Identitätskrise im Studium

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faultier
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Identitätskrise im Studium

Beitrag von faultier »

Hallo an alle!

(Ich bin froh dieses Forum gefunden zu haben und hoffe, ich gelange vielleicht auf diesem Wege zu einer größeren Selbsterkenntnis...)

Ich bin mir sicher, dass ich eine weitere depressive Periode hinter mir habe, ich hatte das schon öfters...diesmal war es besonders schlimm (ich hatte kaum noch Gefühlsregungen in mir, konkrete Suizidpläne, sah einfach nur noch den Tod als Lösung, konnte nicht mehr denken...ich weiß nicht mehr, was mich interessiert und was meine Ziele im Leben sein sollen). Ich habe mich verloren, mein Leben kommt mir so fern vor (als wäre mein Geist irgendwoanders).
ich bin wie gelähmt.
Gott sei Dank, haben meine Eltern erkannt, wie schlecht es mir geht und mit Hilfe einiger Gespräche und dem Entschluss demnächst endlich mal zum Therapeuten zu gehen, geht es mir seit 3 Tagen wieder besser.
Allerdings weiß ich nicht, wie und ob ich jetzt mein Studium fortsetzen soll. die Zeit läuft mir davon, nur noch wenige Tage bleiben mir, um mich irgendwo einzuschreiben...und ich weiß nicht, was ich machen soll!!!
Höchstwahrscheinlich habe ich schon den falschen Studienort oder das falsche Studienfach gewählt...
vor den letzten klausuren hatte ich eine totale blockade, ich bin weggelaufen und habe nicht mitgeschrieben bzw. bin durchgefallen...jetzt schäme ich mich und traue mich nicht mehr in die Uni...ich wünschte ich könnte neuanfangen und motiviert studieren, einfach wieder glücklicher werden!

Wie und wo finde ich die Antworten? Kann ich jetzt überhaupt entscheiden? ist die gefahr zu groß eine falsche nicht rationale entscheidung zu treffen?

oder ist es vernünftiger mit einer Therapie (sowie ADs) und einer anderen Herangehensweise es nochmal mit dem alten Studium zu versuchen. Eine Änderung würde bedeuten alles zu verändern...(freunde, beziehung, umgebung etc)

habt ihr tipps für mich? was würdet ihr machen?

außerdem würde ich gern wissen, wie man einen passsenden therapeuten findet.

vielen Dank schonmal!

Liebe Grüße faultier
Jigsaw
Beiträge: 191
Registriert: 2. Sep 2006, 21:43

Re: Identitätskrise im Studium

Beitrag von Jigsaw »

Hallo und schön das du zu uns gefunden hast. Deine Erlebnisse erinnern mich sehr an mich selbst. Ich habe erst 3 Jahre Informatik gemacht, allerdings habe ich die letzten Semester mehr oder weniger im Schlaf verbracht, weil ich tablettenabhängig wurde.
Ich hatte leider von Anfang an, nicht das richtige Vorwissen um dieses Studium zu schaffen. Habe mich auch so geschämt, weil ich durchgefallen bin und so kam ich zur Sucht. Naja, ich habe mir geschworen aufzuhören, wenn mein Mann nach seinem Studium Arbeit hat. So habe ich es auch gemacht. War echt schwer. Dann habe ich mir einen Studiengang gesucht, bei dem er mir helfen kann. Es ist sehr sehr lernintensiv, aber das hat man wohl bei jedem Studiengang.
Hand aufs Herz *soll kein Vorwurf sein* aber hast du viel für die Klausuren lernen können?
Ich bin im neuen Studiengang auch erstmal durch eine wichtige Prüfung gefallen, aber ich mußte mir eingestehen, dass ich wirklich nicht ausreichend gelernt habe.
Grade da du wiederholst, bist du doch den anderen im Voraus. Du weißt jetzt, was du genau lernen mußt und in welchem Umfang. Versuch es doch einfach nochmal. Ein Wechsel ist vielleicht nur eine weitere Flucht und du wirst in deinem neuen studiengang auch nicht Glücklich. Bitte siehe meine Tipps nicht als ultimative Wahrheit an, ich kann ja schließlich nicht in dich hineinschauen. Ich kann nur sagen wie es bei mir war. WEnn man sieht man ist durchgefallen bricht erstmal eine Welt zusammen, finde ich. Besonders wenn man mit bestehen rechnet.


Und nochmal ganz wichtig: (das sage ich mir acuh immer)

DU BIST KRANK, WAS DU HAST IST KEINE FAULHEIT SONDERN EINE KRANKHEIT.
I want to play a game....
faultier
Beiträge: 7
Registriert: 6. Sep 2006, 17:53

Re: Identitätskrise im Studium

Beitrag von faultier »

ich habe nur angst, dass ich diese phase nicht überwinden kann und dass sie immer wieder kommt...ich muss was ändern, so kann es nicht weitergehen!!!
ich weiß nur noch nicht, was falsch gelaufen ist, aber irgendetwas muss mich ja aus dem gleichgewicht gebracht haben...und das muss ich versuchen wieder herzustellen!

was meinst du, ist eine therapie ein muss?
dramolet
Beiträge: 18
Registriert: 5. Sep 2006, 22:29

Re: Identitätskrise im Studium

Beitrag von dramolet »

also ich würde sagen: erst mal nicht verrückt machen, auch wenn sich das jetzt doof anhört. ich glaube, es geht dir zu schlecht, um jetzt solche entscheidungen zu treffen, und dann auch noch mit der angst, ob es die richtige entscheidung war, und was die konsequenzen sind... könntest du dich nicht einfach einschreiben, aber vielleicht ein urlaubsemester einreichen? dann wirst du nicht exmatrikuliert, aber musst auch nicht zur uni, und kannst dir erst mal zeit nehmen, um gesund zu werden.

entscheidungen über gravierende veränderung in deinem leben mit freunde verlieren und wohnortwechsel würde ich erst treffen, wenn der kopf wieder klarer ist. solche veränderungen machen angst und machen auch oft eine depri noch schlimmer, das gibt einem oft den rest. erstmal erholen, und dann in ruhe gucken.

macht dir denn das studium spass? oder ist es nur noch quälerei? oder zu hoher leistungsdruck?
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in the end everything will be fine.

if it´s not fine it´s not the end.
floh1984
Beiträge: 112
Registriert: 18. Nov 2005, 15:18

Re: Identitätskrise im Studium

Beitrag von floh1984 »

mir gings vor nem jahr ähnlich wie dir.
vor allem, was das studium angeht.

tu dir den gefallen:
lass dich beurlauben von der uni. das gibt es überall. du wirst keine nachteile bezüglich deiner studienzeit bekommen. es is dann fast so anzusehen, als ob dieses semester niemals stattgerfunden hat.
mir hat es gut getan. es nimmt dir den druck. mit sowas solltest du dich jetzt nicht beschäftigen.
hol dir das formular im sekretariat, füll es aus, hol dir das attest beim therapeut bzw. zu demjenigen, wo du demnächst hingehst. er wird das ausfüllen, keine frage und rückfragen, gibt es bei der uni nicht und genaue diagnosen müssen auch nicht auf dem attest stehen.

noch nen tipp:
hat deine uni ne psychotherapeutische beratungsstelle??? da würd ich auf jeden fall mal hingehen. war bei mir das beste, was ich machen konnte.

konzentriere dich auf dich, versuche die hilfe anzunehmen, das ist jetzt wichtig, um den rest kannst du dich noch später kümmern, das läuft ja nicht weg

ich wünsche dir viel viel kraft und das durchhaltevermögen, eine besserung in kleinen schritten zu erreichen.

liebe grüße floh
dramolet
Beiträge: 18
Registriert: 5. Sep 2006, 22:29

Re: Identitätskrise im Studium

Beitrag von dramolet »

mir ist noch eingefallen, dass es vielleicht auch mit krankschreibung geht, ein semester auszusetzen ( auch wegen der f-ing studiengebühren), musst du dich mal informieren.

was die therapie angeht: es MUSS überhaupt nix, was du nicht willst. es MUSS gar nix! aber eine therapie kann dir helfen, vorrausgesetzt du findest ein therapeuten, bei dem du dich wohlfühlst und den du magst und bei dem du das gefühl hast, er/ sie fühlt sich ein. die suche kann manchmal dauern, aber es lohnt sich bestimmt. man wird viel gelassener und hat das gefühl, im leben dinge beeinflussen zu können, nicht nur ihnen unterworfen zu sein.

wichtig ist, dass du dich wohlfühlen musst, du bestimmst die therapieform und auch den therapeuten. menschen sind sehr unterschiedlich und nicht jedem wird mit den gleichen mitteln geholfen. einfach mal ausprobieren, du merkst dann schon, was dir guttut und was nicht.

kopf hoch! und erstmal tiiieeefff einatmen.... und lange auspusten...

*schnauf ein* schnauf aus*
dramolet
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Jigsaw
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Registriert: 2. Sep 2006, 21:43

Re: Identitätskrise im Studium

Beitrag von Jigsaw »

Ich persönlich halte nicht viel von Therapien, aber anderen hat es gut geholfen.

Lass dich doch beim Uni-Psychologen beraten.
Was studierst du?
I want to play a game....
Wölfchen
Beiträge: 143
Registriert: 21. Dez 2005, 09:07

Re: Identitätskrise im Studium

Beitrag von Wölfchen »

Das mit der Kriese im Studium und überhaupt..kommt mir sehr bekannt vor.
Hab heut allerdings keine Kraft mehr zu schreiben, werde dem aber morgen noch ein paar Zeilen hinzufügen..

Man muss glaub viel Glück und Geduld haben einen für sich passenden Therapeuten zu finden. Du musst Dich auf jeden Fall dort wohlfühlen.
Um überhaupt an Adressen zu kommen wie schon vorgeschlagen vielleicht einen Termin in der Uniambulanz ausmachen und Dich dort beraten lassen (falls es dort sowas gibt) oder (ich weiß nicht, ob es das für jedes Bundesland gibt) aufder Homepage der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern gibt es eine Arztsuche, die ich ganz gut finde..
Dann probieren...
Es gibt auch eine Telefonnummer von weiß nicht mehr welcher Stelle, die freie Therapieplätze vermittelt (Das andere Problem...). Ich such's bis morgen raus, falls nicht ein anderer schneller ist...

Viele Grüße
Wölfchen
Skylla
Beiträge: 179
Registriert: 14. Jul 2006, 15:53

Re: Identitätskrise im Studium

Beitrag von Skylla »

Hallo faultier,

ich hatte auch ein ähnliches Problem wie du, damit bist du wirklich nicht allein... Vielleicht war ein Stück weit bei mir auch die "Lockerheit" im Studium (sprich: die fehlende Struktur, die ich mir selbst nicht geben konnte) ein Auslöser für eine neue depressive Episode.

Bei mir war es auch so, dass ich mich im Studium überfordert fühlte, weil ich nicht die richtige "Vorbildung" mitbrachte. Ich habe mir dann einen Therapeuten gesucht, das Sommersemester quasi gar nicht mehr die Uni besucht und im Wintersemester ein anderes Studium angefangen. Ich habe mir ein halbes Jahr Zeit gelassen, habe währenddessen therapeutische Begleitung und auch Antidepressiva bekommen.

Jetzt, gut zwei Jahre später, finde ich das gar nicht schlecht wie ich es gemacht habe, obwohl ich damals vielleicht auch die Stadt hätte wechseln sollen, aber soweit wollte mein "Denkradius" damals nicht gehen. Beziehung, Freunde und Bequemlichkeit standen dagegen.
Was ich auch besser hätte machen sollen: ein Urlaubssemester.

Du schreibst >>ich weiß nicht mehr, was mich interessiert und was meine Ziele im Leben sein sollen<<. Ich glaube, dass du dich damit besser doch in therapeutische Hilfe begeben solltest, denn sonst kommst du womöglich vom Regen in die Traufe. Wie solltest du deine Entscheidung treffen wenn du gerade gar nicht sagen kannst was du eigentlich willst? Ich war damals wirklich gottfroh um meinen Therapeuten, der geholfen hat, meine wirren Gedanken zu sortieren.

Zu meinem Therapeuten bin ich damals gekommen, indem ich meinen Hausarzt um einen Tipp gebeten habe. Alternativ kann man bei www. therapie. de nach Therapeuten mit der gewünschten Richtung und Qualifikation suchen.

LG Skylla
faultier
Beiträge: 7
Registriert: 6. Sep 2006, 17:53

Re: Identitätskrise im Studium

Beitrag von faultier »

hallo!

Danke für die vielen Antworten!

Mein Studium macht mir keinen Spaß mehr...dummerweise habe ich mir die schwerste Uni für mein Fach ausgesucht, zumindest behaupten sie das hier, der psychische Druck war von Anfang an da. Es lief schon im ersten Semester nicht so toll, weil ich nie "wirklich" studiert habe.
ich habe eigentlich nur aus anderen Gründen weiterstudiert: ich bin hier in Studentenvertretung aktiv gewesen, habe mich ehrenamtlich engagiert (vll hatte ich dadurch einfach zuviel Stress am Ende), außerdem hatte ich mich hier eingelebt (Beziehung und Freunde)...(das Studium war Nebensache)
Dann kam es Stück für Stück: meine Kommilitionen waren weiter, ich fühlte mich einsam und schlechter (und anstatt mehr Energie in mein Studium zu investieren, habe ich andere Dinge gemacht), dann kamen die ersten depressiven Phasen, ich hatte immer öfter das Gefühl mich könne keiner mehr leiden (reine Einbildung), mein damaliger freund hatte zunächst noch verständnis und half mir über diese phasen hinweg, doch irgendwann belastete meine verfassung die beziehung zu sehr, wir trennten uns...ich verdrängte den Schmerz über die Trennung ("blühte" auf, belud mich mit immer mehr Arbeit außerhalb des Studiums)
Dann stand diese Wiederholungsprüfung an...*Panik* - es ging nichts mehr! Nur noch weg...

Irgendwie kommt es mir so vor, als hätte ich von Anfang an die einsellung gehabt, dass ich hier scheitern werde, folglich ist es auch so gekommen (irgendwie masochistisch?!) meine einstellung und mein selbstvertrauen sind einfach unrealistisch und viel zu negativ gewesen...jetzt ist der Druck fast zu groß um nüchtern an die Sache ran zu gehen. Durch die Umstellung von Diplom auf Bachelor laufen die Veranstaltungen aus (das Rausprüfen erreicht seinen Höhepunkt). ein urlaubssemster wird in dem Zusammenhang problematisch!!!
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Das mit dem Gedanken ordnen hört sich gut an, immerhin ist das Problem ein inneres und demnach muss auch irgendwo in mir die Antwort verborgen sein, ich muss sie nur finden und dazu brauche ich Hilfe.
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