Einnahmedauer, Wirksamkeit, Absetzsymptome - z. B. bei Mirtazapin

Connie28
Beiträge: 13
Registriert: 6. Nov 2006, 16:51

Einnahmedauer, Wirksamkeit, Absetzsymptome - z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von Connie28 »

Hallo Ihr Lieben,

es wurde hier bestimmt schon öfter über die Einnahmedauer von ADs und über das Medikament Mirtazapin gesprochen. Trotzdem würden mich nocheinmal eure Meinungen dazu interessieren.

Ich selbst hatte einige Zeit die Einstellung, kein Medikament nehmen zu wollen. Das änderte sich erst, als ich das Gefühl hatte, meine Symptome wie gedrückte Stimmung, Spannungskopfschmerz, Nervosität, Ängste, etc. nicht mehr allein in den Griff zu bekommen. Immer wieder rutschte und rutsche ich in depressive Phasen ab, was sicherlich auch mit meinem Alltagsgeschehen zu tun hat. Da die Depression ja auch mit einer Stoffwechselstörung im Gehirn einher geht, wurde mir seitens des Arztes immer wieder zu Antidepressiva geraten.

Ich probierte im Laufe der Zeit jedenfalls schon eine ganze Reihe von Antidepressiva aus, von denen ich die Meisten wegen der rasch spürbaren Nebenwirkungen oder Wirkungslosigkeit nicht vertrug. Meist fühlte ich mich ohne Medikament besser.

Letztes Jahr versuchte ich es dann erstmals mit Mirtazapin, mit dem sich dann tatsächlich meine Stimmung stabiliserte und die Nebenwirkungen noch relativ erträglich waren. Allerdings habe ich es nur 6 Wochen genommen und es ging mir nach dem eigenständigen Absetzen eine Zeit lang wieder besser.

Momentan ist es so, dass ich wieder dieses Medikament nehme; 15 mg abends seit ca. 5 Wochen. Es hilft mir auch wieder bezüglich meiner Stimmung und meiner Kopfschmerzen. Richtig glücklich bin ich mit der Einnahme, wie sicher einge andere von euch, trotzdem nicht. Mal abgesehen von 5kg Gewichtszunahme und einem leichten Sedierungs-Gefühl auch tagsüber, fühle ich mich manchmal "in mir selbst gefangen"; habe manchmal das Gefühl, keinen "klaren Kopf" zu haben bzw. ein bisschen neben mir zu stehen. Auch habe ich einen ganz leichten Druck auf den Ohren. Möglicherweise geht es einigen von euch ja auch so. Hinzu kommt, dass es mir gegen meine sozialen Ängste, die situationsbedingt und bezüglich Minderwertigkeitsgefühlen auftreten, nicht zu helfen scheint. Ein bisschen ist mir die Gewissheit, ein Medikament zu nehmen, in Gegenwart anderer sogar unangenehm. Im Grunde habe ich schon wieder den Wunsch, es abzusetzen und "ich selbst" zu sein. Nun werden vielleicht einige von euch denken, dass dies nach 5 Wochen viel zu früh ist, zumal das Medikament ja erst seit kurzem wirkt. In der Packungsbeilage wird ja auch ein Einnahme-Zeitraum von mindestens 4-6 Monaten empfohlen. Hinzu kommt, dass ich neben sozialen Ängsten schon von mehr als 5 depressiven Phasen betroffen war und man ja liest, dass eine längere Medikation in diesem Fall fast unumgänglich wäre. Mein Arzt hat sich bei der Verschreibung zur Einnahmedauer nicht geäußert und ich mag ihn nach so kurzer Zeit nun gar nicht mehr so recht darauf ansprechen. Er hat im Übrigen auch nicht vorgeschlagen, die Blut- oder Leberwerte mal zu kontrollieren, sofern dies notwendig wäre. Als ich das Medikament mal versucht habe zu reduzieren, ging es mir am nächsten Tag gleich schlechter.

Meine Frage wäre nun, wie es euch mit der Einnahme von ADs bzw. Mirtazapin geht und wie lange ihr es nehmen werdet. Hat man euch einen durchschnittlichen Zeitraum genannt, der beachtet werden sollte? Betreut euch euer Arzt oder Psychiater dabei? Welche Einstellung habt ihr insgesamt zu Medikamenten? Fühlt sich jemand von euch auch ein bisschen "gedämpft" und hat den Wunsch, es abzusetzen? Es ist einfahc so, dass ich ein bisschen skeptisch bin, was Antidepressiva betrifft und mein Beitrag recht lang geworden ist. Vielleicht mag sich hier ja jemand mit mir darüber austauschen. Über eure Antworten würde ich mich freuen.

Viele liebe Grüße
Connie28
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Wie lange ADs nehmen? - z. B. Mirtazapin

Beitrag von DepriXX »

bei schweren Depressionen ca. 12 - 15 Monate und mehr, hat man mir auf einer Depri-Fachstation gesagt.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: Wie lange ADs nehmen? - z. B. Mirtazapin

Beitrag von balduin.cruchot »

Hallo Connie, wie lange man ein AD nimmt, das muss jeder selbst entscheiden. Grundsätzlich muss jeder für sich abwägen, was ihm oder ihr wichtiger ist - die Sicherheit, keine Rückfälle mehr zu haben, oder das Gefühl, ohne Medikamente zu leben. Ich will das hier gar nicht werten, es gibt für beide Entscheidungen gute Gründe.
Zu Deinem speziellen Fall will ich Dir aber noch sagen, dass sich die Wirkung des Mirtazapin durchaus noch verändern kann. In erster Linie wird wahrscheinlich das Sediertheits-Gefühl nachlassen. Bei mir persönlich war es unter Mirtazapin erst nach ca. 3 Monaten so, dass ich mich wieder richtig "wach" gefühlt habe. Dann hatte ich auch gar nicht mehr das Gefühl, Medikamente zu nehmen, und im Optimalfall wirken die ADs ja auch so, dass Du gar nicht merkst, dass Du sie nimmst.
Zum anderen kann sich auch Dein psychisches Befinden, also soziale Ängste etc. noch verändern. Allerdings würde ich Dir da auch zu einer Psychotherapie raten, denn oft lernt man erst da, wieder auf andere Menschen zuzugehen, was man durch Depression oder Ängste verlernt hat.
Lange Rede, was ich eigentlich sagen wollte ist: versuche doch vielleicht, nochmal 6 Wochen durchzuhalten. Dann hast Du eine bessere Erfahrungsgrundlage, um Dich für oder gegen Medis zu entscheiden!

Alles Gute
Anke
Tiara
Beiträge: 190
Registriert: 10. Jul 2006, 11:29

Re: Wie lange ADs nehmen? - z. B. Mirtazapin

Beitrag von Tiara »

Hallo Connie,

ich finde Deinen Beitrag sehr gut, denn er drückt genau das Dilemma aus, in dem sich viele Menschen befinden, die unter depressiven Schüben leiden. Psychopharmaka sind ein zweischneidiges Schwert:
Sie heilen nicht. Sie dämpfen die Symptome weg, solange man sie nimmt.
Psychopharmaka sind in ihrer Wirkung beschränkt. Viele Menschen erleben, wie Du, daß nur einige Symptome sich bessern und andere bestehen bleiben. Oder daß die Symptome nur etwas besser werden und nicht vollständig. Oder sie sind sich unsicher, ob und wieweit sie sich eine Besserung nur einreden.
Psychopharmaka haben Nebenwirkungen. Häufig auch wieder Nebenwirkungen, die im "psychischen" Bereich angesiedelt sind. Wie zum Beispiel Benommensein oder Konzentrationsstörungen.
Das Gefühl von einer Tablette abhängig zu sein kann sehr unangenehm sein.

Auf die Frage wie lange ein Antidepressiva genommen werden muß, gibt es scheinbar eine eindeutige Antwort: Mindestens ein paar Monate. Aber Warum? Warum soll ein Medikament, das NICHT heilt mindestens mehrere Monate eingenommen werden? Die Antwort ist: Weil die Statistik sagt, daß nach mehreren Monaten Einnahme die Rückfallrate geringer ist, als nach kurzer Einnahmezeit. Es ist eine statistische Begründung, niemand kann Dir sagen woran es liegt, daß weniger Menschen einen Rückfall haben nachdem sie ein AD längere Zeit eingenommen haben. Und niemand kann Dir eine Garantie geben, daß nach längerer Einnahmezeit Deine Symptome auch nach dem Absetzen weg bleiben. Aus dieser statistischen Beobachtung wurde mit der Zeit eine Empfehlung und dann ganz schleichend eine "Wahrheit".

Und damit nicht genug: Wenn Du Mirtazapin reduzierst und SOFORT eine Verschlechterung Deiner Symptome spürst, können das auch Absetzphänomene sein. Es ist sehr schwer, oft unmöglich Absetzerscheinungen von zurückkehrenden Krankheitssymptomen zu unterscheiden (ein Grund warum es zu Absetzerscheinungen so unterschiedliche Aussagen gibt). Immer wieder wird an dieser Stelle behauptet: das ist nicht das Medikament, das ist die Krankheit. Aber wie soll ein Patient das unterscheiden? Es gibt Kriterien, aber dazu muß ein Patient sorgfältig schon vor der Einnahme untersucht werden und der Verlauf der Symptome durch einen Fragebogen während der einzelnen Phasen protokolliert werden.

Die Frage danach, wie lange Du das Medikament noch nehmen solltest, ist so einfach nicht zu beantworten.

Wenn Du magst, kannst Du Dich gerne mit mir weiter austauschen (klicke über meinen Namen auf das Kopfsympbol, dann findest Du meine eMail-Adresse). Ich kann Dir auch von meinen persönlichen Erfahrungen erzählen, wenn es Dich interessiert.

LG, Tiara
Connie28
Beiträge: 13
Registriert: 6. Nov 2006, 16:51

Re: Wie lange ADs nehmen? - z. B. Mirtazapin

Beitrag von Connie28 »

Hallo an alle,

vielen Dank für eure Antworten. Auch wenn ich gerade nicht weiß, wie ich mich ausdrücken und kurzfassen soll, möchte ich mich gern noch ein wenig mit euch über dieses Thema unterhalten. Mir geht diesbezüglich noch immer so viel durch den Kopf.

So wie ich es verstanden habe, sollte man Antidepressiva also tatsächlich mehrere Monate oder ein Jahr lang einnehmen, um Rückfällen vorzubeugen. Ich weiß nicht, welche Erfahrungen jeder einzelne von euch mit Medikamenten hat aber ich glaube, dieser "lange" Einnahmezeitraum wird mir nicht leicht fallen. Wahrscheinlich erkennt jeder von uns in der Einnahme bestimmte Vor-und Nachteile.

Anke hat hier angesprochen, dass sie sich nach 3monatiger Einnahme von Mirtazapin wieder "wach" gefühlt hätte. Das klingt natürlich vielversprechend. Sofern ich es so lange durchhalte, würde auch ich es optimal finden, die Nebenwirkungen gar nicht mehr zu spüren, so als ob man gar kein Medikament nehmen würde. Vielleicht hat ja noch jemand von euch solche positiven Erfahrungen gemacht.

Tiara schreibt, Antidepressiva "dämpfen die Symptome weg", solange man sie nimmt. Dieses "Wegdämpfen" empfinde ich momentan auch ein wenig und genau das verschafft mir wohl auch ein Stück Erleichterung und Besserung. Andererseits klingt es ein bisschen so, als würden die Depressions-Symptome nach dem Absetzen wiederkehren. Wie ist das denn mit der Rückfallquote? Es wäre ja schön zu wissen, dass es der Mehrheit von uns Betroffenen nach längerer Einnahme tatsächlich besser geht. Hat eigentlich auch jemand während der Einnahme Rückfälle? Gibt es zufällig auch jemanden, der sein Medikament immer nur in akuten Krankheitsphasen einnimmt und somit Rückfälle in Kauf nimmt?

Bei mir persönlich ist es eben auch so, dass sich nach 5 Wochen nur einige der Symptome gebessert haben und ich auch noch leichte Nebenwirkungen habe. Es kommt bei mir auch immer mal wieder der Gedanke mit dem Absetzen auf. Abgesehen davon habe ich ein bisschen das Gefühl, dass die Wirkung mittlerweile etwas nachgelassen hat und meine ursprünglichen Symptome gegen Abend wieder deutlicher spürbar sind. Ob ich mir das einrede oder ob es tatsächlich so ist, weiß ich nicht. Weiter hochdosieren auf 30 mg möchte ich das Mirtazapin eigentlich nicht.

Was ich zum Schluss noch erwähnen möchte ist, dass bei mir eigentlich die sozialen Ängste im Vordergrund stehen und ich die depressiven Episoden immer als begleitende "Erkrankung" gesehen habe. Daher stelle ich mir auch oft die Frage, ob Medikamente in meinem Fall sinnvoll sind. Depressive Symptome habe ich in jedem Fall aber die Ängste sind mir auch jetzt geblieben. Das hängt ohne Zweifel auch mit meiner Arbeitslosigkeit zusammen. Eine Verhaltenstherapie habe ich übrigens schon hinter mir und muss nun wohl erstmal ohne psychologische Hilfe zurechtkommen.

Ich könnte noch so viel schreiben aber das würde wohl den Rahmen sprengen. Tiara, vielen Dank für dein Angebot mit dem Mailen. Eventuell komme ich gern darauf zurück. Vielleicht mag mir hier ja noch jemand schreiben. Es ist schön, dass man in diesem Forum nicht alleine ist und ich wünsche allen hier alles Gute.

Viele liebe Grüße
Connie28
sandi
Beiträge: 64
Registriert: 24. Aug 2006, 19:53

Re: Wie lange ADs nehmen? - z. B. Mirtazapin

Beitrag von sandi »

Hallo Connie,

ich habe auch Mirtazapin eingenommen, fast 8 oder 9 Wochen, aber es hat mir rein garnichts gebracht. Außerdem hab ich auch zugenommen, und das hat mich nur noch mehr runtergezogen.
Daraufhin gab mir mein Doc "Citalon" Wirkstoff Citalopram. Seit einer Wochen nehm ich das. Es wirkt natürlich noch nicht, außer die Nebenwirkungen von Übelkeit merke ich noch nichts, klar, dauert eben.
Auch habe ich die zwei Kilo wieder unten, die vorher draufgingen.

So ein Medi muss man viele Monate nehmen, wenn es dann einem gut geht, kann man versuchen langsam abzusetzen.
Meistens gelingt das nur mit einer zeitgleichen Therapie. Also AD und Therapie.
Dann entwickelt man andere Denkweisen und somit kann man dann irgendwann hoff. ganz auf die AD verzichten.

Es klappt auch schon mal ohne Therapie aber das ist bei jedem anders.

Du musst einfach Geduld haben, die Nebenwirkungen verschwinden irgendwann, aber das kann auch dauern.

Bleib stark, Du schaffst das

liebe grüße
sandi
Grenzgängerin
Beiträge: 618
Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: Wie lange ADs nehmen? - z. B. Mirtazapin

Beitrag von Grenzgängerin »

Hallo Connie,

>Richtig glücklich bin ich mit der Einnahme, wie sicher einge andere von euch, trotzdem nicht.

das kann ich gut verstehen. Ich mag auch nicht ständig was nehmen, fühle mich einfach unwohl dabei und irgendwie "abhängig" und ausgeliefert. Wenn ich nichts nehme, dann habe ich die Depression, die kenne ich, und die ist "kalkulierbar"...

>Mein Arzt hat sich bei der Verschreibung zur Einnahmedauer nicht geäußert und ich mag ihn nach so kurzer Zeit nun gar nicht mehr so recht darauf ansprechen.

Warum nicht? Das ist doch Dein gutes Recht! Ich informiere mich immer sehr genau, bevor ich mich darauf einlasse etwas zu nehmen und bespreche auch genau, wie lange ich das in der Vorstellung meiner Psychiaterin nehmen sollte.

>Meine Frage wäre nun, wie es euch mit der Einnahme von ADs bzw. Mirtazapin geht und wie lange ihr es nehmen werdet.

Also ich habe ja oben schon geschrieben, dass ich grundsätzlich ungern etwas nehme und je länger ich mit dieser Krankheit zu tun habe, desto mehr bin ich für mich persönlich dagegen.
Die Male, wo ich was genommen habe, habe ich das so lange getan, wie die Kosten-Nutzen-Rechnung einigermaßen aufgegangen ist. D.h. solange ich keine zu beeinträchtigenden NWs hatte und die Wirkung des Medikamentes für mich hilfreicher war als das "blöde" Gefühl es zu nehmen. Ich habe dann immer nach einem Zeitpunkt gesucht um es "gefahrlos" absetzen zu können, z.B. im Vorfeld eines Klinikaufenthaltes, oder in der Vorlesungspause zwischen zwei Semestern, wo ich " nur" arbeiten musste. Um die Auswikungen auf meinen Alltag, wenn ich total in die Depri zurückstürze möglichst gering zu halten.

>Hat man euch einen durchschnittlichen Zeitraum genannt, der beachtet werden sollte?

Soweit ich mich erinnere war die Aussage immer: so lange, bis die Depressionssymptome verschwunden sind + mind. 6 Monate (was ich selber auch niemals durchhalten würde).

>Betreut euch euer Arzt oder Psychiater dabei?

Ich habe das große Glück, dass meine Psychiaterin sehr offen ist. Wir können sehr gleichberechtigt die Medikamenten-Frage diskutieren und sie sagt Ehrlichkeit ist ihr am wichtigsten. Wenn ich nichts nehmen will, oder wenn ich absetzten will (zu Zeitpunkten, wo sie es verfrüht findet), ist das o.k. für sie und sie begleietet mich eben auf diesem/meinem Weg mit/aus der Krankheit.

LG,

Alex
Connie28
Beiträge: 13
Registriert: 6. Nov 2006, 16:51

Re: Wie lange ADs nehmen? - z. B. Mirtazapin

Beitrag von Connie28 »

Hallo nochmal,

bezüglich der Einnahme von Mirtazapin muss ich wirklich zugeben, dass ich inzwischen sehr verunsichert bin.

Die Sedierung hat bisher nicht abgenommen, das heißt, ich fühle mich auch tagsüber noch etwas müde, schaffe es morgens auch nicht, früh aufzustehen. Außerdem bin ich ruhiger (für mein Empfinden fast zu ruhig) als sonst und habe oft einen leichten Druck auf den Ohren. Nehmen diese Symptome wirklich noch ab?

Ich frage mich nun, wie lange ich das mit der Einnahme noch durchhalte und wie ich unter Einfluss dieser Wirkung arbeiten kann. Ich bin zwar noch arbeitssuchend aber es ist absehbar, dass ich wieder Jobangebote bekomme und befürchte, dass mich das Medikament "bremst" und daran soll es nicht scheitern. Bisher bin ich immer wieder eine Zeit lang ohne Medikament ausgekommen, habe während der Arbeit so gut wie nie eins genommen. Hat jemand von euch diesbezüglich noch Erfahrungen? Könnt ihr mit Mirtazapin problemlos arbeiten?

Ich möchte diese hilfreichen Medikamente bei Depressionen nicht in Frage stellen aber der Umgang mit ihnen fällt mir über längere Zeit wirklich nicht leicht. Andererseits habe ich auch wegen des Absetzens Bedenken, da ich mich psychisch irgendwie fühle, als wäre ich "darauf angewiesen". Außerdem befürchte ich, dass Absetzphänomene auftreten.

Alex, du hast geschrieben, du würdest die 6 Monate auch nicht durchhalten. Wie lange nimmst du denn dein Medikament? Tiara, vielleicht magst du mir bei Gelegenheit auch nochmal antworten oder mailen. Bin über jede Antwort dankbar.

Viele liebe Grüße
Connie28
Grenzgängerin
Beiträge: 618
Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: Wie lange ADs nehmen? - z. B. Mirtazapin

Beitrag von Grenzgängerin »

Hallo Connie,

>Alex, du hast geschrieben, du würdest die 6 Monate auch nicht durchhalten. Wie lange nimmst du denn dein Medikament?

beim ersten Versuch (Cipramil) waren es nur ein paar Wochen, zwei Monate vielleicht, da mir das Medikament außer anfänglichen NWs (in den ersten 2 Wochen ca.) gar nichts gebracht hat, damals war ich aber auch noch völlig "unwissend" und neu in der ganzen Thematik.

Dann habe ich ca. ein Jahr später angefangen Fluoxetin zu nehmen (hatte so gut wie keine NWs), was erst bei der Höchstdosis anfing zu wirken und dann aber nach wenigen Monaten so stark in der Wikung nachließ, dass es quasi war wie vorher. Obwohl ich keine NWs hatte, hat es mich angekotzt jeden Morgen diese Pille zu nehmen (zumal sie so einen ekligen Pfefferminzüberzug hatte, dass ich jedes Mal würgen musste), ich habe mich damit einfach unwohl ungefühlt und mir hat es jeden Morgen die Lust aufs Frühstück verdorben. Nach insgesamt einem knappen Jahr habe ich sehr frustriert abrupt abgesetzt, was keine gute Idee war, denn wie ich feststellen musste, ging es mir ohne das AD noch schlechter (was ich nicht mehr für möglich gehalten hatte).

Bei einer Krisenintervention in der Klinik ein gutes halbes Jahr später bekam ich Edronax, was ich dann ca. 5 Monate genommen habe, um mein Semester durchzustehen. Es hat damals recht schnell angeschlagen, antidepressiv gewirkt und insgesamt "dickhäutiger", stabiler gemacht. NWs habe ich damals keine besonders unangenehmen wahrgenommen, aber ich wollte trotzdem so schnell wie möglich wieder absetzen, zumal ich bei Edronax meine Dosis auch noch auf zwei Einnahmen/Tag verteilt hatte und es somit noch schlimmer für mich war, täglich zweimal daran erinnert und damit konfrontiert zu werden. Nach dem Absetzten im Februar 2005 hatte ich eine supergute Zeit bis Ende 2005.

Dieses Jahr habe ich nach vielen Wochen, in denen meine Psychiaterin mir neben Gesprächen und moralischem Beistand immer wieder Medikamente naheglegt hatte irgendwann nachgegeben und habe das Edronax wieder genommen (vor allem, weil ich meiner Psychiaterin ihre Hilflosigkeit nehmen und ihr zeigen wollte, dass ich etwas versuche um die Situation zu ändern). Die antidepressive Wirkung blieb so gut wie aus, dafür hatte ich mehr spürbare und sehr unangenehme NWs als bei der ersten Einnahme. Ganz schlimm war für mich die so massive Antriebssteigerung, dass ich es nicht mehr als 5 Stunden im Bett ausgehalten habe. Irgendwann war ich völlg fertig, weil ich den Eindruck hatte gar nicht mehr zur Ruhe zu kommen und setzte nach ca. 4 Monaten vor meinem geplanten Klinikaufenthalt das Edronax wieder ab.

Das war im Juli. Seither nehme ich nichts mehr. Auch wenn sämtliche Ärzte in der Klinik, in der ich in der Zwischenzeit war, sowie meine Psychiaterin gerne hätten, ich würde wieder etwas nehmen.

Mir geht es zwar oft alles andere als gut, aber ich beiße die Zähne zusammen und ziehe meinen Alltag bisher durch.
Außerdem versuche ich alternative Wege zu gehen, habe QiGong angefangen und Meditation/Yoga und ich gehe zur Akupunktur/homöopathischen Behandlung.

Das alles hat immerhin keine so unkalkulierbaren NWs, wenn die Wirkung auch (wie bei ADs) ungewiss ist...

LG,

Alex
Sport
Beiträge: 4
Registriert: 10. Nov 2006, 19:33

Re: Wie lange ADs nehmen? - z. B. Mirtazapin

Beitrag von Sport »

Hallo Connie!
Ich - als einer, der schon jahrelang Antidepressiva einnimmt - kann nur einer Betroffenen rechtgeben, die in ihrem Buch geschrieben hat: "Durch die Einnahme der Tabletten hat sie in ihrem Leben keine Höhepunkte, aber auch keine Tiefen mehr, weil alles gedämpft wird."
Alles Gute, KENZO.
Connie28
Beiträge: 13
Registriert: 6. Nov 2006, 16:51

Re: Wie lange ADs nehmen? - z. B. Mirtazapin

Beitrag von Connie28 »

Hallo an alle,

nach 6wöchiger Einnahme habe ich mich dafür entschieden, das Mirtazapin ersteinmal wieder abzusetzen und es über einige Tage hingweg ausgeschlichen - ohne Absprache mit meinem Arzt. Wie ich ja schon erwähnt habe, fällt es mir leider immer sehr schwer, die Einnahme von Antidepressiva über längere Zeit durchzuhalten.

Und um es kurz zu machen, sind nun auch einige meiner Depressions-Symptome wieder spürbar, womit ich auch gerechnet habe. Darunter fallen z. B. Unruhe, Empfindlichkeit, ängstliche Anspannung, Schlafstörungen, ein unangenehmes Kopfgefühl (kennt das jemand?) und leider auch Kopfschmerzen, die möglicherweise ein Absetzsymptom sind. Andererseits fühle ich mich aber zumindest etwas "befreiter". Meine depressive Episode dauert diesmal leider länger an als die vorigen. Kann sich der Zeitraum einer Depression eigentlich durch unzureichende Behandlungsmethoden verlängern?

Ich habe das Mirtazapin dieses Jahr schon mehrmals mit Unterbrechungen genommen und die Einnahme jeweils nach ca. 1 1/2 Monaten beendet, weil ich es nicht mehr ausgehalten und nach Absetzen auf Besserung gehofft habe. Macht es Sinn, es nochmal wieder einzuschleichen? Langfristig mache ich mir auch Sorgen, ohne Antidepressivum erneute Rückfälle zu riskieren.

Obwohl ich das Mirtazapin vergleichsweise gut vertrage und es mir hilft, wollte ich es wegen der Gewichtszunahme und des Sedierungsgefühls nicht langfristig nehmen. Es ist bei mir gerade alles nicht so einfach und ich bin ziemlich ratlos in Sachen Behandlung bzw. Medikament. Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn mir jemand von euch nochmal seine persönliche Erfahrung oder Meinung dazu schreiben kann.

Viele Liebe Grüße
Connie28
balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: Wie lange ADs nehmen? - z. B. Mirtazapin

Beitrag von balduin.cruchot »

Hallo Connie, ich hatte einen ähnlichen Fall Anfang des Jahres mit Cymbalta - obwohl ich sogar für meine Begriffe langsam ausgeschlichen habe, hatte ich ganz arge Depri-Symptome und zusätzlich auch Sehstörungen, Schwindel etc. Wegen dieser anderen Symptome war für mich auch eindeutig klar, dass es nicht nur wieder die alte Depri, sondern ganz eindeutig Absetzsymptome waren.
Mir hat es damals geholfen, das Cymbalta nochmal in kleiner Dosis zu nehmen und noch langsamer auszuschleichen. Ich habe da damals auch die Kapseln aufgemacht und einzelne Kügelchen rausgenommen, weil's anders nicht ging. Insgesamt hat dieses "Ausschleichen" nach dem ersten Absetzen/Ausschleichen nochmal 3 -4 Wochen gedauert. An Deiner Stelle würde ich also auch nochmal probieren, vielleicht erstmal nochmal 15 mg Mirta zu nehmen, und nach 2 Wochen auf 7 mg zu gehen. Du kannst Dir ja auch die 15 mg-Tabletten verschreiben lassen dafür. Oder Du versuchst, es durchzuziehen, aber das kann hart werden, und es kann dauern, und meiner Meinung nach hast Du grade eh schon genug um die ohren...

Alles gute
Anke
Connie28
Beiträge: 13
Registriert: 6. Nov 2006, 16:51

Re: Welche Einnahmedauer u. Absetzsymptome? z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von Connie28 »

Hallo ihr Lieben,

hoffentlich stört es euch nicht, dass ich zu diesem Thema schon wieder schreibe.

Heute geht es mir total schlecht. Es ist mein 7. Tag ohne Mirtazapin und ich habe gerade eine unerträgliche innere Unruhe, zittrige Hände, ein sehr flaues Gefühl mit Übelkeit, verstärkte Angstgefühle, Anspannung und noch immer Kopfschmerzen. Es fühlt sich an, als wäre meine Depression jetzt in verstärkter Form zurückgekehrt. Ich kann auch gar nicht einschätzen, ob das auch Absetzerscheinungen sein können, da fast alle genannten Symptome in der Packungsbeilage vom Mirtazapin aufgeführt sind. Allerdings habe ich ja nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen. Ich gehe also davon aus, dass diese schrecklichen Symptome nicht abklingen. Das einzige, was jetzt angenehmer ist, ist meine zurückgegangene Müdigkeit und irgendwie das Gefühl, körperlich fitter zu sein.

Es ist in meinen Augen wirklich schlimm, wie wir manchmal mit unseren Symptomen zu kämpfen haben und uns unseren Mitmenschen gegenüber nicht richtig dafür rechtfertigen können. Der Abstand zu meinen aktiven, gesunden Freunden und das Gefühl, nicht von ihnen verstanden zu werden, belastet mich unwahrscheinlich.

Hat jemand von euch Erfahrungen mit Absetzsymptomen bei Mirtazapin oder erlebt jemand von euch bei Depressionen auch diese unerträglichen Symptome? Ehrlich gesagt, traue ich mir in diesem labilen Zustand im Moment nichtmal zu, zum Arzt zu gehen, obwohl dies wohl dringend angebracht wäre. Ihr fragt euch vielleicht, warum ich das nicht schon längst getan habe. Anke hat ja schon gemeint, sie würde an meiner Stelle das Mirtazapin wieder einschleichen. Ich habe das Gefühl, mir wird in diesem Zustand kaum etwas anderes übrig bleiben und muss dann wohl auch die Nebenwirkungen weiterhin in Kauf nehmen. Leider muss ich es bis zur Einnahme heute Abend noch aushalten. An ein neues Medikament würde ich mich wohl auch nicht herantrauen. Es wundert und enttäuscht mich, dass ich es innerhalb eines halben Jahres mit mehrfachen Einnahmeversuchen nicht schaffe, von einem Medikament wieder loszukommen. Früher bin ich viel schneller und eigenständiger aus so einem Tief herausgekommen. Ich bewunderere es, dass viele von euch mit der Einnahme eines Antidepressivums sehr konsequent und tapfer sind.

Ich bin so verzweifelt und weiß nicht so recht, wie es weitergehen soll. Mag mir vielleicht nochmal jemand von euch schreiben?

Viele liebe Grüße
Connie28
balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: Welche Einnahmedauer und Absetzsymptome?? z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von balduin.cruchot »

Hallo Connie,
ob das nun Absetzsymptome sind oder Depri-Symptome ist ja wurscht, es fühlt sich einfach mies an, und das kann Dir hier jeder nachfühlen. Auch das Gefühl, es nicht mal zum Arzt zu schaffen, kenne ich. Da hilft aber jetzt kein Rumüberlegen, woher das nun kommt und wie lange das dauert. Da hilft bei mir immer nur Ablenken, Ablenken, Ablenken, in der Hoffnung, dass es irgendwann vorbeigeht oder dass man es dann eben doch zum Arzt, zur Arbeit oder sonstwohin schafft. Je mehr Du über Deine Symptome grübelst, umso schlimmer werden sie! Also los, rein in den Bus und ab zum Arzt, oder wenigstens den Putzlappen in die Hand und das Radio ganz laut an, damit das Hirn wieder frei wird!

Liebe Grüße
Anke
Connie28
Beiträge: 13
Registriert: 6. Nov 2006, 16:51

Re: Welche Einnahmedauer und Absetzsymptome?? z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von Connie28 »

Hallo an alle,
hallo Anke,

danke für deine schnelle Antwort und den lieben Tipp mit der Ablenkung. Natürlich ist Ablenkung und Aktivität jetzt viel besser als Grübeln, daher werde ich mich gleich auch mal ein paar Aufgaben widmen.

Unangenehm ist nur, dass meine Symptome seit ein paar Tagen so stark sind, dass sie vermutlich nicht von selbst wieder abklingen. - Ein lautes Radio wird mir bei meinen unangenehmen Kopfschmerzen / Kopfdruck im Moment wohl nicht so gut tun.

Daher wollte ich mein Befinden hier mal erläutern und bin weiterhin für Lösungen und eure Erfahrungen mit Mirtazapin sehr dankbar. Trotzdem vielen Dank für deine Vorschläge, Anke und ich hoffe, dass bald alles irgendwie besser wird.


Viele liebe Grüße
Connie28
hortensie
Beiträge: 73
Registriert: 20. Okt 2006, 21:47

Re: Welche Einnahmedauer und Absetzsymptome?? z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von hortensie »

Hallo, liebe Conny
Im Moment kann ich sehr gut empfinden, was du durchmachst.Mir geht es näml. genauso. Habe auch sämtliche Symptome,die du beschreibst,
allerdings in der Einschleichphase von Fluctin.
Du hast recht, Verwandte und Freunde können es nicht nachvollziehen,wenn man einfach nicht
in der Lage ist,irgendetwas,was einem doch früher Spaß gemacht hat,zu tun.Mir ist schon der Gang zum Briefkasten zu viel.
Gestern hatte ich Termin beim Arzt.
Schilderte ihm meine Sympt. und fragte ihn,
ob es etwas ungefährlicheres an Beruhigungsmitteln als Tavor gibt. Er verschrieb mir Atosil.Sagte, das macht nicht abhängig,ist aber nicht so stark beruhigend wie Tavor. Werde es heute probieren.
Normalerweise bin ich beim Empfehlen von Medis sehr vorsichtig,habe mich früher sogar bei Aspirin gewunden,aber wenn die Verzweifl.
sehr groß ist, würde ich an deiner Stelle auch mal zu einem Beruhigungsm. greifen.
Alles Liebe Fanny
Billi
Beiträge: 1
Registriert: 12. Nov 2006, 13:12

Re: Erfahrungen mit Einnahmedauer, Wirksamkeit, Absetzsymptomen? z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von Billi »

Hallo
Ich lese schon seit längerem mit und möchte nun auch mal was zum Thema einbringen.Ich nehme seit September Mirtazapin und komme eigentlich ganz gut damit zurecht.Die ersten 4Wochen war ich auch etwas benommen
und müde tagsüber aber jetzt geht es ganz gut.Nehme 1Tabl.30mg Abends ein und kann dann auch sehr gut schlafen.Vielleicht bist Du ein bischen zu ängstlich und ungeduldig.
Ich hatte am Anfang auch Angst vor den Nebenwirkungen aber die waren gar nicht so schlimm.LG Raputzel
Herz
Beiträge: 51
Registriert: 29. Nov 2006, 20:39

Re: Einnahmedauer, Wirksamkeit, Absetzsymptome - z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von Herz »

Hallo ihr Lieben ,
ich nehme nun seit drei Jahren Mirtazapin ein und zwar in einer Dosis zwische 120 und 195 mg.
Ich versprürte mit dem ersten Tag der Einnahme eine Erleichterung, die dann aber nach zwei Wochen nachließ.
Ich musste also höher dosieren.
Allerdings hatte ich faste keine Nebenwirkungen.
Das Gefühl zu ruhig zu sein ließ nach ein paar Tagen völlig nach.
Wenn ich die vorgenannten Beiträge zu der Fragestellerin am Anfang lese, ich habe den Namen nicht mehr präsent, stelle ich mir die Frage, ob das das richtige Medikament für sie ist.
Neben einer Gewichtszunahme, fast 20 Kilo habe ich keine Nebenwirkungen.
Das Gewicht hat mir am Anfang sehr zu schaffen gemacht. Nun ist mir mein Gefühl wichtiger.
Ich hoffe Du kannst es aushalten. Vielleicht solltest Du auch einfach mal den Arzt wechseln.
Wie dem auch sei, ich wünsche Dir viel Kraft.
Gruß
Mia
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Einnahmedauer, Wirksamkeit, Absetzsymptome - z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von triste »

Hallo Connie,

ich habe Mirtazapin auch genommen (ca.ein Jahr), es wurde mir in der Klinik verabreicht und bis zu 60 mg aufdosiert. Die Müdigkeit wurde zwar besser, blieb aber immer bestehen. Ich habe stark zugenommen und hatte andere NW, die ebenfalls nicht zurückgingen. Antidepressiv hat es ein bisschen geholfen, stagnierte dann aber.
Ich habe mich einfach nicht wohlgefühlt damit und auf eigenen Wunsch auf ein anderes AD umgestellt (Zoloft).
Das hatte die ersten 2-3 Wochen die NW starker Unruhe...ich habe mich aber da durchgekämpft und dann ging es kontinuierlich aufwärts. Nach einem Jahr Einnahme, in dem ich immer wieder abgeschwächtere, aushaltbare depressive Epidoden hatte, empfahl mir mein Arzt, von den 75 mg doch noch mal auf 100 mg hochzugehen. Und ich konnte regelrecht spüren, wie es mir nochmals einen Schub nach vorne gab. Ich habe nun seit einigen Monaten keine Schübe mehr und fühle mich in keinster Weise "anders" oder gedämpft! Nach meiner Erfahrung kann das "richtige" AD sehr viel in diese Richtung bewirken, leider ist es manchmal ein längerer Weg, dieses zu finden. Ich finde es sehr wichtig, auf sein Gefühl zu hören. Insofern würde ich an Deiner Stelle nochmals einen Wechsel versuchen und es mit Mirtazapin sein lassen. Deine unguten Gefühle dabei solltest Du ernst nehmen - die Ängste allgemein vor der Einnahme von AD musst Du gegen die Schwere der Symptome der Depression abwägen. Lass´Dir von Ärzten nichts einreden, die nehmen gerne mal NW-Symptome nicht ernst. Um wieder dem Alltag gewachsen zu sein, muss man sich mit seinem Medikament einigermassen wohlfühlen. Und es gibt ADs, bei denen es so sein kann.

Ich war ziemlich lange krank, was auch daran lag, dass ich es aufgegeben habe, weiter AD zu versuchen und versucht habe, es ohne zu ertragen. Das hat mich aber immer weiter in eine Abwärtsspirale gebracht und erst Zoloft hat diese Entwicklung durchbrochen. Ich gebe mir noch ein paar Monate und werde mein Medikament dann langsam ausschleichen. Ausser der enormen Gewichtszunahme durch Remergil ist mir nichts Negatives von den Medikamenten geblieben. Im Gegenteil - ich lebe wieder.

Viel Kraft und Mut für neue Entscheidungen wünscht Dir
Virginia
Herz
Beiträge: 51
Registriert: 29. Nov 2006, 20:39

Re: Einnahmedauer, Wirksamkeit, Absetzsymptome - z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von Herz »

Liebe Virginia,
du sprichst mir aus der Seele.
Das richtige AD und der richtige Therapeut sind mit Gold nicht zu ersetzten.
Ich kann immer nur raten nicht aufgeben und immer weiter versuchen.
Auch wenn ich selber manchmal zaudere und mich nicht traue ist mein Mut letztendlich immer belohnt worden.
In den schlimmen Phasen war meine Unruhe so stark, dass ich nichts mehr focussieren konnte, hatte das Gefühl ich kann alle Sinneseindrücke nicht mehr selektieren.
Nach der ersten Einnahme von Mirtazapin dann kam die totale Heulstimmung. Mein Therapeut erklärte mir, dass das die Depression sei, die unter der Unruhe lauere.
Aber diese Heulstimmungen sind für mich wesentlich besser auszuhalten als die Unruhe.
Alles Gute
Mia
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Einnahmedauer, Wirksamkeit, Absetzsymptome - z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von triste »

Liebe Mia,
vielen Dank für die guten Wünsche und ebensolche an Dich zurück!
Eine Frage hätte ich noch an Dich - aus rein pharmakologischem Interesse - nimmst Du wirklich über 150 mg Mirtazapin?? Soweit ich weiß, ist die empfohlene Höchstdosis 40mg, ich bekam 60 mg stationär und fühlte mich damit geradezu übertuned.
Aber Dir scheint es gut zu gehen - und das rechtfertigt wohl (fast) alle Mittel!
Liebe Grüße
von Virginia
Herz
Beiträge: 51
Registriert: 29. Nov 2006, 20:39

Re: Einnahmedauer, Wirksamkeit, Absetzsymptome - z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von Herz »

Liebe Virginia,
in schlechten Zeiten nehme ich 195 mg.
Zur Zeit bin ich auf 120 mg runter, habe aber seit ca. drei Wochen wieder Symptome.
Kann diese im Moment aber mit viel Sport noch gut in den Griff bekommen.
Habe einmal probiert 210 mg zu nehmen. Dann wurde mir aber etwas schlecht vom Magen her.
Ich hatte schon einmal irgendwo hier im Netz erwähnt, dass ich einen Psychiater habe der sehr experimentirfreudig ist und mir auch signalisiert, dass ich nach drei Jahren die Sache am besten einschätzen kann.
Erst habe ich immer um 15 mg hochdosiert, bis ich auf einmal gut war. Zwischen gut und schlecht lagen dann nur 15 mg.
Wenn ich am Abend auf dem Sofa einschlafe, zunehme oder Verstopfung bekomme ist das ein Zeichen für mich runter zu dosieren.
Mein Arzt erklärte mir, dass der Körper je nach Depressionstärke das Remergil aus dem Körper nimmt. Im Blut ist dann auch nicht der Spiegel erhöht.
Erst habe ich mich nicht getraut. Der Arzt hat schon mit den Augen gerollt, mir aber Zeit gelassen.
Am Anfang habe ich immer gedacht so wenig wie möglich. Heute denke ich so viel wie nötig.
Ich will nicht mehr nur funktionieren. Es soll mir gut gehen. Ich will leben.
Mein Arzt erzählt mir auch von anderen Patienten aus seiner Praxis, natürlich anonym, die gleichviel oder noch mehr nehmen.
Er weiß, dass er mit seiner Einstellung bei Kollegen nicht immer gut ankommt.
Ist mir egal. Hauptsache es hilft.
Vielleich fragst Du mal Deinen Arzt?
Ich wünsche Dir alles Gute.
Mia
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Einnahmedauer, Wirksamkeit, Absetzsymptome - z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Mia

Ich will dich ja nicht verunsichern, aber 210 mg Remergil scheint mir doch sehr sehr gewagt als Dosierung...... Sind denn deine Leberwerte in Ordnung? Hmmmmmm, also die normale Höchstdosis von Mirtazapin ist 60 mg täglich. Du nimmst davon ja das zweifache ein....., hast selbst schon mehr als das dreifache probiert...... ich würde das noch einmal abklären lassen, ob das wirklich so in Ordnung ist. Es gibt durchaus auch Menschen, bei denen eine höhere Dosierung als die normal zugelassene eines Medikamentes sinnvoll sein kann, aber das sind erstens wirklich nur einzelne Ausnahmen und zweitens nehmen die dann nicht gleich das Dreifache davon ein.....

Die Erklärung deines Arztes, dass sozusagen der Körper von schwer depressiven Menschen einfach mehr von einem Antidepressivum "nimmt", halte ich einfach nur für abenteuerlich und gewagt. Und ich finde es auch nicht gut, dass du meinst, der Psychiater komme mit seinen "Experimenten" nicht immer gut an bei seinen Kollegen. Darum geht es doch nicht, es geht um DICH als Patienten. Lässt du denn mit dir quasi so einfach Experimente machen? Glaube mir, ich selbe habe schon manche hohe Dosierung eines AD eingenommen ( auch mal über Monate 60mg Remergil ), aber ich möchte nicht als Experimentierfeld für manche abenteuerliche Versuche missbraucht werden. Und ein bisschen kommt es mir schon so vor, was dein Psychiater da mit dir und offensichtlich auch noch andern Patienten betreibt.....

Und wenn die normale Höchstdosis von Remergil dir nicht genügend hilft, so gibt es ja auch noch Alternativen, die du ausprobieren kannst. Hast du denn schon alles ausgereizt?

Bitte informiere dich doch noch einmal, ob diese Dosierung wirklich so ok ist, ich habe da meine Zweifel.....

Alles Gute wünscht dir

Caroline
Herz
Beiträge: 51
Registriert: 29. Nov 2006, 20:39

Re: Einnahmedauer, Wirksamkeit, Absetzsymptome - z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von Herz »

Liebe Caroline,
alles ok. Alles abgeprüft.
Ist das einzige was hilft.
Ich fühle mich auch nicht als Experimentierfeld. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit habe.
Mir geht es gut damit.
Außerdem arbeitet er mit mir an meinen Problemen auf mich abgestimmt und zentriert.
Was mit den anderen Patienten ist, ist für mich nicht wichtig. Er hat 25 Jahre Berufserfahrung, sowohl als klinischer Arzt, als auch in der ambulanten Therapie. Er bildet sich auch weiter fort.
Ich denke jede muss ihr Medikament, Dosierung und ihren Therapeuten finde. Mit Vertrauen ist es dann auch möglich.
Ich bin langsam wieder angefangen zu arbeiten und leite nun eine Einrichtung. Ich denke der Erfolg gibt ihm recht.
Was nicht heißt, dass diese Dosierung von anderen nachzuahmen ist oder ich ihnen diese empfehlen werde.
Ich habe schon immer auf Mittel die sedieren sehr schlecht angesprochen. Wahrscheinlich bin ich ehehr ein Einzelfall und dass er noch mehr Patienten hat, die so reagieren wie ich eher Zufall.
Mach Dir keine Sorgen. Aber danke für deine kritische Nachfrage.
Gruß
Mia
balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: Einnahmedauer, Wirksamkeit, Absetzsymptome - z. B. bei Mirtazapin

Beitrag von balduin.cruchot »

Hallo Mia, auch wenn es nicht Deine Absicht war, dem Thread diese andere Wendung zu geben, möchte auch ich nochmal wegen Deiner Dosis nachfragen. Ich habe mich ja jetzt auf 60 mg Mirta hochgehangelt, bin aber immer noch den ganzen Tag saumüde und kann nach der Mirta-Einnahme am Abend grade mal noch eine Stunde durchhalten, bevor ich auf dem Sofa einpenne. Wie geht das bei Dir - nimmst Du die gesamte Dosis auf einmal am Abend, oder über den Tag verteilt? Ich kann mir das gar nicht vorstellen... Fassunglose Grüße
Anke
Antworten