step by step - Depression als Chance? IX

susan
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Hallo Dorothea,

danke, dass du hier einen Teil deines Weg beschrieben hast. Deine Geschichte hat mich sehr berührt - es war für dich alles andere als einfach, in der Krankheit einen Sinn bezw. eine Chance zu sehen.

Wenn sich seelische Schmerzen im Körper manifestieren, wenn es nur diese Möglichkeit zu geben scheint, etwas "Unstimmiges" auszudrücken, ist der Zusammenhang nicht immer erkennbar.

Körperliche Schmerzen, sofern sie keine organische Ursache haben, weisen auf etwas hin - so habe ich es jedenfalls für mich erkannt.

Meine Bedürfnisse liegen auch irgendwo begraben und lange Zeit habe ich nicht mal gewußt, dass ich welche habe. Ich war nur "fremdorientiert", d.h. ich wußte immer sehr gut, was andere brauchen.

Meine körperlichen Schmerzen erreichten die Grenze des Erträglichen und ähnlich wie du suchte ich nach Wegen, um endlich wieder FIT zu werden. Das ich mit diesem Ziel total daneben lag und mich auch immer weiter von mir selbst entfernte, habe ich erst später erkannt.

Therapie (VT und TP) hat geholfen, zu verstehen, hat einiges näher beleuchtet, Zusammenhänge wurden klarer - besonders die zwischen körperlichen und seelischem Befinden - Änderungen im alltäglichen Verhalten wurden möglich usw.

Doch letztendlich - so sehe ich es heute - geht es darum, eigene Ressourcen aufzuspüren, Kraftquellen, die sich in uns befinden, (wieder)zu entdecken und den Zugang zu den eigenen Bedürfnissen zu ermöglichen.

Es ist auch viel geschafft, wenn man nicht den "Umweg" über den Körper gehen muß, um bestimmte Dinge auszudrücken. Etwas zu sagen, was einem nicht paßt, muß vom Gegenüber nicht unbedingt mit Ablehnung und Ignoranz beantwortet werden - u.a. habe ich das dazugelernt.

Was du über die analytische Körpertherapie schreibst, erlebe ich derzeit ähnlich bei "meiner" Körpertherapie (tiefenpsychologisch). Ich spüre während der Stunden sehr intensiv das Gefühl nach Geborgenheit und Schutz, doch ich bleibe stumm. Ich schaffe es (noch) nicht, das zu formulieren. Doch gerade das ist der Weg.

Dir wünsche ich sehr, dass du dich immer mehr spüren kannst - dass die Therapiestunden dir helfen, Zugang zu dir selbst zu finden und deine inneren Kräfte zunehmen und damit Halt bieten auch in schwierigen Zeiten!

Alles Gute für dich!

Susan


Fuchsy
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Fuchsy »

Hallo Susan,
ich weiß nicht, wer ursprünglich die Überschrift "step by step" gewählt hat (handelt sich ja hier um eine Fortsetzung, soweit ich das verstanden habe), aber sie ist treffend.
Es beruhigt mich, dass du was den Punkt "Äußerung der Bedürfnisse" noch einen "step" hinter mir liegst bzw. dir damit auch so schwer tust.
Im Augenblick lebe ich von einer Therapiesitzung zur anderen, und jedesmal wenn Schulferien sind, ist mein Psychiater nicht in der Praxis. Ich habe nun eine Durststrecke von vier Wochen! Mit Spannung warte ich darauf, was der nächste "step" ist, denn auch wenn ich in diesen Sitzungen vielleicht ein Teil meiner Bedürfnisse gestillt bekomme, so muss ich ja immer wieder raus in die Realität.

Diese ist leider anders. Ich bin seit 1984 verheiratet (als mein Mann sich in mich verliebte, war ich bereits krank) und während meiner "Hochphase" Ende der 80-ger Jahre konnte ich auch meinem Mann gegenüber ein Teil meiner Bedürfnisse äußern und er ist auch zum Teil darauf eingegangen. Mittlerweile ist unsere Beziehung - falls man es überhaupt noch eine solche nennen kann - sehr destruktiv.
Seit mein Mann 2000 in seinem studierten Beruf einen relativ sicheren Arbeitsplatz hat, geht es mit der Beziehung bergab. Vorher gab es immer die Unsicherheit, wie es weitergeht und Phasen, wenn auch nur kurze, der Arbeitslosigkeit, aber er war anders. Die jetzige Arbeit scheint ihn zu überfordern, er ist aber nicht bereit, sich Hilfe zu suchen, ist überall freundlich, nur an MIR lässt er seinen Frust ab. Wir leben mittlerweile von Tisch und Bett getrennt, denn es ist nicht mehr möglich, gemeinsam eine Malzeit einzunehmen, ohne dass wir uns streiten bzw. er "mich seelisch fast totprügelt", so empfinde ich es, denn er ist sehr zynisch. Sicher trage auch ich meinen Teil dazu bei, aber selbst an Weihnachten, als meine Eltern zum Kaffeetrinken da waren, konnte er sich in den drei Stunden nicht beherrschen, sodass es meine Mutter auch mitbekommen hat. Wie ich, findet auch sie (es war nicht das erste Mal, dass sie ein solches Verhalten von ihm mitbekommen hat), dass seine Reaktion in keinem Verhältnis zu dem steht, was ich sage bzw. woraufhin er seinen "Anfall" bekommt. Wenn es mir gelingt, stehe ich auf und gehe in ein anderes Zimmer und schließe die Tür zu. Wenn mir das in meiner augenblicklichen Situation gelingt, habe ich schon viel geschafft.Denoch liege ich dann häufig wie gelähmt im Bett und kann (was mir sowieso schon schwerfällt, vergl.anderen thread) nichts mehr machen, weder fernsehen, lesen und auch nichts essen.
Irgendwie scheinen ihm seine Ausraster wohl schon leid zu tun, denn er erledigt ja Wege und Einkäufe für mich, die ich selbst z.Zt. nicht schaffe. Oft habe ich schon gesagt, dass wir dafür jemanden organisieren und bezahlen sollten. aber das ist leichter gesagt, als getan.

Was der nächste "step" sein wird, weiß ich noch nicht. In der Therapie scheint mir dieses Thema im Augenblick zumindest, nicht das wichtigste zu sein.
Denn wie oben beschrieben, versuche ich zu Beginn der Sitzung zu SPÜREN, was anliegt. Ich erzähle zwar schon, was sich die Woche über so ereignet hat, aber wenn ich meinem Kopf folgen würde, hätten wir sicher andere Themen und da reagiert ja bei mir eine "rote Lampe". Diesen Zusammenhang hatte ich lange nicht erkannt, sondern bin in einer vorhergehenden Gepsrächstherapie (nicht in der oben beschriebenen Prozessarbeit) immer mit wahnsinnigen Kopfschmerzen raus bzw. der Trigeminusnerv auf der rechten Seite tobte. Das würde ich -im Gegensatz zu meinen anderen Schmerzen - tatsächlich als rein psychisch bedingt sehen. Der Zusammenhang ist mir mal während eines Klinikaufenthaltes klar geworden: immer, wenn in solchen Sitzungen oder auch Gesprächen mit Freundinnen Kopfshcmerzen einsetzen bzw. der Nerv zu toben anfängt, verbirgt sich dahinter ein nicht wahrgenommenes Gefühl, geschweige denn ein geäußertes oder gelebtes. Da man ja aus alten Fehlern lernt, achte ich bei meiner jetzigen Therapie sehr genau darauf,und sobald die "rote Lampe leuchtet", versuche ich das Gefühl aufzuspüren bzw. was Thema ist. Das führt dazu, dass ich jetzt nie mit Kopfschmerzen die Therapiestunden verlasse.

Ich habe das nochmal erwähnt, weil sicher jeder meinen würde (ich auch), meine Beziehung sei das wichtigste Thema. Nein, noch nicht. Und so schließt sich wieder der Kreis:

Step by step!

Liebe Grüße von
Dorothea
susan
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Hallo Dorothea,

step by step gibt es schon in mehreren Folgen - du kannst, wenn dir danach ist, über die Suchen-Funkion gehen - ich habe mal damit angefangen, weil ich diese "Schrittchenmethode" auch sehr hilfreich und stimmig fand und komme immer noch gut damit zurecht

4 Wochen Therapiepause sind eine lange Zeit - vor allem dann, wenn wie bei dir viele Themen auf Bearbeitung warten. Gibt es eigentlich Dinge für dich, die dir helfen, diese Zeit zu überbrücken?

Ich komme u. a. gut mit autogenem Training, Qui-Gong und Traumreisen zurecht. In schlechten Zeiten habe ich mich auch nicht gescheut, den Krisendienst anzurufen, was mir immens geholfen hat. Gibt es für dich derzeit etwas, was dich hält und trägt?

Was du über die Beziehung zu deinem Mann geschrieben hast, hat mich sehr betroffen gemacht. Wie hältst du das aus? Habt ihr beide schon mal daran gedacht, eine Paartherapie anzufangen bezw. gibt es noch die Möglichkeit, miteinander zu reden? Ich kann mir vorstellen, dass du sehr unter der Situation leidest - siehst du einen Weg da raus?

Trotz aller Schwierigkeiten schreibst du, dass die Beziehung nicht der nächste Schritt ist. Denkst du, dass du erst einmal an dir arbeiten mußt, bevor du dich an die Beziehungsproblematik heranwagen kannst?

Du scheinst ein Gespür entwickelt zu haben, wenn dir in (Therapie)gesprächen etwas zuviel wird, bzw. wenn dein Körper in Form von Kopfschmerzen reagiert anstatt das darunterliegende Gefühl/Bedürfnis auszudrücken. Darauf kannst du stolz sein - denn es ist wichtig, diesen "Mechanismus" zu erkennen und die Ursachen herauszufinden.

Mir ging es ähnlich. In der ersten psychosomatischen Klinik, in der ich war, bekam ich während der Gespräche mit der Therapeutin regelmäßig Migräne und Nackenverspannungen bei bestimmten Themen. Das wahrzunehmen und dann zu hinterfragen, war der nächste Schritt. Heute habe ich wie du "rote Lämpchen", wenn etwas wieder in die Körperebene abgleitet und ich versuche das darunterliegenden Problem/Gefühl zu benennen.

Ich wünsche dir und allen hier einen erträglichen Tag und würde mich freuen, wieder von dir zu lesen!

Annette!
Wie geht es dir - hast du die Weihnachtstage nach deinen Vorstellungen verbracht und siehst du dem bevorstehenden Jahreswechsel gelassen entgegen?

Gruß
Susan


Fuchsy
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Registriert: 20. Nov 2006, 12:23

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Fuchsy »

Hallo Susan und hallo an diejenigen, die diesen thread ebenfalls verfolgen,

ich bin durchaus nicht so gefestigt, wie es hier aussieht, zumal ich ja noch unter extrem starken Schmerzen leide, die auch nie ganz weg gehen werden. Dadurch bin ich sehr eingeschränkt. Nach 10 Min. tippen habe ich bereits Schmezstufe 8 erreicht und sollte pausieren, was ich nicht immer tue. Heute, aber habe ich mir vorgenommen, den Text erst vorzuschreiben, sodass ich Pausen einlegen kann.

Um auf deine Fragen zu antworten:
In Krisensituationen habe ich (ähnlich wie du) mir ein ganzes Repertoire an Selbsthilfetechniken angeignet, z.B. Visualisieren und Entspannen. Seit Jahren habe ich eine innere Ratgeberin, die ich mir per Visualisierung hole, für den Schmerz habe ich auch ein Bild bzw. eine Figur, diese frage ich dann um Rat. Das funktioniert aber nur, wenn ich psychisch nicht ganz unten bin. Das ist dann schon sehr dramatisch, weil ich niemanden habe, den ich dann noch anrufen kann bzw. jemanden, der damit umgehen kann.

Wir haben schon mal einige Paargespräche gemacht bei der Frau, die auch damals die Prozessarbeit gemacht hat. Warum wir es abgebrochen haben, weiß ich nicht mehr. so viel gebracht hat es nicht. Abgesehen davon, dass diese Therapeutin mittlerweile so gefragt ist, dass sie 70 Euro für 60 Min. nimmt. Wenn man so viel Geld ausgibt, muss auch was bei raus kommen. Ich denke aber, dass es nicht an der Therapeutin liegt, sondern daran, dass jeder erstmal an sich arbeiten muss. Dass es bei mir der Fall ist, zeigt mir ja mein inneres Gespür, wenn ich in den Therapiestunden zu Beginn immer versuche herauszufinden, was anliegt. Mein Mann hingegen sieht leider nicht ein, dass er etwas unternehmen muss. Er ist mit seiner beruflichen Situation völlig überfordert und mit seiner privaten ebnfalls (letzteres hat er mir mal an den Kopf geknallt, als ich eh schon "am Boden zerstört war").

Ich wünsche dir und euch allen einen erträglichen Übergang ins neue Jahr. Silvester ist ja für viele ähnlich schwer wie Weihnachten.

Noch eine Bemerkung zum Forum:
Ich finde es ganz toll, dass es so etwas gibt.Die Deutsche Schmerzhilfe hatte auch mal ein sehr gutes Forum, allerdings nicht ganz so groß. Leider ist dort niemand mehr bereit, ein solches zu betreuen. Dieses kommt mir (noch?) so riesig vor, ich habe noch lange nicht alles gelesen, es kommen ständig neue Beiträge, sodass ich gar nicht hinterherkomme. Aber das muss man/ich wahrscheinlich auch nicht, sondern sich die Themen raussuchen, von denen man sich angesprochen fühlt, oder wie geht ihr damit um?

Liebe Grüße von
Dorothea
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Anita2 »

Hallo Dorothea,
Habe schon mehrfach tief Luft geholt, wenn ich deine Postings lese. Ich bin auch erschrocken über die langen Zeiten, die du und einige anderen hier schon kämpft oder anders gesagt, wie viele Jahre ihr schon an euch arbeitet.

All diese Dinge habe ich erst in diesem Jahr kennen gelernt, hatte meine erste Therapie von März bis Juni 06.
Ich hatte viel Glück mit meinem ersten Therapeuten, der mich sehr behutsam an die Themen heran führte und ich mich somit auch sehr schnell öffnen konnte. Es ist für mich eine ganz neue Welt.

Hier im Forum kann ich vieles nachvollziehen und manches ist, als hätte ich es selbst geschrieben. Ich sehe es tatsächlich als Chance noch mal alles neu zu beginnen, anders als bisher.

Ich habe viele Dinge aufzuarbeiten und bin zum Glück meistens in der Lage, Gefühle zur Seite zu schieben bis ich bei meiner Thera bin. Es werden noch viele Tränen fließen, da ich als Kind dagegen gekämpft habe und nun die Traurigkeit (Trauerarbeit lt. Thera) ihren Platz braucht.

Ich habe noch viele Fragen und auch Sehnsüchte und werde sehen wie es sich entwickelt.

Dieses Forum hat mir schon etliche Fragen beantwortet und ist für mich in vielerlei Hinsicht sehr hilfreich. Ich suche mir aber auch die Threads, Postings raus, die mich vom Thema her ansprechen.

Liebe Dorothea, Du schreibst, dass bei der deutschen Schmerzhilfe niemand mehr ist, der seine Zeit dafür zur Verfügung stellen will, um ein solches Forum zu betreuen.
Das zeigt wie wertvoll und großartig die Leistung der Moderatoren hier ist.

Ich schreibe dieses nicht wegen dir, habe aber bei manchen Posting das Gefühl, dass dies vergessen, übersehen wird und darum Danke für diesen Hinweis!

Ich würde dir gerne beistehen, wenn es dir so schlecht geht und wünsche dir viel Stärke deinen Weg bei zuhalten.

Viele liebe Grüße
Anita2
Fuchsy
Beiträge: 27
Registriert: 20. Nov 2006, 12:23

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Fuchsy »

Es stimmt, die Moderaren haben ein dickes Lob verdient. Wenn man bedenkt, wieviele Beiträge hier eingehen, dann steckt da eine Menge Zeit dahinter.

Nochmals
danke!
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Anita2 »

Hallo Dorothea,
die Namen stehen auf der ersten Seite im Forum über den Hauptthreads.
Es sind Dr. Niedermeier und Frau Zink (dort steht allerdings noch ein Dipl. Psychologe Pfeiffer-Gerschel, der ist ausgeschieden und für ihn hat Frau Zink die Moderation übernommen.)
Dies kannst Du in den Bekanntmachungen nachlesen.
Du hast nichts zu dir geschrieben.
Wie geht es dir?
Was machst Du so?
Wo wohnst Du, in welchem Umkreis, falls Du es nicht so genau schreiben möchtest?

Liebe Grüße
Anita2
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Hallo Dorothea,

danke für deinen Beitrag und für die guten Wünsche! Ich stimme dir zu, dass dieses Forum etwas ganz Besonderes ist - an dieser Stelle auch von mir ein DANKE an alle, die es betreuen und erhalten

Sicher ist es einen enorme (zusätzliche) Belastung für dich, mit starken Schmerzen zu leben. Wie lange hast du sie schon und wo treten sie auf? Hast du einen guten Schmerztherapeuten? Seit einiger Zeit gibt es psychologische ST, die nicht "nur" den Schmerz sehen, sondern auch der daraus resultierenden seelischen Belastung Beachtung schenken.

Was "meine" Migräne angeht, so komme ich ganz gut zurecht (jetzt nach 22 Jahren!) Ich nehme bei Bedarf ein Triptan (Almogran) und das so zeitig wie möglich. Dann sind die Schmerzen erträglich, abgesehen davon, dass ich kein Licht und keine lauten Geräusche vertrage Mit der Zeit habe ich es auch gelernt, bestimmte Auslöser zu meiden.

Bei mir sind auch Rücken- und Nackenschmerzen inzwischen chronisch - aber nicht psychosomatisch. Im Gegenteil zu dir komme ich aber (bis auf Ausnahmen) ohne starke Medikamente aus. Ich bin allerdings auch bei einem Heilpraktiker in Behandlung, der mich homöopathisch "versorgt". Auch Yoga, Übungen aus der Rückenschule und ausreichend Bewegung helfen, die Schmerzen zu lindern. Gibt es für dich ähnliches?

Dass euch die Paartherapie so wenig helfen konnte, ist schade. Ich bin mit meinem Mann auch diesen Schritt gegangen und es hat uns viel gebracht. Was ich besonders wichtig finde, ist, dass man (wieder) eine Art finden muß, miteinander zu reden. Das ist in vielen Beziehungen nicht mehr möglich.

Lange Zeit habe ich wie du gehofft, dass auch mein Mann sich allein auf den Weg macht. Inzwischen sehe ich das etwas anders. Ich muß ihm seine Art mit den Dingen umzugehen lassen. An dem Punkt, wo ich ihn gerne gesehen hätte - nämlich dort, wo er etwas für SICH tut, indem er Hilfe annimmt - ist er (noch) nicht.

Es liegt nicht in meiner Macht, ihn dazu zu bringen, etwas zu ändern. Und die wichtigste Erkenntnis ist wohl, dass ich ihn nicht ändern kann, mir aber bleibt, allein etwas für mich zu tun.

Zur Paartherapie gehen wir auch nicht mehr, aber wir tauschen uns regelmäßig aus, geben dem anderen Rückmeldung, was uns gefällt, aber auch, was uns stört. Dieses "Im-Gespräch-bleiben" ist ein gutes Fundament für eine tragfähige Beziehung. Vllt kommt auch für euch der Zeitpunkt, an dem ihr einen erneuten Versuch startet und - abgesehen von individuellen Schritten - gemeinsame step's wieder möglich sind.

Die Depression stellt für jeden Beziehung eine zusätzliche Belastung dar. Die Symptome (Rückzug, geringer Antrieb, geringes Selbstvertrauen usw) sind nicht gerade förderlich für ein gutes Miteinander. Denkst du, dass dein Mann depressiv ist oder ist er, so wie du es schreibst, in vielen Dingen total überfordert?

Dass du auch schon einiges für dich entdeckt hast, was dir in schwierigen Phasen hilft, finde ich super! Ich freue mich auch immer wieder, wenn ich etwas habe, das mir Erleichterung verschafft. So habe ich wenigstens nicht das Gefühl, allem hilf-los ausgeliefert zu sein.

Gruß an alle hier
Susan


Fuchsy
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Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Fuchsy »

Hallo Anita,
danke für den Hinweis. Du warst schneller als ich, denn ich habe die Vorstellung der Moderatoren dann gefunden und die Frage gleich gelöscht.

Was meinst du, wenn du schreibst, dass ich nichts zu mir geschrieben habe. In diesem thread geht doch einiges zu mir hervor und auch unter "Pharmako": dem thread "opiatbedingte Depression".

Was möchtest du wissen? Ich möchte keine Angaben machen, aus denen man mich identifizieren kann. Als ich noch im Dienst war, wurde ich die letzten Jahre sehr gemobbt und ich habe mal sehr viel Stress bekommen, als Schüler rausgefunden haben, dass ich in dem Forum der Deutschen Schmerzhilfe postete. Für die Schüler war es reine Neugier und zeigten es dem Schulleiter ich erwähnte nämlich auch mal seine Schikanen in den posts).Für diesen war das dann ein gefundene Fressen. Es war an einem Donnerstag in einer Relistunde, es ging um das Thema Medien und auch Internet.Ich war so naiv und machte die Äußerung, dass ich über die Deutsche Schmerzhilfe zwei Freundinnen gefunden habe mit denen ich im engen KOntakt stehe.Dass dann ein oder mehrere Schüler sich anschließend auf die Recherche machten, soweit dachte ich nicht.(Ich machte ja keine näheren Angaben). Am Freitag erfuhr wohl mein Schulleiter davon, anstatt mir das zu sagen (so hätte ich alle Beiträge löschen können), spitzte er den stellvertr.Schulleiter (ein Computerspezialist)an, alles raus zu suchen. Auch unter den Schülern sprach sich das rum und alle hatten über das Wochenende genügend Zeit zu recherchieren. Am Montag wurde ich dann zum Schulamt zitiert, ich konnte mich nicht rausreden, denn ich hatte mich nicht genügend "unkenntlich" gemacht. Ich hatte zu viele Hinweise gegeben, sodass Leute, die mich kannten, mich sofort identifizieren konnten. Am Dienstag verspottete mich die Geliebte des stellvertr. Schulleiters, die Kollegin war, im Lehrerzimmer vor anderen mit diesen Seiten. Sie wurde allerdings vom Schulamt auch in ihre Schranken verwiesen. Letztendlich konnte man mir aber nichts, noch nicht mal eine mündliche Missbilligung, denn der Jurist vom Kultusministerium sagte, dass ich keine Namen genannt habe. Aber bis zu diesem Zeitpunkt vergingen Wochen und ich musste mich vorher auf dem Staatlichen Schulamt einem Verhör unterziehen und versprechen, dass ich in öffentlichen foren nicht mehr schreibe. Natürlich kann mir das keiner verbieten, aber ich möchte schon vorsichtig sein mit Namen sowieso und auch genauen Ortsangaben.
Aber ansonsten frag, was dich interessiert.

Ich habe auch schon gesucht, ob man hier sowas wie "private Nachrichten" hinterlegen kann, oder muss man die emailadresse kenntlich machen? Das könnte ich schon, denn aus dieser geht kein Name hervor.

Gruß Dorothea
Fuchsy
Beiträge: 27
Registriert: 20. Nov 2006, 12:23

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Fuchsy »

Es freut mich, dass ihr euch für mich interessiert. Allerdings schaffe ich es nicht, alles nochmal zu schreiben und der thread ist mittlerweile auch schon weit hinten. Ich habe jetzt nochmal die Passagen kopiert, die Auskunft darüber geben, wie es mir z.Zt. geht. Einiges passt auch in diesen thread, hauptsächlich, was einer meiner nächsten steps sein wird.

Noch kurz an Susan: ich stimme dir zu, dass ich meinen Mann nicht dazu zwingen kann, an sich zu arbeiten, sondern nur an mir arbeiten kann. Bisweilen ist es ja so, dass sich der Partner automatisch ändert oder ändern muss, wenn sich die Partnerin ändert.

Falls die Moderatoren nicht damit einverstanden sind, werden sie sicher die Beiträge löschen oder mich ermahnen.

Ich bin mitte 40, leide seit 1978 an chronischen Schmerzen, wurde 2001 u.a.auf Opiate eingestellt (Oxygesic 30-30-20 mg), war aber - wie die meisten Schmerzpatienten, dieOpiate nehmen - nie schmerzfrei und litt auch bisweilen mehr oder weniger an Depressionen.
2005 "kippte" die Situation allerdings gewaltig um, ich bekam so schwere Depressionen, die mich arbeitsunfähig machten. Bis 2004 arbeitete ich noch als Gymnasiallehrerin und Schwerbehindertenbeauftragte, allerdings nur Zweidrittelstelle. Die letzten Jahre meiner Berufstätigkeit war ich starkem Mobbing durch meinen Chef ausgesetzt und auch private Umstände verschlechterten sich. Ich kämpfte bis zum Schlluss um eine Versetzung und gegen die Frühpensionierung.Doch als ich 2005 mein Ziel erreicht hatte, waren die Depressionen bereits derart schlimm, dass ich den neuen Arbeitsplatz nicht antreten konnte und es folgte dann doch die Frühpensionierung.Ich rutschte immer weiter in die Depression, Antidepressiva schlugen nicht an und ein Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik verschlimmerte meinen Zustand noch eher.

Im Sommer 2006 wechselte ich den Schmerztherapeuten.Er ist seit 25 Jahren in der Schmertherapie aktiv und hat in Zusammenarbeit mit einem ärztlichen Psychologen beobachtet, dass sich häufig nach ca. 3-4-jähriger Einnahme von Opiaten eine sogenannte opiatabhängige Depression entwickelt, die bestimmte Merkmale aufweist: spricht nicht auf Antideps an, extreme Erschöpfung, Unfähigkeit etwas zu lesen oder fern zu sehen. Diese Dinge treten sicher auch bei einer normalen Depression auf, und ich denke, dass bei mir eine Mischform vorliegt.
Da ich noch andere Medis nehme und auch wissen möchte, inwieweit die Opiate bei meiner Depression eine Rolle spielen, habe ich mich entschlossen, einen Opiatentzug zu machen, mit dem ich bereits Ende September ambulant begonnen habe, den letzten Schritt werde ich wohl stationär machen müssen.

....du( eine andere Person aus diesem thread) fragst, warum ich von den Opiaten wegkommen möchte.
Der Schmertherapeut, bei dem ich jetzt bin und der 25 Jahre Erfahrung hat (vergl. oben) hat die Beobachtung gemacht, dass Opiate nach mehreren Jahren sogar die Schmerzen verschlimmern können (muss nicht bei jedem sein) oder eine opiatbedingte Depression auslösen können. Ein Merkmal dieser Depression sei, dass - wie es auch bei dir und mir der Fall ist - Atidepressiva nur kurzfristig oder gar nicht ansprechen.

Ich nöchte eben wissen, inwieweit diese Opiate tatsächlich noch Schmerzen lindern oder sogar verschlimmern bzw. inwieweit sie sich auf meine Depressionen auswirken.
Wie der "Istzustand" ist, kann man erst sehen, wenn die Opiate vier Wochen aus dem Körper raus sind.

Ich habe sehr starke Schmerzen. Nach 10 Min. Tippen habe ich bereits Schmerstufe 8-10, gehen kann ich nur noch fünf MIn. und beim Sitzen hängt es vom Stuhl oder Sessel ab, aber auch nicht lange.Die wenigsten Schmerzen habe ich im Liegen.
Festgestellt wurde Polyarthrose, insbesondere in den Füßen, der LWS und HWS sowie den Kiefergelenken. Außerdem leide ich unter Migräne (10-15 Anfälle im Monat).

Was bei mir, wie bei dir, außerdem festgestellt wurde (von mehreren darauf spezialisirten Ärzten)ist eine schwerverlaufende Fibromyalgie. Diese erwähne ich nur noch ungerne, denn mittlerweile bekommt fast jeder diese Diagnose, wenn die Ärzte nicht mehr weiter wissen. Oft haben diese Leute aber gar keine richtige Fibromyalgie. Mit ein bisschen Nordicwalking, Muskelaufbau (absolut kontrainduziert)etc. rühmen diese sich dann, dass sie diese in Griff bekommen haben. Sie sind absolut gegen Schmerzmittel, "höchstens, wenn ich abends mal was vorhabe, nehme ich eine halbe Aspirin", so die Aussage einer Gruppenteilnehmerin. Entschuldigt, wenn ich da so giftig reagiere, aber ich habe verschiedene Selbsthilfegruppen besucht und was ich da gehört habe, naja..
Bei dir scheint es sich allerdings auch um eine "echte" Fibromyalgie zu handeln.
Die Fibromylgie ist ja verbunden mit Depressionen und die neuste Forschung sagt auch, dass bei den meisten (man unterscheidet drei Gruppen) keine Schmerzmittel bzw. Opiate helfen, höchstens niedrig dosierte Antideps.

So, wie es mir zur Zeit geht, kann ich es nicht auf Dauer aushalten. Deshalb mache ich diesen "Entzug". Ich entziehe ja nicht alle Medikamente, ich nehme noch Lyrika, Myoson, Rivotril (ist bei vielen umstritten, weil es süchtig machen kann, ich habe aber seit 5 Jahren die Dosis nicht erhöht und nehme es auch nur gegen Schmerzen, 4x am Tag eine halbe Tablette).
Es kann durchaus sein, dass wir zu dem Ergebnis kommen, dass der Arthroseschmerz nur mit Opiaten zu dämpfen ist, was ich nicht hoffe.

Nochmal zur Fibromyalgie: Mein Schmertherapeut geht davon aus, dass es sich dabei um eine Stressverarbeitungsstörung im Gehirn handelt, ausgelöst durch ein subjektiv erlebtes Trauma in der frühen Kindheit. Auch da könnte bei mir etwas dran sein. Ich bin z.Zt. in Therapie bei einem Psychiater, wir arbeiten mittlerweile in Richtung psychoanalytisch orientierte Körperarbeit und ich habe das Gefühl, dass mir diese Therapie gut tut. Leider reicht es alleine aber nicht aus.
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Anita2 »

Hallo Dorothea,
ich meinte damit, dass Du nichts zu deinem momentanen Befinden geschrieben hast.
Wie es Dir heute so geht, was du heute so machst.
Ich wollte herausfinden, ob Du vielleicht bei mir in der Nähe wohnst. Vielleicht hätte man sich ja dann irgendwann mal treffen können.

Ich finde es ganz schlimm was man da mit dir gemacht hat. Konnte mir bisher nicht vorstellen, dass es so etwas gibt. Vielleicht bin ich aber auch zu naiv, was solche Dinge angeht.

Ich bin bei meinem AG ganz offen mit meiner Krankheit umgegangen, auch meine Kollegen wissen überwiegend Bescheid darüber. Mein damaliger Chef hat mich sogar in der Klinik, in der ich war, besucht. Wir hatten ein Gespräch in Begleitung der dort in der Klinik beschäftigten Sozialarbeiterin.

Ich kann gut verstehen, dass Du dich nach dieser Erfahrung hier sehr vorsichtig bewegst.
Eine "private Ecke" gibt es hier nicht, außer man hat sein Profil frei gegeben.
(Das kann man sehen, wenn man über "Weitere Beiträge dieses Autors" den Kopf anglickt.)


Liebe Grüße
Anita2
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Lioness »

Hallo Ihrs,

zum Thema "Kontakt aufnehmen":

Man kann sich problemlos bei einem der einschlägigen E-Mail-Anbieter (GMX, Freenet, Web, Hotmail etc.) ein E-mail Konto mit neutraler und unverfänglicher Adresse anlegen und diese dann hier ins Profil stellen. So könnt ihr Euch gut kontakten. Habe das auch gemacht und noch nie einen Missbrauch damit erlebt.

In Manuelas Forum (zur Zeit leider irgendwie nicht aufrufbar.....) kann man sich auch PNs = persönliche Nachrichten schicken.

Alles Gute - bin auch Lehrerin, und was Dorothea hat durchmachen müssen, wäre für mich der reinste Horrortrip........

LG
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Bellasus »

Susan und alle,

wollte nur kurz sagen, dass ich sporadisch lese, aber auch nicht alles, habe mir über die Feiertage "Kopf leeren" verordnet, bevor es nächste Woche wieder voll losgeht, und das tut auch mal sehr gut!

Liebe Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Fuchsy
Beiträge: 27
Registriert: 20. Nov 2006, 12:23

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Fuchsy »

Hallo Anita,
ja, mit dem momentanen Befinden, das ist auch so eine Sache. Ich habe da auch schon die Erfahrung gemacht, dass man mir vorwirft, ich würde klagen und jammern. In einem Forum wie diesm sollte das eigentlich möglich sein. Bisher habe ich auch nur nette und verständnisvolle Antworten bekommen.Deshalb wage ich es auch mal:

Zur Zeit leide ich verstärkt an Schmerzen, insbesondere Sitzen kann ich nicht mehr so lange wie früher. Das Tippen fällt mir schwer, das war allerdings schon immer so. Ich muss halt Pausen einlegen. Weiterhin bin ich extrem erschöpft und brauche für alles länger. Ich musste sogar die Physiotherapie (KG u.60 Min. Lyphdrainage), die ich einmal die Woche gemacht habe, absagen, weil es mir zu viel war, die 8km dorthin zu fahren. Wenn ich so extrem erschöpft bin und mich dann zu etwas zwinge, endet das in der Regel mit Kopfschmerzen. Ich hatte mich für einen VHS-Kurs angemeldet, musste ihn aber abbrechen.

Ich stehe morgens zwischen 8.00 Uhr und 8.30 Uhr auf, was mir sehr schwer fällt, aber meine Schmerzen in der HWS und im Hinterkopf sowie meine beiden Yorkies treiben mich dann raus. Dann bekomme ich meist für eine Stunde einen Weinkrampf, wenn mir meine derzeitige Situation bewusst wird (Einsamkeit, das viele Alleinsein, nicht mehr gebraucht zu werden und ich habe den Verlust der Arbeit und meiner Wohnung sowie die an diesem Ort bestehenden Kontakte auch noch nicht ganz verarbeitet ). Mit den Weinkrämpfen ist die letzten Wochen etwas weniger (Erfolg der Therapie?). Zwischen 13.00 Uhr und 15.00 Uhr muss ich mich eine Stunde hinlegen, ich lege mich ins Bett, weil ich mich dort am ehesten geborgen fühle und entspannen kann. Meist schlafe ich aber ein und danach ist meine Stimmung ähnlich mies wie morgens.

Danach gönne ich mir eine Tasse Tee und ein Stück selbstgebackenen Kuchen von meiner Mutter, den ich mir in kleinen Stücken geschnitten, aus der Kühltruhe hole. Wenn ich den letzten Bissen getan habe, lassen mich meine Hunde nicht mehr in Ruhe, denn sie wissen, jetzt ist Spielstunde. Leider kommen sie seit Sommer 2005 nur noch auf den Dachgarten, sei denn, sie sind mal bei meinen Eltern in Pflege. Mein Mann ist zu bequem, er geht nicht mit den Hunden raus, obwohl wir das beim Kauf der Hunde anders abgesprochen hatten. Hätte ich das 2003 geahnt, hätte ich mir keinen zweiten Hund mehr gekauft, aber jetzt würde ich keinen mehr hergeben und ich versuche halt, ihnen in der Wohnung Bewegung und Spaß zu bieten. Ich denke, dass sie mich auch am Leben erhalten. Sie zeigen mir, dass sie trotz der Einbußen an mir hängen und bei mir bleiben wollen.

In meinen guten Zeiten konnte ich 10 Min. gehen, was ich auch fast jeden Tag draußen getan habe oder 20 Min. auf einem kleinen, leichten Rad fahren, neben dem die Hunde herliefen, manchmal habe ich auch in der Stadt gefrühstückt und habe mir anschließend mit Hilfe meines Rulators, meist im Sitzen , Klamotten angesehen und auch mal was gekauft. DAS GEHT SEIT 1,5 JAHREN NICHT MEHR, worunter ich sehr leide. Wenn ich euch eine weitere Ursache dafür sage, schüttelt ihr wahrscheinlich nur noch mit dem Kopf, aber ich riskiere es mal ehrlich zu sein: die Gehfähigkeit ist abhängig von der Art der Schuhe und wie die Einlagen gemacht sind. Ich finde schon immer schlecht Schuhe,die für mich optimale Gehfähigkeit hergeben und hüte meine alten sehr sorgfältig. nInzwischen sind meine Füße angeschwollen, zwar nur leicht, aber das reicht aus, sodass mir meine Sommer- und Übergangsschuhe alle zu eng sind. Weiterhin bkommt bzw. wagt sich kaum ein Orthopädieschuhmacher, mir Einlagen zu machen (ist zu zeitaufwändig und nicht wirtschaftlich). Einen habe ich, aber dieser ist total überfordert und arbeitet nicht mehr so sorgfältig. Ich grase alle paar Tage das Internet nach Schuhen ab (nicht immer die gleichen shops) und wenn ich was bestelle, passen sie doch nicht. Klingt sicher lächerlich und unglaubhaft (die armen Moderatoren, die um das zu lesen, ihre Zeit hergeben), aber es ist so. Und es trägt gewaltig zu den Depressionen bei, wenn man deshalb immer in der Wohnung eingesperrt ist. Zur Zeit ist das Wetter so, dass ich meine Winterboots anziehen kann, so komme ich eher mal raus, aber meist nur zu Pflichtterminen, von denen ich in der letzten Zeit leider viele hatte Zahnarzt: Wurzelkanalbehandlung, Zahnaufbau, Krone, neue Aufbissschiene wegen der Kiefergeleksarthrose). Die Depression und die Erschöpfung sind inzwischen so, dass ich auch kaum noch rausgehe. Kennt ihr das auch. Der einzige Termin, auf den ich mich freue, ist die Psychotherapie 1x die Woche 100 Min.

Dann ist da noch die Angst um meine Mutter, 71 Jahre alt, die mir bisher noch helfen konnte (Kuchen backen, Essensportionen zum Einfrieren). Sie hat nach einer OP mit Vollnarkose eine Herzmuskelschwäche, bekommt zwar dagegen Medikamente, aber es geht ihr ziemlich schlecht und ich habe Angst, (eine Angst, die ich aber schon länger habe), dass sie nicht mehr lange lebt. Ohne Kuchen, der zweifelfrei besser schmeckt als gekaufter und ihrer sonstigen Hilfe (z.B beim Waschen und Bügeln) käme ich zurecht, aber EMOTIONAL bin ich derart abhängig, dass ich schon gesagt habe: "Wenn sie stirbt, springe ich mit ins Grab." Das werde ich sicher dann doch nicht machen, denn ich kann und möchte meine Hunde nicht im Stich lassen.
Aber diese Abhängigkeit kommt auch gerade in der Therapie
raus. Das letzte Mal, habe ich eine ganze Zeit gelegen, der Psychiater saß mit auf dem Sofa, hatte eine Hand auf dem Rücken und ich habe seine andere Hand gehalten und immer fester zugedrückt, kam mir vor wie ein Klammeräffchen. Zunächst dachte ich, es sei, weil vier Wochen Pause bevorstehen, aber dann kam mir ein sehr makaberes Bild: meine Mutter im Grab! Ich denke, dieses Bild bedarf keiner weiteren Erläuterung.

Das forum hier bzw. eure bisherigen Reaktionen tut mir gut. Ich bekomme zwar vermehrte Schmerzen durchs Tippen, aber manchmal muss man halt abwägen. Ich denke, in Zukunft werden meine Beiträge kürzer ausfallen. Da ich neu bin und ihr mir auch Fragen gestellt habt, was ich gut finde, denn das zeigt ja auch Interesse, sind die posts halt länger. Aber jetzt wisst ihr ja einiges über mich und bei diesem großen forum, ist es wahrscheinlich ratsam, sich schwerpunktmäßig in ein oder zwei threads zu bewegen, in denen man die gleichen Leute trifft.

Oder wie geht ihr mit dem forum um? Es gibt mehrere threads, die mich interessieren würden, aber ich konnte sie noch nicht mal lesen, weil so viele neue Beiträge pro Tag kommen.

Noch eine Frage: wer entscheidet, ob es sich um ein "heißes" Thema handelt? Die Moderatoren oder die Anzahl der Beiträge?

Für heute grüßt euch
Dorothea

An Anita: ich habe gesehen, dass du deine Emailadresse auch nicht veröffentlicht hast.
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Hallo Dorothea,

danke für die Antworten auf meine Fragen!

Da hast du ja in der Tat einiges an Last zu tragen. Ich finde es sehr mutig von dir, dass du mit dem Entzug begonnen hast und du auch stationär weitermachen willst.

Bei der Vielfalt der Probleme ist es sicher nicht immer leicht, den nächsten Schritt zu planen. Um so wichtiger, dass du kleine und große Helfer hast, die dich unterstützen.

Mit dem Schmerztherapeut scheinst du gut versorgt zu sein - wie ist seine Meinung zu dem Entzug? Wie wirst du ohne die Opiate mit den Schmerzen klarkommen?

Dein Mann ist dir, so wie du es beschreibst, keine große Hilfe - du stehst mit vielem allein da. Ich hatte so das Gefühl von eisiger Kälte beim Lesen deiner Zeilen, was seine Person betrifft. Trotzdem weiss ich aus eigener Erfahrung, dass am Nichtfunktionieren einer Beziehung nie einer allein "Schuld" ist. Schade, dass ihr nicht miteinander reden könnt bzw. auch nach einem gemeinsamen Weg sucht.

Dass du etwas für dich tust, finde ich schön. Wenn jahrelanger Frust in einer Beziehung vorherrscht, so stellt sich oft auch Resignation ein, gerade, wenn man es öfter vorgeschlagen hat, etwas zu ändern.

Aber du hast Recht, jede Veränderung zieht Veränderungen nach sich. Nichts ist losgelöst, und so kann es gut sein, dass bei deinem Mann auch etwas angestoßen wird und es so wieder gemeinsame Ziele gibt - was ich dir sehr wünsche.

Liebe Grüße
Susan


susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

das mit dem "Kopf-leeren" ist eine gute Idee - nur, wie schaffst du das?

Ich versuche mit Entspannungübungen/Traumreisen usw. mal abzuschalten bzw. das Gedankenkarussell anzuhalten, aber ich merke, dass mich einiges nicht losläßt und dass Fragen, auf die ich heute noch keine Antwort weiss, immer wieder auftauchen.

Aber ich bin auch - im Gegensatz zum vorigen Jahr - ganz froh über die derzeitige Therapiepause. Ich fühle mich derzeit auch ganz gut, habe einiges geschafft, vor dem ich panische Angst hatte und nun sind die nächsten Schritte wieder übersichtlicher. Ich bin somit innerlich nicht mehr so unruhig, möchte sogar behaupten, ein Stück gelassener

Ich wünsche dir entspannte Tage - ausreichend Energie für das, was dir wichtig ist in diesen Tagen - und Frieden mit dir selbst!

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Bellasus »

Hi Susan,

also es war einfach ein inneres Bedürfnis, alles was in den letzten Monaten los war, sacken zu lassen, und ich habe deutlich gemerkt, dass kein Platz mehr für Neues war.

Der große Fortschritt ist, dass ich das wahrgenommen und danach gehandelt habe, z.B. mir die Feiertage ganz genau so gestaltet, wie ich es haben wollte, und so kam es nicht wie im letzten Jahr zu einer Zwangspause durch Krankheit.

Viele Dinge, die noch vor einiger Zeit jedes Mal viel bewußtes Handeln erforderten, gehen jetzt schon automatisch, häufig nur Alltags-Kleinigkeiten, die aber bei Mißachten meiner Bedürfnisse viel mehr Kraft kosten als dem Anlaß angemessen. So kann ich mir doch einiges an Reserven schaffen, was mich auch hoffen läßt, dass ich es schaffe wieder zu arbeiten ohne aufgefressen zu werden von den Anforderungen.

Dir wünsche ich auch noch viel mehr Gelassenheit, und dass du die Pausen nutzen kannst, um alles Erlebte zu verarbeiten. Dazu muß man ja nicht so viel tun, einfach dem Inneren die Möglichkeit geben sich zu sortieren ohne sich ständig bewußt damit zu beschäftigen.
Die Gedankenflut auszuschalten ist allerdings wirklich schwer, bei mir geht das ja auch längst nicht imemr, es gibt Zeiten da ist das einfach dran und in anderen nicht.

Einen guten Start in Neue Jahr mit Zuversicht, dass sich die Dinge fügen und der Gewißheit, dass du immer genau das Beste für den Moment tust und sich so viele Momente zur Zukunft zusammenfügen - eben step by step

Allen Mitlesern wünsche ich natürlich auch das Allerbeste für neue Jahr. Idee von meiner Thera: nicht ins neue Jahr rutschen, sondern SPRINGEN - vom Stuhl z.B., denn rutschen kann ja blöde blaue Flecken geben, und ein Sprung ist was ganz Aktives, Energiegeladenes. Ich probiers heute nacht aus.

Herzliche Grüße, ich freue mich auf ein weiteres Jahr mit euch im Forum,

Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Liebe stepper-lesend und schreibend , liebe Forumgemeinde, liebes Kompetenznetzteam!

Ich wünsche allen einen gutes Ins-Neue-Jahr-kommen sowie für 2007 alles Gute - immer ausreichend Kraft für das, was Euch wichtig ist - sowie Mut zu nötigen und gewünschten Veränderungen - ein Leben nach Euren Vorstellungen und Wünschen - Menschen an Euer Seite, die Euch verstehen und respektieren - Hilfe da, wo Ihr sie nötig habt und zu guter Letzt - ein Gefühl des Angenommenseins, der Dazugehörigkeit und Liebe zu Euch selbst und zu anderen.

Der Austausch hier im Forum hilft mir sehr - ein DANKE an alle, die mir geschrieben haben und denen, die mich mit ihren guten Wünschen begleiten.

Liebe Annette, ich hab' mich doll über deine Antwort gefreut Dir ein ganz liebes

Susan


Fuchsy
Beiträge: 27
Registriert: 20. Nov 2006, 12:23

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von Fuchsy »

Ich möchte mich den Wünschen von Susan anschließen, die Formulierungen gefallen mir sehr gut und ich könnte es nicht besser ausdrücken.

Noch bin ich ja relativ neu hier, aber mir gefällt der liebevolle Umgang miteinander, zumindest in diesem thread und auch dem von Lynn, den ich bisher nur gelesen habe.

Ich hoffe, dass auch mir dieses Forum eine Unterstützung sein wird.

Was mein derzeitiges Befinden angeht, so fühle ich - von den Schmerzen abgesehen - Angst und den Wunsch nach Trost und Geborgenheit. Das hätte ich mir vor einem jahr noch nicht gewagt, auszusprechen. Das habe ich erst in der Therapie gelernt, die ich jetzt anfange zu vermissen, denn der nächste Termin ist erst in 2,5 Wochen. Mein Therapeut ist während der gesamten Schulferien nicht in der Praxis, sodass für mich eine Lücke von vier Wochen entsteht.

Mein nächster step besteht darin, meinen über Jahre erworbenen "Erstehilfekoffer" hervorzuholen und nach geigneten Maßnahmen zu suchen.

Liebe Grüße von
Dorothea
HCAS
Beiträge: 37
Registriert: 4. Aug 2003, 08:28

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von HCAS »

Hallo,
ich bin heute auf diesen Thread gestossen und eurem Gedankenaustausch gespannt gefolgt. Es gab einige Anstösse für mich, einer der wichtigsten war der lange Text von Ulrich Schaffer. Wahrscheinlich ein ziemlich starker Brocken als guter Vorsatz für das neue Jahr, aber ich will es versuchen: endlich echt zu sein. Texte von U.S. begleiten mich schon länger, bisher wusste ich nur nichts von ihm. Was mir auffiel war, dass da jemand nicht über etwas schreibt, sondern so, dass ich das Gefühl habe, er kennt mich, meine Gefühle.

Meine Gefühle fahren noch zu sehr Fahrstuhl mit mir, als dass ich im Moment mehr schreiben will. Wollte einfach nur sagen, ich finde diesen Austausch gut und wichtig. Bin seit knapp einem Jahr aus der Thearpie entlassen (nicht, weil meine PT das wollte, es war die Entscheidung der Krankenkasse, nach zweieinhalb Jahren den Hahn zuzudrehen), muss nun dringend nach neuen Wegen, nach Hilfestellung suchen. Körpertherapie ist hier schon mal angesprochen worden. Ich habe in der Klinik sehr gute Erfahrungen mit KBT machen dürfen. Hier am Ort gibt es auch eine KBT-Therapeutin, aber ich muss mich längerfristig verpflichten, musste bereits das Vorgespräch bezahlen, irgendwie erschien mir das Ganze nicht sehr seriös. Ich mach jetzt Schluss, merke, dass ich mich verzettele.

Euch allen ein gutes neues Jahr.
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Hallo Dorothea,

danke für die guten Wünsche zum Neuen Jahr:-)

Ich habe mir auch oft in therapiefreien Zeiten gewünscht, dass sie schnell vergehen. Vor allen Dingen dann, wenn ich merkte, dass mich viele Themen beschäftigen und ich das Gefühl hatte, allein damit nicht zurecht zu kommen.

"Mein nächster step besteht darin, meinen über Jahre erworbenen "Erstehilfekoffer" hervorzuholen und nach geigneten Maßnahmen zu suchen."

Schön, dass es diesen "Erstehilfekoffer" für dich gibt. So findest du evtl. etwas, was die Zeit überbrückt, die seelischen Schmerzen lindert und dir ein wenig Halt bietet. Hast du schon etwas Konkretes (wieder)entdeckt?

Viel Durchhaltevermögen und Kraft in diesen Tagen für dich!

Susan


susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Hallo Puck,

herzlich willkommen hier im Forum und danke für das positive Feedback

Was mich besonders freut, ist, dass auch dich die Texte von U.Schaffer ansprechen. Das mit dem Echt-sein ist gar nicht so einfach, gerade wenn man jahrelang in eine "Rolle" geschlüpft war und diese nun verlassen möchte.

Das Umfeld (Freunde, Eltern, Partner...) tun oft alles mögliche, um das zu verhindern, weil es für sie ungewohnt und oft auch unbequem ist, wenn man sich nun ganz anders verhält als sie es erwarten. Dann nicht in alte Muster zu fallen und trotz aller äußeren (und inneren) Widerstände ganz man selbst zu sein, ist nicht einfach.

Hier noch ein schönes Gedicht (mal nicht von U.S.) aber auch zum Thema:

Ich weiss von mir Dinge,
die niemand sonst weiss.
Gerade dieses Wissen brauche ich,
um mich tiefer zu verstehen,
und dazu brauche ich diese Informationen über mich,
die nur ich mir geben kann.
Doch gerade dieses geheime Wissen von mir
habe ich früher verdrängt und verleugnet,
um mir ein ideales Bild von mir zu erhalten
und um geachtet und geliebt zu werden.
Doch gerade dieses Idealbild von mir
verhinderte jeden tieferen Kontakt zu mir selbst
und zu anderen.

(W. Sprenger)

Ohne Therapie auszukommen stelle ich mir schwierig vor. Welche Therapieart war es denn bisher bei dir?

Mir steht die 2jährige Therapiepause auch noch bevor, doch wie ich schon schrieb, kann ich evtl die Abstände vergrößern und die Therapie selber bezahlen. KBT hatte ich auch in der Klinik, was allerdings in der Gruppe stattfand, so dass es mir sehr schwer fiel, dort über meine Probleme zu reden bzw. die Übungen mitzumachen.

Die Körpertherapie, die ich jetzt begonnen habe, ist eine Einzeltherapie und somit fällt es mir nicht so schwer, mich darauf einzulassen. Vllt wäre das auch eine Möglichkeit für dich?

Ich wünsche dir und allen hier noch einen schönen Neujahrstag!

Lass wieder von dir hören, wenn du magst.

Liebe Grüße
Susan


HCAS
Beiträge: 37
Registriert: 4. Aug 2003, 08:28

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von HCAS »

Hallo Susan,
ganz herzlichen Dank für deine lieben Worte. Ich komme mir in dem großen Forum etwas verloren vor und da tut es schon gut, so nett begrüßt zu werden.

Ja, es ist nicht einfach mit dem "echt" sein, überhaupt zu erkennen, was/wie/wer bin ich denn eigentlich wirklich, welcher Teil von mir ist da im Laufe der Zeit verschüttet oder verformt worden. Eine Herausforderung an jedem neuen Tag. Ich will es mir bewusst machen, jeden Tag neu.

Ich war in einer tiefenpsychologisch fundierten Gesprächstherapie. Habe mich anfangs vehement gegen die Tiefenpsychologie gesträubt, wollte unbedingt in Logotherapie. Mir ist da einfach der Satz von Viktor Frankl im Gedächtnis geblieben: der Tiefenpsychologe gräbt, immer tiefer, irgendwann ist dann aber ein Ende - und wenn da nichts ist, was dann? Mir gefällt der Ansatz, nach vorne zu schauen, nicht zurück. Heute weiß ich aber, dass ich damit auch ein großes Maß an Angst vor dieser Rückschau verbunden habe (und noch verbinde). Ich halte die Logotherapie noch immer für die beste Form, aber alleine reicht sie meiner Meinung nach nicht aus.

Ich finde das sehr mutig und engagiert, dass du nach dem Therapieende deine Therapie auf eigene Kosten fortsetzen willst. Das heißt doch auch, dass es für dich im Moment wohl der richtige Weg ist? Mir war das bis vor kurzem noch zu unsicher, weil ich meine finanzielle Situation nicht überblicken konnte (an meinem Arbeitsplatz wurde ich massiv schikaniert und "man" versuchte mit allen Mitteln, mich rauszuekeln - nach 36 Jahren Tätigkeit für das Unternehmen). Mit nun fast 58 Jahren etwas Neues zu finden, ist verdammt schwer. Ich hatte das Glück und bin seit einem halben Jahr wieder "im Beruf". Nun will ich sehen, was ich aus eigenen Mitteln für mich tun kann. Ich weiß nur von meiner letzten Therapeutin, dass die Kosten sehr hoch sind, sie berechnete für 50 Minuten 75 EUR. Ist das eigentlich normal, gibt es da feste Regeln?

Beim KBT störte mich die Gruppe weniger. Das lag wahrscheinlich am Therapeuten, dem ich noch heute dankbar für seine Begleitung bin. In seiner Gegenwart hatte ich keine Angst. Die Gesprächstherapie in der Gruppe fand ich dagegen furchtbar, da habe ich sehr früh dichtgemacht.

Ich werde müde, morgen beginnt wieder der Arbeitsalltag. Deshalb Schluss für heute.

Liebe Grüße
Puck
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Annette,

"Der große Fortschritt ist, dass ich das wahrgenommen und danach gehandelt habe, z.B. mir die Feiertage ganz genau so gestaltet, wie ich es haben wollte, und so kam es nicht wie im letzten Jahr zu einer Zwangspause durch Krankheit."

Super, dass du das geschafft hast und dass du auch den Unterschied zum vorigen Jahr ganz bewußt wahrnimmst. Ich habe mal einen schönen Ausspruch gelesen: Man hat viel erreicht, wenn man vom Oper der Situation zum Gestalter des Moments wird! Und du bist fleißig dabei, dein Hier und Jetzt mitzugestalten und das ist viel

Die Pausen nutzen, um mal Kraft zu tanken, die Gedanken sortieren und mal los-zulassen ist wirklich wichtig (aber nicht immer leicht zu realisieren ). So hat sich auch mein Therapeut geäußert, dass z.B. immer genug Zeit und Raum zwischen den Therapiestunden sein muß, um alles, was sich auftut, zu verarbeiten und sacken zu lassen.

Ich habe inzwischen auch ein Gespür dafür entwickelt, wenn mir etwas zuviel wird. Überforderung vermeiden und die Notbremse ziehen, nicht erst, wenn es zu spät ist, kann dazu beitragen, größeren "Schaden" zu vermeiden. Ich sehe diesen Selbstschutz aber nicht als Selbstverständlichkeit an, es ist tägliche Arbeit an sich selbst.

Ich hoffe, du hattest heute einen guten Start in den Arbeitsalltag und kannst von den gewonnenen Kraftreserven noch lange zehren!

Liebe Grüße an alle hier

Susan


susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? IX

Beitrag von susan »

Hallo, liebe(r)? Puck,

danke für deine Antwort

Du scheinst dich auch schon viel mit dir und der Krankheit auseinandergesetzt zu haben. Nach Wegen zu suchen, die für den Moment hilfreich sind, ist nicht immer einfach. Es gibt eine Unmenge an Angeboten und dann das Richtige und Passende rauszufiltern, kostet meistens auch Kraft.

Aber ich habe es auch noch nie bereut, diese Kraft investiert zu haben. Wenn ich im Nachhinein sagen kann, dass das eine oder andere mir geholfen hat, wenn ich merke, dass ich auf meinem Weg wieder ein Stück vorangekommen bin, dann hat sich die Mühe gelohnt

Was die Logotherapie angeht, so kenne ich mich nicht aus, habe nur kurz etwas bei Wikipedia gelesen, auch, dass die KK sie in Deutschland nicht bezahlt. Wie bist du auf diese Methode gekommen und warum denkst du, dass sie gut für dich wäre? Geht es dabei gar nicht um die Vergangenheit?

Ich könnte mir für mich heute keine Therapie mehr vorstellen, die das Gestern außen vor läßt. Für mich ist es wichtig, das eine oder andere von damals näher zu beleuchten, um mein heutiges Handeln, meine Gefühle, besser zu verstehen. Die Wurzeln der Krankheit liegen bei mir in der Kindheit und deshalb ist es - für mich - wichtig, alles im Zusammenhang und nicht losgelöst zu betrachten. Wie siehst du das? Konntest du während deiner Therapie auch Verknüpfungen erkennen und daran arbeiten?

Was den Preis für eine Therapiestunde (TP) angeht, so scheint es da ziemliche Unterschiede von Therapeut zu Therapeut zu geben. Ich habe sogar schon von 40 € pro 50 min gehört, bin aber selbst so einem Therapeuten (leider ) noch nicht begegnet. Was mich dann die Th-Stunde kosten wird, ist noch ungewiß - wir haben noch nicht darüber gesprochen. Erst mal habe ich noch von der KK bewilligte Stunden, worüber ich ganz froh bin.

Dir einen erholsamen (Feier)abend!

Liebe Grüße
Susan


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