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hanna
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Beitrag von hanna »

Hallo allen, die hier so offen über ihre Probleme sprechen können! Ich habe schon ab und zu gelesen und mich wiedergefunden, vor allem in jenen, die offensichtlich sich klein und nichtig vorkommen und nicht einmal wissen, wer sie sind oder was sie wollen. Nun trau ich mich auch mal von meinen Gedanken zum Jahreswechsel zu schreiben: Ich weiß, dass sich etwas (falsch: dass ich mich) ändern muss. Das ist ja schon mal ein Anfang, aber ich weiß nicht, wohin mich der neue, der andere Weg führen soll, weil ich jeglichen Kontakt zu mir verloren habe. Hatte ich den überhaupt schon mal? Im Rückblick sehe ich mich nur "angepasst" und immer kränker werdend. Mein Therapeut hat mir prophezeit, dass ich nur drei Möglichkeiten habe: 1. noch tiefer in den Krankheiten zu versinken, 2. mich zu ändern und meinen Mann "mitzunehmen" oder 3. mich zu ändern und meinen Mann zu verlieren. Nun habe ich einerseits Angst, dass mein Mann es nicht aushält, wenn ich mich verändere; ich habe vorgestern den für mich wichtigen (wenn auch lächerlichen?) Schritt gewagt und bin aus dem Schlafzimmer in mein kleines Arbeitszimmer "ausgezogen" - ich konnte seine Nähe nicht mehr aushalten. Die Reaktion war schrecklich: Er redet auf mich ein wie auf einen kranken Gaul und hofft, dass er mich damit wieder "zur Besinnung" bringt. Meine "Krise" würden mir sowieso nur meine "emanzipierten Freundinnen" einreden. Er kennt mich ja auch seit 16 Jahren "brav". Andererseits weiß ich, dass ich jetzt meinen Neustart machen muss, weil ich sonst nämlich bald keine Kraft habe. ich fühle mich jetzt schon nur müde, müde - doch hat so ein Jahreswechsel auch ein bisschen Hoffnung in mir geweckt. Wie schaffe ich es, gehört und wahrgenommen zu werden??!! Kennt das jemand von euch? Ich sage klar und deutlich meine Meinung, sage z.B. das ich etwas nicht so will - und niemand hört zu. Im schlimmsten Fall werde ich dann so absolut (sage z.B. "Ich fahre da nie wieder hin!"), dass es jedesmal eine Katastrophe gibt; und am meisten weh tut mir, dass ich dann höre: "Warum hast du denn nie vorher etwas gesagt?" Es gibt mich offensichtlich nicht. Beruflich war ich übrigens gut und durchsetzungsfähig; allerdings nur, wenn die Leute fair waren. Gegen unfaires Verhalten habe ich mich noch nie zur Wehr setzen können.(Gerade lese ich noch mal meine Zeilen: ich bin ja wohl ziemlich naiv! Wer oder was ist in dieser Welt schon fair?) Vielleicht aber gibt es doch von euch ein paar gute Ratschläge für meinen Neustart? Liebe Grüße, hanna
max
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Beitrag von max »

Hallo Hanna, du hast doch den Neustart schon hingelegt, (wenn du das Wort in seinem Wortsinn begreifst). Das ist nicht irgendwas aus dem gemeinsamen Ehebett auszuziehen und so eine Trennung herzustellen. Da kannst du wirklich stolz auf dich sein und dir auf die Schultern klopfen. Man kann dieses so schlecht in Worten ausdrücken, aber du solltest platzen vor Stolz diesen Schritt gemacht zu haben. Und noch etwas möchte ich sagen, überfordere dich nicht und denke nicht, du mußt jetzt gleich den nächsten Bruch hinlegen. Lass sich das ganze erst mal setzen und stabilisieren, und geniesse in der Zeit ein das Gefühl von einer Kraft die heranwächst und dich dann weitere Schritte gehen läßt. Pflege deine Kraft und deinen Willen etwas verändern zu wollen, und lass dir nichts einreden. Pass auf dich auf MAX
Monika 44

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Beitrag von Monika 44 »

Liebe Hanna, auch meine Ehe steht vor einem Wendepunkt...entweder Scheidung oder nicht... Ich habe mich auch unsichtbar gefühlt, einige Warnschüsse abgegeben...mir dann einen Freund gesucht. Ich glaube das es für den Partner sehr schwer ist wenn man sich verändert. Als ich nach meiner ersten Therapie nach acht Monaten wieder nach Hause kam gab es nur Zoff und meine Eltern waren damals entsezt wie schwierig ich plötzlich war. Ich hatte zwei Möglichkeiten: 1)Ich werde wieder so wie vor der Therapie 2) Ich ziehe aus denn meine Eltern kann ich nicht ändern. Ich bin damals ausgezogen und das hat mir das Leben gerettet! Es kommt ganz darauf an was Dein Mann Dir noch bedeutet...? Wenn ihr keine kleinen Kinder mehr habt warum wagst Du keinen Neustart? Wenns bei mir so weitergeht werden wir uns trennen...meine Kids sind 3 und 11 Jahre alt. Aber ich kann ihn so sehr nicht mehr ertragen das mir das auch schon egal ist! Alles Liebe MOMO
inka
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Beitrag von inka »

liebe hanna, du hast ja wirklich einen neustart hingelegt. alle achtung. aber-wundere dich nicht, wenn du dich änderst, wenn du jetzt plötzlich sagst und tust was du wirklich meinst..das macht den anderen angst! sie merken, dass du dich veränderst und sie bekommen angst, dass sie sich auch verändern müssen. deswegen versuchen sie dich wieder zurückzubiegen. das ist ein ziemlich schwieriger prozess. du solltest darüber ganz offen mit deinem mann sprechen, so dass er die chance hat, sich mitzuverändern. du mußt ihm klarmachen, dass es ein zurück nicht mehr geben wird. und vielleicht solltest du ihm auch klar machen, dass du ihn gerne mitnehmen willst auf den neuen weg (wenn du es willst). viel kraft wünsche ich dir/euch inka
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Hanna, habe Deinen Beitrag gelesen, und sofort spürte ich meine Schmerzen wieder, ich kann sie nachempfinden, dies Müdigkeit, deine Kraftlosigkeit....Ich bewundere Deinen Schritt, den Du in Richtung "Neustart" getan hast. Es schien mir, auf meine Ehe, meinen Mann bezogen, jahrelang der einfachere Weg zu sein, mich anzupassen, mich in die Richtung zu verbiegen, in die mich alle haben wollten. Am Anfang merkte ich gar nicht, was ich mir antat, ich war stolz, soviel zu schaffen, so gut zu funktionieren. Nun hat mein Körper sich gemeldet. Er ist es, der da nicht mehr mitmachen will, kann. Ich spüre, seitdem ich auf ihn "höre", was mir gut tut und was nicht (ich führe auch einen Schmerzkalender). Und je deutlicher es für mich wurde, daß das Hauptproblem mein Mann, unsere Beziehung ist, desto trauriger wurde ich. Da ich nun keine Kraft mehr hatte, mit einer "Fassade" durch's Leben zu gehn, fing ich an zu versuchen auf allen mögliche Art, ihm das rüberzubringen, was ich innerlich fühlte: "beachte mich!" "achte mich!" "nimm mich als Mensch zur Kenntnis!" "ich will nicht nur funktionieren!" Ich schrie es oft aus mir heraus, es kostete mich weiterhin imense Kräfte, er verstand NICHTS, ich fühlte nur noch Leere, bei jedem Wort kam dann der Gedanke "Es ist doch sovieso alles sinnlos".... Ich weinte viel, zog mich immer mehr zurück... Irgendwann kam dann, es war Ende 1999 der Punkt, da wollte und konnte ich nicht mehr...Ich fing an, mich um eine Wohnung zu kümmern, redete mit meinem Mann, wir "teilten" die Kinder auf, nachdem wir auch mit ihnen geredet hatten. In mir kamen bei diesem Tun Zweifel auf wie "Ist das nicht zu früh?" "Jetzt schon aufgeben, warum?" "Da gibt es doch sicher noch einen Weg". Diese Zweifel bewogen mich, wieder umzukehren und ich fühlte mich wieder zu meiner Familie hingezogen, war froh, nicht gegangen zu sein. Ich war blind, merkte zwar deutlich, daß mich keiner verstand, daß meine Schmerzen immer mehr zunahmen, aber ich kämpfte meinen Kampf weiter. Ich war dann so schwach und so voller Schmerzen, daß ich 2001 in eine Schmerzklinik kam. Diagnose: Depression.... Seitdem mache ich eine Therapie, nehme Antidepressiva. Nach 2 Gesprächen mit Therapeuten, in die mein Mann einbezogen wurde, begriff er das erste Mal, daß ich krank war und daß das was ich tat, nicht Bosheit war, ich konnte einfach nicht mehr anders. Den Zusammenhang zu unserer Beziehung will er immer noch nicht wahrhaben, bzw. er erkennt ihn gar nicht. Wir haben vor zusammenzubleiben, gehen heute zu einem Probegespräch, zur Paartherapie, doch etwas hat sich in mir verändert und ändert sich noch...Ich will nie wieder so kraftlos, leblos werden, wie ich es war, den jetzigen Weg will ich gehen, aber nicht um j e d e n Preis. Wenn ich wieder nur Sinnlosigkeit spüre, dann will ich nicht mehr "kämpfen", dann soll es halt so sein, auch wenns wehtut...... Auf Deinem Weg wünsche ich Dir alles Gute! Du hast schon einen großen Schritt getan. Liebe Grüße Susan


Thomas Roland

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Beitrag von Thomas Roland »

Liebe Susan, bei allem, was Du durchmachst: Sei trotzdem froh, daß er mit Dir zur Paartherapie geht. Ich weiß aus bitterer Erfahrung, wie schwer erkennbar - offenbar gerade für Männer - Signale sind, die Frauen für ganz eindeutig halten. Es ist keine Boshaftigkeit. Ich wäre glücklich, wenn ich rechtzeitig auf die Idee Paartherapie gekommen wäre. Aber ich war nur blind und taub. Liebe Grüße Thomas
susan
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Beitrag von susan »

Lieber Thomas (Roland), ich bin sehr, sehr froh, daß mein Mann da mit geht und weiß dies auch zu schätzen. Ich habe ihm das in den vergangenen Jahren schon oft vorgeschlagen, eine Paartherapie zu machen und bin auf Granit gestossen. Habe Bücher zu dem Thema, Vorträge u.s.w. in mich "reingefressen" Jahrelang habe ICH versucht, etwas zu bewegen - ohne Erfolg - mit dem Resultat, daß ich mir immer wertloser, überflüssiger vorkam und ich mich beinahe aufgegeben hatte. Ich spüre gerade in der letzten Zeit, daß wir unterschiedliche Sprachen sprechen und habe bei dem gemeinsamen Gespräch mit meiner Therapeutin zum ersten Mal gehört, welche Erwartungen mein Mann an mich hat. Nähe, körperliche Nähe erwartet er in erster Linie - das andere wird dann schon... Doch ihm diese zu geben - nichts ist unmöglicher für mich. Ich bin weit ab von "Nähe", nicht nur meinem Mann gegenüber. Mein Mann mußte es aber erst von anderen gesagt bekommen, daß ich krank bin, nicht alles böse Absicht von mir ist. Es wurde uns beiden deutlich gemacht, daß wir es alleine n i c h t schaffen, aus dieser "Kommunikationssackgasse" herauszukommen. Wenn wir keine Hilfe in Anspruch nehmen, bleibt uns nur die Trennung.. Ich habe oft geglaubt, daß das Wiederzueinanderfinden so schwer nicht sein. Doch es ist noch ein langer Weg, den wir vor uns haben, wenn BEIDE es wollen. Tut mir leid, das Du so unglücklich bist, nicht auf diesen Gedanken gekommen zu sein. Ich finde es bemerkenswert, daß es hier im Forum auch Männer gibt, die offen über ihre Gefühle schreiben. Weiter so! Wie geht es Dir zur Zeit? Liebe Grüße Susan


Thomas Roland

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Beitrag von Thomas Roland »

Liebe Susan, manchmal ist tatsächlich alles umgekehrt. In meiner Ehe war ich es, der die Probleme mit der Nähe hatte. Aber ich hab's nicht einmal gemerkt. Und sie hat es mir nicht gesagt, daß sie mehr Nähe wünscht. Im Nachherein sehe ich klare Indikatoren, daß sie wenigstens leicht depressiv war (was ich nicht mitbekommen habe), dann hat sie sich einen jungen Burschen geangelt, ist gut drauf - und jetzt sitze ich im Loch, allerdings in einem ganz, ganz finsteren und wünsche mir nichts mehr als Nähe. Ausgleichende Gerechtigkeit. Früher habe ich gern gesagt: "Was Dich nicht umwirft, macht Dich härter." Bis ich umgeworfen wurde. Habt Erbarmen mit den Männern ! Liebe Grüße Thomas
hanna
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Beitrag von hanna »

Es ist unglaublich, dass ihr alle und wie ausführlich antwortet - das hilft mir ungemein! Danke für die aufmunternden Worte und die Warnungen! ich war nämlich schon wieder dicht davor, meinen ersten Schritt zu relativieren und mir einzureden, dass es keine Heldentat war. Es muss ja nicht gleich eine Heldentat sein, okay, aber nun habe ich doch das Gefühl, nicht völlig falsch zu liegen. Andererseits neige ich auch dazu, gleich im Galopp loszuprechen; es ist gut, dass ihr mich etwas bremst. Ich will dann nämlich alles sofort, weil ich das Schwebende so schlecht aushalte. Ob mein Mann mir folgen wird/will/kann, ist noch eine offene Frage. Sicher allerdings ist, dass er auf keinen Fall zu einem Therapeuten gehen will und mich auch nur widerwillig dorthin ziehen lässt. Seine große Angst ist es, dass der mir sagt, wie schlecht er für mich ist (oder so ähnlich). Dabei glaube ich schon, dass nicht einfach schwarz-weiß bei diesen Gesprächen herauskommt. Außerdem befürchte ich eher, dass ich unfähig bin, eine echte Partnerschaft auszuhalten; mir geht es gut, solange ich nicht mit jemandem unter einem Dach lebe - doch wenn ich dann mich neben jemandem echt behaupten muss, im Alltag, dann strecke ich sofort die Flügel - und bin nicht mehr ich. Ein großes Problem ist für mich auch, dass Männer (sorry Thomas, ich will nicht alle über einen Kamm scheren)so viel Wert auf die physische Nähe legen. Ich hab das gefühl, wenn ich mich da weiterhin drauf einlassen könnte, wäre für meinen Mann alles in Ordnung.Es erschreckt mich, kommt mir oberflächlich vor - und ich kann auf dem Gebiet auch nicht gut lügen.Um so schlimmer ist es jetzt natürlich, dass ich mich körperlich zurückgezogen habe. Das einzige, was mir momentan einfällt, ist immer wieder zu sagen, dass ich keine Trennung will. Danke nochmals an alle Beiträge - sie geben mir echt Kraft. Hanna
Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Ahhhhh Hanna, da dreht sich was im Kreis, glaub ich....... ich weiß nicht, wie "die Männer" denken, ich kenne die wenigsten davon. Mag sein, daß Du sie über einen Kamm scherst - aber das ist nicht wirklich wichtig. Ich weiß aber von mir selbst, daß körperlicher Kontakt - und das beginnt beim beiläufigen Fingertippen im Vorübergehen - extrem wichtig für mich ist. Bei uns ist es ähnlich wie bei Euch. Meine Frau zieht sich körperlich zurück, sobald ich meine Kommunikation einschränke. Ich schränke meine Kommunikation ein, sobald sie sich körperlich zurückzieht. Siehst Du die Katze ihren Schwanz jagen, ja? Nun kann es tatsächlich sein, daß es genetisch bedingte Unterschiede in der Gewichtung solcher Dinge wie Unterhaltung, Gespräch, gemeinsame Aktivitäten und Körperkontakt gibt. In unseren Fällen sollte man das glatt annehmen. Aber ich glaube es ist doch mehr eine Typ-Frage und unter den Geschlechtern gleich verteilt. Ich bin kein großer Unterhalter, kein SmallTalker, der um des Sprechens Willen Gespräche vom Zaun brechen kann. Wenn ich mit meiner Frau durch die Stadt laufe und wir Bekannte treffen, komme ich nicht zu Wort. Wenn ich mit jemandem telefoniere dauert das wenige Minuten statt halbe und ganze Stunden. Ich kann das nicht, Punkt. Für mich sind solche Dinge - die für meine Frau elementar sind - öberflächlich und nutzlos. So wie für Dich der Körperkontakt. Ich denke das wichtigste ist, sich nicht verbiegen zu lassen. Dein Partner hat nichts davon, wenn Du nur ihm zuliebe die Nähe suchst und nicht aus eigenem Antrieb und Dir bringt es nichts, wenn er versucht so zu sein, wie Du ihn haben willst. "Take me as i am or let me go" ist die Schlüsselzeile eines alten Songs. Und sie trifft. Mach Dir eine Liste, schreib Dir auf, wie Dein Partner sein soll, damit Du mit ihm leben möchtest, vergleiche die Punkte mit dem was Dein Partner Dir bietet, schätze ein, wo er Deinen Ansprüchen gerecht werden kann (wenn er sie überhaupt kennt!) und wo nicht und finde heraus, ob Dir das genügt. Bitte ihn, dasselbe aus seiner Sicht zu tun. Vielleicht hilft es Euch schon, gemeinsam am selben Problem zu knabbern. Vielleicht ist das alles nur graue Theorie - und wer bin ich., daß ich Dir solche Tipps gebe. Wo ich doch nicht mal mit mir selber klar komme...... aber weißt Du, daß bin gar nicht ich, daß sind wieder diese verdammten Finger auf der Tastatur, die hier so munter tanzen :-) Ich wünsch Dir was, Gregory
susan
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Beitrag von susan »

Ihr Lieben alle..... Gestern war mein "großer" Termin: Probegespräch Paartherapie (ich hatte ja oft genug davon geschrieben) Ich war ziemlich aufgeregt. Es waren ein Mann und eine Frau, die das Gespräch mit uns führten. Sie haben uns 50 Minuten über Vergangenheit und Gegenwart befragt. Ich fand es unheimlich schwer, Empfindungen zu beurteilen, die Jahre zurückliegen. "War das schon immer so?" war eine der häufigsten Fragen. Es wurde wieder einmal deutlich, und es war überhaupt nicht neu für mich, daß mein Mann und ich andere Erwartungen an unsere Beziehung stellen. Lieber Gregory Du hast das so wunderbar treffend beschrieben: "Meine Frau zieht sich körperlich zurück, sobald ich meine Kommunikation einschränke. Ich schränke meine Kommunikation ein, sobald sie sich körperlich zurückzieht." Das ist unsere jetzige Situation... Ich kann meinem Mann das nicht geben, was er sich wünscht, ehe ich nicht von ihm das bekomme, was ich mir wünsche und er kann mir nicht geben, was ich erwarte, ehe er nicht das bekommt, was er sich von mir wünscht... Das hört sich nicht nur chaotisch an, es sieht aus, als wenn es da offensichtlich keine Lösung gibt... Man sagte uns, jedenfalls habe ich das so verstanden, daß wir uns auf jeden Fall entgegenkommen müssen. (war mir schon vorher klar) Zur Zeit sind wir weit voneinander entfernt. Traurig war ich, wieder zu hören, daß mein Mann zwischen meiner Krankheit und unserem Beziehungsproblem keinen Zusammenhang erkannt. Das merkte ich an seiner Frage, ob ich nicht z. Zt. zu krank wäre, um eine solche Therapie mit zumachen... Ich bin mit gemischtem, überwiegend traurigem Gefühl rausgegangen. Schön, daß er mitkommt, aber wird er je begreifen??? Ich kann nur abwarten, und Geduld gehört nicht zu meinen Stärken. Wir haben bis Freitag Zeit, uns zu entscheiden, ob wir die Therapie machen wollen. In diesem Fall haben wir einen Termin am 23.Januar.... Hat vielleicht jemand von Euch Erfahrungen mit einer solchen Paartherapie?? Liebe Grüße Susan


hanna
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Beitrag von hanna »

Liebe Susan, zu gerne würde ich meinem Mann von deinen Erfahrungen erzählen, doch die Kommunikation ist ziemlich zusammengebrochen. Wir kommen nicht einmal zu einem Anfangsgespräch, wobei ich denke, dass das Resultat ähnlich wie bei dir/euch aussehen würde. Ich fühle mich erpresst (mein Mann sich wahrscheinlich auch) und so stagniert alles. Dennoch denke ich, dass ihr weiter machen solltet, ist doch fast verständlich, dass der erste Termin mehr verwirrt als dass er schon Wege zeigt, oder? Ich höre nur aus deinen Zeilen heraus, dass es schon wieder nach "Nachgeben" klingt - und wer scheint da besser zu sein als wir Frauen? Klar, ein Kompromiss beinhaltet von beiden Seiten Nachgeben , aber meine Erfahrung zeigt, dass es immer nur meine Seite war. Irgendwie hat mein Mann es hinbekommen, dass sein Teil bald wieder verschwunden ist... Könnte es sein, dass dein Mann einfach unheimliche Angst davor hat, die Verantwortung (ich sage absichtlich nicht Schuld) für deine Krankheit aufgehalst zu bekommen? Dabei geht es darum ja nicht, sondern nur um Zusammenhänge. Doch scheint auch mein Mann nichts mehr zu fürchten. Außerdem glaube ich, dass er einfach ein paar Tage länger braucht (und vor allem keinen Dritten, vor dem er sich outen muss), bis er unangenehme Wahrheiten akzeptiert. Ich drück dir für euere Beziehung beide Daumen - es lohnt sich auf jeden Fall zu kämpfen und evtl. erst auf mittelfristige Änderungen zu hoffen. Vielleicht hat jemand noch einen Tipp, wie ich meinen Mann dazu bringen kann, eine Paartherapie zu beginnen? Für ihn ist eigentlich alles in Ordnung, abgesehen davon, dass ich jetzt ein bisschen spinne und keinen Körperkontakt will.Dass ich krank bin, akzeptiert er nicht, hält meine Besuche beim Therapeuten für absolut überflüssig. ..und noch für Gregory: Es tut unglaublich gut, in diesem Forum die Meinungen von Männern zu hören. Es kann gut sein, dass Gespräche mit Freundinnen manches wirklich zu einseitig sehen. Deshalb ein ganz besonderer Dank an dich, Gregory! Die Sache mit den Listen werde ich mir überlegen, doch ist mein momentaner "Rückzug" ja hoffentlich nicht auf Dauer - ich bin ja selbst von mir geschockt. Was ich jetzt will (nämlich Nachdenken), geht komischerweise nur in der Distanz, doch müsste diese sich ja auch wieder aufheben lassen, wenn ich mit mir selbst besser klar komme. Für Menschen ohne Depression ist das sicherlich verrückt: warum kann ich nicht denken UND Zärtlichkeit und Nähe haben? Ich weiß es ja selbst nicht. Und ich kann auch nicht sagen, wann ich so weit bin!! Sorry, jetzt schreibe ich wahrscheinlich ein bisschen konfus - ich bin aus dem Tritt und muss erst mal "abschalten". Liebe Grüße Hanna
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Hanna danke für deine lieben Zeilen. Dir geht es selbst schlecht, und Du versuchst mir zu helfen.... Es ist genau der eine Punkt, jedenfalls ein hauptsächlicher, daß es immer wieder durchkommt, daß mein Mann Angst vor einer Schuldzuweisung hat. Ich habe es ihm schon versucht, in mehreren "Sprachen" zu erklären, daß es hierbei nicht um eine Frage der Schuld geht. Wenn es in einer Beziehung nicht stimmt, dann tragen beide Partner dazu bei... Er versteht es nicht und erwartet immer noch, daß mir m e i n e Fehler aufgezeigt werden. Er ist auch sehr verletzt, kann das aber überhaupt nicht ausdrücken, außer mit ungerechter "Gegenwehr". Die Kommunikation ist schon sehr lange in dieser sich so hoffnungslos anfühlenden Sackgasse... Ich verstehe Deinen Wunsch, Deinen Mann in Richtung Paartherapie zu bewegen. Ich kann da nur von mir sprechen, daß ich schon vor Jahren angefangen habe, Bücher zu lesen wie "Liebe, Lust, Frust", "Du kannst mich einfach nicht verstehen" u.v.m. Habe versucht, mit ihm darüber zu reden, ihn zum Lesen zu bewegen...ohne Erfolg, es kam nur ein "Lies mal weiter in Deinen Büchern..." Da war kein Wille da, etwas zu probieren, es kam nur Trotz, Trotz deshalb, weil er sich unentwegt angegriffen fühlte. Ich habe mir Vorträge angehört, Sendungen im Fernsehen angeschaut und ich habe verzweifelt versucht, ihn dazu zu bringen, sich auch zu informieren. Nichts davon wollte er hören....Er fand mich einfach nur immer komischer, irgendwas an mir stimmte eben nicht...ich solle doch mal zum Arzt gehen....Das waren noch die harmlosesten Äußerungen seinerseits... Erst unser gemeinsames Gespräch hat ihn bewegt, auch etwas zu unternehmen. Jemand a n d e r e s mußte ihm sagen, daß wenn wir an der Beziehung interessiert sind, es nicht möglich ist, unsere derzeitigen Probleme nicht ohne therapeutische Hilfe zu lösen sind... Ich glaube, daß sich Dein Mann evtl. mit dem Vorschlag einer Paartherapie "überrollt" fühlt. Du hast geschrieben, Du hast einen Therapeuten, kann er Dir nicht vielleicht auch so ein gemeinsames Gespräch anbieten, bei dem EUCH die verbleibenden Möglichkeiten aufgezeigt werden? Ich würde mich freuen, wenn sich auch für Dich etwas "bewegt" viele liebe Grüße Susan


hanna
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Beitrag von hanna »

Mein Neustart scheint ziemlich in die Hose zu gehen. Ich habe zwei Stunden "Diskussion" ("du bist verrückt") hinter mir; mein Mann will gehen, zieht jeden, der mir wichtig ist, in den Dreck und hört einfach nicht zu. Was soll ich denn noch machen? Gegen den nächsten Baum fahren? Ich weiß nicht mehr weiter! Er beschimpft mich als kaltherzig und gemein und macht so viel durchs Reden kaputt. Bei jedem Mal zerbricht etwas mehr - ich weiß, dass ich ihn liebe und habe doch in seinen Augen das größte Verbrechen begangen: mich von ihm (für eine "Auszeit") zurückzuziehen!? Er lehnt alles an Gesprächen ab, keins mit seinem einzigen Freund und schon gar nicht mit einem Arzt! Unsere finanzielle Situation ist auch nicht so rosig, dass er einfach weggehen könnte. Also fühlt er sich doppelt gestraft: "wie in einem Gefängnis" - aber dort werde man ja noch menschlich behandelt. Ich schreibe hier so viel Kleinliches, entschuldigt. Es schockiert mich , dass ich so grausam sein soll - und es doch nur besser machen wollte. Bin ich wirklich so egoistisch? hanna
Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Liebe Hanna, egoistisch? - Ja das bist Du, und hoffentlich bist Du es noch lange. Denn das ist das einzige was Dir jetzt noch hilft. Schau auf Dich selbst, finde heraus, was Dich ausmacht, was Du vom Leben haben möchtest und zwar JETZT und unabhängig davon, wer gerade um Dich herum ist (damit meine ich auch den Partner, auch die Kinder, auch die Familie). Es ist unendlich schmerzhaft, es wird Dich in die Knie zwingen und Dir alles abverlangen. Aber - glaub mir - Du wirst am Ende als eigenständige Person im Leben stehen, die weiß was sie will und die ENTSCHEIDEN kann, auf was und auf wen sie sich einlassen möchte. Ich habe Tage und Nächte hinter - und vielleicht noch vor - mir, die ich keinem wünsche, ich habe mich dafür gehaßt, daß ich mein Wohlergehen so sehr von der Zuneigung und dem Verständnis des Partners abhängig gemacht habe. Solange bis ich erkannt habe - nicht zuletzt auch durch die liebe Resonanz hier im Forum - daß es mein gutes Recht ist, mich selbst in den Mittelpunkt meines Lebens zu rücken und nicht dauernd nur auf andere zu reagieren. Ich weiß es ist unendlich mühsam, wenn dann noch äußere Faktoren wie Geld und Haus und Job alles nur noch schwerer machen. Aber es lohnt sich, sich selbst zu finden und treu zu bleiben. Ich wünsche Dir alle Kraft der Welt für diesen Trip, take care Gregory
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Hanna, das sind überhaupt keine "Kleinigkeiten", über die Du da schreibst. Ich kann Deine Verletztheit, Deine tiefe Traurigkeit nachempfinden. Wenn man immer nur gegen eine Mauer spricht, ist man schnell kraft- und mutlos. Lieber Gregory, Du hast das sehr treffend geschrieben "...es lohnt sich, sich selbst zu finden und treu zu bleiben..." Man geht kaputt, wenn man sich ständig von der Beziehung abhängig macht. Liebe Hanna, aus deinen Worten war ganz deutlich zu merken, wie wenig Dein Mann bereit ist, etwas für die Beziehung zu tun. Du kannst in dem Moment gar nicht anders, als an Dich denken. Doch ich finde, es ist bitter, und das habe ich auch oft gespürt, zu erkennen, wie wenig der eigene Partner an einem interessiert ist. Nicht Du bist egoistisch, nein er ist es, sonst würde er Dir zuhören. Wenn Du Dich in seine Richtung verbiegst, so bist, wie er Dich sehen will, dann bist Du nicht Du und obendrein gibst einen wichtigen Teil von D I R auf. Es ist auch sinnlos, Kräfte in etwas zu investieren, das einen krank und traurig macht. Liebe Hanna, denke nur an Dich! Tu alles, damit es Dir besser geht. Auch wenn es bitter ist, die Wahrheit zu erkennen. Du änderst Deinen Mann nicht, wie ich meinen auch nicht ändern kann....Wenn der Kopf bei ihm nicht mitmacht, wenn er nicht spürt, daß auch er etwas tun muß, dann kannst Du Dich anstrengen, wie du willst, es ist zwecklos. Sieh es vielleicht auch als Chance, Deinen Mann mal von der "kalten" Seite kennenzulernen. Bei mir, so fühle ich es jetzt, war der Punkt erreicht, der Punkt für eine Veränderung, die Beziehung zu beleuchten, mich zu fragen: "Was gibt sie Dir überhaupt noch?" "Was erlebe ich z. Zt., ist es das, was mich glücklich macht?" Ich kann Dir nur alle Daumen drücken, daß Du es schaffst, unabhängig von Deinem Mann, eine DICH zufriedenstellende Lösung zu finden. Kannst Du mit jemand darüber offen reden, vielleicht mit Deinem Therapeuten, Arzt oder einer Freundin? Alles Gute, laß wieder von Dir hören Liebe Grüße Susan


hanna
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von hanna »

Lieber Gregory. ich danke dir für deine Worte - ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr sie mir in meinem "Tal" helfen! Zeitweise fühle ich mich uralt, tot, leer - aber irgendwo habe ich die Ahnung, dass ich das Recht habe, so zu sein, wie ich jetzt bin. Zu hören, dass auch andere mir dieses Recht geben, macht stark. Hanna
max
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Beitrag von max »

Hallo Hanna, wenn ich dich richtig verstanden habe, geht es dir neben der Veränderung, die du für dich erreichen willst auch darum, dass dein mein Mann diese Veränderung und damit dich versteht. Nur darauf hast du nur einen beschränkten Einfluss. Wie du es erreichen kannst, dass das eintritt, kann ich dir aber auch nicht sagen. Vielleicht tritt es nie ein. Möglicherweise kannst du ihm zeigen was du hier geschrieben hast. Ich finde da kommt ganz deutlich zum Ausdruck, dass du ihn liebst und eigentlich mit ihm zusammen diese Veränderung herstellen willst. Sicher gibt es da noch andere Möglichkeiten. Es sollten jedoch keine sein, die auf deine Kosten gehen und die dich zurückwerfen. MAX
jenny
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Beitrag von jenny »

Liebe Hanna, bin neue hier und gerade über Deine Fragen gestolpert... da kommt viel hoch! Wie Du Deinen Mann dazu kriegen kannst eine Paartherapie zu machen? Wenn es da doch nur ein Rezept gäbe! Ich habe 4 Jahre vergblich darum gekämpft und es uns die Beziehung gekostet - denke ich jedenfalls. Es war eine der seltenen und ganz großen Lieben, und dann kam die Krankheit und das nicht akzeptieren, dass es eine Krankheit ist und man was dagegen tun kann. Wir waren nicht verheiratet, hatten keine Kinder - angeblich ist die Trennung dann ja soooo viel leichter... sagen die verheirateten und die mit den Kindern! Am schwersten ist für mich zu akzeptieren, dass Liebe allein offensichtlich nicht reicht. Ich glaube wirklich, wir haben uns beide sehr geliebt, und es war immer klar für beide Seiten, wenn nichts "geschieht" wird diese Liebe sterben. Nur habe ich es immer so interpretiert, dass ich gesagt habe, "wenn wir nichts tun" - er war wohl der Meinung, "wenn nichts vom Himmel fällt". Es ist dann was vom Himmel gefallen, aber keine Auseinandersetzung, sondern der billige Ausweg. Ich komme damit nicht klar, auch nicht nach einem 3/4 Jahr. Die Enttäuschung ist so irrsinnig, diese Chance verpasst zu haben und nichts dagegen tun zu können, einfach ausgeliefert zu sein. Irgendwie möchte ich Dich davor bewahren, dass Du Dich da zu sehr verkämpfst - es ist so irrsinnig bitter diesen Kampf zu verlieren. Max hat recht, wenn er schreibt, dass Du nur einen beschränkten Einfluß darauf hast, dass Dein Mann Dich versteht. Und der Kampf um die Anerkennung durch ihn kostet Dich so viel Kraft, Kraft, die Du einfach für Dich selber brauchst, die Du nicht verschenken kannst. Ich wünsche mir sehr, ich hätte damals mehr auf meine Grenzen geachtet, mehr auf das, was ich ändern kann, was in meinem wirklichen Einfluß steht - und das tut eine andere Person, wie sehr auch immer man sich gegenseitig lieben mag nun mal nicht. Du hast Dich gespürt, als Du aus dem Bett ausgezogen bist - ich finde, es ist allemal besser sich weht tuend zu spüren, als gar nicht mehr. Bleib am agieren für Dich, tue alles das, wo Du vorkommst und wo Deine Grenzen für Dich greifbar sind, auch wenn es blaue Flecken gibt - passiv zu werden und zu warten und fiebern, dass er tut und kommt und macht wird Dich mutlos machen und nur tiefer reinreiten - denke langfristig: nur da wo Du vorkommst, kannst Du auch leben!
hanna
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Beitrag von hanna »

Liebe Jenny, .."auch wenn es blaue Flecken gibt.." schreibst du, und ich bin mir sicher, das es das ist, das Leben. Vorher war ich irgendwie nur ein Schatten und nun fange ich an, selbst zu leben. Ich kann ja meinem Mann auch nicht den Vorwurf machen, dass ich so angepasst war/bin! Doch hat er sich halt dran gewöhnt. Und nun sagt mir meine Krankheit: stop it!Wenn man sich liebt, sollte man sich eigtnlich gar keine Vorwürfe machen, oder? Auf eueren Rat hin, habe ich versucht, noch einen guten Freund "mit ins Boot" zu ziehen, will sagen: dass er versucht als sein bester Freund, das stolze Schweigen meines Mannes zu 'brechen'. Natürlich würde ich mir wünschen, dass nicht ich so herumwirbele; ch versuche ja, ihn und mich zu 'heilen' - und da gibt es nicht wenig Momente (und die sind vor allem in der Nacht), in denen mir das zu viel wird. Derweil versucht mein Mann es mit Psychoterror: er hört nur noch laustark Musik vom "Tod in Venedig" und schreibt auf, wie er sich seine Bestattung wünscht. Außerdem wird er vor meinen Augen zum "Alkoholiker"... Ich sollte mir das nicht alles anziehen, oder? Es geht mir wie dir: ein Leben ohne ihn (ob verheiratet oder nicht; wir haben auch keine Kinder) ist unvorstellbar und das sicherlich nicht, weil ich so unselbstständig bin und Angst vor dem Alleinsein habe. Wir haben 15 Jahre lang den Neid aller Freunde gehört, wenn sie staunten, wie frisch und lebendig unsere Liebe war. Alles weg? "Am schwersten ist für mich zu akzeptieren, dass Liebe allein nicht reicht." Ein Satz, den ich sofort unterschreibe - und der unheimlich wehtut!!! Liebe Grüße, Hanna
jenny
Beiträge: 69
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von jenny »

Liebe Hanna, das tut mir so leid! Mit gings am Wochenende nicht gut, so dass ich auch nicht an den PC gegangen bin - tut mir jetzt leid. Ratschläge habe ich leider nicht... ich habs ja auch nicht geschafft und verzweilfe daran, dass wir ebene nichts "bearbeiten konnten". Das mit dem Freund im Boot finde ich sehr gut - vielleicht fühlt sich Dein Mann ja so bedroht und verzweifelt und klein, dass er sich auch bei jemandem klein machen können muß oder so, vielleicht ist das ein Weg. Ich kann spüren, wie weh es Dir tut - glaube ich, vielelicht spüre ich aber auch nur meinen eigenen Schmerz! ICh glaube nur fest daran, dass man zuallererst sich selber nicht aufgeben darf, auf keinen Fall, nur dann hat eine Liebe auch eine Chance, letzlich ist es ja auch nur dann Liebe, wenn Du Grenzen hast und als Person existierst. Anziehen solltest Du Dir seine Beshculdigungen in der Tat nicht - wenn er das nicht auf die Reihe kriegt, kann kriegt er das nicht auf die Reihe, auch da endet Dein Einfluß leider!!! Zu lesen, was er so treibt, macht mich echt total wütend. ICh wünsch Dir Wärme und dass Du in Dir selber geborgen bist. Geh einen Schritt nach dem anderen, denk nicht über ein Leben ohne ihn nach - Du musst da ja jetzt noch keinen Schritt machen. Wo schläftst Du mittlerweile? ICh wünsch Dir alles Gute und tut mir leid, dass ich nichts hilfreiches schreiben kann. Denk an Gregory und seine Gedanken über den "Egoismus" Jenny
jenny
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Beitrag von jenny »

Liebe Hanna, bist Du noch da? Ich mache mir Sorgen... viel Kraft für alles Jenny
hanna
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Beitrag von hanna »

Liebe Jenny, ja - es gibt mich noch, und das meine ich im doppelten Sinne des Wortes. Ich konnte nur ein paar Tage nicht an den Computer... Vor zwei Tagen war ich bei wieder bei meinem Therapeuten, der mir bestätigt hat, wo meine Grenzen liegen. So kann ich zum Beispiel nicht die Traumata meines Mannes heilen (Verlustangst) - wir müssen versuchen, mit unseren eigenen Wunden und Narben zu leben. Er bietet mir dringend an, mit meinem Mann zu sprechen, doch bin ich noch relativ weit davon entfernt, meinen Mann zu einem solchen Gespräch zu 'überreden'. Ich gehe ganz kleine Schritte; und allein die Tatsache, dass ich noch keinen zurück gegangen bin, werte ich für mich schon als Erfolg. Ich schlafe weiterhin in meinem Zimmer und weiß, trotz der vielen versteckten Anspielungen und manchmal auch Drohungen, dass das so bleiben muss. Meine Planungen in die Zukunft machen mir selbst recht große Angst; vor allem, wenn ich daran denke, wieviel Energie für lange Zeit das kosten wird. Habe ich überhaupt noch so viel? Oder kommt sie wieder, wenn man erst einmal angefangen hat (und kleine Teilerfolge erzielt?) Oder muss ich eines Tages reuevoll zurückkehren? Das ist eine absolute Horrorvorstellung für mich!! Wie gehst du jetzt mit dir um? Hast du jetzt ein besseres Gefühl für deine Bedürfnisse? Liebe Grüße, Hanna
jenny
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Beitrag von jenny »

Liebe Hanna, bin froh, dass Du Dich gemeldet hast. Hatte viel hier zu rödeln, bin daher nicht direkt zum Schreiben gekommen. Was Du über die kleinen Schritte schreibst, finde ich schön und du solltest wirklich richtig stolz darauf sein - klein sind die nämlich gar nicht! Das mit den Bedürfnissen ist wie mit der Energie: mal ja mal nein - mal ist Energie da, mal nicht. Oft ist es so schwer herauszufinden, was denn nun wirklcih mein Bedürfnis ist: mein Leben auf die Reihe zu kriegen, mich in den Griff zu kriegen, die Krankheit zu besiegen, oder ist es dass Bedrüfniss, innerlich doch nicht loszulassen - es geht ja gar nicht um eine Beziehung, die rettbar wäre. Aber innerlich lasse ich die Idee nicht los, hadere, gehe einen Schritt nach vorn, zwei zurück, versuche zu verstehen und zu durchdringen, wo's einfach nichts zu verstehen gibt. Auch da wede ich dann immer wieder grenzenlos - kann Realitäten nicht akzeptieren, versuche mich selbst zu überlisten und Hintertüren zu finden und mich an Vorstellungen zu klammern, die einfach nur fernab jeder Möglichkeit sind. Sehen und begreifen, aber nicht handeln, irgendwie so, als wollte in Teil von mir nicht wirklich gesund werden, denn der Weg des NIcht-Loslassens macht mich krank. Melde mich nachher nochmal liebe Grüße Jenny
hanna
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Beitrag von hanna »

Liebe Jenny, es ist im Moment schwer für mich, in Ruhe am Computer zu schreiben - mein Mann folgt mir auf Schritt und Tritt, hat nur noch Sorge (dass ich ihn verlasse?)und benimmt sich wie ein Kind. Seit gestern bin ich innerlich wieder einen Schritt weiter gekommen, habe den festen Entschluss gefasst, mich noch mal ins Studentenleben zu stürzen. Ich freue mich auf die Herausforderung und darauf, endlich wieder zu wissen, warum ich morgens aufstehe. (Wenn's denn so klappt, wie ich mir das vorstelle!) Unsicher ist noch, ob mein Mann es mitträgt. Drückt mir den Daumen, dass er vielleicht am Montag mit zum Therapeuten geht.Er hat zwar "ja" gesagt, aber das kann er jederzeit wieder revidieren. Ist ja auch so ne Art Macht, oder? Also: Es geht mir leidlich gut, je nachdem, welche Forum-Beiträge ich lese. Die traurigen machen mich ebenfalls ganz traurig, die optimistischen hingegen schaffen es, mir Mut zu machen. Eine gute Mischung, finde ich! Liebe Grüße, Hanna
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