wieviel kann ich mir zutrauen?

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Lankes
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Registriert: 4. Aug 2006, 16:47

wieviel kann ich mir zutrauen?

Beitrag von Lankes »

Als mir damals gesagt wurde, ich hätte burn-out mit Depressionen, teilte mir der Neurologe mit, daß ich viel zu viel getan hätte, ich müsse mich schonen!
Und jedes Mal wenn ich bei ihm war, erkärte er es mir immer wieder, ich dürfe nicht zu viel tun, kürzer treten, vor allem bei ADHS Kind usw.
Ich bin eher ein Typ, der plackert, bis er umfällt. Ich habe mich irgendwann fast nichts mehr getraut, das geht mittlerweile. Aber dennoch habe ich oft diese Worte im Ohr - kürzer treten!

Was ist zu viel? Kochen, putzen, bügeln..? Ich bin nach 1 Std. kochen schon platt und habe Angst, ich hätte zu viel getan! Während ich früher oft 3 Stunden gebügelt habe, traue ich mich das nicht mehr.
Jedes Mal, wenn ich müde bin, frage ich mich, war es wieder zu viel? Rutsche ich jetzt wieder ins burn out usw.?

Wie macht Ihr das? Ich vermisse eine Art Bedienungsanleitung, auf der ich lesen kann, 2 Stunden Bügeln verkraftet der Körper ohne Probleme.... (hihihi)!

Im Moment habe ich Halsschmerzen, Schnupfen, verbinde ich sofort mit Körper wird schwach, was darf ich jetzt noch, ohne wieder ins burn-out zu rutschen?

Und da ich in all den Jahren nie vernünftig war - wie erkenne ich die Grenze, ohne zu viel getan zu haben?!

Katy


Katy



***Ein neues Leben kann man nicht anfangen, aber täglich einen neuen Tag***

***Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.***
Nixchen
Beiträge: 22
Registriert: 15. Okt 2005, 15:44

Re: wieviel kann ich mir zutrauen?

Beitrag von Nixchen »

hallo katy,

ohne, daß ich jetzt genau weiß wann man wie geschafft ist und wo Grenzen sind:
ich persönlich mache es so:
ich habe ein tagespensum - das ist was unabdingbar gemacht werden muss, also das täglich wiederkehrende.
Dann habe ich einen kleinen Plan im Kopf was ich gerne schaffen würde und nehme mir dann daraus einen teil vor. Also z.B. ich bügle 5 Wäschestücke weil ich die als nächstes anziehen mag.
Wenn ich dann noch Lust und Energie habe, dann mache ich noch ein paar Stücke mehr.
Oft übrigens, hab ich dann ein Gefühl von: YEAHHHH....das war cool!

Habe ich keine Energie, dann erlaube ich mir es sein zu lassen. Dann gestatte ich mir eine "Auszeit", genieße aber auch ganz bewußt daß ich die Seele baumeln lasse.

manchmal hilft übrigens, daß ich mich z.b. auf einen "Termin" in der Woche freue.Angenommen, ich hab am Wochenende ein paar Dinge vor die mich erfreuen, die schon Vorfreude auslösen. Dann hab ich oft unter der Woche viel Energie dies auch zu tun - weil ich dann nämlich sozusagen "ohne Pflichten" bin.

KLappt aber auch nicht immer, manchmal hänge ich auch sehr durch und muss dann eben ertragen daß die Kraft nicht reicht. Dann versuche ich das so gut es geht zu akzeptieren und hoffe auf Tage an denen es wieder besser ist.

Aber ich gehe keinesfalls mehr an meine Grenzen - das Leben ist zu kostbar und kurz als es immer mit Pflicht zu erfüllen.

Wünsche dir ne gute Zeit..take care!

Gruß Nixchen
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: wieviel kann ich mir zutrauen?

Beitrag von Bellasus »

Liebe Katy,

für mich ist das auch eine Schlüsselfrage und eine ständige Suche nach dem goldenen Mittelweg - nicht zu wenig tun und in Lethargie versinken, und nicht zu viel und Rückfälle provozieren.

Was passiert, wenn ich permanent weitermache, alles was ich will auch schaffe und weiterrotiere, auch wenn es gar nicht sein müßte - das habe ich bitter erfahren. Nach dem großen Crash habe ich mir erstmal rein gar nichts mehr zugetraut, schon beim Gedanken an irgendwelche Aktivitäten dreht sich alles. Das hat sich im Laufe der Zeit dahin geändert, dass einiges geht, ohne dass ich darüber nachdenke, und sich die Grenzen weit verschoben haben. Was heute geht - z.B. Haushalt so lala + 4 std. tägl. Praktikum + Pferd versorgen + ab und zu Verabredungen war vor einem Jahr ein Riesenproblem mit chronischer Erschöpfung und davor undenkbar.

Es ist ein mehr weniger oder tägliches in-sich-hineinhorchen: Wie fühle ich mich mit meinen Vorhaben? Wird es besser, wenn ich einige Punkte streiche? Kann ich erstmal eine Sache machen und dann neu schauen, ob noch was geht? Kann ich aufhören, wenn mir etwas zu viel wird? Was muß wirklich sein und was kann warten?

Du kannst und darfst alles das tun, wobei dein Körper keine Warnzeichen abgibt. Die sind natürlich total individuell, bei mir Schweißausbrüche, Schwindel, totale körperliche Abgeschlagenheit, ein innerliches Nein-Schreien. Wenn ich darauf nicht höre, kommt garantiert kurz danach der Tag, an dem ich mit Heulattacken an der Tür hängenbleibe und zusammenklappe - der Körper streikt.

Fatal ist bei mir im Moment, dass einiges davon abhängt, was ich mir zutraue und wie ich das rüberbringe. Gehe ich auf Numemr sicher und kalkuliere als Reha-Ergebnis eine Teilrente und Teilzeitarbeitsfähigkeit ein, kann ich keine berufliche Reha an die med. anschließen. Sage ich, ich möchte schon gerne mind. 30 Std. wieder arbeiten können, kann ich die berufl. Reha machen und bekomme Panik, wieder in das Karussel zu geraten, in dem ich sämtliche Warnzeichen ignoriere, um mit Gewalt etwas zu schaffen, was mir viel zu groß ist.

Sorry für den Exkurs, aber deine Frage trifft bei mir gerade ins Schwarze.

Noch dazu, wenn du im Nachhinein denkst, etwas war zu viel: Ja, kann ja sein. Kannst du dich dann erinnern, ob es einen Punkt gab, an dem sich dein Gefühl zu deiner Tätigkeit verändert hat? Z.B. Fiel das Bügeln 45 min leicht, dann langsam schwerer und dann kam der Punkt, wo du nur noch weitergemacht hast, um den Berg wegzuschaffen, aber eigentlich schon müde warst? Das kan man üben, diese Momente zu registrieren und dann auch entsprechend zu handeln.

Ich mache es meist auch so wie Nixchen, die Bügelwäsche läuft nicht weg wenn ich nur 1-3 Teile mache, und mache bewußt viele Pausen mit lesen, Meeris kraulen, rumsitzen ... nur auf Energieschübe warte ich noch vergebens, bin froh, wenn die Erschöpfung ausbleibt, das ist schon ein Riesenfortschritt

Vielleicht kannst du ja ein bißchen was mit anfangen, Katy, ich wünsche dir allzeit das richtige Maß für dich (nicht für andere!)

Viele Grüße
Annette




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Lankes
Beiträge: 321
Registriert: 4. Aug 2006, 16:47

Re: wieviel kann ich mir zutrauen?

Beitrag von Lankes »

Ja Anette, das hilft mir schon weiter, danke! Es stimmt! Ich überhöre irgendwie alles! Werde ich müde, höre ich nicht auf, weil ich ja noch den Berg Wäsche schaffen will usw. Es ist tröstlich, daß ich nicht allein dastehe!

Also schon wieder Geduld, in mich hineinhorchen.....grrrr...

Katy


Katy



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Ilka
Beiträge: 400
Registriert: 29. Nov 2005, 21:07

Re: wieviel kann ich mir zutrauen?

Beitrag von Ilka »

Hallo Katy,

ich habe in der letzten Zeit eigentlich immer nur mitgelesen, aber bei Deinem Posting fühlte ich mich zu mehr als 100% angesprochen,......
Da es mir genau so geht wie Dir, fällt es mir sehr schwer Dir einen Tipp zu geben....

Mich hat der Zusammenbruch und die Zeit danach so sehr verunsichert, daß ich mich sehr schwer tue, festzustellen, wieviel ich mir zutrauen kann..... Momentan zeigt mein Körper wieder eindrucksvoll wo der Hammer hängt....

Das soll´s fürs erste gewesen sein, bin so platt,daß ich eigentlich ins Bett gehöre...,
kann aber nicht aufhören zu lesen, chatten, Tagesplan für morgen machen...usw. mal wieder typisch...

Vielleicht können wir uns ja gegenseitig Geduld lehren und unterstützen, für uns jeweils das richtige Maß zu finden?!

Die Tipps von Nixchen und Annette werde ich mir auf jeden Fall noch ausdrucken! Vielen Dank für Eure Anregungen und Erfahrungen!

Lieber Gruß
Ilka
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