Wie kommt man aus dem Loch raus?

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Twilight
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Wie kommt man aus dem Loch raus?

Beitrag von Twilight »

Hallo,
wie schafft man es, sich wieder 'aufzuraffen'?
Ich habe heute frei und wollte eigentlich was machen. Wohnung aufräumen zB. Ich habe NICHTS geschafft. Bin wie gelähmt, hänge Tagträumen nach und bin völlig leer.
Ich komme mir vor wie nicht real, wie nicht präsent im eigenen Leben.
?
Twilight
Without
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Re: Wie kommt man aus dem Loch raus?

Beitrag von Without »

Hallo Twilight!

Wenn ich fürs "aufraffen" ein Rezept hätte würde ich es zum Patent anmelden und mich dumm und dämlich verdienen

Aber Spaß beiseite. Bist du denn auf Medikamente eingestellt? Erzähl doch mal ein bißchen mehr. Denn vielleicht kommt es ja auch von Medis die du nimmst.
Wobei natürlich die Antriebslosigkeit ein typisches Begleitsyndrom der Depression ist. Ich selber leide auch sehr darunter. Nur muß ich einfach vor mir selber zugeben, dass es nicht geht mich aufzuraffen oder mit zusammenzureissen (was einem ja Unbetroffene so gern raten!). Ich habe vor ca. 6 Wochen ein antriebssteigerndes AD vom meinem Doc bekommen, welches allerdings bei mir so stark wirkte das ich manische Züge entwickelte und 24 Stunden rund um die Uhr wach war und das 3 Wochen lang. Dann hab ich das Medikament abgesetzt.
Aber ich würde meinen Arzt auf jeden Fall darauf ansprechen, weil das sonst mit antriebssteigernden AD gut zu "bekämpfen" ist.
Vielleicht ist es aber auch einfach die Jahreszeit. Ich habe letztens hier irgendwo was von einer Lichtdusche gelesen. Die werd ich mir jetzt auch mal zulegen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Ansonsten bin ich dir glaub keine große Hilfe. Ich wünsche dir alles Liebe weiterhin.

Gruß

Petra
>> Der Optimist sieht das Licht am Ende des Tunnels - der Pessimist den entgegen kommenden Zug
Twilight
Beiträge: 16
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Re: Wie kommt man aus dem Loch raus?

Beitrag von Twilight »

Hallo,
naja, ich verbringe irgendwie schon mein gesamtes Leben mit mehr oder weniger Depressionen. Früher, in der Jugend, noch 'theatralischer', heute stumme Lähmung. Vor paar Jahren war ich ziemlich tief unten und machte Therapie. Mit mäßigem Erfolg.
Ich hab ein Ärzte- und Therapeutenproblem, ich traue ihnen nicht über den Weg.
Nun war ein Todesfall, kein Mensch, aber dennoch mein Lebensinhalt (mein Hund), was schon niemand versteht, daß einem der Tod eines Tieres wieder völlig aus der Bahn werfen kann. Ich habe keine Familie, nicht wirklich Freunde und er war eben mein Lebensinhalt. Und jetzt bricht alles zusammen.
Nein, medis nehme ich nicht, dafür müßte ich zu einem Arzt gehen und das schaffe ich nicht
Twilight
Without
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Re: Wie kommt man aus dem Loch raus?

Beitrag von Without »

Hallo Twilight!

Das mit deinem Hund tut mir sehr leid für dich. Ich bin ein sehr großer Tierliebhaber, deshalb kann ich dich sehr, sehr gut verstehen. Der Tod eines Lebewesens ist immer schmerzhaft!

Hast du denn einen Hausarzt, der vielleicht bei dir einen Hausbesuch machen kann und dir dabei einen Überweisungsschein für einen Neurologen oder Psychiater ausstellen könnte? Und vielleicht auch telefonisch einen Termin für dich vereinbaren würde? Vielleicht kann dich eine Vertrauensperson abholen und mit dir dann dorthin gehen oder du bestellst dir ein Taxi und sagst bei der Zentrale der Fahrer soll bei dir klingeln und mit dir zum Wagen gehen?
Irgendeine Möglichkeit muß es doch geben, damit du es zum Arzt schaffst. Gibt es vielleicht eine Uhrzeit am Tag wo es ein bißchen besser ist als zu anderen Uhrzeiten? Vielleicht könnte der Termin ja da dann stattfinden?
Also ich finde du solltest unbedingt einen Arzt aufsuchen, denn allein kommst du aus dieser Lethargie nicht raus!!
Gibt es etwas, womit ich dir helfen kann? Ich bin für alles zu haben! Telefonterror, Drohbriefe, Popotritte? (ist nur ein Späßchen o.k? Ich bin mir dem Ernst deiner Lage durchaus bewußt!) Irgendwas womit du es schaffen könntest zum Arzt zu gelangen?

Gruß

Petra
>> Der Optimist sieht das Licht am Ende des Tunnels - der Pessimist den entgegen kommenden Zug
Data

Re: Wie kommt man aus dem Loch raus?

Beitrag von Data »

Hallo Twilight,

schön, dass du noch hier bist. Schon dein erstes Posting hatte mich sehr angesprochen, aber ich hatte nicht geantwortet... Du schriebst darin: "Ich weiß nicht, was ich will im Leben, was ich erwarte, was ich suche. Es ist nur Leere in mir und keine Antwort." Ist das wirklich so? Oder hast du deine Wünsche an das Leben nur verdrängt, weil unerfüllte Hoffnungen und Erwartungen auf die Dauer zu schmerzhaft sind?

Auch ich leide schon seit Jahren unter Antriebslosigkeit. Z.B. habe ich schon seit Wochen diverse Arbeiten in meiner Wohnung vor, doch ich schaffe absolut NICHTS. Diese Lethargie kann jedoch auch urplötzlich verschwinden, wenn sich mir wieder ein neuer Weg zu bieten scheint, der mich meinem Lebensziel näherbringen könnte. D.h. ich brauche m. E. kein verdammtes Medikament, um diese Kraft in mir zu entfalten, sondern einfach nur eine realistische Hoffnung auf das (kurz- bis mittelfristige) Erreichen meiner Ziele, mit anderen Worten, den Glauben an die Machbarkeit.

Ohne Wünsche und Ziele fiele dieser Effekt natürlich weg. Deswegen frage ich dich nochmals: Hast du wirklich keinerlei Wünsche, auch keine "utopischen", für deren Verwirklichung du Energie aufbringen würdest, wenn dir nur der Erfolg sicher wäre?

Viele Grüße,
Data
Twilight
Beiträge: 16
Registriert: 1. Dez 2006, 23:14

Re: Wie kommt man aus dem Loch raus?

Beitrag von Twilight »

Hallo,
das mit dem nicht zum Arzt schaffen war psychisch gemeint. Ich würde kein Wort sagen. Und zu einem Therapeuten würde ich noch weniger sagen. Mache einen Bogen um jeden, der einen weißen Kittel trägt oder einen Titel mit P :-/

>"Ich weiß nicht, was ich will im Leben, was ich erwarte, was ich suche. Es ist nur Leere in mir und keine Antwort."

Ja, das ist wirklich so. Ich habe null Plan. Kein Ziel. Nur ein irgendwie überleben. Nur manchmal denke ich, es wäre schön, einen Partner im Leben zu haben. Der einen versteht und unterstützt. Aber das würde bedeuten, Nähe zuzulassen. Und ist somit mehr als utopisch. Ich hatte noch niemals einen Freund, ich bekomme allein bei dem Gedanken Panikzustände. Also wird das real nie was werden. Real werde ich immer allein dastehen:-(
Twilight
Without
Beiträge: 209
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Re: Wie kommt man aus dem Loch raus?

Beitrag von Without »

Dann habe ich dich wohl mißverstanden!

Alles Liebe weiterhin

Petra
>> Der Optimist sieht das Licht am Ende des Tunnels - der Pessimist den entgegen kommenden Zug
Data

Re: Wie kommt man aus dem Loch raus?

Beitrag von Data »

Hallo Twilight!

>> Nur manchmal denke ich, es wäre schön, einen Partner im Leben zu haben. Der einen versteht und unterstützt. Aber das würde bedeuten, Nähe zuzulassen. Und ist somit mehr als utopisch. Ich hatte noch niemals einen Freund, ich bekomme allein bei dem Gedanken Panikzustände. Also wird das real nie was werden. Real werde ich immer allein dastehen:-(
Sowas in der Art hatte ich vermutet....und hätte sonst vielleicht auch gar nicht geantwortet, werden jetzt böse Zungen behaupten, und vielleicht haben sie sogar recht. Aber egal.

Auf deine Offenbarung, die dir vermutlich nicht leicht gefallen ist, möchte ich dir keine schnell hingeschmierte Antwort geben, deshalb schreibe ich später/morgen/irgendwann mehr dazu. Auf jeden Fall kann ich dir aber sagen, dass du mit diesem "Problem" und deinen Gedanken dazu hier nicht allein bist, es gibt im Forum so einige mehr oder weniger "verkorkste" Persönlichkeiten...

Wenn es dir gut tut, schreib mehr über dich, es wird hier sicher aufmerksam gelesen.

Viele Grüße,
Data
Twilight
Beiträge: 16
Registriert: 1. Dez 2006, 23:14

Re: Wie kommt man aus dem Loch raus?

Beitrag von Twilight »

ja wer war ich - einst. Das nette Kind. Dem gesagt wurde, was es zu fühlen hat. Bis ich irgendwann aufgehört habe, meine wirklichen Gefühle zu spüren. Es war da nur ein diffuser Schmerz und eine Sehnsucht nach Leben und Lebendigkeit. Die Sehnsucht, akzeptiert zu werden, so wie ich bin.
Ja, ich war immer nett und angepaßt. Bis ich anfing zu rebellieren, damals war ich 10 oder 11 und ich trat sozusagen in Hungerstreik. Magersucht nennen das die Ärzte. Ich nenne es Hunger nach Leben (und Liebe). Ich habe mich von der Welt immer mehr distanziert, ich habe mich phasenweise nicht mehr als Teil von ihr gesehen.
Und über die Jahre habe ich scheinbar den Anschluß verpaßt. Die Magersucht als lebenserhaltende Insel und die Klinik damals eine mehr als traumatische Erfahrung. Ich habe dort nur gelernt, mich noch mehr zu schützen. Auch dort hat man mir gesagt, was ich fühlen soll, man hat in mich Dinge hineininterpretiert - nur wirklich zugehört hat mir niemand.
Ich habe über 18 Jahre gebraucht, um mich noch einmal einem Therapeuten anzuvertrauen. Ich versuchte, all die Jahre, das Leben irgendwie auch zu fühlen, wirklich gelungen ist es mir nicht. Der Therapeut war rückblickend betrachtet ein Reinfall, nicht 100%, dennoch habe ich nicht die Kraft und den Mut, nocheinmal neu zu suchen.
Man entwickelt viele Strategien, um in dieser Leistungsgesellschaft nicht 'negativ' aufzufallen. Strategien die einem helfen, zu funktionieren und die einen gleichzeitig blockieren in der eigenen Lebendigkeit.
Aber manchmal dringt es eben doch durch, das Wissen, daß da mehr sein muß, 'draußen'. Wärme, Geborgenheit, dazuzugehören. Nie erlebt, trotzdem träume ich davon.
Aber die wenigsten Menschen haben die Geduld, meine fast undurchdringliche Mauer um mich herum durchdringen zu wollen. Selbst mein Thera hat das Handtuch geschmissen.
Und ich bin unstetig. Ich kann es perfekt, das Verabschieden. Egal ob Bekannte, Freunde, Job, wenn ich es nicht mehr aushalte, wenn ich das Gefühl habe, es wird zu nahe, sage ich Lebe wohl und kehre nie wieder zurück.
Man kennt alle eignen Mechanismen, man kennt alle Alarmglocken. Und trotzdem läßt es sich nicht bremsen.
Emily
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Wie kommt man aus dem Loch raus?

Beitrag von Emily »

Hallo Twilight,

>>> Aber die wenigsten Menschen haben die Geduld, meine fast undurchdringliche Mauer um mich herum durchdringen zu wollen. Selbst mein Thera hat das Handtuch geschmissen.

Wenn dein Leidensdruck so groß ist, dann solltest du vielleicht überlegen, ob es nicht doch gut wäre, es mit einem neuen Therapeuten zu versuchen. Allerdings müsstest du wohl Bereitschaft zeigen, die Mauer auch von deiner Seite her aufzugeben und einzureißen. Eine Mauer soll immer eine Art Schutz sein, Schutz vor (weiterer?) Verletzung. Sie hat ihren Grund in den Verletzungen der Vergangenheit, die in der Tat in therapeutische Hände gehören. Erst dann können die Dinge klarer werden, aufgearbeitet werden. Wenigstens würdest du so eine neue Chance auf ein anderes Leben bekommen. Dass ein Therapeut dir nicht helfen konnte, heißt ja nicht, dass alle anderen Therapeuten dir auch nicht helfen können.
Was man sich fragen sollte in einer solchen Situation, wäre: will ich ewig so weitermachen, oder reicht es mir jetzt, und bin ich bereit, für eine Veränderung auch etwas zu riskieren?

>>> Nie erlebt, trotzdem träume ich davon.

Was ist besser: sein Leben zu träumen oder seinen Traum zu leben?

Grüße,
Emily
Twilight
Beiträge: 16
Registriert: 1. Dez 2006, 23:14

Re: Wie kommt man aus dem Loch raus?

Beitrag von Twilight »

Hallo,
ja wenn das so einfach wäre, einfach zu einem Therapeuten zu gehen:-( Wenn es so einfach wäre, sich Hilfe zu suchen.
Twilight
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