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cooki3
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Beitrag von cooki3 »

Adson
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von Adson »

Wie sagte mein letzter Therapeut: Sie brauchen jemanden, der ihnen zuhört, wo sie sich auskotzen können und alles von der Seele reden.

Damit hat er den Nagel uf de Kopp gedroffen.

Aber: finde erstmal so einen Therapeuten...

Adson
Berlin - Wohnsitz, 39 Jahre, Single.
susan
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von susan »

Hallo Jochen,

der Erfolg einer Therapie hängt von vielen Faktoren ab. Bei den sogenannten probatorischen Sitzungen geht es erst mal um's "Beschnuppern". Passt der Therapeut, verfolgt er gleiche Ziele wie ich, kennt er sich mit meinem Krankheitsbild aus usw. Gab es diese Art Therapiestunden für dich schon oder war es eure erste Begegnung?

Therapie macht nur Sinn, wenn die Chemie zwischen dir und dem Therapeuten stimmt. Entscheidend ist auch, ob die Art der Therapie (VT, TP oder Analyse) richtig gewählt wurde. Um welche Art von Therapie handelt es sich bei dir? Und wie kamst du gerade an diesen Therapeuten, nach welchen Gesichtspunkten hast du ihn ausgewählt oder wurde er dir empfohlen?

An eine Therapie stellt man bestimmte Erwartungen. Sie soll viel bewegen, soll helfen, die Krankheit in den Griff zu bekommen und dazu beitragen, wieder ein "normales" Leben zu führen.

Therapie kann vieles, doch sie bringt die Heilung, die Befreiung von den belastenden Symptomen, nicht von heute auf morgen. Es geht in kleinen Schritten vorwärts - so jedenfalls bei mir - manchmal sind sie kaum zu merken.

Evtl. verlangst du zuviel für den Anfang? Es hat sicher auch lange gebraucht, bis du in diesem Zustand warst, in dem du jetzt bist. Du fühlst dich erschöpft, körperlich und seelisch und der Wunsch, das zu ändern, ist nur zu verständlich.

Mir ist durch die Therapie erst bewußt geworden, wie eng das Zusammenspiel von Körper und Psyche ist. Der Weg der Erkenntnis ist ein Anfang, darauf kann man aufbauen, Zusammenhänge sichtbar machen, Verhalten ändern, alte Glaubensätze durch neue ersetzen usw.

Verlange nicht zuviel von dir - lass dir Zeit, um hinzuschauen, was dich krankwerden ließ und versuche mit Hilfe des Therapeuten einen Weg zu finden, der dich fühlen läßt, dass es wieder aufwärts geht.

Das setzt natürlich voraus, dass du dich bei dem Therapeuten gut aufgehoben fühlst. Sprich mit ihm über deine Vorstellungen, sag ihm, was du erwartest und rede mit ihm auch über die Punkte, in denen du dich nicht verstanden fühlst von ihm. Nur so kann ein gutes Verhältnis zwischen euch entstehen.

Alles Gute!

Susan


cooki3
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Re:

Beitrag von cooki3 »

bix
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von bix »

Hallo Jochen,

hab ich Dich richtig verstanden? Du hattest Deine ERSTE Thera-Stunde und siehst keinen Erfolg? Hm. Wenn Du zum ersten Mal Liegestütze machst, rennst Du dann auch gleich zum Spiegel und suchst die Muskeln? Neee, siehste Hab Geduld!!!

Aber ich kann Dich dennoch ganz gut verstehen, ich hab anfangs auch schwer bezweifelt, dass eine Therapie mir was bringt. Was soll das nutzen, 45 Minuten mit "dieser Frau da" zu reden. Aber es bewirkt tatsächlich etwas, nur geht das natürlich nicht von jetzt auf gleich.

Ich wünsche Dir viel Geduld und Kraft!

LG bix
cooki3
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Re:

Beitrag von cooki3 »

bix
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von bix »

Na, da bin ich ja beruhigt, entschuldige mein Mißverständnis.

Den konkreten Ansatz der Thera kann Dir aber der Psych doch sicher sagen. Okay, auch das vielleicht nicht schon gleich am Anfang.

Mir geht es besser damit, sei ich aufgehört habe mir zuviel Gedanken zu machen. "Die Frau ist ausgebildet worden, Menschen wie mir helfen zu können." sag ich mir jetzt und "ich zieh das jetzt durch solange die KK das zahlt!".

Okay, Du kannst derzeit nichts Positives an der Thera sehen, aber evtl. gelingt Dir statt der negativen, eine neutrale Betrachtungsweise? So ungefähr: "Ich mach das jetzt, mal sehen was das bringt?"
cooki3
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Beitrag von cooki3 »

dramolet
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von dramolet »

hallo jochen und hallo alle ( ich bin ganz neu hier),
das erinnert mich sehr an meine eigenen erfahrungen mit meiner therapie. ich habe eine analyse gemacht und das war das beste, was mir passieren konnte. ich hatte aber am anfang und auch immer wieder zwischendurch die gleichen probleme: wollte beweisen, dass ich alles unter kontrolle hab, dass ich intelligent bin und meine probleme " verstanden" habe... mir war es ungemein wichtig, der therapeutin nicht zu "unterliegen" oder mich ihr auszuliefern. (es hat ewig gedauert, bis ich mich auf die liege legen konnte!) aber genau darum geht es: man muss lernen loszulassen, sonst baut man so einen schutzpanzer auf, dass der therapeut nicht durchdringt.
was ganz wichtig bei der wahl der therapeuten ist sich zu fragen: fühle ich mich wohl? mag ich denjenigen? kann ich auch mal sagen: das und das fand ich blöd? wenn ich zum beispiel das gefühl hätte, dass ein therapeut meine Ängste entkräftet, würde ich mich nicht ernstgenommen fühlen, sondern klein dumm und hässlich. man soll sich aber ernstgenommen und aufgehoben fühlen und spüren, dass jemand an deinem leid teilnimmt , das ist wichtig! deswegen: gib dir zeit. du hast 5 sitzungen zur probe normalerweise, um zu gucken, ob dir er therapeut passt. und wenn nicht, probierst du den nächsten aus. und passen muss es unbedingt, nicht nur so "ganz okay" sein.

alles liebe
dramolet
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in the end everything will be fine.

if it´s not fine it´s not the end.
cooki3
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Re:

Beitrag von cooki3 »

dramolet
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von dramolet »

ach so, ich war übrigens auch sehr kritisch, hab gedacht: "pöh! was soll das bringen, wenn ich mit jemandem rede, ich weiss doch schon, wo der hase im pfeffer liegt!"

die sache ist aber, dass es finde ich nicht darum geht, die probleme vom verstand her zu verstehen, sondern vom gefühl her. in der analyse bedeutet das, die alten gefühle aus den alten situationen wieder hochkommen zu lassen und noch einmal zu durchleben ( tat ziemlich weh bei mir), aber dann: oh wunder, heilt es stück für stück, und man kann damit frieden schliessen. und das tolle ist: man ist diesen alten mustern nachher nicht mehr unterworfen, man kann selbst entscheiden, was man tut, anstatt immer wieder in die gleichen fallen zu tappen und nur nach schema F reagieren . das ist vielleicht das, was die therapie bringt: es befreit dich von diesen kreisen. es macht dich zu einem freien menschen!
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dramolet
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von dramolet »

naja, das mit dem loslassen muss ja auch nicht SOFORT sein. ich bin auch so ein " alles und sofort" mensch. hab am anfang meiner therapie gefragt, ob ich denn auch ganz sicher nach dem ende der bewilligten stunden mit allem durch sei? ich wollte mich auch anstrengen..

das mit dem zwingen und anstrengen klappt aber leider nicht in der therapie. lass dir einfach mal zeit. ( bei mir hat das loslassen, also das erste mal hinlegen, etwa 4 monate gedauert!)

stückchen für stückchen. und hör auf dein bauchgefühl, das sagt dir schon rechtzeitig, ob und wann du dich in acht vor jemandem nehmen muss, der dich verletzen könnte, und dann kannste dich schützen. leute wie wir haben empfindliche antennen; das kann sehr anstrengend sein ( wie bei einer depression) aber es kann einen auch schützen ( wie beim thema menschenkenntnis). nur mut. und langsam! "schrittchen für schrittchen, und nicht nach unten gucken." sagt der esel bei shrek.

es haben schon so viele leute erfolgreich eine therapie gemacht und ihnen konnte geholfen werden; warum sollte das bei dir nicht klappen?
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atetobi
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von atetobi »

Hallo Jochen,

ich schließe mich grob meinen Vorschreibern an: Setz Dich nicht unter Druck und versuche, alles auf Dich zukommen zu lassen. Erzwingen lässt sich ohnehin nichts, und solange Du offen für neue Entwicklungen bleibst, gibst Du Dir selbst die beste Chance zu genesen.

Wenn ein Therapeut schon in der ersten Stunde versucht, die konkret vorhandenen Ängste bei einem Patienten zu bagatellisieren bzw. wegzureden, finde ich das schon sehr bedenklich. Solltest Du nach den Probestunden kein Vertrauen zu dem Therapeuten entwickeln können, solltest Du aber auf jeden Fall die Behandlung bei ihm nicht fortsetzen.

Liebe Grüße
Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
cooki3
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Re:

Beitrag von cooki3 »

atetobi
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von atetobi »

Hallo Jochen,

ich freue mich, dass Du inzwischen zuversichtlicher in die (Therapie-)Zukunft schauen kannst. Ja, manchmal geht das ganz schnell, ein kleiner Moment der Ruhe kann alles ändern.

Weißt Du, ich habe auch vor kurzem eine Therapie begonnen. Es ist nicht meine erste, aber ich hatte und habe auch jetzt noch oft ähnliche Gefühle dazu, wie Du sie eingangs geschildert hast. Trotzdem versuche ich, so zu handeln, wie ich es Dir riet. Offen bleiben für das, was kommen könnte. Es kommen immer wieder Zeiten, wo ich den Sinn des Ganzen anzweifle, aber sie gehen eben auch immer wieder vorbei. Und eine Therapie ist ein Strohhalm auf dem weiteren Weg.

Ich wünsche Dir, dass Deine guten Gefühle lange bei Dir bleiben!

Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
cooki3
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Re:

Beitrag von cooki3 »

!
ben1
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von ben1 »

Hallo Jochen

interessanter Thread - was bringt die Therapie?
Aus meiner Sicht bringt die Therapie erstmal eine Art Schutzraum, in dem man Stück für Stück immer echter und echter werden darf. Man darf sich (erstmals!) so kennenlernen, wie man wirklich ist. Du (und übrigens alle anderen Menschen auch) sind zwar nicht Supermann (wie Du richtig erkannt hast), aber auch nicht Superlooser. Da gibts noch eine Menge dazwischen. Ziel einer Therapie ist es meiner Meinung nach "eigentlich" zu werden, d.h. so zu werden, wie man eigentlich schon immer war - nur das man so viele Seiten nicht leben durfte, wollte oder sich nicht getraut hat, diese Seiten anzunehmen und zu Leben. Vielleicht kannst Du Deine Angst, die Kontrolle über Dein Leben zu verlieren (hattest Du die schon mal ) in der Therapie ansprechen. Was Du zum Gelingen einer Therapie beitragen kannst, ist, offen zu sein für Neues (Du wirst viel über Dich lernen - positives, wie negatives) und die Bereitschaft, Dich auf den Prozess der Depression einzulassen - die hat Dir nämlich was zu sagen, sonst würde sie sich nicht so drastisch melden!

Meine Therapie ist mittlerweile 5 Jahre her - und ich bin nach wie vor ein sehr sensibler, manchmal melancholischer oder trauriger Mensch - aber das BIN ICH und es ist gut so!

Alles Gute

Ben
cooki3
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Re:

Beitrag von cooki3 »

ben1
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von ben1 »

Hallo Jochen

nö, keine Angst - kein Mensch ist so eindimensional, das er nur narzistischer Egomane ist - Du bestimmt auch nicht. Aber - auch Du hast (wie wir alle) Deine Schatten, Deine Persönlichkeitsanteile, die nicht unbedingt Deinem Ideal entsprechen. Eine wirklich tolle Wirkung der Therapie ist es auch, das man andere Menschen nicht mehr so leicht verachtet - weil man sie besser versteht, weil man seine eigene Unperfektheit erkannt hat, dazu stehen kann und sie sich leben traut - und dadurch auch anderen Menschen zugesteht, ihre Fehler haben zu dürfen.

Du wirst in der Therapie (auch, wenn Du in Deine Seelenabgründe abtauchst) nichts finden, was nicht schon immer da war und auch zu Dir gehört - und ganz konkret - die Schattenseiten in uns (wir sind nicht nur gut, auch schlecht, egoistisch, aggressiv, pervers ...) wirken auch jetzt - die suchen sich schon ihren Weg.

Deine Angst ist verständlich und nachvollziehbar - dennoch ist es (meiner bescheidenen Meinung nach) genau diese Angst, die viele depressive Menschen in ihrer Situation gefangen hält ("lieber eine kontrollierte Depression, als eine Aufgabe meiner hohen Meinung über mich selbst").

Ich verspreche Dir - wenn Du Dich auf den Prozess einlassen kannst, Dich selbst wirklich kennenzulernen, Dir in Deiner Nacktheit (also ohne schützende Hüllen) zu begegnen, wird sich vieles in Deinem Leben verändern, wird leichter und echter werden - auch, wenn Du auch nach der Therapie nicht Supermann sein wirst

Kleine philosophische Frage am Rande - wer kann da wen nicht leiden, wenn Du sagst "Dann könnte es ja durchaus sein, daß ich den, der sich 38 Jahre lang womöglich erfolgreich in mir versteckt hat, gar nicht leiden kann." Wer ist da "ich" und wer ist da "der, der sich versteckt hat?"

Schlaf gut

Ben
cooki3
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Re:

Beitrag von cooki3 »

ben1
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von ben1 »

Jetzt werd ich natürlich neugierig.

Wie war das, als Du den "anderen" Jochen kennengelernt hast? Was macht denn den so unsympathisch? Was ist das für ein Typ?

Es freut mich ungemein, das ich ein paar Denkanstöße geben kann - die Energie dazu kommt übrigens von meinem egomanischen Anteil (ich rette die Welt ) - also auch die scheinbar negativen Persönlichkeitsanteile können ein Leben sehr bereichern, wenn man mit ihnen zusammenarbeitet, statt sie zu verteufeln.

Um noch was von mir zu erzählen - ich habe jahrelang in einer Hülle gelebt, in meiner Scheinwelt. Ich habe einen Ben aufgebaut, der sozialverträglich und erfolgreich war - und ich hätte nie im Leben an diesem Bild gerüttelt, wenn mich die Depression nicht eindringlichst dazu gezwungen hätte. Also hab ich mich von diesem Bild verabschieden müssen, um ein neues, echteres Bild aufzubauen - genauer, um mal zu sehen, wer da wirklich da ist. Das war nicht immer leicht, aber es hat sich voll und ganz gelohnt!

Um ein letztes Mal das Bild zu gebrauchen - Supermänner sind nicht die Leute, die alles schaffen und im Griff haben, sondern Supermänner sind Meister des Lebens, die wissen, was sie beeinflussen können und was nicht und die den Mut haben, SIE SELBST zu sein - mit all ihren Fehlern und Eigenheiten.

Wenn Du Lust hast, schau doch mal diese Seite an
http://www.zeitzuleben.net/artikel/pers ... ialog.html

Da gehts um genau diese vielen Persönlichkeiten, die in uns leben (ist ganz normal, keine Angst vor "multipler Persönlichkeitsstörung" oder so) - finde ich gut.

So, ich muß jetzt ins Bett - freue mich aber über eine Antwort und werde mich wieder melden (aber erst am Sonntag - bin morgen komplett ausgebucht)

Ben
heute
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von heute »

Hallo Jochen, hallo Ben,

ich habe euren Austausch interessiert verfolgt, hoffe, dass du am Wochenende auch den einen oder anderen "lebendigen" Moment erleben kannst, Jochen und dass du vielleicht wie ich wichtige Anregungen in dem Artikel findest, auf den Ben verlinkt hat. Alles Gute!

Übrigens, Ben, dieser Artikel passt auch prima zum Thread "Inneres Kind fordert", den ich in der Rubrik "Psychotherapie" begonnen habe.

Schöne Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
cooki3
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Re:

Beitrag von cooki3 »

MenschMeier
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von MenschMeier »

Hallo Jochen,

dies Angst vor negativen Seiten in mir selbst kenne ich sehr gut.
Nach jahrelangen Verdrängungsprozessen und der Fiktion, ein "lupenreiner Gutmensch" werden zu können, bin ich vor einigen Jahren zu dem Ergebnis gekommen:
In der Phantasie ist nicht nur alles erlaubt sondern es ist gut für deine Entwicklung, wenn du dich selbst ohne Scheu zu allen Vorstellungen ermunterst, die dir gerade in den Sinn kommen.

Die vergrabenen Teile unseres Menschseins sind nicht einfach gut oder schlecht.

Gerade weil wir uns damit lange Zeit - angstbesetzt - nicht auseinandergesetzt haben, haben sie sich möglicherweise zum Teil in eine Richtung entwickelt, die bei einer 1:1-Umsetzung im Verhalten für ein rücksichts- und verständnisvolles Zusammenleben wenig geeignet wären.
Die Alternativen sind deshalb nicht Verdrängen oder 1:1-Ausleben.
Gegenstand einer Therapie oder z. B. von Traumbegleitungen ist deshalb, für dich herauszufinden, welche - immer sozial-verträglichen - Urwünsche und Bedürfnisse hinter vordergründig wahrgenommenen Egoismen und Rücksichtslosigkeiten stecken.
Können diese Urwünsche ungehindert sich entfalten, ist das konsequente Vermeiden von Egoismen überhaupt kein Problem mehr.
Auch ich hätte den Satz schreiben können:
"Man stelle sich nur mal vor, ich erkenne plötzlich während der Therapie, daß ich tatsächlich zu den Leuten gehöre, die ich mein Leben lang verachtet habe."
Immer wieder mal habe ich festgestellt, dass ich an anderen mit besonderem Eifer Verhaltensweisen und Einstellungen kritisiert habe, die ich auch bei mir nur mit viel Aufwand "unter Kontrolle" bekommen habe.
Ein solcher Kampf wirkt deshalb auch - von aussen gesehen - ziemlich unglaubwürdig und bewirkt höchstens noch verstärktes Kontra-Verhalten.
Besser, es gelingt einem in diesem Fall, den anderen Brücken für eine Verhaltensänderung zu bauen. Dabei hilft enorm die eigene offene Beschäftigung mit den dahinter liegenden Motiven.

Also: Nimm dein "wahres" Ich an - und erlaube ihm, sich bewusst so zu weiter zu entwicklen, wie du es dir von deinen Mitmenschen wünschst.

Auch das Schwanken zwischen Euphorie und Erwartungslosigkeit in der Therapie habe ich immer wieder erlebt. Letzlich war aber eine dadurch gewonnene grundlegende Zuversicht entscheidend dafür, dass ich auch in meinem Job bislang durchgehalten habe. Für dich hoffe ich, dass auch bei dir schon bald eine solche Zuversicht gewinnt und du dadurch entscheidend auch deine Schmerzen reduzieren kannst oder besser sie ganz los wirst.

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Deinen letzten Beitrag habe ich eben erst gelesen:
Nein: Es kannn nicht ein sinnvolles Ziel sein, unseren "Charakter" auf eine Norm zu trimmen. Was uns Menschen von Tieren einschätzen sollte, ist u. a. die Fähigkeit zur Reflexion, insbesondere zur Selbstreflexion. Das ist mehr als die Summe von Erfahrungen. Und diese kann auch ganz entscheidend - in positivem Sinne - die Gefühlswelt und/oder den scheinbaren Charakter beeinflussen.
Bitte betrachte Kranksein nicht als Stigma. Erkannt zu haben, dass mensch krank ist, ist die erste Voraussetzung für einen aktiven Gesundungsprozess .

Lg mm
Patrick
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Re: Was bringt Euch eine Therapie?

Beitrag von Patrick »

Ich sage ihnen immer sie sollten mich mal auf LSD oder so setzen vielleicht bekommen sie dann mehr aus mir heraus

Hatte letzte Nacht einen eigenartigen Traum in dem ich die Realität und die Menschen um mich herum beinflusssen, Fliegen konnte etc.
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