Seit Tod des Vaters wie abgestorben

Sunshine77
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Registriert: 11. Okt 2006, 20:55

Re: Seit Tod des Vaters wie abgestorben

Beitrag von Sunshine77 »

Es freut mich Janine, daß deine Ärztin so verständnisvoll auf dich reagiert hat:-) Denke du bist jetzt in guten Händen und auf dem richtigen Weg... Geb dir selber die Zeit die du brauchst. Gerade wenn man immer dazu neigt zu "funktionieren" ist es einem erst recht gegönnt sich mal eine notwendige Auszeit zu nehmen.

Liebe Grüße,
Tini
Bleib dir selbst stets treu

Without
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Registriert: 27. Aug 2006, 18:58

Re: Seit Tod des Vaters wie abgestorben

Beitrag von Without »

Hallo Janine!

Auch ich habe meinen Vater verloren. Das ist allerdings bereits über 6 Jahre her. Er hatte auch Krebs und mußte die letzten sechs Wochen furchtbar leiden.

Ich habe ihn in der letzten Zeit intensiv begleitet und ich muß sagen, dass war die emotionalste Zeit meines Lebens. Ich war auch bei ihm und hab ihn im Arm gehalten, als er gegangen ist.

Auch nach sechs Jahren laufe ich immer noch herum, mit dem Gefühl ein Loch in der Brust zu haben. Ich spüre einfach immer noch den Verlust. Natürlich wurde der Schmerz und die Trauer mit der Zeit leichter. Aber es ist immer noch ein Stechen in meiner Brust wenn ich an ihn denke!
An jedem Todes- oder Geburtstag von ihm, ziehe ich eins seiner Hemden an, dass auch nach solanger Zeit noch nach ihm riecht.
Dabeit fühle ich mich ihm einfach nahe.

Ich hatte auch das Gefühl mit seinem Tod ist etwas in mir abgestorben.

Es ist nicht so, dass ich mit seinem Tod nicht zurecht komme, aber das Wissen, dass ich diesen Menschen in diesem Leben niemehr wieder sehe, bringt mich manchmal fast zur Verzweiflung.

Laß dir Zeit mit deiner Trauer. Diese Leere die du spürst ist vielleicht nur eine Schutzfunktion deiner Seele, weil du den Schmerz sonst gar nicht aushalten könntest. Mir ging es ganz genauso. Bei mir kam auch erst nach und nach die heilende Trauer zum Vorschein.
Ich habe alle Phasen durchlebt. Die Verneinung, das Auseinandersetzen mit seinem Tod, die Akzeptanz und dann die Wut. Ja ich war wütend, so verdammt wütend auf ihn, dass er mich verläßt und nur Schmerz übrigbleibt.

Ich wünsche dir bei deinem Trauerprozeß alles Gute.

Petra

Hallo Werner!

Es tut mir sehr leid, dass du diesen Verlust erlitten hast! Ich habe leider keine Geschwister, ich will mir gar nicht vorstellen, wie weh das tun muß einen Bruder zu verlieren!

Ich bin nur froh, dass du unter uns bist und bleibst!

Wie belanglos sich doch manche Dinge auf einmal anfühlen!

Alles Liebe

Petra
>> Der Optimist sieht das Licht am Ende des Tunnels - der Pessimist den entgegen kommenden Zug
JanineA
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Re: Seit Tod des Vaters wie abgestorben

Beitrag von JanineA »

Hallo ihr Lieben,

ich kann euch gar nicht sagen wie gut es mir tut hier zu schreiben.
Es ist so schön so anteilnehmende Resonanz zu bekommen. Ich danke jedem von euch von ganzem Herzen.

Ich hatte eine richtig heftig üble Nacht. Schon zum Abend hin bekam ich tierisch Kopfschmerzen. Diese erreichten im Schlaf ihren Höhepunkt so dass ich aufwachte. Es war ein ganz komischer Dämmerzustand. Ich war total bleiern und regungslos trotz dem Schmerz. Gott sei dank bin ich nach einer Weile wieder eingeschlafen. Am Morgen ging es dann, aber ich war so schlapp. Der Gedanke bei der Arbeit anzurufen und Bescheid zu geben, löste Panik und Schweißausbrüche in mir aus.
Ich fühlte mich dem gar nicht gewachsen.
Ich weiß, dass es nicht der Knaller ist, aber ich rief meine Mum an und bat doch für mich anzurufen, was sie auch tat für mich. Sie verpackte es, damit es sich nicht so blöd anhört so, dass ich in der Frühe noch einen Arzttermin habe.

Ich wollte heute früh meinem Vater einen Brief schreiben. Quasi als Verarbeitung für mich. Dafür ist's noch zu früh.
Ich habe Word geöffnet, doch dann kamen mir schon die Tränen. Ich hab's dann wieder geschlossen. Irgendwann wird es schon klappen.

Liebe Petra,

wenn auch deinen Bericht so lese, dann stelle ich fest, dass mein Empfinden gar nicht so ungewöhnlich ist.
Man denkt in dem Moment, man wäre die einzige Person, die so fühlt, ich stellte mich ja selbst so in Frage.

Ich bin jetzt so schrecklich müde.
Mein Freund bringt mir nachher die bestellten Sedacur aus der Apo mit.
Vielleicht kann ich noch ein bißchen schlafen.

Grüße euch ganz herzlich,
Janine
BinAmEnde
Beiträge: 486
Registriert: 21. Aug 2006, 13:21

Re: Seit Tod des Vaters wie abgestorben

Beitrag von BinAmEnde »

Liebe Janine,

ich bin so froh, dass mein Beitrag bei Dir richtig angekommen ist! Ich war sehr unsicher, ob Du verstehen können würdest, was ich versuchte auszudrücken. Ein dicker Stein fiel mir vom Herzen!

Schön, dass Du Dich versöhnlich von Deinem Vater verabschieden konntest. Versöhnlich klingt vielleicht falsch, ich meine eigentlich eher friedlich oder freundlich.

Und bitte verstehe es nicht falsch, aber ich denke es ist gut für Dich, dass Deine Tränen nun fließen können! Mit Ihnen fließt auch ein großer Teil Deiner Verzweiflung. Ich wünsche Dir, dass sie Dich befreien mögen, von was auch immer Dich belastet!

Mein Bruder hatte keine Vorgeschichte. Es war keine lange Krankheit. Es geschah plötzlich und unvorhersehbar. Aber heute denke ich, er wollte es irgendwie. Ich weiß, es hätte nichts gebracht, ihm zu sagen er möge nicht gehen. Aber ich bedaure, nicht mehr in der Lage gewesen zu sein, ihm zu sagen was er mir bedeutete. Ich empfinde es noch heute als sehr belastend, da er mein Halt war und mich mehr als einmal mit seinen Worten vor einer Dummheit bewahrte. Ich wünschte er hätte es von mir gehört! So ging er ohne es je gehört zu haben. Daher denke ich, Du hast Recht: Auch ich glaube, man möchte immer noch etwas sagen...

Ich gehe manchmal zu seinem Grab und rede dort mit Ihm, als ob er mir gegenüber stünde. Aber so sehr ich mir auch eine Antwort wünsche, bekomme ich keine.

Lebe Dein Leben! Lache, wenn Dir nach lachen ist! Weine, wenn Dir nach weinen ist! Liebe, wenn Dir nach lieben ist! Aber lebe Dein Leben! Und zum Leben gehört eben auch Abschied, loslassen können. Du wirst merken, wann Du dazu bereit bist. Loslassen heißt ja nicht vergessen!

Alles Gute und liebe Grüße,

Werner
JanineA
Beiträge: 51
Registriert: 22. Nov 2006, 11:53

Re: Seit Tod des Vaters wie abgestorben

Beitrag von JanineA »

Guten Morgen an alle,

ich konnte heute nacht durchschlafen. Ich habe zwei Sedacur vor dem Schlafengehen genommen und war dann von ca. 22.30 - 7 h am Schlafen.
Ob die so schnell wirken können?
Wie auch immer, es hat mir gut getan. Toll wäre, wenn auch dieser derzeit ständige Kopfdurck weg wäre.

Wie recht häufig, wenn ich ausschlafen könnte, packt mich die innere Unruhe und ich muss aufstehen und Dinge erledigen (z.b. Waschmaschine/Trockner/Geschirrspüler einschalten/ausräumen), bald danach bin ich wieder total k.o., so dass ich mich ärgere so früh aufgestanden zu sein.
Im Gegensatz zu den Tagen an denen ich weiß aufstehen zu müssen, bin ich morgens wie gerädert.

Meiner Trauer ist heute wieder wie in Watte gepackt, ganz tief in mir drin. Ich fühle mich wieder so, als sei mein Vater nur auf Lehrgang.

Lieber Werner,

ja, es war eine friedliche und freundliche Verabschiedung zu meinem Vater.
Was mir nur entsetzlich leid tut ist, dass ich ihn nicht noch einmal in lebendem Zustand gedrückt habe. Ich gab ihm nur einen Kuss auf die Stirn und strich ihm über den Kopf und die Schultern. Im Nachhinein hätte ich ihn so gerne nocheinmal lebend umarmt (als er tot war tat ich dies). Ich glaube ich tat dies nicht, weil ich Angst hatte, dass dann noch mehr Tränen aus mir herausströmen, als dies bei dem letzten Besuch ohnehin schon der Fall war. So verabschiedete ich mich lieber mit den Worten "Bis Morgen"... obwohl ich schon längst begriffen hatte, dass es kein Morgen geben wird.

Ich habe auch zu dem Grab meines Vaters (bis jetzt zumindest ) keinen Bezug. Er wurde verbrannt. Selbst bei der Trauerfeier, als der geschlossene Sarg zu sehen war, war mir nicht so als wäre er da drin. Ganz komisch.
Vielleicht weil er mir im Geiste so nahe ist. Keine Ahnung.

Meinst du, es könnte vielleicht sein, dass du von deinem Bruder keine Antwort "erhälst", weil du sie eigentlich schon selbst in dir hast?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man oftmals die Antworten, die man von anderen gerne hätte, selbst in sich trägt... in diesem Sinne

ganz liebe Grüße,
Janine
BinAmEnde
Beiträge: 486
Registriert: 21. Aug 2006, 13:21

Re: Seit Tod des Vaters wie abgestorben

Beitrag von BinAmEnde »

Hi Janine,

schön das Du so lange schlafen konntest.

Deine Trauer wird sich verändern. Sie wird Dich begleiten, aber eine andere Bedeutung bekommen, da bin ich mir sicher. Hab´ Geduld.

Und ich bin mir sicher, er hat Deinen Abschied verstanden! Quäle Dich nicht! Du hast keinen Grund dazu! Du warst da, hast ihm Deine Zuneigung gezeigt und versucht ihm Mut zu machen! Das ist ein schönes Geschenk zum Abschied! Du hast ihn beschenkt!

Auf Deine Frage habe ich keine Antwort! Wenn ich die Antwort bereits in mir habe, dann im Verborgenen.

Viele liebe Grüße, Werner
imagine
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Registriert: 18. Jun 2006, 20:46

Re: Seit Tod des Vaters wie abgestorben

Beitrag von imagine »

Liebe Janine,
ich glaube, durch die Erfahrungen, die ich diesbezüglich machen musste (durfte) fest daran, dass die Kranken sich entscheiden können, wann sie endgültig gehen wollen,natürlich nicht in vollem Umfang, aber auf ein paar Tage, oder Wochen gesehen bestimmt. Dein Vater konnte gehen, weil du dich verabschiedet hast und ich glaube auch, dass er die Umarmung nach seinem Tod noch gespürt hat!!!!
Ich glaube auch nicht mehr an Zufälle...

Nicht umsonst wählen wir die Menschen aus, denen wir eine bestimmte Frage stellen, oft wollen wir nur das hören, was uns vermeintlich guttut, genau diese Menschen fragen wir dann, wohl wissend, welche Antworten sie uns geben.

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft.

Die Menschen sind auch verschieden, was die Grabstätten anbelangt, mir ist es immer sehr wohl am Grab, aber ich kenne auch viele, die das nicht wollen, weil der Tote bei (in) ihnen ist.

imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
JanineA
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Registriert: 22. Nov 2006, 11:53

Re: Seit Tod des Vaters wie abgestorben

Beitrag von JanineA »

Abendliches Hallo an alle,

ich habe heute Morgen mit meiner Hausärztin telefoniert um den Termin für die Psychologin zu erfragen.

Der früheste Termin ist erst wieder Mitte März.
Das ist natürlich besser wie nichts und ich nahm ihn auch an.

Zu den mir verordneten Sedacur Tabletten kann ich nicht allzu viel sagen. Ich bin nachts zwar noch aufgewacht, aber die Schweißausbrüche sind lange nicht mehr so stark, dafür kann ich mich an meine Träume, welche vom Allerfeinsten sind , erinnern.

Ich glaube, dass mir eine Gesprächstherapie mehr bringen würde, wie alle Pillen der Welt. Ich frage mich nur, wie dies möglich sein soll, bei diesen Wartezeiten... So wie ich es verstanden habe, wäre wohl eine Therapiestunde dann auch nur alle 3-4 Wochen möglich.

Wie sind denn da eure Erfahrungswerte?

Liebe Grüße,
Janine
BinAmEnde
Beiträge: 486
Registriert: 21. Aug 2006, 13:21

Re: Seit Tod des Vaters wie abgestorben

Beitrag von BinAmEnde »

Hi Janine,

sicher ist irgendein Termin besser als keiner. Aber als ich auf der Suche nach einer Thera war, telefonierte ich so lange herum, bis ich einen Termin bekam, der nicht so weit in der Zukunft lag. Das mag für Dich vielleicht nicht möglich sein, aber vielleicht doch?

Therapiestunden alle 3-4 Wochen kommen Dir merkwürdig vor, oder? Nun, wenn Du dabei ein schlechtes Gefühl hast, dann vertraue Deinem Gefühl! Schildere Dein Gefühl und frage nach, ob man Dir nicht entgegenkommen kann. Ich persönlich fand 1x die Woche schon wenig. Aber da war ich auch noch extrem ungeduldig.

Viel Glück und Mut!

Liebe Grüße, Werner
JanineA
Beiträge: 51
Registriert: 22. Nov 2006, 11:53

Re: Seit Tod des Vaters wie abgestorben

Beitrag von JanineA »

Hallo Werner,

danke für deine Antwort. Ja, das werde bei meinem Termin am Donnerstag mit der Hausärztin ansprechen.

Mmh, vielleicht habe ich da auch was falsch verstanden. Bin ja doch recht unsicher und war bei meinem Besuch sehr verspult.

Ist es üblich zuerst einen Termin bei einem Psychiater zu haben und anschließend dann zu einem Therapeuten geht?
Ich grübel deswegen, weil auf meiner Überweisung steht "Überweisung an Psychiatrie".

Liebe Grüße,
Janine
BinAmEnde
Beiträge: 486
Registriert: 21. Aug 2006, 13:21

Re: Seit Tod des Vaters wie abgestorben

Beitrag von BinAmEnde »

Hallo Janine,

Psychiater und Psychotherapeut arbeiteten auch bei mir zusammen. Da der Therapeut nicht unbedingt auch Medikamente verschreiben darf! Aber ich denke, dass dies für Dich zunächst einmal zweitrangig sein sollte. Etwas Hilfe solltest Du von beiden erhalten können.

Viel Glück! Werner
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