Wie lange werbt ihr um jemanden?

Guitaranderl

Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Guitaranderl »

Liebe Grete,

ich sehe das vollkommen therapieneutral: In dem Moment, wo ich aufhöre zu teilen, bzw. mitzuteilen, entferne ich mich. Das kann für eine gewisse Zeit Sinn machen, stellt m.E. aber auch ein immenses Risiko für die Beziehung dar.
Ich finde es schön, dass Du zugibst, dass Du manchmal "kurz vorm Platzen warst", also ein großes Bedürfnis hattest, Dich mitzuteilen. Ich wüsste auch nicht, was daran schlecht gewesen sein soll...

Gruezi
Andreas
ils_pixent9
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von ils_pixent9 »

Ich weiß nicht,Andreas.
Viele Partner wollen die dunkle Seite garnicht sehen, es wäre für sie nur eine Belastung, ich weiß auch nicht, ob dies der realen irdischen Beziehung hilft.

Selbstverständlich kann ich meinem Partner etwa den Ärger im Geschäft mitteilen aber man muß wissen was man ihm zumuten kann.

Meine Cousine schrieb mir einmal, dass sie sich in den Fernsehnachrichten an Berichten über abgestürzten Flugzeuge aufgeilte, selbstverständlich hätte sie in der Realität alles getan um zu helfen und diese zu verhindern, es war eben eine Phantasie.

Ob solche Phantasien nicht in die Therapie gehören genau wie die Phantasie eines Bekannten von mir, dass er sich oft vorstelle mit einem Maschinengewehr auf unsere Politiker loszugehen. Er ist ein sanftmütiger Mensch der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte.

Ich denke wenn ein Prozess abgeschlossen ist, könnte man sich mitteilen wenn der Partner dafür Antennen hat.
LG Gret
chrigu
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von chrigu »

Liebe Brittka,

vielen lieben Dank. Deine Worte haben mich berührt, beruhigt, zum denken angeregt.

Ich kann für mich vieles daraus ziehen und mitnehmen. Vieles, was mir schon klar war, aber was ich nicht so schön hätte formulieren können. Du hast die richtigen Worte gefunden.

Etwa, dass ich nun zunächst meinen Weg weitergehen muss in dem Vertrauen und dem Wissen darauf, dass es mein Weg ist. Dass er mich irgendwann zu ihm führt, wir uns an einer Weggabelung treffen und von da an gemeinsam weitergehen können.

Mir hat auch geholfen, was Du in einem vorhergehenden Posting geschrieben hast: Die Perspektive des anderen einnehmen.
Das ist auch etwas, was ich schon vorher wusste, aber trotzdem ist es gut, das noch mal in aller Klarheit zu lesen. Denn ich muss das mit Abstand tun, mich in jemanden hineinversetzen, ganz ruhig und ohne Angst vor dem Ergebnis.

Das Herz öffnen, ohne Netz und doppelten Boden. Ich bin auf dem Weg dazu.

Und ich freue mich, dass Du auch auf diesem Weg bist und ihn als den richtigen Weg siehst und spürst. Denn dann ist er wirklich richtig, wirklich DEIN Weg. Ohne die Maske und das falsche Bild.

Vielleicht liegen im Moment auf unseren Wegen noch die Scherben der alten Zeit und es tut ein bisschen weh, dadurch zu laufen und sie aufzukehren. Aber danach haben wir einen sicheren Weg, der weiterführt, den man ohne Schmerzen gehen kann. Dann kann die Liebe wachsen.

Helfen kann die Arbeit eines Therapeuten und die Arbeit mit sich selber. Aber all diese Arbeit ist vergebens, wenn man nicht an diesen Weg glaubt oder ihn noch nicht einmal kennt.
Zumindest war es bei mir so.
Seit ich diesen Weg bildlich vor mir gesehen und ihn gespürt habe, fühle ich mich sicherer.

Liebe Brittka, vielen Dank noch mal!
Das waren noch längst nicht alle meine Gedanken zu diesem Thema, aber die wollen noch sortiert werden.

Ganz liebe Grüße
Chrigu
Chiron
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Chiron »

Lieber Andreas,

kann es nicht sein, dass wir uns auf Grund schädlicher innerer Muster und Sehnsüchte auch den falschen Partner aussuchten?

Meiner Schwester und mir wurde dies durch viele Gespräche bewusst.
Beide heirateten wir einen Mann, der unserem Vater sehr ähnelte und uns nieder machte, wie wir es von unserer Mutter gewöhnt waren.

Trotzdem habe ich immer noch Angst davor, die gleichen Fehler, die ich in meiner Ehe machte, bei meinem Freund zu wiederholen.

Deshalb kann mir nur eine Therapie helfen, um zu erkennen wer ich bin und was für ein eingefahrenes Muster ich habe.

Das muss nicht gleichzeitig die Trennung von meinem derzeitigen Partner bedeuten.
Nein, ich glaube, da ich mit ihm noch am Anfang stehe, kann es für uns beide auch eine große Chance sein, unsere Beziehung in eine wohltuende Bahn für beide Seiten zu lenken.

Liebe Grüße,

Chiron, die Euch jetzt gerne um sich hätte, zur Live-Diskussion, weil das Thema sehr spannend ist.
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Guitaranderl

Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Guitaranderl »

Liebe Grete,

na klar müssen wir im Einzelfall abwägen, ob wir unsere Beziehung belasten, von der wir oft ja ziemlich genau wissen, wie es um die Tragfähigkeit bestellt ist.
Klar haben wir alle Phantasien, deren schonungslose Bekanntgabe sicher manchmal abgewogen werden sollte (ähem) (-:..
Wir driften nach meinem Eindruck aber auch ewtas vom ursprünglichen Thema ab. Ich hatte mich nur dafür ausgesprochen, den Partner mit ins Boot zu nehmen, wenn es um die Aufarbeitung der eigenen Altlasten geht und diese natürlich jeden Tag Einfluss auf die Partnerschaft hatten und haben. Wenn wir das prinzipiell unterlassen, bleibt einer - um bei dem Bild zu bleiben - am Ufer stehen.

Liebe Chiron, ich bin in allen Punkten absolut Deiner Meinung!

>Das muss nicht gleichzeitig die Trennung von meinem derzeitigen Partner bedeuten. >Nein, ich glaube, da ich mit ihm noch am Anfang stehe, kann es für uns beide auch eine große Chance sein, unsere Beziehung in eine wohltuende Bahn für beide Seiten zu lenken.
Genau das meinte ich damit, den Partner bei der Bearbeitung der eigenen Altlasten einzubeziehen. (ich kann mir auch nicht vorstellen, wie das praktisch anders sein sollte..)

Herzliche Grüße
Andreas
Liber
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Liber »

Hallo Ihr Lieben,

Eure Meinungen geben mir viele Anregungen, habe die Diskussion sehr interessiert mitverfolgt!

Dass ich die Schritte in der Therapie allein gehen muss, heißt für mich, dass mir niemand wirklich dabei helfen kann. Auch mein Partner nicht. Ich muss dabei den Halt, den er als Eiche mir als Efeu bietet, loslassen. Sonst bleibe ich daran "kleben" und lerne nie, wie es sich anfühlt, allein zu stehen.

Das heißt nicht, dass ich die wesentlichen Schritte der Therapie nicht mit ihm teilen darf. Im Gegenteil, ich gebe Dir völlig Recht, Andreas. Ohne dieses Teilen ist die Gefahr groß, dass eine riesige Kluft entsteht und man nicht mehr zusammen findet.

Ganz bestimmt werde ich ihm nichts von den verzehrenden Verliebtheiten berichten, denn die haben ausschließlich mit mir zu tun. Ich halte es für unnötig, und auch schädlich für die Beziehung, ihn damit zu belasten. Was ich dann aber mit ihm teilen kann und muss, das sind meine inneren Veränderungen.

Wenn ich meine Liebeswünsche allmählich von von meinen Eltern lösen kann, wird sich meine Beziehung verändern. Wenn ich es wage, die Bilder von mir allmählich fallen zu lassen, wird das die Beziehung verändern, und zwar ganz erheblich.

Wir müssen sozusagen fast neu anfangen, einen neuen Weg miteinander gehen.

Wenn er bereit dazu ist. Das ist eine meiner riesigen Ängste, dass er vielleicht nicht bereit dazu ist. Dass er mich nur so haben möchte, wie ich vorher gewesen bin. Dass er nur das Bild von mir, das er bisher gekannt hat, liebt. Ich habe Angst davor, wie er reagiert.

Und da hilft es mir dann, wenn ich es schaffe, ihn von außen zu sehen, und nicht nur in Bezug auf mich. Es IST ja eine riesige Umstellung für ihn. Die Frau, die er gekannt hat, die für ihn berechenbar war, ist nicht mehr so, wie sie war. Das macht auch ihm Angst! Er zieht sich zurück.

Es ist ein ständiges Hin- und Her, ein Versuchen und Abtasten, ein Annähern und Sich Entfernen.

Aber ich will andererseits nicht zurück in die alte "Sicherheit", es ist ein Käfig, ein Gefängnis!

Mich hat die Geschichte von dem Vogel im Käfig in deinem Thread deshalb auch so sehr angesprochen, liebe Chiron. Dieser Vogel bin ich !!

Die alten Muster erkennen, zu erkennen, dass ich im Käfig sitze - das ist der erste ganz wichtige Schritt!


Alles Liebe Euch allen

Brittka
chrigu
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von chrigu »

Liebe Brittka, liebe Chiron, liebe Mitleser und Mitschreiber,

erst dachte ich, dass in diesem Thread eigentlich mehrere Themen parallel diskutiert werden.

- Die ungestillte Sehnsucht aus der Kindheit nach Liebe.
- Die Suche nach dem eigenen Ich, das unabhängig vom Partner besteht.
- Die Maske, die man so gerne trägt, um ein möglichst perfektes Bild von sich aufrechtzuerhalten.

Aber dann habe ich gesehen, dass das alles zusammenhängt. Und verbunden ist durch das Ziel, die Sehnsucht in die richtigen Bahnen zu lenken, sich selbst zu finden und dieses authentische Selbst auch nach außen zu tragen.

War Euch sicher auf den ersten Blick klar.

Mir war es aber nicht. Mein Kopf schwirrt im Moment vor lauter Gedanken, die sich nur langsam sortieren wollen.

Dieser Thread hat mich bestärkt und mir Mut gemacht, weil er in mir einiges angestoßen hat. Kombiniert mit meinen eigenen Gedanken gibt mir das Kraft, an meinen Weg zu glauben. Darauf zu vertrauen, dass ich auch gemocht werde, wenn ich einfach nur ich bin, weil ich auch authentisch liebenswert sein könnte (so recht bin ich davon natürlich noch nicht überzeugt, aber dass ich diesen Gedanken zulasse und sogar ausschreibe, ist schon ein Riesenfortschritt für mich).

Liebe Brittka, Du hast recht: Zurück will ich nicht mehr, denn das erscheint auch mir wie ein Gefängnis, ein Käfig aus alten Verhaltensweisen, Trugbildern und Mustern.

Hast Du mit Deinem Mann über Deine Veränderungen und darüber, warum Du Dich nun ändern willst bzw. musst, gesprochen?

Liebe Chiron,
eine Live-Diskussionsrunde, das wäre es eigentlich... und ich würde den Mund wieder nicht aufbekommen

Gute Nacht Euch allen!
Chrigu
Chiron
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Chiron »

Liebe Brittka,

die Geschichte mit dem Vogel bezog sich auf einen krankhaft eifersüchtigen Partner.

Insofern hoffe ich, dass Dein Mann sich normal eifersüchtig verhält und Dich nicht einsperrt so wie es mir während meiner Ehe erging.

Liebe Chrigu,

<bei einer Live-Diskussion hättest Du den Mund wieder nicht aufgekriegt.>

Wie ist das zu verstehen?

Hast Du Bedenken Deine Gefühle zu äußern oder liegt es an mir, dass ich in Diskussionen zu viel quassele, sobald ich mich in der Hypomanie befinde?

Mittlerweile ist mir meine Krankheit bewusst.
Außerdem sind mir nahe stehende Menschen informiert, so dass niemand beleidigt reagiert, wenn ich mal wieder zu viel rede und kaum zuhören kann.
Ein Hinweis der anderen, hilft mir dann sogar zu erkennen, oh weh, ich bin wieder mittendrin.

Damit möchte ich sagen, versuche es in Diskussionen zukünftig anzusprechen, wenn Du Probleme damit hast, Dich zu äussern.
Dann haben die anderen eine Chance, Dich direkt zum Thema zu befragen und Du gehst nicht mehr unter.

Liebe Grüße an Alle,

Chiron

P.S.: Andreas, es freut mich, dass wir ansichtsmäßig übereinstimmen.
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
ils_pixent9
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von ils_pixent9 »

Ich habe einfach ganz andere Erfahrungen gemacht als ihr.
Nun habe ich auch keine Neigung zum "manischem" Reden sondern ich kann kaum Dinge verdrängen, mache mir alles ganz deutlich klar und grübele dann, allerdings sind die Dinge für mich dann auch erledigt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, sowohl bei Freunden als auch beim Partner, dass man damit nicht zurechtkommt.
Beispiel: die Tochter meiner Freundin macht eine vierzehntägige Expedition nach China. Ich hätte gegrübelt, die Dinge negativ gesehen, über meine Ängste nachgedacht und mich informiert. Ich hätte zwar der Tochter die Ängste nicht unbedingt mitgeteilt, zumindestens hätte ich sie entschärft, aber ich hätte genau wissen wollen in welchen Teil von China sie fliegt und mit welcher Luftfahrtgesellschaft, damit ich ganz beruhigt sein kann wenn keine Katastrophenmeldung kommt oder genau ich genau gewußt hätte ob das Flugzeug meiner Tochter betroffen wäre oder nicht.
Meine Freundin sieht die Dinge nur positiv, ich habe das Gefühl, dass sie sehr wohl Angst hat, aber sich diese Angst nicht eingesteht und mit disziplinarischen Maßnahmen dagegen vorgeht. Ich habe eine unterschwellige Aggressivität in ihr gespürt. Ich wette dass sie in der nächsten Zeit wieder viel mit ihrem Magen zu tun hat.
Ferner hatten wir einen Anlaß Angst vor einer Krankheit in unserer Familie zu haben, der Anlaß erwies sich dann als weitgehend unbegründet, ich habe keine Mühe gescheut, mich zu informieren um genau Bescheid zu wissen um anschließend beruhigt zu sein.Dieses Vorgehen stieß auf wenig Gegenliebe. Dann ging es um die Frage der gesunden Ernährung und irgendwie war meine ganze Welt verunsichert worden. Gerade als sich herausstellte, dass ich mir keine Sorgen machen brauche, begannen meine Ängste.
Die ganze Welt ist irgendwie anders geworden, frühere Ängste waren wieder da und ich weigerte mich, die Würstchen im Kühlschrank zu essen weil ich mich ja jetzt unbedingt gesund ernähren will. Den Tick hatte ich schon früher und war weitgehend davon abgekommen. In meiner Umgebung ist man dazu unfähig, diese Nebenaspekte zu sehen und hält mich einfach für hysterisch.
Es gab eine große Würstchendiskussion.
Früher hätte ich die Diskussion noch ewig fortgeführt, wäre auf noch mehr Unverständnis gestoßen, wäre immer penetranter geworden und es hätte nur Ärger gegeben. Es ist viel besser die Klappe zu halten und mir zu sagen, dass meine Gedanken für andere nicht verständlich sind.
Mein Freund versteht mich obwohl er andere Ängste hat, aber er ist ja auch nicht alltagstauglich.
Ich habe einfach die Erfahrung gemacht, dass es keinen Sinn hat mit Menschen zu reden die alltagstauglich sind und verdrängen wollen.Vielleicht können sie ja gerade ihr Leben gut in den Griff bekommen weil sie so gut verdrängen können und es wäre völlig unsinnig und unnötig, in diesen Prozeß eingreifen zu wollen.
Gret
chrigu
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von chrigu »

Liebe Chiron,

es läge sicher nicht an Dir, dass ich meinen Mund nicht aufkriegen würde.

Denn sobald es um mich und mein Innerstes geht, bin ich eine Auster. Es geht dann nicht nur um "ich will nicht", es ist tatsächlich "ich kann nicht". Jede Therapiestunde, jedes Gespräch mit Freunden über mich und meine Probleme ist eine große Überwindung.
Am leichtesten fällt es mir über mich zu reden, wenn ich so tue, als würde ich über eine andere Person reden.
Oder eben hier im Forum schreiben, das fällt mir nicht so schwer.

Liebe Grüße
Chrigu
Chiron
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Chiron »

Liebe Chrigu,

kann es sein, dass man Dir in Deiner Kindheit, das Sprechen über Deine Gefühle verbat oder gar schlecht machte?

Wenigstens sehe ich es als positiv an, wenn es Dir hier gelingt über Deine Gefühle zu schreiben und dadurch ein Feedback zu bekommen.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Chiron
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Chiron »

Liebe Gret,

auch ich sichere mich lieber 3-mal im Leben ab.
Das finde ich aber nicht weiter schlimm.
Es gehört eben zu mir und meiner Persönlichkeit.
Seit ich das akzeptiere, geht es mir besser und selbst andere tolerieren diese Eigenschaft nun an mir.
Deshalb höre auf zu grübeln über Dinge, die Du nicht ändern kannst.(Nämlich Dein Sicherheitsbedürfnis)
Manche Menschen leben leichter, andere brauchen eine gewisse Sicherheit um sich wohl zu fühlen.
Und das ist doch auch gut so, sonst wäre die Welt nur trostloser und noch chaotischer.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Liber
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Liber »

Liebe Chiron,

die Geschichte vom Vogel, der im Käfig sitzt und dort vom Fliegen träumt und erst nach langer Zeit herausfindet, dass der Käfig von innen verschlossen ist, und der das Fliegen wieder lernen muss, ist für mich eigentlich unabhängig von einer Ehe. Ich empfinde den Käfig als meinen eigenen Seelenkäfig.

Liebe Chrigu,

ja, ich finde auch, dass diese drei Themen zusammengehören.

Meinem Mann kann ich von den Veränderungen eigentlich nicht so viel "erzählen", er bemerkt sie, und wir sprechen dann darüber, wenn ich merke, dass er es merkt. Er spricht leider von selbst kaum etwas an.

Einmal habe ich mir einen sehr großen innerlichen Ruck gegeben, und eine riesige Angst überwunden, um ein Bild von mir, das ich bisher aufrecht gehalten habe, zu entlarven. Er hat viel besser darauf reagiert als ich es erwartet hatte. Denn die versteckten Dinge sind ja auch immer irgendwo mit "da" in der Beziehung, und der Partner spürt sie vielleicht, ohne sie sich erklären zu können. Ein offenes Wort kann da auch eine Erleichterung sein.

Trotzdem scheue ich immer noch oft davor zurück wie der Vogel, der an der Tür des Käfigs sitzt und Angst kriegt und sich wieder in seinen Käfig zurückzieht, weil er sich nicht fliegen traut.

Liebe Grüße!

Brittka
Chiron
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Chiron »

Liebe Brittka,

jetzt weiß ich wieder welche Geschichte Du meintest.
Maggy schrieb sie an mich vor einiger Zeit.
Sie handelte von Clematis, der Bachblüte.

Da kann man mal wieder sehen wie unterschiedlich wir manche Dinge interpretieren.

Ich fühlte mich in meiner Ehe so sehr eingesperrt, dass ich vergaß, es ist mein eigener Käfig in dem ich sitze.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
chrigu
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von chrigu »

Liebe Chiron,

ein Verbot über Gefühle zu sprechen gab es in meiner Umgebung nie.
Es wird in meiner Familie über Gefühle gesprochen und es werden auch Gefühle ausgelebt - die ganze Palette von Freude und Fröhlichkeit über Trauer bis Wut.

Meine Hemmungen, über mich und vor allem meine Gefühle zu reden, sind erst später entstanden. Einen Auslöser habe ich noch nicht ausmachen können. Aber irgendwann habe ich Dinge eben lieber mit mir ausgemacht und mit mir selber besprochen als mit anderen.
Die haben sich dann leider daran gewöhnt und auch nicht mehr nachgefragt. Weil ich eh immer nur ausweichend geantwortet habe.

Mittlerweile weiß ich, dass das mit meiner Angst vor Kritik und Zurückweisung zusammenhängt. Wenn man nichts sagt, kann man eben auch nicht kritisiert und zurückgewiesen werden. Und ich fasse Kritik fast immer sofort persönlich und als Zurückweisung auf.

Heute bin ich immer wieder irritiert, wenn sich jemand wirklich dafür interessiert, wie es mir geht und sich mit der Antwort "jaja... gut..." nicht zufriedengibt. Ebenso war ich irritiert, dass mein Freund mich kritisierte, mir aber zu verstehen gab, dass er mich trotzdem lieb hat.

Was ich aber in meiner Familie nie gelernt habe ist eine vernünftige Diskussion bzw. ein "vernünftiger" Streit. Meine familiären Streits endeten immer damit, dass ich mich in der Pflicht sah, mich zu entschuldigen. Ausdiskutiert wurde leider nie. Es endete dann mit einer Entschuldigung und einer Vergebung, ohne dass weiter darüber gesprochen wurde.
Das ist manchmal ausreichend und ok, oft aber eben nicht.

Liebe Chiron, ich finde, Du klingst schon viel besser als noch vor ein paar Tagen. Stimmt´s?

Liebe Brittka,
das Bild mit dem Vogel gefällt mir immer besser. Aber das Fliegen haben wir nicht verlernt, es hat uns ja keiner die Flügel gestutzt.

Ich glaube auch, dass unsere Partner vieles spüren und wissen, oft sogar ohne dass wir es selbst spüren oder wissen. Manchmal beängstigend, manchmal beruhigend.
Ist es einfacher für Dich, Dich nun ohne Maske zu zeigen, nachdem Du einmal den Anfang gemacht hast?

Ich wünsche Euch eine gute Nacht! Und morgen endlich mal wieder Sonne!
Chrigu
Guitaranderl

Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Guitaranderl »

>Liebe Chiron, ich finde, Du klingst schon viel besser als noch vor ein paar Tagen. Stimmt´s?

Ist mir auch aufgefallen! Vor allem, wenn ich sehe, mit wieviel Energie und Zugewandtheit Chiron im Thread "Warum" anderen Verzweifelten hilft. Bliebe nur die Frage, ob auch genug Energie überbleibt...
Chiron
Beiträge: 2006
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Chiron »

Liebe Chrigu,

die Small-talk-Frage:"Wie geht`s?", hasse ich persönlich.
Wenn ICH jemanden frage, wie es ihm geht, ist das auch ehrlich gemeint.
Selber muss ich leider immer aufpassen nicht zu viel von mir zu erzählen, weil die meisten Menschen meine Meinung nicht teilen.
Mein Ex-Mann verurteilte diese "Neugier" an mir.
Inzwischen lasse ich sie mir nicht mehr nehmen, wegen vieler guter Gespräche und Erfahrungen, die ich dadurch erlebte.
Außerdem können/konnten sich die Menschen auf meine Verschwiegenheit verlassen.
(Schweigepflicht ging mir aus beruflichen Gründen in Fleisch und Blut über)

Wenn ich schlecht drauf bin, erzähle ich es nur ausgewählten Personen. (oder anonym im KND )
Denn auch ich habe Angst vor Kritik und nehme gerade in der Depri-Phase sehr/zu viel persönlich.
Da ist Schweigen dann allemal besser als zu reden.
Deshalb kann ich Dich sehr gut verstehen.

Und besser geht es mir zurzeit wirklich.
Bis auf die nächtlichen Albträume, die gerade wieder kommen, weil ich dabei bin mein Doxepin von 75 mg auf null zu reduzieren.
Gestern nahm ich nur 25 mg ein und träumte abwechselnd von Verletzungen in der Kindheit und im Berufsleben.
Beim Aufwachen war ich unglaublich erleichtert, dass alles hinter mir liegt und ein neues Leben begonnen werden kann.

Ansonsten durchlebe ich momentan eine gesunde Phase, aber der Absturz ist mir quasi sicher.
Nur inzwischen genieße ich die guten Phasen und akzeptiere die schlechten, weil es eben zu meiner bipolaren Störung gehört.
Außerdem kann mir niemand sagen wie lange die einzelnen Phasen dauern. Sie sind unberechenbar.

Alles Liebe und Gute für Dich,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Chiron
Beiträge: 2006
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Chiron »

Lieber Andreas,

durch viele Erfahrungen bin ich inzwischen davon überzeugt, dass alles was man aussendet zu einem zurückkommt. Das Gute wie das Böse, welches man nach esoterischer Überzeugung sogar 7-fach zurückbekommen soll.

Es müssen nicht immer die gleichen Menschen sein, die einem etwas Gutes zurückgeben, nein es können auch ganz andere sein.
Ich stelle es mir immer vor,wie in einem großen Teich in dem alles schwimmt. Das starke Teilchen das am nächsten neben einem schwachen schwimmt, hilft demjenigen. Sobald es ihm selbst schlecht geht, bekommt es Unterstützung von einem anderen Teilchen das gerade vorbeischwimmt und dem es gut geht.
Na ja, so in etwa eben.

Selbst, bin ich jedesmal dankbar über jedes Trostposting, das mich in meinen Abstürzen erreicht.
Sogar mein Thera schüttelte ungläubig den Kopf als ich ihm erzählte wie schnell ich oft getröstet werde und wie gut das in dem Moment tut und sei es auch "nur", dass mir jemand schreibt, er denke an mich.

Deshalb ist es mir ein persönlicher Herzenswunsch in meinen guten Phasen den Zuspruch und Trost den ich in den schlechten annehmen durfte an andere Trauernde zurückzugeben.

Alles Liebe und Gute für Dich,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Guitaranderl

Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Guitaranderl »

oder knapp: Gehts dir schlecht, hilf jemandem, dem es auch schlecht geht; dann gehts dir besser...

Ich sehe es sicher nicht esoterisch, aber vom Grundsatz her genauso wie Du. Deine Herzlichkeit und Empathie beeindruckt mich.
Genauso, wie mich die Tiefe Deiner Verzweiflung berührt hat. Darin zeigt sich Deine Zwiespältigkeit sehr deutlich.

Hm.. was schicke ich Dir mal?? Mut? nö, hast Du... Energie? .. ist auch da... aahhh, ich weiß: Ich schick Dir ein UND! Ein UND, was Dir helfen soll, Deine Seiten etwas besser zu integrieren, eine innere, austarierte Wippe sozusagen.

Also, herzliche Grüße und ein phattes UND! (statt dem ODER) für Dich

Andreas
Chiron
Beiträge: 2006
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Chiron »

Lieber Andreas,

<oder knapp: Gehts dir schlecht, hilf jemandem, dem es auch schlecht geht; dann gehts dir besser...>

über diese Aussage von Dir, musste ich erstmal lachen. (war aber nicht böse gemeint)

Während meines letzten Klinikaufenthaltes erzählte der Oberarzt während einer Gruppentherapie, folgendes:"Ja, die Frau Chiron ist so eine, die schaute bisher immer, wem geht es noch dreckiger als mir, auf den stürzte sie sich dann und nahm uns die Arbeit ab."
Darüber mussten wir dann auch herzlich lachen, weil ich weiß, der Oberarzt meinte es nicht böse mit mir. Es war nur der Versuch innerhalb von 3 Jahren und 3 Klinikaufenthalten mir beizubringen, meine Energie einzuteilen und ERST auf mich und meine Bedürfnisse acht zu geben und dann ERST nach den anderen zu schauen.
Wenigstens schaffte ich es, während des letzten Aufenthaltes "nur" zuzuhören und zu erkennen, manchmal kann auch das für andere sehr hilfreich sein und ansonsten die Arbeit den Ärzten zu überlassen.

Mir ist es noch gar nicht aufgefallen, dass ich schon wieder in meinem Muster stecke.
Deshalb herzlichen Dank für Deinen Hinweis, der sehr wichtig für mich ist/war.

Und am UND arbeite ich noch. Wie das gehen soll, weiß ich allerdings noch nicht.

Dazu bin ich zu sehr bipolar, zu sehr Tag und Nacht...

Aber ich glaube ich muss KND-mäßig mal wieder pausieren, um mehr nach mir selbst zu schauen.
Manchmal denke ich, es ist viel einfacher anderen zu raten, als bei sich selbst und seinen Problemen zu bleiben, denn die sind oft sehr schmerzhaft.

Es war hilfreich für mich, Dir virtuell über den Weg gelaufen zu sein.
Vor allem wegen dem klaren Erkennen meines teilweise destruktiven Musters, welches ich in mir trage.

Alles Liebe und Gute für Dich,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Guitaranderl

Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Guitaranderl »

>Manchmal denke ich, es ist viel einfacher anderen zu raten, als bei sich selbst und seinen Problemen zu bleiben, denn die sind oft sehr schmerzhaft

Wer von uns hat das nicht schon erfahren, liebe Frau Chiron....
Seit einigen Monaten treffe ich ab und an einen chinesischen Qi Gong-Meister. Der fuchtelt dann an mir herum und versucht, meine Energien zu mobilisieren. Manchmal passieren danach ganz seltsame Dinge. Vor allem aber sind bei dieser Behandlung sämtliche Abwehrmechanismen meinerseits inaktiv. Gestern haben wir erstmals - nach der Behandlung - ein wenig geschwatzt und er hat mir von seinem Lebenslauf erzählt. Interessant fand ich, dass er viele Therapeuten und Ärzte in Behandlung hat, die - wie er sagt - helfen und helfen und helfen... und auf einmal kranker sind als Ihre eigenen Patienten; ganz einfach, weil Sie nie richtig gelernt haben, mit den eigenen Energien hauszuhalten.

Im Helfen liegt ja auch immer ein großes Maß an Bestätigung, Anerkennung und auch Liebe. Das tut einfach oft gut. Aber auch an Süße kann man sich verschlucken, gell.

Mensch, wenn "Markus" wüsste, was so aus seinen 26 Worten am Anfang des Threads wurde, von denen bin jetzt niemand weiß, was eigentlich dahintersteckt...
Clown
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Clown »

Hallo Andreas,

jetzt muss ich das doch mal loswerden:
Schön, dass du wieder aktiv bist hier im Forum, mir geben deine Postings viel.

Und, wie gehabt ,mein Hinweis: Es stimmt ja, was du so schön weise schreibst, also pass auf dich auf!

"Im Helfen liegt ja auch immer ein großes Maß an Bestätigung, Anerkennung und auch Liebe. Das tut einfach oft gut. Aber auch an Süße kann man sich verschlucken, gell."

Lieben Gruß,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Kudelka
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Kudelka »

@ andreas.....

danke für dein "Willkommen".....schön dich auch wieder hier zu sehen.....

Die Fingerstyle-etüde von Peter Finger läuft, jedoch hat sie noch keinen Erfolg gebracht bzw. niemand zum vorspielen vorhanden...

Zum Thema....ich würde es gerne erweitern um die Frage, warum findet sich endlose Phasen lang niemand um den man (Mann) werben kann ?

Ich halte die Frage absichtlich so offen im Stile des anscheinend nicht mehr mitaktiven Threaderstellers.....
Guitaranderl

Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Guitaranderl »

Hallo Clown,

danke für den erneut dezenten "Zeigefinger", nur möchte ich nicht, dass Du mir schon wieder Weisheit unterstellst. (Beide Themen hatten wir schon einmal.)
Der Grund, warum ich hier ab und an präsent bin, liegt nicht darin, dass ich vor einer ernsthaften inneren Problematik ausweichen möchte, sondern weil es mir schlicht Freude macht und was gibt. Ich fühle mich zur Zeit mal wieder etwas sinnentleert, was mir seit langem immer wieder passiert. In dem, was ich hier tue, erlebe ich auch etwas Sinnvolles. Aber es überfordert mich nicht und ich wüsste nicht, was daran in irgeneiner Form verwerflich wäre. Wenn ich das spüre, klinke ich mich ohnehin aus. (Was ich im übrigen 6 Monate lang getan habe; aber da hattest Du keinen Hinweis an mich ..)

Hola Hombre!
jo, Peter Finger ist was Feines. Hab mir vorhin gerade ne aktuelle Whitesnake-Live-DVD bestellt, wo Doug Aldrich ne phatte Les Paul abliefern soll. (ich steh ja mehr auf die härtere Gangart.. hihihi)

>warum findet sich endlose Phasen lang niemand um den man (Mann) werben kann ?

Äh, meinst Du, dass Du keine Frau, Partnerin findest oder willst Du etwa nur werben, flirten, umgarnen, alter Schlawiner!? Das ist kein neues Thema, gell!? Ich würde das aber nicht hier in diesem langen Thread "vergraben".. , oder was meinst Du. Das ist ja bekanntlich ein Thema, was hier ganz viele umtreibt.

Grüße an Euch alle
Andreas
ils_pixent9
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von ils_pixent9 »

Ich habe noch nie eingesehen, was daran verwerflich sein soll, in einem Forum zu schreiben. Ich bin jetzt seit 3 Jahren in den verschiedensten Foren, in meinem eigenem, in einem politischem und noch in einem anderem dessen Namen ich lieber nicht nenne. Ich bin eine begeisterte Schreiberin, so wie andere sich durch Malen oder Musizieren ablenken und verwirklichen, so verwirkliche ich mich im Schreiben.
Ich bin sehr gerne hier, aber auch gerne in anderen Foren in denen das pralle bunte Leben herrscht.
LG Gret
Antworten