Wie lange werbt ihr um jemanden?

Markus2
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Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Markus2 »

Ich habe mich verliebt und offenbart.
Sie ist nicht in mich verliebt, aber ich bleibe es.

Wie lange werbt ihr um jemanden?
nachteule
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von nachteule »

Hallo Markus,

zuerst einmal finde ich es toll, das Du ihr gesagt hast, was Du für sie empfindest. Dazu gehört sehr viel Mut...Hut ab.
Damit hast Du natürlich auch in Kauf genommen abgewiesen zu werden und genau das ist passiert. Das tut mir sehr leid, aber Du wirst es nicht ändern können.
Fontane hat zwar mal geschrieben "Liebe erzeugt Gegenliebe" und manchmal mag das zutreffen, aber ich denke nicht, das das die Regel ist.

Ich denke, so schmerzhaft das auch ist, Du solltest daran arbeiten, Dich von dieser Frau zu lösen. Das ist einfach gesagt und wird Dir momentan vermutlich unmöglich erscheinen, aber es geht. Ich glaube nicht, das Du sie durch weiteres Werben gewinnst, eher tritt das Gegenteil ein und sie wird sich bedrängt fühlen.

Du gehst jetzt einen sehr schmerzhaften Weg, aber der ist irgendwann zu Ende, das ist ganz sicher.
Wenn Du allerdings weiter an ihr festhälst machst Du Dir was vor und verbaust Dir Deinen Weg in eine glückliche Partnerschaft mit jemand anderem selbst.

Ich wünsche Dir alles Gute,
liebe Grüße
Tina
winnie
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von winnie »

Hm, und was hat das jetzt mit Depressionen zu tun?
Kudelka
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Registriert: 24. Jan 2006, 12:15

Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Kudelka »

ohh...das Tehema hat sehr viel mit Depression bzw. mit möglichen depressiven Verhaltensmustern zu tun....

Depressive sind oft gefangen in Verhaltensmustern die ihnen nicht gut tun, z.b. in der Hoffung auf die endlich ersehnende und erfüllende Liebe die ihren Zustand bessert. Gerade wir Depressive sehnen uns doch sooooo nach Liebe und Anerkennung....

Oft wird aber diese Hoffung und Liebe an eine Person gehängt, die höchstwahrscheinlich bzw. grantiert diese Liebe nie erfüllen wird. Denn oft sucht sich der depressiv Verhaltende gerade die Person als Liebesobjekt aus, wo er keine Liebe bekommt, denn hier kann er dann so schöööööön weiterleiden und endlos um Liebe flehen die er nie bekommt....

Meist ist die Person sogar so "gestrickt" wie eine, die z.b. in der Vergangenheit den Grundstein für die spätere depression gelegt hat, z.b. ein emotional kalte Mutter oder ein suchtkranker Vater. Und der Verliebte sucht sich immer wieder unbewußt diese Verhaltensmuster, einfach wiel er sie gewohnt ist und diese kennt in der irrigen Annahme er sei verliebt...

Und die Frage "wie lange werbt ihr" verstehe ich so.....wann fängt es an ein schädigendes Verhaltensmuster zu werden und bin ich vielleicht wieder nur einem alten Pattern aufgesessen ???
Guitaranderl

Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Guitaranderl »

Hallo Heiko! (schön, Dich zu "sehen")

also ich habe Winnie´s Zwischenruf als dezente Aufforderung an Markus verstanden, doch einmal zu erzählen, wie es bei ihm so ist. Keine Frage, dass es sein kann, wie Du beschreibst.
Also Markus: erzähl doch mal 2 Sätze mehr von Dir.

Beste Grüße vom Überseering
Andreas
winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von winnie »

Danke, Andreas, genau richtig verstanden

Gruß,
Winnie
a.w.
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von a.w. »

Ich sage einfach mal, wie ich es mache:
Ich werbe gar nicht, weil ich mich einfach nicht traue.
Gerade dieses Thema ist für mich sehr aktuell, denn in der Tat -so jedenfalls meine Meinung - ist es so, dass wir Depris uns doch sooo nach Liebe und Anerkennung sehnen.
Es gibt jemanden, der mir gefällt und ich glaube, ich gefalle ihm auch. Aber ich bin mir halt nicht sicher. Und deshalb ziehe ich mich zurück und habe Angst, abgewiesen zu werden. Und ich würde mich nie trauen. meine Liebe einzugestehen. Deshalb Markus:
Ich bewundere Deinen Mut. Alle Achtung!!!
Alles Gute für Dich.
Janina
Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens. Mach was draus !!
ursus
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von ursus »

Hallo Janina,

was Du schreibst, spricht mir aus dem Herzen. Als ich das letzte Mal "geworben" habe, war der Dank eine Beziehung auf der emotionalen Achterbahn. So ähnlich wie "Jules et Jim". Und das fand ich auch noch toll. Neben den berufsbedingten Belastungen dürfte diese Beziehung zu den wichtigsten auslösenden Faktoren für meine Erkrankung zählen. Ich hätte mir damals einen Punkt setzen müssen, an dem für mich Schluss gewesen wäre mit weiteren emotionalen Investitionen.

Fazit: Ich habe begonnen, mich zurückzuziehen, wobei ich jedoch, soweit es meine Kräfte erlauben, versuche, gegen die damit verbundene Vereinsamung zu kämpfen. Mit meinem Arzt habe ich einmal über das Thema gesprochen. Ich meinte, dass es mir wohl nicht mehr passieren werde, dass ich mich "richtig" verliebe. Meine Erfahrung spricht dagegen, und vielleicht ist es mit Ende dreißig auch einfach zu spät dazu. Mein Arzt hat dagegengehalten und gesagt, dass ihm dies ein wenig zu abgeklärt erschiene. Dies nur als Hoffnungsschimmer für alle, die dran glauben wollen.

Mein Rat: Leidenschaftlichkeit nicht verlernen, aber aufhören, sobald man verletzbar wird.

Liebe Grüße
ursus
a.w.
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von a.w. »

Hallo Ursus,
es ist sehr problematisch mit der Liebe. ich beneide alle, bei denen es so einfach läuft, die ihr Glück genießen können und die sich ganz auf das Miteinander konzentrieren können.
"Leidenschaftlichkeit nicht verlernen, aber aufhören, sobald man verletzlich wird"
Wenn das nur so einfach wäre. meine Erfahrung ist leider, dass die Liebe jeden Verstand außer Kraft setzen kann, alle Gefahren und Risiken in Kauf nimmt und es sogar zuläßt, den anderen in tiefste Traurigkeit zu stürzen.
Aber sie ist auch so unendlich wertvoll und kostbar.
Ich wünsche Dir, dass Dein Therapeut Recht hat und dass Du nicht so abgeklärt bist. Mit Ende 30 ist es genau das richtige Alter für eine tiefe Liebe. Da bist Du nicht mehr so oberflächlich, wie mit 20 (sorry jetzt an alle 20jährigen-will nicht pauschal Oberflächlichkeit unterstellen..).
Ich wünsche Dir alles Gute.
Mit Grüßen von Janina
Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens. Mach was draus !!
Liber
Beiträge: 1491
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Liber »

Hallo an alle in diesem Thread,

ich klinke mich hier einfach mal ein ...

Denn das Thema "Verliebtheit und Liebe" beschäftigt mich schon sehr lange und sehr intensiv.

Ich kenne leider genau die Art "Verliebtheit", die Sonnenzimmer oben beschrieben hat, sehr gut. Es ist eine verzehrende, hoffnungslose Verliebtheit, ohne Aussicht auf eine erfüllende Beziehung.

Mit Liebe hat sie wohl wenig bis gar nichts zu tun, denn sie entspringt aus einer unerfüllten Sehnsucht, die aus der Kindheit stammt, und der jeweilige Partner ist die "Projektionsfläche" dafür, um es mal so nüchtern auszudrücken. Dabei verliere ich mich fast völlig selbst.

Seit mir das in meiner Analyse klar geworden ist, versuche ich mich vor dieser Art der "Verliebtheit" zu schützen. Denn sie wirkt immer depressionsauslösend auf mich und stürzt mich in seelische Abgründe.

Ein einziges Mal erlebte ich eine Beziehung, die anders verlaufen ist. Sie begann nicht mit verzehrenden Flammen, sondern mit behutsamem Annähern und sie überstand auch die erste Zeit der Verliebtheit. Mit diesem Mann bin ich seit etlichen Jahren verheiratet.

Trotzdem erleb(t)e ich daneben auch immer wieder die verzehrenden "Verliebtheiten", die ich oben beschrieben habe und die mit den Wunden der Kindheit zu tun haben.

Der entscheidende Unterschied ist, dass ich meinen Mann als realen Mann, als Mensch mit Fehlern und Schwächen sehen kann. Und auch er kennt mein Alltagsgesicht, meine Fehler und Macken.

Er kann mir dies verzehrende Verlangen nicht erfüllen, und das war auch schon oft ein Grund für mich, an unserer Beziehung zu zweifeln, aber irgendwo in mir wusste ich trotzdem, dass dies Verlangen nur mit Wunden, die in mir sind, zu tun hat, die kein realer Partner heilen kann.

Die zu bearbeiten, bin ich in Therapie.

"Aufhören, sobald man verletzlich wird" ... ich glaube, das ist unmöglich, wenn man eine tiefe Beziehung möchte. Denn Nähe macht einfach auch verletzlich. Wenn ich jemanden nahe an mich heranlasse, mich ihm öffne, dann kann er mich auch verletzen. Wenn du so viel Distanz hältst, dass du nicht verletzt werden kannst, wird es auch keine wirkliche Nähe geben.

Ich glaube übrigens auch nicht, dass man sich ab Ende 30 nicht mehr "richtig" verliebt . Aber man kann vielleicht schon besser zwischen Verliebtheit und wirklicher Liebe unterscheiden.

Liebe Grüße!
Brittka
Clown
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Clown »




Freundliche Grüße,
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"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Yogi66
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Yogi66 »

Hallo,
ich habe aufgehört, um Liebe zu kämpfen.
Weil es keinen Sinn macht.
Entweder gegenseitige Liebe kommt oder die Liebe ist nicht da.
Der Kampf um die Liebe hat mich kraftlos gemacht.
Scheinbar liegt es auch daran.
weil ich mich an geliebte Menschen zu emotional Binde.
Und Sie mit meiner Liebe erdrücke.
"So wie es mal eine Frau zu mir gesagt hat."

Yogi.
Chiron
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Chiron »

Liebe Brittka,

wann ist es noch Verliebtheit und wann wirkliche Liebe?
Wo liegt Deiner Meinung nach der entscheidende Unterschied?

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Liber
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Liber »

Liebe Chiron,

keine leichte Frage .

Die Übergänge sind natürlich fließend, aber entscheidend ist, denke ich, dass der Partner in der Verliebtheit nicht oder nur teilweise als der Mensch gesehen wird, der er wirklich ist.

Da spielen ganz viele Träume, Wunschvorstellungen, Sehnsüchte mit hinein, die viel mehr mit mir als mit ihm zu tun haben.

Liebe aber bezieht sich auf den Menschen, wie er wirklich ist, ohne ihn verändern zu wollen. Und dazu gehört auch das Sich-Gegenseitig-Aushalten-Können.

So möchte ich das für den Anfang beschreiben, es gehört aber noch viel mehr dazu. Und ich bin auch selber noch lange nicht so weit.

Wie siehst du den Unterschied, liebe Chiron?

Liebe Grüße

Brittka
Yogi66
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Yogi66 »

Hallo.

liegt der Unterschied nicht im Herzen.

Sollte nicht bei Mann und Frau das Herz entscheiden?

MfG. Yogi.
ursus
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von ursus »

Hallo Janina,
hallo Brittka,

vielleicht haben Männer den "Vorteil", dass sie weniger sensibel sind. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich glaube, ich bin ein ziemlich sensibler (und dadurch verletzlicher) Mensch, ein guter und aufmerksamer Zuhörer und zuweilen auch sehr leidenschaftlich. Aber ich hoffe sehr, dass ich aus meinen Erfahrungen gelernt habe und mich nicht mehr emotional ausnutzen lassen würde. Mag sein, dass ich um mich herum einen Schutzwall erreichtet habe, der mir auch die Annäherung an andere Menschen erheblich erschwert. Aber wenn man aus vergangenen Erfahrungen lernen will, dann bedeutet das für mich: MISSTRAUISCH zu sein. Ich weiß, dass man sich dadurch Chancen verbaut. Aber nach dem Scheitern meiner letzten Beziehung und einer Schachtel Schlaftabletten bin ich am nächsten Morgen aufgewacht und dachte: Schade, es hat nicht funktioniert. Und heute denke ich, dass ich mich NIEMALS mehr so erniedrigen (lassen) will.

Liebe Grüße
ursus
Yogi66
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Yogi66 »

Hallo Ursus,
auch als Mann kann man verletzlich sein!
Vielleicht bist Du bisher auf die falschen Männer getroffen.
Also mich haben Deine Zeilen sehr berührt.
Die klingen so Männerfeindlich.
Warum nur?
MfG YOGI.
ils_pixent9
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von ils_pixent9 »

Wenn mich nicht alles täuscht, ist Ursus doch ein Mann.
Männer können SEHR sensibel sein, es gibt in dem Punkt keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern.

Gret
Chiron
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Chiron »

Hallo Brittka,

Verliebtheit - Liebe.

Ganz schön schwer zu unterscheiden. Weil Du so ein klares Posting schriebst, dachte ich Du könntest mir den Unterschied erklären.

Ich glaube nach der anfänglichen übersprudelnden Verliebtheit, die sich wie ein Rausch anfühlt, kommt erst mal die Ernüchterung.
Das ist unter Umständen nicht sehr schön.
Man fängt an, das Objekt der Begierde genauer zu betrachten, erkennt Fehler und überlegt, ob man damit zurecht kommt.

Ja und Liebe, was ist Liebe?

Das Gefühl sich restlos bei einem Menschen fallenlassen zu können, ihm 100% vertrauen zu können. Angenommen zu werden so wie man ist.

Genau das ist der Knackpunkt.

Zurzeit arbeite ich gerade meine Trennungsgeschichte nach 18 Jahren Beziehung auf. Wahrscheinlich bin ich deshalb so konfus.

Aber ich kann mal mein Verständnis zum Thema Liebe kundtun.
Mal sehen wie Du und die anderen darüber denkt/denken?


"Glück in der Liebe"

Eine glückliche Liebe hat immer drei Wurzeln

1. Die Bereitschaft, den Anderen als das anzunehmen, was er ist, ohne ihn verändern zu wollen.

2. Das Vertrauen in die gegenseitige Zuneigung, ohne Beweise dafür zu verlangen.

3. Den Mut, das Herz zu öffnen, ohne Netz und doppelten Boden.

(Ich glaube vor Punkt 3 habe ich panische Angst, nach meiner gescheiterten Ehe. )


"Beziehungsweise"

Ist es denn nicht möglich,
sich täglich nahe zu sein, ohne alltäglich zu werden, voneinander entfernt zu sein, ohne sich zu verlieren...?

Beziehungsweise
sich maßlos zu lieben, ohne sich lieblos zu maßregeln - einander gewähren zu lassen, ohne die Gewähr zu verlieren...?

Beziehungsweise
einander sicher zu sein, ohne sich abhängig zu machen - einander Freiheit zu gewähren, ohne sich unsicher zu werden...?

Beziehungsweise...


"Was ich jetzt sage,
hör gut zu:
Ich bin ein Mensch mit Sehnsucht nach Liebe genauso wie du.
Ich will zu jemand gehören
und doch noch eigen sein.
Ich bin da, wenn du mich brauchst,
aber bitte, sperr mich niemals ein!"

Ein Vogel hört auf zu singen,
sperrst du ihn erstmal ein.
Doch wenn ein Nest zum Käfig wird,
ist es schwer, dein Freund zu sein.


Kannst Du/Ihr etwas damit anfangen?

Ist es überhaupt möglich sich auf die Liebe einzulassen, wenn man im Herzen immer noch diese maßlose Sehnsucht nach Liebe spürt, die einem die Eltern zeitlebends verwehrten?

Wie kann man diese Sehnsucht stillen, ohne einen potenziellen Partner damit zu überfordern?

Ist man mit dieser schmerzhaften Sehnsucht nach Liebe überhaupt beziehungsfähig?

Vielleicht kannst Du/Ihr mir dazu eine Antwort oder wenigstens eine Meinung dazu geben.

Im Voraus besten Dank dafür.

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Liber
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Liber »

Liebe Chiron,

dies Thema ist eines meiner großen "Lebensthemen"!

Ich möchte dir jetzt nur kurz sagen, dass ich dir auf jeden Fall dazu schreiben werde, dass ich aber noch ein wenig Zeit dafür brauche.

Danke für die wunderbaren Texte.

Bis später, alles Liebe

Brittka
chrigu
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von chrigu »

Liebe Brittka, Chiron, Ursus,

ich habe diesen Thread gerade erst entdeckt und musste hemmungslos weinen, als ich Eure Beiträge gelesen habe.

Eigentlich habe ich immer und überall Angst, mich zu öffnen, vor allem in einem öffentlichen Forum. Ich tue es trotzdem, weil Eure Beiträge so viel in mir angerührt haben und ich nicht weiß, wohin damit. Also hierhin.

Lieber Ursus,
das, was Du erlebt hast, ist wohl das, was mein Freund zur Zeit mit mir erleben muss. Eine emotionale Achterbahn, Misstrauen, tiefe Verletzungen, sicherlich auch die Frage danach, ob er nun nicht endlich einen Schlussstrich unter die Beziehung mit mir ziehen sollte.

Dass er noch da ist, hat vielleicht mit dem Glauben daran zu tun, dass alles wieder gut wird. Dass er mir eines Tages wieder vertrauen kann und sich fallenlassen kann.

Liebe Chiron,
diese drei Wurzeln, die Du genannt hast, sind genau jene, über die ich so oft stolpere.

Ich bin mehr als bereit, meinen Freund so anzunehmen und zu respektieren, wie er ist, weil er ein wunderbarer Mensch und Mann ist.

Aber kann ich jemals auf die gegenseitige Zuneigung vertrauen? Ich ertappe mich immer wieder selbst dabei, wie ich um Zuneigungsbeweise bettele, mich zurückgestoßen fühle, wenn sie nicht kommen (wenn sie nicht kommen können, weil mein Freund sie in dem Moment aus emotionalem Eigenschutz nicht geben kann).

Den Mut, das Herz zu öffnen, ohne Netz und doppelten Boden - dass das eine Bedingung, eine Wurzel ist, habe ich leider spät erkannt, ich hoffe, nicht zu spät. Ich hatte nicht den Mut, mein Herz zu öffnen, ohne Schutz und ohne Mauer.
Lieber habe ich unwahre Geschichten von mir erzählt. Meine Vergangenheit verbogen und verlogen, bis ich dachte, sie sei so, wie sie sein müsste, damit ich gemocht werde. Um diese Lügen zu decken, waren weitere notwendig.
Bis schließlich das ganze Gebäude zusammenbrach.

Ich arbeite immer noch daran, die Scherben aufzukehren, aufzuräumen mit allen diesen Lügen. Aber noch bis vor kurzem war diese Angst in mir, diese Unfähigkeit, zu sich selbst und seinen Fehlern zu stehen und die Lügen einzugestehen.

Sie ist immer noch da. Diese Angst, doch nicht mehr gemocht zu werden, weil man schon zu viel zerstört hat in der Vergangenheit und Vertrauen eine Pflanze ist, die so ungeheuer langsam wächst.

Vielleicht könnte ich heute darauf vertrauen, dass die tiefe Zuneigung gegenseitig ist. Aber dieses Vertrauen habe ich selbst zerstört. Und nun kann ich mir oft nur schwer vorstellen, dass die Zuneigung dauerhaft ist und die Wunden, die ich ihm zugefügt habe, überhaupt noch verheilen können.

Andererseits spüre ich in letzter Zeit eine Energie in mir, die mir die Kraft gibt, endlich ich zu sein und alle meine Fehler einzugestehen. Mit allen Lügen aufzuräumen. Sich endlich zu stellen, trotz der Angst, sein Gesicht zu verlieren und zum Teufel gejagt zu werden.

Liebe Brittka,
Deine Worte geben mir Hoffnung. Danke.

Chrigu
Chiron
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Chiron »

Liebe Brittka,

lass Dir Zeit. Ich weiß wie schwer dieses Thema ist.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Clown
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Clown »

Ihr lieben Liebende,

ich bin sehr berührt von euren Beiträgen, kann alles nachfühlen, was ihr schreibt, möchte später noch etwas dazu sagen.
Aber jetzt schon vielen Dank für euer Sich-Öffnen!

Grüße,
Clown

PS: Liebe Chiron, ich lese immer mit großer Anteilnahme deine Postings, auch wenn du gerade wieder viel Schmerzen spürst, empfinde ich dich als sehr verändert, positiv, natürlich!
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Chiron
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von Chiron »

Liebe Chrigu,

Deine Sorgen und Ängste kann ich vollkommen nachvollziehen.

Auch ich suche in einer Beziehung ständig nach Liebesbeweisen, Zeichen der Zuneigung.
Sobald diese ausbleiben, stürze ich ab in die Tiefe der Depression.

Wie jetzt gerade. Mir geht es total schlecht.
Alle alten Wunden haben sich mal wieder geöffnet, weil ich mich nicht schonte, wie ich es sollte. Nicht fähig war/bin meine Grenzen durchzusetzen gegenüber meiner Umwelt.
Meine Mutter schrie zum Essen. Also der Abgang einen Stock tiefer. Beim Essen erzählte ich, meine neuen Erkenntnisse.
"Ich muss pausieren, sobald ich die Erschöpfung spüre, um nicht in die Depression zu fallen."
Als ich nach dem Essen gehen wollte, kam der Einwand meiner Mutter:"Aber die Spülmaschine könntest du mir doch wenigstens ausräumen."

Sie hat mal wieder, wie so oft, nicht zugehört.
Meine Schwester machte schon vorher fluchtartig einen Abgang.
An mir blieb alles hängen, da ich nicht arbeite "nur" arbeitsunfähig geschrieben bin, wegen einer Krankheit, die man nicht sieht und keiner nachvollziehen kann.

Im oberen Stock angekommen, meinte meine Schwester zu mir:"Du siehst heute total schlecht aus."
"Ja, mir geht es auch total besch..."

Je länger sich die Unterhaltsgeschichte hinzieht und ich keinen Mietvertrag für eine eigene Wohnung bekomme, umso weniger besteht die Chance für mich, meine Krankheit in den Griff zu bekommen.

Ja und das Thema Liebe/Beziehung treibt mich ebenfalls maßlos um.

Meinem Freund geht es gerade auch nicht so besonders.

Zwar meinte mal mein Thera zum Abschied:"Und denken sie daran, wenn sie Probleme mit ihrem Freund bekommen, kann es auch an ihrer Krankheit liegen."

Mein Schmerz hängt nicht mit ihm zusammen.
Nein, er ist schon sehr alt. Seit meinem Unfall mit 2,5 Jahren leide ich daran.
Man band mich an Hand- und Fußgelenken ans Bett und ich schrie mir die Seele 10 Tage und Nächte aus dem Leib.
Niemand kam und half mir. Nein, die Schwester sagte sogar einmal:"Wenn du nicht aufhörst zu schreien, kommt niemand mehr."
Man ließ mich in meinen eigenen Ausscheidungen liegen, die in meine Wunden drangen und die Schmerzen noch verstärkten.
Damals lernte ich, nicht zu weinen vor anderen.
Trost bekommt man dann nicht, nur Verachtung...
Inzwischen glaube ich, jeder normale Mann ist mit mir überfordert und kann gar keine Liebe für mich empfinden.
So wie meine Mutter damals, die immer wieder ging, je mehr ich weinte und mich meinem Schicksal überließ.
Die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit ist so übermächtig stark, dass ich nicht mehr weiß wie ich sie stillen soll.

Manchmal lässt der Schmerz etwas nach, aber dann kommen wieder diese Phasen der Verzweiflung und ich weiß genau, das kann kein Mann auf Dauer ertragen.

Deshalb kann ich mich nicht restlos fallen lassen. Zu tief sitzt der Schmerz, zu sehr prägten sich die Enttäuschungen ein.

Kann man einen bipolar erkrankten Menschen mit Anpassungsstörung, überhaupt lieben?
Ihn annehmen wie er ist, mit seiner Krankheit?
Geht das überhaupt?

Was ist krank an mir und was normal?
Kann ich meinen Gefühlen trauen oder nicht?

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
ils_pixent9
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Re: Wie lange werbt ihr um jemanden?

Beitrag von ils_pixent9 »

Ich hätte einmal eine Frage.
Könntet ihr damit umgehen, dass eine Beziehung nicht immer harmonisch sein kann, dass man sich nicht immer angenommen fühlen kann?

Ich würde Liebe als große Intimität zu zweit ansehen und gerade wenn man sehr intim miteinander umgeht, bleiben Verletzungen nicht aus.

Ich würde Liebe als die Möglichkeit ansehen, dem anderem alle seelischen Räume zeigen zu können und mancher Raum ähnelt vielleicht einem Gruselkabinett. Wenn der andere dazu bereit ist und sich nicht nur von der schönen, der pflegeleichten Seite zeigt, akzeptiere ich auch Verletzungen, bzw. glaube ich, dass die garnicht ausbleiben können.
Die gegenseitigen Verletzungen akzeptieren zu können weil die Grundtendenz stimmt, halte ich für Liebe, alles andere ist mir zu illusionär.

LG Gret
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