Meine Baustellen

Shantja1970
Beiträge: 306
Registriert: 30. Mai 2006, 22:33

Meine Baustellen

Beitrag von Shantja1970 »

Hallo Ihr Lieben, ich bin noch recht neu in dem Forum, d.h. ich hab bisher noch nicht allzuviel geschrieben. Deswegen nochmal eine kurze Vorstellung: Ich heisse Shantja, bin 36 Jahre alt und in TZ berufstätig. Meinen Job mag ich ganz gerne und bin sehr froh, dass ich ihn habe. Ich habe schon seit Urzeiten Depressionen, also ca. 13 Jahre und noch andere Symptome, z.B. Depersonalisation. Ich war zwei Mal in ner Klinik,ambulante Therapie, habe schon etliche Medis ausprobiert und nichts hat wirklich geholfen.

Ich drehe mich im Kreis, nichts geht von der Stelle, hab ich das Gefühl. Ich denke ich muss etwas bewegen, weil sonst bewegt sich nichts. Dazu brauche ich einen langen Atem.
Die Sachen, die mich im Momentz sehr unzufrieden machen sind:

1. meine Kontakte: ich wohne alleine und führe eine WE-Beziehung. Mein Freund wohnt 430 km von mir entfernt. Wir sehen uns alle 2 Wochen und das ist dann auch schön, aber ansonsten fühl ich mich oft einsam. Ich kenne nicht so viele Leute und wenn ich welche kennen lerne, schaffe ich es nicht, diese Kontakte zu intensivieren. Eine Aufgabe für mich ist es also, diesen Punkt zu verbessern.
Aber wie?? - was ich wichtig finde ist öfters zum Telefon zu greifen. In letzter Zeit simse und maile ich oft. Das ist nicht gut, glaube ich. Also: Aufgabe Nr. 1. -mehr telefonieren.

2. mein Chaos: Ich lebe im Siff. Meine Wohnung ist dreckig, mir fehlt der Antrieb, aufzuräumen und zu putzen. So möchte ich keinen Besuch empfangen, da sschneide ich mir dann wieder ins eigene Fleisch, s.o. Also Aufgabe Nr. 2 - Chaosbeseitigung.

Ich glaube das reicht erstmal als verhaltenstherapeutische Aufgaben. Ich mach jetzt VT mit mir selbst . Therapie bekomm ich erstmal nicht mehr.
Hat jemand ähnliche Themen und will sich mit mir über Erfolg und Miserfolg austauschen?

Schönen Tag und liebe Grüße, Shantja
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Meine Baustellen

Beitrag von DepriXX »

hallo shantja
ich habe festgestellt, das es nicht klappt, wenn man sich als depri alleine "behandelt".
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Meine Baustellen

Beitrag von otterchen »

Hallo Shantja,

tja, da hast Du wohl ähnliche Probleme wie ich... ich habe auch im Laufe der Zeit immer mehr Kontakte abgebaut, und ich bin gerade dabei, langsam wieder einige Fäden aufzunehmen. Wobei dann wieder meine Ungeduld ins Spiel kommt; mir geht alles nicht schnell genug nur: echte Freunde kann man sich eben nicht aus dem Hut zaubern.

Das mit der Wohnung kenne ich auch nur zu gut! Für mich ist die Wohnung irgendwie sogar ein Spiegel meiner Seele: so unaufgeräumt... Sachen drin, die ich längst wegschmeißen könnte... und doch: seit Wochen tu ich nichts mehr, es sieht schrecklich aus, ich kann deswegen keinen Besuch empfangen.
Aber vielleicht muss das so sein? Dass man sich quasi selbst unbewusst dazu zwingt, sich mit sich selbst auseinander zu setzen?
In dieser Situation sollen wohl keine anderen Leute um einen herum sein, die einen ablenken...

Natürlich drängen sich wegen der Unordnung zu Hause wieder die Selbstvorwürfe auf... aber die lasse ich nicht mehr zu... es wird kommen... ich werde irgendwann wieder eigenverantwortlich handeln können, im Bewusstsein, dass ich es ordentlich haben will und auch etwas dafür tun muss.
Oh, da fällt mir was zu ein: wenn ich jemanden wirklich gern habe und dort zu Besuch bin, greife ich selbstverständlich zum Schwamm und spüle... das ist wie ein kleiner *Liebesdienst*... warum mache ich das nicht für mich selbst?

Bevor ich soweit bin, dass ich meine Wohnung wieder ordentlich habe, muss anscheinend erst einmal was anderes passieren: dass ich mich selbst wahrnehmen kann und mir meiner selbst bewusst werde und mich selbst lieben kann.

Wie willst Du das eigentlich ohne Therapie schaffen? Hast Du denn vor, später noch eine zu beginnen?
Ich merke, dass mir meine Therapie sehr gut tut... ich werde etwas angeleitet, mir werden Sachen bewusst gemacht... aber meine Therapeutin nimmt mich nicht bei der Hand, sie führt mich nicht, sie hilft mir nur wahrzunehmen.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Meine Baustellen

Beitrag von otterchen »

*grübel* funktioniert das vielleicht auch anders herum?
Dass man die Wohnung macht und damit eher selbst mit sich ins Reine kommt?

Auf jeden Fall wäre es ja befriedigend, man hat etwas geschafft.
Kommt man damit aber auch näher zu sich hin??
Kann man mit Beseitigung des Wohnungs-Chaos also auch sein inneres Chaos ordnen??
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Meine Baustellen

Beitrag von DepriXX »

otterchen, versuche es doch einfach und räum deine Wohnung auf.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Meine Baustellen

Beitrag von otterchen »

*lach* Du kennst meinen inneren Schweinehund nicht, Depri.

Aber mal im Ernst: was ich schaffe, sind höchstens Kleinigkeiten... danach habe ich sofort das Gefühl, ich müsse ausruhen, Kraft schöpfen. Aber nicht körperlich... irgendwie seltsam, schlecht zu beschreiben.

Aber ok... diese Kleinigkeit will ich wenigstens heute tun, dazu hast Du mich wenigstens gerade gebracht danke für den Anstubs
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Meine Baustellen

Beitrag von DepriXX »

andere anschubsen kann ich immer , für mich selber kriege ich auch nichts gemacht.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Shantja1970
Beiträge: 306
Registriert: 30. Mai 2006, 22:33

Re: Meine Baustellen

Beitrag von Shantja1970 »

Hallo Ihr, danke schon mal für eure Antworten.

Deprixx, dass ich versuche mich ohne Therapie zu behandeln, liegt nicht daran, dass ich keine machen will, sondern dass ich zur Zeit gesperrt bin, noch bis Herbst 2008. Und irgendetwas muss ich ja tun. Ich denke auch, dass mir Thera gut tun würde, aber ist eben grad nicht. Ich mache alle 2 monate körpertherapie in der Gruppe, das bezahle ich selbst, jedes Mal 160 Éuro pro WE. Mehr ist echt nicht drin.
Ich glaube nicht, dass man sich selbst "behandeln" kann, aber man muss schon versuchen etwas zu tun, selber Steine aus dem Weg zu räumen.
Ich denke auch, Otterchen, klar ist die Wohnung ein Spiegel der Seele, aber von alleine wird sich da auch nichts ändern. Aber es muss ja nicht das erste sein, was du angehst, es gibt ja noch viele andere Möglichkeiten und es ist schön, dass du auch die Fäden zu deinen Kontakten wieder aufnimmst. Wie ist deine Situation? Bist du liiert, hast du Kinder? Ich werde heute schon noch was in der wohnumg tun. Und dann hab ich mir vorgenommen, diese Woche mindestens 3 Menschen anzurufen (ohne meinen Freund und meine Mutter) und ein Treffen zu haben. Außerdem werde ich jede Woche etwas Inspirierendes machen. Sonntags ziehe ich dann immer Bilanz und werde mir neue Aufgaben stellen. Liebe Grüße, Shantja
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Meine Baustellen

Beitrag von DepriXX »

du kannst eine verhaltenstherapie machen von ca. 2 jahren dauer und danach direkt eine gesprächstherapie von 2 jahren dauer

du kannst gespräche beim sozialpsychiatrischen dienst haben...
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Meine Baustellen

Beitrag von otterchen »

hmmm... also bei mir klappt da nix...

Ich habe gerade etwas in der Küche herumgewerkelt... bis irgendwie ein *Fluchtgedanke* kam... seltsam...

Ich habe einfach nur ruhig den Geschirrspüler aus- und wieder eingeräumt, ein paar Dinge an die richtige Stelle geräumt und die Arbeitsplatte abgewischt... danach kam direkt ein *weg hier*...

was will mir das sagen?

Zum Glück weiß ich von mir, dass das mit der Hausarbeit klappt, wenn ich *eins* bin mit mir (was aber leider selten der Fall ist).

@ Depri
hmmm... nicht mal eine Viertelstunde? Einfach mal anfangen, wie ich gerade

@ Shantja:
ich wohne derzeit alleine... mein Lebensgefährte hat sich im Dezember von mir getrennt (wir haben keine Kinder), er wohnt offiziell noch hier, er hat sich aber verpieselt, ich sehe ihn so gut wie nie (was gut ist)... ich werde hoffentlich bald hier ausziehen, aber leider finde ich keine neue Wohnung (die meinen Vorstellungen entspricht, denn ich möchte nicht, dass eine wahllos herausgepickte Wohnung später eine weitere Belastung und damit ein Depri-Faktor für mich ist).

Ich überlege gerade, ob ich mir nicht auch ähnliche Ziele setzen soll wie Du... denn ich merke, dass ich mit "Struktur" gut umgehen kann (also z.B. Arbeit).
Aber ich kenn mich doch und meine guten Vorsätze... wenn's für andere ist, tu ich's, aber für mich selbst?

Ich finde wohl etwas Zugang zu mir, aber nehme ich mich auch wichtig?
Wie motivierst Du Dich denn?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Shantja1970
Beiträge: 306
Registriert: 30. Mai 2006, 22:33

Re: Meine Baustellen

Beitrag von Shantja1970 »

Mh, ja bis jetzt konnte ich mich zum aufräumen auch noch nicht motivieren..., aber ist doch super, dass du schon mal was gemacht hast, otterchen. Immerhin. Ich habe immerhin grad schon die erste von den drei Personen angerufen, sie war aber nicht da...

Wie motivier ich mich? Weiss auch nicht, vielleicht mit der Aussicht, dass es mir dann besser geht. Mh, dann hast du grad ne Trennung hinter dir? Das ist natürlich heftig, aber es hört sich so an, als sei es gut so. Was macht ihr heute noch? Ich werde gleich zu meiner Mutter fahren und ich will mit ihr etwas spielen. Ich spiele sehr gerne Gesellschaftsspiele .

Das mit den Gesprächen bei dem Sozialpsychiatrischen Dienst ist vielleicht gar keine schlechte Idee. werde mich mal informieren, was es da für Möglichkeiten gibt. Ich wohne in einer Großstadt, da gibt es ja bestimmt Möglichkeiten. Es gibt ja auch sozialpsychiatrische Zentren, vielleicht kann ich da auch Freizeitangebote nutzen.

So, jetzt geh ich spülen . LG Shantja
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Meine Baustellen

Beitrag von otterchen »

heho, spülen gehst Du also...
DepriXX, steckt das nicht an?

Ich habe schon ein Telefonat hinter mir, allerdings bin ich angerufen worden. Dafür habe ich gestern jemanden angerufen.

Spielen tu ich auch gerne, allerdings fehlen mir dazu die Leute!
Das ist halt das Vertrackte: dass man sich immer weiter sozial zurückzieht, und am Ende ist niemand mehr da.

Und so sitze ich hier herum und schlage irgendwie meine Zeit tot... ok, ich tue auch Nützliches für mich, ich arbeite an mir (schreibe mir gerade eine Liste, was mich ausmacht)... und ich gönne mir was Gutes: ich lade mir Musik runter und brenne sie gerade. Aber ansonsten? Mir wäre mal nach Ablenkung... nach Erleben... und da ist sie wieder: die Antriebslosigkeit, die Ideenlosigkeit.
Was soll's, das halte ich auch noch durch. Irgendwann wird's schon besser.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Evalotte
Beiträge: 77
Registriert: 12. Okt 2006, 19:15

Re: Meine Baustellen

Beitrag von Evalotte »

Ich lade bewußt Leute ein in meine Wohnung...und zwei Stunden vorher fange ich dann an mein Chaos zu beseitigen. Sonst habe ich mir jeden 2. Tag Hausarbeit für eine halbe Stunde verordnet. Und Sonntags wenn ich alleine bin ist der Tag an dem ich nur das Tue was ich will...So funktioniert das bei mir (halbwegs)
karindittmar
Beiträge: 34
Registriert: 3. Feb 2007, 09:16

Re: Meine Baustellen

Beitrag von karindittmar »

Deine Methode Evalotte, funktioniert auch bei mir. Ich setze mir ein Zeitlimit für eine Tätigkeit (manchmal sind es nur 5 Minuten Küche aufräumen) und dann folgt eine Pause, in der ich mir was Gutes tue. Und wenn ich mich dann "ausgeruht" habe (Das sind höchstens 60 Minuten.), sind die nächsten 5 Minuten Arbeit dran. So komme ich langsam, aber ich komme voran.

Wenn mir absolut der Antrieb fehlt, dann akzeptiere ich nach einer Arbeitswoche z.B. auch mal einen ganzen Ruhetag. Er hilft mir, dass ich am darauffolgenden Tag das Versäumte wieder aufhole. Während der Depression gab es viele "Ausruhtage", die mir allerdings unter vielen Tränen zu neuen Erkenntnissen verholfen haben.
SHW
Beiträge: 13
Registriert: 25. Feb 2007, 11:02

Re: Meine Baustellen

Beitrag von SHW »

Hallo,
auch bei mir türmt sich der Berg der anstehenden Arbeiten. Bei mir ist es hauptsächlich der Schreibtisch mit all seinen Briefen von Versicherungen, Bank, Rechnungen etc. Ich weiß, ich muss sie erledigen, aber ich schaffe es einfach nicht. Meine Wohnung ist gottlob, dank einer Putzfrau, die ich mir 1x pro Woche leiste, so halbwegs sauber, nur aufgeräumt ist sie meist wieder nicht, denn ich verursache in windeseile ein enormes Chaos, das ich nicht schaffe zu beseitigen. In meiner Thearpie habe ich natürlich gelernt, dass ich Tagespläne machen muss, mich aktivieren muss und Dinge in die Hand nehmen muss. Nur wie geht das denn? Ich schaffe es nicht gegen meinen inneren Schweinehund anzugehen. Ich weiß ich muss etwas tun, tue es dann aber doch nicht. Das ist doch verrückt. Sobald ich auch nur eine Kleinigkeit getan habe überkommt mich eine bleierne Müdigkeit oder ich bin bereits vorher schon so müde, dass ich erst gar nicht mit etwas beginnen kann. Wenn ich das doch endlich einmal überwinden könnte.
Eure Hadwiga
Shantja1970
Beiträge: 306
Registriert: 30. Mai 2006, 22:33

Re: Meine Baustellen

Beitrag von Shantja1970 »

Mh, hallo, das scheinen ja einige zu kennen mit der bleiernden Müdigkeit. Ich hab da auch noch kein Patentrezept gefunden, um mich zu motivieren. Gerade hatte ich noch gedacht, ach machste dies oder jenes, 2 Minuten später mag ich nicht mehr . Gestern war auch wieder ein blöder Tag. Aber meine Wochenaufgabe werde ich erfüllen. Habe bisher schon 2 Leute angerufen, aber leider beide nicht erreicht. WEnn ich auf den AB spreche zähle ich das aber auch. Am Mittwoch habe ich auch schon eine Verabredung und etwas Inspirierendes mache ich dann auch (tanzen und Massage). Gleich werde ich erstmal duschen und dann einkaufen. wie sieht euer Tag aus? LG Shantja
Oase
Beiträge: 28
Registriert: 20. Feb 2007, 14:50

Re: Meine Baustellen

Beitrag von Oase »

Hallo an alle,

Bei mir ist es genauso: Meine Wohnung ist in einem Zustand, in dem ich sie lieber nicht präsentiere. Kinder sind die Ausnahme, die dürfen rein zu meinem Sohn, obwohl ich mich da auch manchmal schäme.
Ich hab mir auch ein Programm festgelegt: Heute Bad putzen, morgen staubsaugen, übermorgen Wohnzimmer aufräumen - und es klappt auch... ein paar Tage. Dann mag ich nicht mehr. Ab und an wird mir sogar schlecht bei der Arbeit und mir kommt vor, ich müsse mich übergeben.

Ich fühl mich elend, weil ich mich für einen faulen Menschen, für einen Schmarotzer, für unwürdig und mies halte. Ich bin vergnügungssüchtig, will nur das tun, was auch Spaß macht.
Ich bin ein schlechter Mensch...

LG Oase
Evalotte
Beiträge: 77
Registriert: 12. Okt 2006, 19:15

Re: Meine Baustellen

Beitrag von Evalotte »

Hallo liebe Oase, du bist nicht faul, vergnügungssüchtig, etc...sondern krank. Ich halte meine Pläne auch ganz oft nicht ein, aber ich weiß z.B. von mir, dass ich an bestimmten Tageszeiten besser drauf bin, also erledige ich da die wichtigen Dinge.
Evalotte
Beiträge: 77
Registriert: 12. Okt 2006, 19:15

Re: Meine Baustellen

Beitrag von Evalotte »

Liebe Shantja, mein Tagesablauf montags schafft mich meistens ziemlich, so dass ich Montag abends baden gehe und früh ins Bett um zu lesen, also Montag ist Lesetag, Dienstagmorgen räume ich auf, abends gehe ich schwimmen. Ich erledige meine Hausarbeit meist morgens, weil da bin ich noch nicht in der Lage dazu nachzudenken, ob ich die Tätigkeit mag oder nicht.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Meine Baustellen

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen,

ich möchte Euch in diesem Zusammenhang was fragen:

Mir ist beim Durchstöbern älterer Tagebücher aufgefallen, dass ich bei meinem Exfreund (Himmel war ich damals verliebt ) gerne gespült habe. Es hat sogar fast Spaß gemacht, es war etwas Selbstverständliches, hat überhaupt keine Mühe gemacht.
Er hatte in seinem Beruf (er war selbständig) so viel um die Ohren, ich wäre sogar dorthin gefahren um seine Wohnung zu machen.
Seine.
Nicht meine.

Hat das Ganze womöglich was mit Eigenliebe zu tun?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Shantja1970
Beiträge: 306
Registriert: 30. Mai 2006, 22:33

Re: Meine Baustellen

Beitrag von Shantja1970 »

Hallo Otterchen,dieses Phänomen kenne ich auch. Als mein Freund letztens arbeiten war, hab ich bei ihm einen Riesen Stapel weg gespült. Ja, es hat bestimmt etwas mit Eigenliebe zu tun. Den anderen möchte man erfreuen, bei einem selbst ist es einem egal. Ich räume auch fast nur auf, wenn ich Besuch bekomme. Für mich selbst stört mich mein Chaos nicht so doll. Aber mein Freund kommt am Samstag, da hab ich jetzt schon schiss, wie ich das hinbekommen soll, dass es hier nicht so gruselig aussieht.
Liebe Grüße, Shantja
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Meine Baustellen

Beitrag von otterchen »

jaaa genau!

Für Besuch wird immer alles pikobello gemacht... aber für sich selbst macht man es nicht.

Allerdings ist mir das auch schon mit Geschenken aufgefallen:
Ich hatte mir damals z.B. billige Handtücher gekauft, aber als ich mal eines verschenken wollte, war's eine höhere Preisklasse.
Sind mir also andere mehr wert als ich selbst?

Ich denke, ich kann einiges von mir ganz gut leiden - aber LIEBE zu mir selbst empfinde ich wohl noch nicht. Und deshalb klappt das mit dem gut-zu-mir-sein wohl auch noch nicht so
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Evalotte
Beiträge: 77
Registriert: 12. Okt 2006, 19:15

Re: Meine Baustellen

Beitrag von Evalotte »

Ihr habt wohl recht, mit dem was ihr sagt. Aber ich habe dazu noch einen anderen Gedankengang: Ich habe von zuhause aus gelernt, dass alles immer picobello sein muß. Meine Mutter war in dieser Beziehung grausam. Hinterfragt euch doch mal: Muß immer alles so sauber sein, damit wir nach außen glänzen? Und in die Norm passen? Ich für meinen Teil bin eigentlich ganz gerne eine Schlampe und fühle mich in super aufgeräumten Wohnungen nicht wirklich wohl. Ich liebe z.B. Bücher und die lese ich auch und meistens 5 gleichzeitig, desweiteren habe ich eine Katze und einen ausgeprägten Kerzenfimmel und eine Sammelleidenschaft was Schuhe und Handtaschen angeht. Und das alles in einer kleinen Wohnung, eben halt meiner Höhle. Als ich gönn mir auch schöne Sachen selber.
paperdoll
Beiträge: 20
Registriert: 21. Feb 2007, 22:47

Re: Meine Baustellen

Beitrag von paperdoll »

Hallo Shantja,

viellicht hilft dir etwas weiter, dass ich mal im Rahmen einer Therapie gemacht habe:

Schreibe deine "Baustellen" auf eine Liste (auch Kleinigkeiten). Versuche, jeden Tag eine Sache davon zu erledigen & streich sie auf der Liste ab. Dann siehst du deine Erfolge!

Ganz wichtig: Nimm dir nicht alles auf einmal vor. Versuche nicht, die ganze Wohnung auf einmal in Ordnung zu bringen. Du wirst evtl. nicht wissen, wo du anfangen sollst & dich mit dem gesamten Chaos schnell überfordert fühlen. Und meistens macht man dann gar nichts. Geh da schrittweise ran. Z.B. Müll einsammeln & runterbringen. Oder in der Küche: Schmutziges Geschirr abwaschen. Am nächsten Tag: fegen. Dann: mal durchwischen. Und dann Zimmer für Zimmer. Dann versuche, damit am Ball zu bleiben, damit nicht wieder der Schlendrian einkehrt. Und schön von der Liste abstreichen. Am besten in einer anderen Farbe, dann fällt es schön auf. Guck dir deine Liste abends an. Freu dich & belohn dich für das, was du geschafft hast.

In der zwischenzeit kannst du vielleicht Freunde besuchen, oder sie im Café treffen.

Wenn du dich einmal richtig gut fühlst kannst du auch mal versuchen, allein in ein Café zu gehen & dort neue Leute kennen zu lernen.

Eine neue Behandlung wär wahrscheinlich auch nicht schlecht. Sprich deinen Arzt mal darauf an. Vielleicht muss man das mal mit nem anderen Denkansatz probieren.

Gib beizeiten doch mal ein Feedback Und lass mich wissen, ob's funktioniert.

Alles Liebe
paperdoll
Beiträge: 20
Registriert: 21. Feb 2007, 22:47

Re: Meine Baustellen

Beitrag von paperdoll »

"wie motiverst du dich denn?"

@ Shantja & Otterchen:

Da ihr offensichtlich auch Mädels seit -> Baden! Stundenlang, mit Kerzen und Musik, was zum Trinken, zigaretten, falls ihr raucht... Und natürlich nem schönen Badeöl.

Schuhe kaufen ist natürlich auch sehr befriedigend. Aber das kann man eben nicht beliebig oft machen.

Ansonsten müssen wir wohl alle lernen, unsere kleine Erfolge mehr zu schätzen. In ner Gesprächstherapie vor ein paar Jahren sollte ich jeden Abend 3 Dinge aufschreiben, die ich an dem Tag gut gemacht habe. Kleinste Kleinigkeiten gelten natürlich. Meine damalige Therapeutin gab mir diese Aufgabe mit der Bemerkung "und behaupten Sie nicht , Sie finden keine 3". Können die Gedanken lesen, oder was?

Wünsch euch was.
Antworten