine lustige Geschichte aus meinem Klinikaufenthalt erzählen, nur leider ist seit der letzten Depression mein Kurzzeitgedächtnis ausgeschalten. So kann ich all Eure Beiträge über das Lachen in der Klinik bestätigen, nur über was wir gelacht haben, weiß ich leider nicht mehr.

Als Training für mein Gedächtnis versuche ich nun, mich daran zu erinnern, worüber ich in dieser Woche gelacht habe und stelle fest, dass vieles Situationskomik war.

So, nun versuche ich es einfach mal, eine dieser Situationen Euch wiederzugeben.

Jeden Mittwochnachmittag betreue ich von unseren ehemaligen Hausbewohnern die 3 Kinder. Wir basteln, spielen, lesen vor, gehen auf den Spielplatz usw.

Ella, die jüngste ich 3 Jahre und ihr Bruder Ricus 6 Jahre. Beide mußten zur gleichen Zeit plötzlich auf Toilette und bevor sich ein Streit entfachen konnte, griff ich mit folgenden Worten ein: "Ricus, bitte lasse Ella zuerst auf die Toilette. Sie hat eine kleinere Blase als Du." Darauf fragte mich Ricus: "Was für eine Blase?". Ella hob sofort ihren kleinen Finger hoch und erwiderte: "Guck Ricus, hier habe ich eine kleine Blase." Mir blieben die Worte weg und ich lachte in mich hinein.

Worüber habt ihr in dieser Woche gelacht?

Die Idee, hier Lachgeschichten reinzustellen, finde ich wunderbar und konnte mir bei dem einen und anderen Posting ein Lachen nicht verkneifen. Danke an Euch, die hier geschrieben haben.
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