keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Regenbogen16

keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Regenbogen16 »

Liebe Forianer!

Ich habe zwei Kinder u. einen lieben Mann, aber ich leide ganz furchtbar darunter,im Laufe der letzten vier Jahre meine Freunde verloren zu haben.
Das Ganze ging eher schleichend vor sich, und letztendlich war keiner mehr da.
Ich will nicht in Selbstmitleid vergehen, denn ich weiss, dass ich selber daran schuld bin.
Vor vier Jahren sind meine Depressionen an die "Oberfläche" geschwappt (im Nachhinein glaube ich, dass ich schon als Kind depressiv war), in dem ich einen totalen Zusammenbruch hatte.
Etliche KH-Aufenthalte und eine zunehmend stärker werdende Sozialphobie folgten.
Ich habe mich total zurückgezogen, was ja einer Freundschaft nicht gerade förderlich ist.
Aber ich konnte nicht anders - bekam, bzw. bekomme z.B. Atemnot schon bei dem Gedanken, unter Menschen gehen zu müssen.
Ja, vorerst war da noch so was wie Verständnis, aber das nutzte sich im Laufe der Zeit verständlicherweise auch ab.Ich bin auch auf keinen böse, nur ziemlich traurig.
Und durch zahlreiche Erfahrungen gelingt es mir auch kaum noch, zu jemandem richtig Vertrauen zu haben.
Es ist wie ein Teufelskreis! Man braucht Freunde im Leben, mit denen man Lachen u. Weinen teilen kann,
andererseits habe ich Angst vor Menschen. Habe Angst vor Verletzung u. Enttäuschung, bin aber manchmal selber sehr verletzend.
Nicht vorsätzlich, aber meist passiert´s, wenn ich einen Menschen besonders gern habe.
Klingt total widersprüchlich - ist aber leider so...
Wie geht´s Euch damit? Wie könnte ein erster Schritt aus der Isoliertheit funktionieren!
Wäre um einen umsetzbaren Rat wirklich froh!!
Eine traurige Fridolina
Sunshine77
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Sunshine77 »

War hier gerade mal wieder am durchlesen, da es mir selber z.Zt. nicht so gut geht und bin auf deinen Beitrag gestoßen. Du sprichst mir eigentlich aus der Seele, denn auch ich bin Mutter einer Tochter, Hausfrau und lebe recht isoliert. Richtige Freunde habe ich im laufe der Jahre entweder verloren durch die Lebensumstände oder auch ein paar in Phasen des übermutes vor den Kopf gestoßen und sie irgendwann zurückgewiesen. Ich bin selber sehr kritisch im Umgang mit mir selbst und auch mit meiner Umwelt. Irgendwie habe ich innerlich immer den Anspruch, daß Kontakt zu anderen Leuten sich nur lohnt, wenn die Chemie 100% paßt. Im Kopf weiß ich, daß ich es auch einfach als schön und nett empfinde mich mit anderen netten leuten auszutauschen, aber ich denke andere spüren irgendwie in meinem verhalten oder meinen Aussagen, daß mir der oberflächige Kontakt zu wenig ist, denn eigentlich suche ich ja nach jemand der wie ich, verbindlich ist und wie ein Fels in der Brandung zu mir steht.

Gerade durch das zuhause sein als Hausfrau ist man quasi von der Aussenwelt abgeschnitten, wenn ich nicht gerade Einkaufen mit dem Bus fahre oder so. Das Netz ist manchmal schon wie ein freundes-ersatz, denn da hat man das Gefühl in Kontakt mit anderen Menschen irgendwie zu treten. Dabei sehne auch ich mich eigentlich nach einem echten Freund und weiß selber nicht, wie ich diesen finden soll. Diese Einsamkeit macht krank und lößt zumindest in mir immer mehr Selbstzweifel aus: stimmt was mit mir nicht? Warum wollen andere Menschen nicht mehr mit mir zu tun haben als flüchtige Kontakte? Mir fällt zunehmends auf, daß wenn ich mich traue, ich gut bei anderen Menschen ankomme und sie mich mögen. Auch in Foren wo ich geschrieben habe, läuft es gut. Aber nach mehreren persönlichen Treffen (hatte das hier mal geschrieben: war in einem örtlichen Mütterforum unterwegs)kommen keine gegeneinladungen oder ernsteres Interesse zustande. Das belastet mich alles sehr und deshalb kann ich deinen Wunsch nach mehr Freunde so gut nachempfinden. Eine Lösung hab ich nicht für dich, denn ich bin selber auf der Suche. Aber ich dachte vielleicht hilft es zu wissen, du bist nicht alleine betroffen. Zu deiner Panik vor anderen Menschen, kann ich schon sagen, daß ich das früher auch hatte. Da hilft es wirklich, einfach sich selbst zu zwingen mehr unter Menschen zu gehen: spazieren, ins Kaffee, Bus fahren oder schwimmen. Je mehr du dich zwingst raus zu gehen unter andere Menschen, desto mehr wird dich deine Panik verlassen.

Wünsch Dir ganz viel Kraft!
Bleib dir selbst stets treu

Regenbogen16

Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Regenbogen16 »

Hallo Tini!
Danke für Deine lieben Zeilen!
Hast damit wohl bei mir einen sentimentalen Augenblick erwischt, denn ich kämpfe gerade mit den Tränen...
Es tut so gut, das Geschriebene zu lesen!
Mir geht es so wie Dir! Ich brauche niemanden zum "Smalltalk", sondern einen Menschen, mit dem ich durch "Dick" u. "Dünn" gehen kann...
Gegenseitiges Füreinander-da-sein; miteinander lachen u. weinen; einen schlechten Tag des anderen akzeptieren können, ohne gleich beleidigt zu sein; Verstehen, ohne viel erklären zu müssen. Ja, das wäre schön. Wenn einem schon beim Gedanken an den anderen warm ums Herz wird...
Das Gefühl "Da ist jemand,der dich mag, gerade, weil er dich mit allen Facetten kennt - pos. und neg.
Wahrscheinlich will ich zu viel... bzw. wollen wir zu viel.
Aber ein Mensch, auf den du dich verlassen kannst und der dir dein Vertrauen schenkt - ja, das wär´s.
Entschuldige meinen Gefühlsausbruch, aber heute bin ich sowieso nah´am Wasser gebaut.
Lb.Grüsse, Fridolina
imagine
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von imagine »

Hallo Fridolina, Hallo Tini, darf ich euch etwas trösten??
Bei mir war das ganz ähnlich, solange ich depressiv war.
Ich habe mich zurückgezogen, aber auch Freunde und Bekannte haben sich zurückgezogen, am Schluss war auch fast keiner mehr da.
Aber ich war so, wie ich nun mal bin.
Ich dachte auch anfangs, hätte ich doch meine Maske aufbehalten...

Nun kann ich sagen, mir geht es wieder besser und ich lerne neue Menschen kennen, die mich so nehmen, wie ich bin, mit allen Fehlern, aber auch mit meinen Stärken!
Das fühlt sich sehr gut an.
Daher, habt Geduld, es lohnt sich!!
Imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
Jigsaw
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Jigsaw »

Ich bin ganz froh keine richtigen Freunde zu haben. Sicher habe ich bekannte von der uni aber so richtige Freunde? Ne!
Hab leider die Erfahrung gemacht, dass sie nur Kraft kosten und im Endeffekt dich sowieso nicht verstehen und nur enttäuschen.
Oder sie gehen weil du ihnen zu viel wirst oder sie verlangen zu viel von dir, was du aber grade als Deprie nicht immer geben kannst.
Ne danke, da bleibe ich lieber für mich und hab nur lockere Freundschaften.
I want to play a game....
Regenbogen16

Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Regenbogen16 »

@imagine:
Danke für Deine Antwort! Bin schon wieder am Heulen...(heut´ist aber auch ein blöder Tag)
Wenn ich nur glauben könnte, dass sich die Geduld lohnen würde!
Wie sollen mich andere nehmen, wie ich bin, wenn ich mich manchmal selber nicht so akzeptieren kann?
V.a. meine Depressionen konnte ich bis heute nicht akzeptieren...
Aber Jammern hilft bekanntlich nichts...

@Winterglitzern:
Ebenfalls Danke!
So wie Du habe ich auch einmal gedacht - "ich brauch´niemand; besser allein, als wieder von jemanden enttäuscht zu werden.."
Aber letztendlich bin ich draufgekommen, dass das Selbstbetrug ist; weil man sich nicht eingestehen will, wie verletzt man wirklich ist und v.a.....wie einsam!
Es gibt mir nichts, wenn ich "Bekannte" habe, wo ich mich wieder verstellen u. eine Maske aufsetzen muss. Das habe ich fast mein ganzes Leben praktiziert - meist unbewusst, seit dem "Ausbruch" meiner Depi´s aber sehr bewusst.
Ich hab´keine Kraft mehr dazu und will es auch nicht. Will nicht mehr die spielen, die ich sein soll, aber nicht bin!
Liebe Grüsse an Euch beide...
Fridolina
cooki3
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von cooki3 »

Sunshine77
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Sunshine77 »

Liebe Fridolina,

Auch ich kämpfe mit den Tränen, denn wenn ich eure Antworten hier lese, fühl ich mich das erste Mal seit langem irgendwie verstanden und nicht mehr ganz so außerirdisch wie sonst.

Mein Tag war ziemlich mies und wie passend zum Thema, habe ich heute Abend erst erfahren, daß die feinen Damen die ich oben erwähnt habe aus dem Forum mit Dreck nach mir werfen, während meiner Abwesenheit. Hab darüber mit meinem Mann gesprochen, aber er sagt immer nur, ich soll mir das alles nicht so zu herzen nehmen und doch drüber lachen. Aber genau das kann ICH einfach nicht, denn so bin ich nunmal. Ich nehme mir vieles zu herzen und kann nicht verstehen, wie man sich immer wieder so in Menschen täuschen kann. Weiß nicht ob das Sinn macht, aber ich fühle mich als Mensch beschmutzt wenn ich jemand in freundlicher Absicht in mein Leben einbeziehe und in mein Heim lasse, vielleicht sogar jemand anders in der ein oder anderen Situation mental und auch physisch geholfen habe und dann einfach vergessen werde oder schlimmer noch, sich über meine allzu ernste Seite belustigt wird. Wie soll man sich da künftig öffnen wenn diese Erfahrungen sich häufig wiederholen? Da denkt man doch automatisch, wenn die Mehrzahl derjeniger die du triffst so ist und du selber, ganz das Gegenteil, vielleicht stimmt ja wirklich was nicht mit dir und die Selbstzweifel und auch Scham wächst. Momentan schäme ich mich, daß ich so bin wie ich bin und gleichzeitig, obwohl ich krampfhaft versuche zu verstehen was nicht i.O. mit mir ist, kann ich meinen Fehler einfach nicht finden. Ich will mich eigentlich nicht ändern - auch in der Gefahr, daß ich wieder enttäuscht werde. Denn was ist so schlimm daran ein verbindlicher Mensch zu sein und nicht immer die Augen vor Negativen Dingen zu verschließen oder diese gar zu verschweigen?

Ich weiß nicht wo ich vorort Freunde finden soll, die wirklich Interesse haben MICH kennenzulernen. Denke ich habe aber schmerzlich kapiert, daß "normale" Foren mir nicht das geben können , was ich mir wirklich wünsche: nämlich einen Ansprechpartner der es ernst mit mir als Mensch meint.

Schade, daß es hier keine PN gibt. Wir hätten uns ja auch so mal gegenseitig ausheulen können Aber ansonsten gibt es ja glücklicherweise noch dieses Forum. Danke hierfür an die Verantwortlichen! Denke in Zeiten wo das Persönliche immer weniger wird, ist solch ein Forum gold wert
Bleib dir selbst stets treu

cooki3
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von cooki3 »

Sunshine77
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Sunshine77 »

Jochen Du hast recht!

Meine Tante, die seit jahren in psychologischer Behandlung ist sagte mir eins: "Erwarte nichts vom Leben oder gar von einem anderen Menschen - und du wirst nie enttäuscht werden".

Da ist ganz sicher was dran und auch ich hatte schon Phasen wo ich mich ganz zurückgezogen habe oder auch schon einen Nervenzusammenbruch hatte, weil meine Mitmenschen nicht meine Erwartungen erfüllen konnten oder wollten. Dennoch, habe ich mich immer wieder nach oben gekämpft und Licht war tatsächlich am Ende des Tunnels. Aber irgendwann wird man so verdammt müde, immer nur zu kämpfen. Ich bin verheiratet und habe eine kleine Tochter. Sie hält mich tgl. auf den Beinen und für sie habe ich die Pflicht an ein schönes, erfülltes Leben zu glauben. Denn wenn selbst ich nicht dran glaube - wie soll sie das denn je tun? Sie ist mein persönlicher kleiner Sonnenschein, denn ich mußte lange darum kämpfen, daß sie in mein Leben treten konnte. Auch für sie, hoffe ich eines Tages die Menschen zu finden, die ich mir so sehnlichst für mein Leben wünsche.
Bleib dir selbst stets treu

cooki3
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von cooki3 »

Regenbogen16

Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Regenbogen16 »

Hallo,Ihr Lieben!
Da die Nacht für mich schon wieder vorbei ist, habe ich ja genug Zeit, zu schreiben.
Manche Eurer Aussagen haben mich schon sehr betroffen gemacht, oder sind mir anderweitig unter die Haut gegangen.
Möchte mein, bzw. unser Problem mal von einer anderen Seite betrachten.
Einerseits halte ich mich (ohne pers. Selbstüberschätzung) für einen absolut vertrauenswürdigen Menschen;
andererseits erlebe ich mich aber auch - und das v.a. durch die Krh. - nicht unbedingt für "beziehungsfähig".
Um das jetzt verständlich zu machen: Wenn ich - wie z.Z. - selber kämpfe,um irgendwie noch zu "funktionieren", bin ich nicht fähig, auch noch die "liebe" Fridolina (scheußl. Name - so heiss´ ich Gott sei Dank nicht wirklich) zu sein.
Dann bin ich verzweifelt, und nicht mehr unbedingt "sozial", z.B. kann ich dann bestimmt nicht hören, wenn sich eine "Freundin" über eine einmalige(!) schlechte Schulnote ihres Kindes beklagt....
...und dann stösst man auf Unverständnis.
Eine ehemalige Freundin hat sich beklagt, dass ich ihr so wenig "Vertrauen" schenke, und nicht komme, um mich auszureden.
Sie war beleidigt (wäre ich das vielleicht umgekehrt auch gewesen?!)
Wie gern hätte ich mich ihr mitgeteilt,aber...
...sie war bzw. ist (Gott sei Dank) nicht von der Krh. betroffen, und hat auch sonst niemand in ihrem Umfeld, der daran leidet. Sozusagen hätte ich einem "Blinden die Farben erklären sollen". Es ist wie bei allem: Nur wer weiss, wie sich manche Sachen anfühlen, kann Verständnis aufbringen.
...dann wollte ich sie nicht als "seel.Mistkübel" gebrauchen und sie hinunterziehen - das liegt mir nicht.
...da wäre - auch durch tiefgreifende Erfahrungen - die Angst, jemanden wirklich zu vertrauen...
...und letztendlich die Tatsache, dass ich mich meist verkrieche, wenn ich in meinem "Sumpf" bin - und da bin ich nicht mit Sprüchen "das wird schon wieder..." herauszuholen.
Da würde schon genügen, wenn ich wortlos in den Arm genommen werde u. den anderen spüren kann, damit ich mir nicht so verdammt "halt-los" vorkomme.
Ich weiss, dass ich selber ziemlich viel verbockt habe, und vielleicht zu hohe Erwartungen hatte, bzw. habe.
Ja, Jochen, Du hast recht, wenn Du schreibst, dass die Vorstellung von "Freundschaft" eine sehr individuelle ist, und man nicht automatisch dabei auf dem selben "Level" ist.
Das, was mich traurig gemacht hat, war Deine Aussage mit Deinem unerfüllt gebliebenen Kinderwunsch, und dass Tini einen Sonnenschein in Händen hat, in dem sie das Glück hat, ein Kind zu haben.
Ja, ich habe auch zwei Mädels, die viel Leid kompensieren, aber sie können trotzdem keinen "Freund" ersetzen.
Ich bin da oder versuch´es, trotz vieler Unzulänglichkeiten eine gute Mutter zu sein - soll ihnen Geborgenheit vermitteln und das Vertrauen ins Leben.
Aber auch ich suche in einer anderen Form Geborgenheit - vergeblich - in einer Freundschaft. Vielleicht sehne ich mich auch so sehr, bzw. krampfhaft danach, weil ich Geborgenheit u. Vertrauen von Seiten meiner Eltern niemals erlebt habe.
Und ich halte es auch für möglich, dass ich mehr oder weniger bewusst heute - in Form einer freundschaftl. Beziehung - nach etwas suche, das Erlebnisse in der Kindheit "kompensieren" soll.
Ich weiss, das hört sich jetzt etwas "heavy" an - es könnte der Eindruck entstanden sein, dass ich allein nicht existieren kann, aber das ist nicht so.
Ich brauche sogar oft den Rückzug, um "aufzutanken", und deshalb würde ich mich nicht als "Klammeraffe" sehen.
Liebe Tini, auch Deine Aussagen sind mir ziemlich unter die Haut gegangen.
Ich kenn´mich zwar nicht wirklich aus, inwiefern Du von jemanden "mit Dreck beworfen wurdest"...? aber es liegt bei Dir, ob Du drüber reden möchtest oder nicht...
Bin eine gute "Zuhörerin", was sich jetzt eigenartig anhört, weil wir ja in einem Forum sind.
@an Euch beide, Tini u. Jochen:
Würde mir viel dran liegen, weiter von Euch zu lesen!!
Fridolina
Sunshine77
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Sunshine77 »

@Fridolina - ich schau normalerweise nicht tgl. hier rein, aber hoffe auch, daß man sich evtl. hier öfters mal austauschen kann Bzgl. deiner Frage zu meinen neusten Erlebnissen, gibts nicht so viel zu erzählen. Ich hatte mich einer örtlichen Frauengruppe angeschlossen. Bin super gut aufgenommen worden, viele haben mir ganz viel Honig um den Bart geschmiert und da meine Seele gerade das brauchte, habe ich die Tatsachen nicht erkannt, eben das alles nur Honig war! Ich habe mich privat mit einigen getroffen, sie in mein Heim eingeladen, ein paar persönliche Sachen erzählt im vertrauen, jemand verbindliches gegenüber zu sitzen und auch öfter mit rat und tat zur seite gestanden und mich voll eingebracht, denn ich hatte Spaß und war froh nicht ganz so isoliert zu sein. Zunehmends konnten mich die Leute aber nicht mehr blenden und ich merkte, daß das nicht ist was ich suche. Wollte dann mich mehr zurückziehen und hab meine Gründe hierfür der Leitung der Gruppe anvertraut. Sie fühlte sich anscheinend persönlich angegriffen als ich sagte vieles sei mir zu oberflächig und zog die komplette Gruppe da mit rein. Kannst dir ja vorstellen wie das dann ausartete. Schließlich hab ich die Gruppe ganz verlassen, in der Erwartung daß wenigstens die ein oder zwei Leute mit denen ich viel zu tun hatte sich auch weiterhin bei mir melden würden. Das war nicht der Fall und statt dessen bekam ich die Aussage einer Dame, nun wo ich nicht mehr teil der Gruppe sei, bräuchten wir ja keinen Kontakt mehr haben. Das war ein Schlag in die Mitte! Nun gut, das ist schon einige Wochen her und ich versuche irgendwie was als Erfahrung abzuharken. Treffe aber gelegentlich auf ein paar der Damen und weiß, daß ich nun im nachhinein nur noch ein Witz für diese Leute bin. Auf ein mal wird meine Art verbindlich zu sein (die zuvor ja sooo geschätzt wurde) schlecht geredet und als viel zu Ernst niedergemacht. Kannst dir den Rest ja denken...

@Jochen, das tut mir sehr leid mit eurem unerfüllten Kinderwunsch. Ich kann das sehr gut nachempfinden, denn wie du so schön schreibst, ist es auch uns nicht von Natur gegeben Kinder zu bekommen. Unsere Tochter kam erst nach 6 Jahren vieler medizinischer Eingriffe und Tortouren. Sie ist mein Sonnenschein und gerade weil es so schwer war sie zu bekommen, schätze ich sie noch mehr! Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß dieses Wunder sich irgendwann wiederholt. Dieses mal, aber nicht über den medizinischen Weg.

Dennoch kann sie nicht alles was mir im Alltag fehlt füllen und ich denke es wäre fatal sie mit dieser Bürde zu belasten. Sie ist ein eigenständiger kleiner Mensch der erstmal seinen eigenen Weg gehen muß - ich darf sie nur bestmöglich begleiten.

Ich lebe auch nicht alleine, bin verheiratet seit sehr vielen Jahren. Aber du hast recht mit der Aussage, daß ich irgendwo schon alleine bin - denn von meinem Mann kommt nicht immer die Unterstützung die ich mir wünschen würde. Denke das geht vielen so, daß im laufe der Zeit man sich manchmal anders entwickelt als man zuvor gedacht hat und dann steht man irgendwann da, will mit dem anderen alt werden, aber dennoch steht so vieles zwischen einem, daß man sich öfter irgendwie "fremd" vorkommt in der Beziehung. Er arbeitet viel und schwer, drum kann ich auch ihn verstehen, daß meine Stimmungen ihm manchmal einfach zuviel sind. Ich versuche oft, was neues anzufangen. Neue Wege zu gehen, damit ich als Mensch ausgeglichener werde. Ich hab schon so viele Hobbies ausprobiert, aber langfristig bleib ich bei nichts, denn irgendwie suche ich nach einer gewissen "Befriedigung" die mir diese Tätigkeiten nicht geben können. Was anfangs Spaß macht stellt sich zunehmends nur noch als Beschäftigung raus. Aber danach suche ich nicht - das ganze Haus ist voll mit sachen mit denen ich mich "beschäftigen" könnte. Ich möchte Freude spüren, etwas das mich (außer meiner Tochter) innerlich bewegt und glücklich macht! Habs halt noch nicht gefunden...

Wünsche uns allen viel Glück auf der Suche danach!
Bleib dir selbst stets treu

Sunshine77
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Sunshine77 »

Es ist Abend und ich hab gedacht ich gönne mir heute mal was schönes und geh zum Frisör. Hab mir dann schöne Stränchen machen lassen und es tat mir richtig gut mal was für mich zu machen!

Abends traf ich dann wieder zufällig einer meiner o.g. Damen und konnte es nicht lassen sie anzusprechen über das was ich gehört hatte, daß über mich erzählt wird. Sie war sachlich und schilderte deren Stand kurz und knapp und versetzte mir wieder eine ordentliche Breitseite. Kaum zuhause angekommen, erzählte ich es meinem Mann und er flippte total aus und fragte mich "ob ich den Drang habe mir selbst wehzutun oder warum ich überhaupt mich für die Meinung der anderen so interessiere". Das saß! Nicht nur war ich traurig über die Geschehnisse, nein, jetzt fragt mich mein Mann ob ich mich gerne selber quäle. Und tatsächlich.... muß ich mich doch fragen, warum mich diese ganze Sache nicht losläßt und warum ich (obwohl ich ja eigentlich schon weiß was sie über mich denken)dennoch noch einmal nachfrage. Ich denke, ich kann es einfach nicht glauben und nicht begreifen warum das alles wieder so ausarten mußte! Ich lebe in einer Kleinstadt mit 18tsd Einwohner, wo mich inzwischen mindestens 20 Menschen nicht wirklich mögen. Aber statt an die anderen 17980 Menschen zu denken, die ich noch garnicht kenne, verharder ich nur in meinen Gedanken um diese anderen 20. Warum kann ich nicht einfach lernen das halb-volle Glas zu sehen und warum mache etwas (wohl unbewußt) wo ich weiß, daß es mir wehtun wird (wie das Nachfragen bei der Dame)? Gehört auch das zur Depression dazu? Gleichzeitig bin ich jetzt verletzt und stinkig auf meinen Mann der mir sowas an den Kopf knallt, sieht ich bin fertig und sich dann wie immer seinen tgl. dingen widmet ohne ein tröstendes Wort. Erwarte ich einfach zu viel von ihm mir in zeiten der Trauer (egal ob selbst verursacht oder nicht)mich einfach mal in den Arm zu nehmen und zu trösten? Ich weiß langsam echt nicht mehr weiter...
Bleib dir selbst stets treu

Jigsaw
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Jigsaw »

@Tini Genau das ist der Grund, warum ich mich nicht großartig auf Menschen einlasse.
Irgendwie wird man Mitglied einer Art "Gemeinschaft" und einer hetzt immer über einen rum. Man weiß selten woran man ist und wenn man mitbekommt, wie die sogenannten Freunde wirklich über einen reden ist man nur traurig.
Die Erfahrung hab ich als Kind ständig machen müssen und später als Jugendliche auch.
Freunde kosten nur Kraft. Egal ob im positiven Sinne (Treffen, Geburtstage u.s.w.) oder im negativen Sinne (die sogenannten Dreckschleudern).
I want to play a game....
Sunshine77
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Sunshine77 »

Ich hab heute Nacht sehr unruhig geschlafen. Mußte irgendwie über alles nachdenken, wie so oft. Aber diesesmal war das Nachdenken anders als sonst... Ich weiß nicht ob das jetzt sowas wie resignieren ist, aber ich bin schon irgendwie zu dem selben Schluß gekommen wie Du. Eigentlich war ich noch nie ein Gruppenmensch - es gab schon immer Leute die mich liebten oder meine Art gut fanden und welche die mich haßten. Denke ich bin einfach ein Mensch der mit meiner offenen Art polarisiert. Das hatte ich verdrängt, denn wenn ich zurückschaue, gabs einige Anzeichen, daß es langsam in eine andere Richtung läuft mit der Gruppe.

Ich meine es ist mir schon klar, daß man irgendwo Kontakte braucht, besonders wenn man Kinder hat. Denn man ist auch irgendwo Vorbild und kommt zwangsläufig auch mit anderen Eltern zusammen, mit denen man sich arangieren muß. Aber vielleicht ist mein Fehler tatsächlich, daß ich jede sehr freundliche Geste aufsauge in der Hoffnung, gemocht und akzeptiert zu werden.

Ich denke ich muß lernen Geduld und Zeit zu haben und erst dann, wenn andere sich auch um mich bemüht haben und nicht umgekehrt, mich auf den anderen Menschen wirklich einlassen. Ich denke "solche" Menschen spüren ganz genau wie du dich danach sehnst und indirekt öffnet man denen dan selber "Tür und Tor" um dich auch auszunutzen auf der ein oder anderen Art und Weise. Wohl aus Selbstschutz werde ich künftig darum bemüht sein, nicht zu schnell, zuviel von mir als Mensch preiszugeben und versuchen den täglichen Begegnungen mit Menschen und dem Smalltalk was positives abzugewinnen ohne mehr zu erwarten.

Diese erneute Erfahrung hat, auch wenn schmerzlich, einen Sinn der mich als Mensch weiterbringen wird. Denke ich muß an mir und meinem Selbstbewußtsein weiterarbeiten, damit mich solche Erlebnisse nicht immer wieder so umhauen. Denn im Kopf weiß ich, daß andere garnkein Recht haben mich zu verletzen und es mich nicht wirklich mitnehmen sollte, aber im Herzen fühlt es sich eben ganz anders an.

Danke für den Austausch...Schön, daß es mitfühlende Menschen hier gibt!
Bleib dir selbst stets treu

Regenbogen16

Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Regenbogen16 »

Liebe Tini;
Ich möchte gern auf Deine Zeilen/Gedanken länger eingehen, habe aber seit ca. drei Tagen massive Probleme mit der Konzentration.Ich lese zwar die postings, fühle mich aber unfähig, mich in Ruhe hinzusetzen u. einen klaren Gedanken zu fassen.(liegt wahrscheinlich an den schlaflosen Nächten!)
Derweilen liebe Grüsse; bis bald und "drück";
Fridolina
P.S: nur, wenn wer mein Adrenalin zum "Kochen" bringt, raffe ich die letzte Energie zusammen - aber das ist ein anderes Kapitel....
Sunshine77
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Sunshine77 »

Das ist lieb von Dir Fridolina
Komm erstmal selber zur Ruhe, ich bleib dem Forum treu
Bleib dir selbst stets treu

kaitain
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von kaitain »

Sunshine77
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Sunshine77 »

Hallo Kaitain!

Schön, daß auch Du geschrieben hast. Es ist ein sehr gutes Gefühl zu wissen, man fühlt nicht nur alleine so. Das hilft mir dabei mich innerlich einzuorten, denn dann weiß ich meine Gefühle haben eine Berechtigung

Sei lieb gegrüßt!

Tini

P.S. Ein paar Tage sind vergangen seit meinem letzten negativen Erlebnis. Auch wenn dieses noch so gesessen hat und auch was mein Mann mir an den Kopf geknallt hat, denke ich es war irgendwie das was ich gebraucht habe um diese Gruppenerfahrung loslassen zu können. Die Gedanken an das Warum sind natürlich noch da, aber nicht mehr den ganzen Tag- wie zuvor. Ich weiß es ist vorbei... und habe akzeptiert, daß ich einfach kein Gruppenmensch bin. In der Zwischenzeit versuche ich jedem flüchtigen Kontakt draußen was positives abzugewinnen und an die anderen 17980 Menschen in meiner Stadt zu denken, die ich noch nicht kenne und vielleicht sogar mögen würde
Bleib dir selbst stets treu

Sunshine77
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Sunshine77 »

Liebe Fridolina,

Mußte an dich denken und hab mich gefragt wie es dir wohl geht? Sind die Schlafstörungen immer noch so schlimm?

Lieben Gruß,
Tini
Bleib dir selbst stets treu

Regenbogen16

Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Regenbogen16 »

Hallo Tini!
Bin am Heulen, weil - weiss nicht, was ich blöderweise gedrückt hab`- meine megalange u. mit Liebe geschriebene - Antwort "futsch" ist!!!!! Typisch ich...

Schaff` es nicht, gleich wieder von vorne zu beginnen.
Fridolina
Sunshine77
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Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Sunshine77 »

Liebe Fridolina,

Das ist jetzt aber mehr als schade

Sehr schade sogar, aber anhand der Zeit wo du den Beitrag geschrieben hast seh ich, daß du ja schon wieder zu sehr früher Stunde unterwegs warst. Vielleicht hast ja im laufe des Tages doch wieder Zeit, Kraft und Lust zu schreiben?

Sei lieb geknuddelt,
Tini
Bleib dir selbst stets treu

Regenbogen16

Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Regenbogen16 »

Liebe Tini!
Also vorerst auch einmal "Knuddel" an Dich!
War heute in der Früh wirklich fertig mit den Nerven.
Z.Z. bin ich sowieso extrem nervös, leicht gereizt und sehr nahe am Wasser gebaut. Der chron., unfreiwillige Schlafentzug zeigt inzwischen gr. Wirkung.
Aber jetzt endlich zu Dir!
Als erstes möchte ich auf die für Dich enttäuschende Reaktion Deines Mannes eingehen.
Ich kann Dich absolut verstehen - man fühlt sich alleingelassen, ungeliebt und einsam, wenn der Partner so ganz anders reagiert, wie wir es "normalerweise" eigentlich erwarten könnten.
Selber bin ich ein total emotionaler Mensch, und auch manchmal wütend, verärgert u. v.a. traurig, wenn ich mich von meinem Mann so missverstanden fühle.
Ich glaube nicht, dass unsere Männer weniger Gefühle haben, aber diese schwimmen bei ihnen vielleicht weniger an der Oberfläche als bei uns (manchmal bin ich sogar froh, dass mein Mann "cooler" ist als ich, weil er sich dabei mehr Objektivität bewahrt)
Ich bin schon immer ein "Bauch-Mensch" gewesen, und tu´mich manchmal schwer, die nötige "Vogelperspektive" zu haben, um an gewisse Probleme ranzugehen.
Das mit dem Umarmtwerden ist auch so eine Sache. Früher meinte ich, mein Mann müsse doch spüren, wenn´s mir schlecht geht u. ich gedrückt werden will - wonach ich mich ja auch sehne, wenn´s mir gut geht.
Und mein Stolz liess es auch nicht zu, es zu sagen, dass ich das will. Aber ich kam halt dann oft zu kurz.
Heute bin ich so, dass ich es ihm sage, wenn ich es brauche und er nimmt mich dann meist lächelnd in den Arm.
Manchmal brauchen unsere "besseren Hälften" halt einen gewissen "Schubs".
Wenn Dir das nicht liegt, schreib´vielleicht mal mit dem Lippenstift auf den Badezimmerspiegel."Hallo Liebling, drück´mich mal ganz fest..."
He, Tini, lach´mich jetzt nicht aus - ich hör´s nämlich auf die riesige Entfernung!:hap:

Zu Deiner leidigen Erfahrung mit den gewissen, netten Damen kann ich nur sagen, dass ich Deine Gefühle total nachvollziehen kann. Oh´, wie ich das kenne!
Inzwischen kann mir das nicht mehr passieren, weil ich vom "Herdentier" zur Einzelgängerin mutiert bin - eben aus o.a. Gründen.
Gerade, wenn mehr Frauen auf einmal im Spiel sind, beginnt das Gehacke - meist auf eine, die offensichtlich auch schon vom Selbstbewusstsein her lädiert ist. Bei mir war es jedenfalls so. Aber depressive Menschen haben halt von Haus aus weniger Selbstwert als andere.
Es war eine schlimme Erfahrung für Dich - das einzig Positive daran ist, dass Du jetzt weisst, dass das ganze Getue nur Show war.
Und letzten Endes kannst Du stolz auf Dich sein, dass Du anders bist, und deshalb "über" den Dingen stehen solltest. Aber es ist schwer, dieses Wissen für sich selbst anzunehmen. Aber Du kannst mir glauben, dass das kein Gelabere von mir ist, sondern es total ernst meine.
Vergangenen Montag war ich bei meiner Therapeutin, und wir hatten eben das Thema "Keine Freunde mehr". Ich habe zwei Stunden nur geheult (habe alle drei Wochen eine Doppeleinheit), weil mir das Thema so zu schaffen macht. Meine Thera war echt lieb, und hatte sehr viel Geduld. Aber u. a. meinte sie auch, dass ich durch meinen sozialen Rückzug mir selber und natürlich auch den anderen die Chance nehme, aufeinander zuzugehen u. liebenswerte Menschen kennenzulernen. Sie hat Recht, aber ich bin halt schon sehr misstraurisch geworden.
Was würde ich drum geben, wieder vertrauen zu können!
Momentan finde ich in diesem Forum Trost und Ansprechpartner, die einen ohne viel Erklären verstehen, und auf Deine(!) Antworten freue ich mich besonders!
Ich hoffe, Dich nicht gelangweilt zu haben, aber manchmal sprudelt auch einiges aus mir raus, und dann muss ich mich selber einbremsen.
Das liegt auch daran, dass ich im "normalen" Leben ziemlich viel mit mir selber ausmachen muss und DA darf man halt sagen, wenn´s einem schlecht geht und man hat das Gefühl, den Weg zum LICHT gemeinsam zu gehen.
So, jetzt genug der Sentimentalität meinerseits; ich freu´mich schon wieder auf Dich!!
Nochmals ganz fest "drück" (irgendwie kann ich Dich sogar spüren - ich glaub´, Du weisst, wie ich das meine)
Fridolina
Sunshine77
Beiträge: 261
Registriert: 11. Okt 2006, 20:55

Re: keine Freunde mehr - "Erbe" der depress. Erkrankung?!

Beitrag von Sunshine77 »

Fridolina, ich finde das hast du alles ganz süß geschrieben und ich weiß was du meinst, wenn du schreibst du fühlst, daß ich als Mensch hier sitze und dir schreibe. Das empfinde ich bei einigen hier genauso. Schon komisch - man gibt Wörter in den Computer ein und dennoch erreichen sie andere Leute und rufen eine Reaktion hervor. Schon was tolles, gerade wenn man im realen Leben so vereinsamt. Hab gestern mein Profil hier im Forum freigeschaltet, also vielleicht hast ja auch mal lust mir per E-mail zu schreiben Ansonsten eben hier im Forum.

Mein Tag war wieder nicht so gut. Hab irgendwie jeden Tag eine andere Stimmung und heute eben wieder schwer depri. Fand das ganz niedlich, deine Idee mit dem "auf den Spiegel schreiben". Leider ist es aber so, daß ich meinem Mann immer ganz deutlich sage, was ich mir wünsche oder worüber ich enttäuscht bin. Hoffe natürlich, dann auf eine Reaktion von ihm oder daß er mich in den Arm nimmt. Leider ist es aber seit längerer Zeit so, daß er dann nur nickt oder nebenläufig sagt er verstehts, aber weiter kommt halt nichts. Er ist seit langem glaub ich total überfordert mit sich und seiner Arbeit. Sagt er manchmal auch und ich übe dann Verständnis. Aber ich hab halt auch Gefühle und brauche diese Unterstützung von ihm - denn sonst ist halt keiner da, außer meiner Tochter der ein liebes Wort für mich übrig hat. Ist total traurig und depremierend, aber dann wenn ich denke, ich bin ihm wohl egal, dann kommt meistens doch noch was liebes von ihm, daß mich total überrascht. Ich glaub schon, daß wir uns noch lieben und eigentlich ist uns beiden immer klar gewesen, wir wollen zusammen alt werden. Aber irgendwie ist der Alltag so belastet von allem und zu allem übel kommen dann halt noch der berufliche Stress von ihm dazu und meine ständigen Stimmungsschwankungen. Die kommen aus dem nichts - mit oder auch ohne konkreten Vorfall. Dann sprudeln meine Gedanken und ich hab manchmal das Gefühl es läuft eine alte Schallplatte in meinem Kopf ab, die irgendwelche alten Erinnerungen, positiv und negativ hervorbringt und mich daran hindert, meinen Alltag zu bewältigen.

Hab ständig ein schlechtes Gewissen meiner Tochter gegenüber, denn obwohl ich mich gut um sie kümmer, spürt sie in meinen Reaktionen, daß ich traurig bin oder angespannt. Ich lebe in der Vergangenheit aber gleichzeitig hab ich Angst vor der Zukunft. Unsere Kleine ist Sehbehindert. Durch Zufall haben wir das letztes Jahr entdeckt und sind zum 2. Augenarzt mit ihr. Durch ein latentes schielen des einen Auges, hat es sich "abgeschaltet". Sprich: ein organisch gesundes Auge wird einfach vom Gehirn nicht benutzt. Diese Diagnose war für mich ein Schlag. Seit dem renne ich von Arzt zu Arzt mit ihr und wir kleben das gesunde Auge mit einem Pflaster ab, damit das gehirn wieder lernt das kranke Auge zu benutzen. Leider hat sie so wenig restsehschärfe auf dem betroffenen Auge, daß dieses Abkleben der Horror pur für sie ist und tägliche Machtkämpfe ausgetragen werden müssen. Das zerreist mir das Herz, denn ich weiß um die Notwendigkeit aber spür ihr Leid gleichzeitig! Sie wird bald 6 und dann ist eine weiter Therapie nicht mehr möglich, denn das Auge lernt nur in den ersten Jahren zu sehen. Das belastet mich sehr, denn natürlich mache ich mir auch deswegen Sorgen wie die Zukunft für sie aussehen wird. Der eine Facharzt mit dem ich gesprochen habe sagte mir sehr direkt, sie wird vermutlich nie Auto fahren dürfen, viele Berufe nicht ergreifen können, und es wird sehr problematisch sein, sie jemals im Verkehr (mit Rad oder so) alleine teilnehmen zu lassen, denn sie hat keinerlei räumliches sehen. Du merkst ihr ihre Erkrankung nicht an, denn sie kennt es nunmal nicht anders als "Einäugig" zu sein. Aber das ist ja das was mich so fertig macht: zu wissen, das Auge ist wunderschön und organisch gesund, aber wird einfach nicht benutzt! Obwohl ich weiß wir tun das was wir können ihr zu helfen, habe ich fürchterliche Schuldgefühle ihr gegenüber. Frage mich häufig "Warum hast du nicht erkannt, daß was nicht stimmt? Warum hast du bei den Ärzten nicht mehr nachgebohrt, als wir bemerkten das Auge wandert gelegentlich? Warum wurden wir nicht stutzig als sie panische Angst vor geringen Höhen gezeigt hat oder mal tollpatchig was umgeschmissen hat?". Die logik sagt mir, es ist wie es ist und es wird nicht das Ende der Welt sein. Aber mein Mutterherz blutet...

Dank dir fürs zuhören. Schicke ganz liebe Grüße an dich und freu mich bald von dir zu lesen...

LG,
Tini
Bleib dir selbst stets treu

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