Muttergefühle..

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Laula

Muttergefühle..

Beitrag von Laula »

Geht das, schafft man es ?
Sollte man auf Kinder verzichten ?

Hier gibt es einige Mütter und Väter.

Mögt ihr erzählen ?

LG
Joy
Lankes
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von Lankes »

Hallo,

Muttergefühle auf jeden Fall! Es ist halt manchmal schwierig.

Die Diagnose burn-out mit Depressionen und Angst-/Panikattacken habe ich vor etwa 2,5 Jahren bekommen.
Unsere Tochter ist vor 10 Jahren geboren worden, ich hatte 1 Jahr mit Wochenbettdepressionen zu kämpfen. Aber heute liebe ich sie und bin froh, daß sie da ist.
Unser Sohn ist vor 7 Jahren auf die Welt gekommen, da war alles super klasse. Ich habe ihn regelrecht vergöttert, so habe ich ihn geliebt - und das ist bis heute geblieben.
Wie das mit Depris in der Schwangerschaft ist, keine Ahnung.

Das, was ich jetzt als schwieriger ansehe, ist, daß die Kids diese Aufs und Abs mitbekommen. Aber ich habe nicht das Gefühl, daß sie mich deshalb weniger lieben.
Ich leide darunter wahrscheinlich mehr, als sie.

Ich hätte sogar gerne noch ein 3. Kind gehabt, wenn unser SOhn nicht ADHS hat, mit starken Aggressionen und schon anstrengend genug ist! Hier und da denke ich immer noch darüber nach, bzw. denke, daß es schön wäre, wenn.... aber das haben wir wegen ADHS so entschieden, nicht wegen meiner Krankheit. Darüber hatte ich bis jetzt noch gar nicht nachgedacht.


Katy



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Caren
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von Caren »

Das ist ein sehr schwieriges Thema, finde ich. Da ich nicht zu stark verallgemeinern will, schreibe ich lieber nur von meiner eigenen Entscheidung.

Ich habe mich gegen Kinder entschieden, weil ich selbst erlebt habe, wie es für Kinder sein kann, wenn Eltern psychisch krank sind. Da ich selber ebenfalls psychische Probleme habe (wenn auch anderer Art - und zum Großteil aus diesen schlechten Erfahrungen/Erlebnissen resultierend), habe ich entschieden, auf Kinder lieber zu verzichten. Wenn ich meine eigenen Probleme besser im Griff hätte, hätte ich es mir vielleicht überlegt, doch so ist es besser.

Das heißt aber nicht, daß ich generell dagegen wäre, daß psychisch kranke Menschen Kinder aufziehen. Es kommt immer darauf an, wie man selbst mit der Erkrankung umgeht.
ils_pixent9
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von ils_pixent9 »

Ich habe es nie bereut, Kinder zu haben.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich sie aufziehen durfte, dem war ich gewachsen, ich glaube nicht, dass ich im Berufsleben überlebt hätte, dem Stress wäre ich nicht gewachsen gewesen. Die Kinder waren eine starke Motivation für mich, ihr Spielen habe ich genossen, es hat mich oft getröstet und ich habe leidenschaftlich gern mit meiner Tochter für die Schule gelernt und mich daran gefreut, wie schnell sie Dinge begriffen hat die manche meiner Nachhilfeschüler nie begreifen.
Den Austausch mit ihr, das Reden als sie größer war, wollte ich nie im Leben missen.
Schon als sie 17 war habe ich mich gefragt, was ich tun sollte, wenn sie aus dem Haus ginge, mir war es, als bliebe ich verlassen in einer Eiswüste zurück. Mein ganzes Denken war davon geprägt, dass sie in zwei Jahren gehen würde.
Mir war es nie wichtig, sie mit Essen vollzustopfen und ihre Klamotten zu waschen, diese Dinge waren notwendige Pflicht, das Reden mit ihr war so wunderbar,ihre Originalität, ihr Witz, ihre Kreativität heiterten mich immer auf.
Auf der anderen Seite wollte ich aber auch nicht zu den Müttern gehören die depressiv herumhängen wenn das Kind außer Haus ist und keinen Lebenssinn mehr erblicken können. Meine Therapeutin sagte mir immer, dass ich etwas finden würde, mir kam es vor, als spräche sie vom Gelobtem Land das ich nie erblicken würde.
Und dann kamen die Änderungen: eine Liebesbeziehung und meine Entdeckung des Internets und der Aufbau meines eigenen Forums.
Wenn die Tochter weg ist, komme ich gut zurecht, je länger sie nicht anwesend ist, desto mehr gewöhne ich mich an den Zustand, nur wenn sie wieder da ist und wieder geht erlebe ich das wie eine kleine Katastrophe. Ich kann mich garnicht richtig auf ihren Besuch freuen weil ich weiß, wie verlassen ich mich fühle wenn sie wieder geht.
Zu meinem Sohn habe ich auch ein sehr gutes Verhältnis, aber zwei Frauen haben doch mehr Gesprächsthemen. Ich bekenne ehrlich, sie ist mein Augapfel und ich eine Glucke.
Ich mache mir keine Sorgen um ihr tägliches Leben, ich finde, dass sie sehr tüchtig und selbständig geworden ist und ich bin immer dankbar, wenn sie mich einbezieht.
Meine übergroße Sorgen hat sie mir abgewöhnt als sie einmal simste ich würde an jeder Ecken Gefahren sehen und ich würde sie nicht von ihrem Vorhaben abbringen können. Der Satz war mir eine Lehre.
Gret.
Totenlicht
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von Totenlicht »

muttergefühle? Ne sowas habe ich nicht. Bin froh wenn ich mit meinem eigenen Leben einigermaßen klarkomme. Da halse ich mir nicht noch die Verantwortung für ein Kind auf.
Wenn ich ehrlich bin empfinde ich auch nicht groß was, wenn ich ein Baby sehe. Da regt sich kaum was. *hoffe das versteht jetzt niemand falsch*
ils_pixent9
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von ils_pixent9 »

Bei Babys regt sich auch nichts bei mir. Schon als Teenie hatte ich keine Lust zum Babysitten wie es meine Freundinnen hatten.

Aber eigene Kinder wollte ich unbedingt.
Dendrit
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von Dendrit »

imagine
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von imagine »

Hallo, zuerst einmal,
ich finde es auch wunderbar eine (meine) Tochter zu haben.
Aber ich würde heute im Rückblick auf ein Kind verzichten.
Ich habe diese Zeit (ich war alleinerziehend)
als sehr schwer empfunden, klar bin ich an meiner Mutterrolle auch gewachsen und habe viele Dinge gut hinbekommen.

Ich denke auch, dass ich keine schlechte Mutter war, auch meine Depressionen (bis auf eine) waren kaum spürbar.

Aber diese Zeit war so oft so unendlich schwierig, dass ich tatsächlich froh bin, dass sie schon groß ist und nicht mehr bei uns wohnt.

Heute bin ich manchmal froh, wenn sie wieder geht.
Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt, denn ich würde mein Leben für sie geben, aber ich würde mich heute anders entscheiden.

Ich rede nicht von Abtreibung, sondern von bewusster Verhütung

imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
Laula

Re: Muttergefühle..

Beitrag von Laula »

Hallo,

erstmal vielen Dank für Eure Antworten.
Es hat mir schon mal einen kleinen Einblick in Eure Erfahrungen und Ansichten gegeben.
Natürlich würde ich gerne noch weitere Meinungen lesen.

Es ist so, dass ich 35 Jahre werde. Das ist ein Alter in dem man sich schon um dieses Thema Gedanken machen sollte. Will ich oder will ich nicht ? Lange kann ich nicht mehr warten.

Es gibt so viele Fragen. Möchte ich meine Arbeit aufgeben - nicht nur des Geldes wegen, sondern auch wegen der vielen guten Kontakte dort -. Schaffe ich es so einen kleinen Knirps zu versorgen ? Wird es mich überfordern ?
Und dann die Frage: So wie es jetzt ist, soll es ewig so weitergehen ? Ich fühle mich jetzt schon teilweise, als ob wir schon ein altes Ehepaar sind. Arbeiten, Fernsehen, Wochenende. Tag ein Tag aus. Ab und an mal was Besonderes.

Habt ihr euch die Frage gestellt ?
Wie seid ihr damit umgegangen ?
Wie habt ihr euch entschieden ?

Gruss
Joy
Ele
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von Ele »

Hallo Joy,

seit ich denken kann wollte ich Kinder. Als ich schwanger wurde, hatte ich noch keine Depressionen, bzw. die wurden damals noch nicht diagnostiziert. Meine Panikattacken hatte ich damals gerade hinter mich gebracht und fühlte mich eigentlich recht wohl.

Jetzt liegen 14 Jahre mit Schwangerschaft und Kindern hinter mir und so im Rückblick bin ich mir nicht sicher, ob ich mich nochmal so entscheiden würde.

Ich liebe meine Kinder über alles, aber ich habe ein fürchterlich schlechtes Gewissen, weil ich denke, ich füge ihnen als depressive, alleinerziehende Mutter einen unkorrigierbaren Schaden zu. Ich weiß, dass auch "gesunde" Mütter und Väter nicht immer geduldig, liebevoll etc. sind. Trotzdem sind meine Kinder schon in manchen Dingen eingeschränkt und das macht sie traurig.

Ich beaobachte meine Kinder auch extrem, z. Zt. haben beide (13 und 9 J.) keine Energie, keine Kontakte zu anderen Kindern und "lungern" nur rum. Bei mir schrillen dann sofort die Alarmglocken, weil ich nicht weiß, ob das "normal" oder schon "krank" ist.

Also ehrlich gesagt, bei allen Schwierigkeiten, pupertären Störungen, Schul- und anderen Schwierigkeiten, unaufgeräumten Zimmern, etc. würde ich mich wieder für Kinder entscheiden, weil ich von der Liebe, die mir die beiden entgegenbringen und der Motivation, weiter zu machen, zu kämpfen, nicht aufzugeben sehr provitiere und weil ich soviel bedingungslose Liebe noch nie, weder von meinen Eltern, noch Geschwistern, noch Ex-Ehemännern bekommen habe.

Ohne das Verantwortungsbewußtsein, das ich den Kindern gegenüber empfinde, würde es mich sicherlich schon nicht mehr geben.

Grüße
Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

Liber
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von Liber »

Liebe Joy,

ich bin Mutter von zwei Söhnen und empfinde meine Kinder als die größten Geschenke in meinem Leben.

Es war allerdings alles andere als einfach, während der Jahre ihrer Baby- und Kinderzeit (sie sind heute zwischen Pubertät und erwachsen, wohnen aber noch beide zuhause)alles "unter einen Hut" zu bringen.

Depressionen hatte ich schon Jahre vor ihrer Geburt und ich habe bei beiden Geburten ziemlich heftig mit Depressionen auf die Umstellung - sowohl hormonell als auch psychisch - reagiert.

Bei beiden Geburten hatte ich eine postnatale Depression, die sich in Panikattacken äußerte. Später fühlte ich mich zwischen meinem Wunsch nach Berufstätigkeit (teilzeit) und meiner verinnerlichten Vorstellung von der Mutter, die immer für ihre Kinder da sein sollte, zerrissen.

Es war und ist auch für meine Kinder ganz sicher nicht einfach, mit meinen Depressionen aufzuwachsen. In meinen depressiven Phasen empfand ich sie einerseits eine "Belastung", weil ich ein schlechtes Gewissen hatte und Angst, mich nicht ausreichend um sie kümmern zu können, andererseits boten meine Kinder und ihre Bedürfnisse mir auch viel Halt. Für mich wäre ich morgens nicht aufgestanden, aber für die Kinder schaffte ich es meistens.


Es gab Phasen, in denen ich mich absolut überfordert gefühlt habe, aber ich habe nie bereut, Kinder bekommen zu haben.

Denn sie erfüllen in gewisser Weise mein Dasein, es ist schwer zu erklären. Niemand bedeutet mir mehr als meine Kinder, durch sie lernte ich Liebe. Sie lassen mich das Leben tiefer empfinden, das Eingebundensein in Vergangenheit und Zukunft. Ich erkenne in meinen Kindern Anteile von ihrem Vater und mir, und doch ist jeder auf seine Weise einmalig und einzigartig.


Freude durch und auch Sorge um mein Kind ist - für mich als Frau - mit keinem beruflichen Engagement aufzuwiegen (obwohl mit meine Berufstätigkeit sehr wichtig ist!).


Ich habe durch meine Kinder sehr viel gelernt. Kinder sind Spiegel. Wenn man achtsam ist, lehren sie uns viel über uns selbst. Und in den verschiedenen Phasen ihrer Kindheit, der Pubertät, bei den verschiedenen Problemen erkannte und erkenne ich auch mich selbst als Kind wieder und setze mich erneut damit auseinander.

Jetzt naht bald der Abschied von der Kindheit, sie werden bald ihre eigenen Wege gehen, und sie lösen sich Stück für Stück immer weiter ab. Das aushalten zu lernen ist die nächste große Aufgabe für mich.

Liebe Joy, ich wünsche dir eine gute liebevolle Entscheidung!

Liebe Grüße

Brittka
imagine
Beiträge: 1068
Registriert: 18. Jun 2006, 20:46

Re: Muttergefühle..

Beitrag von imagine »

Liebe Joy, es ist schwierig ein Kind zu haben, das habe ich geschrieben und ich stehe dazu.
Aber alles, was die anderen geschrieben haben stimmt auch genauso und auch ich habe es so empfunden.
Nicht auszudenken, wenn meine Tochter nicht mehr da wäre...
Aber das ist nur die eine Seite der Medaille.

Ich denke ,du mußt dir absolut sicher sein ein Kind zu wollen, dann wirst du dich freuen und es auch schaffen.
Ich wollte unbedingt ein Kind und war überglücklich, als ich endlich scwanger war.

Ich habe wegen des immensen Kinderwunsches viel aufgegeben.
Vielleicht fällt deswegen die Bilanz eher nüchtern aus.

Einen Fehler darfst du nicht machen, ein Kind zu bekommen, weil es jetzt an der Zeit ist, oder du deinem Leben Abwechslung geben willst.

Kinder fordern dich ganz und ich denke, wir sind da besonders anfällig, uns selbst dabei aufzugeben, gerade weil wir so oft ein schlechtes Gewissen haben.

Ich denke "gesunde Menschen" gehen mit dieser Herausforderung viel entspannter um, beobachten ihre Kinder und deren "Macken" nicht so intensiv und leben noch ein Stück weit ihr normales Leben.

Das alles habe ich nicht getan, ich war eine "Perfekte Mutter" und das ist unendlich mühsam und auch überhaupt nicht notwendig.

Wenn ich heute sage, ich würde mich anders entscheiden, dann liegt das an dieser ständigen Überforderung, die ich aber selbst
produziert habe.

Hoffentlich kannst du mich ein wenig verstehen, auch wenn ich mich sehr verwirrend anhöre.

Ich wünsche dir eine gesunde Entscheidung

imagine
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Hexe81
Beiträge: 13
Registriert: 12. Sep 2006, 11:00

Re: Muttergefühle..

Beitrag von Hexe81 »

es ist schwierig.ich habe meinem sohn viel zu verdanken, denn wenn er nicht wäre, hätte ich sicher irgendwann mal einen schlußstrich unter mein leben gezogen.
aber auf der anderen seite plagen mich ständig schuldgefühle.denn kinder spüren,wenn etwas nicht stimmt mit den eltern.ich weiß das aus eigener erfahrung.meine mutter war wärend meiner grundsachulzeit erstmals wegen manisch-depressiver störungen in behandlung und seitdem auch immer wieder.offiziell erfahren habe ich davon aber erst mit 15.trotzdem wußte ich immer, das etwas bei ihr nicht in ordnung ist.ich frage mich oft, ob ich meinem sohn nicht schon einen dauerhaften knacks verpaßt habe, dennn es sollte nicht aufgabe eines kindes sein, seine mutter zu stützen, sondern andersherum.die realität sieht so aus, das mein sohn es gewöhnt ist, seine mutter in tränen aufgelöst vorzufinden und sie zu trösten.er verspricht mir dann immer, dass alles wieder gut wird.dabei sollte er doch unbeschwert spielen und seine kindheit genießen.
bix
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Registriert: 16. Feb 2006, 15:03

Re: Muttergefühle..

Beitrag von bix »

Hallo Joy,

ich bin keine Mutter, aber in ähnlicher Situation wie Du. Deswegen melde ich mich auch mal zu Wort

Ich wollte als Kind immer mit 25 mein erstes Kind. Ich wollte junge Mutti sein. Ich dachte damals noch, dass es so geht wie im Film: man verliebt sich, heiratet, bekommt Kinder. Dass Beziehungen enden können - das wusste ich noch nicht.

Nun habe ich auch noch eine Mutter, die ihren beiden Töchtern immer predigte "bekommt bloss NIE Kinder!!!" Und da ich sowieso nie den richtigen Partner hatte, wollte ich irgendwann auch keins mehr.

Nun bin ich 37 und habe einen Partner, mit dem ich mir eine Elternschaft vorstellen könnte. Und versuche langsam zur Erkenntnis zu gelangen, was ich wirklich will. Will ich kein Kind, weil es meine Entscheidung ist, oder weil meine Mutter es mir lang genug eingebläut hat?

Tja, und dann kommt zusätzlich die Diagnose "Depression". Was tun?

Entscheidung eins: mit dem Gynäkologen sprechen. Späte Schwangerschaft, erstgebärende mit etwa 40, depressiv. ER sieht darin überhaupt gar kein Problem. Das Alter wäre sicher nicht Ideal, aber solange die Natur es einrichtet, dass der Körper schwanger wird - warum nicht. Zur Depression konnte er sich nicht weiter äußern, ich hab auch nicht explizit gefragt, es nur erwähnt.

Aktion Nummer 2: ich werde das Thema irgendwann mit meiner Psych besprechen. Wie sie das so sieht.

Ich selbst seh in "meiner" Depression aber irgendwie keinen größeren Hinderungsgrund. Und die endgültige Entscheidung liegt letztlich sowieso bei mir/uns.

So, und jetzt wieder zurück zu Dir/Euch.

Willst Du ein Kind, würdest Du eines wollen wenn Du nicht krank wärst?

Will Dein Mann ein Kind und würde Dich dann entsprechend unterstützen, wenn es Dir schlecht geht?

Hast Du mal mit Fachleuten (Gynäkologe, Psych, meinetwegen noch Hausarzt) darüber gesprochen?

Liebe Grüsse

bix
Lankes
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von Lankes »

Liebe Joy,

für mich stand immer fest, ich möchte Kinder und einen Hund....
Heute habe ich beides.

Wir haben immer überlegt, wann ist der richtige Zeitpunkt, ein Kind zu bekommen, aber den gibt es nicht. Es ist nie richtig. Nach der GEburt unserer Tochter habe ich 1 Jahr mit Wochenbettdepression zu kämpfen gehabt und eigentlich gar nicht mehr den Mut für ein 2. Kind gehabt. Wir haben immer überlegt, jetzt oder nicht, ja oder nein. Ich habe ständig geschwankt. Irgendwann war ich dann schwanger und die Diskussion beendet.
Heute bin ich froh, diese positivie Erfahrung gemacht zu haben. Es lief alles super, keine Wochenbettdepression, es war total schön.

Allerdings muß ich akzeptieren, daß ich nicht arbeiten kann, sondern für unseren Sohn da sein muß. Er hat mit 18Monaten Pseudo-Krupp bekommen, es war eine harte, anstrengende Zeit. Mit 5,5 Jahren wurde ADHS diagnostiziert, mit Aggressionen, vielen Terminen usw.
Ich habe gar keine Zeit und keine Nerven arbeiten zu gehen, bin also regelrecht ans Haus gebunden...
Durch Sport versuche ich rauszukommen.

Man weiß vorher nicht, was passiert, muß das nehmen, was kommt.Gesunde Kinder erlauben mehr Freiraum, es ist einfacher. Aber strahlen diese auch so? Sind die auch so interessiert an allem? Und kuscheln die so gerne?

Es gibt immer wieder Gründe die dafür oder dagegen sprechen, ein Kind zu bekommen, ob mit oder ohne Depressionen. Wir haben uns von den Wochenbettdepressionen nciht zurückschrecken lassen. Ich habe mich nur erkundigt, wie ich das Risiko es noch einmal zu bekommen senken kann. Also habe ich mir eine Beleghebamme gesucht und ambulant entbunden und das war wirklich ein Traum... ich sehe unseren Schatz immer noch ganz klein, wenige Stunden alt, in der Mitte unseres Ehebettes liegen....

Egal wie schwer es war und ist, ich würde es jederzeit wieder tun.
Ich denke, die Herz-/Bauchentscheidung ist die wichtigste. Mit Kind kannst Du nicht im voraus planen. Denk mal nicht an Deine Depressionen. Möchtest Du gerne ein Kind? Dann mache es! Alles andere wird sich schon finden!


Katy



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heute
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von heute »

Hallo,

das Schlimme ist, ich fühle mich für die Schwierigkeiten der Kinder SCHULDIG. Nicht für kleine, alltägliche Schwierigkeiten, aber für die großen, grundsätzlichen (die - wie die unten beschriebenen - schon seit Jahren bestehen).

Eins der Kinder hat Alkoholprobleme - könnte sein, genetisch bedingt (denn es gibt einige schlimme Fälle in unserer Verwandtschaft). Mein Mann und ich trinken nur bei Feiern mal ein Glas Wein (oder sagen wir: ich - eins, er - zwei). Und das war schon immer so. Wir waren also kein schlechtes Vorbild. Aber schuldig bin ich ja trotzdem, wenn ich die Gene weitergegeben habe oder sonstwie eine tiefe Verunsicherung bei diesem Kind verursacht habe, die dazu führte, dass es sein Heil im unmäßigen Alkoholkonsum sucht (und u. a. deshalb berufliche Schwierigkeiten hat). Wo wird dieses Kind noch landen? (Unter einer Brücke? Wie schon Familienangehörige vor ihm?)

Eins der Kinder ist depressiv und hat einige tiefe Ängste. Ja, da hat es sich wohl von der Mutter "anstecken" lassen. Also bin ja auch ich wieder Schuld. Dieses Kind kommt schulisch/beruflich überhaupt nicht auf die Beine. Wird es je selbständig und mutig im Leben stehen?

Eins der Kinder ist extrem leicht kränkbar und dadurch nicht wirklich stabil. Wer weiß, wie dieses Kind so durchs Leben kommt. Auch wieder "Veranlagung" (ungünstige Gene?) oder Verunsicherung schon in der frühen Kindheit durch eine depressive Mutter?

Im Beruf kann an einem Fehler auch mal jemand anders Schuld sein. Vieles wird in Teamarbeit erledigt und jeder hat seinen Anteil. Bei den Kindern fällt die Schuld immer als erstes auf die Eltern und hier mit voller Wucht auf die MUTTER. Entweder: Fehler in der Erziehung (Mutter schuld) oder schlechtes Vorbild (Mutter schuld) oder ungünstige Gene (Mutter, naja, zu 50 % schuld).

Die Kinder sind mittlerweile (fast)erwachsen, aber wir leben alle noch unter einem Dach. Ich wünschte mir, ich hätte mehr räumlichen Abstand zu meinen Kindern, denn es quält mich, die Probleme tagtäglich vor Augen zu haben.

Bei räumlichem Abstand gewinne ich immer auch "seelischen" Abstand (egal ob die Kinder verreist sind oder ich selbst). Dann "weiß" ich zwar auch um die Probleme, aber da ich sie nicht ständig SEHE und (notgedrungen!!) miterlebe, kann ich sie gedanklich viel besser (oder auch ganz und gar) beiseite schieben...

Ja, ein bisschen nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber nicht die Kinder selbst geraten dann aus meinem Sinn, sondern ihre jeweiligen Probleme. (Bei meiner letzten Reise erzählte ich auch über meine Familie und meine Kinder, das konnte ich ohne Probleme, mit freundlicher und liebevoller Distanz... ach, die Sorgen waren so weit... was gingen die mich schon an...)

Ja, auch ich liebe meine Kinder. Gerade deshalb würde ich mich auch gerne bei den oben beschriebenen Schwierigkeiten für sie einsetzen. Doch diese Schwierigkeiten können sie im Grunde nur selbst anpacken. Wenn sie es nicht tun (wollen), stehe ich machtlos dabei. Kann allenfalls dann und wann Hinweise geben... und ansonsten weiter ZUSEHEN!!

MIR bleiben nur die Schuldgefühle und die Erkenntnis bei dieser Aufgabe, MUTTER zu sein, auf ganzer Linie versagt zu haben. Auf jeden Fall anscheinend, falsch gehandelt zu haben. Irgendwas (was auch immer???) falsch angepackt zu haben. Die Kinder nicht richtig unterstützt zu haben oder keine Ahnung... Nicht sehr aufbauend. (Aber das habe ich ja früher schon mal hier im Forum beschrieben.)

Jetzt sind sie jedenfalls groß und für sich selbst verantwortlich. Aber die Schuldgefühle bleiben ebenso wie mein Leid, wenn ich die jeweilige Problematik (und die Sackgassen, in denen die Kinder stecken) MITANSEHEN muss.

Nichts gegen meine Kinder. Aber jemand wie ich hätte einfach nie Mutter werden dürfen. Aber so was weiß man halt erst hinterher...

Mein (doofer) Rat an dich, Joy: Stell dir einfach auch mal ein "schwieriges" Familienleben vor (wie auch immer das für dich aussehen würde...) stell dir zum Beispiel vor, dass die Kinder sich nicht prächtig entwickeln, dass sich körperliche oder sonstige chronische Krankheiten der Kinder gravierend aufs Familienleben oder natürlich auf dein individuelles Leben auswirken könnten, stell dir vor, die Kinder schaffen keinen Schulabschluss und finden keinen Beruf, stell dir vor, dass die Kinder dich völlig ablehnen könnten, dass du eben keine freundlichen Gespräche mit ihnen führen kannst, sondern sie dir (womöglich jahrelang!) die kalte Schulter zeigen. Berücksichtige bei deinen Vorstellungen von Familienleben AUCH solche misslichen Entwicklungen. Berücksichtige auch, dass du nicht durchgängig LIEBE und Zuneigung empfinden wirst, dass du auch (bei manchen Reaktionen der Kinder) sehr wütend, zornig, sauer, traurig, niedergeschlagen sein wirst. Berücksichtige weiter, dass dein Partner und du bei der Kindererziehung nicht immer einer Meinung sein werden, dass ihr manches Mal womöglich in Streit miteinander geratet, dass du evtl. gelegentlich stinkesauer auf deinen Partner bist, weil er in deinen Augen zu streng, zu verächtlich, zu wenig einfühlsam, zu desinteressiert oder wie auch immer mit dem Kind umgegangen ist.

Wenn du dir dann ehrlich sagen kannst: "Ja, stimmt, das alles kann (auch mir/uns) passieren. Und wenn es passiert, dann packe ich das auch!", dann kannst du dir wohl Kinder zutrauen.

Aber wahrscheinlich ein doofer Rat, denn wenn man eine feste Partnerschaft eingeht, dann hält man sich ja auch nicht vor Augen, wie es sein wird, wenn der Partner schwer krank wird, wegen eines Unfalls dauerhaft behindert ist oder einfach keine Lust mehr auf die Partnerschaft hat, einen betrügt oder was auch immer...

Die Gefahr der "selfulfilling prophecy" sehe ich bei meinem doofen Rat übrigens nicht, denn ich selbst hatte die ganze Zeit in meiner Vorstellung ein sehr positives, harmonisches, fröhliches Familienbild. Dann hätte das doch eigentlich so kommen müssen, oder?

Wenn ich, als meine Kinder noch ganz klein waren, Familien sah, in denen es Schwierigkeiten gab, dann dachte ich damals ganz BLAUÄUGIG eben auch, das könne bei uns aufgrund unserer Bemühungen und unseres Eingehens auf die Kinder nie und nimmer passieren...

Und dann... Schwierigkeiten am laufenden Band (oben habe ich ja nur die momentan extremsten genannt).

Alles Gute für deine weiteren Überlegungen und deine Entscheidung.

Schöne Grüße

Nene

PS: Aber eins wollte ich noch sagen: Wegen Kindern muss man ja nicht festgefahren, langweilig und unflexibel werden... DIESE Befürchtung (wenn ich deine Zeilen "altes Ehepaar" richtig verstanden habe) musst du meiner Meinung nicht haben.
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
Lankes
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von Lankes »

Liebe Nene,

ich habe eben einen Bericht gelesen, in dem drin stand, daß man zwar Gene weitervererben kann, aber deshalb muß die Krankheit nicht ausbrechen. Du bist nicht schuld an den Problemen Deiner Kinder!

Ich habe mich auch oft gefragt, hätte ich Simon noch bekommen, wenn ich gewußt hätte, daß er ADHS hat? Wir sind noch am Anfang, gerade 2. Klasse, keine Ahnung, ob aus ihm etwas wird. Aber das weiß man doch nie. Ich wollte immer 2 Kinder haben. Ich glaube, ich wäre das Risiko auch eingegangen, wenn ich gewußt hätte, daß es ADHS in unserer Familie gibt.

Ich glaube nicht, daß alle Depressiven so geworden sind, nur weil die Gene vererbt worden sind. Es gibt bestimmt auch noch andere Gründe.
Mir ging es als Jugendliche auch nicht gut, aber meine Eltern haben es nicht gesehen, nicht reagiert. Du siehst es wenigstens!
Du kannst Deinen Kids nur das mit auf den Weg geben, was Du kannst, irgendwann sind sie für sich selbst verantwortlich!

Was ist mit Therapie für die Kids?

Ich habe unsere 10Jährige auch immer für ein Senbsiebelchen gehalten. Aber sie hat die Hauptrolle in einem Theaterstück gespielt, vor der vollen Aula! Sie traut sich alleine überall hin, alles Dinge, die ich ihr nie zugetraut hätte. Ich mußte sie früh selbstständig werden lassen, hatte genug mit Simon zu tun und zum Schluß mit mir selbst. Aber ich finde nicht, daß es ihr geschadet hat!

Mach Dich nicht verrückt!


Katy



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heute
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Re: Muttergefühle..

Beitrag von heute »

Liebe Katy,

zwei meiner Kinder waren als ältere Kinder/Jugendliche schon in Therapie. Trotzdem haben sie heute (noch) Probleme. Und jetzt - als Erwachsene - kann ich ihnen zwar zu Therapie raten, aber wenn sie das nicht wollen, habe ich keine Chance. Es ist halt so, wie es mit jedem anderen Erwachsenen auch wäre - man kann Tipps geben, aber das ist es schon. Was nützt es, wenn ich Möglichkeiten sehe (oder auch nach ihnen recherchiere) und die Kinder winken bloß ab. Mit dem depressiven Sohn waren wir vor ein paar Monaten auch bei einer Klinik (dazu hatten wir ihn überreden können!! War schwer genug!), aber er wollte dann nicht dort bleiben und die Klinikleitung meinte, er müsse sich schon selbst entscheiden und aus eigener Überzeugung kommen.

An das Alkoholismus-Problem habe ich, als ich mir Kinder wünschte, NIE gedacht, wäre gar nicht auf die Idee gekommen. Weder ich noch meine Eltern haben Alkohol-Probleme... also, was ging's mich an? Dass da in der Verwandtschaft massive Probleme bestanden, war zwar auch alles andere als erfreulich und zum Haare-Ausraufen, aber da war doch mehr Abstand (auch räumlich) da, so dass mir keine "Gefahr" (der Weitergabe an Nachkommen) bewusst war. Außerdem spricht man ja auch erst seit kurzer Zeit von einer genetischen Disposition in Bezug auf Alkoholkrankheit.

Natürlich spreche ich (wenn die Kids das wollen) viel mit meinen Kindern. Aber bringen tut das nichts. Wie gesagt: Die Probleme bestehen seit Jahren und werden nicht kleiner. Manchmal gibt es kleine Hoffnungsschimmer, und dann doch wieder den nächsten Dämpfer...

Schöne Grüße

Nene
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