step by step - Depression als Chance? X

HCAS
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von HCAS »

Liebe Dorothea, liebe Susan und all ihr anderen,

ja, Puck hat Angst zu jammern. Weil ich im Laufe der vielen Jahre gemerkt habe, wie ich dann noch weiter absacke und es mir immer schwerer wird, aus diesem tiefen Loch wieder an die Oberfläche zu kommen. Mit Recht weist du, liebe Dorothea, darauf hin, dass in den Psalmen der Bibel viel geklagt wird, dass mensch auch das Recht hat, zu klagen. Gott sein Leid zu klagen, es ihm vor die Füße zu schleudern und zu schreien: Was machst du mit mir? Was lässt du zu, dass mir geschieht?

In meinen Augen gibt es einen Unterschied zwischen "jammern" und "klagen". Jammern ist für mich Selbstmitleid, zieht mich immer tiefer. Klagen ist irgendwie anders, konstruktiver (?), ich klage an, ich begehre auf gegen das, was geschieht. Ich habe sicherlich gut reden, denn mit dem, was du schilderst, geht es mir wie Susan. Ich weiß keine Worte. Alles, was ich schreiben könnte, würde den Kern nicht treffen, wäre weder Hilfe noch Trost. Du sollst aber wissen, dass ich (wie gewiss viele andere in diesem Forum) oft in Gedanken bei dir bin.

Susan, mit deinen Fragen zielst du auf den Kern. Ja, es ist auch Überforderung, teilweise selbst gemacht. Einerseits fordert mich mein Beruf sehr, ich bin in meinem Job ein "alter Hase" und "man" braucht mich. Das hört sich gut an, nur fühle ich mich in dem beruflichen Umfeld nicht mehr wohl. Es ist zu sehr von Werten geprägt, die nicht die meinen sind. Aber mein Beruf ernährt meine Familie und mich. Ich kann nicht einfach aussteigen. Du weißt, dass ich dabei bin, mir einen alternativen Weg zu schaffen. Dazu muss ich viel lernen, viel Praxis bekommen. Das geht nur in den Abendstunden, an Wochenenden. In Zeiten, die ich auch für meine seelische Erholung brauche, die ich auch meiner Familie widmen möchte. Und so ist da immer der Widerstreit zwischen dem Wunsch, einmal nichts zu tun, auszuruhen, zu töpfern oder zu malen, und dem Schuldgefühl meiner Frau nicht genügend Zeit zu widmen oder nicht genug für meine Fortbildung (die ich zum "Ausstieg" brauche) zu tun. Und natürlich kommt auch die Angst hinzu, zu versagen, den Erwartungen anderer (vielleicht auch meinen eigenen) nicht zu genügen. Alles auf einmal geht eben nicht. Ich brauche mehr Gelassenheit. Und ich brauche die Gabe, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden, wobei auch das Nichtstun mitunter sehr wichtig sein kann. Du hast offenbar auch in der Klinik entdeckt, was mit Ton und Farben möglich ist. In Zeiten tiefer Niedergeschlagenheit habe ich oft stundenlang alleine mit einem Klumpen Ton gesessen, die kühle weiche Masse in meinen Händen gespürt und aus mir heraus etwas entstehen lassen. Das hat mir Halt gegeben, mitunter habe ich all das, was da in mir herumkreiste, in den Ton hinein geknetet. Viel ist in dieser Zeit entstanden. Fast selbstverständlich, dass ich mich nach meiner Rückkehr aus der Klinik mit Ton und Werkzeug eingedeckt und inzwischen vieles neue gestaltet habe. Nur - seit Monaten ist Sendepause. Nicht, dass mir nichts einfällt, sondern ich habe nicht die Zeit dazu (ich nehme mir nicht die Zeit dazu?).

"Ich weiss aber auch, dass es ein verdammt gutes Gefühl ist, wenn man es dann mal schafft, einen Traum in die Tat umzusetzen" - Du machst mir Mut, liebe Susan. Dafür danke ich dir ganz herzlich.

Liebe Grüße an euch alle und einen hellen und frohen Sonntag.

Puck
Fuchsy
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von Fuchsy »

Hallo Susan,
ich weiß nicht, was dich sprachlos macht und irgendwie fühle ich mich zu Recht oder Unrecht etwas unterschwellig angegriffen, in dem Sinne: "die jammert ja nur", habe ich dich da richtig verstanden?
fogende Zeilen, schriebst du auf meinen Beitrag:

"Allein davon, das Leid immer wieder zu benennen, wird sich nichts ändern. Ich kann mich verbunden fühlen mit jemand, der ähnliches durchmacht wie ich, aber wie sieht der nächste Schritt aus? Geht es nicht darum - auch hier im Forum - nach Wegen und Möglichkeiten zu suchen, mit der Depression umzugehen und von anderen zu lernen?"

Richtig, es geht um "auch" aber nicht "nur".

In meinen Beiträgen habe ich beides getan.
Im letzten Beitrag ging es mir, mochmal darum, die Personen anzusprechen, die angedeutet haben, dass sie hier lesen, sich aber nicht trauen....weiterhin habe ich geschrieben:"alles hat seine Zeit" (steht auch irgendwo in der Bibel, hallo Puck, du weißt es vielleicht, ich glaube Prediger, es ist ein sehr schöner Vers).

Ich denke, dass ich die letzte bin, die nur klagt, denn dann wäre ich nicht Studienrätin geworden und hätte (was laut zweier Ärzte kaum jemand schafft) nach so langer Einnahme den Umstieg des Opiats "oxygesic" auf "Morphin" alleine ambulant geschafft sowie ich auch vieles erreicht habe, was unter meinen Umständen nicht selbstverständlich ist). Und ich hatte da alles andere als rosige Bedingungen zuhause.Aus diesem Grund mache ich den Rest nun auch stationär, traue mir auch zuzugeben, dass ich eine wahnsinnige Angst habe, wenn ich 3 Wochen an einer Dauerinfuson hänge und jedesmal, wenn ich mich umziehen möchte, eine Schwester bitten muss, mich abzustöpseln.

Sich seine eigenen Stärken und Leistungen bewusst zu machen ist genauso konstruktiv wie das Leid zu benennen.

Ich möchte mich jezt auch nicht weiter rechtfertigen, denn mein nächster Schritt liegt darin, meine körperlich sehr begrenzt vorhandenen Kräfte auf die Vorbereitung des Klinikaufenthalts zu konzentrieren.

Noch ein Punkt scheint mir wichtig: auch Verluste müssen betrauert werden, egal ob es sich um einen geliebten Menschen handelt oder wie bei mir, um den Verlust der Erwerbsfähigkeit,eines sehr gern ausgeübten Berufs einer geliebten Wohnung sowie eine Reihe von Kontakten.

Nicht gelebte Trauer kann auch zu Depressionen führen, und was mich betrifft, bin ich mit meinem Trauerprozess noch nicht ganz durch. Auch das ist konstruktive Arbeit, insbesondere schwere, wenn man es für sich wagt, obwohl es in unserer fun und Spaß-Gesellschaft auf kein Verständnis stößt.
Zum Glück habe ich mir aber Ende der 80-ger Jahre mit der Simontonmethode eine innere Ratgeberin geschaffen, die mir abends im Bett, diesbezüglich zur Seite steht und sagt: "es ist in Ordnung, was du fühlst, trau dich." Leider muss ich es alleine mit meiner inneren Ratgeberin oder auch Gott bzw. einer höheren Macht schaffen.

Puck, noch eine Bemerkung zur Logotherapie:
wenn ich nicht gerade unter "Anfechtungen" leide (wie es Luther ausgedrückt hat) und in Kontakt mit mir selbst stehe, glaube ich sogar, dass ein Sinn hinter diesem "Verlust" liegt, weil ich in der Psychotherapie in Ansätzen jetzt spüre, dass es da etwas gibt, was ich nicht gelebt habe. Ob sich das und wie sich das verwirklichen lässt, dass ist erst ein Schritt, der jetzt noch nicht ansteht, vielleicht aber mal kommen mag.

Wir sind nur Menschen, die sicher vieles bewirken können, aber nicht allmächtig.

In diesem Sinne grüßt euch
Dorothea
susan
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von susan »

Lieber Puck,

danke für deinen Beitrag - es freut mich, dass ich dir Mut mache

Ich habe nochmal nachgedacht, was das Jammern angeht. Mir geht es da ähnlich wie dir, wenn ich zuviel jammere, bleibe ich im Jammertal stecken. Ich fühle mich dann wie in einem Labyrinth, dem, was ist, vollkommen ausgeliefert und hilf-los. Ich bin also voll das Opfer

Gut, wenn ich es dann schaffe, mir zu sagen: Im Moment IST es so, aber...es wird auch wieder besser und! ich DARF mir helfen lassen, wenn ich es allein nicht schaffe. Das fühlt sich dann ganz anders an, weil ich "aktiv" bin trotz aller widrigen Umstände.

Du hast Recht, sich "Zeit nehmen" für etwas, was man gern tut, ist gar nicht so einfach. Ich habe auch längst nicht all meine Träume/Wünsche Wirklichkeit werden lassen. Sicher auch gut so, denn sonst wäre ich ja wunschlos glücklich und hätte keine Ziele mehr - hätte mein Leben dann noch einen Sinn?

Als ich anfing mit Yoga, Qui-Gong, hatte ich auch immer ein schlechtes Gewissen, weil meine Familie zu kurz kommen könnte - stand es mir überhaupt zu, mal nur an mich zu denken? Ich fiel immerhin völlig aus dem Rahmen, weil meine "Vorbilder" (Oma, Mutter...) sich schließlich voll und ganz für die Familie, den Haushalt usw. "aufopferten".

In der Klinik, der SHG und auch in den Kursen der VHS habe ich dann Menschen kennengelernt, die auch diese Zweifel mit sich rumtrugen, die dabei waren, etwas zu ändern in ihrem Leben und das hat mich bestärkt, nicht dem alten Muster zu folgen, sondern etwas Neues zu probieren, etwas, das für mich passt. Wie heißt es so schön: Wer seinen Weg finden will, braucht keine ausgetretenen Pfade!

Und so denke ich auch von dir, dass du auf einem guten Weg bist, einem, der dir Kraft spendet, der dir hilft, mehr du selbst zu sein und der dir zeigt, dass Neues machbar und möglich ist. Dass es dich viel Energie kostet, dass du zwischendurch immer mal wieder fragst, ob das, was du tust, gerade richtig oder falsch ist, gehört meiner Meinung nach dazu.

Ich empfinde es für mich so, dass es immer darum geht, die Mitte zu finden, die Balance zu halten zwischen dem "etwas-nur-für-mich-tun" und dem "auch-für-andere-da-sein". Und wenn du dir sagst, dass gerade nicht genug Zeit für deine Familie übrig ist, dann ist es mit Sicherheit so, dass etwas anderes gerade im Vordergrund steht und wichtig für dich ist

Wie du so schön sagst, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden, darin besteht die Kunst. Ich tue mich damit auch oft schwer, weil ich viel denke, was der andere wohl denkt, wenn ich dieses oder jenes tue. Doch letztendlich ist es doch so, dass solche Gedanken eher hinderlich sind.

Diese inneren Kämpfe, die da stattfinden, etwas für mich zu tun, oder doch lieber zu lassen, sind wahre Energieräuber! Ich kenne genug Leute, die mehr an sich denken, denen es völlig egal ist, was andere dazu meinen und denken. Haben sie es nicht wesentlich leichter?

Ich hoffe, dass dein Weg dich dahin führt, wo du dich geborgen und sicher fühlst, wo du das leben kannst, was du denkst und fühlst - wo deine Werte gesehen werden und wo Menschen sind, die sich verstehen, annehmen und für die Geben und Nehmen im Gleichgewicht ist

Gruß an alle stepper!

Susan


susan
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von susan »

Hallo Dorothea,

nein, ich wollte dich nicht angreifen - ich weiß aus dem, was du schreibst, dass du trotz all deiner Belastungen immer wieder versuchst, den nächsten Schritt zu sehen und zu gehen.

Allerdings fällt es mir schwer, dir etwas zu schreiben - habe wie Puck das Gefühl, dass es nicht hilfreich ist, nicht genug ist, nicht aufbauend ist...?

"Mal ehrlich, wer traut es sich in einem Forum zu jammern und zu klagen?"

Ich finde, in diesem Forum ist genug Raum, seine Befindlichkeit auszudrücken (das Wort "Jammern" mag ich nicht )

"Also, stille Mitleser, traut euch. Ich werde niemanden angreifen, weil er/sie jammert und klagt. Alles hat seine Zeit und sein Recht!"

Du forderst hier zum Jammern auf... Ich würde es ehrlich gesagt nicht so toll finden, wenn aus step by step ein reiner Klage- und Jammerthread werden würde. Du könntest aber ein neues Thema aufmachen

Gruß
Susan


Bellasus
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von Bellasus »

Hallo zusammen,

ich möchte euch nur kurz versichern, dass manchmal plötzlich Schritte möglich sind, an die man eine Zeitlang vorher nicht im Traum geglaubt hat. So erlebe ich es gerade. Wenn ich 6-7 Monate zurückdenke und das mit jetzt vergleiche, liegen da fast Welten dazwischen. Konkret gehts um Praktikumssuche, Bewerbungen, Vorstellungsgespräche, was mir momentan nichts ausmacht außer etwas Aufregung, aber letzten Sommer war es Panik und totale Blockade!

Ich möchte euch allen Mut der Welt wünschen, euren Weg weiterzugehen, so er sich denn richtig anfühlt.

Alles Liebe
Annette




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- Betroffene für Betroffene -
HCAS
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von HCAS »

Super Bellasus, so etwas tut gut, genieße jeden Schritt nach vorn.

Liebe Susan, du machst mir Mut! Danke!!! Ich kann das nicht so richtig ausdrücken, aber unser Gedankenaustausch hilft mir sehr. Es ist gut, dass es dich gibt!

Liebe Dorothea, einiges habe ich dir ja per Mail geschrieben. Ich hoffe, dass du die "Sprachlosigkeit" nicht als gegen dich gerichtet betrachtest. Manchmal fehlen mir wirklich die Worte.

Allen hier einen wunderbaren Abend
Puck
susan
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

ich freue mich riesig über deine Fort-schritte

Du hast viel erreicht und das mitzubekommen, macht mir - und anderen sicher auch! - Mut, den Weg weiterzugehen, dranzubleiben und nicht aufzugeben, auch wenn es manchmal nicht so scheint, dass es überhaupt vorwärts geht.

Und sicher ist so ein Rückblick auch ganz wohltuend ,wenn man wie du sehen kann, wo einmal die Hürden/Hindernisse waren, wie groß die Angst vor Neuem war und mit welcher Sicherheit du heute deinen Weg beschreitest.

Dass es nicht immer leicht geht, dass auch heute noch Unsicherheiten da sind, Zweifel, Angst und Sorge, wie dieses oder jenes zu schaffen ist, ist verständlich, aber du hast - so sehe ich es jedenfalls - ein tragfähiges Fundament, auf dem du stehen kannst

Alles Gute weiterhin und gutes Gelingen für alles, was dir wichtig ist!

Liebe Grüße
Susan


Fuchsy
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von Fuchsy »

Hallo Susan,

ich gebe dir Recht, der Ausdruck "jammern" ist vielleicht nicht so glücklich. Wie du ja festgestellt hast, jammere ich ja auch nicht, ich nenne die Dinge wie sie sind und traue mir auch zu schreiben, wie schlecht es mir geht, was aber nicht jeder ertragen kann.
Ich finde es gut, dass du dein Gefühl erkannt hast: Hilflosigkeit

Personen mit weniger Selbstwertgefühl oder die sich mit sich noch nicht auseinander gesetzt haben, reagieren da ganz anders.

Aber kannst du die Hlflosigkeit aushalten?
Es ist nicht MEIN Problem, sondern das Problem desjenigen, der es nicht ertragen kann. Es ist DEINE Hilflosigkeit! Warum kannst du sie nicht aushalten?

Es gibt nicht immer nur Erfolge, es kann auch mal gut tun, wenn man liest, dass es einer anderen Person auch schlecht geht.

Warum der dezente - mich sehr verletzende -
Hinweis, ich könne gerne einen anderen thread aufmachen.

Wer bestimmt, was in welchem thread geschrieben wird?

Aber gut, ich verabschiede mich aus (DEINEM?)thread, ich kann meine Kräfte auch anderweitig einsetzen.

Wenn ich nur die Seiten von mir nennen darf, die gewünscht und ertragen werden, widerspricht das aber dem Wunsch und der Aufforderung "echt zu sein".Und das ist für mich nicht der richtige Ort.

Lebt wohl,
trauige Grüße
Dorothea
susan
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von susan »

Hallo Dorothea,

"Wer bestimmt, was in welchem thread geschrieben wird?"

Ich glaube, du hast hier was völlig falsch verstanden. Ich habe nicht davon gesprochen, dass du oder jemand anders hier etwas nicht schreiben soll oder darf - steht mir gar nicht zu. Ich habe geschrieben, dass ich es schade finden würde...

"...wenn aus step by step ein reiner Klage- und Jammerthread werden würde..."

und dazu stehe ich auch. Es ist eine Feststellung, ein Wunsch - mehr nicht.

Was meine Hilflosigkeit angeht, so kann ich sie ganz gut aushalten bzw mit ihr umgehen. Steht es mir nicht frei, mich zu dem, was ein anderer schreibt, zu äußern oder eben nicht - sogar ohne Angabe von Gründen? Genau so wie du sagst, dass du alles benennst, was dir wichtig ist, muss ich nicht auf alles eingehen.

Der Hinweis auf einen eigenen thread war nicht verletzend gemeint. Es ist deine freie Entscheidung, wo du schreibst, was du schreibst, ob hier oder an anderer Stelle im Forum.

Ich wünsche dir für die nächsten Schritte alles Gute!

Susan


HCAS
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von HCAS »

Liebe Dorothea,
du bist verletzt - mir erscheint es zumindest so. Aber den Grund verstehe ich nicht, verstehe nicht, warum du dich von diesem thread verabschiedest und die Tür zumachst. "Step by step" - mit diesem Titel hat Susan den thread eröffnet und dabei ein Thema vorgeschlagen, von dem wir uns - um dem Titel gerecht zu werden - nicht allzu weit entfernen sollten.

Ich wünsche dir alles Gute
Puck
susan
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von susan »

Danke, lieber Puck, auch für deine netten Worte weiter oben!

Ich wünsche dir und allen hier
einen stress-freien Abend!

Susan


susan
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von susan »

Hallo, Ihr Lieben,

ich habe gerade im letzten Vierteljahr gemerkt, wie uneben und holprig der Weg zeitweise sein kann. Schwierig waren und sind für mich Entscheidungen - da gab es mehrere Möglichkeiten und dann das für mich Richtige zu tun, war alles andere als einfach. Ich denke, aber, das geht vielen hier so.

Ich frage mich, inwieweit kann man seinem Bauchgefühl, seiner inneren Stimme trauen? Es gab für mich auch Entscheidungen in meinem bisherigen Leben, bei denen es ganz gut war, nicht dem ersten Impuls zu folgen. Andererseits gab es mindestens genau so viele, bei denen es gerade auf dieses Stimmchen in mir ankam

Leider weiß man oft erst hinterher, ob eine Entscheidung falsch oder richtig war. Und wenn ich sie für den Moment falsch empfinde, heißt das ja noch lange nicht, dass sie für immer und auf lange Sicht falsch sein muss So hat man die "Qual der Wahl"

Ich hatte mich z.B., nachdem meine Ärztin, bei der ich 13 Jahre lang in Behandlung war, ihre Praxis aufgab, für einen Arzt entschieden, bei dem ich mich weder wohl noch unwohl gefühlt habe - kein klares dafür - kein klares dagegen

Ich habe also versucht, herauszufinden, was diesen Anteil Unwohlsein ausmachte und worin das gute Gefühl bestand - keine Antwort von meinem Bauch Ich befand mich lange Zeit in einem Schwebezustand, die pro und contra-Liste half auch nicht weiter und jemand um Rat fragen, fiel auch weg, weil der/die den Arzt schließlich nicht kannte.

Letztendlich war es in diesem Fall so, dass das Gefühl des Mich-dort-nicht-wohl-fühlens zunahm und mir zeitgleich der "Zufall" eine Adresse eines Arztes in Wohnnähe zuspielte. Mein erster Termin bei ihm lief sehr gut, so dass mir die Entscheidung, bei ihm zu bleiben und mich damit von dem anderen zu trennen, dann auch leichtfiel.

So ist der Entscheidungsprozess oft zäh und die Sicht auf Klarheit ergibt sich erst mittendrin - wenn überhaupt. Auf jeden Fall fühlt es sich nach einer Entscheidung gut an, wenn weder der Bauch "meckert" noch der Verstand dagegenspricht

So geht es mir zur Zeit auch mit der Körpertherapie - es war die richtige Entscheidung im richtigen Moment. Maggy, ich muss oft an die "Wunderpunkte" denken, denn ich staune immer wieder, welche Richtung so eine Stunde dort nehmen kann und wie nah ich mir selbst komme.

Allen hier liebe Grüße!

Susan


susan
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von susan »

Hallo Ihr Lieben,

noch jemand hier

Mich beschäftigt zur Zeit sehr, welche Ursachen es für meine Erkrankung gibt. Da meine Familie, sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits vorbelastet waren, frage ich mich, inwieweit es möglich ist, erlebte Traumata über mehrere Generationen hinweg zu "übertragen"

Ich habe mal gelesen, dass die 3. Generation (nach Erleben des Traumas) besonders anfällig
für die Entwicklung von psychischen Krankheiten, aber auch für das Erleben eigener traumatischer Erfahrungen sein soll. ..weiß jemand von euch mehr?

Was die Traumata in meiner Herkunftsfamilie angeht, so wurde u.a. über S**z*d (2 Menschen) niemals geredet, ganz zu schweigen von der "Verarbeitung" des Traumas bei den Hinterbliebenen. Welche Tragweite haben solche Erlebnisse - kann man davon sprechen, dass sie bei Nichtverarbeitung latent weiterleben und somit Nährboden für psychische Erkrankungen bei den Nachkommen bilden?

In diesem Zusammenhang taucht auch immer wieder das Wort Bindungsstörung auf. Man spricht davon, dass es möglich ist, dass eine Mutter, die traumatisch vorbelastet ist, keine tragfähige Bindung zu ihrem Kind aufbauen kann und dies dann auch zu schweren Depressionen beim Kind führen kann. Ist das so?

Fragend
Susan


Bellasus
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von Bellasus »

Uups, Fragen, die bei ernsthafter Beschäftigung damit ins Eingemachte gehen, und das kann ich gerade nicht, liebe Susan, auch wenn ich dich ungern in diesen Gedanken hängen lasse.

Sehr gerne schreibe ich aber zu deinem vorletzten Posting, was sich ja mehr mit dem Heute beschäftigt: Deine "zufällige" Arzt-suche oder vielmehr "Findung" - genau das meine ich immer, wenn ich sage, dass die Dinge sich so oft genau so fügen, wie sie gut sind. Ohne dass man die allergrößten Verrenkungen unternimmt, sondern indem man aufmerksam und offen ist für Türen, die sich öffnen, und indem man konkrete Vorstellungen hat von dem, was man sucht. Auch wenn du es nicht in Worte gefaßt hast, hattest du sicherlich eine Vorstellung davon, bei was für einem Arzt du sich aufgehoben und verstanden fühlen kannst, und schwups - war die gute Fee am Werk

Das Bauchgefühl ist schon ein schwieriges Ding. Ich bin sehr froh, dass "es" schon immer sehr deutlich mit mir spricht, nur habe ich es sträflicherweise jahrelang ignoriert. Aber wenn ich es frage, ob etwas gut für mich ist oder nicht, sagt es ganz deutlich Ja oder Nein, ich spüre die Antwort wirklich körperlich, manchmal in Sekundenbruchteilen. Im Gegensatz zu früher trete ich die Antwort dann nicht in den Boden, sondern richte mich danach und mache gute Erfahrungen damit.

Manchmal braucht es auch nur einen kleinen Anschubs von außen, wenn die Stimme sagt, dass gerade was nicht gut läuft, aber leider keine Lösung präsentiert. Dazu schreibe ich gleich noch was in einem neuen Thread.

So viel hierzu für den Moment, liebe Susan,

Annette




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maggy
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von maggy »

Liebe Susan,

ich weiß nicht ob ich es schon mal erwähnt habe?!

Gute Lektüre zum Thema ist:

"Familiengeheimnisse" von John Bradshaw

Ja, ich habe viel erlebt, was sich in unser beider Familien immer und immer wiederholte, aber das alles auszuführen wäre einfach zu lang und ich denke es ist wichtig, dass jeder seine eigenen Erfahrungen macht und die daraus resultierenden Bewältigungsstrategien entwickelt.
Kleines Beispiel: in der Familie meines Mannes hatten alle weiblichen Nachkommen (4 Generationen können wir in der Hinsicht exakt zurückverfolgen)immer ein bestimmtes Hüftleiden, unsere Enkeltochter ist die erste weibliche Person die dieses Hüftleiden (nach Aufarbeitung unsererseits) nicht hat. Und deswegen plädiere ich für das Bewußtmachen und die Aufarbeitung solcher Ereignisse; denn was wir heute aufarbeiten brauchen wir unseren Kindern und den nachfolgenden Generationen nicht unterbewußt weitergeben .

Alles Liebe
von
Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
susan
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von susan »

Liebe Maggy,

danke für den Buchtipp und deine klaren Worte! Ich bin bei meiner Suche auch auf ein Buch gestoßen, habe es aber noch nicht gelesen.

"Lebenslügen und Familiengeheimnisse. Auf der Suche nach der Wahrheit" von Victor Chu

Ich bin mir sicher, dass es ganz wichtig ist, einen Schlußstrich unter all die eingefrorenen, blinden Flecken der Vergangenheit zu ziehen und damit den Anfang zu machen für ein freieres, unbeschwerteres Leben - ich denke, der Weg lohnt sich!

Du sprichst davon, dass das Hüftleiden, das sich durch Generationen zog, bei deiner Enkelin wegfallen konnte, nachdem ihr euch für die Aufarbeitung der Vergangenheit entschieden habt - ein wunderbarer Beweis, wie man die Kette durchbrechen kann und welche Wirkung die eigenen Bemühungen haben können

Für mich ist das Thema noch nicht aus der Welt - leider kann ich mit meinen Eltern nicht darüber reden, weil sie sich entschieden haben, einiges aus ihrer Geschichte zu "löschen". Das ist mit Sicherheit in vielen Familien so. Dennoch bleibt mir der Weg des (An)Erkennens und des Integrierens aller zur Familiengeschichte gehörenden Ereignisse.

Das geht nicht von heute auf morgen - aber in mir ist ein Funken Hoffnung, der mich bestärkt, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.

Dir ganz liebe Grüße
Susan

Nachtrag: hier eine Leseprobe vom oben genannten Buch
http://www.koesel.de/Leseprobe.asp?isbn=346630678


susan
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

ich kann verstehen, dass du zum obigen Thema nichts schreiben kannst. Finde auch gut, dass du auf dich achtest und deine Grenzen wahrnimmst!

"Das Bauchgefühl ist schon ein schwieriges Ding. Ich bin sehr froh, dass "es" schon immer sehr deutlich mit mir spricht, nur habe ich es sträflicherweise jahrelang ignoriert."

Du hast es gespürt und es trotzdem ignoriert? Bei mir war es eher so, dass es auch da war, dann aber nicht "erwünscht", weil das dann nicht mit den Erwartungen meiner Eltern übereingestimmt hätte. Jedenfalls bekam ich kaum Gelegenheit, zu fühlen, was gut und richtig für mich ist. War es bei dir ähnlich?

Ich sehe es heute so, dass es immer da war, aber lange Zeit begraben und nicht wahrnehmbar. Man kann es immerhin auch verlernen, auf sein Bauchgefühl zu hören. Und ebenso durch Übung dahin zu kommen, dass die innere Stimme ein guter Freund wird

Übrigens kann ich die Fähigkeit, nach innen zu lauschen, gut in der Körpertherapie gebrauchen. Hier geht es ja vornehmlich um das "in-sich-rein-spüren", um den Kontakt zu sich selbst (wieder) herzustellen.

Hier noch ein interessanter Artikel:

http://www.successity.de/mods/artikel/a ... HPSESSID=7

Dir und allen hier immer einen guten, inneren Berater

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von Bellasus »

Kleine Brötchen backen

das wäre meine Überschrift für heute. Eigentlich ist alles gut, habe gestern ein Vorstellungsgespräch gut gemeistert und fange nächste Woche das neue Praktikum an, was bestimmt gut wird. Ebenfalls nächste Woche ist der offizielle Wechsel in die berufl. Reha mit neuem Bezugstherapeuten, der aber ebenfalls super nett und kompetent ist. Meiner Thera habe ich heute berichtet, wie gut alles läuft, dass ich schon ziemlich k.o. bin, aber sicher auf dem richtigen Weg zu sein, und sie meinte das strahle ich auch aus.

Na ja, nun sitze ich hier und lese so herum und würde am liebsten ganz klein sein und mich vor den ganzen Anforderungen verstecken. Das Spiel kenne ich ja inzwischen, immer wenn was neues kommt. Momentan ist mir am wichtigsten, dass ich mir gegenüber ehrlich bin und wahrnehme und anerkenn, wie es mir wirklich geht, statt mir und anderen vorzumachen: Klar, berufliche Reha, neues Prakt., neuer Therapeut, mache ich alles mit links. So ist es eben nicht, es sind mehrere große Schritte auf einmal, und da darf ich mit Erschöpfung und Regression reagieren und auch Hilfe in Anspruch nehmen, um damit umzugehen.

Ich betreibe hier gerade ein wenig Selbsttherapie, denn es ist leider niemand da, der mir das sagen kann, und sich das selber sagen zu können ist doch schon gut, oder Immerhin brauche ich dann morgen meine Thera nicht anzurufen, was eben auch ein Impuls war.

Liebe Susan,
was du über den Schlußstrich unter der Vergangenheit und das Öffnen für den Weg in die Zukunft schreibst, kann ich voll und ganz unterschreiben. Anerkennen, was war, und trotzdem und mit diesen Voraussetzungen das beste im Heute tun - das scheint mir auch mehr und mehr machbar und ein guter Weg.

Zum Bauchgefühl: Da sind wir früher wohl verschieden mit umgegangen. Wie ich dich verstehe, hast du es als für dich stimmig wahrgenommen und gleichzeitig für nicht passend, weil unerwünscht, nicht berücksichtigt. Aber nicht grundsätzlich an deinem Gefühl für dich gezweifelt, oder?
Das habe ich getan. Schon als Kind begann ich an meinem Empfinden zu zweifeln, weil ich permament vermittelt bekam, nicht richtig zu ticken. Der Zeifel an meiner Wahrnehmung wurde so groß, dass ich anderen mehr glaubte als mir selbst, ich verlor das Maß, um Situationen eischätzen und Grenzen setzen zu können, weil ich immer dachte, meine Einschätzung ist eh falsch.

Damit habe ich heute zwei Schritte zu bewältigen: 1. wieder daran glauben zu lernen, dass mein Gefühl für mich stimmt und mir niemand sagen kann, dass es falsch ist, da es ausschließlich MEINS ist. Und 2. dann auch noch dafür einzutreten.

Nun ja, ich wollte ja eins nach dem anderen machen, und mit 1. bin ich schon ganz schön gut, und 2. ist in Arbeit.

Was mich aber an mir ärgert, ist dass ich hier immer so viel von mir schreibe, obwohl ich eigentlich viel mehr auf dich/euch eingehen würde. Irgendwie reicht dazu die Kapazität meiner grauen Zellen nicht aus, und darum sage ich auch noch ein lockeres Treffen übermorgen ab, weil ich einfach keinen Platz mehr im Kopf habe. Ich finde es selber nervend, aber es ist leider so.

In der Hoffnung auf bessere Zeiten,

Annette




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Clown
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von Clown »

Liebe Annette,

«...dass ich hier immer so viel von mir schreibe,...»

Also, mir gefällt das, ich finde deine Berichte angenehm leicht verständlich, wohltuend positiv und interessant.

Danke, dass du dich uns mitteilst!

«Ich betreibe hier gerade ein wenig Selbsttherapie,..»

Glückwunsch, Annette, das ist doch das Beste, was frau machen kann.

Lieben Gruß,
Clown

Susan!
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
susan
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Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

es ist zu spüren, dass du es dir nicht gerade leicht machst - wenn du das "kleine-Brötchen-backen" nennst, dann davon aber gaaaanz viele

Es ist schon eine Riesenleistung, mit welcher Entschlossenheit und Zielstrebigkeit du dich dem Neuen zuwendest, dabei auf deine Kraftreserven achtest und nicht außer Acht läßt, an deinem "Sicherheitsnetz" zu knüpfen.

Für mich sieht das sehr ausgewogen und durchdacht aus - und das ist es sicher auch, was deine Therapeutin derzeit an dir wahrnimmt. Wie groß sind denn die Abstände derzeit? So wie ich es verstanden habe, kannst du sie auch anrufen...?

Mein Therapeut sprach neulich davon, dass evtl sogar die Möglichkeit besteht, nochmal 20 Stunden zu beantragen - wäre zu schön, wenn das wirklich ginge! Du könntest deine Therapeutin doch fragen, ob das bei dir auch möglich wäre. Immerhin steckst du mitten in einem schwierigen Prozess und dieser Rück-halt gibt dir ein Stück Sicherheit - fragen kostest nichts

Mit dem Bauchgefühl....man könnte sagen, dass ich mich durch das Nicht-mehr-wahrnehmen-dürfen desselben immer mehr von meinem "Wesenskern" entfernt habe.

Dieses Fremdwerden meiner selbst habe ich noch nicht einmal als falsch empfunden, weil mir - wie dir auch - jegliches Gefühl für eigene Wünsche und Bedürfnisse abhanden gekommen war.

Ausgedrückt, das etwas in der Schieflage war, hat es mein Körper. Jahrelang war ich Bettnässer - was aber niemand ernst nahm - der Hausarzt verschrieb mir Nieren-und Blasentee! Dann entwickelte ich ein zwanghafte "Kratzkrankheit" - ich konnte z.B. Mückenstiche, auch Verletzungen nicht abheilen lassen, die Wunden wurden immer tiefer und hinterließen Narben. Heute weiß ich, dass es sich um Dermatillomanie handelt und dass ich damit nicht allein bin. Meine Seele hat also schon sehr lange geweint .

Mein Körper hat mir später noch viel vehementer signalisiert, dass etwas nicht stimmte, doch ich habe den Zusammenhang zwischen körperlichen und seelischen Schmerzen nicht erkannt. Heute bin ich erleichtert, dass ich mehr weiss darüber, vor allem aber, dass ich SEIN darf, so wie ich bin. Damit hat auch mein Bauchgefühl wieder eine Chance und ich freue mich über jeden Rat von innen

Für die nächste Woche wünsche ich dir einen guten Start - wieder eine Etappe geschafft und damit einen Schritt weiter gewagt - alles Gute!!!

PS. Ich freu' mich schon auf deine nächste Selbst-therapie hier

Liebe Grüße
auch an Clown und alle hier
Susan


Bellasus
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Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von Bellasus »

Ihr seid so lieb Ich denke, lästig zu werden, und ihr lest es auch noch gerne, das muß ich erst mal auf- und annehmen, es geht runter wie Öl und fühlt sich doch immer noch ungewohnt an, und ich danke euch für diese Übungsmöglichkeit!

Das Bauchgefühl sucht sich den Körper als Verbündeten, und wenn man dann immer noch nicht draufhört - dann kommt eben das, was wir erlebt haben und noch erleben. Ich weiß heute auch, dass einige organische Erkrankungen nicht so rein organisch waren. "Komischerweise" kamen sie nicht wieder, seit ich hinhöre und -sehe, was meine innere Stimme mir sagen will.
Nieren- und Blasentee - wenn es denn so einfach wäre

>SEIN darf, so wie ich bin<
Ja, und das gilt auch dann, wenn mal jemand was zu motzen hat!
Das ist eines meiner zentralen Themen, und meine Thera beantragt weitere 20 Stunden, das haben wir gestern besprochen! Zu Unterstützung bekomme ich noch ein Schreiben vom Reha-Gutachter, dass es auch für die Reha unabdingbar ist, die Einzeltherapie fortzuführen. Falls es doch abgelehnt wird, rechnet sie anders ab, so dass ich auf alle Fälle 1x/Monat hin kann, wie jetzt auch. Momentan habe ich das Bedürfnis nach mehr, aber rein zeitlich bin ich ziemlich ausgelastet, so dass es schon geht so.
Dein Thera scheint da ähnlich eingestellt zu sein, dass er die Notwendigkeit über die formalen Rahmenbedingungen stellt, und ich drücke die die Daumen für weitere Stunden!

>Meine Seele hat also schon sehr lange geweint<
Und damit kann sie nun mal auch nicht von jetzt auf gleich aufhören, zu viel hat sich doch aufgestaut und will betrauert werden. Über diese Illusion, dass jetzt alles einfach wird, stolpere ich öfter, wenn es mir zwischendurch schlechter geht, und am besten hilft dann, mir genau das bewußt zu machen, und immer wieder innezuhalten und wahrzunehmen, wo ich stehe, und das dann vorbehaltlos annehmen. Und überlegen, alleine oder mit Hilfe, was im jeweiligen Moment am hilfreichsten ist.

Muß noch bißchen war arbeiten in den letzten 3 Tagen hier im Praktikum, bis bald,

Annette




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susan
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? X

Beitrag von susan »

Liebe stepper,

hier geht es weiter:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1170929458

Liebe Grüße
Susan


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