Sport gegen Angst und Depressionen

schatzi
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Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von schatzi »

Es ist schwer, aber Sport ist gleich wirksam wie Psychopharmaka und hat nich erhebliche Nebenwirkungen mit ewigen Absetz-Problematiken und lästiger Gewichtszunahme.
Ohne begleitende Psychotherapie bleiben sie sowieso nutzlos. Sie machen zwar pflegleicht, lösen aber im Umkehrschluß nicht die Probleme die zu einem krankeitsauslösenden Verhalten führten.
Nur die Psychotherapie kann dazu bewegen, unsere ureigensten Selbstheilungskräfte wieder zu aktivieren, dazu gehört auch Sport in jeglicher Form.
Nach meinen sportlichen Aktivitäten bin ich angstfrei und habe die Möglichkeit wieder freier zu sein.
Neueste Untersuchungen unter www.journalmed.de veröffentlicht, bestätigen das Sport gegenüber Medikamenten anteilig zu 40% gleichwirksam ist.
peru
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von peru »

Ja, davon bin ich überzeugt.
Habe das jahrelang praktiziert.
rajo
winnie
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von winnie »

...und wenn jetzt noch jemand ein Mittel weiß, wie man sich inmitten einer schlimmen Depressionsphase, wenn einem sogar die Kraft fürs regelmäßige Zähneputzen, Briefeaufmachen oder Geschirrspülen fehlt, dann zum Sport aufzuraffen schafft, wäre es durchaus eine gute Alternative.

Nichts für ungut - grundsätzlich ist Sport natürlich in fast jeder Hinsicht ratsam, und es ist auch allgemein bekannt, daß er in gewissem Maße auch "antidepressive" Wirkung hat.
Allerdings gilt das mit Sicherheit nicht für heftigere Depressionen. Denn DA geht meist GAR NICHTS mehr - erst recht nicht etwas, zu dem man sich auch einigermaßen regelmäßig aufraffen muß, wie eben Sport.

Wir reden hier immerhin von einer Krankheit, die u.a. das "Aktivitätszentrum" im Gehirn zu lähmen pflegt.
Und wer da jetzt argumentiert, daß man "doch bloß den inneren Schweinehund überwinden müsse, dann klappe das schon mit dem Sport" oder dergleichen, der hat die Krankheit Depressionen wohl nicht so richtig verstanden.

Gruß,
Winnie
nowayout
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von nowayout »

winnie, du hast es auf den punkt gebracht.
dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

es ist verdammt schwer, in einer depressiven phase überhaupt aus dem bett zu kommen, gut gemeinte ratschläge helfen da nicht. "geh unter leute", "betreibe sport", ... wie soll man? unmöglich, für mich.

aber erklär es mir. zusammenreissen? super! weisst du, wie man sich tagtäglich zusammenreisst, um nicht gleich vor den nächsten zug zu springen?
zweifler
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von zweifler »

hallo forianer!


winnie hat nicht unrecht.wenn es einem so richtig beschissen geht dann schafft man in der regel solche aktivitäten kaum.
aber im prinzip bin ich schon der meinung,dass speziell ausdauersport einen sehrpositiven effekt auf die psyche hat.
laufen ist wegen meiner ledierten patellasehne im rechten knie nicht so mein ding aber beim radfahren habe ich keine probleme.
es gab bei mir zeiten,da mußte ich mir aber auch in den arsch treten um das rad aus dem keller zu holen.oft spürte ich auch keine kraft in den beinen und war dem absteigen nahe.aber genau so häufig blühte ich trotz schweren beginns unter wegs richtig auf.
die freude kam erst beim tun!!
im winter kann auch ein längerer spaziergang positiv sein.
ich denke sport ist ein guter weg um wieder in ein besseres fahrwasser zu kommen.auf einem befriedigendem level stabil zu werden ist doch unser aller ziel.das gesund werden überlasse ich denen die masern haben.depris werden wohl immer mit einem erhöhten restrisiko leben müssen."wer einmal aus dem blechnapf frisst...."

mfg herbert
Lankes
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von Lankes »

Stimmt, kann ich bestätigen! In einer Depression ist Aufraffen schwierig, wenn nicht unmöglich, kenne ich!! Aber es hilft!

Nachdem ich absolut nicht hochkam, über x Tage und darüber immer wütender geworden bin, bin ich Montag so geplatzt, daß ich stinksauer die Sportschuhe anzog und im Volltempo durch den Wald gepest bin (walken)! Eher war es ein Wutanfall über den blöden Körper, der nicht das macht, was ich will! Danach tat mir alles weh, ich war fix und alle, aber ich habe mich endlich besser gefühlt! Immer wenn ich stehenblieb, hatte ich das Gefühl, daß ich ersticke, also bin ich immer weiter geflitzt, bis ich zu Hause war!
Danach habe ich versucht, mich jeden Tag zu bewegen, am nächsten Tag bin ich Fahrrad gefahren!

Es ist täglich eine Überwindung, aber es ist längst nicht mehr so ein Wutanfall wie Montag nötig!!
Und irgendwie komme ich seitdem besser klar! Ich war gestern Abend alleine, habe es alleine geschafft, ich brauchte keine Hilfe, wie sonst! Ich fand das erstaunlich! Und ich hänge seitdem nicht mehr so durch, wie sonst oft!

Ich hoffe, daß ich mich weiterhin aufraffen kann! Wenn eine Bekannte walkt, sagt sie mir Bescheid und ich gehe mit, so ist auch mehr Zwang dahinter!


Katy



***Ein neues Leben kann man nicht anfangen, aber täglich einen neuen Tag***

***Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.***
peru
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von peru »

Hallo bohneberger,
könntest du bitte einen Tipp geben, wie man den Artikel dort findet oder ev. auch einen Link setzen.

Besten Dank

rajo

Übrigens, verstehe ich mich einigermaßen, aber meine Krankheit Depression oder "was ich da habe oder woran es mir mangelt im Gehirmn oder im Verhalten", kann ich mir in etwa erklären und habe gemerkt, was mir gut tut und hilfreich ist.
Meine Behandler kennen nur meine Symptome und sind mitunter uneinig und ratlos.
peru
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von peru »

Hier ein interessanter passender Artikel für diejenigen, die das noch nicht gelesen haben.

http://www.stern.de/wissenschaft/gesund ... p_L1_tt_al

und ein Link

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1159686875
Jigsaw
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von Jigsaw »

Sport mache ich sehr gerne. Es ist irgendwie meine Art der Selbstverletzung solange zu trainieren bis ich nix mehr fühle.

Aber von Psychotherapie halte ich nix. War ja bei mehreren, aber immer hieß es so ungefähr wie "Kneif den Arsch zusammen, das wird schon." Als ob ich das nicht jeden Tag mache.
I want to play a game....
schatzi
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von schatzi »

Hi,
das mit der Psychotherapie-Aversion kann ich voll und ganz nachvollziehen. Ich habe auch alles versucht. Habe fast aufgegeben, da meine letzten Versuche eine EMDR-Behandlung (z.Zt. in aller Munde!) zu bekommen, wegen der 1 1/2 jährigen Wartezeit kläglich gescheitert ist.
Was passiert mit all den armen Menschen die innerlich so leiden und leider keinen anderen Ausweg mehr sehen, sich das Leben zu nehmen. Die Depression ist eine der grausamsten Erkrankungen und von den angeblich Gesunden kaum nachvollziehbar.
Trotzdem gibt es Chanchen.
Eine Seelenkrücke sind Psychopharmaka, aber ohne Therapie sinnlos.
Weil Depressionen sind rezidivierend, d.h. nach 2-3 Episoden mit Sicherheit zu 90% wiederkehrend. Man muß die Medikamente meistens bis zu 5 Jahre oder sogar ein Leben lang einnehmen!
Alkohol zwar anfänglich entspannend, aber aus einem Problem entsteht dann schnell das zweite Problem, nämlich Alkoholismus.
Andere Möglichkeit Zuwiderhandlung durch Sport, Askese oder Entspannung, am Anfang natürlich extrem schwer, aber Einübung gehört dazu um einigermaßen über die Runden zu kommen.
Meine Erfahrung auf einer Klinik- Psychotherapiestation waren dementsprechend, Sport einer der ersten Anregungen durch das Therapieteam.

Also es geht!

Glück auf!

bohneberger

---------------------------------------------
per aspera ad astra - durch das Raue zu den Sternen
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von Nico Niedermeier »

Also...Bohnenberger:-)
Erstmal schön, dass sie in das Forum gefunden haben. Was ich immer ein bischen schwierig finde (als Verhaltenstherapeut der z.B. mit seinen Pa. eine Laufgruppe hat:-)ist, wenn jemand hier neu dazustößt und so "absolutistisch" einen bestimmeten Weg vertritt, der "ihm" offensichtlich geholfen hat. Das ist (das würden übrigens alle Studien zeigen) nicht das, was den meisten Pat. hilft, insbesondere nicht bei schwer depressiven Patienten....offenschtlich ist das nicht nur meine Meinung, da ja gleich einge zur Gegenrede angesetzt haben....vieleicht wäre es unkomplizierter wenn sie es darauf beziehe würden, dass Sprort für SIE das beste war?
Herzliche Grüße
Dr. Niedermeier
flower76
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von flower76 »

Hallo,

ich möchte dir, Winnie auch voll und ganz zustimmen!!!!

Für mich war damals, wie du ja auch schon sagtest, selbst alltägliche Dinge wie Zähneputzen etc. schon eine Überwindung.
Wie bitteschön sollte ich mich in diesem Zustand zum Sport treiben bewegen? Erst Die Medikamente haben mich soweit stabilisiert, daß ich überhaupt wieder fähig war am Leben teil zu haben.
Ja, und jetzt hilft mir Sport auch, wenn es mir mal nicht so gut geht.
Aber die Aussage " wenn es mir mal nicht so gut geht" hat meines erachtens nichts mit einer schweren depressiven Phase zu tun.
Und wer mir dann mit Sätzen kommt wie "reiß dich zusammen" oder "komm das geht schon" hatte wahrscheinlich noch nie eine wirklich schwere Depression.
Es geht hier nicht um Willensschwäche. Denn "wollen" tut man ja, aber man kann eben einfach nicht!!

So war es jedenfalls bei mir......Und nochwas: Lieber nehme ich ein Leben lang Medikamente, als noch einmal duch diese Hölle zu gehn

Alles Liebe, Flower.
peru
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von peru »

Stimme bedingt zu.
Sicher gibt es Depressionen, die nur mit Medikamenten zu behandeln sind.
Die Ursachen, die eine Depression auslösen können, sind sehr vielfältig verschieden.
Da haben wir hier im Forum schon eine reiche Palette, wie zu lesen.

Ich selbst hatte eine schwere Depression, nach Aussagen der Ärzte und Therapeutin, und die Medikamente brachten eben keinen Erfolg.

Dann gehöre ich eben zu den 30 %.
Das ist dann aber schon bedenklich, nur weil bei den meisten die Medikamente anschlagen und es dem derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnistand entspricht, muss ich mich "beugen"?
Ich finde schon, dass es neueste noch nicht allgemein bekannte Ergebnisse gibt.
Nur, wie alles Neue braucht es Zeit, dass sich diese durchsetzen.
Wir haben es erst seit einigen Jahren besonders mit der Volkskrankheit " Depression" zu tun. Das hat Ursachen und dazu ist bisher noch kein "heiliges" Mittel gefunden worden.
In ein paar Jahren werden wir neue Erkenntnisse haben. Bisher scheinen wir nichts besseres als die Medikamente zu haben, die bei 70 % anschlagen.

Es wäre sicher besser an den Ursachen zu forschen, das wird auch getan, aber das lässt sich nicht so schnell verändern? Ist es nicht auch unsere Leistungsgesellschaft, die manchen in die Depression treibt. Oder wenn er von dieser schon betroffen ist, schon einen anderen Weg geht, hat er es schwer, weil ihm das Selbstwertgefühl fehlt, eben so und anders zu leben.
Und wie kann ein Medikament den Selbstwert bestärken oder Denkweisen und Verhaltensweisen verändern, oder gar frühkindliche Erfahrungen wegwischen, Traumata verarbeiten oder Hirnstrukturen verändern?

Gut, im Moment haben wir nicht mehr als die Aufklärung um diese Krankheit und über die Möglichkeit der Behandlung.
Wirkliche Prophylaxe liegt noch in ferner Zukunft, denn die hat mit Erziehung, Werten, Denken und Fühlen zu tun.

Es ist mir schon öfters durch den Kopf gegangen, warum Eltern teils überfordert sind, ihre Kinder zu erziehen. Und die Frage: "Wie erziehen wir?", steht gerade heute wieder zur Diskussion.
Dazu kommen die derzeitigen gesellschaftlichen Bedingungen. Und unseren hohen Lebensstandard, den wir auf Grund der Mühen und Leistungen anderer Generationen geschenkt bekommen haben und jetzt selber fleißig, leistungsorientiert, ehrgeizig immer weiter vorantreiben, auch in die medizinische Forschung investieren, uns Mittelchen produzieren, die dieses Leben aushalten lassen. Ich kann es nicht verstehen. Gut, man könnte sagen, alles hat seinen Preis, klingt aber bitter.

rajo
ege0804
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von ege0804 »

Hallo zusammen,

Joggen und Marathontraining waren für mich auch in den schwierigsten Depriphasen das einzige wozu ich mich aufraffen konnte. Wenn nicht sogar lebensrettend!
Wenn es mir gut geht ohne Leidensdruck fällt mir die Motivation eher schwerer. Wenns mir gut geht habe ich oft gar keine Zeit für Ausdauersport, weil andere Dinge wie Lesen und Hobbys wieder im Vordergrund stehen, und mir wieder Freude machen. Wenn ich das Ventil laufen nicht brauche, dann weis ich mir gehts gut!

Ein Tipp für Leute die sich in starken Depriphasen nicht motiveren können: Abends schon Vorbereitungen treffen, die Laufklamotten und Laufschuhe schon bereitlegen. Beim Aufwachen nicht erst nachdenken, warum jetzt gerade kein Joggen möglich ist. Sondern das Nachdenken nicht zulassen und direkt aus dem Bett in die Laufschuhe springen, den inneren Schweinehund einfach überhören. Wenn ihr dann erstmal unterwegs seit dann geht der Rest wie von selbst.

Es ist natürlich leichter wenn ich schon immer Jogge, dies in der Depri mindestens beizubehalten oder gar zu intensivieren. Für mich war Joggen immer so eine Art Pause in der Depri, ein Stück Normalität im Ausnahmezustand Depri.

Einmal aber gings mir sogar während des Laufen zu beschissen, dass ich erst beim Laufen anfing zu weinen und nach einer Weile gar keine Kraft mehr hatte, stehen bleiben musste.

Laufen hat viele Vorzüge die ja schon ausführlich beschrieben und erforscht sind. Laufen ist auch desshalb so positiv weil ich aktiv und mit Spassfaktor etwas für MICH TUE! Laufen in der Gruppe ist hilfreich gegen Sozial-Phobie. Und wenn es gut läuft habe ich die Gelegenheit zu langen und ausführlichen Gesprächen. Im Gespräch vergesse ich dann, dass ich laufe.

Tipp zu Motivation: Wählt die Klamotten so das ihr euch darin attraktiv oder sexy findet. Lauft in gemischten Gruppen, Männer und Frauen: Ein schöner Rücken oder Hintern vor Augen, kann ebenfalls motiveren.

viele Grüße und Spass beim Laufen
Ernie


PS: Solange iwr reden und laufen sind wir lebendig. Buchtipp: Joschka Fischer; 'Der lange Lauf zu mir selbst'
samaya
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von samaya »

Hallo an alle!

ich bin sehr zwiegespalten, wenn ich diesen thread lese. denn ich kenn beide seiten.

hätte man mir vor drei monaten gesagt, ich solle laufen gehn und mir auch noch tipps gegeben, wie ich das anstellen soll, wäre ich so wütend geworden... ich hätte alle anschreien können! ich konnte einfach nicht. obwohl ich ja wusste, wie toll das wirken soll.
ich war einfach nicht in der lage zu laufen. das war ich zwar nie. aber gerad in einer schlimmen depresiven phase konnte ich mich überhaupt nicht aufraffen. daher kann ich meine vorposterinnen so gut verstehen, die davon berichten...

andererseits kenn ich seit drei monaten auch die andere seite. ja, sport tut mir nun gut. ich habe es geschafft mich (bewusst) vom sport "süchtig" zu machen. der körper gewöhnt sich an die hormonausschütung, die er (ich glaube) nach 20 min bewegung bekommt und verlang irgendwann danach.

als ich davon las, war ich grad in einer schweren depressiven phase. da ging natürlich nichts. ich musste mich noch gedulden, bis das ad anschlug. irgendwann merkete, dass ich wieder sntrieb bekam, das ad wirkte und ich begann zu laufen. (naja, es war eher spazieren gehen mit ein paar ansätzen zum laufen). ich musste mich dazu überwinden, doch mit der hoffnung, dass mein körper irgendwann danach verlangte und der angst, wieder in depressionen zu verfallen, schaffte ich es dies täglich zu tun. es war am anfang eine halbe stunde. nicht mehr. aber täglich, denn ich hatte die angst, dass wenn ich nur einen tag auslassen würde, alles umsonst war und ich wieder auf der couch blieb.
und es dauerte nicht lange und ich brauchte mich nicht mehr zu zwingen. ich wollte es. das kannte ich vorher nicht.

ich weiß nicht, ob es irgendjemanden hilft dies zu lesen. ich weiß nur, dass es mir gut gaten hätte, wenn ich es nur vorher gewusst hätte, dass man nur die "erste" zeit schaffen muss und es dann von allein kommt.

vielleicht hätte es dir letzte schwere phase nicht gegeben.

alles liebe
sam
heute
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Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von heute »

Mir ging's schon so, dass ich bei einem kleinen Spaziergang, zu dem ich mich überreden ließ, immer mehr von dem Gefühl überwältigt wurde: "Es ist zu weit. Das schaffst du nicht mehr... Es ist viel zu weit bis nach Hause!" Und wenn's nur 500 m waren. Jeder Schritt war dann eine Last und zum Glück war mein Mann dabei, so dass ich immer dachte, er könne notfalls auch das Auto holen und mich abholen, wenn's nicht mehr weiter geht.

Habe den Weg dann doch immer selbst geschafft - aber ehrlich gesagt stärkend oder aufbauend war das für mich trotzdem nicht. (Mehr so: "Gott sei Dank: geschafft!")

Finde ich gut, wenn ihr raus gehen könnt... mir kommt vieles draußen bedrohlich vor... ich kann da nicht einfach laufen (egal ob nun walken oder joggen oder spazieren gehen).

In der Gruppe ist es sicher besser. Aber nicht jeder hat eine Gruppe "um die Ecke".

Gestern habe ich meine Kinder gefragt, ob sie ein Stück (nur mal ein Viertelstündchen) mit mir laufen oder radeln würden, aber keiner hatte Lust. ALLEINE schaffe ich das normalerweise nicht. Sooft ich mich doch mal alleine aufgerafft habe, fühlte ich mich DURCHGEHEND unbehaglich und bedroht. (So hat Sport/Bewegung dann eben doch keine positive Auswirkung.)

Aber allen, die sich mit Sport besser fühlen, wünsche ich den nötigen Antrieb und dann viel Vergnügen beim Sporttreiben!

Schöne Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
freebird
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Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von freebird »

Hallo,

Ja, mir geht es nach meiner morgendlichen Walkingtour durch den Stadtpark auch immer gut. Wenn ich nur leicht depressiv bin, dann kann mich die regelmäßige Bewegung auch davor bewahren ganz abzugleiten oder mich soger aus der kleinen Delle heraus holen.

Ich mache Psychotherapie und nehme Antidepressiva.

Die Antidepressiva sind für mich eine Krücke,die ich hoffentlich bald loswerde und etweder nie wieder eine derartige Krücke brauch oder einen adäquaten Ersatz finde.

Die Psychotherapie hilft mir sehr gut.

Allerdings, wenn ich total im düsteren dunklen Loch sitze, mir auch das Zähneputzen zur unerträglichen Mühe wird und das Bett der einzige Ort wo ich es aushalte, dann hilft mir Sport herzlich wenig. Weil ich schaffe es nicht einmal mir die Laufschuhe anzuziehen.

Ich glaube die Wege aus der Depression sind vielfältig und es gibt leider nicht den Königsweg.

Wobei ich mein morgendliches Walking, wenn ich mich dann dazu aufraffen konnte, immer wieder viel gibt.

Viele Grüße
Freebird
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
Guitaranderl

Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von Guitaranderl »

Hi Rajo,
hochinteressanter Link, wirklich!
Ich hielt mich für einigermaßen gut informiert, aber die Tendenz zur Aufgabe der "Serotonin-Mangel-Theorie" kannte ich überhaupt nicht.

Ich bin auch grundsätzlich sehr kritisch gegenüber allen Arten von Psychopharmaka eingestellt, ich war allerdings auch noch nie so tief im Keller, dass ich nicht auch anders wieder herausgekommen wäre... (oder doch.... ich weiß nicht). 1 Jahr Paroxetin hat mir 10 Kilo Gewichtszunahme und den weitgehenden Verlust meiner Gefühlsintensität und Sexualität beschert; allerdings auch meine Ängste ein stückweit abgedämpft. "Geheilt" wurde dadurch gar nichts.

Grüße aus HH
Andreas
Einar
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Registriert: 11. Sep 2006, 15:45

Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von Einar »

Hallo rajo,
danke für den wirklich interessanten Link! Ich nehme bereits seit 2 Jahren keine Antidepressiva mehr, nicht, weil es mir besser ginge, sondern weil ich festgestellt habe, dass es mir ohne genauso schlecht geht. Nur mit dem Unterschied, dass ich diese miesen Nebenwirkungen nicht mehr habe und seitdem 10 kg von meinem Fett verloren habe. Ich hab wohl so ziemlich alles geschluckt. Nach Einnahme von Trizyklika allerdings habe ich beim Sport massive Herzrhytmusstörungen gekriegt, das wars dann.
Ich kann die Leute hier gut verstehen, wenn sie zu schlapp sind, um ihren Hintern für den Sport hochzukriegen, mir geht es ja uahc nicht anders. Aber wenn es wenigstens einmal die Woche ist, und ich mich nachher besser fühle, wenigstens für ein paar Stunden, dann ist das für mich persönlcih schon ein Erfolg.
peru
Beiträge: 83
Registriert: 9. Sep 2006, 08:11

Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von peru »

Der Link ist eigentlich von bohneberger.
Ich möchte mich nicht mit fremden Federn schmücken.

Habe diesen nur nochmals in diesen thread gesetzt, weil er hier auch passte.

rajo

Noch ein anderer Beitrag

http://www.journalmed.de/newsview.php?id=13809

http://www.journalmed.de/newsview.php?id=10550
Guitaranderl

Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von Guitaranderl »

very very exciting!
schatzi
Beiträge: 761
Registriert: 28. Sep 2006, 20:28

Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von schatzi »

Hi,
die Ärzteinformationen lese ich auf JOURNALMED seit ca. 2 Jahren, glaube ich erwähnte diese Seite bereits vor kurzem an rajo.

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Verleihung des diesjährigen Nobelpreises an die Erfinder des menschlichen Genschlüssels. Durch diese Erkenntnisse wird es in den nächsten Jahren möglich sein, über Hormonsteuerung z.B. Bluthochdruck zu beeinflussen. Da man heute schon inaktive Hirnarreale bei Depressiven sichtbar machen kann und die Wirksamkeit von Medikamenten darstellt, wird es sicherlich auch irgendwann möglich sein, Depressionen anders zu behandlen als wir es bisher kannten.

Klarstellung:
Meine bisherigen Einlassungen bitte ich aber nicht indoktrinativ aufzufassen, sondern eher in dem Zusammenhang, Betroffenen und Erkrankten evtl. meine eigenen Krankheits-Interventionen alternativ aufzeigen.

Bereits vor 27 Jahren war ich mit einem Gestalttherapeuten befreundet, der mit seinen schwer suizidgefährdeten Patienten Joggingversuche unternommen hat. Warum wohl???????

Vielleicht werden wir ja irgendwann erfahren,Ausdauersport ist kontraindizierend.

Bis dahin trainiere ich auf jeden Fall weiter!

Grüße vom flachen Niederrhein

bohneberger

-------------------------------------------
Niederrheiner wissen nix, können aber alles erklären. (H.D. Hüsch)
schatzi
Beiträge: 761
Registriert: 28. Sep 2006, 20:28

Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von schatzi »

Folge hier bitte:

http://www.journalmed.de/newsview.php?id=14825

Grüße

bohneberger

___________________________________________
Denke lieber was du willst. (Seneca)
freebird
Beiträge: 1137
Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von freebird »

Sehr geehrter Herr Dr. Niedermeier,

Sie haben geschrieben, dass Sie als Verhaltenstherapeut mit Ihren Patienten eine Laufgruppe gegründet haben. Erst einmal tolle Idee

Was ist das für eine Laufgruppe? Nur Jogger? Oder auch Walker/Nordic Walker dabei?
Ich mache nämlich Nordic Walking. Joggen darf ich nicht wegen meiner "Körperfülle" und meines kaputten Knies.

Wie integrieren Sie die Bewegung in die Therapie? Sprechen Sie auch darüber? Ist sie von der eigentlich Psychotherapie unabhängig?

Empfehlen Sie Ihren Patienten ein Bewegungstagebuch zu führen?

Entschuldigen Sie die vielen Fragen. Allerdings denke ich, dass es in diesem Thread vielleicht hilfreich sein könnte, von Ihren Erfahrungen zu berichten.

Außerdem bekomme ich Sport und Depressionen, bzw. den "Kampf" dagegen nicht unter einen Hut. Vielleicht haben Sie ja einen Tipp für mich/uns.

Einen schönen Tag der Deutschen Einheit noch
Viele Grüße
Freebird
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
Murmelina
Beiträge: 113
Registriert: 15. Mai 2006, 07:35

Re: Sport gegen Angst und Depressionen

Beitrag von Murmelina »

Antworten