Woher Kraft nehmen...???

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ricky
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Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von ricky »

Hallo,

hm, weiss nicht so recht, wie ich anfangen soll...

Es geht im Grunde darum, dass ich einfach zu wenig Kraft bzw. Kraftreserven habe.

Alles, was ich tue, macht mich ziemlich fertig. Bin immer so am Rande meiner Kräfte. Gut, ich meine, wenn ich jetzt akut depressiv wäre, könnte ich das nachvollziehen, aber das bin ich nicht. Im Grunde geht es mir ja so auch gar nicht so übel und ich bin relativ stabil. Daher "nervt" es mich regelrecht, dass ich so schlecht belastbar bin.

Daher meine Frage:
Habt ihr auch so wenig Kraft (in relativ stabilen Zeiten)?
Wie füllt ihr eure Kraftreserven auf?

LG Uta
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
Lisa23

Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Uta,

ich mache momentan auch eine relativ stabile Zeit durch. Mein Medikament greift gut, meine Berentung ist seit letzten August durch. Ich fühle mich in guter ärztlicher und therapeutischer Betreuung, mein privates Umfeld ist ziemlich krisenfrei.

Trotzdem bin ich müde, schlapp, nicht belastbar. Wenn der Tag so vor sich hinplätschert, ist es für mich am erträglichsten. Wenn der neue Tag mit einer Aufgabe auf mich wartet und sei es auch nur ein Arztbesuch, dann beginne ich schon zu planen. Frühere routinemäßige Alltäglichkeiten, wie Lebensmittel einkaufen, sind meistens Kraftakte. Wenn ich zurück bin, muss ich mich ausruhen.

Meine sozialen Kontakte werden immer weniger. Am liebsten verbringe ich die Tage zu Hause. Gestern wollte ich in die Sauna. Ich war zu müde und konnte mich nicht aufraffen. Vom Saunavergnügen hätte ich nichts gehabt. So habe ich es auf den nächsten Montag verschoben.

Ich fühle mich stabil und bin froh, dass ich meinen Tagesablauf irgendwie geregelt bekomme. Aber meine körperlichen Kräfte sind immer noch sehr verbraucht. Kein Vergleich mit früher.

Früher konnte ich stundenlang telefonieren, heute strengen mich schon kurze Gespräche sehr an. Den Fernseher schalte ich nur zu bestimmten Sendungen an, wenn überhaupt. Danach schalte ich ihn sofort wieder aus. Themen, die mich belasten könnten, will ich nicht sehen und Werbung kann ich nicht mehr ertragen. Laute Musik, volle Geschäfte, viel Verkehr auf den Straßen, Dunkelheit u.u.u. für all das fehlt mir immer noch die Kraft.

Mein Auto steht fast nur noch in der Garage, mit einem Tank voll, fahre ich mittlerweile 2 Monate. Nur noch kurze Strecken zum nächsten Supermarkt und zurück, oder zum Arzt in die nächste Stadt. Freunde und Bekannte besuchen, dazu reicht die Kraft nicht mehr. Viele Besuche habe ich verschoben. Wenn ich das noch alles nachholen muss?

Ich denke, ich kann froh sein, dass es mir wieder einigermaßen gut geht. Alles kommt von selbst wieder oder mein Lebensstil passt sich meinen gesundheitlichen Bedürfnissen an. Manche Dinge haben ihre Zeit und dann kommt eine andere Zeit, die auch ihre Berechtigung hat.

Deshalb würde ich mir auch an Deiner Stelle keine so großen Sorgen machen. Der Körper gibt oft vor und setzt Signale. Wenn Dir die Kraft für gewisse Dinge fehlt, dann reagiere nicht unbedingt traurig, sondern gönne Dir diese Pausen. Sie können ja auch ein Gewinn sein.

Liebe Grüße, Lisa
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von Bellasus »

Liebe Uta, liebe Lisa,

diesen Zustand kenne ich auch besser als mir lieb ist, auch und gerade in stabilerer Zeit. In depri-geprägten Zeiten geht es mir mental einfach nur Sch..., in der besseren Zeit äußert sich Überforderung dann in Erschöpfung, Kraftlosigkeit und wahnsinniger Körperschwere.

Meine Erfahrung ist, dass sich die "Kondition" auch nicht trainieren läßt. Das habe ich anfangs versucht, mit Radfahren, und war auch nach Wochen noch genauso erschöpft wie am Anfang. vielmehr hing es von meiner Gesamtbelastung und meinem Umgang damit ab, wie fit ich gerade war, und das kann von Tag zu Tag ziemlich schwanken, kann also nichts mit allg. Fitness zu tun haben.

Mit der Zeit und entsprechender Unterstützung versuche ich immer mehr zu akzeptieren, dass es eben so ist. Punkt.
Die Belastbarkeit ist deutlich eingeschränkt, und der Weg heißt, zumindest für mich, dies einzubauen in mein Leben. Und sämtliche Signale für schwindende Kraft wahrzunehmen und zu reagieren. Ersteres fällt mir leichter.
Heute mittag habe ich tief Luft geholt und dann meine Freistellung vom Praktikum bis incl. Freitag verlängert und bekam dafür die Note 1 vom Reha-Thera!!! Ich hätte Donnerstag irgendwie wieder gekonnt, aber wirklich kräftig genug fühle ich mich nicht, und ich soll lernen, mich danach zu richten, was mein Gefühl mir sagt. Da kamen mir mal wieder fast die Tränen, weil er so Recht hatte.

Es ist aber eine harte Lektion, auf sich hören zu lernen, auch gegen die nicht begreifende Umwelt.

Und wichtig finde ich noch, irgendetwas zu haben, worin man so aufgeht, dass es keine Kraft kostet. Bei mir ist es das Pferd, aber auch da gibt es Zeiten, an denen ich mich nicht aufraffen kann hinzufahren. Und dann lasse ich es.

Dieses ewige Ausreizen, an die Grenze gehen geht tatsächlich nicht mehr. Im Einzelfall ist mal eine Reserve da, und da ich wieder arbeiten will, will ich lernen, immer noch eine Reserve übrig zu behalten, über noch mehr Beachtung meiner Bedürfnisse im Alltag, z.B. am Wo-E keine Verabredungen vor 14.00, weil ich den Vormittag zum Schlafen und Herumdümpeln existentiell brauche.

Ich finde es auch absolut daneben, wenn ich stimmungsmäßig gerne dies und das tun würde, aber die energie reicht einfach nicht und daran ist nichts zu rütteln. Aber für irgendetwas wird das ja wohl gut sein, wer weiß, wovor es uns bewahrt.

In diesem Sinne eine gute Nacht,
Annette




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rm
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Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von rm »

Einen Kraft-spendenden guten Morgen ihr drei Lieben ,

...zwischen Duschen, Aufräumen und vielleicht..oder auch nicht...wieder 'Ins Bett gehen schaue ich kurz hier in's Forum und siehe da (es gibt wirklich KEINE Zufälle): euer schönes, aufschlußreiches Gespräch hier .....

...mir geht es exakt nicht anders als euch, NUR, daß ich bei euren Erkenntnissen bzw. praktischem Umsetzen noch längst NICHT angelangt bin !... Zwar hab ich mir - speziell und auch immer wieder - Gedanken um meine Belastbarkeit gemacht (zwangsläufig durch mein wiederholtes 'Hereinstolpern' in 'meine' Deprifalle), aber.....

....ich merke immer wieder, daß der momentane ANSPRUCH an meinen Körper UND meine Seele zu hoch ist, ich es aber noch nicht WAHRHABEN will... und ich frage (!?)mich auch, ob.....

.... es nicht unrealistisch ist zu glauben, ich wäre irgendwann einmal wieder so 'leistungsfähig' wie früher oder war ich eigentlich jemals wirklich 'LEISTUNGS - fähig' bez. bin dazu in meiner KINDHEIT behutsam angeleitet worden.....?

...Versteht mich bitte nicht falsch: ich versuche mittlerweile, nicht zwangsläufig mehr die sog. 'Schuld' an meiner schon relativ lang anhaltenden Misere (?), mich immer wieder zu überschätzen, bei ANDEREN zu suchen, denn das ist 'Schnee von gestern', sondern zu erkennen, was hilft mir HEUTE, an diesem Tag und evtl. in der ZUKUNFT weiter....

und da bietet sich mir die momentan sich 'zaghaft' andeutende Idee an, mal für mich nachzuforschen, was das Thema der sog. 'ewigen Jugend' für eine Bedeutung bei mir hat... inwieweit ich bereit bin, meine körperliche 'Alterung' zu akzeptieren...

....und ob ich gleichzeitig in der Lage sein kann, den Unterschied zwischen körperlicher Alterung und seelischer Erneuerung zu verinnerlichen...

Naja, bin auf einmal wieder müde und werde mich deshalb wieder ein wenig auf's Sofa legen... bin ich nicht lernfähig ?!

...Emma ist ein NATURTALENT (!)...sie ist garnicht erst mit hier nach unten zu meinem PC gekommen und pennt weiter.... .....

Alles Liebe euch hier und vielleicht bis heute am Abend UND: geht sorgsam mit euch um!!!! Einen wieder etwas müden Gruß von mir, Reinhart
bluenarcissus
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Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von bluenarcissus »

Hallo!

Was mir immer wieder schwerfällt zu begreifen, ist, dass es NICHT der Körper, die mangelnde Fitness, das voranschreitende Alter ist, sondern ein mentales Erschöpfungsgefühl. Die Kraft wäre da, aber die innere Kraft, sich in Bewegung zu setzen, nicht. Wenn ich das dann jemandem zu erklären versuche, gelingt mir das selten.
Auch ich selbst sitze immer wieder mal dieser Täuschung auf. Dann gönne ich mir Ruhe, lege mich hin u.ä. Manchmal merke ich sogar (wenn es nicht hilft), dass nicht der Körper müde war...

Man liest öfter, Bewegung sei gut bei Depression. Und ich glaube, dass das zutrifft.
Zwar verspüre ich oft keine sofortige oder darauffolgende Besserung. Aber ich habe dann etwas getan, und allein das Wissen darum ist wohltuend wie ein warmes Bad. Und vielleicht aktivieren die Reize der Umwelt und der Motorik ja doch die schlummernden Hirnbereiche.

Ich neige zu Ungeduld. Ich kann es nicht einfach abwarten, bis es mir besser geht. Diese Ungeduld hilft mir, mich aufzuraffen, wenn ich eigentlich denke, dass ich gar nicht mehr will.

Mein Thera sagte mir mal: Versuchen Sie mal, sich produktiv zu ärgern. Über sich selbst und die eigene Trägheit. Über das, was man verpasst, wenn man nur in den eigenen vier Wänden bleibt.

Mir hat das manchmal geholfen.

LG,
bluenarcissus
ricky
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Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von ricky »

Ihr Lieben,

danke für eure Beiträge!

Weiss gar nicht, was ich euch jetzt drauf antworten soll. Ehrlich gesagt ist mir im Moment am Wichtigsten, dass ihr mich versteht und dass es euch ganz ähnlich geht wie mir. Das entlastet mich irgendwie, weil ich halt doch immer noch bei solchen Dingen, die Schuld bei mir suche und denke, dass ich es einfach nicht auf die Reihe kriege....

Wahrscheinlich ist es der richtige Weg, den Zustand erstmal so als gegeben hinzunehmen. Vielleicht ist es ja eine Art (Schutz-)Reaktion meines Körpers und der Seele mich vor Überforderung zu schützen.
Ich meine, das war ja vor der Depri auch eines meiner grössten Probleme. Dass ich mich total überfordert habe mit allem.
Damit es gar nicht mehr soweit kommt, alarmiert quasi mein Körper schon so frühzeitig.

Könnte so sein oder was meint ihr zu meiner "Theorie"?

LG Uta
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
KMB
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Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von KMB »

Ich kenne das Gefühl ebenfalls, wobei ich denke, dass ich es bislang noch nicht so intensiv verspürt habe, wie viele von Euch. Dennoch weiß ich, wie es ist, wenn man das Gefühl hat, selbst für schöne Dinge sich aufraffen zu müssen...und ich muss sagen, "ich beiß" mich dadurch. Ich weiß, es ist leichter gesagt als getan, aber ich denke mir immer wieder, wenn es darum geht auszugehen, ins Fitnessstudio zu gehen oder sonstige Dinge zu tun "die Chance bietet sich vielleicht nie wieder". Dieses Argument ist für mich viel stärker, als diese Trägheit bzw. dieses Gefühl, das es einem kaum möglich macht aufzustehen.

Ich kann auch jedem dazu raten, sich sportlich zu betätigen. Ich habe früher Sport in der Schule immer gehasst. Inzwischen gehe ich etwa 1-3 mal die Woche ins Fitnessstudio. Ich lasse mir dabei fast immer Zeit und egal wie ich aussehe oder mich anstelle, ich tue das für mich und ich entscheide selbst, was und wie. Nicht nur das man danach durch das Ausgepowert sein ein kleines Glücksgefühl bekommt sondern, so albern es auch klingen mag, diese Freiheit, die ich mir nehme bedeutet im gewissen Sinne "Macht über mich selbst" und wenn man das so betrachtet, bin ich auch ein klein wenig Stolz über diese Kleinigkeit.
Lisa23

Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von Lisa23 »

@all

in allen Beiträgen finde ich mich wieder.

@Reinhart - ob ich überhaupt jemals leistungsfähig war? Diese Frage habe ich mir in letzter Zeit schon oft gestellt. Ich habe ein langes Berufsleben und Familienleben hinter mir, mit allem was dazugehört. Ich war immer in Bewegung, aber war ich wirklich leistungsfähig, habe ich wirklich alle Leistung gebracht, die ich hätte bringen können, oder war ich schon immer auf Sparflamme?

Hätte ich noch mehr tun können? Ich weiß nur, dass ich heute diesen Anforderungen nicht mehr gewachsen wäre. Mann, Kind, Haushalt, Beruf, aktiv in der Freizeit, Urlaubsreisen mit Kind und Kegel.

@bluenarcissus - sich mehr bewegen, das kann ich nur bestätigen. Allein die frische Luft tut gut. Da reicht es schon, ein Sonnenbad im Liegestuhl zu nehmen, den täglichen Einkauf zu Fuß zu machen, im Garten kleinere Arbeiten verrichten, durch den Park gehen, im Sommer ins Freibad. Das ist wirklich wie ein warmes Bad, macht wohlig müde und erfrischt zugleich.

@onn - die Angst etwas zu versäumen, die bekomme ich auch immer wieder. Dann denke ich, habe ich das nicht schon alles erlebt? Muss das jetzt sein? Meistens entscheide ich mich dann für meine 4 Wände. Angst, wirklich etwas zu versäumen, habe ich nur noch selten.

Die Natur um mich herum genügt mir. Spaziergänge, die Vögel, die Blumen, Wasser. Größere Sachen wie Stadtbummel, viele Menschen, ausgehen, da fehlt es an Antrieb. Manchmal ja, aber dann brauche ich wieder lange Pausen.

So langweilig, wie mein Leben jetzt ist, hätte ich es früher nie ausgehalten. So können sich die Zeiten und die Bedürfnisse ändern. Aber mehr geht wahrscheinlich nicht. Größere Dinge machen mir Angst.

So, jetzt gehe ich in die Sonne frühstücken.

Liebe Grüße, Lisa
KMB
Beiträge: 54
Registriert: 21. Feb 2007, 09:46

Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von KMB »

@ Lisa: Grad als Neuling hier, darf ich dich fragen, wie deine Gefühle sind, wenn du vor der Entscheidung stehst, wegzugehen, bzw. wenn du Angst empfindest, wovor ?
Lisa23

Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Onn,

eigentlich fängt es schon damit an, dass ich etwaigen Anlässen einfach aus dem Weg gehe.

Dadurch, dass ich mich kaum noch mit alten Bekannten treffe, ergeben sich solche Gelegenheiten dementsprechend seltener.

Wenn ich dann wirklich mal eine Einladung erwische, überlege ich mir tausend Ausreden, um nicht hinzumüssen.

Angst habe ich vor den vielen Leuten, den Gesprächen, davor, dass ich soviele Stunden an einem Ort sein muss, an dem ich gar nicht sein möchte.

Es kostet alles sehr viel Kraft. Sich extra anziehen, Kleidung tragen, die überall zwickt und einengt, dann ankommen und bleiben müssen, mal will ja auch nicht unhöflich sein und gleich wieder gehen. Oder wenn es sich um Kino oder andere Veranstaltungen handelt, sind die Zeiten vorgegeben.

Das ist mir meistens alles viel zu viel. Vielleicht kannst Du mir folgen.

Liebe Grüße, Lisa
otterchen
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Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von otterchen »

Hallo Lisa,

über eine Aussage bin ich gerade gestolpert:
>dass ich soviele Stunden an einem Ort sein muss<
Ich glaube, das ist es, worin ich auch gerade feststecke: dieses "MUSS".

Meine Therapeutin bringt mich gerade dazu, mich selbst besser, bewusster wahrzunehmen.
Dadurch erfährt man dann auch, was man WILL oder nicht will.

Ich bin auch in dieser Falle gefangen, die mir die inneren Kräfte raubt, und auch ich gönne mir Ruhe, obwohl ich dadurch nicht "auftanken" kann, da es ja keine körperliche Kraft ist, die mir fehlt.
Ich muss wohl erst lernen, was ich wirklich will, was ich brauche, und wie ich mir das selbst geben kann. Und dann wohl auch GENIESSEN... denn ich glaube, das kann ich schon gar nicht mehr.

Und wenn man mal weiß, man WILL etwas, dann ist vielleicht das MUSS, das für uns ja noch manches mal dahinter steht (und die Kraft raubt) irgendwie verschwunden?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
KMB
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Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von KMB »

Ja, ich kann das gut nachvollziehen. Ich hatte mal eine ähnlich Phase, wohl sicher aber nicht so schlimm. Daher habe ich mich dadurch gesetzt...
ricky
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Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von ricky »

Hallo Lisa,

ich kenne das auch sehr gut, was du beschreibst. Aber es betrifft mich eigentlich nur so in tiefen Depriphasen.
Wenn es mir besser geht, dann komme ich schon auch mal "raus". Nicht dass ich jetzt ohne Ende Kontakte mit anderen hätte, aber so ab und an doch schon.

Ich finde, man muss ja auch nicht ewig lange Gespräche führen an einem Ort und man muss sich doch auch keine Kleidung anziehen, die zwickt und einengt...

Das soll jetzt kein Vorwurf sein, sondern eine kleine Aufmunterung, doch auch mal den Schritt mehr nach draussen hin, zu anderen Menschen zu wagen...in ganz bequemen Klamotten und so lange, wie man möchte, einfach ein paar Worte wechseln mit anderen Menschen .

Liebe Grüße Uta
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
Bellasus
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Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von Bellasus »

Hallo Uta,

deine Theorie, dieser kraftlose Zustand schütze vor Überfoderung, teile ich ja auch. Îch denke, es ist das Signal, einen oder mehrere Gänge runterzuschalten. Wenn man das dann nicht tut, gibt es sicher wieder je nach Individuum irgendeine körperliche Krankheit oder gleich die ausgewachsene Depression, oder auch Angstzustände, da reagiert ja jeder anders.

Meine Erfahrung: Dieser Zustand geht am besten zurück, wenn ich mich danach richte. Versuche ich, die jeweiligen Grenzen auszuloten und bis an sie heranzugehen, wird die Erschöpfung von Tag zu Tag größer, immer geringere "Anstrengungen" laugen mich aus. Höre ich mit meinen Aktivitäten jedoch auf, solange ich noch denke: Eigentlich könnte ich ja noch... dann wird es besser, sogar ziemlich schnell. Plötzlich ist einkaufen nicht mehr so anstrengend wie ein Marathon, ich habe wieder Lust mit dem Fahrrad zu fahren und repariere es vorher noch. Und im Anschluß bekomme ich noch den Meerschweinchenstall saubergemacht, vor einer Woche undenkbar!

Uta, das "frühzeitig" ist sicher sehr relativ. Vielleicht schätzt du es so ein, dass der Alasrm (zu) früh kommt, aber vielleicht hast du dir auch vorher schon viel zugemutet, ohne es richtig zu merken und zu würdigen?

Ich finde diese lähmende Erschöpfung auch alles andere als erbaulich, ich bin ja gerne faul, aber das ist doch ein himmelweiter Unterschied.

Immer wieder wird ja die aufbauende Wirkung von Bewegung genannt. Meine Erfahrung ist, dass dazu aber auch wirklich im entsprechenden Moment der "Draht" da sein muß, ansonsten ist es eine einzige Quälerei und Mißachtung des Ruhebedürfnisses. Wenn dann von alleine wieder Bewegungsdrang da ist, dann belebt es wirklich, und die Ermüdung danach hat eine ganz andere Qualität als die, die eigentlich ja eine mentale Erschöpfung ist.

Liebe Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
ricky
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Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von ricky »

Liebe Annette,

"Vielleicht schätzt du es so ein, dass der Alasrm (zu) früh kommt, aber vielleicht hast du dir auch vorher schon viel zugemutet, ohne es richtig zu merken und zu würdigen?

Du hast ja so recht!!
Und auch allem anderen, was du schreibst, stimme ich voll zu.

Ich muss in Zukunft besser acht geben auf meine Grenzen. Sie sind enger gesteckt als bei vielen anderen "draussen".
Ich darf mich nicht zu lange an der Grenze bewegen, so wie ich es bisher immer getan habe. Muss die Mitte finden, einen Mittelweg zwischen nicht zu wenig und nicht zu viel. Ich glaube, darin liegt auch ein grosser Teil des Problems. Ich bin so ein Typ, der in Extremen lebt. Entweder ganz oder gar nicht, aber das ist beides nicht gut.
Die Mitte macht`s, oder??
Ich werd`s versuchen...

LG Uta
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rm
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Re: Woher Kraft nehmen...???

Beitrag von rm »

Hallo ihr Lieben,

heute/ jetzt merke ich, daß ich ziemlich kaputt bin und bin trotzdem wieder hierher zurückgekehrt.... weil ich mich hier am 'runden Tisch' wohlfühle.... andererseits fühle ich auch, daß ich jetzt lieber zur Ruhe kommen möchte, und das wird mir auch gelingen, denn:

...ich habe mir einen Wecker gestellt, der mich nach 10 Minuten daran erinnern wird, mich wieder zu verabschieden, bis morgen vielleicht....

warum ich dies erzähle? :Für mich ist es auch absolut schwer, RECHTZEITIG die Bremse 'reinzuhauen' und schon drei oder viermal ist es mir passiert, daß in äußerster Bedrängnis meiner Kraftreserven (durch mich selbst verursacht) dann meine Seele zu mir 'sagte':....

... Wenn du es immer noch nicht erkennen kannst, wann ich Ruhepausen brauche, muß ich noch etwas nachhelfen, daß du dies besser erkennst und schalte mal eben dein Gedächtnis/ deine Gedankenwelt auf totale Sparflamme......

und ich stand im Dunkeln !

Jetzt VERSUCHE ich immer wieder, sorgsamer mit mir umzugehen und ab und zu gelingt mir dies auch..... ich könnte noch sooo viel erzählen....trotzdem will ich jetzt (der Wecker hat geklingelt ) meine 'Übungen' dahingehend fortsetzen *seufz* und wünsche euch allen eine ruhige, friedliche, wohltuende, stärkende GUTE NACHT

Emma wünscht Euch das Gleiche (sie schläft schon, da sie mit mir heute wieder einmal gemeinsam um 3 Uhr aufgestanden ist)

E+R +
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