Mein Leben und ich

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Alannah
Beiträge: 23
Registriert: 17. Jan 2006, 19:43

Mein Leben und ich

Beitrag von Alannah »

Meine Kindheit war, im Gegensatz zu vielen anderen, sehr glücklich, ich habe mich geborgen gefühlt und wurde geliebt. Je älter ich wurde, desto mehr verlor ich diese Geborgenheit und wurde in die böse Erwachsenenwelt hinausgestoßen. Trotzdem konnte ich mein Leben einigermaßen genießen, es gab immer wieder Dinge, die mir viel Freude machten. Ich ging sehr gerne in die Schule, war voller Träume und Hoffnungen. Als ich Abi machte, spürte ich, daß das der Höhepunkt meines Lebens sein würde. Irgendwie hab ich geahnt, daß es danach nur noch bergab gehen würde. Ich begann zu studieren, was anfangs auch okay war, auch wenn es oft schwer für mich war. In den nachfolgenden Jahren zog meine Familie weg, so daß ich eine eigene Wohnung bezog. Zu der Zeit rutschte ich langsam in eine Depression rein. Ich ließ meine Wohnung verwahrlosen, bis ich es endlich schaffte, in eine WG zu ziehen. Dadurch besserte es sich etwas, allerdings ging es mir immer noch nicht gut. Seit 3 Jahren habe ich keine wirkliche Freude mehr am Leben: Ich bin im Studium total unmotiviert, mache nur das allernötigste (was sich auch in den Noten zeigt), ich habe meine alten Hobbys verloren (z.B. das Lesen, was ich früher so geliebt habe), ich fühle mich total einsam und habe meine ganzen Träume und Hoffnungen verloren. Irgendwie bin ich nicht mehr derselbe Mensch wie früher, sondern nur noch eine Hülle, die irgendwie funktioniert. Seit 3 Jahren warte ich darauf, daß es mir wieder besser geht, aber es tut sich nichts.
Bei einem Psychiater war ich natürlich auch schon, der mir Antidepressiva verschrieb, die ich schon knapp 3 Jahre nehme und dir mir insofern geholfen haben, daß ich nicht mehr in Tiefs fiel. Allerdings hatte ich auch keine Hochs mehr, sondern fühlte überhaupt nichts mehr. Da diese Gefühlslosigkeit auch kein Leben ist, habe ich die Dosis irgendwann langsam wieder reduziert, so daß ich jetzt wenigstens hier sitzen und heulen kann, anstatt gar nichts zu fühlen. Ein paar Monate war ich in Therapie, was mir aber auch nichts brachte.
Ich möchte so gerne wieder die alte werden, die ich früher war, und die ihr Leben genießen konnte (auch wenn sich damals schon Anzeichen zeigten). Ich möchte nicht mehr in einer chaotischen Wohnung leben, den Tag vergammeln, ohne was sinnvolles zu tun, und wieder Hoffnungen und Träume haben. Aber wie komme ich bloß dorthin? Ich weiß nicht mal wirklich, was der Grund für meinen Zustand ist. Ist es die Einsamkeit? Oder bin ich einfach so veranlagt? Wird das überhaupt jemals wieder besser? Ich kann doch nicht den Rest meines Lebens so vor mich hinexistieren! Und mein Studium leidet auch darunter.
Heute war zum Beispiel ein typischer Tag: Ich habe Stunden vor dem Computer verbracht und aus Langeweile rumgesurft, dazwischen mal eine DVD geguckt, etwas gegessen. Im Prinzip bin ich in einem Wartezustand, ich warte auf irgendetwas, und weiß nicht auf was. Währenddessen häufen sich meine Aufgaben an, Protokolle müssen geschrieben werden (teilweise schon seit 2 Jahren!!), meine Wohnung hat dringend einen Putz nötig, ich müßte Behördengänge erledigen, usw. Aber ich mache nichts, warte nur darauf, daß die Zeit vergeht. Seit 3 Jahren...

Alannah
nesb069
Beiträge: 9
Registriert: 8. Nov 2006, 10:52

Re: Mein Leben und ich

Beitrag von nesb069 »

Hallo Alannah,

als ich Deine Zeilen las, hatte ich das Gefühl einen Spiegel vorgehalten zu bekommen. Mein Leben verlief fast genauso, nur dass ich bereits einen Job habe und eigentlich da versuchen will, weiter zu kommen. Auch seit fast 3 Jahren habe ich diese Durchhänger und während dieser Zeit ist mir alles egal: Job, Wohnung, Freunde ect. Zwischenzeitlich ging es mal ein wenig besser, da hatte ich auch eine Beziehung. Aber diese floppte so richtig und jetzt häng ich auch wieder herum. Ich weiss diese Worte sind auch nicht super aufbauend, aber ich wollte Dir nur zeigen, dass es mir ähnlich geht. Und dann steht da immer das grosse WARUM?. Zur Zeit geht es mir etwas besser, auch weil diese Forum gefunden habe und sehe, ich stehe nicht alleine da. Will jetzt mal wieder mein Leben ordnen, aber in ganz kleinen Schritten. Riesengroße bringen nichts, damit bin ich schon wieder zum Scheitern verurteilt. Bezüglich Therapie bin ich auch immer hin und her gerissen; kann mich nicht entscheiden. Und eins hab ich mir auch geschworen: nur für das Heute zu leben. Das Gestern ist vorbei und das Morgen zu weit weg. Also lass den Kopf nicht hängen. Ich schick Dir positive Gedanken herüber.
Grüsse Silke
Alannah
Beiträge: 23
Registriert: 17. Jan 2006, 19:43

Re: Mein Leben und ich

Beitrag von Alannah »

Hallo Silke!

Danke für deine Antwort! Habe mich gefreut, daß ich eine Antwort bekommen habe, ich hab mich schon gefragt, warum mir niemand schreibt. Aber vermutlich wissen die anderen auch nicht, was sie mir raten sollen.
Hast du den Eindruck, daß dir eine Beziehung hilft, dich besser zu fühlen? Ich frag mich nämlich, ob die Einsamkeit der Grund ist, daß es mir so schlecht geht, oder ob das andere Gründe sind, oder alles zusammen.
Das verrückte ist ja, rein objektiv gesehen gehts mir gut!

Lieben Gruß
Alannah
Onkel_Albert
Beiträge: 52
Registriert: 11. Nov 2005, 07:29

Re: Mein Leben und ich

Beitrag von Onkel_Albert »

Liebe Alannah,

in diesem Forum haben die Streitthemen immer sehr viel mehr Resonanz
als die nachdenklichen ...

Jetzt aber mal ein paar Gedanken zu deinen Fragen -
ob es Ratschläge sind, musst du selbst beurteilen.

Grüble nicht über die Gründe für deinen Zustand nach -
vielleicht gibt es wirklich keine.

Medikamente können bei einer Depression helfen, aber sie können sie nicht beseitigen.

War dein Leben früher wirklich unbeschwert? Du zweifelst das ja selbst an.
Versuche, dir schöne Dinge zu vergegenwärtigen, als Ansporn.
Aber du willst nicht wirklich die Zeit zurückdrehen.

Eine Partnerschaft kann helfen. Aber der Partner sollte "eingeweiht" werden.
Vor allem sollte der Alltag genügend Rückzugsmöglichkeiten in jeder Hinsicht bieten.

Und, wie Silke schon sagte:
Mit ganz kleinen Schritten anfangen.
Damit kommt man weiter als mit einem, der sich dann doch als zu groß herausstellt.
(Vielleicht kennst du Beppo Straßenkehrer aus "Momo"?)


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Ein jegliches hat seine Zeit,

und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde ...

(Prediger Salomo)
Alannah
Beiträge: 23
Registriert: 17. Jan 2006, 19:43

Re: Mein Leben und ich

Beitrag von Alannah »

Hallo Keinstein!

Danke für die Antwort!
Ja, vielleicht ist es wirklich falsch, über die Gründe nachzugrübeln. Denn wenn ich die Gründe weiß, heißt das nicht automatisch, daß ich da wieder rauskomme.
In kleinen Schritten habe ich öfters mal versucht, aber das ist so verdammt schwer. Ich gerate da immer wieder in die Stimmung, daß mir alles egal ist. Mir fehlt total die Motivation, irgendetwas in Angriff zu nehmen. Ich weiß nicht, WOFÜR ich mich eigentlich so anstrengen soll. Für das Leben? Das ist schwer, wenn man so hoffnungslos lebt.
Und Momo kenne ich, ich liebe diese Geschichte!
Wenn ich jetzt glücklich wäre, würde ich mich vielleicht nicht nach der Kindheit zurücksehnen. Aber momentan ist sie nun mal die glücklichste Zeit in meinem Leben, was danach kommt, kann damit nicht mehr mithalten. Mich würde echt mal interessieren, ob es andere genauso sehen?
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