Trauriges Familientreffen

DYS-
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Trauriges Familientreffen

Beitrag von DYS- »

Hallo Nachteulen

Habe mit mir gerungen und bin auf ein spontanes Treffen mit meinen beiden Brüdern gegangen. Ich dachte, wenn ich schon keinen Kontakt mehr zu Nachbarn, Freunden…mehr habe, sollte ich wenigstens den Kontakt zu meinen Geschwistern pflegen.

Es war ein Desaster. Mein älterer Bruder nimmt mich offensichtlich nicht mehr für voll, weil ich nicht mehr die Powerfrau bin, die ich mal war und mein jüngerer Bruder erklärte mir, was ich alles mit der Erziehung meiner Kinder falsch gemacht habe. Ich bin in deren Augen eine Schmarotzerin, die auf Kosten anderer Rente bezieht.
Jaaaa, ich weiß doch genau was ich falsch gemacht habe. Und ich leide genug darunter, dass ich nicht mehr so funktioniere wie es mal war. Ich weiß, dass in unserer Familie der Fleiß zählt und nichts anderes.
Nun mögen einige denken, lass doch die Geschwister reden, aber ich kann nicht so denken. Ich will wieder in den Augen meiner Familie etwas wert sein. Ich will nicht, dass meine Familie (Eltern, Geschwister, Kinder, Ehemann) sich für mich schämen müssen.

Dieser Abend zeigte mir, dass ich mich noch mehr zurück nehmen muss. Mich noch tiefer „einbuddeln“ muss. Ich würde mich am liebsten unsichtbar machen.

Gut, dass mich wenigstens mein Hund nicht kritisiert.

Und nun mach ich mich schon wieder hier im Forum sichtbar, was ich sicher nach dem Aufstehen bereue.

Gute Nacht

Dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
cooki3
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Re:

Beitrag von cooki3 »

Chiron
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Chiron »

Liebe Dys,

gestern dachte ich noch, wie es Dir wohl geht?
Und nun lese ich das.

Das tut mir echt leid. Du bist krank! Nicht faul oder gar ein Schmarotzer.
Leider ist es schwer für Gesunde unsere Krankheit auch nur annähernd zu verstehen.
Wahrscheinlich werden sie es nie können.

Ich denke wie Jochen, dass Deine Brüder neidisch sind auf Dich und Deine Kinder.
Sonst würden sie nicht so reden.

Sie sehen nur, was da ist. Sprich, Du bekommst Rente und musst deshalb nicht arbeiten gehen.
Warum Du diese Rente bekommst, das möchten sie nicht sehen.
Aber glaube mir, müssten sie nur einmal einen Tag und eine Nacht Deine Schmerzen und Verzweiflung aushalten, würden sie das nicht mehr denken.

Nur - das kann man solchen toughen Menschen nicht klar machen. Deshalb musst Du es Dir immer wieder selber klar machen und versuchen anders mit ihren Vorwürfen umzugehen.

Das ist sehr schwer, weiß ich von mir selber.

Versuch es mal damit:"Klar ich bekomme Rente und lebe vom Staat. Ach, ich finde das einfach wundervoll, den ganzen Tag zu Hause sitzen, tun und lassen können was ich will.
Suuuper sage ich Euch!"

Wir wissen beide, dass, leider das Gegenteil der Fall ist.
Trotzdem nimmst Du damit Deinen Brüdern den Wind aus den Segeln und ärgerst sie noch mehr.
Die schlechten Gefühle und den Neid haben dann sie und Du musst Dich nicht mehr schlecht fühlen oder rechtfertigen, was auch Kraft kostet.

Weil, überzeugen kannst Du sowieso niemanden davon, wie schlecht es Dir innerlich geht.
Denn unsere Krankheit wütet innen und DU bist ein Meister im Verbergen.

Vielleicht hilft es auch mal, Deiner Familie endlich mal die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie total geschockt darüber wären.
Denn solange sie nicht wissen, was Du mitgemacht hast, werden sie Dich auch nicht verstehen können.

Ich weiß wie schwer Dir dies fällt, zumal es auch alte Wunden wieder aufbrechen lässt und berührt.

Ach Mensch, ich würde Dir so gerne helfen.
Mich packt gerade die Wut, wenn ich an Deine Brüder denke. Gerne würde ich ihnen ins Gesicht schreien, was Dich seit Jahren belastet und krank gemacht hat.

Liebe Dys, versuche Dich zu schützen vor weiteren Verletzungen und gehe auf Abstand zu Menschen, die Dich noch mehr verletzen.
Nur weil es Deine Brüder sind, brauchst Du ihnen nicht gegenüber zu treten.
Warte erst mal, bis es Dir wieder etwas besser geht.

Wirken Deine Medis denn immer noch nicht, dass Du wenigstens dadurch etwas Erleichterung findest?
Oder gibt es eventuell ein anderes Krankenhaus in das Du gehen könntest um wieder stabiler zu werden?

In Gedanken bin ich bei Dir und drücke Dich mal virtuell ganz fest, denn ich habe Dich unheimlich gerne.

Knuddel den Anton auch mal lieb von mir, Du weißt, der liebt Dich so wie Du bist und was gibt es Schöneres auf dieser Welt?

Alles Liebe und Gute für Dich,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
peru
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von peru »

Hallo Dys,

deine Gefühle kann ich gut verstehen und einiges nachvollziehen.
Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht.

Mir wurde von der Schwester gesagt, ich solle mich schämen.

Natürlich weiß ich verstandesgemäß, dass das der größte Blödsinn ist. Trotzdem trifft es mich und ich bedaure, dass manche Leute so denken und es zeigt auch, dass da sobald keine Annäherung möglich ist.

Was andere von uns denken, sollte uns weniger berühren. Schade, dass uns Angehörige im Stich lassen. Wir können sie nicht zur Erkenntnis, Einsicht,Annahme und Achtung zwingen. Das ist bitter, aber wahr.

Es gibt nur den Weg, das Selbstwertgefühl zu stärken, um wieder Erfolge zu haben. Ich hatte einiges erreicht, bekam Anerkennung von Fremden. Meine Angehörigen negierten das.
Es war wohl der Neid und die eigene Scham so eine Angehörige wie mich in der Familie zu haben.

Ich wünsche dir viel Kraft auf deinen Wegen

rajo
Glühwürmchen
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Glühwürmchen »

Hallo Dys,

ich will gar nicht soviel dazu schreiben ... nur, dass ich auch solche Situationen, Sprüche etc. kenne.

Ansonsten schließe ich mich den Worten von Jochen, Chiron und Rajo an.

Vielleicht sagst Du das nächste Mal einfach zu Deinen Geschwistern o. a. "Wir können gerne tauschen. Sofort"!

Ich wünsche Dir alles Gute und lass Dich von solchen Sprüchen nicht runterziehen.


Lieben Gruß
Glühwürmchen
Without
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Without »

Hallo Dys!

Traurig dein Posting zu lesen. Vorallem nachdem du dich ja echt aufgerafft hast zu dem Treffen zu gehen!

Ich kann dir leider kein Ratschläge diesbezüglich geben, im Sinne von "Mach dir nix draus!" usw. Das würde wahrscheinlich eh nix bringen.

Denn solche Kommentare die fressen sich in einen rein. Ich kenn solche Verletzungen nur zur Genüge und weiß welche Folgen sie haben können. Ich fühle mich nach sowas unendlich schuldig und elend. Du schreibst ja auch du willst nicht das deine Familie sich für dich schämt. Schämst du dich denn selber eigentlich für dein "Schmarotzer"Leben oder deine Krankheit?
Also mir ergeht es zumindest so. Ich bin traurig das meine Eltern nicht stolz auf mich sein können und sich für mich schämen müssen, weil ich so ein verpfuschtes Leben habe. Allerdings glaube ich spiegeln meine Eltern nur das wieder, was ich eben von mir selber denke!

Leider kann ich dir in keinster Weise behilflich sein, außer damit das ich dir sage, ich kann dich zu 100 % verstehen!
Bitte fühl dich von uns (ich red jetzt mal für alle!)sehr geschätzt und anerkannt. Ich weiß das ersetzt nicht das wirklich Leben und das Umfeld in dem wir uns Tag für Tag aufhalten. Mir fehlt das auch im täglichen Miteinander!

Ich wünsche dir alles Liebe auf deinem Weg

Liebe Grüße

Petra
>> Der Optimist sieht das Licht am Ende des Tunnels - der Pessimist den entgegen kommenden Zug
Chiron
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Chiron »

Liebe Petra,

Deine Zeilen zu lesen, machte mich ganz betroffen.

Warum muss man sich denn für Depressionen oder sonstige psychischen Krankheiten schämen?

Bitte tue es nicht weiter, denn das zieht Dich nur runter.

Na ja, ich habe gut reden, kenne das Problem leider selber zur Genüge.
Aber manchmal packt mich die Wut und ich denke:"Mensch wir haben uns diese S.... krankheit doch nicht ausgesucht oder gar gewünscht."

Gehören wir denn nun aussortiert, weil wir den Erfolgserwartungen unserer Zeit nicht entsprechen und unsere Eltern nicht stolz auf uns sein können?

Können sie nicht stolz auf uns sein, wie wir gegen unsere Depri immer wieder aufs Neue ankämpfen um zu überleben im Sumpf der Trauer und Hoffnungslosigkeit, die von innen kommt?

Wie wir fleißig zum Arzt rennen, Medis schlucken mit zig Nebenwirkungen, die wir nur schwer aushalten.

Wie wir immer wieder aufstehen nach einem Tiefschlag und uns berappeln, damit das Leben weitergehen kann.

Unser Leben könnte ohne Depris einfacher sein, aber es wäre nicht unser Leben.

Alles Liebe und Gute für Dich,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Nixchen
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Nixchen »

Hallo Chiron..

dein letzter Satz ist der beste:
genau so
und nicht anders!

Wir leben unser Leben und da wir nicht ins Norm-Schema passen müssen eben andere drauf rumhacken.
Weil SIE es nicht aushalten können das wir anders sind.Weil sie Regeln im Kopf haben die alles bis ins kleinste Detail planen.

Das "anders-sein"..das Fremde, das macht anderen Angst, das verunsichert sie.
Damit müssen aber die dann klar kommen - sorry..


Lieben Gruß,
Nixchen
Lankes
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Lankes »

Liebe Dys,

ich kann Deine Gefühle verstehen, aber was wäre denn, wenn Du durch einen Unfall im Rollstuhl sitzen würdest und nicht arbeiten könntest? Dann können alle das "Gebrechen" sehen!

Ich denke, die Gesellschaft tut sich sehr schwer, etwas, was sie nicht deutlich sehen kann, als Krankheit zu akzeptieren.

Und noch etwas. Woher weißt Du, daß sich Dein Mann und Deine Kinder wegen Dir schämen? Mein Mann und meine Kinder stehen voll hinter mir, so wie ich bin (ich habe da eher die Probleme mit mir...).

Wieso wir Menschsein nur damit gemessen, daß man funktioniert, plackert und was leistet? Warum ist man nur dann akzeptiert?
Warte mal ab! Wer weiß was mit Deinen Geschwistern noch so ist! Ich glaube nicht, daß die Plackerei so spurlos an einem Menschen vorüber geht!
Außerdem, dann habe ich lieber nichts "geleistet", als ein Robotor und kein Mensch mit Gefühl, Wärme und Herz zu sein!
Zieh Dir bloß nicht den Schuh an! Ich denke, Du kannst Dich noch so zusammenreißen, es wird nicht reichen. Gehe Deinen Weg, finde Dein Leben und irgendwann wirst Du ihnen selbstbewußt gegenübertreten!
Du hast eine Familie, Deinen Mann und die Kinder! Sch... auf den Rest, wenn sie so mit Dir umgehen!!


Katy



***Ein neues Leben kann man nicht anfangen, aber täglich einen neuen Tag***

***Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.***
Without
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Without »

Hallo Chiron!

Vielen lieben Dank für deine einfühlsame Antwort.
Ich finde die Sichtweise die du mir eröffnet hast sehr aufmunternd. Ich habe das noch gar nie so gesehen.
Für mich heißts immer nur Sch...Depression, aber das doch wirklich dahinter auch ganz viel Kraft und Mut steckt damit umzugehen und damit zu leben, ist mir eigentlich gar nie als positiv vorgekommen. Aber es gehört sehr viel Kraft dazu, jeden Tag mit soviel widersprüchlichen Energien wie Schuld, Trauer, Angst und Minderwertigkeit, anzugehen und diesen Tagn auch noch zu überleben! Ich selbst kannte Menschen, denen das nicht mehr gelungen ist und die sich verabschiedet haben. Ich versuche jetzt wirklich auch mal stolz auf mich zu sein in dem was ich tue und immer und immer wieder aufs neue versuche.
Ich weiß von mir selber, das ich kein gehässiger Mensch bin und auch nicht jemand bin, der anderen was schlechtest wünscht oder tut. Aber manchmal möchte ich wirklich, dass gerade mein "Partner", mal einen Tag in meiner Haut steckt. Vielleicht würde das mal etwas mehr Verständnis hervorholen.
Denn seine Sicht der Dinge ist "Du machst dir das selber!"
In diesem Sinne mach ich mir jetzt mal den Stolz auf mich selber und hoffe das gelingt mir!! Denn mir die Depression selber zu machen ist mir ja schließlich auch gelungen

Ich wünsche dir noch einen schönen Abend und ich drück dich mal ganz lieb!!

Liebe Grüße

Petra
>> Der Optimist sieht das Licht am Ende des Tunnels - der Pessimist den entgegen kommenden Zug
BeAk

Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von BeAk »

Liebe Dys,

kann es nicht seinm, das Deine Brüder die selben krankmachende Lebensgeschichte habe wie Du? Nur haben sie bisher keinen heftigen Auslöser erlebt und sind deshalb nicht depressiv.
Aber das wollen alle nicht warhaben, das es ihnen genauso gehen kann wie Dir.
Deshalb wird auf Dir herrumgehackt um sich selber gaubhaft zu machen, völlig anders zu sein und um Dich zu zwingen, wieder so zu werden wie sie sind.
Damit sie selber nicht nachdenken müssen und vielleicht erkennen müssen was bei ihnen alles falsch gelaufen ist.

Meine Liebe Mutter hat vor einigen Wochen exakt die gleiche Show mit mir abgezogen.
Die Folgen waren ein Aufleben von einigen Deprisymtomen und nur 2 verheulte Sitzungen beim Therapeuten. Habe mich aber wieder beruhigen können.

Liebe Dys, Dich noch mehr einigeln, was soll das bringen? Das macht Dich doch noch depressiver. Geh nur den Mensche aus dem Weg, die Dich schädigen wollen, weil Du nicht nach der selben Pfeife tanzt wie sie.
Suche stattdessen Kontakt mit Menschen die Dich nehmen wie Du bist.

Was macht eigendlich Dein Kinikaufenthalt? Bist Du entlassen? Hast Du Lust auf eine Tasse Kaffee oder Tee?

Mail mich mal an, wenn Du willst.
DYS-
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von DYS- »

Nun komme ich endlich mal wieder dazu, hier zu lesen und auf die Reaktionen auf mein Posting einzugehen.
Ja, Jochen. Mir ging es ähnlich, selbst 40Fieber hielten mich nicht davon ab, zur Arbeit zu gehen. Ich kämpfe mit den gleichen Gedankenmustern.
Meine Rente genießen kann ich nicht. Ich finde es einfach mistig, nicht arbeiten zu können. Mein Job machte mir einfach sehr viel Spaß nur, es geht einfach nicht.

Liebe Chiron

Bin ich wirklich krank? Manchmal zweifele ich dran und denke ich bin doch nur faul und ein Schmarotzer. Es ist gut, dass mein Hausarzt mich manchmal daran erinnert, dass ich, wie er sagt, chronisch sehr krank bin.

Meine Brüder sind nicht darüber informiert dass ich eine psychische Erkrankung habe. Sie gehen davon aus, ich sei wegen Kopfschmerzen berentet.

Von Krankenhäusern habe ich vorerst die Nase voll. Nun habe ich versucht einen Termin bei meinem Therapeuten zu bekommen und der hat ab heute drei Wochen Urlaub. Bin nicht so ganz traurig darüber, da ich momentan auf alles was mit „Psy“ anfängt keine große Lust habe.

Das virtuelle Drücken tut aber wirklich ganz gut.

Hallo Rajo

Danke für dein Mitgefühl. Es tut mir leid, dass du ähnliches mitmachen musstest.

Glühwürmchen, auch dir herzlichen Dank.

Muss nun erst mal schließen, antworte aber später weiter auf die Postings.

Dys
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Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

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Chiron
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Chiron »

Hallo Dys,

schön, dass Du Dich mal wieder melden konntest.

Na,wenn Deine Brüder denken, Du wärst wegen Kopfschmerzen berentet, kann ich ihre Reaktion verstehen.

Du brauchst doch nicht alles über Dich zu erzählen, aber wenigstens, dass Du chronische Depressionen hast. Vielleicht können sie sich darunter etwas vorstellen?
So unbekannt ist das Thema in der Gesellschaft nun auch wieder nicht.
Und es wird Zeit mit den Tabus deswegen aufzuräumen.

Alles Liebe und Gute für Dich, ich kann verstehen, dass Du im Moment keine Lust mehr auf Psy... hast.

Chiron
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Kroki
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Beitrag von Kroki »

DYS-
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von DYS- »

Hallo alle, die mir klasse Rückmeldungen geben.
Ich habe alles gelesen und würde gerne jeden einzeln antworten. Mag sich dumm anhören, aber ich schaffe es momentan nicht.
Dys
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Chiron
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Chiron »

Liebe Dys,

das hört sich nicht dumm an.

Ich denke an Dich und drücke Dich mal virtuell.

Alles Liebe und Gute für Dich,

Chiron
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Cecil
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Cecil »

Hallo Dys,

mir sind da einige Gedanken beim Lesen Deines Postings gekommen.

>Ich will wieder in den Augen meiner Familie etwas wert sein. Ich will nicht, dass meine Familie (Eltern, Geschwister, Kinder, Ehemann) sich für mich schämen müssen.<

Vielleicht könntest Du ersteinmal daran arbeiten, DIR selber etwas wert zu sein? Du hast ja gesagt, dass in DEiner Familie hauptsächlich Fleiß usw., einen Wert haben. Nun, die Krankheit Depression gibt Dir die Chance zu erkennen, dass es auf etwas anderes ankommt. Ihr seid momentan also auf zwei völlig verschiedenen Wegen und versteht einander nicht mehr. Sie sind von Dir enttäuscht und Du bist es auch von ihnen, weil sie Dich nicht verstehen oder so anerkennen wie Du jetzt bist. Deine Schlussfolgerung:

>... dass ich mich noch mehr zurück nehmen muss. Mich noch tiefer „einbuddeln“ muss. Ich würde mich am liebsten unsichtbar machen.<

Das ist eine depressive schwarz-weiß Sicht.

Es gibt doch noch andere Wege. Du könntest Deine Anspruchshaltung an die Familie ändern, Du könntest sie akzeptieren wie sie eben sind auch wenn es Dir nicht gefällt, Du könntest sie auch bitten bestimmte Themen Dir zu überlassen, Du könntest Dich stärken indem Du an Deinen Überzeugungen arbeitest und Dich neu formst ohne Unterstützung von der Familie zu erwarten, Du könntest Dich fragen WAS genau DU Dir von Deiner Familie eigentlich wünschst und wie realistisch diese Wünsche sind, Du könntest diese Wünsche eventuell sogar an Deine Familie herantragen und schauen inwieweit überhaupt Einsicht und ein Wille besteht ... Vielleicht fallen anderen noch mehr (nichtdepressive) Möglichkeiten ein?

best wishes
Cecil
Tim_Pfeiffer
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Tim_Pfeiffer »

Gibt es nicht sogar einen eigenen thread, in dem der "Wert des Menschen" unter besonderer Berücksichtigung der depressiven Sichtweise thematisiert wird - vielleicht finden Sie hier hilfreiche Beiträge...

Viele Grüße
Tim Pfeiffer-Gerschel
DYS-
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von DYS- »

Hallo Cecil

Du kannst dir sicher denken, dass es nicht so ganz einfach ist seinen eigenen Wert zu finden. Ich sehe keinen Wert mehr in meiner Person. Im Gegenteil. Fühle mich einfach nur als Last.
Ich sehe auch in der Depression keine Chance mehr. Es ist für mich nur eine teuflische Krankheit, die bei mir nicht enden will.
Ich kann und will von meinen Brüdern keine Unterstützung. Der Besuch bei ihnen war nur der Versuch das Band zu meiner Familie nicht ganz abreißen zu lassen.
Liebe Grüße
Dys
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DYS-
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von DYS- »

@ Chiron

Danke fürs drücken

Hallo Kroki

Rücken stärken ist doch super.
Nein, es macht keinen Sinn ihnen zu erklären was eine Depression bedeutet.
Du hast mit allem was du gepostet hast so verdammt recht.

Hallo Beatrix

Teilweise haben meine Geschwister wirklich die auch invalidierende Vergangenheit hinter sich wie ich. Ich weiger mich aber meine Krankheit alleine an meine Kindheit fest zu machen.

Das einigeln ist momentan so ziemlich das einzige was ich wirklich gut kann. Habe momentan das Gefühl, irgendwie nicht in diese Welt zu gehören.

Ja, ich bin auf eigenen Wunsch aus der Klinik entlassen.
Wenn ich etwas besser zufrieden bin, treffen wir uns mal wieder zum Kaffee.

Liebe Katy

Danke für dein Verständnis. Bei meinen Kindern merke ich es an den Reaktionen, dass sie sich für mich schämen.
Ja, ich habe Familie. Aber oft habe ich das Gefühl, in der Familie ganz alleine zu sein oder besser…es gibt meine Familie und ich gehöre dazu wie ein Allien.

Liebe Petra

Ja, ehrlich gesagt schäme ich mich für mein Schmarotzerleben. Ich schäme mich dafür, meine Gefühle nicht durch meinen Verstand beeinflussen zu können.
Petra, es tut mir leid, dass es dir ähnlich geht. Hab Dank für die lieben Worte

Allen eine gute Nacht

Dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

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BeAk

Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von BeAk »

Liebe Dys,

der Kaffee hat Zeit.

Liebe Dys Du und Deine Brüder, ihr habt die gleiche krankmachenden Ansichten, nur die Leistung zählt. Du bist krank und kannst nicht mehr viel leisten, also denkst Du, Du bist wertlos. Deine Brüder denken das auch und halten sich für sehr wertvoll, da arbeitsfähig sind. Wie lange noch können sie wertvoll sein. Bis zum Bandscheibenvorfall oder Burn-out und dann ist es vorbei mit ihrem Hochmut, das ist nur eine Frage der Zeit.


Deine Kinder spiegeln Dir das, was Du ihnen vorlebst. Du hälst Dich für wertlos, deshalb halten sie Dich für wertlos.
Würdest du nicht so denken, würden sie es auch nicht.

Löse Dich von diesen krankmachenden Vorstellungen. Es reicht, wenn Du tust, was Du kannst.
Ist es nicht das, was Du Deinen Kindern vermittelt hast?
Sollte das nicht auch für Dich gelten?

Wie geht es jetzt weiter mit Deiner Therapie? Hast Du noch einen Therapeuten?

Las Dir Zeit mit dm Antworten, es eilt nicht.
Schreibe nur, wenn Du es willst.
heute
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von heute »

Hmm, Bea, auch wenn die leistungsorientierte Sichtweise der Familie für Dys eine sehr schlimme Belastung ist, muss man ihren Brüdern ja nicht gleich Krankheiten prophezeien...

Gibt ja auch Leute, die sehr leistungsorientiert sind und allen Widrigkeiten zum Trotz tatsächlich bis zum Rentenalter durchhalten und ihre Einstellung also ungeprüft beibehalten können.

Dass dir, liebe Dys, das Familientreffen wirklich den Rest gegeben hat, kann ich gut verstehen. Auf eine "Wiederholung" hätte ich auch so schnell keine Lust mehr. Ach, wenn du nur ein "dickes Fell" hättest, das dich schützt und solche Äußerungen gar nicht in dich eindringen lässt!

Triffst du dich denn gern mal mit anderen Vertrauten, die dich nicht "abgestempelt" haben und für die du liebenswert und wertvoll bist?

Ich wünsche dir liebe Menschen, die dich ein wenig stärken und ein kleines Fell, das zu wachsen beginnt und dich mehr und mehr schützt!

Schöne Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
Cecil
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Cecil »

Hallo Nene,

Ich habe eine Frage ... weil mich eins ärgert. Vielleicht verstehe ich es auch völlig falsch und Du könntest mich aufklären?

Du schriebst:
>Ich wünsche dir (...) ein kleines Fell, das zu wachsen beginnt und dich mehr und mehr schützt!<

Der Wunsch ist ja wohl nett gemeint ... aber.
Das klingt für mich wie ein Abspeisen mit einer Platitüde. Der WUNSCH, dass jemandem ein "dickes Fell" wächst. Das wächst doch nicht von ganz alleine. Wie oft habe ich das selber schon von Ärzten/Therapeuten gehört. Aber kein einziger hat mir gesagt WIE DAS GEHT. Warum nicht? Es gibt doch Möglichkeiten daran zu arbeiten, dieses Fell wachsen zu lassen um gesünder zu werden. Wie soll jemand sein Fell wachsen lassen, wenn er überhaupt nicht weiß WIE? Das ist doch irgendwie ... frustierend.

Weißt Du selber diese Möglichkeiten und sagst sie hier nicht? Oder kennst Du sie nicht und hast selber nur die Möglichkeit zu wünschen? Bitte nicht falsch verstehen, das soll kein persönlicher Angriff sein. Aber ich kann es einfach nicht verstehen. Bitte kläre mich doch auf.


best wishes
Cecil
heute
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Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von heute »

Ja, Cecil, ich weiß es selbst auch nicht. Kenne selbst diese Ausgesetztheit und Verletzlichkeit nur zu gut. Ich WÜNSCHTE mir selbst oft ein dickeres Fell... weiß aber nicht, wo es herkommt, ob man einen Einfluss darauf hat (wie du meinst). Darum habe ich keinen Rat.

So war dieser WUNSCH das Einzige, was mir heute Nacht in den Sinn kam. Ein dickes Fell, ja, das würde ich manchem Menschen (und auch mir selbst) gern WÜNSCHEN.

Aber wenn es eine Platitüde war - dann "Verzeihung". Natürlich besonders an dich, Dys.

Schöne Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Trauriges Familientreffen

Beitrag von Chiron »

Liebe Nene,

<<Triffst du dich denn gern mal mit anderen Vertrauten, die dich nicht "abgestempelt" haben und für die du liebenswert und wertvoll bist?>>

ich kenne Dys und einen Teil ihrer Family persönlich.

Deshalb kann ich hier, mal ganz bestimmt behaupten:

"Dys, Du bist ein total liebenswerter und liebevoller Mensch. Man spürt, wie sehr Du Deine Kinder und den Rest der Familie liebst.
Zudem bist Du freundlich, hilfsbereit und hast einen wundervollen Humor."

Ich blicke gerade auf die Fotos links neben mir, auf denen ich das erste Mal im Leben so richtig entspannt lache und muss an Dich denken, denn Du warst damals dabei und wir amüsierten uns prächtig.
Der Gedanke daran hilft mir gerade in schwierigen Zeiten immer wieder daran zu denken: "Es geht auch wieder aufwärts."

Auch bei Dir kommt diese Zeit wieder, selbst wenn es zurzeit nicht so aussieht.

Gib nicht auf, denke an unser Versprechen in Berlin mal zusammen auf den Putz zu hauen.

Alles Liebe und Gute für Dich,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
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