Bin ich depressiv?

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Radfahrer
Beiträge: 5
Registriert: 14. Okt 2006, 14:36

Bin ich depressiv?

Beitrag von Radfahrer »

Hallo,
ich bin heute durch Zufall auf dieses Forum hier gestoßen und möchte mich kurz vorstellen:
33 Jahre, ledig, mache viel Sport und stand bis vor Kurzem noch "mitten im Leben".

Vor 7 Wochen hatte ich auf dem Weg zur Arbeit einen Unfall mit dem Fahrrad. Ich hatte eine Gehirnerschütterung und einen Schlüsselbeinbruch. Mit der Gehirnerschütterung hatte ich keine Probleme und wurde schnell aus dem Krankenhaus entlassen.
Etwa eine Woche später hatte ich Nachts rasende Kopfschmerzen. Von dem Tag an hätte ich jeden Tag 14 Stunden schlafen können, ich war nur noch müde. Ich wurde auf alle Arten von Gehirnschädigung untersucht, es wurde nichts gefunden. Zu den Kopfschmerzen kamen dann im Laufe der Zeit Verwirrtheit und Vergesslichkeit dazu. Ich begann plötzlich immer im "Kreis zu denken" und konnte nicht mehr abschalten.

Letzte Woche wurde ich trotz der Kopfschmerzen und der Verwirrtheit wieder gesundgeschrieben (Schlüsselbein verheilt). Am ersten Tag auf der Arbeit war mir alles fremd, ich hatte Schwierigkeiten mich zu konzentrieren und bin nur schlecht klargekommen (ich arbeite seit 11 Jahren in dem Betrieb als Elektriker, habe sehr nette Kollegen und gehe gerne dorthin).
Letzten Freitag ist es dann passiert: Mitten bei der Arbeit ist mein Gehirn wie stehengeblieben, ich habe nur noch gezittert. Ich bin dann sofort ins Krankenhaus gekommen, und die konnten natürlich nichts feststellen. Im Abschlußbericht wird eine psychatrische Behandlung empfohlen.

Jetzt sitze ich hier und weiss nicht wie es weitergeht. Ich kann überhaupt nicht mehr aufhören mit dem negativen Denken, bin verwirrt und habe Angst. Im Moment bin ich nicht mehr "ich". Ich komme mit der Situation nicht klar und habe Panik. Es gibt in meinen Augen keinen Grund für eine Depression, ich war immer zufrieden und glücklich. Und jetzt bin ich ein ganz anderer Mensch...

Über eure Meinung würde ich mich freuen,
vielen Dank
Radfahrer
schatzi
Beiträge: 761
Registriert: 28. Sep 2006, 20:28

Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von schatzi »

Hallo,

Facharzt für Neurologie aufsuchen und MRT machen lassen.
Hier können sofort durch den Unfall bedingte Folgen ausgeschlossen werden.
Sehr wahrscheinlich hat Dich Dein Radunfall mehr unbewußt geschockt und erschrocken. Bin auch aktiver Radfahrer, hatte einen Unfall mit Schlüsselbeinbruch ohne Hirnerschütterung dank Schutzhelm. Auf jeden Fall weiter Radfahren und neurologische Untersuchung einleiten.

Grüße

bohneberger
Radfahrer
Beiträge: 5
Registriert: 14. Okt 2006, 14:36

Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von Radfahrer »

Hallo, danke für deine Antwort.

Neurologisch bin ich bereits auf Alles untersucht worden, inklusive mrt, Hirnwasseruntersuchung etc.
Es wurde nichts gefunden, ich bin "gesund".

Gruß Radfahrer
schatzi
Beiträge: 761
Registriert: 28. Sep 2006, 20:28

Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von schatzi »

Nun gut. Damit sich ein Zustand nicht chronifiziert, würde ich einen niedergelassenen Facharzt für Neurologie aufsuchen und diese Situation ausführlich schildern. Nur dieser Arzt kann andere Diagnosen stellen, die evtl. ausgelöst durch diesen Unfall im Zusammenhang stehen könnten.
Alles andere bleiben Vermutungen durch die ich mich nicht verunsichern lassen würde.
Um Wartezeiten von mehr als 4-6 Wochen je nach Wohnort zu umgehen, würde ich mir eine Praxis heraussuchen, die an 2 oder 3 Tagen in der Woche freie Sprechstunden anbieten.
Andere Möglichkeit sind die Universitätskliniken, die ebenfalls ambulante Sprechstunden anbieten und sogar falls notwendig Therapien im eigenen Hause durchführen.

Bleib auf dem Rad.

Grüße

bohneberger
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Lev,

wie ist denn der Unfall abgelaufen? Gab es eine Art Schockerlebnis bei Dir? Ich frage, weil Deine Beschwerden ja kurz nach dem Unfall aufgetreten sind, so daß es sich möglicherweise auch um eine psychische Unfallfolge handeln könnte, z.B. um eine posttraumatische Belastungsstörung, die gut behandelbar ist. Auch ein Unfall kann nämlich ein psychisches Trauma bewirken. Infos gibts hier:
www.fifap.de (vor allem unter: Infos für Betroffene)

In jedem Fall würde ich mal einen Facharzt/ärztin für Psychiatrie aufsuchen, falls Du das noch nicht getan hast.

Viele Grüße,
Regenwolke
Leopard
Beiträge: 41
Registriert: 23. Mär 2006, 14:53

Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von Leopard »

Hallo

Ständige negative gedanken, die sich fast nicht kontrollieren lassen sind ein typisches Zeichen von depression. Wird aber in der regel begleitet von anderen symptomen wie z.B. schlafstörungen, konzentrationsschwierigkeiten, niedergeschlagenheit, antriebslosigkeit, müdigkeit...
Natürlich muss ein arzt klären ob du depressionen hast. Es gibt übrigens auch leute, die ohne ersichtlichen grund an depressionen leiden.
Radfahrer
Beiträge: 5
Registriert: 14. Okt 2006, 14:36

Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von Radfahrer »

Danke für eure Antworten.
An den Unfall kann ich mich nicht erinnern, obwohl ich laut Aussage der Polizei/Sanitäter nicht bewusstlos war. Mir feht etwa eine dreiviertel Stunde.
Gestern war ich so neben der Spur, dass mein Vater mich zum Notarzt gefahren hat. Da bekam ich was zur beruhigung.
Ich stehe total neben mir, bringe teils einfachtste Sachen nicht fertig. Ich habe nur noch Angst.

Morgen werde ich zum Hausarzt gehen, es muss etwas passieren so geht es nicht weiter.

Danke und Gruß
Lev
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von Regenwolke »

Lieber Lev,

nochmal meine Empfehlung, guck Dir den Link mit den Traumasymptomen, den ich oben reingestellt habe, mal an. Ich will jetzt nicht die Pferde Scheu machen, aber gerade, daß dir - obwohl Du nicht bewußtlos warst - die Erinnerung an den Unfall fehlt, kann auf traumatisches Erleben hindeuten. Und möglicherweise kennt Dein Hausarzt sich damit nicht speziell aus, deshalb mein Tip, mal selbst ein bißchen zu recherchieren und zu gucken, ob Du Dich in den Beschreibungen wiedererkennst.

Auf jeden Fall alles Gute,
Regenwolke
Radfahrer
Beiträge: 5
Registriert: 14. Okt 2006, 14:36

Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von Radfahrer »

Vielen Dank für eure Antworten.
Am nächsten Mittwoch habe ich einen Termin in einer Klinik für Psychatrie und Psychotherapie. Jetzt bin ich erstmal ein wenig beruhigt, es geht vorwärts.
Gruß Radfahrer.
Leopard
Beiträge: 41
Registriert: 23. Mär 2006, 14:53

Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von Leopard »

Würde mich interessieren, was die psycho-docs feststellen. Halt uns auf dem laufendem!
Radfahrer
Beiträge: 5
Registriert: 14. Okt 2006, 14:36

Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von Radfahrer »

Hallo, ich melde mich jetzt mal wieder.
Seit 2 Wochen bin ich jetzt stationär in Behandlung. Anfangs bin ich mit Zyprexa und Truxal behandelt worden. Davon bin ich zumindest etwas ruhiger geworden. Jetzt bekomme ich seit letzten Montag Trevilor. Davon werde ich sehr müde, aber das dauernde Grübeln ist weniger geworden. Eventuell kann ich nächste Woche teilstationärer Patient werden.
Ich werde euch weiter auf dem Laufenden halten,
danke und Gruß vom Radfahrer
nightmare
Beiträge: 10
Registriert: 4. Nov 2006, 00:10
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Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von nightmare »

ich kenne so ziemlich alle symptome die du beschrieben hast...bei meinem psychologen wurde das "grübelzwang" genannt das dauernde im kreis denken, die kopfschmerzen....ich würde dir auf jeden fall raten einen psychologen aufzusuchen denn so wie sich das anhört ist es wirklich ein psychisches problem.
alles gute!
vlg franzi
"Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen."
nightmare
Beiträge: 10
Registriert: 4. Nov 2006, 00:10
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Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von nightmare »

hab nur deinen ersten beitrat gelesen *schäm*
naja jetz wo ich die anderen auch gelesen hab...kommst du gut damit zurecht solche medikamente zu nehmen?
ich musste auch mal welche nehmen allerdings etwas andere und naja ich habs kaum ausgehalten...bist du nur bei psychatern oder auch bei psychologen? das is nämlich ein sehr großer unterschied! und falls du nur bei psychatern bist rate ich dir auch mit einem psychologen zu reden...
vlg franzi
"Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen."
Kirsche69
Beiträge: 18
Registriert: 2. Nov 2006, 20:11

Re: Bin ich depressiv?

Beitrag von Kirsche69 »

Hallo Lev,
du bist auf dem richtigem Weg, ich bin stark Traumatisiert und war vor einem Jahr in einer Klinik auf der Traumastation.
Posttraumatische Belastungsstörungen sind nicht zu unterschätzen.
Wenn das aber dein einziges Trauma ist so wie es scheint, hast du gute chancen schnell wieder Gesund zu werden.
Ich wünsche dir viel Glück.
Mone
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