Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

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Rocco2001
Beiträge: 2
Registriert: 15. Dez 2006, 12:54

Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von Rocco2001 »

Hallo zusammen,

nachdem ich mich in den letzten Wochen immer schlechter gefühlt habe (Antrieblos, launisch,keine Freude mehr an vielen Dingen, Rückzug aus dem sozialen Umfeld,unkontrolliertes Essen usw.) und auch meine Familie und mein Partner darunter leiden, habe ich mich nach langer Überlegung dazu entschlossen zu einem Facharzt zu gehen. Dieser Termin fand nun auch in dieser Woche statt. Ich hatte irgendwie Angst vor diesem Termin,war so ein Bauchgefühl!Ich habe dem Psychater/Psychotherapeuten meine derzeitige Situation geschildert. Ich stand kurz vor dem finanziellen Ruin und plage mich seit langer Zeit mit vielen ungeklärten Fragen aus meiner Kindheit. Letztendlich kam heraus, dass ich an Depressionen leide, dies aber in meiner Situtation völlig normal sei. Auf meine Vergangenheit und einige Vorkommnisse in meine Kindheit ist er garnicht eingegangen.Jeder Mensch hat eben sein Päckchen zu tragen,so dieser Arzt. Ich bin natürlich froh, dass ich nicht "verrückt" bin, aber ich war doch sehr enttäuscht. Ich solle mich einfach durch schöne Dinge selbst motivieren. Er hat mir ein Mittel zum Schlafen verschreiben wollen und bei Bedarf ein erneutes Gespräch. Ich habe einiges Selbstests von verschiedenen Websites vorgenommen und jedesmal kam heraus, ich soll schnellstens einen Arzt aufsuchen. Ich bin sehr verunsichert. Ich habe im Moment einfach nicht die Kraft, alleine wieder den Weg zu finden. Gibt es jemanden mit ähnlichen Erfahrungen? Sollte ich vielleicht noch einen anderen Arzt aufsuchen?
Friedensblume
Beiträge: 36
Registriert: 26. Nov 2006, 01:26

Re: Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von Friedensblume »

Hallo,
Ja, such dir einen anderen Arzt. Ich kann das kaum glauben, wenn ich das lese. Die meisten Fachbücher, die ich gelesen habe, warnen vor so etwas. Vor Ärzten, die gegen Depressionen Beruhigungs- oder Schlafmittel verschreiben. Anscheinden gibts das wirklich. Ist es denn hoffentlich was Pflanzliches?
Ich bin sehr verwundert. Wie kann der Arzt eine Depression - also eine Krankheit - feststellen und dich nicht zu einer Therapie überweisen, bzw. dir keine empfehlen? Das Schlamittel kann ja wohl kaum die Heilung sein, oder?
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Suche. Ich hoffe für dich dass du einen guten Arzt findest und vor allem bei einer Therapie jemanden, der dich versteht. Auch beim Therapeuten sollte man bei dem bleiben, bei dem man das Gefühl hat, vertanden zu werden, finde ich. Deshalb gab es bei mir ja auch die Probezeit von fünf Stunden, weiß nicht wie das bei anderen ist.
Also, viel Erfolg nochmal!
keiju
Beiträge: 60
Registriert: 7. Feb 2006, 15:35

Re: Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von keiju »

SchwarzeSchnecke

Re: Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von SchwarzeSchnecke »

Hallo Fiorucci,
Herzlich willkommen hier im Forum!

Also wenn ich an Deiner Stelle wäre, würde ich mir einen anderen Arzt suchen!

"Letztendlich kam heraus, dass ich an Depressionen leide, dies aber in meiner Situtation völlig normal sei. [...] Jeder Mensch hat eben sein Päckchen zu tragen, so dieser Arzt."
– Das finde ich ziemlich daneben, wenn er das sagt. Zum einen sind Depressionen zwar oft verständlich, aber "normal" ist dieser Zustand nicht. Zum anderen kann nicht jeder Mensch sein "Päckchen" gleich gut tragen. Manche brechen eher unter einer Last zusammen als andere, und haben sich dies nicht ausgesucht.

"Ich solle mich einfach durch schöne Dinge selbst motivieren. Er hat mir ein Mittel zum Schlafen verschreiben wollen und bei Bedarf ein erneutes Gespräch."
– Gerade das ist ja eines der Hauptprobleme bei Depressionen: Man kann sich nicht "einfach durch schöne Dinge motivieren", weil man an Dingen, die man vor der Depression schön gefunden hat, das Interesse verliert. Man merkt an dem Satz, daß dieser Mensch (obwohl er Psychiater ist) nicht versteht, was eine Depression eigentlich bedeutet. Auch die Tatsache, daß er Dich mit einem Schlafmittel abspeisen wollte, finde ich befremdlich.

Ärzte sind keine Halbgötter in Weiß, sondern eben auch nur Menschen. Das, was sie sagen, darf man durchaus kritisch hinterfragen.
Warum nicht zu einem anderen Arzt gehen und sich eine Zweitmeinung einholen. Das ist völlig in Ordnung.

VG, Anne
mmk
Beiträge: 11
Registriert: 15. Dez 2006, 21:05

Re: Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von mmk »

Hallo, aus eigener Erfahrung kann ich sagen mir ging es ähnlich. Von Pflanzlichen Tropfen über dauernde Krankmeldungen, habe ich letztlich heulend eine Therapeutin angerufen. Heute gehe ich zu ihr und es tut gut. zur zeit geht es schlechter und ich werde öfter wieder hin gehen.
Also warte nicht lange, da man manchmal länger auf einen Termin warten muß, mache telefonisch einen termin und wenn sie/er dir nicht liegt suche weiter.Viel Erfolg
issejdna
Beiträge: 13
Registriert: 5. Dez 2006, 16:10

Re: Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von issejdna »

Na ob die Maßnahmen des Arztes so schlecht sind, wage ich zu bezweifeln. Immerhin war es erst der erste Arztkontakt, es gibt massive Gründe für die Depression (finanzielle Schwierigkeiten etc.) und die Depression ist noch nicht lange vorhanden.
Ein Schlafmittel kan da schon mal helfen (nämlich in der Situation zu schlafen) und vielleicht Energie zu tanken, die Situation in den Griff zu bekommen. Abwarten ist manchmal die beste Therapie - wenn schlimmer wird oder bleibt hat er ja ein konkretes Angebot gemacht.

OT: Immer wenn ich Sätze lese wie "Ist es denn hoffentlich was Pflanzliches?" wird mir anders. Ich möchte kein Statement für die Pharmaindustrie abgeben, aber die Herkunft eines Wirkstoffs als "pflanzlich" sagt nun mal rein gar nichts über seine Verträglichkeit und Unbedenklichkeit aus. Curare und Co. sind auch "pflanzlicher" Herkunft.
BeAk

Re: Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von BeAk »

Lieber Rocco,

Du warst bei Psychiater. Dieser ist Arzt, wie auch Dein Hausarzt, verschreibt Medikamente und führt in der Regel keine Psychotherapie durch.

Wenn du eine Psychotherapie machen willst, um mit depressiven Zuständen oder zur Aufarbeitung der Konflikte in Deiner Kindheit, mußt Du Dir einen Psychotherapeuten suchen. Für die Aufarbeitung von Konflikten ist übrigens eine tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie zu empfehlen. Es ist wichtig den Therapeuten danach zu fragen.
Adressen von Psychotherapeuten bekommst Du bei Deiner Krankenkasse. Du brauch keine Überweisung.

Es gibt einige wenigen Psychiater, die auch als Psychotherapeuten arbeiten, aber das kannst du ja gleich vor Therminabsprache von der Arzthelferin erfahren.
Pampfi
Beiträge: 173
Registriert: 16. Jul 2005, 12:29

Re: Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von Pampfi »

Meine eigene Erfahrung sagt mir, daß es wohl vielfach sinnvoll ist, in eine Ambulanz zu gehen. Generell ist vielleicht auch je nach Problemen es sinnvoll, ein kombiniertes psychosoziales Hilfsangebot in Anspruch zu nehmen. Es gibt kein Naturgesetz, daß man aufgrund von Problemen automatisch depressiv werden muß, manche werden es, manche werden es nicht. Und die, die es werden haben ein Problem und brauchen Hilfe. Psychiatrie ist Medizin - und das bedeutet in unserem System halt wenige Minuten Arztgespräch. Das ist ok bei einer Bronchitis, aber halt nicht bei psychischen Problemen. Eine Psychiater in einer Ambulanz wird sich vielleicht eher die Zeit nehmen - der bekommt seinen Lohn und hat die KV Abrechnung nicht so im Blick.
Friedensblume
Beiträge: 36
Registriert: 26. Nov 2006, 01:26

Re: Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von Friedensblume »

Ok, für den Satz mit dem "Pflanzlichem" will ich mich entschuldigen. Habe wenig Ahnung davon und hatte bis jetzt nur mit Gegnern der Schlafmittel zu tun. Sorry
issejdna
Beiträge: 13
Registriert: 5. Dez 2006, 16:10

Re: Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von issejdna »

Wobei man ernsthaft fragen darf, ob eine akute Depression bzw. die bestehende akute Belastungssituation der richtige Zeitpunkt ist, um eine Psychotherapie zu beginnen.
Rocco2001
Beiträge: 2
Registriert: 15. Dez 2006, 12:54

Re: Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von Rocco2001 »

Ich möchte mich für die vielen hilfreichen Antworten bedanken, da wurde mir richtig warm ums Herz!Ich werde mir gleich heute eine Liste von Psychotherapeuten aus meiner Umgebung besorgen und versuchen einen Termin zu bekommen!Dies wird wahrscheinlich sehr schwierig werden,aber ich bleibe einfach dran. Ich hab wirlklich noch dran zu knacken, was der Doc zu mir gesagt hat!Auch ich vertrete eigentlich den Standtpunkt, dass man auch Ärzte mal hinterfragen bzw. kritisieren darf. Leider klappt es auch nicht so ganz, sich mit schönen Dingen zu befassen, es fällt mir unheimlich schwer mich zu motivieren und auch meinem Trott herauszubrechen...!Und ständige Heulanfälle wg Kleinigkeiten machen das ganze auch nicht wirklich einfacher...!
Der Doc hat mir Insidon verschrieben, habe aber den Eindruck, dass mir dies auf den Magen schlägt....!Mal abwarten...!
Vielen, vielen Dank nochmal....!
Weinliebhaber
Beiträge: 24
Registriert: 18. Dez 2006, 16:24

Re: Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von Weinliebhaber »

Hallo Fiorucci/Rocco,

ich bin wohl etwas spät dran mit einer Antwort auf diesen Beitrag, bin aber erst seit heute Teil dieses Forums.

Das Vorgehen deines Arztes kann ich wirklich nicht ganz nachvollziehen. Er scheint anzunehmen, das du unter einer situationsbedingten (temporären ?) Depression leidest. Aber in dem was du geschrieben hast kommt es mir so vor, als ob da mehr wäre. Du hast es ja auch angesprochen z.B. mit deiner Kindheit. Ich denke hier wurden die besten Tips schon gegeben, versuche einfach mal einen anderen Arzt bzw. einen Psychologen bzw. Psychotherapheuten. Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute.
Der Augenblick des Glücks war so kurz,

doch zeigte er mir für einen Moment,

was der durchschnittliche Mensch,

simpel und einfach ein erfülltes Leben nennt.
winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Fühle mich vom Arzt nicht ernst genommen

Beitrag von winnie »

...und Insidon ist als alleiniges Mittel gegen Depressionen auch nicht gerade übermäßig wirksam, das sollte man wissen.
Man kann es zusätzlich abends zum Besser-Schlafen-Können nehmen, aber zur Bekämpfung der Depression selbst ist es mehr oder weniger ungeeignet, da viel zu schwach wirksam. Insidon wird heutzutage nicht mal mehr zu den echten Antidepressiva gerechnet... (Allerdings ist es billiger als diese... Ein Schelm, der Böses dabei denkt...?)

Deshalb, Fiorucci, wenn Du eh schon dabei bist, Dir einen anderen Arzt/Therapeuten zu suchen, dann sprich das ruhig auch mal an - denn wenn schon Medikamente, dann aber bitte auch welche, die wirken. Also ein echtes Antidepressivum.

Ich bin immer wieder fassungslos, was die Ärzte den Patienten alles so andrehen und dann nicht selten behaupten, es läge am Patienten, wenn's nicht wirkt...

Gruß,
Winnie
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