Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

findulin
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von findulin »

Hallo Ihr Alle,
mir geht es Saugut.Endlich, ich kann mich auf Dinge konzentrieren,die auch Kraft geben.Zb.mit meinen Kindern kuscheln.Mich abends mit einem guten Buch hinlegen und nicht alle fünf Minuten aufspringen und von Unruhe getrieben sein.
Ich sehe jetzt auf meinen Weg zurück und denke mir jahrelange Therapie und mehrere Klinikaufenthalte und zwei EMDR-Behandlungen haben dazu geführt das ich endlich dieses Leben genießen kann.
LG
Kathrin
SchwarzeDame
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von SchwarzeDame »

Der Thread behagt mir.

Hm, so weit wie Lioness oder Denker bin ich noch nicht, aber doch so weit, mich erstens nicht gegen die Depression zu stemmen oder sie zu verleugnen. Die Angst vor Depression hat bei mir einst alles noch schlimmer gemacht. Die Depression hat mir zum Teil auch geholfen. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich auf dem Zahnfleisch lief, spürte ich nicht, wenn und dass ich überfordert bin. Heute geht es sogar so weit, dass ich "den Felsbrocken auf der Brust" spüre, wenn mir Menschen nicht gut tun. Das hat bereits zu Kontaktabbrüchen geführt, denn ich brauche von anderen die gleiche Akzeptanz meines Zustands, wie ich sie selbst mir gegenüber erlernen musste. Ich kann nicht alles und will auch nicht mehr alles können.

Wie Denker schrieb: eine zu hohe Anspruchshaltung mir selbst gegenüber. Es gäbe auch etwas, das mir helfen würde, das aber nicht. Ich wünschte, ich könnte mal so lange aus allen Verantwortungen und Verpflichtungen aussteigen, ganz einfach nur für mein Wohl da sein und mich um nichts und niemanden außer mir selbst kümmern müssen. Dass ich mich auch auf andere verlassen kann und nicht alles alleine an der Backe habe.

Irgendwie ist es für mich ein Unding wie Menschen auch zu sein haben. Belastende Situationen muss man sozusagen nebenher schaffen, keine Möglichkeit zu sagen "Liebe Leute, ich bin gerade am Ende, ich möchte zu mir kommen und schätze, dass ich zwei, drei Monate brauche, um wieder mit Lust und Elan Arbeitnehmerin und Mutter zu sein." Man hat einfach nach "Schema F" zu funktionieren, egal wie es einem selbst geht."

Ich muss jetzt zur Arbeit aufbrechen, ich schreibe nachher weiter.

Gruß
SD
SchwarzeDame
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von SchwarzeDame »

Was hat mich die Depression bislang noch gelehrt?

Dass mein Leben auf Kosten meiner Bedürfnisse auf Leistung ausgerichtet war. Und genau da hänge ich heute auch fest. "Etwas erreichen" zieht mich nicht mehr. Ich brauchte solche Zielpunkte, um mich überhaupt für irgendetwas motiviert zu fühlen. Ohne derartiges, auf mich selbst und allein zurückgeworfen, weiß ich kaum etwas mit mir anzufangen. Und da beißt sich die Katze in den Schwanz: Ich will, dass mal nichts und niemand etwas von mir will und dann säß ich da. Was will ich von mir? Was möchte ich, was brauche ich ... ich komme mir vor, als hätte ich nur völlig außengesteuert gelebt, versucht die Meilensteine zu erreichen, die andere setzen. Irgendwie sehr erschreckend, eine ziemliche Selbstentfremdung.

Aber wir sind ja beim Positiven. Positiv hab ich mich eher nach außen (anderen gegenüber) geändert.

Wenn es früher vorkam, dass andere andere Bedürfnisse als ich hatten, hab ich meine runtergespielt "nicht so wichtig" ... das tue ich nicht mehr und es bekommt mir weitaus besser, es auszuhalten, wenn andere dann auch mal eingeschnappt oder enttäuscht sind, als dass ich mich selbst ständig an die letzte Stelle der Reihe platziere.

... Ich glaube, ohne Depression wäre und würde mir nicht vieles so bewußt geworden sein und noch werden. Als hätte die "schwarze Dame" an meine Tür gepocht und gefragt "Sag mal, wie steht es eigentlich um Deine Bedürfnisse?" ... und sie hat(te) recht: Es stand und steht nicht bestens um sie.

Gruß
SD
jes
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von jes »

Ich haette sicher auch was zu meiner Besserung zu erzaehlen. Merke aber das mir die Beitraege hier viel zu lang sind. Das strengt mich doch an. Ich will auch nicht meine Leidensgeschichte runter rattern.
Bin momentan gesundheitlich angeschlagen ( nein, keine Depri)

Vielleicht versuch ich es spaeter noch mal.
Finde das es fuer neu angemeldete ein prima Mutmacher ist, natuerlich auch fuer alte Poster ( bitte nicht woertlich nehmen), bitte weiter so, aber vielleicht nicht so lange Texte
Vielleicht ist das zu viel fuer Menschen denen es richtig schlecht geht und sich nicht konzentrieren koennen.
Fuehle mich auch gerade dazu, obwohl nur mein Magen rebeliert.

Liebe Gruesse Jessica
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
chrigu
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von chrigu »

Liebe Janina,

ich habe Dir gemailt.

Den Mutmacherthread mache ich jeden Tag voller Hoffnung auf, wieder neue Mutmacher zu finden, Danke dafür!
Ich kann jegliche Unterstützung gut gebrauchen.

Ich weiß, dass Hoffnung/Zuversicht/Energie aus mir selber kommen können, aber manchmal brauch ich einfach ein bisschen Zuspruch *jammer*. Den finde ich hier.

Chrigu
Lankes
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von Lankes »

Ich bin zwar noch nicht lange dabei, aber den Mutmachthread finde ich prima...

Mir geht es so, daß ich sehr oft vergesse, wie schlecht es mir schon gegangen ist und wie gut es mir jetzt geht.
Letztes Jahr im Oktober, als ich das 2. Mal zusammenbrach, lief gar nichts mehr. Ich kam erst mittags aus dem Bett, gzwungenermaßen, irgendjemand mußte ja die Kids von der Schule abholen. Es gab nur Fertigessen, das schnell geht, ansonsten hing ich wieder oder lag auf der Couch.
Der Haushalt? Was ist das? Die Kinder? Hoffentlich sind sie bald draußen, spielen und lassen mich in Ruhe.
Ich ging nicht mehr vor die Tür, zum Einkaufen o.ä.

Inzwischen habe ich seit über 1 Jahr eine Therpie, die mir viele Denkanstöße gibt und mich immer wieder darauf stößt, daß ich mein Leben ändern muß.
Ich muß immer noch viel ändern, ich kann mich nicht akzeptieren, z.B., hasse Spiegel. Aber ich habe es geschafft, nach 1 Jahr Medis, seit dem 1.7. ohne auszukommen, auch wenn bis vor wenigen Wochen die Hölle ausgebrochen war! Tiefs ohne Ende, oft mit dem Fuß in der Klinik.

Wenn ich jetzt mal die kleinen Erfolge betrachte: ich stehe morgens wie alle in der Familie auf, bringe die Kids weg, ich koche, es gibt kaum noch Fertigessen. Ich habe gelernt, abzugeben, den Hausputz erledigen alle samstags. Die Wäsche übernimmt notfalls meine Schwiegermutter.
Aber, ich hänge seit 1.5 Wochen nicht mehr durch. Ich bin oft noch müde, aber ich habe keine psychischen Tiefs mehr. Ich gehe vor die Tür, habe langsam Normalität in meinem Leben - nicht wie früher, plackern ohne Ende, aber ich kann wieder Dinge, die ich letztes Jahr nicht konnte!
Und das zu sehen, ist toll.
Ich habe mal eine Liste aufgestellt, von Sachen, die ich wieder kann, es war eine seeehr lange Liste. Und dann eine Liste, was ich noch erreichen will. Diese Liste ist sehr kurz.
Wenn ich also nicht immer nach dem "früher" gucken würde, würde es mir wahrscheinlich noch besser gehen; vor allem wenn ich endlich sehe, wieviel ich schon geschafft habe....Es geht stetig aufwärts.

Ich weiß, es geht auch wieder abwärts, ist mir bewußt, das gehört zum Gesundwerden dazu. Aber dabei sollte ich dann nicht vergessen, daß ich nicht mehr von ganz vorne anfangen muß, sondern innerhalb weniger Tage Tiefs, wieder weitermachen kann. Vielleicht bin ich 5 Sprossen hochgegangen und davon 4 heruntergerutscht, aber es geht stetig aufwärts.....
Und je mehr es aufwärts geht, desto mehr tauchen auch wieder Momente auf, die einfach schön sind, die ich aber schon lange nicht mehr wahrgenommen habe! Ein Reh im Wald z.B., eine Blume, ein Schmetterling, das Lachen unserer Kinder.
Es ist nicht mehr ständig alles grau, ich erkenne auch schon mal die Schönheit, erlebe Momente des Glücks, noch kurz, aber es kommt....

Mir geht es im Moment einfach super, sonst hätte ich den Text wohl nicht so positiv formulieren können, aber auch das geht....

Also für alle - auch für mich (das muß ich beim nächsten Tief gut einprägen!)!!! - nie den Mut verlieren!

LG Katy


Katy



***Ein neues Leben kann man nicht anfangen, aber täglich einen neuen Tag***

***Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.***
SchwarzeDame
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von SchwarzeDame »

Ich hoffe, es ist okay, wenn ich weiter meine Gedanken hierzu einbringe. Ich versuche auch, es häppchenweise zu tun, damit es nicht so anstrengend zu lesen ist.

Morgens. Aufstehen und den Tag schaffen, das lässt schon die Lust schwinden. Ich müsste so vieles tun und mag nicht. Wenn ich dann auf den Beinen bin, ist es schon besser.

Eine Depression erfordert Geduld und das ist genau auch das, was schwer fällt. Man möchte sich nicht so fühlen und kommt doch nicht immer so richtig dagegen an. Ich glaube man vertut sich auch, wenn man meint, eine Depression bricht einfach so über einen hinein. Es ist ein schleichender Prozess bis sich nicht mehr leugnen lässt “Ich bin depressiv”. Verschiedenste Komponenten greifen ineinander und führen zu dem komplexen Gebilde “Depression”.
SchwarzeDame
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von SchwarzeDame »

Dieses Geflecht, aus dem sich die Depression zusammensetzt, greift ineinander und überlagert sich, d.h. dass es zwangsläufig Zeit braucht die einzelnen Komponenten zu entwirren und dabei läßt sich auch leicht aus den Augen verlieren, welche Fortschritte bereits da sind. Etwas Neues wächst ebenso langsam wie sich die Depression über viele Jahre gebildet hat. Vielleicht braucht die Depression einfach fast genauso viel Zeit zu verschwinden, wie sie gekommen ist. Fast? Ja, dadurch dass sie quält, zwingt sie zur Bewußtheit und Ursachenforschung und zum Erlernen von Selbstkompetenz und angemessenem “mit sich selbst umgehen”, geht nicht so unbewußt vor sich, wie sie entstanden ist.

Schwierig an einer Depression ist auch, dass man sie nicht haben will. Klingt doof, aber mir ist es jetzt schon so, dass es nicht besser wird, wenn ich mich wehre. Es fällt einfach schwer die Schwarze Dame als Freundin wahrzunehmen. Als wahre Freundin, die den Finger schonungslos in Wunden legt.
Lioness
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von Lioness »

Hallo Schwarze Dame,

als "Thread-Initiatorin" melde ich mich jetzt mal zu Wort und möchte anmerken, dass mir bei Deinen letzten beiden Postings der Hoffnungs- bzw. Mutmachaspekt doch eher abgeht..... Versteh' mich bitte nicht falsch, aber ich möchte mich Herrn Pfeiffer-Gerschel anschließen und doch darum bitten, sich in diesem Thread auf Erfahrungsberichte, an deren Ende ein positives, mutmachendes Resümee steht, zu beschränken.

Damit sage ich nicht, dass Deine Gedanken falsch sind oder keine Berechtigung haben. Allgemeine Überlegungen / Austausch über das Wesen der Depression haben in diesem Forum selbstredend ihren Platz - nur dann bitte in einem anderen / eigenen Thread. Dieser Thread soll explizit und ausdrücklich Berichte enthalten, in denen Betroffene über eine Besserung, eine "Heilung" (wenn man denn bei Depressionen davon sprechen kann) berichten.

Möglich, dass Du das ja noch vorhattest - dann aber bitte zeitnah zu den anderen Postings, die so alleine nicht gerade aufbauend sind...

Nochmals: Dies soll kein Angriff, keine Kritik an Dir und Deinen Empfindungen sein! Nur eine Standortbestimmung, was ich mit diesem Thread bezwecken will - und was eben nicht.

LG
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
a.w.
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von a.w. »

Ich bin noch immer relativ gut drauf!!
Heute habe ich Zwiebelkuchen gebacken (keine Fertigpackung) und den Tisch schön gedeckt. Ich war einkaufen und habe mich an meinem Wäscheberg ausgelassen.Außerdem habe ich mich mit meiner Schwester getroffen, was in den letzten Jahren auch an einer hand abzuzählen ´war.
Ich schreibe das, weil das vor 14 Tagen noch völlig unvorstellbar gewesen wäre!
Das macht mir Mut, es auch weiterhin gut angehen zu können.
Liebe Grüße von Janina
Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens. Mach was draus !!
SchwarzeDame
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von SchwarzeDame »

Liebe Lioness,

verstanden und angenommen .

Also, was sich zum Positiven gekehrt hat: mir meiner Bedürfnisse weitaus bewusster zu sein und sie nicht automatisch ins Abseits zu schieben (als unwichtig abtun), wenn andere meinen Bedürfnissen nicht entsprechen. Ich hätte es damals niemals riskiert, dass ein mir nahe stehender Mensch meinetwegen enttäuscht oder beleidigt ist, lieber habe ich meine Bedürfnisse und Wünsche verraten, als das Risiko einzugehen, dass man sich von mir abwendet.

Diese Angst war nur eingebildet, ich habe wenige aber gute Freunde, die es völlig natürlich finden, wenn mir nach anderem ist als ihnen. Es wird nicht mehr vorkommen, dass ich, vor lauter "Es anderen recht machen", versäume/unterlasse es mir selbst recht zu machen.

Ein weiterer Punkt: ich hab mich früher zu sehr über Leistung definiert, etwas schaffen, etwas erreichen, etwas anstreben, hab die Gegenwart kaum ausgehalten, meint ich war völlig ratlos, wenn ich nicht schon das nächste Ziel anvisieren konnte. Heute kann ich Tage richtig genießen, sie ausfüllen mit Dingen, die mir gut tun und nichts mit Leistung zu tun haben.

LG
SD
imagine
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von imagine »

Liebe schwarze Dame,
ich finde es war vorher auch schon sehr deutlich beschrieben, worin deine positiven Veränderungen bestanden.
Nun hast du es noch mal deutlich gemacht, aber ich finde es auch überaus wichtig die Krankheit zuerst einmal anzunehmen, so lange man mit ihr hadert, kann man sie nicht verändern und Hilfe suchen
Freundliche Grüße
imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
SchwarzeDame
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von SchwarzeDame »

Ja, imagine,

das trifft den Nagel auf den Kopf. Ich verstehe aber auch Lioness, so weit ausholen brauchte ich hier nicht, um kund zu tun, dass sich gewisse Dinge zum Positiven verändert haben.

LG
SD
Lioness
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von Lioness »

*Thread hochgeholt*

Mehr, mehr, lieber Mond.....
Lioness



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Lioness
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von Lioness »

Hallo zusammen,

mit ausdrücklicher Erlaubnis von Virginia stelle ich hier ihr Posting an Reni aus einem andern Thread hinein, das wunderbar auch in diesen Thread passt:

"Liebe Reni,

da Du in Deinem ursprünglichen thread nicht viele Mut machende Antworten bekommen hast, möchte ich Dir jetzt eine schreiben.
Du sagst, Du hast seit 2003 Depressionen und bist auch über die Länge der Krankheitsdauer sehr verzweifelt. Hier im Forum gibt es viele Depressive, die länger an dieser Krankheit leiden, bis es dann endlich dauerhaft besser wird. Offenbar ist es bei Depressiven, die unter Rezidiven leiden (Rückfällen) häufiger so, dass eine Besserung dementsprechend mehr Zeit braucht. Das bedeutet aber nicht, dass es niemals besser wird!

Ich weiß noch sehr gut, wie verzweifelt ich war...auch ich glaubte in meinen schlechten Zeiten, dass das nie aufhört.
Bei mir fing es 2001 an...ich war zweieinhalb Jahre krank geschrieben. Ich würde heute sagen, dass die D. noch immer da ist, aber ich kann nun damit leben, weil ich nach 7 Versuchen ein AD gefunden habe, das mich insoweit stabilisiert, als ich wieder arbeiten kann (50%), intensiv Therapie machen, am Leben wieder teilnehmen und mich weiterentwickeln kann.
Ich habe natürlich viel über den Sinn dieser Krankheit nachgedacht und bin zu folgendem Schluss gelangt:
Nach meinem Empfinden ist die Depression ein Hinweis. Die Seele, die nicht mehr zu uns durchdringt, weil wir sie mit unserer Vernunft mundtot gemacht haben, oder weil wir sie nicht hören wollen um uns zu schützen, unsere Seele leidet so sehr, dass erst diese unerträgliche Erkrankung uns dazu bringt, inne zu halten. Nicht umsonst wird Depression auch als eine Blockade beschrieben. Man fühlt nicht mehr, man isst nicht mehr, man bewegt sich nicht mehr, man kann nicht mehr. Man ist regelrecht gezwungen, mit allem aufzuhören. Das hat, so unwahrscheinlich es auch klingt, einen Grund. Wir werden ganz nach unten geschmissen und müssen durch viel Leid hindurch. Das ist ein Zustand, den wir so nie wieder erleben wollen! Wie können wir das also verhindern? Indem wir die Depression annehmen als eine Botschaft, die unser Innerstes an uns sendet. Und was ist die Botschaft? Der Hinweis auf etwas, das wir, obwohl es deutlich über unsere Grenzen geht, viel zu lange ausgehalten haben. Etwas, das falsch läuft in unserem Leben oder im Umgang mit uns selbst, und das seit langer Zeit.
Für mich ist eine Wende eingetreten, als ich die Krankheit als einen Teil von mir akzeptiert habe. Wo ich vorher fast 3 Jahre gegen die Depression angekämpft habe wie gegen einen Feind, da wurde alles besser ab dem Punkt, als ich versuchte, die D. anzunehmen. Ich will nicht verschweigen, dass das zeitgleich passierte mit der Einnahme eines (wirksamen) ADs. Ich denke, das Zusammenspiel von Medikament, Psychotherapie und Annehmen dieser Krankheit haben bei mir dann schrittweise die Besserung gebracht. Seitdem habe ich mich immer besser kennen gelernt. Und ich möchte nicht mehr tauschen mit meinem Ich vor der Krankheit.
Zwar wäre es mir auch bedeutend lieber, wenn ich morgen aufwachte und die D. wäre komplett weg. Aber ich weiß genau, was dann passieren würde...ich würde vermutlich in meine alten, krank machenden Verhaltensmuster zurückfallen, da es ja keinen Grund mehr gäbe, an ihnen weiter zu arbeiten....

Das alles ist nun stark vereinfacht dargestellt und natürlich viel komplexer...auch hat jeder von uns seine individuellen Auslöser (und angeblich gibt es ja auch die rein organisch bedingte Depression).

Ich möchte Dir damit aufzeigen, dass die Depression keine schicksalhafte Bestrafung ist, gegen die man machtlos ist. Man kann sehr gut lernen, sie zu lesen, wie ein Buch über sich selbst und auch - sie zu integrieren in das Leben.
Dazu gehört sehr viel Kraft, Mut und Durchhaltevermögen.
Aber auch: die Liebe zum Leben und deshalb der lange Atem, schlechte Zeiten durchzustehen, um am Ende wieder eine neue, wunderbare Lebendigkeit zu spüren.

Ich glaube, dass einen die Depression dann verlässt, wenn man bei sich angekommen ist.
Deshalb möchte ich Dir sagen: halt durch, gib nicht auf, forsche danach, was Dich krank gemacht haben könnte, suche weiter nach einem wirksamen Medikament und wenn es Dir besser geht: verändere Dein Leben so, dass Du Dich in ihm wohl fühlst. Das Leben bedeutet auch ständige Veränderung und Du befindest Dich momentan in einer schwierigen Phase...da das Leben aber nicht linear verläuft, wird es zwangsläufig auch wieder eine Kurve nach oben geben!

Ich hoffe, ich konnte Dir etwas Mut machen.
Alles Gute!
Virginia"
Lioness



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Lioness
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von Lioness »

*Thread hochgeholt*
Lioness



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mudgeraaba

Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von mudgeraaba »

Nun möchte ich doch mal wieder eine kurzze Rückmeldung schicken!

Ich habe ja so oft geschrieben, wie schlecht es mit geht und dass sich nichts besserte nach 2 1/2 Jahren und vielen Psychopharmakaumstellugen und cirka 80 Stunden Psychotherapie.

So jetzt kommen auch mal gute Nachrichten, die Euch vielleicht auch Mut machen.
Ich bin sehr froh, dass es mir endlich besser geht.

Im September stellte mein Psychiater, zu dem ich seit Sommer 2004 gehe, erneut die Medikamente um.
Mitte September wurde ich zum sechten mal in den 4 1/2 Jahren in Deutschland gekündigt.
Ich fahre nach wie vor zur Psychotherapie und 220 km eine Strecke, da ich Probleme habe den Therapeuten zu wechseln, da ich cirka 1/2 Jahr brauche und cirka 20 Stunden bis ich endlich Vertrauen habe.

Eine neue Stelle habe ich zum Glück ab Januar gefunden und muss nicht wieder umziehen (dies tat ich 4 mal in den letzten 4 1/2 Jahren.)

Nun geht es mir endlich besser.
Nach Jahrelanger Unzufriedenheit mit mir selber, kann ich endlich wieder fast alle Tage zufrieden in den Spiegel blicken.
Ich bin auch endlich wieder zufrieden mit mir selbst.

So macht das Leben wieder Spaß.

Sicher wird diese besserePhase nicht endgültig anhalten, aber da sie schon länger dauert (am längsten in den letzten 3 Jahren) hat sie mir schon viel Hoffnung und Zuversicht gegeben.

Ich hoffe auch, dass mein Beitrag Euch, die ihr vielleicht auch Jahrelang Euch abmüht aus der Depression herrauszukommen und bislang auch keinerlei Ergebnis seht, Euch Hoffnung geben kann.

Alles Gute wünscht Mudgeraaba

Dieser Beitrag ist auch bei mir im Umgang mit der Krankheit.
Lioness
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Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von Lioness »

Vielen Dank, Mudgeraaba!

Lieben Gruß
Lioness



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isisisis

Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von isisisis »

Ich bin Thom und habe erst vor Kurzem eine Diagnose bekommen,

Ich bin sehr froh diesen Tread gefunden zu haben, denn oft bin ich sehr verzweifelt.
Sicher gibt es immer mal 2 Seiten der Medaille und so habe ich in den Tagen in denen ich ganz verzweifelt war, manchmal Tagelang im Bett lag ohne arbeiten zu können, kaum etwas gegessen und kaum Kontakte. (zum Glück habe ich einen Hausarzt der mich gut kennt, Vertrauen hat und in solchen Fällen mich auch mal durch einen Telefonanruf kank schreibt, wenn ich absolut nicht aus dem Bett komme).
Da dachte ich immer warum muß ich so leiden.
Ist es nicht ein Schlimmer Zustand und Anblick in dem ichj mich befinde.

Auch in dieser verzweifelten Lage fiehlen mir wieder Erwartens positive Aspekte der Depression ein;
- man denkt über Dinge und Zusammenhänge nach bei denen ein Gesunder nie die Zeit hätte darrüber nachzudenken.
- oft sind Depressive nach innen gerichtet (leider oft auch die Agression, die dann die depressiven Symptome noch verschlechtert), auf der anderen Seite nehmen sie oft viele Dinge war, die Gesunde nicht wahrnehmen, da sie zu sehr mit dem Leben, der Arbeit und dem Genuss im Leben beschäftigt sind.
So ist die Positive "Kehrseite der Medaille", daß man oft sensibel ist, Dinge wahrnimmt, die andere nicht wahrnehmen, und viel Mitgefühl hat im Vergleich zu Menschen, die in ihrem LEben nie schweres LEid erfahren haben. Ich bin aic etwas religiös und so habe ich entdecht, dass es auch in der Bibel Psalme gibt über Depression, ("zerbrochen und die Knochen ganz schwer", sowie auch die Geschichte von Isaja, der in die Wüste rennt und dort ein paar Tage dann flach liegt im Burn out und Depression.)

Die Bibel gibt mir zusätzlich Trost, da sie mir zeigt, dass Menschen vor 2000 Jahren manchmal sehr ähnliche Probleme hatten z.B. Depression Erschöpfungssyndrom, Burn out und oft wieder darrraus herrausgekommen sind.

So gibt es oft Hoffnung auch bei Depression in der man sich oft immer hoffnungslos fühlt schon als ein Krankheitssymptom.

Viele Grüße und viel Hoffnung wünscht Thom
Lioness
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Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von Lioness »

Hallo mal wieder,

nachdem ich in den letzten Tagen ein oder zwei entsprechende Berichte gelesen habe (Kojak und jetzt gerade Hope), hole ich den Thread mal wieder aus der Versenkung - und kopiere gleich mal rein, was ich vor ein paar Tagen an Flora in "Beziehungen im Forum" gepostet habe:

"Mir geht es auch um Klassen besser und ähnlich wie Dir - von "ich bin klein, dumm und hässlich und packe das nie!" vor 18 Monaten bis "den Endspurt zum Examen schaffe ich doch auch noch!" war es ein harter, steiniger Weg, aber ich bin ihn mit Hilfe der Thera und dem AD gegangen und gehe ihn weiter. Meine Stimmungslage ist zur Zeit noch ausgezeichnet, und ich hoffe, sie verschlechtert sich nicht dramatisch kurz vor der 2. Staatsprüfung. Wichtig ist, dass ich meinen Zustand - Aufregung, Anstrengung, Angst vor der Prüfung, psychische und physische Erschöpfung - nicht als krankheitswertig empfinde, sondern als den ganz normalen Prüfungswahnsinn wahrnehme, der auch Gesunde ereilet. UND ich nehme diejenigen, die mich beurteilen und bewerten, als Episoden in meinem Leben wahr, nicht mehr. Ihr Urteil über mich ist mir relativ egal, ich weiß um meinen Wert, meine Fähigkeiten. Und die Unzulänglichkeiten lerne ich zu akzeptieren.

Ich habe es erstmals geschafft, Vorgesetzte / Prüfer nicht mehr so auf den Sockel zu stellen und als Mamaersatz anzusehen, der mich liebhaben und loben soll. Gut, in der Stresssituation selbst (Unterrichtsbesuch), auf den Punkt gebracht, brechen diese alten Verhaltensmuster wieder durch. Mit meiner Thera werde ich in den kommenden Wochen und Monaten gezielt daran arbeiten, um das zu reduzieren.

Aber meine Lebensenergie ist wieder da, ich spüre Kraft und Zuversicht - das hätte ich noch vor einem halben Jahr niemals für möglich gehalten!"

Ich fände es auch weiterhin gut und wichtig, wenn alle, die über Fortschritte im Befinden und Umgang mit der Krankheit - und seien sie auch "klein und unspektakulär" - berichten wollen, dies hier tun, damit das Mutmachen an einem zentralen und gut zu findenden Ort weitergeht. Ich werde diesen Thread auch weiterhin regelmäßig hochholen, damit er nicht in Vergessenheit gerät.

Alles Gute, und viel Kraft und Trost all denjenigen, die (noch) darum kämpfen, durch den Tunnel an's Licht zu gelangen!
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
zwerg174
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Registriert: 21. Mär 2006, 10:54

Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von zwerg174 »

Auch ich möchte mich den Mutmachern anschließen.

Die Depression - meine Vergangenheit, ich akzeptiere sie, habe gelernt mit ihnen zu leben, die aber mein Leben nicht mehr bestimmen sollen.

Durch etliche traumatische Erlebnisse in der Kindheit habe ich mir aus Selbstschutz ein Verhalten angeeignet, welches schließlich dazu führte, dass ich im September 2000 zusammenbrach und per Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht wurde.

Alle klinischen und ambulanten Untersuchungen ergaben neurologisch keinen Befund.

In der Klinik, in der ich mich zuletzt aufhielt, empfahl die Stationsärztin mir eine mindestens achtwöchige stationäre Behandlung in einer psychosomatischen Klinik.
Meine langjährige Hausärztin befürwortete dies und leitete gemeinsam mit meiner Tochter alles in die Wege, da ich selbst dazu nicht in der Lage war.

27.10.2000: Vorstellung und Erstgespräch Uniklinik, mit dem Direktor der Psychotherapie und Psychosomatik, rezidiv. depr. Störung, akute Phase, sofortige stationäre Behandlung. Sofortige Aufnahme in der Uniklinik angeraten.

Da die Uniklinik sich am Wohnort befand, bat ich um Einweisung in eine weiter entfernt liegende Klinik. Er meldete mich in der Klinik Bad Bergzabern an, spielte die KK nicht mit. Neue Suche und Bad Bramstedt gefunden.

Vom 03.01.2001 bis 28.02.2001 stationäre Behandlung Klinik Bad Bramstedt, Diagnose: u. a. Rezidiv. depr. Störung, undifferenzierte Somatisierungsstörung, neben einigen körperlichen Diagnosen.

Die ersten Wochen Verzweiflung, Wut, fehlender Lebensmut, energielos, kraftlos, mutlos.
Ich hatte das Gefühl der Berg meiner Probleme wächst und wächst und ich würde ihn niemals bezwingen können.

Doch es ging langsam, nach ca. 6 Wochen etwas besser. Dann die Angst, die Zeit ist bald um, was dann?
Bat um Verlängerung.
Die Bezugstherapeutin half mir einzusehen, dass mir vorerst eine weitere Behandlung nicht wirklich viel bringt.
Da der Schwerpunkt zur Besserung auf einer Verhaltentherapie basiert, der Mensch jedoch nur bedingt aufnahmefähig ist, war ein Punkt erreicht, wo ich das erlernte Verhalten im wirklichen Leben anwenden musste. Es sei sinnvoller, noch einmal eine Anschlusstherapie in etwa einem Jahr mit stationärem Aufenthalt zu machen.

Hilfe, raus aus diesem so geschützten schönen Raum. Hier in der Klinik habe ich mich sicher gefühlt. Alle Mitpatienten und auch das Personal der Klinik gingen sorgsam und sensibel miteinander und mit uns um, wie geht es mir in der realen, rauen Welt da draußen? Wie soll ich das schaffen?

Zuerst einmal freute ich mich wieder zu Hause zu sein. Aber da war mein Geschäft, zu der Zeit war ich noch selbständig, ich musste die Leitung wieder übernehmen.

Nächster Schritt, die ambulante Therapie. Dank meiner Hausärztin bekam ich schnell einen ersten Gesprächstermin und in den nächsten 3 Monaten wenigstens eine monatliche Einzelstunde.

In den ersten Wochen ging das auch sehr gut. Vieles was ich in der Klinik gelernt hatte, konnte ich tatsächlich auch gut umsetzen.

Danach ging es nur noch bergauf, bergab, bergauf, bergab. Durch unendliche Geduld meiner Therapeutin schaffte ich es immerhin auch mal wieder vorwärts zu gehen und nicht nur Rückschritte zu machen.

Im September 2001 dachte ich in einer schlimmen Phase an den Ratschlag der Klinik-Therapeutin und wollte unbedingt wieder einen stationären Aufenthalt.
Die ambulante Therapeutin stellte mir die Entscheidung fei, versicherte mir dass ihre Behandlung für die Zeit nur unterbrochen würde und ich danach sofort wieder in den Wochenrythmus ihrer Terminplanung hereinkomme.

Zweiter stationärer Aufenthalt, wieder in Bad Bramstedt, da ich dachte dass dies sinnvoll sei als Anschlussbehandlung, vom 07.02.02 bis 31.03.02.

Der Aufenthalt hat mir nicht wirklich viel gebracht.
Dies lag aber wohl eher daran, dass die zuständige Bezugstherapeutin, die frühere war auf einer anderen Station eingesetzt, es nicht wirklich als Anschlussbehandlung praktizierte sondern als Neuzugang.
So konnte ich nicht da weiter machen wo ich bisher stand sondern musste wieder auf Wunsch der Therapeutin Adam und Eva anfangen.
Es konnte mir also auch nichts Neues bringen.

Nach der Entlassung aus der Klinik begann ein hartes Stück Arbeit an und mit mir selbst. Meine Therapeutin hat mich dabei sehr unterstützt, mit Verständnis und Bestätigung, genauso aber auch manchmal mit, wie ich damals meinte harten Worten und Kritik, allerdings konstruktiver Kritik.

Vor ca. 2 ½ Jahren genehmigte die KK mir keine weiteren Therapiestunden. Einen telefonischen Rat oder Wege einer kurzen Behandlung zu finden versprach mir meine Thera.

In einer schweren Depression, wo ich schon fast soweit war wieder Therapiestunden in Angriff zu nehmen, fand ich dieses Forum.

Der Austausch, das Verständnis hier und seit Mai dieses Jahres im depriforum, haben mir sehr geholfen.
Beim Lesen vieler Postings habe ich mich darin wieder gefunden und gleichzeitig kamen mir viele Ratschläge und Verhaltensstrategien wieder in Erinnerung, die mir meine Therapeutin gegeben hat.

Ich konnte mich wieder daran halten, versuchte sie erneut umzusetzen.

Heute geht es mir sehr gut. Seit vielen Wochen schon spüre, ja fühle ich direkt eine Stabilität in mir, die mir eine ungeheure Energie verleiht.

Vor allem aber hat mir geholfen erkannt zu haben, dass mich diese Krankheit wahrscheinlich nie mehr in meinem Leben verlassen wird, dass ich aber mit ihr leben kann. Ich musste mich arrangieren, natürlich, dadurch frisst sie mich aber nicht mehr auf.

Was mir ganz deutlich bewusst geworden ist, dass nur ich alleine dafür sorgen kann, dass es so bleibt. Medikamente können mich unterstützen indem sie mir die Stabilität geben das umsetzen zu können was ich in den vielen Therapien gelernt habe, aber sie können eine Änderung meines Verhaltens nicht auslösen.
Und dies wiederum nimmt mir die Angst vor der nächsten schlechten Phase, weil ich es in der Hand habe ob sie mich an den Rand der Verzweiflung bringt oder wieder auf den Weg der Besserung. Ich bestimme es wie weit ich sie zulasse, nicht die Krankheit bestimmt mich.

Das verleiht mir ein ungeheures Gefühl der FREIHEIT!

Habt den Mut weiter zu machen, gebt nicht auf, der lange, mühsame, steinige weite Weg lohnt sich, das kann ich euch sogar versprechen.

Es ist ein langes Posting ich weiß und ich hoffe, dass ich vermitteln konnte was mir am Herzen lag und ihr meine positive Energie fast selbst spüren könnt, nachdem ihr es gelesen habt.
wobadong

Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von wobadong »

Nun nach dem Tread, "ich kann wieder in den Spiegel schauen..." habe ich auch den "Mutmachtread" gefunden.
Ich bin froh von Dir Brigitte zu hören, dass es Dir nun nach so langer Zeit besser geht und Du mit der Depression und auch mit mehr Stabilität leben kannst.
Mir geht es im Moment nicht so gut, denn ich habe immer noch das Gefühl bei dem Stress heut zutage auch auf einer Halbtagsstelle nicht bestehen zu können.
Auch ist mein Antrag auf eine Reha im Dezember 2005 gestellt nicht bewilligt worden.
Da ich sonst so viel an Problemen hatte hatte ich nicht die Energie noch viele Wiedersprüche zu schreiben.
Nun hoffe ich trotzdem, dass alle Mut und Hoffnung haben.
Ich werde noch mal versuchen einen Antrag zur ambulanten Reha zu stellen in der Hoffnúng dass das klappen wird.
Sicher ist es einfacher eine ambulante Reha bewilligt zu bekommen.
Ich habe pro Jahr 3-7 Arbeitstage an denen ich lkrank geschrieben bin und dies oft an einigen verschiedenen Zeitpunkten.
Manchmal war ich so erschöpft, dass ich mich bei der Halbtagsstelle schon früh ins Bett legte um 16 Uhr und dann erst am nächsten Tag wieder aufstand.
Dies war im Herbst 2005 der Fall.

Da ich aber keine längeren Krankschreibungszeiten hatte, überlege ich mir auch oft, ob ich so schlechte Chancen habe mit der Reha.
Nun hoffe ich trotzdem dass es noch weitere Berichte gibt die Mut machen, wie der von Brigitte.

Selber habe ich keinen Fernseher, habe aber vor Kurzem gehört,dass im Fernsehen eine Sendung im Nachtkaffee gelaufen ist in der berichtet wurde, dass es manchen Menschen mit Depressionen erst nach 5-10 Jahren besser geht.
Dann besteht ja für viele von und und mir Wo ich ohne Heilung 4 JAhre Depressionen hatte doch noch Hoffnung auf Heilung oder wie Brigitte sagte eine Besserung mit besserer Lebensqualität
Herz
Beiträge: 51
Registriert: 29. Nov 2006, 20:39

Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von Herz »

Moin,
ich melde mich heute das erste Mal im Internet. Habe jahrelang nach Leuten gesucht, die ebenfalls an einer Depression erkrankt sind.
Ich habe mich durch Deine Gedanken sehr angesprochen gefühlt.
Auch ich habe nun seit 3 Jahren eine immer wiederkehrende Dpression mit Unruhezuständen und starken Konzentrationsschwächen.
Gott sei Dank habe ich gleich einen kompetenten Psychiater gefunden, der mich ambulant behandelte und in der Medikationsdosierung sehr experimentierfreudig war. Ebenfalls mit Mirtazapin.
Eine beruhigende Wiokung trat gleich auf. Der Einbruch kam natürlich auch.
Mitlerweile habe ich gelernt mit den Symptomen umzugehen.
Immer treten sie wieder auf. Sie machen mir aber nicht mehr diese große Angst.
Wenn die Panikattacke kommt, kann ich sie aushalten und laufe nicht mehr wie ein Huhn ohne Kopf durch die Gegend.
Sport hilft mir in den schlimmen Momenten am besten. Ich erfahre dann eine große Erleichterung der Symptome.
Ein ganzes Jahr war ich nahezu Symptomfrei.
Nun schleichen sich die ersten Anzeichen wieder an. Aber ich kann Ihnen nun entgegensehen und muss nicht mehr versuchen vor Ihnen zu flüchten.
Bis nun hatte ich noch keinen Kntakt zu jemandem der unter dieser Art der Depression leidet.
Deine Erfahrungen kann ich voll und ganz teilen und verstehen.
Es tut gut zu hören, dass ich kein Einzelfall bin.
Alle erwarten immer, dass Depressive in der Ecke sitzen und sich leid tun. Aber hier zeigt sich immer wieder, dass ein nicht Betroffener nicht nachvollziehen kann, was es heißt eine Depression zu haben.
In meinem Umfeld weiß fast niemand von meiner Erkrankung. Irgendwann habe ich gemerkt, dass mich die Mitmenschen, die darüber bescheid wußten ständig beobachteten und darauf warteten, dass ich mich anders als normal verhalte.
Mitlerweile bin ich wieder , auch nach längerer Babypause in meinen Beruf zurückgekehrt und habe sogar eine leitende Aufgabe erhalten.
Meine Depression ist, so weiß ich heute, aus einer nicht ausgefüllten Situatin entstanden, in der ich nicht gefordert war. Ich benötige immer neue Ziele, die ich angehen kann.
Längere Zeit der Langeweile und des Nichtausgelastet sein ziehen unweigerlich eine negative Schwankung nach sich.
So versuche ich immer gefordert zu sein. Dies bedeutete für Posiziven Streß. Dann geht es mir richtig gut.
mudgeraaba

Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von mudgeraaba »

Der Tread heißt ja Mutmachertread.
Nach anfänglichen Beiträgen bin ich wieder recht zurückhaltend geworden darin zu schreiben, da ich oft den Eindruck habe es geht mir genauso schlecht wie vor 3 Jahren.
Bei mir sind leider sehr viele Probleme vereint, die scheinbar sehr schwer zu lösen sind.
Darrüber schrieb ich zuletzt in dem Tread Psychotherapie, Rausschmiss und auch beschrieb ich dort ein paar Zeichen in der Psychotherapie, wobei ich nicht sicher bin ob ich sie als Besserung und Hoffnungsschimmer deuten kann.
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Es geht auch wieder aufwärts - der Mutmachthread!

Beitrag von Lioness »

Hallo Mudgerabaa,

dann möchte ich Dich herzlich bitten, für's erste nicht mehr in diesem Thread zu posten, da er ausschließlich positiven, mutmachenden Berichten vorbehalten ist.

Ein Auf und Ab gehört ja nun mal zu unserer Krankheit dazu.... und wie Du selbst schreibst, gibt es andere Stellen hier im Forum, an denen Du Deine jetzige Befindlichkeit schildern und Dir Zuspruch holen kannst.

Alles Gute
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
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