Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

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Sable
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Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von Sable »

Hallo,

ich eigentlich schon meine ganze Jugend lang an Depressionen (wurden zuletzt als mittelschwer diagnostiziert) und an sozialer Phobie, wobei sich auch schon sehr gebessert hat.

Habe in mittlerweile einem Jahr schon diverse Antidepressiva ausprobiert. Allerdings ist das bei mir so zweischneidig, denn mein Medi muss folgende Bedingungen erfüllen:
-antriebssteigernd sein
-den Appetit anregend sein bzw. eine Gewichtszunahme fördern (-> Appetitmangel -> Untergewicht, wegen Depression)

Von den SSRIs hat bei mir bisher nur Fluctin ein wenig gewirkt, allerdings hatte ich da zum Ende hin so gut wie keinen Appetit, was dann einen BMI von 16 ergab.
Also musste das auch weg. Dann kam Mirtazapin, mit dem ich in 3 Monaten 13kg zugenommen hatte (bei 30mg) und das ich mit kurzer Unterbrechung und einem Versuch an Citalopram, den ich aber wegen starker Übelkeit, Unruhe und erhöhter Angst abbrechen musste, mittlerweile wieder bei 15mg abends nehme, muss allerdings evtl. auf 30mg erhöhren, weil die Appetitsteigerung noch nicht sooo stark ist.

Jetzt habe ich also ein Medi, dass sich positiv auf Gewichtszunahme ausiwirkt, aber eines was antriebssteigernd wirkt, suche ich noch vergeblich. Sollte wenn möglich natürlich auch nicht die ganze appetitfördernde Wirkung von Mirtazapin zu Grunde machen...

Meine Ärztin ist da jetzt auch ziemlcih überfragt und meinte, ich sollte es jetzt mal mit Zoloft probieren. Cipralex hat sie mir auch vorgeschlagen, aber da bin eher noch zurückhaltend, weil das ja mit Citalopram verwandt ist.

Mirtazapin ist schon nicht fürn Arsch, es steigert nicht wirklich meinen Antrieb, allerdings wirkt es bei mir in gewissem Maße stabilisierend.
Am Wochenende war wieder die x-te Party, auf die ich eingeladen wurde, zu der ich mich aber wieder zum x-ten Mal nicht getraut habe bzw. mich nicht aufraffen konnte. Ich merke in solchen Situationen auch, wie da neben der ANgst, die Depression hoch kommt und ich absolut unfähig bin irgendeine Zuversicht zu finden, die Situation aufzusuchen.
Und Mirtazapin hilft mir nicht wirklich mich dafür aufzuraffen. Es verhindert eher einen größeren Nervenzusammenbruch nach dem x-ten gescheiterten Versuch.

Was habt ihr denn für Erfahrungen mit Zoloft? V.a. im Hinblick auf mögliche appetitsenkende Nebenwirkung (wäre ja ganz doof) und Antriebssteigerung?

Bzw. mit der Kombi allgemein, oder mit anderen Kombis mit Mirtazapin?

Ein anderes Medi von dem ich einen guten Eindruck bekommen habe, ist Trevilor. Meine Ärztin weiß aber zu wenig darüber, wie sich das mit Mirtazapin in Kombination verhält und findet das eher ned so toll.
Auch hier Erfahrungen?
>>Frage geht vielleicht auch evtl. an einen Arzt im Forum.<<

Oder gibts gar ein Medi, dass bei euch antriebssteigernd >und< gleichzeitig appetitanregend gewirkt hat?

Danke schonmal im Voraus.

Gruß, Hannes
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balduin.cruchot
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von balduin.cruchot »

Hallo Hannes,
wieso nimmst Du nicht zum Mirtazapin nicht einfach weiter Fluctin? Zumal es Dir doch geholfen hat! Zur Appetitsteigerung hast Du ja jetzt Mirtazapin. Ich nehme ja diese Kombi auch, und nehme damit (wie Du aus einem anderen Thread weißt) auch weiterhin zu, also, das Fluox kann den Effekt des Mirta (leider, aus meiner Sicht) nicht mindern. Und wenn dir Fluoxetin eh hilft, ist das doch das Allerbeste!
Gruß
Anke
Sable
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von Sable »

Naja, der Punkt ist ja, dass ich nicht (mehr) genau weiß, ob mir Fluctin geholfen hat. Ich habe halt nur so den Eindruck, dass es mir noch am ehesten geholfen hat. Aber auch nicht wirklich viel. Naja, ist eben schwer zu sagen, weil ich erst seit kurzem ein Medikamenten-Tagebuch führe, um dann besser vergleichen und Rückschlüsse ziehen zu können.

Habe jetzt heute das erste Mal Zoloft genommen, als Lösungskonzentrat. Fühl mich auch schon viel gelähmter und matter irgendwie... naja, mal abwarten.
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triste
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von triste »

Hallo Hannes,

Ärzte verschreiben nicht so gerne eine Kombi von modernen AD, weil es dazu keine wirklichen Studien gibt und es natürlich auch teurer wird fürs Budget.

Ich nehme Remergil und Zoloft, wobei ich heute Remergil nur noch alle 3 Tage mit 3mg nehme und Zoloft 100mg.
Zur Zeit meiner Umstellung waren es 15 mg Remergil und 50 mg Zoloft.
Der Grund, warum ich es so einnehme ist, dass ich von Remergil zu Zoloft wechseln wollte und das Zoloft starke Unruhe gemacht hat, welche vom Remergil abgemildert wurde. Mittlerweile könnte ich Remergil ganz weglassen, muß es aber weiter nehmen, da Zoloft bei mir Juckreiz auslöst, welcher von Remergil verhindert wird, da Remergil auf denselben Rezeptor wirkt wie ein Antihistaminikum. Puh - kompliziert.
Was ich eigentlich sagen wollte: man kann durchaus unerwünschte NW mit einem gegenläufigen AD eliminieren (also z,Bsp. Remergil mit einem SSRI). Das erfordert aber eben genaue Beobachtung der Wechselwirkungen, da diese noch nicht hinreichend erforscht sind und individuell auch sehr verschieden auftreten. Deshalb sind niedergelassene Ärzte oft nicht so begeistert von dieser Möglichkeit.
Zoloft hat leider meine Gewichtszunahme (durch Remergil 15 Kilo) nicht beeinflusst, bzw. hat es sich nun eingependelt und geht nicht mehr zurück.

Dass Du anfangs von Zoloft müde wirst, ist normal. Die Antriebssteigerung solltest Du ab 2-4 Wochen spüren.

Viel Glück!
Virginia
Xavro
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von Xavro »

Hallo Hannes,

hier im Forum habe ich schon oft von Patienten gelesen, die die Kombination Trevilor (Wirkstoff: Venlafaxin) und Remergil (Wirkstoff: Mirtazapin) erfolgreich einnehmen. Es scheint da also keine negativen Interaktionen zu geben.

Trevilor könnte für Dich auch deswegen interessant sein, weil es insbesondere auch gegen Angst und soziale Phobie eingesetzt wird. Allerdings ist Trevilor extrem teuer, wie ja schon angesprochen wurde.

Das Deine Ärtin zu wenig über die Kombination von Mirtazapin und Venlafaxin weiß, finde ich sehr merkwürdig, da es ja doch recht häufig so kombiniert wird. Sie sollte sich da vielleicht einfach mal informieren. Beide Medikamente gibt es ja auch nicht erst seit gestern.

Ein Antidepressivum, das gleichzeitig anregend und appetitsteigernd wird, ist mir nicht bekannt. Das liegt wohl daran, dass die Appetitsteigerung durch die Wirkung auf die Histaminrezeptoren bedingt ist. Die gleiche Wirkung ist aber auch für die Müdigkeit verantwortlich. Das eine ohne das andere geht also nicht wirklich.

Gruß
Xavro
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Besucht mich doch einmal:


http://www.ak-medizin.de (u.a. mit Informationen zu Antidepressiva)


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mudgeraba
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von mudgeraba »

Ich habe ides mit Interesse gelesen.
Ich hatte Edronax (Stoff Reboxetin, Noradrenalinhemmer) mit Remergil abends kombiniert, da ich leider in einer Zeit in der es mir schlecht ging auf Edronax Angstzustände und Schlafproblema hatte.
Mit dem Schlaf und den Angstzuständen ging es mir sofort besser, aber leider stiegen meine LEberwerte um das 5-10 fache an, so daß ich Remergil sofort wieder absetzte.
Edronax nahm ich weiter und die LEberwerte waren nach 3 Wochen fast wieder im Normbereich.
Kombinationen können wohl tatsächlich öfter mal unerwartete Reaktione hervorrufen, zumindest wenn es sich gleich um mehrere neuere Medikamente gleíchzeitig handelt, also Medikamente, die in den letzten 5-10 Jahren auf den Markt gekommen sind.
Sable
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von Sable »

So, einige Zeit ist vergangen und ich bin ziemlich am Boden...

Hatte Mirtazapin letzlich aber mit Zoloft kombiniert, aber dadurch starke Übelkeit und auch absolut keinen Appetit mehr gehabt, obwohl ich eben zusätzlich Mirtazapin genommen hatte. Hatte mich auch sonst nur komisch gefühlt, als stünde ich neben mir. War dann Ende Juli/Anfang August in einer psychotherapeutischen Klinik für 2 Wochen zur Nachbehandlung wegen Sozialer Phobie und Depressionen und wurde dort innerhalb eines Tages auf Trevilor 75mg retard umgestellt.
Ohne Mirtazapin (Remergil). nebenwirkungen waren v.a. saustarkes Schwitzen, bei der damaligen Hitze unerträglich, da man da ja sowieso schon schwitzt, aber ich bin beinahe "ausgelaufen".

Habe aber eben kaum mehr Appetit gehabt und deswegen hat mir meine Psychiaterin (Kinder-/Jugendpsychiaterin) zusätzlich 15mg Mirtazpin verschrieben. Dadurch hat sich der Appetit einigermaßen stabilisiert und ich habe nicht weiter abgenommen. Im Verlaufe des Augusts wurde dann nach und nach Trevilor retard auf 150mg und jetzt zuletzt auf 225mg erhöht. Mirtazapin nachwievor bei 15mg. Was mir jetzt aber stärker zu Schaffen machte, ist diese Mattheit. Bin die letzten Wochen kaum vor 11Uhr aus dem Bett gekommen. Und wenn ich dann mal wach war hats immer noch so 2 Stunden gedauert bis ich geduscht war und "bereit für den Tag" war!
Mirtazapin nahm ich abends immer so zwischen 22 und 23 Uhr. Wurde dann innerhalb weniger Minuten total müde und dann innerhalb weniger Minuten war ich wirklich so müde und matt dass ich es nicht mal mehr geschafft habe, mich auszuziehen und ins Bett zu gehen und bin dann oftmals vor dem PC oder an meinem Schreibtisch eingeschlafen...
Ich habe ja Mirtazapin schon öfters genommen, aber dass es SO müde und matt macht, war selbst bei 30mg bei mir nich so der Fall... nach einiger Zeit ging es dann meistens. Jedoch nehme ich Mirtazapin jetzt ja seit genau einem Monat in Kombination mit Trevilor.

Trevilor nehme ich jetzt insgesamt seit sechseinhalb Wochen und ich habe nooch absolut keine Wirkung bemerkt. Ich bin selbstbewusster geworden und habe in einigen Bereichen Angst abgebaut... ich weiß aber nicht, ob das von Trevilor kommt, oder ob ich das nur mir und diversen "Angstübungen" zu verdanken habe oder sowohl ... als auch?!
Aber selbst wenn Trevilor angst-senkend bei mir wirkt, antidepressiv wirkt es bei mir nicht... Mirtazapin auch nicht.

Ich fühle mich einfach nur noch mies. Einsam. Todtraurig. Hoffnungslos. Ich habe Zukunftsangst. In einer Woche fängt wieder die Schule an (Bayern)... Will seit seit Wochen bzw. Monaten den Führerschein anpacken und habe bisher noch nicht geschafft mich genauer diesbezüglich zu informieren.

Bin irgendwie nicht inder Lage mich mal gut zu fühlen. Dabei hab ich wiegesagt in den Ferien einige Sachen gemacht, war z.B. auf zwei Festivals, habe dort sogar meinen Schwarm getroffen, kurz geplaudert...
Aber trotzdem konnte ich dadurch keine Stimmungsaufhellung merken... Es hat mich eher noch depressiver gemacht, dass ich alleine dort hin musste (-> Einsamkeit).

Ich weiß absolut nicht mehr weiter, wie ich weiter vorgehen soll. Fühle mich furchtbar ausgebrannt, habe wieder gehäuft suizidale Gedanken und der kämpferische Weitermachen-Ton in mir wird glaube ich schwächer. Ich weine wieder öfters, nachdem ich das vorher weochenlang nicht mehr gemacht hatte. Das ganze Leben bereitet mir momentan nur noch Kopfschmerzen.
Am schlimmsten ist für mich diese totale Einsamkeit, ich weiß nicht, wie ich Freunde finden kann...


Naja, zu allem Übel weigert sich meine Psychiaterin mir noch irgendwelche anderen Medikamente zu verschreiben, weil sie meint, ich würde mich zu sehr an Medis klammern, wäre auf der Suche nach dem perfekten Medi?!
Was ich nicht nachvollziehen kann.

Habe daher überlegt ob ich jetzt zu ner anderen Psychiaterin wechseln soll (muss ich sowieso bald, da ich bald 18 werde. Besagte ist ja nur Kinder-/Jugendpsy.)


Trevilor war einen ja anscheinend high machen soll, hat bei mir nicht wirklich stimmungsaufhellend gewirkt. Vielleicht angstlösend, das kann ich aber nicht beurteilen.
Mirtazapin wirkt sich bei mir gut auf den Appetit aus. Ohne Mirtazapin habe ich einfach keinen Appetit, wohl ein Symptom der Depression.
Nehme ich allerdings Mirtazapin ist zwar der Appetit normalisiert, allerdings fühle ich mich dermaßen matt, schläfrig und antriebslos...


Weiß jemand vielleicht Rat für mich?

Ich habe auch schonmal an eine Lithiumtherapie gedacht. Soweit ich weiß, soll man davon auch zunehmen und es wirkt stabilisierend auf die Stimmung. Ich habe öfters auf den Tag verteilt Stimmungsschwankungen oder lass mich durch kleinste Dinge aus der Ruhe bringen. Manchmal genügt als Auslöser, dass ich ausversehen an ein Kabel komme und das rausreiße und ich könnte alles hinschmeißen und in Tränen ertrinken.
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Tim_Pfeiffer
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von Tim_Pfeiffer »

Hallo Hannes,
was bei dem einen wirkt, muss bei der anderen (leider) nicht auch automatisch funktionieren. Wenn es um eine geeignete medikamentöse Einstellung geht, würde ich immer an einen niedergelassenen Psychiater/in verweisen - deren Job besteht genau darin, sich mit solchen individuellen Anpassungen zu befassen. Ich bin mir sicher, dass es eine Lösung gibt, die für Sie besser ist als der gegenwärtige Zustand!

Viele Grüße
Tim Pfeiffer-Gerschel
Sable
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von Sable »

Danke Herr Pfeiffer für ihre Antwort.

Hat mich dazu bewegt einen Termin bei einer "gewöhnlichen" Psychiaterin auszumachen. Hatte Glück und bekam schon einen Termin.
Habe ihr mein problem geschildert, und sie kam dann eben auf mögl. Lithium-Augmentation und hat auch mal MAO-Hemmer (hab ich noch nie einen genommen) erwähnt.

Soll nun Trevilor weiternehmen und die Vortests für Lithium machen und wenn die Bluttests (Niere und Schilddrüse) grünes Licht geben mit Lithium beginnen.
Bin aber wegen der Nebenwirkungen etwas zurückgeschreckt.

Habe was von Ödemen (Wasseransammlungen im Gewebe?!) gelesen, die sich an den Gliedmaßen oder sogar im Gesicht bilden können?!

Kann wer was dazu sagen? Tritt das häufiger auf oder ist das was ganz Rares?


Bin auf jeden Fall ziemlich hoffnungslos, dass das Lithium was bringt. Aber was soll ich sonst machen. :-/
Mich irritiert nur, dass bei mir so viele Medis von Citalopram, über Fevarin, Trevilor nichts gebracht haben.
Hatte wiegesagt jemanden in einer Klinik kennengelernt, die durch Trevilor eine enorme Stimmungsaufhellung und Antriebssteigerung erfahren hatte.

Ich nehm's jetzt seit 7 Wochen und merke absolut NICHTS. Hatte heute den ersten Schultag nach den Sommerferien (Bayern; gymnasiale Oberstufe), hat mich total fertig gemacht. Bin zu Hause erstmal weinend mehr oder minder zusammengebrochen und die letzten drei STunden lag ich ziemlich phlegmatisch und immer wieder den Tränen nahe in meinem Zimmer rum, vermehrt Suizidgedanken. Und absolut keinen Appetit.

Ich frage mich, wo das hinführen soll. Habe keine Lust in zwei Monaten an der Magensonde zu hängen, habe ja seit ich Mirtazapin nicht mehr nehme wieder abgenommen und bin nun (als Junge) wieder auf einem BMI von nur 19,02.
Seh mich jetzt schon in ner Elektroschocktherapie mit meinen bald 18 Jahren...

Sorry für das Gejammere, aber immer noch besser als mit Selbstgesprächen anzufangen...
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Hannes90XXX
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von Hannes90XXX »

Hallo Hannes,

jetzt bekommst Du eine Nachricht von einem Namensvetter aus Fürth.
Ich kann Dich gut verstehen. Es muss der Horror sein, wenn heute die Schule wieder begonnen hat und Du die ganze "Scheiße" siehst, die wieder auf dich zukommt!
Ich habe meine Depris Gott sei Dank erst mit 26 bekommen (vor 2 Jahren). Ich habe auch schon viel mitgemacht. Mir ging es auch besch..... War dann sogar schonmal 6 Wochen in der Psychiatrie in Erlangen und wurde dort erfolgreich auf Trevilor eingestellt. Ich bin zwar kein Arzt, aber ich denke, dass ich doch einiges an Erfahrung mittlerweile habe. Ich möchte Dir daher raten, nochmal einen anderen Arzt aufzusuchen. Wenn es darum geht gut auf Medis eingestellt zu werden, kann ich ein Klinikum (z. B: Poliklinik Uni Erlangen) nur empfehlen. Wo wohnst du in Bayern.
Ich war auch bei zig Ärzten und der eine war zu zaghaft, der nächste hat jede Woche das Medi gewechselt, der übernächste hat allgemein was gegen Medis gehabt und so ging die Zeit ins Land und mir gings immer schlechter. Daher dann die Psychiatrie.
Man kann aber wie gesagt auch einfach ambulant hingehen und das ist wirklich der beste Weg! Man kann kommen wann man will ohne ewig warten zu müssen und die kennen sich wirklich mit Medis aus.
Von mir nun ein laienhafter Vorschlag:
Warum nimmst du nicht Trevilor und Mirtazapin in Kombination. Morgens Trevilor und abends Mirta (z. B. 30mg). Das ist eine bewährte Kombination. In der Klinik wird das vielen gegeben. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Trevilor von vielen Ärzten zu zaghaft verschrieben wird. Oft merkt man erst ab 225 mg eine deutliche Besserung. Wieviel nimmst Du?
Wie gesagt ich bin kein Arzt, daher rate ich Dir das ganze nochmal mit einem anderen Arzt durchzusprechen. Es würde sich wirklich lohnen.
Mir hat es geholfen und mir geht es jetzt recht gut! Wenn Du weitere Fragen hast, frag einfach. Ich möchte gerne helfen, dass andere nicht auch so viel mitmachen müssen wie ich!

Viele Grüße
Hannes
Sable
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von Sable »

Danke Hannes für deinen Beitrag.

Ich habe ja jetzt erst eine neue Psychiaterin aufgesucht. Genaugenommen war ich gestern das erste mal bei ihr, davor war ich ambulant bei einer Kinder-/Jugendlichenpsychotherapeutin einer Tagesklinik, die mir ziemlich eindringlich klargemacht hatte, dass sie mir nichts mehr verschreibt.

Es hatte sie wohl genervt, dass ich etwas ungeduldig bin, mit den Medis. Citalopram hab ich ja z.B. nach 3 Wochen schon wieder absetzen lassen (habe es damit aber einfach nicht ausgehalten, stand total neben mir).
Und kaum hatten wir uns auf Citalopram "geeinigt", las ich dann im Internet von Cipralex, dass diverse Nebenwirkungen von Citalopram nicht haben soll. Aber da war sie dann sauer, meinte, ich würde mich verzetteln, und Cipralex hatte sie mir dann auch nicht verschrieben, weil sie das nicht kannte.

Aber ist ja jetzt auch egal...



Die Psychiaterin, bei der ich jetzt bin, ist auch die einzige in meinem Wohnort (Kleinstadt).
Dementsprechend gibt es hier eben auch keine psychiatrische Klinik im Ort oder in einer 30min-Umgebung (mit dem Auto).
Die nächste Großstadt ist Augsburg, da gibt es ein Bezirkskrankenhaus.
Aber es ist eben eine Entfernung und mit ich müsste mit dem Zug etwa knapp 1,5h fahren.
Da wünsch ich mir im städtischen NRW zu wohnen...

Trevilor und Mirtazapin hatte ich ja in den Ferien genommen, bis ich es abgesetzt habe. Als ich das Mirtazapin dazu genommen hatte, war Trevilor glaube ich scon auf 150mg gesteigert, schließlich dann auf 225mg. Das sind drei 75mg Retard-Tabletten, in dieser Menge nehme ich es auch heute noch (morgens).
Mirtazapin hatte ich lediglich mit 15mg genommen (abends). Aber es hatte mich in Kombination mit Trevilor dermaßen müde gemacht.
Ich nahm die Mirta-Tablette, war noch nicht müde und nach einiger Zeit bekam ich einen starken Müdigkeitsanfall und war oft zu müde, um noch ins Bett zu gehen oder mich auszuziehen.
Und morgens hatte ich starke Probleme mit dem "aus dem Bett kommen", war total müde. Ich lag letzenendes oft so 10-11 Stunden im Bett. Und ich bin den ganzen Tag nie richtig aufgewacht, war nachmittags wieder beinahe am einpennen.
Trotz Coffein-Tablette (200mg pro Stück, das entspricht 2 starken Tassen Kaffee. Ohne die würde ich selbst jetzt mit Trevilor nicht aus dem Bett kommen).
Mehr Coffein darf ich aber nich nehmen, weil das nicht zuletzt meine Ängste aufleben lässt und mich unruhig und noch nervöser macht.

Also Trevilor wiegesagt 225mg. Habe gehört, ab da sollte es auch noradrenerg wirken (obwohl ich nie kapiert habe, wofür Noradrenalin jetzt im Unterschied zu Serotonin zuständig ist).
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balduin.cruchot
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von balduin.cruchot »

Hannes,
Du klingst so, als gingst Du ziemlich auf dem Zahnfleisch. Das muss für einen Schüler der Oberstufe ganz schön hart sein! Hast Du denn jemand, mit dem Du das alles besprechen kannst? Deine Eltern?
Aus der Entfernung habe ich das Gefühl, dass Dir tatsächlich die nötige Geduld fehlt für die ADs. Und das kann ich gut nachvollziehen. Für die meisten Depressiven ist es eine harte Schule, aber es führt einfach kein Weg dran vorbei: Die modernen Antidepressiva haben erstmal ca. 8 - 12 Wochen NUR NEBENWIRKUNGEN, und die sind zum Teil nicht angenehm. Aber: nach dieser Zeit lassen viele Nebenwirkungen nach, und auch dann setzt erst die Wirkung ein!
Wenn Du Trevilor seit 7 Wochen nimmst, kann es also grade erstmal losgehen mit der Wirkung, und Du hast immer noch Hoffnung, dass die Nebenwirkungen verschwinden werden. Da musst Du einfach einen langen Atem haben!

Was das Lithium angeht: Das wird ja langsam eingeschlichen, und die Ödeme kommen nur sehr selten und dann nur bei hohen Dosierungen vor.
Ich hoffe, Du bist bei einer guten Psychiaterin gelandet, und ich hoffe, Du kannst ihr einigermaßen vertrauen. Sie wird schon das richtige AD für Dich finden! Man kann sich auch verrückt machen, wenn man hier bei jedem neuen Medi nach möglichen Nebenwirkungen sucht! Du schaffst das schon!
Alles Gute
Anke
Sable
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von Sable »

Nee, ich habe niemanden, mit dem ich reden kann.

Mit meinen Eltern komme ich nicht wirklich zurecht, Streit und Missgunst sind an der Tagesordnung.
Gut, ich bin seit mehr als einem Jahr in Verhaltenstherapie, kann einmal pro Woche zu einer Schulpsychologin... aber das sind für mich keine Vertrauenspersonen im Sinne eines Freundes, einer Freundin, oder evtl. einer Cousine, eines Onkels, etc.

Ich habe eben absolut keine Freunde, keiner, der mir irgendwie Halt geben kann. Das Problem dabei ist, dass ich halt kein Einzelgänger sein will. Ein Leben macht für mich persönlich nur sinn, wenn ich "mit" anderen Menschen lebe. Hoffe, du verstehst was ich damit meine.

Dass ich 8-12 Wochen warten muss, bis eine Wirkung eintritt, wusste ich gar nicht. Mir wurde immer gesagt so 3-6 Wochen dauert das in etwa.

Was mich momentan lediglich noch am leben hält sind nur Sehnsüchte (nach Kontakten, Freundschaften, Partnerschaft,...).
Nur weiß ich nicht wie ich das angehen soll... oder sagen wir so: Ich weiß es einigermaßen technisch (bzgl. sozialer Kompetenz), traue es mir aber nicht, oder "kann" es nicht (weil zu depressiv, antriebslos,...).

Okay, danke. Ich mache mal schnellstmöglich nen Termin für die Voruntersuchungen wegen Lithium aus. Ich sollte zwar auch mehr auf eigene Erfolge hoffen, aber das fällt mir unheimlich schwer.
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Sable
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von Sable »

Verträgt es sich eigentlich wenn ich zusätzlich L-Tryptophan nehme, zu Trevilor und evtl. bald Lithium?

5-HTP (im Laienwissen ausgedrückt ja die nächste Stufe von L-Tryptophan auf dem Weg zum Serotonin) soll man ja, soweit ich weiß, nicht mit ADs kombinieren...

Wahrscheinlich wirkt's zwar sowieso nich, tagsüber, und vor allem vormittags (wahrscheinlich einfach, weil da immer Schule ist) gehts mir nach wie vor dreckig.

Musste heute vormittag in ner Freistunde aus der Schule nach Hause (wohne nich weit weg), weil ich kurz vor net kleineren Heulattacke stand.

HAbe das Gefühl, ich kann aus meinen bisherigen Erfolgen gegen meine Soziale Angststörung nicht so wirklich Profit rauschlagen, durch meine Depression und fürchte, dass ich wieder zurück falle
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Nico Niedermeier
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von Nico Niedermeier »

Wenn das nicht ohne Tryptophan geht, muss man die Dosis ändern oder die Medikamente, aber ich würd das nicht zusätzlich nehmen
Dr. Niedermeier
Sable
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von Sable »

Okay.

Habe noch eine Frage bzgl. der Lithiumaugmentation.

Im Beipackzettel steht, dass man die Tablette IMMER abends nehmen soll, wenn man nur eine Dosis pro Tag nimmt. Das ist bei mir der Fall.

Meine Ärztin meinte zu mir auch erst, ich sollte die Tablette abends nehmen. Wegen des Bluttests mit der 12h-Regel meinte sie aber, ich sollte sie nun doch morgens nehmen. (weil ich frühmorgens wegen frühem Schulbeginn nicht zu ihr kann)

Woran soll ich mich also halten?

Ich konnte sie am Freitag nicht erreichen, weil ihre Praxis wegen Streik geschlossen war, möchte aber mit der Einnahme auf jeden Fall noch dieses Wochenende beginnen, damit mögliche erste Nebenwirkungen nicht unbedingt mitten in die Schulwoche fallen.

Außerdem: Bedeutet diese 12h-Regel, dass man den Bluttest etwa -genau- 12h nach der Lithium-Einnahme machen muss oder -mindestens- 12h nach der Einnahme?

Wenn genau 12-h nach Einnahme, dann müsste ich sie tatsächlich morgens nehmen, weil ich nur abends zum Blutspiegeltest kommen könnte.

Wenn mindestens 12h nach Einnahme könnte ich sie aber doch auch am späten Abend nehmen, dann läge die Einnahme bei einem abendlichen Bluttest vielleicht etwa 22h zurück.
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balduin.cruchot
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Re: Kombination mit Mirtazapin? (plus: Frage an Arzt)

Beitrag von balduin.cruchot »

Hannes,
die Einnahme abends ist für die Leute hilfreich, die das Lithium müde macht. Ich habe das anfangs auch erwartet, ist dann aber nicht eingetreten, so dass ich die Tabletten inzwischen morgens einnehme.
Die Blutabnahme sollte im Idealfall 12 Stunden nach der Einnahme erfolgen, dann hat man einen guten Durchschnittswert des Lithiumspiegels während eines Tages. Wird das Blut z.B. nur 6 Stunden nach Einnahme abgenommen, ist der Spiegel höher, 20 Stunden nach der Einnahme entsprechend niedriger. Logisch, ne? Auf 3 - 4 Stunden hin oder her kommt es bei einem erfahrenen Arzt nicht an, der Lithiumspiegel wird bei Dir anfangs eh regelmäßig überprüft werden. Wenn Du allerdings Dein Lithium abends um 20 Uhr einnimmst, und erst am nächsten Tag um 16 Uhr zum Doc gehst, ist schon jetzt zu erwarten, dass der Spiegel sehr niedrig sein wird.
Gruß
Anke
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