Boden unter den Füßen verloren

Antworten
Tinus
Beiträge: 588
Registriert: 11. Okt 2005, 00:42

Boden unter den Füßen verloren

Beitrag von Tinus »

Hallo Ihr,

ich habe den Halt unter meinen Füßen verloren und weiß nicht mehr, wohin. Was, wenn der Lebenssinn verloren ist?

Vermutlich muss darauf jeder seine eigene Antwort finden. Aber wie findet man sie?

Was gibt Euch Halt?

LG Tinus
a.w.
Beiträge: 152
Registriert: 4. Aug 2006, 19:33

Re: Boden unter den Füßen verloren

Beitrag von a.w. »

Genau Deine Worte habe ich auch gebraucht, um meinem Mann meine Situation zu erklären.

Was gibt mir Halt?
Natürlich sind es die Kinder und meine Einbindung in soziale Strukturen, selbst wenn sie noch so oberflächlich sein mögen und zum Großteil auf professionelle Kontakte beschränkt sind. Aber doch tragen sie mich ein wenig.
Im letzten Jahr war ich an einem See, der von Laubbäumen umgeben war, die aus einem ansteigenden Ufer standen.Es war Herbst. Ein wunderschöner Sonnentag hat die bunten Blätter regelrecht erleuchtet! Und ich habe gedacht: Wenn ich jetzt tot wäre, könnte ich niemals wieder diesen wunderschönen Anblick genießen! Das wäre so schade, ich würde echt was verpassen....
So trivial wie das jetzt vielleicht klingen mag, aber das hat mir auch Halt gegeben. Die Erkenntnis, dass es doch etwas gibt, dass ich verpassen könnte. Und wenn es nur ein Naturschauspiel ist, ein schönes Lied oder ein schöner Abend.
Liebe Grüße von Janina
Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens. Mach was draus !!
a.w.
Beiträge: 152
Registriert: 4. Aug 2006, 19:33

Re: Boden unter den Füßen verloren

Beitrag von a.w. »

Genau Deine Worte habe ich auch gebraucht, um meinem Mann meine Situation zu erklären.

Was gibt mir Halt?
Natürlich sind es die Kinder und meine Einbindung in soziale Strukturen, selbst wenn sie noch so oberflächlich sein mögen und zum Großteil auf professionelle Kontakte beschränkt sind. Aber doch tragen sie mich ein wenig.
Im letzten Jahr war ich an einem See, der von Laubbäumen umgeben war, die aus einem ansteigenden Ufer standen.Es war Herbst. Ein wunderschöner Sonnentag hat die bunten Blätter regelrecht erleuchtet! Und ich habe gedacht: Wenn ich jetzt tot wäre, könnte ich niemals wieder diesen wunderschönen Anblick genießen! Das wäre so schade, ich würde echt was verpassen....
So trivial wie das jetzt vielleicht klingen mag, aber das hat mir auch Halt gegeben. Die Erkenntnis, dass es doch etwas gibt, dass ich verpassen könnte. Und wenn es nur ein Naturschauspiel ist, ein schönes Lied oder ein schöner Abend.
Liebe Grüße von Janina
Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens. Mach was draus !!
AfricanSun
Beiträge: 101
Registriert: 10. Mär 2006, 19:28

Re: Boden unter den Füßen verloren

Beitrag von AfricanSun »

Liebe Tinus,

eine genaue Antwort kann ich dir auch leider nicht darauf geben, den ich denke jeder sucht sich einen eigenen Halt.

Momentan bewege ich mich genauso wie du ohne Boden, war in Klinik für 3,5 Wochen bin jetzt fast eine Woche zuhause und mir geht es immer schlimmer, selbst mit Medikammenten.

Wenn ich wie des öfteren dran zu denken wie es wär jetzt von dieser Welt zu gehen, denke ich immer an meine Katze, die es nicht verdient wieder ins Tierheim zu müssen, den sie ist eine ganz besonders liebe Katze, den anfang 2005 wollte ich einen Selbstmord machen mit Schlaftabletten, meine Mietze kam in die Küche und schlug mir die Tabletten aus der Hand, sozusagen Mama ich brauch dich. Das meinte ich mit besonderer Katze.

Vielleicht hilft es dir ja auch, wenn du eine Verantwortung übernimmst, sei es in der Anschaffung von einem Tier oder dergleichen. Soll nur ein Ratschlag sein net böse sein.

Ich kann sehr gut fühlen wie du dich fühlst momentan, den mir geht es ja genauso.

Deshalb nehme ich dich mal wieder ganz lieb in den Arm und biete dir meine Schulter an.

Sei ganz lieb und herzlich gegrüßt
und vor allem gedrückt
Mone
Tinus
Beiträge: 588
Registriert: 11. Okt 2005, 00:42

Re: Boden unter den Füßen verloren

Beitrag von Tinus »

Hallo Ihr beiden,

danke, dass Ihr mir so schnell geantwortet habt und dass Ihr mich an Euren Erfahrungen teilhaben lasst.

Ich komme gerade von meinem Psychiater. Er sagt, wenn ich nicht mehr für mich garantieren kann, soll ich wiederkommen, klar.


Liebe Janina,
vielleicht kann so etwas vermeintlich Triviales tatsächlich hilfreich sein.
Ich war am letzten Wochenende auf einem sehr schönen Singwochenende, was mir aus verschiedenen Gründen sehr gut getan hat.
Auf dem Heimweg nach einem tollen Konzert kam mir der Gedanke, dass es sich vielleicht lohnen würde, weiterzuleben, um nächstes Jahr wieder daran teilnehmen zu können.


Liebe Mone,
ich stehe gerade vor der Frage, ob ich noch eineinhalb Wochen bis zur Aufnahme in die Tagesklinik warten kann oder ob ich schon vorher in eine Klinik gehe.
Für den Moment habe ich beschlossen, erstmal noch abzuwarten. Ich möchte mein Meerli eigentlich ungern alleinlassen.

Darf ich fragen, warum Du entlassen worden bist, wenn es Dir so schlecht geht?

Mein Psychiater meinte, eine höhere Dosierung oder eine Mediumstellung würde bei mir momentan wenig Sinn machen, da Medikamente meine Lebensfragen auch nicht beantworten können.

Er erzählte von einer Patientin, die sich, bildlich gesprochen, lange Zeit nicht getraut habe, in einem Schloss zu wohnen, weil sie wusste, dass sie doch irgendwann wieder ausziehen müsste.
Später hat sie beschlossen, doch ins Schloss einzuziehen, weil sie wusste, dass sie notfalls auch in einer Hütte wohnen kann.
Dieses Bild gefällt mir und es gibt mir gerade Kraft. Ich traue mich momentan nicht zu leben, weil ich sowieso irgendwann sterben muss, traue mich kaum, Beziehungen einzugehen, weil ich weiß, dass die anderen auch irgendwann sterben werden.
Dazu passt dieses Bild einfach toll.

Das, was Du von Deiner Katze schreibst, berührt mich.
Mein Meerli verdient es ganz sicher auch nicht, wieder ins Tierheim zu müssen.

Deine Umarmung nehme ich gerne an. Danke.

Liebe Grüße

Tinus
AfricanSun
Beiträge: 101
Registriert: 10. Mär 2006, 19:28

Re: Boden unter den Füßen verloren

Beitrag von AfricanSun »

Liebe Tinus,
die entscheidung ob du es schaffst oder nicht noch zu warten liegt an dir, ich kann dir nur ans Herz raten, nicht alzulange mehr zu warten, den um so länger um so schlimmer wird es werden, ich spreche aus Erfahrung.

Ich verstehe dich das du deine Merli nicht alleine lassen möchtest, das habe ich auch lange mit mir rumgetragen, aber ich habe sie schweren Herzens bei Freunden untergebracht dort geht es ihr sehr gut und ich muss mir darum keine Sorgen machen.

Tja warum ich entlassen worden bin? Die Frage stelle ich mir auch ständig. Die Oberärztin meinte es wäre zeit nachhause zu fahren und fragte mich ständig was ist mit Heimfahrt, so habe ich mir den Bären aufgezwungen, naja die Oberärztin wird schon wissen wan es Zeit ist für Entlassung, dachte ich zumindestens. Wieder habe ich mich gegen meine Entscheidung was aufzwingen lassen, wie immer im Leben.
Medikamente haben sie mir in der Klinik umgestellt aber irgendwie hilft das nicht so richtig.

Stimmt die Medis sollen ja nur eine Unterstützung sein und was hilft uns es Depressis wenn sie unser Gehirn abschalten. Aber ich denke dein Arzt sollte schon eine gemeinsame Lösung mit dir zusammen finden.

Die Geschichte ist sehr schön, nur habe ich aufgehört daran zu glauben irgendwie, liegt wohl daran das ich mich aufgegeben habe.

Ohja deine Worte könnten aus meinen Mund kommen mit dem Leben und Beziehungen etc. Ich habe zwar einen Lebensgefährten der aber in Afrika wohnt und wir uns sehr selten sehen, aber das ist auch nicht so das wahre. Daher kann ich sehr gut mit dir fühlen und dich verstehen.

Ich hoffe die Geschichte mit meiner Katze hat dich nicht zu sehr trauig gemacht?

So jetzt lässt schon wieder die Konzentration nach. Ich hoffe dir gehts bald besser und das du ganz schnell in die Tagesklinik kommst. Ich drück dir die Däumchen.

Viele liebe und herzliche Grüße
sendet dir Mone


Am Ende des Tunnels ist das Licht, nur es ist schwer zu erreichen.
deary
Beiträge: 424
Registriert: 17. Jun 2005, 13:05

Re: Boden unter den Füßen verloren

Beitrag von deary »

Hallo Tinus,

ich kenne das, was Du beschreibst.
Manchmal schwappt dann die Welle der Depression über einem zusammen , und es geht gar nichts mehr.

Ich finde , man hat dann auch wortwörtlich keinen Boden mehr unter den Füßen.
Dann gehe ich raus in den Wald, und versuche, meine Füße auf dem Boden wieder zu spüren, versuche achtsam alles wahrzunehmen.
Und zur Ruhe zu kommen.

Ich wünsche Dir alles Liebe
deary
bix
Beiträge: 99
Registriert: 16. Feb 2006, 15:03

Sich wieder erden!

Beitrag von bix »

Hallo deary,

Dann gehe ich raus in den Wald, und versuche, meine Füße auf dem Boden wieder zu spüren, versuche achtsam alles wahrzunehmen.


Das hört sich schön an. Bist Du dann barfuß? Würde ich sehr, sehr empfehlen! Und wenn Du Dich nicht genierst oder Dich keiner sehen kann: umarme mal einen Baum... (Hört sich vermutlich für Dich total bescheuert oder esoterisch oder was weiss ich an.....)

Liebe Grüsse

bix
Antworten