Ich hasse meine Krankheit!!!

Chiron
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Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von Chiron »

Hallo Ihr Lieben,

mein wundester Punkt überhaupt, ist meine grenzenlose Liebe zu meinen beiden Kindern.

Manche von Euch kennen meine Geschichte, den anderen möchte ich sie in Kurzfassung erzählen.

Bei mir wurde eine bipolar affektive Störung mit Anpassungsstörung festgestellt.
Mit 2,5 Jahren erlitt ich Trauma, unter dem ich heute noch leide.
Bipolare Zustände kenne ich seit meiner Pubertät. Es fiel nur leider nie auf, weil ich nur "hypomanisch" war/bin und dann wieder schwer depressiv.

Mit 25 Jahren lernte ich meinen Mann kennen.
Damals steckte ich in einer schweren Depression und er nahm ich an der Hand und ich ließ es geschehen.
Wir bekamen 2 Wunschkinder im jetzigen Alter von 14 und fast 17 Jahren.
Vor 10 Jahren bauten wir bei den Schwiegereltern an und um.
Unsere Ehe geriet immer mehr in die Krise.
Ich wurde körperlich schwer krank. Dabei war es meine Seele.
Vor 3 Jahren wurde ich das erste Mal wegen meiner Depressionen adäquat behandelt.
Letzes Jahr (Juli 05) trennte ich mich von meinem Mann um zu überleben.
Die Trennung erfolgte während eines Klinikaufenthaltes. Er sperrte mich aus der ehelichen Wohnung aus, unterband den Kontakt zu den Kindern.
Seitdem kämpfe ich gegen meine Krankheit, um Unterhalt, meine Kinder und ein neues lebenswerteres Leben als bisher.

Mein Ex-Mann hat die Kinder gegen mich aufgehetzt, weil er rachsüchtig ist und weiß wie sehr er mich damit treffen kann.
Geld ist das kleinste Übel, da ich zum Glück meine Eltern habe, die mich im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen.

Nach nunmehr über 2 Monaten habe ich nicht mal mehr telefonischen Kontakt zu den Kindern.
Der Grund:"Mama, du ruinierst nicht nur die Zukunft von Papa, sondern auch von uns. Solange du nicht auf den Unterhalt verzichtest, reden wir nicht mehr mit dir!!!"
*Aufgelegt* Das war der O-Ton meines Jüngsten.
Der Große steht genauso im Zwiespalt und weiß nicht was richtig ist.

Um das Aufwachsen meiner Kinder zu erleben, gab ich vor 17 Jahren meine Beamtenstellung auf. Eine Beurlaubung war bei uns damals nicht möglich. (Verschiedene Gründe)
Ich "musste" nicht arbeiten gehen. Heute weiß ich, es diente meinem Ex-Mann dazu mich zu kontrollieren. Eine Frau, die abhängig ist, kann man leichter unterdrücken.
Weil ich so lange pausiert habe, gelte ich auf dem Arbeitsmarkt als ungelernte Kraft.
Wegen meiner Krankheit bin ich auf unabsehbare Zeit erwerbsunfähig. Rentenanspruch habe ich keinen.
Ich bin also auf den Unterhalt angewiesen, um überleben zu können.
Durch unsere Privatversicherung und der Tatsache, dass ich alle Medis bei der Apotheke im Voraus bezahlen muss, brauche ich jeden Euro.

Meine Kinder möchte ich aus den Finanzgeschichten heraushalten, auch weil ich denke sie können/dürfen nicht zum Schiedsrichter ihrer Eltern gemacht werden.

Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich einen Kontakt vor Gericht zu erzwingen versuche.
Wegen dem Alter der Kinder ist das aussichtslos.
Außerdem versprach ich dem Kleinen, nicht vor Gericht zu gehen.

Vom Jugendamt bekam ich vor ca. 2 Monaten eine Infobroschüre, wie ich mich verhalten solle wegen der Kinder.

Mein Thera riet mir, dem Jugendamt nichts von meiner Krankheit zu erzählen.

Vor ein paar Tagen kämpfte ich mal wieder gegen massive S-Gedanken an.
Der Schmerz, meine Kinder verloren zu haben, bringt mich fast um.

Endlich hatte ich morgens um 1.30 Uhr die Kraft dem Jugendamt meine Probleme und meinen Standpunkt in einem 3-seitigen Brief zu schildern.

Damit, dachte ich, sei die Sache erledigt und ich muss nicht persönlich erscheinen.
Leider habe ich mich beim Thema Kinder nicht unter Kontrolle. Ein Zusammenbruch ist somit vorprogrammiert.

Vorhin kam nun ein Brief vom Jugendamt.
Der Sachbearbeiter bedankte sich für meinen Brief und meinte, man könne spüren wie sehr ich die Kinder liebe und manche meiner Standpunkte könne er nachvollziehen.

Aus seiner langjährigen Erfahrung muss er mir allerdings sagen, dass mir die Kinder meine Zurückhaltung in ein paar Jahren nicht honorieren werden, weil ich nicht wie eine Löwin um sie gekämpft hätte.

Das haut mich total um. Ich weiß nicht mehr weiter. Vor Monaten habe ich mich mit anderen Rabenmüttern ausgetauscht. Meinungen eingeholt. Auf mein Gefühl gehört, meine eigenen Erfahrungen aus dieser Familie zu Grunde gelegt und dann im Glauben das Bestmögliche für die Kinder zu tun, mich zurückgehalten.

Und nun heißt es, ich würde nicht wie eine Löwin um sie kämpfen. (?)

Ja, der Mann vom Jugendamt hat recht. Ich bin eine schlechte Mutter, weil ich MD bin und langsam nicht mehr weiß, wie ich diese Auf und Abs ertragen soll.
Mein Psychiater meinte:"Jede Aufregung schadet ihnen. Vermeiden sie alles was das bewirkt. Jeden Stress."

Mein Ex-Mann hat 2 sehr hohe Lebensversicherungen im Hintergrund. Wenn ich nicht mehr lebe, erbt er alles und könnte nur noch halbtags arbeiten, hätte seit über einem Jahr den Unterhalt an mich gespart und hätte von seinen Eltern die Bestätigung was für eine unfähige Frau er da heiratete.

Diese Gedanken versuche ich mir ständig in Erinnerung zu rufen, um durchzuhalten.

Meine Mutter telefoniert ab und zu mit den Kindern.
Das bringt mich fast um, aber wenigstens
erzählte sie mir gestern, dass der Große für mich gute Besserung und viele Grüße ausrichtete. (Ein Hoffnungsschimmer für mich)
Er war es auch, der meinte:"Mama, ich kann verstehen warum du gegangen bist."
Ich hasse meine Krankheit. Warum wurde sie erst so spät diagnostiziert? Hätte ich es früher gewusst, wären meiner Kinder, die ich über alles liebe, nie geboren worden.
Keinem Kind hätte ich eine MD-Mutter zugemutet.
Mein Thera ist der Ansicht, ohne meine Krankheit wäre ich meinem Ex und seinen Eltern anders gegenüber getreten. Hätte nicht so schnell gekuscht.
Hätte, wenn..... wie ich diese Worte hasse, wie diese verdammte Krankheit.

Ich überlegte mir, ein Buch für meine Kinder zu schreiben, weil ich nicht weiß, was noch alles passiert, wie lange ich durchhalte.
Es ist das einzige Vermächtnis das ich ihnen machen kann.
Schreiben hilft mir beim Durchhalten und Klarkommen mit meinen trüben Gedanken.
Sie sollen etwas von mir bekommen, das ich ihnen nicht geben kann, weil mich ihr Vater hasst und mich nicht an sie heranlässt.

Inzwischen glaube ich, er hat mich nie geliebt und brauchte nur eine billige Haushälterin und Gebärmaschine.

Ich kann nicht mehr. Ein Zurückgehen in die eheliche Wohnung hätte meinen Tod bedeutet.
Das wollte ich den Kindern ersparen.

Was kann ich noch tun?
Ich musste dem Jugendamt meine Krankheit verschweigen, weil sie in der Öffentlichkeit leider immer noch als Tabu gilt.
Werden mir meine Kinder später Vorwürfe machen?
Dabei weiß ich nicht mal, wie lange ich noch lebe.
Die Medis zur Phasenprophylaxe verursachen bei mir morgendiche Übelkeit. Dabei bin ich erst bei 50 mg und muss auf 200 mg dosieren, damit man in etwa 1/2 Jahr sagen kann, es hilft.
Mittlerweile habe ich erfahren, gegen die schnellen Wechsel ist kein Kraut/Medi gewachsen.
Die Liebe zu den Kindern wächst, die Kraft schwindet und ich weiß gerade nicht weiter.

Gibt es unter Euch Scheidungskinder, die ein Elternteil nicht sehen durften oder Eltern, die Ähnliches wie ich erlebten?

Für eine Meinung von Euch wäre ich sehr dankbar.

Liebe Grüße,

Chiron

P.S.: Entschuldigt bitte, dass es so lang wurde. Leider wusste ich nicht, wie ich es kürzer darstellen könnte.
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Lankes
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von Lankes »

Was ist denn MD? Und warum weißt Du nicht, wie lange Du noch lebst? Weil Du keine Lust mehr hast oder krank bist?
MAg sein, daß die Fragen vielleicht ziemlich blöd sind, aber sooo lange bin ich ja auch noch nicht dabei...

Wenn es Dir hilft, warum schreibst Du nicht Deine Gedanken für die Kinder auf? Schreib doch, wie alles begann, mit Deiner Krankheit, wie Du Deinen Mann kennengelernt hast usw. Vielleicht ist es später mal für Deine Kinder interessant zu lesen? Wenn Sie Dich dann fragen, was wirklich passiert ist, kannst Du Ihnen Deine Zeilen geben...
Außerdem hast Du geschrieben, daß es Dir hilft.
Gibt es keine Stelle, die Dich beraten kann, so daß Du Deinem Mann gewachsen bist? Pro Familia, Caritas, Anwalt...?


Katy



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a.w.
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von a.w. »

Liebe Chiron,
was Du schreibt bewegt mich in besonderem Maße, denn Du durchlebst das Schicksal, dass ich mehr als alles andere in der Welt fürchte. Ganz früher, als meine welt noch in Ordnung war und ich meinen Mann kennenlernte habe ich mal gesagt, dass ich nichts so sehr liebe, wie ihn. Das war damals auch die Wahrheit. Doch als die Kinder da waren, habe ich gemerkt, dass ich niemlas etwas mehr lieben kann, als diese Kinder. Es ist natürlich eine ganz andere Liebe, vielleicht wäre es richtiger nicht von Liebe, sondern von Gefühlsintensität zu sprechen. Nichts und niemandem werde ich mehr Zuneigung entgegenbringen, als meinen Kindern. Mit diesen Sätzen wollte ich aussagen, wie sehr ich Dich verstehe und wie gut ich Deine Verzweiflung nachvollziehen kann. Auch einige andere Punkte ,die Du aufgeschrieben hast,kann ich nur allzugut nachempfinden.
Dass Du den Kontakt zu Deinen Kinder nicht pflegen kannst ist grausam. Ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein. Und es sind sicherlich die Kleinigkeiten, die für sich genommen nicht so schlimm wären, aber in ihrer Gesammtheit so unendlich schwer wiegen und Dich immer weiter runterziehen.
Kannst Du nicht über Deine Mutter Kontakt zu den Kindern halten? Der Große surft doch bestimmt fleißig durchs worldwideweb. Habt Ihr da nicht die Gelegenheit, Euch mal zu "sprechen"?
Das Zitat Deines Kindes solltest Du nicht so ernst nehmen. Ich erfahre täglich selbst, dass Kinder etwas aufschnappen, geimpft werden oder einfach nur unbedacht daher reden, ohne den Sinn der Worte abzuschätzen und ohne zu wissen, wie verletzend diese Worte sind.
Ich weiß wie schwer es ist, als Depri nicht alles auf die Goldwaage zu legen, aber in diesem Falle würde ich es wirklich nicht tun.
Deine Gesamtsituation scheint sehr traurig zu sein. Da kann ich Dich nicht trösten, aber ich kann Dir schon sagen, dass ich an Dich denke und das ich Dir viel Kraft und Durchhaltevermögen wünsche.
Die Idee, ein Buch für Deine Kinder zu schreiben finde ich großartig! Mach das! Fang an und schreibe Deine Sicht der Dinge, Schreibe auf, was Deine Seele drückt und was Dich so sehr belastet! Es wird den Kindern irgendwann einmal Deine Handlungsweisen erklären. Wenn sie älter sind, werden sie ein ganz anderes Verständnis aufbringen. Und es wird Dir helfen, Deine Gedanken zu strukturieren und es wird Dich einfach nur ablenken. Aber eine große Bitte habe ich an Dich, Chiron:
Sieh dieses Buch nicht als Vermächtnis!
Irgendwann kommt die Zeit, da musst Du mit Deinen Kindern nachholen, was Du jetzt versäumst.Das wird so sein, denn Deine Kinder werden das wollen.
Laß nur Zeit vergehen.
Ich umarme Dich und drücke Dich ganz fest!!!
Mit Lieben Grüßen von Janina
Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens. Mach was draus !!
nachteule
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von nachteule »

Liebe Chiron,

nicht ich, aber mein Mann hat 2 Söhne (16 und 12)aus erster Ehe, die er seit mehr als drei Jahren nicht gesehen hat. Und das, obwohl er noch das gemeisame Sorgerecht hat. was eigentlich lächerlich ist.
Auch bei ihm war es so, das die Kinder massiv von seiner Exfrau und deren Familie aufgehetzt wurden und zwar ab dem Zeitpunkt, als er mich kennenlernte. Das ging so weit, das seine Ex mit der Polizei eines Samstagnachmittags bei uns vor der Tür stand mit der Behauptung, mein Mann bzw. wir hielten seinen Sohn (damals 8J.)gefangen. Es war lächerlich, es war das "Vater-Wochenende", wir hatten den Kleinen am Vorabend abgeholt und sollten ihn am Sonntagabend wieder zur Mutter bringen. Der Junge war angesichts seiner Mutter und der Polizei so eingeschüchtert, das er gar nichts sagte, mein Mann erklärte die Sachlage den Polizisten und dann ließ er den Kleinen mit der Mutter ziehen, um noch größeres Theater vor dem Kind zu vermeiden.
Mittlerweile lehnen beide Söhne den Kontakt zu meinem Mann komplett ab.
Auch wir haben lang überlegt was zu tun ist, wie mein Mann sich am besten verhalten sollte.
Und komischerweise wurde meinem Mann vom Jugendamt geraten NICHT um seine Kinder zu kämpfen, sondern ihnen diesen Kampf zu ersparen, damit sie zur Ruhe kommen könnten.
Du siehst liebe Chiron, uns wurde genau das Gegenteil von dem erzählt, was man Dir beim Jugendamt erzählte.
Was ist nun richtig? Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht, aber ich weiß in etwa wie die Betroffenen Elternteile darunter leiden.
Und ich bin überzeugt, das man, leider wohl erst wenn die Kinder erwachsen sind sich wieder annähern kann.
Sie werden wiederkommen, denn sie brauchen Antworten. Und die brauchen sie von Dir, liebe Chiron, die kann ihnen Dein Ex-Mann nicht geben, das werden sie irgendwann merken. Und dann wäre es schön, wenn Du da wärst.

Viele liebe Grüße
Tina
cooki3
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von cooki3 »

winnie
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von winnie »

Lieber Jochen,

danke für Deinen Bericht!

Winnie
Chiron
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von Chiron »

Hallo Katy,

MD heißt manisch-depressiv. Diese Krankheit gibt es in sehr vielfältiger Form.
Im hypomanischen Zustand (wie bei mir) ist das Schlafbedürfnis stark vermindert, man fühlt sich allem und jedem gewachsen, kann arbeiten ohne Ende. Diese Phase kann, wenn sie zu lange dauert, eine totale körperliche und seelische Erschöpfung zur Folge haben. War bei mir leider schon mehrmals der Fall.
Ja und die schwere Phase der Depression ist Dir sicherlich bekannt.
Durch die äußere Belastung, der ich gerade ausgesetzt bin, erlebe ich momentan einen ständigen unberechenbaren Wechsel zwischen Hoch und Tief.
Gerade bin ich wieder total überdreht, an Schlaf ist nicht zu denken. Seit Tagen keine richtige Müdigkeit. Komme mit ca. 5 Std. pro Nacht klar. Normal im gesunden Zustand brauche ich 9 Std. um erholt zu sein.
Dazwischen diese tiefen Gefühle der Hilflosig- und Hoffnungslosigkeit, mit den Impulsen allem ein Ende zu setzen, denen ich ständig entgegentreten muss. Eigentlich bräuchte ich totale Ruhe und Zeit für mich...
Solange ich aber hier nicht weg kann um mir eine eigene Wohnung zu mieten sehe ich, sowie auch mein Thera keine Chance zur Besserung meiner Krankheit.

Zu den Beratungsstellen:

Letztes Jahr schickte mich mein behandelnder Arzt noch während eines Klinikaufenthaltes zu einer.

Fazit:"Ihre Probleme sind so vielfältig, da können wir ihnen leider nicht helfen.
Bei ihnen weiß man ja gar nicht wo man zu erst anfangen soll."

Die nächste Beratungsstelle:

Ein gemeinnütziger Verein, Frauen für Frauen.

Ergebnis:"Ihr Fall ist so speziell, da sind wir als Sozialarbeiterinnen einfach total überfordert.

Meine Anwältin:

"Es liegt in der Natur der Sache, dass sich alles so hinzieht. Sie werden sehen irgendwann, bekommen sie Unterhalt, Zugewinnausgleich und sind dann endlich frei von diesem Mann."

By the way: Meine Schwester kämpft seit 2 Jahren um Unterhalt und ist froh wenigstens ihre 4 Minijobs zu haben, um sich über Wasser halten zu können.

In einer Kleinstadt wie unserer habe ich nun alle Beratungsstellen durch und ehrlich gesagt auch keine Lust mehr gesagt zu bekommen, mein Fall sei zu schwerwiegend, man fühle sich schlichtweg mit mir überfordert.

Mein Thera schüttelt zu diesen Ergebnissen nur den Kopf und bewundert jedesmal mein Durchhaltevermögen und meine mittlerweile erworbene Kompetenz in den ein oder anderen sozialrechtlichen Fragen.

Nur - geht mir gerade die Puste aus, weil immer neue Forderungen an mich gestellt werden.
Zig Ämterkram... Mal wieder keinen Unterhalt bekommen bis heute.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Chiron
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von Chiron »

Liebe Janina,

herzlichen Dank für Deine mitfühlenden Worte, die Umarmung und das feste Drücken.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Chiron
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von Chiron »

Liebe Tina,

da kann man mal sehen, wie die einzelnen Sachbearbeiter vom Jugendamt so drauf sind.
Wahrscheinlich wollte meiner nur mal sehen, was für eine Frau ich bin und ob der Brief von mir selbst verfasst wurde.
Nur - möchte ich mich, als das Häuflein Elend, das ich zurzeit darstelle, nicht präsentieren.
Denn, nicht ohne Grund riet mein Thera von einer Konfrontation mit dem Jugendamt ab.
Meine Anwältin war geschockt als sie mich in der Hypomanie und später mal in der Depression erlebte. So unterschiedlich kann ein Mensch dann wirken.
Nein, für das Jugendamt müsste ich die Löwin mimen, die für ihre Jungs kämpft.
Diesem Anspruch kann ich nur in der Hypomanie gerecht werden, denn wann bin ich gesund?
Ich weiß es inzwischen nicht mehr, was krank und was Charakter an mir ist.
Weil ich meine Krankheit derzeit nicht im Griff habe, möchte ich ein persönliches Gespräch, das lange vorher geplant wird, vermeiden.

Aber Dein Erfahrungsschatz hat mich darin bestärkt das Richtige zu tun und bisher getan zu haben.
Danke!

Liebe Grüße,

Chiron
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Ele
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von Ele »

Liebe Chiron,

heute nur noch kurz, morgen schreibe ich dir länger: Ich möchte Dich nur kurz in den Arm nehmen und Dir sagen, dass Du ganz sicher keine schlechte Mutter bist weil Du md bist.
Kannst du Deinen Kindern keine Briefe schreiben, eigentlich sind sie alt genug verstehen zu können, was bei Euch vorgefallen ist, bzw. über Deine Krankheit was zu erzählen.
Ich habe heute etwas mehr Kraft und die teil ich mit Dir und Du wirst sicherlich noch lange leben und an Deinem Trauma arbeiten können. Deine Kinder brauchen Dich auch wenn sie schon erwachsen sind, also halt durch.

Bis morgen!
Alles Liebe
Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

Chiron
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von Chiron »

Lieber Jochen,

Dein Bericht hat mich am meisten von allen berührt. Herzlichen Dank dafür!

Das Erlebnis vom letzten Jahr war für mich und die Kinder wohl das Schlimmste.
Sie haben es in ihren Zimmern mit Sicherheit gehört wie sehr ihr Vater mich anschrie, demütigte, stundenlang ohne Pause, kurz vor meinem Klinikaufenthalt wegen totaler Erschöpfung. Als ich dann nach 3 Wochen zu einem Kurzbesuch heimkam, mussten sie mit an den Wohnzimmertisch sitzen und ich sollte erklären, was der Witz mit meinem Krankenhausaufenthalt solle und wie lange das Spiel noch geht?
Diese Fragen schrie mir mein Ex-Mann vor den Kindern an den Kopf. Diese blickten ängstlich und mussten anwesend bleiben.
Ich konnte nur in Tränen ausbrechen, weil ich irrtümlich gehofft hatte, er hätte sich in den 3 Wochen wieder beruhigt.
Endlich durften die Jungs in ihre Zimmer gehen.
Sie hielten sich im Zimmer des Großen auf.
Gott sei Dank habe ich 2 Söhne geboren, die sich gegenseitig trösten und beistehen können.
Nach 4 Std. Dauergeschrei und meinem drängensten Wunsch wieder in die Klinik zu dürfen, willigte mein Ex endlich ein, mich gehen zu lassen.
In einem unbeobachten Moment ging ich zu meinen Söhnen am 19.06.2005 das letzte Mal in meinem Leben die Treppe zu ihnen hoch.
Jeden einzelnen umarmte ich und sagte ihnen wie sehr ich sie liebe.
Außerdem erzählte ich, dass ich krank sei und deswegen so viel weine.
An diesem Tag wusste ich, dass meine Ehe hiermit beendet ist. Nie wieder wollte ich meine Kinder so einer Situation aussetzen.
Denn mein Ex stand plötzlich schreiend in der Tür und beschimpfte mich, warum ICH die armen Kinder nicht endlich in Ruhe lasse.
Mein eigener Vater, fast 80 Jahre alt, schluchzt heute noch herzzerreissend, wenn er aus seiner Kindheit erzählt.
Seine eigene Mutter wurde von ihrem Ehemann, seinem Vater VOR den Kindern verprügelt.
Als mein Vater 14 Jahre alt war, hatte er das erste Mal die Kraft, seinen Vater von hinten zu packen, ihn festzuhalten und ihm eindringlich klar zu machen, dass er die Mutter nie mehr schlagen würde.
Er bedauert seine Hilflosigkeit bis zu seinem 14. Lebensjahr zu tiefst.
Mit ein Grund, warum ich meinen Kindern diese Streitereien ersparen wollte.
Noch ein anderer. Sobald mein Vater depressiv wird oder weinend von alten Kriegs- und Familiengeschichten erzählt, halte ich das als erwachsene Tochter fast nicht aus.
Deshalb wollte ich mich den Kindern nicht länger zumuten.
Denn mein Ex liebt seine Söhne und würde ihnen nie etwas antun. Dessen bin ich mir sicher.
Um am Leben zu bleiben musste ich mich trennen. Denn ein Zurück wäre mein sicherer Tod gewesen und ich hoffe immer noch auf ein Wiedersehen mit den Kindern.

Letztes Jahr lernte ich in der Klinik einen 21-jährigen jungen Mann kennen, dessen Mutter sich 5 Jahre zu vor das Leben nahm.

An ihn denke ich in meinen schlimmsten Stunden. Es hilft mir weiter zu kämpfen.

Ich glaube inzwischen, dass meine Überlegungen richtig waren/sind und ein Buch das Beste für die Kinder ist, um nichts zu vergessen und ihnen klar zu machen wie sehr ich sie liebte, liebe und immer lieben werde, solange mein Herz schlägt.

Nichts kann man mehr lieben als seine eigenen Kinder.

Ups, ist wieder zu lange geworden.

Alles Liebe und Gute für Dich und Deine Mutter.
Vielleicht kann ich meinen Kindern in ein paar Jahren Dein Posting zum Lesen geben und sie erfahren, worauf ich meine Hoffnung setzte, sie irgendwann mal wieder in die Arme schließen zu können.

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von Chiron »

Liebe Ele,

herzlichen Dank für`s in den Arm nehmen.

Briefe und Päckchen habe ich bereits geschickt.
Inzwischen habe ich Angst, dass meine Briefe von meiner Schwiegermutter vernichtet werden.
Schließlich ließ sie sogar mal einen Abschiedsbrief von mir verschwinden.
Leider wollten mich der Herrgott oder der Teufel nicht, sonst wäre ihr Wunsch in Erfüllung gegangen.
Denn am nächsten Nachmittag, als ich sie besuchte, blickte sie mich totenbleich und erschreckt an.
Unterlassene Hilfeleistung nennt es mein Thera. Das wurde mir erst vor ein paar Monaten während der Therapie klar und erklärt Einiges.
Ob E-mails ankommen weiß ich ebenfalls nicht.
Ich erhalte nie eine Antwort von den Kindern.


Gute Nacht,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
MBC
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von MBC »

Chiron, ich habe deine und die Berichte der anderen hier gelesen. Ich finde es toll und stark von dir, dass du weiter um das Recht, Kontakt mit deinen Kindern zu haben kämpfst und hoffe, dass du das auch weiter tust. Kinder brauchen ihre Mutter, egal wie alt sie sind. Dass sie gegen dich beeinflusst werden ist schlimm.

Könntest du erreichen, dass es wenigstens einmal eine Gesprächsmöglichkeit zwischen dir und ihnen gibt, gegebenenfalls im Beisein einer Person des Jugendamtes? Du solltest so eine Chance bekommen, und deine Kinder auch.

Guck mal, ob es in deinem Ort eine Sozialberatung gibt, von Kirche, Wohlfahrtsverbänden , wem auch immer, oder eine Stelle, die speziell Frauen mit psychischen Problemen unterstützt. Damit du auch mal jemanden hast, der dir den Rücken stärkt.

Bei mir ist es etwas anders. Mein Sohn (hab nur einen) ist 14 und lebt bei mir. Wir haben beide sehr viel in Südamerika miterlebt, und es hat Jahre gedauert, bis mein peruanischer Mann uns ausreisen ließ. Obwohl mein Mann sich schlimm verhalten hat, versuche ich, für meinen Sohn den Kontakt zu seinem Vater aufrecht zu erhalten (für meinen Sohn). Aber von seiten meines Mannes kommt da kaum was, zumal der auch schon lange eine neue Frau hat, wie ich jetzt erfahren habe.

Ich habe Depressionen und posttraumatische Probleme und weiß, wie höllisch schwer es ist, dagegen anzukämpfen.

Ich drücke dich ganz fest. Hasse deine Krankheit nicht, versuche langsam, sie zu akzeptieren, auch wenn es schwer fällt.

Alles Liebe!

MartinaBC
Chiron
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von Chiron »

Guten Morge MartinaBC,

eine Beratungsstelle für psychisch kranke Frauen gibt es bei uns nicht.
Ich war einmal in einem ehrenamtlich geführten Kontaktstüble.
Niemand und erst recht niemand, der mal ein paar Wochen oder weniger über Depris informiert wurde, kann sich vorstellen wie sie sich anfühlen.
Das können nur wir Betroffene und darum sind mir Eure Meinungen wichtiger als die, der sogenannten Berater.
Mein Thera ist übrigens der Meinung, ich solle die Kinder nicht weiter verwirren.
Der Kleine halte mit seiner Aggression gegen mich, sein inneres Gleichgewicht.
Außerdem WOLLEN die Kinder mich nicht sprechen, solange ich nicht auf den Unterhalt verzichte. Deshalb habe ich keine andere Chance als zu warten und zu hoffen.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Lankes
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von Lankes »

Liebe Chiron,

mir fehlen schon fast die Worte! Hut ab, daß Du es trotz Deiner Krankheit schaffst, Dich immer wieder aufzuraffen und Deine Kinder nicht vergißt! Was Du da mit MAnn und Schwiegermutter erlebt hast, das kann wirklich nicht wahr sein!

Ich denke, daß die Kinder nichts von Dir bekommen, weil es verhindert wird! Wer auch immer "es" ist, es funktioniert!

Warte ab, sie werden irgendwann Verständnis aufbringen und sich durchsetzen!
Meiner Freundin wurde auch der KOntkt zu ihrer Oma verboten, keine Anrufe, keine Briefe, nichts. Als sie schließlich von zu Hause auszog, war das erste, was sie tat, zu ihrer Oma zu gehen.
Sie haben viel gesprochen, viel geklärt, so bekam sie auch die andere Seite zu hören und hatten super Kontakt zueinander, bis sie starb!

Wenn ich mir ansehe, wie sehr vor allem mein Sohnemann an mir hängt, es heißt doch immer, Jungs haben ein besonderes Verhältnis zur Mutter! ICh glaube nicht, daß Dein Mann nebst Familie alles zerstören kann! IRgendwann sind sie volljährig und können selbst entscheiden!!
Gibt nicht auf, kämpfe weiter. Ich bin mir sicher, daß Dich Deine Jungs lieben und DIch brauchen - und irgendwann kann Dein Mann nicht mehr dazwischenfunken!!!

FAlls Du in Zukunft Briefe hinschickst o.ä., kannst Du davon nicht eine Kopie aufbewahren? SO kannst DU Deinen Söhnen später zeigen, daß DU (!!) sie nicht vergessen hast, aber der KOntakt unterbunden wurde!!!

Ich drücke Dir die Daumen, daß es bald besser wird, Kopf hoch!

Katja


Katy



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ils_pixent9
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von ils_pixent9 »

Liebe Chiron,
meine Vorschreiberinnen haben schon soviel geschrieben, dass ich alles Gesagte nur bestärken kann.

Ein ganz praktischer Tipp: Schreibe doch deinen Söhnen einmal eine
E- Card,normalerweise mag ich die nicht, aber sie haben einen Riesenvorteil: man bekommmt eine Empfangsbestätigung.

Lieben Gruß Gret.
ils_pixent9
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von ils_pixent9 »

Liebe Chiron,
meine Vorschreiberinnen haben schon soviel geschrieben, dass ich alles Gesagte nur bestärken kann.

Ein ganz praktischer Tipp: Schreibe doch deinen Söhnen einmal eine
E- Card,normalerweise mag ich die nicht, aber sie haben einen Riesenvorteil: man bekommmt eine Empfangsbestätigung.

Lieben Gruß Gret.
winnie
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von winnie »

Liebe Chiron,

auch von mir noch mal ganz viel Ermutigung!
Du weißt ja, bei mir ging's auch ziemlich übel ab, damals, bevor ich's endlich schaffte, von meinem Mann wegzugehen. Es war nicht ganz so extrem wie bei Dir, aber mir hat's gereicht, und meine Kinder waren damals noch KLEIN (3 und 5).

Ich hab auch hilflos zugesehen, wie mein Mann versuchte, sie gegen mich zu beeinflussen - und ich hab NICHT das gleiche getan, eben um sie nicht noch mehr zu verwirren und zu verängstigen. Und weil es einfach unglaublich schäbig ist, bei solchen Partnerschaftskriegen die Kinder als Waffe zu benutzen.

Ich hab damals auch um ein Haar meine Kinder verloren - weil es nach außen hin wohl so aussah, als kämpfe ich nicht genug um sie. Und für die Kinder war das klar nicht durchsichtig, daß ich mich IHRETWEGEN zurückhielt - sie sahen nur, der Papa macht (auf einmal...) tolle Sachen mit ihnen, und die Mama versucht bloß, sie in eine für sie fremde Umgebung mitzunehmen, OHNE tolle Sachen. (Konnt ich ja auch nicht - ich hatte kein Geld, mein Mann hatte mir mein Auto weggenommen und familiäre Unterstützung hatte ich auch keine).

Gut, ich hatte dann letztlich doch Glück und konnte meine Kinder mitnehmen. Und heute sind die Jungs 13 und 15 und haben - trotzdem ich selbst niemals in diese Richtung gearbeitet habe - schon seit langem voll und ganz überrissen, wer wirklich für sie da ist und wer was IHNEN zuliebe oder bloß SICH SELBST zuliebe tut.

Chiron, Du erzählst ja selbst, Dein älterer Sohn HAT es bereits verstanden. Du kannst also Vertrauen haben, daß ER DIch zumindest NICHT als die Böse ansieht - und er wird das seinem kleinen Bruder mit Sicherheit auf längere Sicht hin ebenfalls klarmachen.

Daß die beiden von sich aus sich nicht bei Dir melden ("bis Du auf Unterhalt verzichtest"), mußt Du vielleicht verstehen. Sie wollen nicht noch weiter in diesen ganzen fürchterlichen Krieg mit hineingezogen werden. Vermutlich würde ihr Vater auch ihnen gegenüber ziemlich ätzend werden, wenn sie erkennen ließen, daß sie zu Dir den Kontakt halten - und dem weichen sie dadurch wohl einfach aus. Das darf man den Jungen nicht verdenken. Denn sie HABEN ja nun mal selbst nichts mit eurem Krieg zu tun.
(Nebenbei: Deine Jungs sind auch bloß MÄNNER , und was macht ein Mann, wenn er vor einer unangenehmen Situation steht? Eben - er geht Fußball gucken oder wartet auf irgendeine sonstige Weise, bis die Luft wieder rein ist... )

Nein, im Ernst, Chiron - nimm Dir das Verhalten Deiner Söhne nicht so zu Herzen. Sie KÖNNEN nicht mitkämpfen - und das würden sie müssen, wenn sie den Kontakt zu Dir halten wollten. Denn für ihren Vater sähe das aus wie Parteinahme gegen ihn, das ist Dir sicher klar. Und DAS kann man von den Jungen wirklich nicht verlangen.

Glaube Deinem älteren Sohn.
Und ich bin sicher, daß Du die beiden nicht wirklich verloren hast.

Lieben Gruß,
Winnie
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von Chiron »

Hallo Ihr Lieben,

herzlichen Dank für Eure Anteilnahme und die mutmachenden Worte.
Das gibt mir neue Kraft um durchzuhalten.

Gestern abend musste ich bis 22.00 Uhr Briefe schreiben. Mich erklären, Versicherungsleistungen beantragen.
Heute morgen dann die Weinberge hinunter zur Post laufen und anschließen die 96 steilen Stufen wieder hoch.
Zu Hause angekommen, raste mein Herz, Atemnot.
Ich warf mich aufs Bett und dachte, so jetzt stirbst du.
Nach einer Weile konnte ich wieder aufstehen, rief die Anwältin erneut an, weil ich bis heute keinen Unterhalt bekommen habe für September.
Es kam der erleichternde Rückruf für mich.
Das Geld ging wieder auf dem Anwaltskonto ein.
Ach, mir fiel ein riesengroßer Stein vom Herzen. Ich hätte nicht gewusst wie ich das wiederholte Ämtergerenne nochmals aushalten soll.
Dabei habe ich als gelernte Sozialversicherungsfachangestellte nicht mal Berührungsängste mit denen.
Kann immer noch mit § um mich schmeißen.
Als ich das mal auf Anraten meines Freundes tat, war das Ergebnis unglaublich.
Die Sachbearbeiter bei der Antragstelle für Hartz IV sind ungelernte Kräfte und haben keine Ahnung was § 13, 14 und 15 SGB I bedeutet. (Aufklärung, Beratung, Auskunft)
Und ICH gelte nach 17 Jahren Arbeitspause als ungelernte Kraft auf dem Arbeitsmarkt.
Vielleicht findet sich ja auch für mich mal wieder eine Stelle im sozialversicherungsrechtlichen Bereich.
Denn einen Hartz IV-Antrag entgegennehmen könnte ich auch.
So viel zu meinem Unmut mit den Ämtern.
Aber es gibt auch Nette, wie meinen persönlichen Fallmanager, der sich wirklich bemüht, so weit ihm das möglich ist.
Denn für Vieles fehlt das Geld.

@Katy
Die Geschichte mit der Tochter Deiner Freundin macht mir Mut. Danke!

@Gret
Danke für den Tipp mit der E-card. Werde ich nachher gleich versuchen.

@Winnie
Danke für Deine Worte. Du hast tolle Söhne!
Dein Jüngster, außen cool, innen weich wie Butter, meinte in Schöntal zu mir:"Du machst es richtig mit deinen Kindern. Ein Kind spürt von wem es geliebt wird."
All das gibt mir Hoffnung. Danke.

Ich habe mir überlegt den Kindern meine Verzweiflungspostings auszudrucken.
Später können sie dann nachlesen wie sehr ich gelitten habe und sie liebe und auch welch wundervolle Menschen es gibt, die mich getröstet haben.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
winnie
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von winnie »

Chiron,

das hat er tatsächlich gesagt?
Das gibt mir ja wieder ein bißchen Hoffnung, daß auch ER spürt, daß ich ihn sehr liebe. Manchmal glaube ich nämlich, er merkt es gar nicht mehr...

Lieben Gruß,
Winnie
bix
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Registriert: 16. Feb 2006, 15:03

Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von bix »

Liebe Chiron,

ich bin sprachlos über das, was Dir passiert ist. Und voll der Bewunderung, dass Du das bisher ausgehalten hast! Du bist eine verdammt starke Frau, lass Dir das mal in aller Deutlichkeit sagen!!!

Deine "Kinder" sind fast erwachsen. Ich bin sehr sicher, sobald sie sich aus dem "Dunstkreis" ihres Vater lösen, dass sie irgendwann von Dir wissen wollen "Wie war des denn nun wirklich alles?" Du wirst die Gelegenheit bekommen, alles klarzustellen und zu erklären! Und sie werden verstehen und verzeihen.

Alles Gute weiterhin!!!
MBC
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von MBC »

Bleib stark, auch wenn es nicht leicht ist, wir stehen neben dir.

Martina
ils_pixent9
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von ils_pixent9 »

Liebe Chiron,
in Hessen und Bawü ( ich glaube, du kommst ja aus BaWü) gibt es das betreute Wohnen in der eigenen Wohnung. Ich denke du kennst dich da aus,ich erwähne es nur noch einmal für alle Fälle.

Ich habe einen guten Bekannten der einen Betreuer hat und der nimmt ihm alle Kontakte mit Ämtern ab, bzw. er vertritt dessen Interessen und kennt sich durch und durch aus.

Wäre der Betreuer nicht gewesen, lebte mein Bekannter jetzt von Hartz IV anstatt von seiner Rente.

Veranstalter dieses Betreuens ist die Caritas oder die Diakonie, man geht einmal hin, sagt was man möchte und muß dann ein Attest vom Arzt bringen.

Wichtig finde ich, dass der Betreuer die Angelegenheiten des Betreuten bei den Ämtern vertritt und viel mehr Tipps und Tricks kennt als man selber.

LG Gret
feuerfisch
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von feuerfisch »

Hai Chiron

lang hab ich überlegt ob ich dir auch schreiben soll...dies Thema schmerzt mich immer noch....

Aber vielleicht gibts ja auch ein wenig Mut.

Als ich meinem Ex-Mann klarmachte das ich mich von ihm trenne, da folgte eine ziemlich üble Zeit. Ca. 1/2 J wohnten wir noch zusammen und er übte psychischen Terror auf mich aus. Meine Tochter aus erster Ehe (damals 18) versuchte er auch bei jeder Gelegenheit zu beeinflussen. Wie oft sagte sie zu mir das sie sich da nicht reinziehen lassen will und er solle sie damit in Ruhe lassen, was ich ihm auch sagen solle, auf sie höre er nicht. Er tat es natürlich nicht.
Mit der Zeit wurde das Verhältnis zu meiner Tochter immer schlechter, und das obwohl wir zuvor ein sehr gutes Verhältnis zueinander hatten.
Mitte des Jahres zog er aus, doch die Querelen endeten damit nicht, fast täglich stand er im Haus.

Bald darauf gab es einen recht lächerlichen Krach zwischen meiner Tochter und mir, den sie dann zum Anlass nahm zu seinen Eltern zu ziehen. Keine Chance mehr für mich, damit hatte ich nun drei die gegen mich arbeiteten.

Das Verhältnis wurde noch schlechter, fast kein Kontakt mehr und wenn, dann verurteilte sie meine Handlungen. Wäre ja wohl unmöglich das ich so einen Mann wie meinen Ex gehen lassen würde...

Noch ein halbes Jahr später kam dann mein Sui-Versuch dazu. Ich glaube das meine Tochter den am allerwenigsten verkraftete. Null Kontakt mehr, das einzigste war das sie meinem Ex half Möbel aus meiner Wohnung raus zu holen, gemeinsam mit dem Sohn seiner neuen Freundin. Zu dritt machten sie sich lustig über mich.

Das ganze verhalten meiner Tochter war mir unverständlich - wir hatten doch immer so ein gutes Verhältnis zueinander, ich konnte mir einfach nicht vorstellen das selbst mein Ex und seine Eltern so viel Einfluss auf sie ausübten!

Das erzählte ich auch meinem Bruder, er fragte mich nur eines: "Sag mal, kann es sein das deine Tochter deinen Ex mit herzförmigen Augen ansieht?"
Ich stockte, auf diesen Gedanken kommt eine Mutter ja nicht so schnell - doch dann mußte ich es bejahen

Bald darauf sagte meine Tochter zu mir das sie keinen Kontakt mehr zu mir wünsche......
Ich akzeptierte diese Entscheidung und hielt verdammt lange still. Nur zu ihrem Geburtstag und sonstigen Feiertagen schickte ich ihr eine SMS.
Es war eine harte und lange Zeit, eine echte Geduldsprobe, doch hätte ich eine Alternative gehabt?

Dann geschah es: meine Tochter hatte einen festen Freund - und Pläne mit ihm zusammen zu ziehen! Der Kontakt lebte wieder ein wenig auf, ich durfte sie anrufen, manchmal schickt sie mir auch eine SMS - dann entspinnt sich erst einmal ein SMS-Dialog, der meist damit endet das ich sie anrufe.
Klar, es ist mir immer noch viel zu wenig nur alle paar Wochen etwas von ihr zu hören/lesen, doch ich bin froh darüber!
Es kann nur besser werden!

Gespräche über meine Trennung von meinem Ex, meinen Sui-Versuch, oder die Zeit danach verweigert sie - und ich werd den Teufel tun und darauf drängen. Irgendwann eines Tages wird sie bereit sein darüber zu reden, dann ist noch Zeit genug.

Sie hat ihr Lehrgeld bezahlt im wahrsten Sinne des Wortes. Von ihrem leiblichen Vater hatte sie einiges an Geld geerbt - als das aufgebraucht war wurde sie von meinen Ex-Schwiegereltern raus geworfen und auch mein Ex hat seither kein Interesse an ihr.....

Es tut mir unendlich leid, das sie auf die harte Tour lernen mußte, doch ich sag mir das es besser war als wenn sie es noch später erfahren hätte.

Unser Kontakt ist selten und auch sehr vorsichtig - doch du siehst, selbst unter solchen Umständen kann noch etwas daraus werden.

Kopf hoch!
und
*mal drück*

feuerfisch
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Ele
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Registriert: 19. Mär 2003, 22:17
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Re: Ich hasse meine Krankheit!!!

Beitrag von Ele »

Hallo Chiron,

jetzt ist es doch schon übermorgen geworden. Mich berührt Deine Geschichte sehr, weil ich selber 2 Söhne habe und beide sehr sehr liebe.

Deine Kinder werden Dich sicher nie vergessen, Du hast sie die ersten entscheidenden und prägenden Jahre Ihres Lebens begleitet. Was damals zwischen Euch entstanden ist, kann niemand mehr kaputt machen. Ich bin mir sicher, dass gerade Dein großer Sohn (beim Kleinen dauert es vielleicht noch etwas länger)über kurz oder lang Kontakt mit Dir aufnehmen wird. Wohnst Du denn in der Nähe Deiner Kinder oder wohnst Du in einer anderen Stadt?

Hab noch etwas Geduld und halte durch, Deine Kinder sind bald erwachsen und dann wird ihnen ihr Vater auch nicht mehr verbieten können Dich zu sehen.

Ich halte dir ganz fest die Daumen, dass Du nicht mehr lange warten musst.

Liebe Grüße
Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

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