Professionalitaet des Arztes? Wie feststellen?

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Tournesol
Beiträge: 9
Registriert: 6. Nov 2006, 08:59

Professionalitaet des Arztes? Wie feststellen?

Beitrag von Tournesol »

Hallo,
bisher habe ich immer nur mitgelesen, ich habe auch mir erst selbst vor kurzem engestanden, dass ich depressiv bin, habe es immer verleugnet und verdraengt. Wenn ich funktionieren sollte, dann konnte ich das bisher immer sehr gut, bis einige Ereignisse in letzter Zeit mir gezeigt haben, dass es eben doch nicht mehr geht. Nun habe ich mich endlich dazu ueberwunden, aerztliche hilfe aufzusuchen und einen Therapeuten kontaktiert, per e-mail. Er hat mir auch sehr freudnlich persoenlich geantwortet, und meinte ich solle einen Termin mit den Arzthelfern vereinbaren, zuvor solle ich ihm meine Telefonnummer mitteilen, dann koennte er schon einiges am telefon besprechen. mir erscheint das etwas unprofessionell, da er diese telefonberatung ja unverbindlich macht und nicht sicher gehen kann, ob ich danach ueberhaupt komme, so dass er fuer diese Muehe gar kein Honorar kassieren wuerde. Handelt dieser Arzt denn hier richtig, wenn er mir sowas anbietet? (Ich schaetze es ja wirklich, dass er so nett ist, aber mir ist wichtig, dass ich nicht nur an einen netten Arzt gerate, sondern in erster Linie an einen kompetenten ). Wie kann ich feststellen ob er wirklich professionell handelt?Ich hab sowieso unglaubliche Angst dort hinzugehen, was mit meinen sozialen Aengsten zusammenhaengt.
Vielleicht hat er das angeboten, weil sich meine geschilderten Probleme so schrecklich angehoert haben? Oder bin ich mal wieder am Fantasieren in meiner Negativ-Welt dieser Depri-Phase???
es war eine Riesenueberwindung fuer mich ueberhaupt aerztliche Hilfe zu suchen und nun versuche ich mich durch mein Misstrauen mal wieder davor zu druecken, oder ist an meinen Zweifeln doch was dran?
Danke erstmal fuers Lesen dieser eigentlich unnoetigen Mail (sorry, es war meine erste hier) und waere euch dankbar um eine objektive Meinung,
Sinni
balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: Professionalitaet des Arztes? Wie feststellen?

Beitrag von balduin.cruchot »

Hallo Sinni, keine Sorge, Deine Mail ist nicht überflüssiger, als alle anderen hier im Forum
Der Arzt, mit dem Du Kontakt aufgenommen hat, scheint genau zu wissen, was bei Dir los ist (ist auch kein Wunder, denn Du bist kein Einzelfall, wie Du hier im Forum vielleicht schon gemerkt hast - diese Ängste, anderen auf die Nerven zu gehen mit den eigenen Sorgen sind typisch für Depris.)Nett also, dass er auf Dich eingeht. Ob das nun unprofessionell ist, darüber kann man sicher streiten. Sagen wir mal so, viele Psychiater sind derart überfüllt, dass sie es wahrscheinlich nicht so machen würden, aber das heißt nicht, dass Deiner ein schlechter ist!
Prinzipiell finde ich wichtig, dass es ein Facharzt für Psychiatrie und/oder Neurologie ist. Wenn er zusätzlich noch die Bezeichnung "Psychotherapie" führt, heißt das, dass er sich auch damit auskennt und Dich diesbezüglich gut beraten kann. Und wenn Du keine persönliche Empfehlung für einen bestimmten Arzt hast, dann musst Du einfach ausprobieren. Denn neben der Professionalität kommt es vor allem auch darauf an, dass DU - und nur DU! - mit dem Arzt gut reden und Dich ihm anvertrauen kannst. Und das kannst Du bei einem Telefonat vielleicht ganz gut ausprobieren. Ich würde es an Deiner Stelle einfach mal probieren, grade wenn Deine Ängste zur Zeit noch so groß sind, ist Dir doch ein Telefonat am Anfang wahrscheinlich lieber, als ein persönliches Gespräch! Und wenn Du Dich dann nicht gut aufgehoben fühlst, brauchst Du nie wieder anzurufen oder hinzugehen - fertig aus! Viel Glück und Mut wünscht
Anke
seppibabs

Re: Professionalitaet des Arztes? Wie feststellen?

Beitrag von seppibabs »

hallo sinni,
also erstmal vorweg: unsinnige mails lesen sich anders und gibt es in diesem forum wohl kaum. es ist schon ein paar jahre her, dass ich endlich den mut nahm, ärztliche hilfe in anspruch zu nehem. bei der terminabsprache im vorzimmer muss man mir meine verzweiflung wohl angemerkt haben. jedenfalls rief mich der arzt einige minuten später zurück und fragte mich, ob mir zunächst ein telefonat helfen würde. ich war erstmal erstaunt und sprachlos, willigte aber ein und bekam direkt noch am nächsten tag einen termin zu einem persönlichen gespräch. der arzt gehört zu einer großen neurologischen praxis. im nachhinein kann ich sagen, dass ich mich vom ersten moment an, auch schon beim telefonat, ernst genommen gefühlt habe und der gang in die praxis dann umso leichter fiel. und ob ein arzt jetzt professionell ist oder nicht, die hauptsache ist doch erstmal, dass man sich verstanden fühlt, dass man vertrauen hat und man das gefühl vermittelt bekommt, auf dem richtigen weg zu sein. alles andere findet sich dann...
hoffe, ich konnte dir ein wenig deine angst nehmen.
lieben gruß barbarella
Tournesol
Beiträge: 9
Registriert: 6. Nov 2006, 08:59

Re: Professionalitaet des Arztes? Wie feststellen?

Beitrag von Tournesol »

Ihr Lieben,
danke fuer eure unterstuetzenden und aufmunternden Worte. Das hilft mir echt so sehr, zu wissen, dass es noch anderen so geht und dass ich nicht ganz abnormal bin (leider bin ich aus dem Elternhaus gewohnt, psychische Krankheit mir Verrueckheit gleichzusetzen und es ist mir daher unheimlich schwer gefallen, mir einzugestehen, dass ich Hilfe brauche).
Da ich privat versichert bin, bin ich jetzt etwas unschluessig ueber den Weg der Beantragung (habe auch Hemmungen die Krankenkasse anzurufen und zu fragen. Was soll ich sagen, "Ich bin depressiv und brauche eine Psychotherapie?" Meine Gedankenspirale hat sich gestern abend so weit gedreht, dass ich es schon sein lassen wollte und weiter so leben, aus Angst mich bloss zu stellen (warum sind mir andere immer wichtiger als ich mir selbst). Ausserdem koennte ich die Kosten der Therapie nie selbst tragen, weil ich momentan finanziell nicht so viel aufbringen kann. Kann mir jemand sagen, wie das ablaueft?
Dieser Arzt, den ich kontaktiert habe, schweigt auch seitdem ich geschrieben habe, dass ich die Kosten fuer die Behandlung momentan nicht selbst tragen kann und erst einen Antrag stellen muss (ich habe ihn natuerlich nur per mail kontaktiert, ein Anruf waere fuer mich unmoeglich).
Alles ist so konfus, vor allem ich in meinem Kopf.
Ja, ich glaube auch, dass das wichtigste die faehigkeit eines Arztes ist zuzuhoeren, aber professionell zu handeln und die richtige Therapie anzuwenden ist doch genauso wichtig, oder? Ich habe Angst, nur mit Medikamenten vollgepunpt zu werden und dass so meine probleme und Vergangenheit einfach nicht beachtet werden. Woher soll ich selbst wissen, was ich will? Nur, dass ich endlich in mir drinnen aufraeumen muss und dass mir jemand zeigt, wo ich anfangen muss.
Danke, dass ihr da seid und mir zuhoert.
Sinni

Le fleur de tournesol se tourne toujours vers le soleil, deteste le sombre, comme moi. Mais moi, je suis dans un trou profond et tout noir. Comment en sortir pour voir le soleil et la vie dehors?
balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: Professionalitaet des Arztes? Wie feststellen?

Beitrag von balduin.cruchot »

Hallo Sinni, ich versteh das nicht ganz - wieso musst Du die Kosten für den Arztbesuch selbst zahlen? Die private KK übernimmt doch die Arztkosten genauso, wie die gesetzliche?! Und was die Psychotherapie angeht, da sind die ersten 5 Sitzungen sowieso von der Kasse zu zahlen. Erst, wenn es darüber hinaus geht (was natürlich meistens der Fall ist, wenn man sich für eine PT Entscheidet) muss die KK den Antrag genehmigen. Aber auch damit hast Du in der Regel gar nix zu tun, das machen Arzt, Psychotherapeut und KK unter sich aus.
Ich verstehe Deine Ängste sehr gut, ging mir früher auch so. Inzwischen habe ich die Erfahrung gemacht, dass für Ärzte, Arzthelfer und Krankenkassen die Depression ein ganz normales Thema ist. Selbst WENN Du also bei Deiner Krankenkasse anrufen wolltest (was Du nicht musst), ist das für die genauso, wie wenn Du sagst, Du hattest einen Bandscheibenvorfall und brauchst eine Reha. Das ist für die ein Fall, und der hat eine Nummer, und fertig. Alles gute
Anke
Tournesol
Beiträge: 9
Registriert: 6. Nov 2006, 08:59

Re: Professionalitaet des Arztes? Wie feststellen?

Beitrag von Tournesol »

Hallo Anke,
vielen Dank fuer deine Antwort. Ich bin mir selbst momentan nicht im Klaren was Realitaet ist und was nicht. Mache mir nur Sorgen, dass die private krankenversicherung (ich lebe im Ausland muss ich noch dazu sagen) die Therapie nihct bezahlen wird, wenn ich einen Antrag stelle. Denn soweit ich weiss, stellt man einen Antrag und laesst sich parallel dazu schon behandeln ohne zu wissen, ob dem Antrag dann auch stattgegeben wird.
Es tut so gut zu wissen, dass es jemandem aehnlich geht in solch einer Situation. Mit der Krankenkasse hast du wahrscheinlich recht, dass man nur ein anonymer Fall unter Tausenden ist. Aber du kennst bestimmt auch diese irrationale Angst "erkannt" und als verrueckt abgestempelt zu werden. besonders wenn man sich schon immer mehr an den Vorstellungen und dem potentiellen Denken anderer ueber einen orientiert hat als an den eigenen Wuenschen.
Liebe Anke, ich hab einfach Schiss, dass ich nicht mehr weg komme von den Depressionen, ich glaube sie sind ein teil meiner Persoenlichkeit, vielleicht daher nie zu ueberwinden. in einem starken Moment werde ich es trotzdem versuchen und einfach einen Antrag stellen, Termin vereinbaren und ins kalte Wasser springen. Handeln ohne zu denken, ausnahmsweise mal.
Wie laeuft denn eine solche Beantragung ab? Muss der Arzt erst eine Diagnose aufschreiben mit Therapieplan, die dann an die Krankenkasse geschickt wird? Und was ist, wenn die dann ablehnt?
Danke fuer Deine Hilfe, bestimmt hast du selbst schon genug mit dir zu tun. Dir alles Gute,
Sinni
ils_pixent9
Beiträge: 1149
Registriert: 6. Jul 2006, 21:37
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Re: Professionalitaet des Arztes? Wie feststellen?

Beitrag von ils_pixent9 »

Liebe Sinni,
die Sache ist eigentlich ganz einfach: du mußt nur den behandelnden Arzt fragen, ob er die Berechtigung dazu hat, bei der Kasse abzurechnen ( die wird er sicher haben weil er Arzt ist, bei Psychologen ist das anders) wieviele Sitzungen von der Kasse bezahlt werden bevor der Antrag bearbeitet wurde.
Es hängt dann vom Arzt ab wie schnell er den Antrag stellt aber im allgemeinen werden die Anträge innerhalb von drei oder vier Wochen bearbeitet.

Deckt die kk deine vollen Kosten oder kommt dafür noch ein anderer Kostenträger auf? Wenn du beamtet bist, bekommst du ja auch noch Beihilfe. Die Beihilfe richtet sich aber danach ob der Antrag von der Krankenkasse genehmigt wird.

Kannst du nicht auch an die Krankenkasse schreiben?

Lieben Gruß Gret
Tournesol
Beiträge: 9
Registriert: 6. Nov 2006, 08:59

Re: Professionalitaet des Arztes? Wie feststellen?

Beitrag von Tournesol »

Liebe Grete,
ich bin ir nicht sicher, ob das so einfach ist, da ich im Ausland lebe und in Deutschland bei der DKV versichert bin. Da muss ich eigentlich selbst abrechnen. Versuche mich mal bei der Krankenkasse schlau zu machen, welche Bedingungen ein Arzt erfuellen muss.
Danke fuer deine Antwort,
Sinni
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Professionalitaet des Arztes? Wie feststellen?

Beitrag von Lioness »

Hallo Sinni,

ich kann mich einigen meiner VorposterInnen nur anschließen. Es wird nichts passieren, wenn Du bei Deiner Krankenkasse nachfragst, wie das Prozedere bei der Beantragung einer Psychotherapie ist. Hier wurde der normale Weg bei der gesetzlichen KK beschrieben - ob der bei einer privaten KK genauso ist, weiß ich nicht.

Und selbstverständlich - sorry, Gret - können auch Psychologen mit der KK abrechnen, wenn sie eine Approbation haben. Oft ist es sogar so, dass sie nicht die Kassenzulassung für die Gesetzliche haben, aber mit privaten Kassen abrechnen können.

Ich würde denken, bei der KK anzurufen - und ich weiß, wie schwer einem derartige Dinge in der Depression fallen können! - ist gegenüber der Unsicherheit, die Dich momentan aufwühlt, das kleinere Übel. Und es ist ja wirklich so - auch psychische Krankheiten wie die Depression sind ganz "normal", nichts anrüchiges und für die KK-Sachbearbeiter das täglich Brot bei rund 4 Millionen Erkrankten, Tendenz steigend.

Also nur Mut! Vielleicht magst Du Dir vorher aufschreiben, was genau Du sagen/fragen willst, und übst es "trocken" mehrfach. Überlege Dir, womit Du Dich nach dem erfolgreichen Anruf belohnen könntest. Kannst Du eine Freundin bitten, beim Anruf neben Dir zu sitzen und "Händchen" zu halten? Oder, wenn es wirklich nicht geht, sie an Deiner Stelle anrufen zu lassen?

Und nochmal: Es ist völlig in Ordnung und Dein gutes Recht, eine Psychotherapie in Anspruch nehmen zu wollen!

Alles Gute
Lioness



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