Das bin ich

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Katelyn
Beiträge: 4
Registriert: 11. Dez 2006, 08:50

Das bin ich

Beitrag von Katelyn »

Hallo, ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen.

Ich bin 24 Jahre alt und leide an mittelschweren Depressionen. Und das schon seit meinem 13 Lebensjahr. Warum das so ist, weiß ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass mir schon viel eher geholfen werden hätte können, wenn ich jemals ernst genommen worden wäre. Aber niemand hat das getan. Meine Eltern haben meine Bedenken mit den Worten "Soetwas gibt es in unserer Familie nicht!" weggewischt und tun das noch bis heute. Aber damit ist mein Problem nicht gelöst.

Über die Jahre gab es immer wieder Phasen in den es mir gut ging, abwechselnd mit Phasen, in denen es mir sehr schlecht ging.
Johanniskrautpräperate, die ich mir besorgt hatte, wurden von meiner Mutter bei einer Durchsuchung meines Zimmers gefunden. Es gab einen riesigen Aufstand, aber keine Hilfe.

In der Schule war ich immer ein willkommenes Opfer für Spott und Mobbing. Erst an der Berufsschule habe ich Freunde gefunden, die es Wert sind, diese Bezeichnung zu tragen.

So habe ich mich über die Jahre gerettet, habe mein Abitur geschafft. Ich muß dazu sagen, dass ich eine sehr gute Schülerin war, so dass ich das Abi, kombiniert mit einer Berufsausbildung, gemacht habe.

Danach wollte ich Musikerin werden, aber habe auf den Druck meiner Eltern hin Bürokauffrau lernen müssen. Es war keine schöne Zeit.

Nun habe ich mich in meinem Beruf hochgearbeitet, bin in einer beratenden Tätigkeit, was viel Verantwortung mit sich bringt. Nebenbei arbeite ich weiter an meinem Traum, der Musik.

Vor einem Jahr kam dann der Zusammenbruch und - endlich - die Diagnose Depressionen. Es folgte eine Behandlung und eien Zeit, in der es mir recht gut ging.

Bis vor einer Woche. Da sollte ich meine Medikamente absetzen und es folgte der Zusammenbruch. Nun geht wieder alles von vorne los. Und dabei schien doch alles so gut.
waldfee
Beiträge: 82
Registriert: 4. Sep 2006, 17:14
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Re: Das bin ich

Beitrag von waldfee »

Hallo!
Also das mit den Eltern "von wegen das gibt es nicht in unserer Familie" kenne ich auch. Meine Eltern wollen das bei mir auch nicht sehen das ich Hilfe brauche. Nur ich bin mir leider nicht so sicher ob es wieder zur Therapie gehen sollte. Denn zu deinen Beschwerden soweit sage ich jetzt mal bin ich noch nicht. Habe dann in meinen schlimmen Phasen auch seit neustem Selbstmordgedanken. Aber ansonsten habe ich auch mal gute Phasen.
Gib jedem Tag die Chance der Schönste deines Lebens zu werden - Mark Twain"
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Das bin ich

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Katelyn,

zunächst mal willkommen hier im Forum. Es ist gut, daß Du Deine Depression ernst nimmst und Dich um Dich kümmerst, auch wenn Deine Umgebung Dich dabei nur wenig unterstützt (hat). Vielleicht kannst Du hier ein bißchen Unterstützung finden.

Mir ist aufgefallen, daß Dein erneuter Zusammenbruch sofort auf das Absetzen der Medikamente folgte. Was hast Du denn genommen? Einige Antidepressiva können nämlich nach abruptem Absetzen Absetzsymptome auslösen, die von depressiven Symptomen manchmal schwer zu unterscheiden sind, deshalb sollte man sie nur sehr langsam absetzen.

Gibt die Musik Dir Kraft, hilft sie Dir in düsteren Zeiten? Bei mir ist das so, ich mache zur Zeit ziemlich viel Musik, spiele Klarinette in einer Band, und ich merke immer wieder, wie gut mir das tut.

Liebe Grüße,
Regenwolke
BinAmEnde
Beiträge: 486
Registriert: 21. Aug 2006, 13:21

Re: Das bin ich

Beitrag von BinAmEnde »

Hallo und willkommen im Forum!

Es ist toll, dass Du so viel erreichen konntest, obwohl Du keine freie Hand bei Deinen Entscheidungen hattest! Hut ab!

Das sagt viel über Dich aus, und das solltest Du nicht vergessen: Du bist ein starker, durchsetzungsfähiger Mensch, der mit Leistungen zu überzeugen weiß! Dann hast Du Dich bald mit Deinen Gefühlen auseinandergesetzt und Dich entsprechend behandeln lassen! Ein weiterer, richtiger Schritt! Doch jetzt hat Dich Angst gepackt, da die Medis abgesetzt wurden. Das ist verständlich, einerseits, aber auch wieder nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Du ein Jahr lang etwas genommen hast und Dein Körper jetzt wieder kompensieren muss!

Daher meine Bitte: Bewahre die Ruhe! ADs brauchen rund 3-6 Wochen bis sie richtig wirken! Ich denke Ähnliches gilt für den Zeitraum des Absetzens! Wenn der Entschluss sie abzusetzen richtig war, wirst Du dann eine Besserung spüren, was ich Dir von ganzem Herzen wünsche!

Viele Grüße, Werner
Katelyn
Beiträge: 4
Registriert: 11. Dez 2006, 08:50

Re: Das bin ich

Beitrag von Katelyn »

Ich hab Paroxetin genommen, was ja für Absetztungssymtome berühmt-berüchtigt ist. Ich nehme jetzt wieder die zuletzt eingenommene Dosis und es geht mir gaaanz langsam wieder besser. Ich habe mit meiner Ärztin gesprochen und wir werden das Medikament nun langsamer absetzen. Außerdem habe ich mich entschlossen, ab Januar eine Psychotherapie zu beginnen um meinen Problemen auf den Grund zu kommen. Vielleicht gelingt es mir ja auch, die dicksten Brocken aus dem Weg zu räumen.

Die Musik gibt mir sehr viel, sie ist für mich eine Möglichkeit, Gefühle auszudrücken, was mir ansonsten sehr schwer fällt. (Mußte mir auch schon anhören, dass ich gefühlskalt sei).

Außerdem habe ich einen lieben, verständnissvollen Partner, der mich immer unterstützt und mich so akzeptiert, wie ich bin. Bei ihm habe ich das erste mal das Gefühl, dass ich ein wertvoller, liebenswerter Mensch bin. An meinen schlechten Tagen vergesse ich das manchmal.

Und dann sind da noch meine Tiere, die meine Zuwendung erwiedern.

Es ist also nicht alles so leer und hoffnungslos, wie meine Krankheit es mich manchmal glauben lassen will.
BinAmEnde
Beiträge: 486
Registriert: 21. Aug 2006, 13:21

Re: Das bin ich

Beitrag von BinAmEnde »

Hi,

Deine prompte Antwort ist schön!

Du wirst nun also in Absprache mit Deinem Arzt aus dem Medikament "ausschleichen", ich denke so ist der Fachbegriff. Das ist dich schon mal was! Und wieder sehe ich Deinen Willen, Deine Stärke, Deine Tatkraft!

Für die geplante Psychotherapie wünsche ich Dir viel Glück und Erfolg!

So weit ich das beurteilen kann, machst Du alles richtig und ich wünschte mir, ich hätte Dein Urteilsvermögen.

Viele Grüße, Werner
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Das bin ich

Beitrag von Regenwolke »

Ja, Paroxetin ist wirklich für Absetzsymptome bekannt. Ich drück Dir die Daumen, daß Du Dich bald besser fühlst und die schlechte Stimmung auch nicht zurückkehrt, wenn Du das Medikament ganz ganz langsam ausschleichst.

Viel Glück,
Regenwolke
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