Angst vor einer weiteren Therapie

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Mia-Marie
Beiträge: 6
Registriert: 29. Dez 2006, 19:53

Angst vor einer weiteren Therapie

Beitrag von Mia-Marie »

Hallo,

ich bin neu hier und hoffe, dass ich hier im richtigen Tread schreibe.

Zu meiner Person:
- 23 Jahre, arbeitslos
- rezidivierende depressive Störung
- soziale Phobie
- Panikattacken

Zu meiner Geschichte:
Mein Vater war seit meiner Kindheit Alkoholiker. Ich beschreibe meine Gefühle zu ihm als Hassliebe. Mehr oder weniger suche ich die Vaterliebe, welche ich niemals bekommen werde. Mit 17 Jahren lernte ich mein Ex-Freund kennen - die Beziehung hielt 5 Jahre an. Mein Ex zeigte nach einiger Zeit Verhaltensmuster meines Vaters. Im Gegensatz zu meinem Vater wurde er nicht handgreiflich, jedoch machte er mich verbal täglich nieder. Seit ca. meinem 15. Lebensjahr bin ich depressiv (vielleicht schon früher?) und seit knapp 2 Jahren leide ich an einer sozialen Phobie. das Haus verlasse ich nur sehr selten (wenn es notwendig ist).

Im letzten Jahr war ich in einer psychosomatischen Klinik. Die ambulante Therapie habe ich auf eigenen Wunsch abgebrochen.

Bis vor einigen Monaten glaubte ich wieder auf dem richtigen Weg zu sein, merke nun jedoch, dass ich es allein nicht schaffe. Habe weder Antrieb noch Kraft. Fühle mich täglich schwach, unsicher und überfordert.

Eine weitere Therapie würde sicherlich hilfreich sein, kann mich jedoch nicht überwinden, da ich mich damit ebenfalls überfordert fühle. Auch habe ich diesbezüglich schon schlechte Erfahrungen.

Meine Familie macht sich Sorgen und verlangt von mir Dinge, welche ich nicht umsetzten kann. Wenige verstehen meine Ängste.

Vor knapp einem Monat war ich bei einem Amtsarzt - nach seiner Begutachtung bin ich arbeitsfähig, jedoch weiß ich nicht wie ich dies schaffen soll. Ich weiß nicht wie und wo ich eine weitere Ausbildung beginnen kann. Ich weiß nicht wie ich mich wieder in die Gesellschaft integriert kann. Ich weiß nicht wie ich den Alltag bewältigen soll. Ich weiß nicht wie ich ohne Angst das alles schaffen könnte.

Vielleicht kann mir jemand ein Ratschlag geben, oder geht es jemanden ähnlich? Ich habe Angst vor einer weiteren Therapie. Ich würde mich sehr freuen.

Lg Mia
Dendrit
Beiträge: 4976
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
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Re: Angst vor einer weiteren Therapie

Beitrag von Dendrit »

Hallo Mia,

erst mal herzlich Willkommen.

Ich habe zwar keine soziale Phobie. Aber ab

Bis vor einigen Monaten ...

könnten es fast meine Worte sein. Ich war vor ein paar Wochen für gesamt 8 w in 'ner Klinik und habe zwar eine Zusage bei 'nem Therapeuten, aber Angst habe ich auch. Und nachdem es mir so "seltsam" ist und nun auch noch das Gefühl habe, als glitt mir wieder alles aus den Händen - erst recht.

Auch wenn ich Dir keinen Ratschlag geben kann, möchte ich Dir einfach wissen lassen, dass "da draußen" Leute sind, die Dich sehr gut verstehen können.

Sei lieb gegrüßt

Manuela
Mia-Marie
Beiträge: 6
Registriert: 29. Dez 2006, 19:53

Re: Angst vor einer weiteren Therapie

Beitrag von Mia-Marie »

Hallo Manuela, danke für deine Antwort =)

Ja, es ist irgendwie angenehm zu wissen, dass „da draußen“ Leute sind, die es verstehen können. Irgendwie bin ich ständig auf der Suche nach ihnen, um mir zu sagen, dass ich nicht allein bin - ich wünsche ich es niemanden! Bitte nicht falsch verstehen. Es ist nur so, dass ich von so vielen Leuten missverstanden werde. Sie haben ihre Vorstellung vom Leben, welches ich nicht leben kann.

Ein ganz lieben Gruß
Mia
barney

Re: Angst vor einer weiteren Therapie

Beitrag von barney »

Hallo Mia,

auch von mir ein "Willkommen" im Forum. Klar sind hier Menschen, die Dich und Deine Problematik sehr gut verstehen können.

Es gibt hier jedoch auch User, die keineswegs der Psychotherapie das Wort reden, sondern dieser Therapieform sehr kritisch gegenüber stehen. Meine Wenigkeit gehört zum Beispiel zu dieser Fraktion.

Das soll Dir nun keine Angst machen; eher im Gegenteil. Es soll Dir nur verdeutlichen, daß in diesem Forum durchaus kontrovers diskutiert wird. Laß´ Dich also durch den Ton in entsprechenden Diskussionen nicht verschrecken.

LG
Bernd
Tryna
Beiträge: 34
Registriert: 22. Mär 2006, 19:16

Re: Angst vor einer weiteren Therapie

Beitrag von Tryna »

Liebe Mia,
ich kann dich sehr gut verstehen und deine Diganosen kommen sehr bekannt vor!
Ich leide ebenfalls unter eine Depression und unter Panikattacken, bei mir ist es nur umgekehrt, dass ich meine eigene Wohnung nicht mehr auf suchen kann und so wieder bei Mutter einziehen mußte.
Ich kenne das Gefühl, dass alles nicht alleine schaffen zu können und deswegen ist es wichtig das du versuchst dir Hilfe zu holen. Ich bin 25 Jahre un habe wahrscheinlich wohl ab meinen 13. Lebensjahr Depressionen, aber ich mache jetzt seid 2 1/2 Jahren eine ambulante Therapie und gerade war ich für 8 Wochen auch in einer psychsomatischen Klinik.
Dort habe ich mich das erste Mal richtig verstanden gefühlt von anderen Menschen, endlich mußte ich mich mal nicht rechtfertigen für meine Ängst usw..
Ich wünsche dir Kraft und vielleicht haben dir meine Worte ein wenig geholfen. Und überlege dir es ja nochmal vielleicht mit einer Therapie, und es muß ja auch nicht sofort sein. Gib dir Zeit!
Liebe Grüße von Denise
Mia-Marie
Beiträge: 6
Registriert: 29. Dez 2006, 19:53

Re: Angst vor einer weiteren Therapie

Beitrag von Mia-Marie »

Hallo,

ich hoffe ihr seit gut in das neue Jahr gekommen und wünsche euch viel Glück, Gesundheit und vor allem, dass eure Wünsche in Erfüllung gehen.

Ich bin nach 2 Jahre nun auch wieder in der Wohnung meiner Mom gezogen, jedoch wohnt sie nun 2 Stockwerke über mir. Ich finde dies wirklich gut. Somit bin ich nicht so allein, wenn mein Freund auf Arbeit ist, da der Freund meiner Mom schon in Pansion gegangen ist.

Auch ich steh einer Therapie sehr kritisch gegenüber - hauptsächlich durch meiner schlechten Erfahrung, welche ich 2005 hatte.

Leider geht es mir heut nicht so gut. Ich lag den ganzen Tag im Bett und werde mich nun auch wieder hinlegen - der Jahreswechsel bekommt mir nicht sonderlich gut.

Euch einen ganz lieben Gruß
Mia
mico
Beiträge: 22
Registriert: 28. Dez 2006, 15:17

Re: Angst vor einer weiteren Therapie

Beitrag von mico »

Liebe Mia!
Ich kann verstehen,das du vor einer erneuten Therapie angst hast,wenn du eine schlechte Erfahrung gemacht hast.Dennoch solltest du über eine erneute Therapie nachdenken,weil ich für mich fest gestellt habe,das ich dadurch eher weiter komme.Vielleicht warst du bei deiner ersten Therapie noch nicht so weit und brauchtest noch etwas Zeit.Meine erste stationäre psychosomatische Thera war die Hölle für mich.Ich hatte mir gerade zuvor erst eingestanden,das ich Krank bin und Hilfe brauche.Die ganzen Jahre über habe ich alles mit mir allein ausgemacht und alles was zu tief ging verdrängt.Es tut weh,wenn man plötzlich hinsehen muß warum es einem so schlecht geht,aber es geht einem dann irgendwann auch besser.Nicht immer,aber immer öfter.Alles braucht halt seine Zeit!

Ich wünsche dir einen guten Start ins neue Jahr und das du die Kraft und den Mut findest einen neuen Versuch zu starten.
Tu es für dich!

Liebe Grüße Regina
Ich lebe, weil ich es will
Mia-Marie
Beiträge: 6
Registriert: 29. Dez 2006, 19:53

Re: Angst vor einer weiteren Therapie

Beitrag von Mia-Marie »

Liebe Regina!

Danke für deine lieben Worte. Im Dezember habe ich mir ganz fest vorgenommen, dass ich ab Januar eine weitere Therapie machen möchte - allein werde ich es nicht schaffen. Die Angst bleibt und ich bin heute nicht zum Arzt gegangen...

Auch meine erste stationäre psychosomatische Thera war die Hölle für mich. So wie auch du, hatte ich mir gerade zuvor eingestanden, dass ich Krank bin und Hilfe brauche. Die Jahre zuvor wusste ich, dass ich von irgendwo Hilfe brauche - habe mich jedoch nie getraut und habe es solange hinausgezögert, bis ich zusammengebrochen bin. Die Ausbildung habe ich leider daraufhin abgebrochen.

Auch dir wünsche ich ein guten Start und viel Kraft für 2007.

Sei ganz lieb gegrüßt
Mia
Mia-Marie
Beiträge: 6
Registriert: 29. Dez 2006, 19:53

Re: Angst vor einer weiteren Therapie

Beitrag von Mia-Marie »

Mich überkommt irgendwie ein seltsames Gefühl...

Ich bin verurteilt zu einem Leben, welches eine graue Zukunft hat und die Vergangenheit der Hölle ähnelt. Ich weiß, ich denke zuviel, aber kann ich es doch nicht abschalten. Ich komm mir vor wie ein Trottel.

Bisher wurde ich immer gefragt, was ich für ein Problem habe und konnte es nie auf den Punkt bringen. Was ist, wenn ich meine Maske nicht ablegen kann und grinsen muss? Werden sie bemerken, dass ich Probleme habe? Therapie bedeutet auch, sich seinen Ängsten stellen! ... Ich habe solche Angst, Angst davor verrückt zu sein.
MenschMeier
Beiträge: 93
Registriert: 8. Mär 2006, 22:20

Re: Angst vor einer weiteren Therapie

Beitrag von MenschMeier »

Liebe Mia,

das mit dem "Grinsen" kenne ich sehr gut.
Erst habe ich es auch nicht glauben wollen:
Beim Thera habe ich mich die ersten Male eher so verhalten, als ob mit mir "gar nichts" wäre.
Gerade dann merkt sie/er, wie hoch die Mauer ist, hinter der mensch sich zu verstecken sucht. In unserer Gruppen-Thera gab es welche, die sich in den ersten Sitzungen als die absoluten Lebenskünstler präsentiert hatten - mit nur ab und an mal plötzlich "unerklärlichen" Weinkrämpfen.
Mir hat erst mein sechster oder siebter Therapieversuch wirklich geholfen.

Vertraue darauf, dass deine Mauern in einer guten Therapie erkannt werden, dass ihre bisherige Berechtigung - sie hatten einen Zweck - anerkannt wird und dass du Unterstützung erfährst, in der dir gemässen Geschwindigkeit diese Mauern zu überwinden.

Lg mm
Mia-Marie
Beiträge: 6
Registriert: 29. Dez 2006, 19:53

Re: Angst vor einer weiteren Therapie

Beitrag von Mia-Marie »

Hallo,

ja, das Grinsen ist über viele Jahre zu einer Schutzmauer herangewachsen, um sich dahinter zu verstecken. Meine erste Ambulante Therapeutin hatte dies nach der 2. Therapiestunde gesehen und mich auch daraufhin angesprochen. Das fand ich auch sehr gut, aber leider stimmte die „Chemie“ zwischen uns nicht.

Im letzten Jahr suchte ich über meine Hausärztin weitere Psychologen, Neurologen und Therapeuten – niemand hat diese Mauer gesehen und ich habe immer gleich einen Rückzug gemacht. Vielleicht habe ich deswegen solch eine Angst. Vielleicht muss ich wirklich solange suchen, bis es erkannt wird und die „chemie“ stimmt.

Es hört sich jetzt sicherlich etwas doof an, aber ich habe kaum noch die Kraft die Wohnung zu verlassen. Es ist so unglaublich anstrengend. Vielleicht sollte ich mir auch noch ein wenig Zeit geben und erst ab Februar weitersuchen. Ich glaube, ich stelle mich gerade selbst etwas unter Druck.

Danke und liebe Grüße
Mia
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