Vorstellung

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SchwarzeDame
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Vorstellung

Beitrag von SchwarzeDame »

Liebe Community,

ob ich mehr lesen oder mich aktiv beteiligen werde, weiß ich noch nicht, möchte mich erst einmal vorstellen bzw. begründen, was mich hat hier registrieren lassen.

In 2004 war ich ausgebrannt. Vor lauter Angst depressiv zu werden (ich war's schon, hab mich aber gewehrt gegen diese Erkenntnis, bis es nicht mehr anders ging), hatte ich zwischen 2002 und 2004 hektische Betriebsamkeit an den Tag gelegt, nach dem Motto "Wäre ich depressiv, könnte ich mich zu nichts mehr aufraffen."

Es war schließlich die körperliche Symptomatik, die mich niedergestreckt hatte: innere Unruhe (Getriebensein), wodurch ich schlecht schlafen und schon gar nicht durchschlafen konnte, nahezu Dauerkopfschmerz ... ich gestand mir endlich zu "nicht mehr zu können." Beendete alles, was ich angefangen hatte, um mir "nicht depressiv" vorzugaukeln, auch eine Beziehung musste sterben, ... Das alles ist nun einerseits lange her, andererseits krebse ich immer noch herum. Es ist so eine Untergrundströmung vorhanden. Lustlosigkeit, Antriebslosigkeit, das Bestreben Erwartungen/Wünsche herunterzuschrauben, als Enttäuschungsprophylaxe und auch im Hinterkopf "Wenn mein Kind auf eigenen Füßen steht, darf es mit mir gern vorbei sein. Nicht wissen, wozu ich lebe, mich selbst fast völlig überflüssig finden. Kaum Interessen, kaum Hobbies.

Ich kann sagen, dass ich funktioniere: gehe Arbeiten und werde den Tätigkeiten gut gerecht, und ich sehe zu, dass mein Kind nix von meiner "Ich will nicht mehr"-Verfassung mitkriegt, kann sogar blödeln mit ihm. Ich verberge meine Befindlichkeit, denn was können andere dafür, damit muss ich alleine klar kommen.

Es ist auch nicht so, dass ich jeden Tag schwer nehme, aber immer wieder Phasen, wo ich dann auch alles außer Kind und Arbeit vernachlässige, weil mir das Leben, und das, was das Leben von mir will, zu viel ist. Wäre ich allein, gönnte ich mir Durchhängen bis ich dessen überdrüssig wäre.

Ich würde, wenn ich könnte gern eine Therapie machen, aber in dieser Hinsicht ist meine private KV schwach, und mir fehlt das Geld, mir eine richtige Therapie zu leisten. Ich muss das so schaffen, wieder hoch zu kommen. Vielleicht kann mir das Forum auch dabei helfen.

Gruß
SD
Denker
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Re: Vorstellung

Beitrag von Denker »

Hallo schwarze Dame,
willkommen im Forum. Ja, eine Therapie wäre wohl das Beste! Wenn es wirklich nicht geht, kannst du vielleicht mit guten Büchern ein wenig Selbsttherapie betreiben. Mein Favorit ist:
J. Giger-Bütler: Sie haben es doch gut gemeint.
Daneben bleibt immer noch die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung der Depression. Informiere dich doch mal ein wenig über die modernen Antidepressiva.
Gruß
Denker
SchwarzeDame
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Re: Vorstellung

Beitrag von SchwarzeDame »

Danke Denker,

für Deine Antwort

Gemessen an 2004 geht es mir heute schon erheblich anders und zum Glück ist sie auch nicht täglich da diese Stimmung "Ich mag nicht mehr", von daher hoffe ich, dass ich mir weiter selbst helfen kann.

Danke für den Buchtip.

Gruß
SD
a.w.
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Re: Vorstellung

Beitrag von a.w. »

Hallo Schwarze Dame,
ob Du nun passiv oder aktiv in diesem Forum tätig sein wirst ist egel, finde ich.
Wichtig ist, dass Du da bist und Dich hier umschaust. Vielleicht entwickelt sich etwas....
Herzlich willkommen.
Grüße von Janina
Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens. Mach was draus !!
Wladimir
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Re: Vorstellung

Beitrag von Wladimir »

SchwarzeDame
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Re: Vorstellung

Beitrag von SchwarzeDame »

Danke Janina,

ich hoffe, dass ich da raus komme, mich überfordert (auch mit mir selbst) zu fühlen.

LG
SD
Guitaranderl

Re: Vorstellung

Beitrag von Guitaranderl »

>in dieser Hinsicht ist meine private KV schwach

Hallo!
Hab gerade Uriah Heep´s "lady in black" im Ohr... hihihi.
Sag, was bedeutet "schwach" im obigen Satz?

Grüße
Andreas
SchwarzeDame
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Re: Vorstellung

Beitrag von SchwarzeDame »

Grüß Dich Andreas,

"schwach" bedeutet für Therapie werden 20 Std. übernommen.

"Lady in Black" ist schön ... "She comes to me one morning ..."

Gruß
SD
Guitaranderl

Re: Vorstellung

Beitrag von Guitaranderl »

" one lonely sunday morning,
her long hair blowing in the mid-winter-wind.."

Ja, 20-25 Std. sind in der PKV nichts Ungewöhnliches; allerdings PRO JAHR und nicht einmalig!
Das ist doch schon mal was. Ich habe hier eine Kollegin, die sich -trotz wirklich hohem Leidensdruck- immer wieder die tollsten Begründungen einfallen ließ, warum Therapie nicht ginge. Dahinter stand nichts anderes als große Angst. Inzwischen hat sie es überwunden und ist fleißig dabei.
Hand aufs Herz: Angst, Dir gegenüber zu treten?

Herzliche Grüße aus HH
Andreas
SchwarzeDame
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Re: Vorstellung

Beitrag von SchwarzeDame »

Schade, dass sich "Lady in Black" gerade nicht hören läßt.

Lieber Andreas,

nein, keine Angst, sondern wirkliche finanzielle "Not". Als ich 2004 mehr oder weniger zusammengekracht war, war mir alles zu viel. So landete auch jegliche Post einfach ungeöffnet in einer Kiste, dadurch hab ich keine Rechnungen bezahlt. Ende 2004 gaben sich dann Gerichtsvollzieher die Klinke in die Hand, Anfang 2005 war mein Auto durch's Finanzamt abgemeldet (weil Steuer nicht gezahlt) ... seitdem bin ich auf dem aufsteigenden Ast, aber noch nicht raus aus den angehäuften Schulden. Es belastet mich, wo es mir damals egal, weil zu viel gewesen war.

Ich hab schon mal Therapie gemacht, ist aber lange her, von daher weiß ich, wie gut Therapie helfen kann.

LG
SD
Denker
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Re: Vorstellung

Beitrag von Denker »

Vielleicht könnte eine Schuldenberatung helfen, dir einen wirklich machbaren Weg aus den Schulden aufzuzeigen.
Gruß
Denker
SchwarzeDame
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Re: Vorstellung

Beitrag von SchwarzeDame »

Okay, vielleicht mal ein wenig mehr zu meiner Geschichte.

1986 begab ich mich erstmals in Therapie. Auslöser war, dass ich nachts auf die Autobahn fuhr mit dem Vorsatz gegen einen Brückenpfeiler zu rasen. Es sollte wie ein Unfall aussehen. Als ich so vor mich hinraste, aber der Gedanke, dass ich das überleben könnte und womöglich dann noch schlimmer dran wäre, als ohne Unfall mit möglichen Folgen. Bin wieder nach Hause gefahren, hab mir das Branchenbuch geschnappt und mich am anderen Tag ans Telefon geklemmt.

Hintergründe: Meine Eltern hatten sich scheiden lassen, als ich 5 Jahre alt war. Ich hab meinen Vater vermisst und tatsächlich bis ich Anfang dreißg war versucht, seine Aufmerksamkeit und sein Interesse an mir zu wecken. Meinem gesamten beruflichen Ehrgeiz lag dieser Trieb zugrunde "irgendwann muss er doch selbst finden, dass er eine ganz tolle Tochter hat". Das ist ein Faktor. Ein zweiter Faktor war sexueller Mißbrauch durch einen Familienangehörigen als 12 jahre alt war. Im Verlauf der Therapie entstand das Bedürfnis, den einstigen Täter damit zu konfrontieren, was sein Handeln mit mir gemacht hatte.

Was haben die Kombi "Erfahrung mit Vater und Onkel" mit mir gemacht? Ich kann mit Männern befreundet sein, ich kann mit Männern arbeiten, aber das war's. Eine gewisse Verachtung für das Funktionalisieren einer Frau zum sexuellen Gebrauch krieg ich nicht weg. Kopf sagt, dass nicht alle Männer so sind und so kann ich den ein oder anderen mögen und schätzen, aber Sex muss draußen bleiben. Ich habe die Tendenz über Sex Macht auszuspielen, Männern das anzutun, was ich erfahren habe "nur zum sexuellen Gebrauch von Interesse zu sein". Was noch ging, das waren sexuelle Affairen in beidseitigem Einverständnis. Die Kombi Liebe und Sex geht bei mir mit Männern nicht.

Meine Therapie lief drei Jahre, in der Folgezeit fühlte ich mich sehr gut. Der berufliche Ehrgeiz bestand weiter und brachte mich auch weiter. War freiberuflich erfolgreich tätig.

1995 wurde ich ungeplant schwanger und ich wollte das Kind. Ich hoffte auch, dass es ein Junge wird. Ein Mädchen wäre für mich eine, mit der ich mich eher identifizieren würde und demnach ist "Mädchen sein = die A*schkarte im Geschlechterverhältnis ziehen". Meinen Sohn kann ich besser als den anderen wahrnehmen.

1996 erhielt ich ein Angebot zur Festeinstellung, was mir alleinerziehend als geeigneter erschien, als meine Freiberuflichkeit. Da man mich wollte, konnte ich Arbeitsbedingungen aushandeln, die mir auch viel Zeit für mein Kind ließen.

Uns beiden ging es gut, ich hatte für die Zeit, wo ich ins Büro musste, eine Tagesmutter, die zu uns kam, eine Putzfrau (mir war Haushalt immer ein Greuel, und ich würde eher auf Urlaub verzichten, als auf eine Putzfrau, davon hätte ich das ganze Jahr etwas).

2001 lernte ich eine Frau kennen, mit der sich eine intensive Beziehung entwickelte und dann kam 2002 der Knall. Die Firma für die ich arbeite, musste 50% der Mitarbeiter entlassen. Es wurde nach der Gehaltsliste vorgegangen und so drohte auch mir die Kündigung. Ohne Kind wäre alles nochmal anders gewesen, aber als 44-jährige mit 6/7-jährigem Kind ... ich war richtig geschockt, als man mir eröffnete, dass ich entlassen werden soll. So einfach war das dann aber doch nicht, denn ich war sozial der härteste Fall, wäre vor Gericht gut damit durchgekommen, zumal ich alles konnte, was an Arbeit in dieser Firma anstand.

Ein dreiviertel Jahr schwebte das Damoklesschwert "Kündigung" über meinem Haupt, hinzu kam, dass diese Belastung zu viel für die Partnerschaft war. Ich selbst verdrängte Sorgen und Ängste, bemühte mich die heitere Mutter und Partnerin zu bleiben und doch immer heftigere Auseinandersetzungen, wo ich mit Sicherheit früher einen Schlußstrich gezogen hätte, wenn ich nicht schon durch die drohende Kündigung angenagt gewesen wäre.

Um mich aufzubauen und nicht der Tatsache ins Auge schauen zu müssen, dass ich schon längst depressiv war, begann ich eine Weiterbildung, behgann Saxophon-Unterricht, begann die Wohnung zu renovieren .... Die Partnerschaft selbst war auch nur noch ein kräftezehrendes Up and Down aus Hoffnung und Enttäuschung im steten Wechsel. Als ich körperlich nicht mehr konnte, vollzog ich die endgültige Trennung.

Körperlich ging es mir danach relativ schnell wieder besser.

Heute? Im Vergleich zu 2004 geht es mir schon um Längen besser. Es ist eher phasenweise, dass ich mich müde fühle und am liebsten das Handtuch schmeißen wollte.

Gruß
SD
SchwarzeDame
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Re: Vorstellung

Beitrag von SchwarzeDame »

Den Weg aus den Schulden heraus bin ich ja bereits seit letztem Jahr angetreten, aber es dauert halt. Ich hab nicht plötzlich Geld übrig, um die Schulden zu erledigen, sondern muss Monat für Monat dran arbeiten. Wenn nicht wieder alles erheblich teurer wird (mir graut schon vor der MwSt-Erhöhung), bin ich in spätestens 2 Jahren durch.

Ich merke aber eben auch daran, dass ich noch nicht richtig durch bin. Unvorhersehbare hohe Kosten, lassen schnell bei mir eine Kombi aus Wut und Mutlosigkeit keimen. Zuletzt war es ein platter Reifen.

Gruß
SD
Guitaranderl

Re: Vorstellung

Beitrag von Guitaranderl »

Hola...
eine für mich beeindruckende Klarheit, mit der Du rüberkommst. Du scheinst mir eine Kämpfernatur zu sein. Kompliment!
Aber manchmal setzen sich eben auch die Kämpfer auf ihrem schweren, oft einsamen Weg einfach hin und können nicht mehr weiter. Ich mein, da können selbst 20 Std. einer schmalbrüstigen Krankenversicherung Gold wert sein, findest Du nicht!?

Deine Gefühlsreaktionen auf unvorgesehene Belastungen kann ich absolut verstehen. Wenn frau sowieso in Not ist .. und dann noch so ein Scheiß kommt....wird Dir ganz schnell die Not bewusst. Da dürfte sich ein Regen wie Ertrinken anfühlen..

Zwei Jahre sind ein sehr kurzer, wirklich überschaubarer Zeitraum. Ich bin aus Deinen Schilderungen sehr sicher, dass Du das wuppst... Ich habe dafür 10 Jahre abgenagt, bis ich "clean" war.
Die Frage ist für mich eher, ob Du schon bereit bist, "clean" sein zu dürfen. Versteh mich nicht miss (das sieht mit ß aber besser aus.. ), aber all die Turbulenzen haben meist einen guten Grund im Inneren. Insofern ist sicher eine parallele Vorgehensweise sinnvoll. Außen tilgen und Innen Therapie machen. Was meinst Du?

Achja, und das noch..schnupperweise..
http://www.jamba.de/jcw/goto/music/song/songid-652462

Es grüßt
Andreas
SchwarzeDame
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Re: Vorstellung

Beitrag von SchwarzeDame »

Lieber Andreas,

mir ist vorhin durch den Kopf gegangen, dass 20 Std. in etwa einem dreiviertel Jahr bei einem 14-tägigen Intervall entsprächen.

...

10 Jahre Depri? Okay, sicher nicht gleichbleibend, aber schon heftig. Warst Du denn auch zu eingespannt in "Funktionieren müssen."? Ich bin mir jedenfalls recht sicher, dass "Depression nebenher verarbeiten" mehr verschleppt und verzögert, als gewährte man Menschen wirklich mal aussteigen zu können.

Gruß
SD
SchwarzeDame
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Re: Vorstellung

Beitrag von SchwarzeDame »

Wow, danke für den Link, summend verlasse ich jetzt das Büro.
Guitaranderl

Re: Vorstellung

Beitrag von Guitaranderl »

>mir ist vorhin durch den Kopf gegangen, dass 20 Std. in etwa einem dreiviertel Jahr bei einem 14-tägigen Intervall entsprächen
immerhin! In jedem Fall besser, als "abzuwarten".

>10 Jahre Depri?
Nein, solange habe ich für die Tilgung meiner Schulden gebraucht. Eine sog. "milde" Depression, die sich auch mit einer ausgesprochen bindungstreuen Agoraphobie verbunden hat, begleitet mich seit 25, 26 Jahren...

>Warst Du denn auch zu eingespannt in "Funktionieren müssen."?
Ja! Als Mann sicher auch sehr in "funktionieren wollen!". Ich hatte nur kurze Ausphasen.

Ja, mit Deiner These der Behandlung gebe ich Dir unbedingt Recht! Es ist ganz furchtbar, mit einer Depression im Nacken auch noch funktionieren zu müssen, bzw. große Verantortung tragen zu müssen. Deshalb ist es ja so wichtig, dass wir uns von jeglichen "Altlasten" möglichst weitgehend befreien und nicht neue Päckchen "konstruieren".. du verstehst schon..

Ein schönes WE
Andreas
SchwarzeDame
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Re: Vorstellung

Beitrag von SchwarzeDame »

Hallo Andreas,

das klingt ja nach einem ordentlichen Päckchen, dass Du abtragen musstest.

Steht die Agoraphobie in Zusammenhang mit der Depression oder ist sie ein eigenständiges Symptom?

Wollte nur mal kund tun, dass mein Arzt (Internist) organische Ursachen für meine Depri ausschließen kann. Hab nun am 6.11. einen Termin bei einem Psychoanalytiker und Gutachter. Am Wochenende hatte ich einen solchen Koller, dass es so wirklich nicht weitergeht. Eine Freundin meinte "Du bist ja auch nur noch für Deinen Sohn da. Was gönnst du dir?" Da ist was dran.

LG
SD
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