step by step - Depression als Chance? IX

Fuchsy
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Fuchsy »

Hallo allerseits,
ich habe auch einige Gedanken zu den Gedichten, aber mein derzeitiger "step" hieß gestern und heute bis jetzt "Tippverbot", denn ich habe derartig schlimme Schmerzen in der HWS, die bis in die Augen ziehen. Allerdings habe ich im Liegen eure Beiträge gelesen (habe ein notebook), muss mich allerdings noch mit Schreiben zurückhalten.

an Puck: dennoch möchte ich nicht versäumen, dich hier zu begrüßen, haben wir doch einges gemeinsam, was wir am Arbeitsplatz erlebt haben und auch ich bin relativ neu hier, wurde ebenfalls von Susan und auch Anita nett begrüßt.
Deine Frage nach den Kosten: die Therapeutin, bei der ich Ende der 80-ger Jahre diese Prozessarbeit gemacht hat (s.o.) hat keine Kassenzulassung, hat sich aber ständig weitergebildet, hat ein eigenes Institut und ist auch sehr ausgebucht.Letztes Jahr nahm sie für 60 Minuten 70 Euro.
Z.Zt. mache ich eine von der KK finanzierte Therapie bei einem Psychiater, der u.a. die klassische Psychoanalyse macht, und er nimmt bei mir für 50 Min. 92 Euro. Das ist aber der Satz für Privatpatienten.

In Gedanken bin ich bei euch und hoffe, dass ihr mich auch nicht vergesst.

Liebe Grüße bis hoffentlich bald
Dorothea
HCAS
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von HCAS »

Hallo Susan,

das ist wunderbar, wenn du feststellen kannst, du bist ein Stück vorwärts gekommen, die Mühe hat sich gelohnt. Es gibt Mut für neue Schritte, eben „Step by step“....

Ich habe mal nachgeschaut, was Wikipedia über die Logotherapie berichtet. Das ist nicht sehr viel, aber die Links sind glaube ich ganz hilfreich. In Kurzform kann mensch das vielleicht so ausdrücken:

Die Logotherapie setzt hauptsächlich auf die schützenden Faktoren, die Krankheit verhindern, also nicht auf Risiko- und Gefährdungsfaktoren. Der wichtigste protektive Faktor ist die Sinnorientierung. So hilft die Logotherapie bezüglich der Prävention,

1. einen Sinn zu finden
2. sinnvolle Entscheidungen zu treffen
3. sinnvolle Entscheidungen durchzustehen.

Ich habe eine Menge Bücher von Frankl und von seiner „Lieblingsschülerin“ Elisabeth Lukas. Sie sind wirklich gut geschrieben und nur selten theoretisch. Ich hätte die Methode vielleicht sehr schnell mit der Bemerkung abgetan, der hat doch keine Ahnung, wovon er schreibt. Nur – das Gegenteil ist der Fall. Frankl, ein Wiener Jude, hat seine gesamte Familie im KZ verloren, er selbst nur wie durch ein Wunder überlebt. Er hat also Leid und ausweglose furchtbare Situationen am eigenen Leib kennen gelernt. Kein Theoretiker.

Nur, so glaube ich an meinem eigenen Beispiel zu erkennen, die Logotherapie allein reicht nicht aus. Es ist notwendig, zurück zu schauen auf das eigene Leben und das, was mich geprägt hat. Vor diesem Schritt hatte ich aus gutem Grunde Angst. Gut, ich bin ihn dann ja trotzdem gegangen, schließlich war die Therapeutin, die mich 2 ½ Jahre begleitete, Tiefenpsychologin. Es war richtig, zurückzuschauen. Ich muss aber auch gestehen, wir haben nicht alles berührt, berühren können. Und ich war heilfroh, dass meine Ursprungsfamilie nicht oder nur sehr unvollständig Gegenstand der Betrachtung war. Hätte ich ja selbst zum Thema machen können. Habe ich aber nicht, hatte Angst, da ran zu gehen. Das ist ein Lebensabschnitt, der mir noch zu schaffen macht. Ich werde da irgendwann nicht mehr dran vorbeikommen.

Du hast ganz gewiss recht, es ist wichtig, die Wurzeln der Krankheit zu finden, sie mit offenen Augen anzuschauen. Auch bei mir liegen die Gründe für mein So-sein in meiner Kindheit und Jugend. Es gab schon einige AHA-Erlebnisse in der Therapie, aber – wie gesagt – da sitzt noch mehr. Mal sehn....

Ach so, danke für das Fragezeichen, ich bin der Puck.

Ich wünsche dir einen wunderbaren Abend und ein frohes Erwachen
HCAS
Beiträge: 37
Registriert: 4. Aug 2003, 08:28

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von HCAS »

Liebe Dorothea,

auch wenn du dir Tippverbot erteilt hast, es ist gut zu wissen, dass du da bist. Ich wünsche dir sehr, dass du bald wieder aktiv dabei bist.

Für dich noch ein paar Verse von Ulrich Schaffer. Sie haben mir in ziemlich miesen Tagen geholfen. Als ich vor kurzer Zeit ein neues Tagebuch begann, habe ich sie auf die erste Seite geschrieben, damit ich immer wieder daran denke.

Ich wage, der Mensch zu sein,
der ich bin:
unfertig, aber doch glücklich,
unsicher im Neuen und doch wissbegierig,
manchmal ängstlich in Entscheidungen,
verwirrt im Überangebot der Ideen,
doch auch begeistert von Kleinigkeiten.

Zweifelnd und zögernd,
dann wieder mutig und ernst,
verzaubert von Worten
oder schweigsam zurückgezogen.
Manchmal zerrissen und voller Widersprüche,
aber auch einseitig und naiv
und noch vieles mehr bin ich,
oft nicht genau zu beschreiben.

Ich wage es, mich selbst so anzusehen,
so zu lieben, wie ich bin
und mich auch so zu zeigen,
ob ich nun dafür geliebt werde
oder nicht.

Alles Gute für dich
Puck
Fuchsy
Beiträge: 27
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Fuchsy »

Hallo Puck,

während ich meinen Beitrag korrigiert habe, hast du gerade deinen reingestellt. Ich schreibe das nochmal, weil ich mich in meinem Beitrag an dich gerichtet habe.

Gruß Dorothea
susan
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Hallo Dorothea,

auch ich wünsche dir gute Besserung! Setz dich nicht unter Druck, schreiben zu müssen - geh den Weg der kleinen Schritte - so wie es für dich machbar und möglich ist! Alles andere kann warten

Alles Gute weiterhin!

Susan


susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Hallo, lieber Puck

Was du über die Logotherapie schreibst, hört sich interessant an. Gerade was den Sinn angeht, geht ja vieles durch die Depression verloren. Und dann einen neuen Sinn (im Leben) zu finden, kann ein lohnenswertes Ziel sein.

Und beim Entscheidung-treffen ist es auch oft nötig, dass man jemand/etwas hat, das einen unterstützt und vorübergehend Halt bietet im Prozeß der Entscheidungsfindung. Denn gerade, wenn es um tiefgreifende Entscheidungen geht, bricht altes, gewohntes weg und man weiss selten, was einen dann erwartet.

Dann dabei zu bleiben, konsequent den Weg weiterzugehen trotz aller Unsicherheiten erfordert dann viel Durchhaltevermögen, Kraft und den Glauben, dass es die richtige Entscheidung war. Und so wie ich es verstanden habe, setzt die Logotherapie genau dort an und wirkt stützend und sinngebend. Hast du dich schon nach einem Therapeuten umgesehen?

Was die Vergangenheit angeht, so habe ich für mich erkannt, dass es therapiemäßig auf die richtige "Dosierung" ankommt. Als ich in der Klinik war, dachte ich auch, ich könnte alles auf einmal bearbeiten, weil oft stationär mehr möglich ist als ambulant. Doch ich mußte erkennen, dass Ungeduld ein schlechter Ratgeber und Begleiter ist

Und gerade in der Klinik ist mir wieder bewußt geworden, wie wichtig es ist, den richtigen Therapeut zu haben. Ich hatte dort das Gefühl, dass alles wie am Fliessband läuft, dass die Therapeuten/Ärzte sehr unter Druck stehen mit dem Ziel, soviel wie möglich kern-gesunde Patienten zu "produzieren". Da bleibt natürlich einiges auf der Strecke. Ich habe sehr deutlich gespürt, dass der Mensch an sich unwichtiger ist als positive Zahlen.

Ambulant bin ich gut versorgt Und das gibt mir Sicherheit, unterstützt mich auf meinem Weg und macht mir immer wieder Mut, nicht aufzugeben.

Wenn es also für dich nicht möglich war, alles an Verletzungen anzusehen, dann könnte es gut sein, dass das auch noch nicht dran war. Du hast dich zurückgehalten, hast bewußt diese schmerzlichen Themen nicht angesprochen und sicher war das für dich auch eine Möglichkeit, deine Grenze zu setzen in diesem Moment.

Lass dir für alles die Zeit, die du brauchst - es ist oft hilfreich, einiges an seelischen Schmerzen in einen Tresor zu sperren (nur du hast den Schlüssel!) und es dann wieder rauszuholen, wenn man sich dazu in der Lage fühlt, es anzuschaun. Diese Übung hilft mir z.B. sehr.

Gibt es für dich auch die Möglichkeit, die begonnene TP bei der gleichen Therapeutin fortzusetzen - auf eigene Kosten oder habt ihr darüber nicht geredet, weil deine finanzielle Lage unsicher war?

Dir noch einen schönen Tag - freue mich, wieder von dir zu hören!

Liebe Grüße auch an Dorothea, Annette und alle Mitleser!

Susan


Fuchsy
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Fuchsy »

Hallo allerseits,

möchte mich mal wieder kurz melden. Inzwischen kann ich mir meine steps gar nicht mehr aussuchen. So gut mir das forum gefällt, ich muss mich mit Tippen zurückhalten und auch vielleicht mal lernen, mich kürzer zu fassen.

Was ich euch aber eigentlich mitteilen wollte ist, dass ich gestern Post von meinem Psychiater/Therapeuten bekommen habe, der ja während der Ferien grundsätzlich nicht in der Praxis ist, höchstens kurz. Da meine ersten 80 Stunden bald zu Ende gehen, hat er einen Verlängerungsantrag gestellt. Nun möchte die Gutachterin der Krankenkasse (medizinischer Dienst)eine Auflistung aller bisher durchgeführten ambulanten und stationären psychotherapeutischen Behandlungen. Darin enthalten soll u.a. "meine persönliche Einschätzung/Bewertung/Resümee".

Dieser Punkt macht mir echt zu schaffen.Von der Schreiberei abgesehen, zerbreche ich mir nun den Kopf, was ich da -vor allem auch unter strategischen Gesichtspunketen - schreibe.

Es tut mir leid, dass ich jetzt nicht näher auf euch eingehen kann, habe schon so meine Gedanken und auch selbst ein Heftchen mit Gedichten von u.Schaffer.

An Puck: der letzte Abschnitt deines Gedichtes an mich gefällt mir besonders.

Ich wünsche euch, dass ihr die richtigen steps für euch findet, bisweilen muss man es auch mal wagen, sich auf einen sehr schmalen Pfad zu begeben, mit dem Risiko, dass auch mal ein step daneben geht. In solchen Situationen wünschte ich mir immer aufgefangen zu werden, aber das war nicht jedesmal der Fall. Ich musste auch schon alleine wieder hochklettern, deshalb bin ich auch in gewissen Dingen sehr vorsichtig.

Es wäre schön, wenn wir uns hier im forum dabei gegenseitig helfen könnten.

Für heute erstmal
liebe Grüße von
Dorothea
HCAS
Beiträge: 37
Registriert: 4. Aug 2003, 08:28

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von HCAS »

Liebe Susan,
ich finde deine Gedanken über den Sinn der Logotherapie sehr gut, wahrscheinlich besser, als viele Erklärungen über LT. Der Blick zurück ist - das habe ich inzwischen kapiert - sehr wichtig. Aber was kommt danach? Ziel jeder Therapie muss es doch sein, irgendwann überflüssig zu werden. Wahrscheinlich ist der Platz der LT dort, wo es heißt, zurückkehren ins Leben.

Ich weiß noch, wie schwer es mir fiel, nach 8 Wochen Klinkaufenthalt wieder zurück zu fahren, raus aus der behüteten Umgebung. Noch heute sehne ich mich oft zurück nach diesem Ort der Geborgenheit. Es war dort landschaftlich wunderschön, hinter dem Haus rauschte der Wildbach und begleitete tröstend meine schlaflosen Nächte. Dort habe ich auch entdeckt, wie wohltuend das Malen und Modellieren für die Seele sein kann. Die Qualität der Therapeuten war - soweit ich das beurteilen kann - sehr unterschiedlich. Vom KBT hatte ich ja schon berichtet, der Therapeut war anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, aber ich habe selten einen so aufmerksamen und achtsamen Menschen erlebt, der Prozesse sorgsam und ohne zu verletzen begleiten konnte. Auch die Kunsttherapeutin war fantastisch. Anfangs hatte ich eine Oberärztin, die schon über 70 Jahre alt war und ihrer Aufgabe nicht mehr gewachsen war. Es gab Beschwerden, Streiterei usw.. Mein PT befand sich noch in der klinischen Ausbildung, hatte immer super Sprüche drauf, brachte mir aber garnichts. Ich weiß noch, wie er mich am ersten Tag fragte: "Habbe se vielleicht vor, aussem Fenster zu springe?" Na klar, aber sicher! Dann wäre ich wahrscheinlich im Erdgeschoss untergebracht worden und der Arzt seine Verantwortung los. Nach kurzer Zeit hat das Schicksal eingegriffen. Mein PT hatte einen Unfall und fiel für eine Woche aus. Übergangsweise wies man mir eine andere Therapeutin zu. Nach dem ersten Gespräch habe ich ihr gesagt, dass ich nicht mehr wechseln werde, dass ich bei ihr bleiben will. Und sie stimmte mir zu!!! Der Therapeutenwechsel in der Klinik war normalerweise ein Riesenproblem.... Trotz aller Mängel und Schwächen war ich gerne in dieser Klinik. Deine Schilderung zeigt mir das Bild einer Klinik, in der ich nicht sein möchte. Das klingt sehr nach Massenabfertigung - und das dort, wo es um die verwundete Seele geht!

Du schreibst, wenn ich noch nicht alles an Verletzungen ansehen konnte, dann war die Zeit dafür noch nicht reif. So habe ich das noch garnicht gesehen, finde es gut, dass du mich mit der Nase darauf gestupst hast. Ja, das könnte so sein. Gerade heute erreichte mich - seit langer Zeit - ein Brief meines Bruders. Ein Strohhalm zum Festklammern? Ich weiß es noch nicht, aber ich werde mich damit befassen.

Meine PT hatte mir bei Ende der Therapie angeboten, dass ich Sie jederzeit anrufen kann, wenn es mir schlecht geht und mir erklärt, dass ich in einem gewissen Umfang auch das Recht auf einzelne Stunden habe. Ich bin diesen Schritt bisher nicht gegangen, habe mir gesagt, was hilft ein Telefonat oder eine Stunde Gespräch. War sicher falsch, aber die Situation lässt nun nicht immer das klare Denken zu. Sie wäre bereit, mich weiterhin privat zu betreuen, das wären dann bei 4 Stunden im Monat 300 EUR - viel Geld, aber wenns hilft.... Nach einem Logotherapeuten habe ich mich auch umgesehen, es gibt in meinem Umfeld leider nur sehr wenige. Da ich kein Auto habe, ist die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine wichtige Voraussetzung. Einen hatte ich gefunden, aber der hatte auf lange Zeit keine freien Termine, wollte mir Bescheid geben, wann ein Platz frei ist. Trotz mehrerer Anfrage warte ich da aber noch bis heute drauf.

So, das soll nun aber mal reichen. Mir gefällt es sehr, dass du deine Sache - wie es mir scheint - sehr aktiv angehst und "am Ball bleibst". Das finde ich mutig und das ist wahrscheinlich ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Genesung. Dabei wünsche ich dir ganz viel Gutes und für heute einen schönen Abend.

Herzliche Grüße
Puck
HCAS
Beiträge: 37
Registriert: 4. Aug 2003, 08:28

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von HCAS »

Hallo Dorothea,

deine Gefühle bei der Anfrage der Gutachterin kann ich mir gut vorstellen. Wie sollst du deine Situation ausdrücken? Wählst du unbedacht die falschen Worte, kann sich das vielleicht negativ auf die Bewilligung niederschlagen. Hast du mit deinem Therapeuten mal darüber gesprochen, ob und wie du reagieren sollst? Ich glaube, das Recht dazu hast du sicher. Es geht ja um dich!

Ich wünsche dir bei deinem weiteren Vorgehen die richtigen Gedanken und Worte. Achte gut auf dich.

Puck
susan
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Hallo Dorothea,

was die Gutachterin da von dir verlangt, ist ziemlich viel, finde ich. Die Methoden werden immer wunderlicher aber wie sollte es anders sein - es geht ja schließlich um Geld.

Vllt ist es hilfreich für dich, wenn du dir ein paar Stichpunkte machst, deine Gedanken zu dem einen oder anderen aufschreibst und - so wie es Puck auch rät - mit deinem Therapeuten darüber redest. Kann doch gut sein, dass er Erfahrung mit solcher Vorgehensweise hat und er dich somit unterstützen und beraten kann.

Wenn er dir jetzt diese Post schickt, kann es dann nicht sein, dass er jetzt auch erreichbar ist? Ein Telefonat kann oft schon sehr hilfreich sein - einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Ich drück' dir die Daumen, dass du die Unterstützung findest, die du brauchst! Vor allem aber, dass die nächsten Schritte wieder etwas leichter und kraftspendender für dich sind

@Puck: Hab' mich sehr über deinen Beitrag gefreut - demnächst mehr dazu ....

Euch und allen hier einen erholsamen Abend!

Liebe Grüße
Susan


susan
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Lieber Puck,

danke für dein positives Feedback und die guten Wünsche

Anfangs etwas zu den Möglichkeiten, die dir nach Ende der Therapie bleiben. Ich habe folgendes dazu gefunden:

"....Inzwischen wurde auch die Möglichkeit geschaffen, nach Beendigung von Therapien 15 10-Minuten Einheiten - also pro Quartal höchstens 3 Nachbearbeitungs-, Festigungs- oder Auffrischungssitzungen - vorzunehmen, die aber manchmal wegen zu geringer Vergütung nicht ausgeschöpft werden können...."

Evtl. meinte das deine Therapeutin, als sie davon sprach, dass du ein Recht auf einzelne Stunden hast...? Wäre doch ganz gut, wenn du diesen Rück-halt hättest - besser als ohne Therapie ist es allemal

Was du von der Klinik schreibst, klingt gut! Und dass das Schicksal dir den Weg geebnet hat in Sachen Therapeutenwechsel ist in der Tat ein gutes Zeichen. Mit dem Therapeutenwechsel war es auch in der Klinik, in der ich war, sehr schwer - um nicht zu sagen: unmöglich!! Ich habe z.B. von Anfang an versucht, zu einem männlichen Therapeuten zu kommen, was vehement abgelehnt wurde, mit der Begründung, die Gruppen und die Bezugstherapeuten seien festgelegt und daran könne (WOLLE!!!) man nichts mehr ändern.

Nun, es ist nicht so, dass meine Klinikerfahrungen ausschließlich schlecht sind. Ich habe immer versucht, das Beste draus zu machen und das mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Und je nachdem, wieviel Vorschriften und Regeln es von seiten der Klinik gab, so groß oder klein war dann auch mein "Handlungsspielraum"

Ich habe wie du sehr viel profitiert von der Gestalttherapie - in Form und Bild konnte ich einige Themen wunderbar darstellen und so auch bearbeiten. Es kommt da aber auch auf die Therapeuten an - wo nicht ?

Ich weiss es nicht einzuordnen, welche Rolle der Brief deines Bruders für dich spielt, aber wenn ich es richtig verstanden habe, ist er enorm wichtig für dich - immerhin sprichst du von einem Strohhalm zum Festklammern - magst du mehr darüber schreiben?

Sicher - irgendwann sollte es so sein, dass man ohne Therapie klarkommt. Doch ich sehe das nicht so eng - es wird immer wieder "Wegbegleiter" geben, Möglichkeiten, sich Unterstützung zu holen, wenn man sie braucht.

Psychotherapie ist eine unter vielen. Ich denke, dass jeder, der sich auf den Weg (zu sich selbst) gemacht hat, ein Gespür dafür entwickelt, wann eine Methode hilfreich für ihn ist bzw. wann der Zeitpunkt gekommen ist, "Abschied" zu nehmen und sich nach etwas Neuem umzuschauen.

Hier noch ein schönes Gedicht verbunden mit den Wünschen für einen guten Tag!

DAS LEICHTERE

Es ist leichter zu denken
als zu fühlen -
leichter, Fehler zu machen,
als das Richtige zu tun.

Es ist leichter zu kritisieren
als zu verstehen -
leichter, Angst zu haben,
als Mut.

Es ist leichter zu schlafen
als zu leben -
leichter zu feilschen,
als einfach zu geben.

Es ist leichter zu bleiben,
was man geworden ist,
als zu werden,
was man im Grunde ist.

(Hans Kruppa)

Liebe Grüße
Susan


Clown
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Clown »

Liebe Susan,

ich möchte dir nur kurz sagen, dass dieses Gedicht mir gerade ein schönes Geschenk für den heutigen Tag ist!

Danke und lieben Gruß,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
susan
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Clown,

danke für die Rückmeldung!

Eine Bereicherung in jeder Hinsicht ist das Buch "Das Tor zum Glück" von Hans Kruppa - zu bestellen hier http://www.amazon.de/Das-Tor-Gl%C3%BCck ... F8&s=books
Darin findest du noch viele solcher Geschenke

Liebe Grüße zurück
Susan


HCAS
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von HCAS »

Liebe Susan,
das Leichtere - ein Gedicht, das mich trifft, mich be-trifft. Wenn ich ein paar Tage zurückdenke, da hattest du hier das Gedicht von Ulrich Schaffer eingestellt, über den Wunsch, echt zu sein. Echt sein ist immer der schwerere Weg, es ist leichter, eine Maske aufzusetzen und den Menschen zu spielen, der den anderen gefällt (oder von dem ich meine, er müsste den anderen gefallen). Danke für deine guten Gedanken.

Ja, das mit den Viertelstunden ist mir entfallen. Aber das war es, was mir meine PT angeboten hatte. 15 Minuten - was soll in dieser Zeit geschehen, gerade dann, wenn ich am Tiefpunkt bin?

Die Sache mit dem Brief meines Bruder - au weh, das ist eine lange Geschichte und ich mag da im Moment nicht viel zu sagen. Nur damit du in etwa verstehst, was da los ist: ich habe mich sehr früh von meinem Elternhaus gelöst, bin mit 18 ausgezogen (das war damals - 1970 - nicht normal), wollte raus. Habe sehr früh geheiratet, eine Ehe, die meine Mutter und die gesamte mütterliche Verwandschaft aufs schärfste missbiligte. War dann so eine Art Aussätziger für meine Familie. Die Kontakte brachen ab. Sehr zugesetzt hat mir der Tod meines Vater. Er fehlt mir sehr, ich hätte noch so vieles mit ihm zu bereden. Irgendwann habe ich sehr realistisch von ihm geträumt und Abschied von ihm genommen. Das war gut. Aber während ich schreibe, spüre ich wieder den Schmerz. Mein Bruder hatte schon mal versucht, den Kontakt wieder anzuknüpfen, aber das scheiterte an uns beiden. Vielleicht ist nun ein neuer Versuch möglich? Ich werde es erfahren.

Was ich wirklich schlimm finde, sind deine Klinikerfahrungen. Schlimm vor allem deshalb, weil du kein Einzelfall bist, sondern weil ich ähnliches schon oft gehört habe. Hatte ich nur Glück gehabt? Auch "meine" Klinik hatte ihre Schattenseiten. Was vielleicht gut war, dass meine PT mir vorher sehr klaren Wein eingeschenkt hat. Nein, das allein kanns nicht gewesen sein. Es waren ganz deutlich die zwei schon angesprochenen Therapeuten und es waren, und zwar in hohem Maße, die Mit-Patient(inn)en. Ganz interessant war das mit den vielen Vorschriften (die du ja auch angesprochen hast). Es gab bei uns u.a. ein absolutes Verbot für offenes Licht, also Kerzen usw. Das ist auch verständlich. Nun ergab es sich per Zufall, dass im Gespräch mit anderen das Thema Musik und Tanz aufkam und allgemein bedauert wurde, dass es keine Musik- und Tanztherapeutin (mehr) in der Klinik gab. Da ich in der Freizeit u.a. Gruppentänze und meditative Tänze anleite, habe ich angeboten, mir meine CD's nachkommen zu lassen. Kurzum - mit Genehmigung der Klinikleitung gab es an vier Abenden meditativen Tanz. In der Turnhalle! Nun war die zwar sehr gepflegt, aber das Neonlicht .... Was tun? Einen großen Wildblumenstrauß im Wald gepflückt und in eine Vase in der Mitte. Darum im Kreis jede Menge Teelichter auf den Boden. Als die Nachtschwester auf ihrer Runde vorbeikam, schloss sie ganz entsetzt wieder die Türe. Bloss nichts sehen. Eine Therapeutin bekam dann Wind davon und konnte sich kaum noch fassen, dass ich es gewagt hatte ..... Nur, es gab kein Nachspiel. Ich hatte in kleinen Bereichen auf einmal Narrenfreiheit. Seltsam, eigentlich bin ich garnicht so mutig.

Ich schreibe schon wieder zu lange. Muss noch in die Küche, für morgen kochen. Habe morgen Gäste und muss noch einiges vorbereiten.

Liebe Grüße, auch allen anderen hier im Forum
Puck
susan
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Lieber Puck!

Ich habe deinen Beitrag - über den ich mich wieder mal! sehr gefreut habe - in den Nachfolgerthread kopiert und werde auch dort anworten.

Liebe Grüße
und danke ALLEN hier
Susan

hier geht es weiter:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1168031588


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