Eine kleine geschichte

sandra
Beiträge: 162
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von sandra »

bin gestern beim aufräumen drauf gestossen und da das märchen mich immer ein wenig aufbaut möchte ich es euch nicht vorenthalten. viel spass beim lesen: Das Maerchen von der traurigen Traurigkeit Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlangkam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Laecheln hatte den frischen Glanz eines unbekuemmerten Maedchens. Bei der zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub des Weges sass, schien fast koerperlos. Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau bueckte sich ein wenig und fragte: "Wer bist du?" Zwei fast leblose Augen blickten muede auf. "Ich? Ich bin die Traurigkeit", fluestere die Stimme stockend und so leise, daß sie kaum zu hoeren war. "Ach, die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als wuerde sie eine alte Bekannte begruesen. "Du kennst mich?", fragte die Traurigkeit misstrauisch. "Natuerlich kenne ich dich! Immer wieder einmal hast du mich ein Stueck des Weges begleitet." "Ja, aber...", argwoehnte die Traurigkeit, "warum fluechtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?" "Warum sollte ich vor die davonlaufen, meine Liebe? Du weisst doch selbst nur zu gut, daß du jeden Fluechtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?" "Ich...ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit bruechiger Stimme. Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte sie und nickte verstaendnisvoll mit dem Kopf. "Erzaehl mir doch, was dich so bedrueckt." Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhoeren wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewuenscht. "Ach, weisst du", begann sie zoegernd und aeusserst verwundert, "es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und fuer eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurueck. Sie fuerchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest." Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Saetze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen fuehrt zu Magenkraempfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muss sich nur zusammenreissen. Und sie spueren das Reissen in den Schultern und im Ruecken. Sie sagen: Nur Schwaechlinge weinen. Und die aufgestauten Traenen sprengen fast ihre Koepfe. Oder aber sie betaeuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fuehlen muessen." "Oh ja", bestaetigte die alte Frau, "solchen Menschen sind mir schon oft begegnet." Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, koennen sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders duenne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulaesst und all die ungeweinten Traenen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen ueber ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu." Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann staerker und schliesslich ganz verzweifelt. Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt troestend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfuehlt, dachte sie und streichelte zaertlich das zitternde Buendel. "Weine nur, Traurigkeit", fluestere sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich be gleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt." Die Traurigkeit hoerte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefaehrtin: "Aber...aber - wer bist eigentlich du?" "Ich?" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann laechelte sie wieder so unbekuemmert wie ein kleines Maedchen. "Ich bin die Hoffnung." Autorin: Inge Wuthe
waltraut
Beiträge: 926
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von waltraut »

Hallo Sandra, was für eine wunderbare Geschichte!!! Wo hast du sie gefunden? Danke,Waltraut
max
Beiträge: 51
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von max »

Hallo Sandra, ich kann mich da Waltraut nur anschliessen und möchte noch dazu sagen, dass es die schönste und eindringlichste Erklärung für die Frage, wie ich die Depression akzeptieren kann, gewesen ist, die ich hier gehört habe. Die Geschichte tut einfach gut. Danke schön. MAX
Thomas

Eine kleine geschichte

Beitrag von Thomas »

Hallo Sandra, echt toll! Und die Geschichte erinnert mich daran, dass ich in meiner Traurigkeit eigentlich immer das Gefühl habe, bei mir zu sein, ich finde Traurigkeit sogar manchmal schön und fürchte mich nie vor ihr. Gruß von Thomas
chris37
Beiträge: 174
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von chris37 »

hallo sandra, wunderschöne geschichte. mir wurde sehr warm ums herz. gruss chris37
sandra
Beiträge: 162
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von sandra »

schöööön, dass euch das märchen gefällt :-) @ waltraut, ursprgl. hatte ich die geschichte irgendwo in den tiefen des i-net gefunden. das märchen wurde aber auch in dem buch "wieviele farben hat die sehnsucht" (heinz körner/roland kübler) veröffentlicht. ich hab das buch auch irgendwo in einem meiner vielen umzugskartons... liebe grüße, sandra
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von heike56 »

Liebe Sandra, ich kann mich nur anschließen, ein wunderschönes Märchen, es hat mich auch sehr berührt. Liebe Grüsse Heike56
elfi
Beiträge: 4
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von elfi »

Liebe Sandra ,das ist ein wirklich schöne Geschichte.Tut einfach gut sowas zu lesen Danke Elfi
demeter
Beiträge: 120
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von demeter »

o sandra so schön!! das buch muß bei mir auch noch irgendwo sein! demeter
Lebe Dein Leben, bevor es Dich lebt
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von susan »

Liebe Sandra, es ist eine wunderschöne Geschichte, toll,daß du sie für uns aufgeschrieben hast. Danke Susan


Monika 44

Eine kleine geschichte

Beitrag von Monika 44 »

Ich möchte Euch auch eine Geschichte erzählen...sie ist sicher nicht so schön wie die von Susan (vielen vielen dank nochmal liebe Susan) aber sie hat einen festen Platz in meinem Herzen..schon deshalb weil ich sie selbst erlebt habe: Es war letzten Sommer..es war furchtbar heiss und ich hatte Probleme. Ich hatte eine Beziehung mit einem Mann begonnen obwohl ich verheiratet war. Wir hatten uns am Abend vorher getroffen und ich habe einfach gespürt das ich ihn verlieren werde...aber ich habe ihn sehr geliebt. Wie gesagt es war sehr sehr heiss und ich hatte zu allem Unglück auch noch Spätdienst..war also nix mit badengehen oder so. Ich fuhr also total missgelaunt und grüblerisch in die Klinik. Klar...natürlich hatte ich in meinem Pflegebereich einen Neuzugang! Und was für einen! Schizophrenie seit 20 Jahren und Verdacht auf Alzheimer...super..das konnte ja was werden... Als ich den Patienten sah war ich aber anderer Meinung. Er war ca. 70 und hatte die schönsten hellblauen Augen die ich je gesehen habe! Kurz und gut ich mochte ihn sofort. Später sass er draussen auf der Terrasse und trank Tee. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte mit einem Lächeln nach oben. Am Anfang habe ich das noch ignoriert..ich dachte er hört schon wieder auf. Nach ca. zehn Minuten wo er immer noch glückseelig nach oben geguckt hat habe ich mir doch ein Herz gefasst und ihn gefragt: "Hallo-na was ist denn da so Interessantes?" Sofort änderte er seine Blickrichtung und schaute mich direkt an. Mit seinen himmelblauen Augen. Er schien sehr verblüfft über meine Frage zu sein. "Na der Himmel!" sagte er sanft...so wie man es zu jemandem verletzlichem sagt. Ich sah nach oben...der Himmel war knalleblau und absolut wolkenlos. Ich konnte nichts aufregendes entdecken. Ich überlegte hin und her und fragte ihn dann doch:"Und...was ist mit dem Himmel?" Er sah mich fast empört an..als hätte ich ihn etwas sehr dummes gefragt. "Na..sehen Sie denn nicht...der Himmel...er geht bis ganz oben!" Viele Leute die an diesem heissen Nachmittag an der Terrasse vorbeigelaufen sind werden sich gewundert haben warum da eine Krankenschwester mit einem Patienten den Kopf im Nacken den wolkenlosen Himmel anstarrte..beide mit einem glücklichen Lächeln.
Monika 44

Eine kleine geschichte

Beitrag von Monika 44 »

Sorry sorry die Geschichte war von Sandra und nicht von Susan...tut mir leid! MOMO
schnabel
Beiträge: 75
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von schnabel »

Der Himmel geht bis ganz oben - ich sterbe für solche Sätze. Aus "Die Nacht von Lissabon" von, äääh, Remarque, glaub ich: "Es war eine Nacht mit allen Sternen." Auch schön, oder?
Monika 44

Eine kleine geschichte

Beitrag von Monika 44 »

...alle Sterne stehn am Himmel..der bis ganz oben geht..so etwa..Gruss
waltraut
Beiträge: 926
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von waltraut »

Hallo Momo, ich hab heute erst deine schöne geschichte gelesen! Wie gehts dir??? Darf ich dich an den Himmel,der bis ganz oben geht,erinnern?? Schau mal hinauf, Waltraut
Monika 44

Eine kleine geschichte

Beitrag von Monika 44 »

Hallo Waltrau.. das hab ich heut schon..wir standen heut alle mit offenem Mund vor der Malschule und haben ihn angestarrt. Es war ganz heller Mond und total kleine und ganz viele Schäfchenwolken...das sah so irre aus!!!! In solchen Momenten denk ich das Leben ist so schön...worüber aufregen...worüber traurig sein? Ich hab Dich nicht vergessen liebe Waltraud Du bekommst auf jeden Fall die mail..es wird aber eine sehr lange und deshalb...Geduld...Gut Ding und so.... Gruss MOMO
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von maggy »

Hallo Ihr Lieben, hier eine kleine Geschichte, die am Himmel bzw. in den Wolken passierte und für mich eine große Wirkung in Richtung "Gesundwerden" hatte: Vor 3 Jahren mußte ich mit einem unserer Mitarbeiter von München nach Hannover zur Messe fliegen. Wenn ich nicht alleine fliegen mußte ging das zum damaligen Zeitpunkt irgendwie: in München noch einmal tief Luft geholt und in Hannover wieder ausgeatmet. Am Abend vor unserem Abflug starb der Schwiegervater unseres Mitarbeiters. Also, es war klar ich fliege alleine. Ich bin hier fast Amok gelaufen und habe Gott und die Welt verrückt gemacht: Ich muß ALLEINE nach Hannover fliegen. Bis ein Freund am Telefon zu mir sagte: Maggy, das stimmt doch gar nicht, du fliegst nicht alleine, du fliegst mit deiner Angst. Komisch von dem Moment an wurde ich ganz ruhig und ein Gefühl von falls ich umkippe wird mich schon jemand aufklauben machte sich breit. Unser Sohn brachte mich am nächsten Tag zum Flughafen. Fast wäre ich in der Maschine nach Berlin gelandet, wenn der Stewardess beim einchecken nicht aufgefallen wäre, dass mein Ticket nach Hannover ausgestellt war. Ganz mutig hatte ich mir zum ersten mal einen Fensterplatz ausgesucht, neben mir der Platz war frei (da wäre ja unser Mitarbeiter gesessen) und am Gangplatz saß ein geschäftiger Manager, der gleich seinen Laptop raus zog, auf den leeren Sitz in der Mitte schaute und sagte: Ach, ich warte noch, bis der kommt, der in der Mitte sitzt, sonst muß ich meinen Laptop beim aufstehen wieder zuklappen. Ich sagte: Ach, sie können ruhig anfangen, der Platz ist schon besetzt. Sie müssen wissen, ich fliege nämlich nicht alleine, sondern mit meiner Angst, und für die habe ich reserviert. Er schaute mich an, nahm seinen Laptop, schaute mich noch mal an (und dann für den Rest des Fluges überhaupt nicht mehr) so mit dem fragenden Blick, ob das vielleicht ansteckend sein könnte. Ich hatte einen wunderbaren Flug, die Angst war nicht in sondern neben mir, es war der erste Flug den ich wirklich genossen habe. In Hannover angekommen holte mich mein Mann (der schon seit einigen Tagen mit unseren anderen Mitarbeitern auf der Messe war) am Flughafen ab. Ich mußte etwas länger auf mein Gepäck warten und später erzählte er mir was er während des Wartens erlebt hatte. Eine Frau wankte kreidebleich auf ihren Mann zu und sagte: Es war ein schrecklicher Flug, lauter Luftlöcher und Turbulenzen, so was habe ich noch nie erlebt. Mein Mann überlegte sich, dass man mich jetzt wahrscheinlich auf einer Trage rausbringen würde und er fragte sich, welches Krankenhaus in Hannover wohl das beste für mich wäre. Als ich ihm dann energiegeladen, wie ich war, meine Reisetasche entgegen warf und ihm voll glücklich um den Hals fiel, verstand er die Welt nicht mehr. Als er mir dann erzählte, was die Frau gesagt hatte verstand ich die Welt nicht mehr; denn Luftlöcher und Turbulenzen hatte ich nicht wahrgenommen. Ja, und seit der Zeit habe ich meine Angst sozusagen als Bodyguard immer bei mir und das Vertrauen in mich und die Existenz, die mich immer das erleben läßt was ich brauche, wird immer größer. Alles Liebe von Maggy
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
titanic
Beiträge: 362
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von titanic »

Liebe Maggy, das ist eine schöne Geschichte. Bei meinem nächsten Flug versuche ich daran zu denken. Ich bin nämlich auch eine ganz schreckliche Flugangst-Geplagte, habe aber immerhin schon mehrere Fernreisen überlebt. (Die ersten Male mit "Lexotanil", später dann mit dem homöopath. Mittel "Argentum Nitricum"). Aber der Angst ganz bewußt einen Platz einzuräumen, im wahrsten Sinne des Wortes, stelle ich mir sehr heilsam vor, fast eine Therapie. Danke und liebe Grüße Titanic
chris37
Beiträge: 174
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von chris37 »

liebe maggy, habe deine erlebte geschichte aufgesogen und laut gelacht bei der vorstellung, wie verunsichert und verdutzt der mann mit dem gangplatz war.herrlich. auch mich quälen seit der depression tausend mal mehr ängste als früher. steige nur noch in züge, wenn überhaupt.alles, was schneller ist als 30kmh jagt mir angst ein. dabei bin ich früher auto gefahren, geflogen, ach alles eben. diese, deine geschichte hilft mir sehr, die dinge mal anders zu betrachten. denn ich möchte in diesem jahr (schon zweimal mit alibigründen verschoben) endlich meine freundin in schottland besuchen und auch die freunde in den usa. ich werde mir das zu herzen nehmen. meine angst fliegt mit, sorry, der platz ist schon besetzt. das hat was, wirklich ! danke für deine wundervolle geschichte. gruss chris37
Monika 44

Eine kleine geschichte

Beitrag von Monika 44 »

Dadurch das sie neben Dir sass war sie greifbarer...lebendiger...nichts beÄNGSTIGENDES mehr...sodern sogar eine Beschützerin. Ist Euch schon aufgefallen das die Angst weiblich ist..und die Depression..und die Psychose..die Verhaltensstörung...die Manie...na so eine Frechheit...sollten sie auch mal ändern so wie beim Wetterbericht mit den Tiefs! Sehr schöne Geschichte! Gruss MOMO
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von maggy »

Hallo Momo, die Wut, die Aggression, die Verhaltensstörung (was immer das ist, vielleicht: wenn ich mich nicht so verhalte, wie andere es von mir erwarten, habe ich eine Störung ?)sind auch weiblich. Der Mut, der Wille, der Kampf sind männlich. Da ich aber (wie jeder Mensch) weibliche und männliche Anteile in mir habe, entscheide ich von Fall zu Fall was jetzt angebracht ist. Am Besten bekommt mir DAS Loslassen. Alles Liebe von Maggy
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von maggy »

Auszug aus: "Gewaltfreie Kommunikation" von Marshall B. Rosenberg: Ich möchte gerne von einem Dialog berichten, den ich in meiner Praxis als klinischer Psychologe in fast unveränderter Form mit den vielen Patienten führte, die wegen ihrer Depressionen zu mir kamen. Nachdem ich auf die tiefen Gefühle eingegangen war, die der Patient gerade gezeigt hatte, ging unser Gespräch meistens folgendermaßen weiter: Marshall B.Rosenberg: Was ist es, was Sie haben wollen und nicht bekommen? Patient: Ich weiß nicht, was ich will. MBR: Ich dachte mir schon, dass Sie das sagen. Patient: Wieso? MBR: Meine Theorie ist, dass wir depressiv werden, weil wir das, was wir wollen nicht bekommen; und wir bekommen nicht was wir wollen, weil uns nie beigebracht wurde, das zu bekommen, was wir wollen. Statt dessen haben wir gelernt brave kleine Jungs und Mädels und gute Mütter und Väter zu sein. Wenn wir eine von diesen guten Eigenschaften haben, gewöhnen wir uns am besten gleich daran depressiv zu werden. Depression ist die Belohnung fürs Bravsein. Aber wenn Sie sich besser fühlen wollen, dann möchte ich Sie bitten herauszufinden, was Sie sich wünschen. Was genau sollen andere Menschen tun, damit Ihr Leben besser für Sie wird? Patient: Ich möchte gerne, dass mich jemand liebt. Das kann ja nicht so falsch sein, oder? MBR: Das ist ein guter Anfang. Jetzt möchte ich Sie bitten, genauer zu bestimmen, was jemand anders konkret tun soll, damit sich Ihr Bedürfnis, geliebt zu werden, erfüllt. Was könnte ich z.B. jetzt tun? Patient: Ach, Sie wissen doch... MBR: Ich bin mir nicht so sicher, ob ich das weiß. Ich möchte Sie bitten, mir zu sagen, was ich oder andere machen sollen, damit Sie die Liebe bekommen, nach der Sie suchen. Patient: Das ist schwierig. MBR: Ja, es kann schwierig sein, klare Bitten zu formulieren. Aber denken Sie daran, wie schwer es für andere ist, auf unsere Bitte zu reagieren, wenn uns selbst nicht einmal klar ist, was wir wollen! Patient: Mir wird langsam klar, was ich mir von anderen wünsche, um mein Bedürfnis nach Liebe zu erfüllen, aber es ist mir peinlich. MBR Ja, es ist sehr oft peinlich. Also, was soll ich oder jemand anders tun? Patient: Wenn ich mir genau überlege, was ich möchte, wenn ich um Liebe bitte, dann möchte ich, daß Sie erraten, was ich will, möglichst bevor es mir selbst klar wird. Und dann möchte ich, dass Sie das immer so machen. MBR: Ich bin dankbar für Ihre Klarheit. Ich hoffe, Sie können jetzt erkennen, dass es für Sie unwahrscheinlich ist, jemanden zu finden, der Ihr Bedürfnis nach Liebe erfüllt, wenn er das dafür tun soll. Sehr oft konnten meine Patienten dann erkennen, wie stark ihr Mangel an Bewußtheit darüber, was sie sich von anderen wünschten, zu ihren Frustrationen und Depressionen beigetragen hatte.
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
christabelle
Beiträge: 554
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von christabelle »

Hallo, Maggy! DANKE für Deine drei Fragen und Marshal B. Rosenberg - ich fühle mich jedesmal von Dir "durchschaut" und verstanden, auf den rechten Weg gewiesen, aber nicht kritisiert - wie machst Du das bloß? Ich werde viel nachdenken in der nächsten Zeit. Nochmal DANKE!!! Gruß Christabelle
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von maggy »

Liebe Christabelle, zwischen Reisetasche packen und restliche Arbeiten erledigen, habe ich gerade Deine lieben Zeilen gelesen. Ich habe Dir schon mal geschrieben, dass wir uns sehr ähnlich sind. "Durch-schaut" hast Du gut erkannt. Die Welt ist ein Spiegel und ich steh Dir gegenüber. Ich mache nicht, ich reagiere nach meinen Möglichkeiten. Das ist das Leben. Aktion=Reaktion. Wenn Du das mit dem Nach-denken jetzt brauchst, dann tu's. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir beim Nach-denken, der Blick für das, was jetzt ist, fehlt; denn wenn ich nach (in der Vergangenheit)-denke, reagiere ich in der Gegenwart zu emotional, weil mein Kopf (Denken) woanders ist :-)! So, und jetzt freue ich mich riesig, weil ein Wunsch in Erfüllung geht, den ich vor 1 1/2 Jahren ausgesprochen habe: Morgen werde ich am Nachmittag im LOLA-Cafe in Zürich sitzen. Von da schick ich Euch allen dann liebe Gedanken. Alles Liebe von Maggy
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
panda56
Beiträge: 44
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Eine kleine geschichte

Beitrag von panda56 »

hallo maggy, deine geschichte stimmt in jeder beziehung auf mein verhalten anderen gegenüber. nur keine forderungen stellen, denn ich möchte nicht enttäuscht werden. ich selber versuche niemanden zu enttäuschen, indem ich mich mit meiner meinung zurückhalte. ich könnte evtl. was falsches sagen oder eine forderung an den anderen haben, die er mir nicht erfüllen kann. mit dieser konsequenz habe ich meine schwierigkeiten und deshalb mache ich immer das, was andere von mir erwarten. ich weiß auch, daß irgendwann meine kraft zu ende ist, immer nur für andere da zu sein und sich in den hintergrund stellen. es kostet viel kraft. ich zeige nicht gerne gefühle, vor allem tränen, wut aggression, die sicherlich auch in mir stecken, aber ich will immer funktionieren. selbst dieses posting hat mir unheimlich viel kraft gekostet. gruss panda
Antworten