Kontaktanzeigen

ursus
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Kontaktanzeigen

Beitrag von ursus »

Hallo zusammen,

nachdem ich gut drei Jahre allein war, versuche ich jetzt, über eine Anzeige in einem Stadtmagazin eine neue Partnerin zu finden. Da es in meinem Kollegen- und Bekanntenkreis überwiegend verheiratete oder gebundene Menschen mit jungen Kleinfamilien gibt, sehe ich mich auf diesen Weg angewiesen, um andere Menschen kennenzulernen.

Inzwischen habe ich per E-Mail erste Kontakte geknüpft. Dabei habe ich schon zwei Enttäuschungen erlebt, weil ich an einem bestimmten Punkt zugeben musste, dass ich bipolar bin. Das hat meine Kommunikationspartnerinnen abgeschreckt oder überfordert, so dass es überhaupt nicht erst zu einem persönlichen Kennenlernen, sondern zu einem Abbruch der Beziehung gekommen ist.

Daher meine Frage: Wie würdet ihr euch in dieser Situation verhalten? (Wann) würdet ihr auf eure Erkrankung zu sprechen kommen?

Ich bin ein ehrlicher Mensch und verfüge über ein ausreichendes Maß an Selbsterkenntnis, um andere Menschen bereits relativ frühzeitig darauf hinzuweisen, dass da ein Problem bestehen könnte. Zu frühzeitig? Ich denke, Verschweigen hilft nicht: Natürlich möchte ich nicht, dass meine Erkrankung bzw. das daraus resultierende Verhalten irgendwann zum Trennungsgrund wird. Insofern haben die beiden Absagen vielleicht auch ihr Gutes. (Ich habe zuletzt eine etwa zweieinhalbjährige und reichlich destruktive Beziehung mit einer Frau hinter mir, die Borderline-gestört war, was ich viel zu spät eingesehen habe - das macht vorsichtig und misstrauisch.)

Aber die Enttäuschung darüber bleibt, dass andere Menschen so schnell mit Ablehnung reagieren.

Wie geht ihr damit um?

Viele Grüße
ursus
samaya
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von samaya »

lieber ursus,

ich kann verstehen, dass es einige abschreckt. gerade wenn man nicht richtig aufgeklärt ist.

ich finde es aber klasse, dass du es sofort erzählst. wenn du an einer beziehung interessiert bist, fährst du mit ehrlichkeit sicherlich am besten!

es gibt ganz sicher auch mädels, die sich davon nicht abschrecken lassen, weil sie stark genug sind. und das werden die richtigen sein.

um die anderen grähme dich nicht. sie sind eben nicht stark genug. es würde mit ihnen eh nicht gut gehen.

ich habe es meinem freund auch ganz am anfang schon erzählt. ich musste ihm auch erklären, was für auswirkungen es hat und den ganzen kram. aber es hat ihn nicht abgeschreckt. wahrscheinlich weil er stark genug ist und ich sehr offen und ehrlich darüber gesprochen habe. und wir führen immernoch eine sehr schöne und ehrliche beziehung, in der wir beide sicherlich viel geben, aber auch viel kraft schöpfen können.

bleib am ball und gib nicht auf. dann wirst du sowas auch finden!

ich wünsche dir schnellen erfolg für eine neue liebe
sam
Chiron
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von Chiron »

Lieber Ursus,

ist es wichtig gleich zu Beginn einer Freundschaft von der Krankheit zu erzählen?
Bei mir wurde die bipolare Erkrankung vor ein paar Wochen diagnostiziert, obwohl ich schon seit ewigen Zeiten daran erkrankt bin.
Im Rückblick hat sie mich so manche Beziehung gekostet.
Sogar meine Ehe, denn mein Ex-Mann wollte nichts von meiner Krankheit wissen.
Den Wechsel zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, ertrug er nicht.
Inzwischen bin ich mit einem sehr verständnisvollen, einfühlsamen Mann verbandelt, der damit kein Problem hat.
Und stell Dir vor, wo wir uns ständig virtuell über den Weg liefen, bis es endlich mal beidseitig funkte?
In einem Forum für Depris.
Deshalb würde ich nicht so sehr nach einer Partnerin suchen.
Manchmal ergeben sich Beziehungen durch Zufälle. Eben dann, wenn die Zeit reif dafür ist.
An Deiner Stelle würde ich die Erkrankung erst erwähnen, wenn Du der Frau sicher vertrauen kannst.
Denn wahrscheinlich wäre ich auch erst mal abgeschreckt, würde mir ein Mann nach einem kurzen Kontakt erzählen:"Ach, übrigens, ich bin manisch-depressiv."
Die meisten Menschen denken dann, an Wahnsinn, Verzweiflung.....
Deshalb lieber sachte herantasten.

Alles Liebe und Gute, sowie viel Erfolg bei der Partnersuche, wünscht Dir,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
ursus
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von ursus »

Hallo Samaya,
hallo Chiron,

da eure Antworten ziemlich genau entgegengesetze Implikationen haben und ich mittlerweile ein paar Treffen hatte, hole ich diesen Thread noch einmal hervor.

Ich habe festgestellt, dass sich das Problem in vielen Fällen eigentlich gar nicht stellt. Offenbar strahle ich so viel Distanz aus und bin gleichzeitig kommunikativ genug, dass man sich einen Abend lang gut über andere als persönliche Dinge unterhalten kann. Wobei ich natürlich im Prinzip schon gerne über Herzensangelegenheiten sprechen würde - aber dazu muss eine ausreichende Nähe vorhanden sein, die ich nicht in jedem Fall zulassen mag.

In vielen Fällen ist das Thema also unkritisch. Da ich momentan stationär in der Klinik bin, muss ich zwar auf einige Fragen mit argumentativen Klimmzügen reagieren, aber Chiron hat Recht: Man muss die Diagnose niemandem aufzwingen.

Aber auch Samaya hat Recht: Wenn mein Gegenüber aufgrund der Diagnose auf Distanz gehen würde, wäre das ein ganz schlechtes Zeichen im Hinblick auf eine spätere Beziehung. Und ich bin fest entschlossen, die Karten rechtzeitig auf den Tisch zu legen, bevor schwer reparable Fakten geschaffen werden.

Nach wie vor interessiert mich allerdings, wie andere sich in dieser Situation verhalten würden. Und was für Erfahrungen ihr mit - gesunden? - Partner(inne)n gemacht habt.

Liebe grüße
ursus
petzi

 

Beitrag von petzi »

ils_pixent9
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von ils_pixent9 »

Eine schwierige Frage, ein schwieriges Problem.Ich könnte mir auch vorstellen, dass viele Menschen mit dem Begriff bipolar garnichts anfangen können.
Ich glaube,ich würde es vor einem persönlichem Kennenlernen nicht erwähnen allerdings würde ich gerne wissen wie sich die Krankheit bei dir auswirkt, welche Störungen innerhalb der Beziehung sich daraus ergeben können.
Bleiben wir doch einmal bei der Katzenallergie: wenn ich Katzen liebe und sie um mich haben möchte würde ich die Bekanntschaft mit einem Menschen den ich noch garnicht kenne abbrechen, wenn ich ihn kennen würde und er mir super gefiele würde ich mir überlegen ob ich ihm zuliebe auf eine Katze verzichten könnte.
Vielleicht wäre es auch besser beim zweitem oder drittem Treffen die Krankheit zu umschreiben, keinen medizinischen Fachausdruck zu verwenden.
Mich persönlich würde noch die Beziehung zu der Borderline-Patientin interessieren, weil ich auch eine Beziehung zu einem Borderliner habe.
Beim drittem Treffen hat er sich ziemlich unmöglich benommen, ich erinnere mich noch an seinen Ausspruch der Honigmond sei jetzt vorbei.Er hat aber keine Diagnose genannt.
Später sagte er mir dass er so handelte weil er wissen wollte ob ich damit umgehen könne, wenn nicht solle lieber gleich Schluß sein als später.
Wir sind jetzt 8 Jahre zusammen.
LG Gret.
ursus
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von ursus »

Hallo Grete,

im Prinzip glaube ich, dass ich als Mensch vielseitig genug bin, einer potentiellen Partnerin auch ungeachtet meines Krankheitsbildes manches bieten zu können. Dennoch befinde ich mich derzeit (v.a. wegen meiner stationären Behandlung) in einem gewissen Erklärungsnotstand: Weshalb bin ich nur über mein Mobil-Telephon erreichbar? Weshalb habe ich Abends nur begrenzt Zeit? Weshalb sieht meine Wohnung so aus, als sei sie Monate nicht bewohnt worden (vgl. meinen Thread zum Ordnungschaffen)? Das sind ganz praktische Fragen, die irgendwie (ausweichend?) beantwortet sein wollen.

Du fragst nach meiner Beziehung zu der Borderline-Patientin. Das Problem war natürlich, dass sie sich überhaupt nicht darüber im Klaren war, dass ihr Verhalten Krankheitswert hat. Ich habe zwar so etwas geahnt, es aber lange nicht wahr haben wollen. Wie gesagt, die Angelegenheit hatte für mich etwas Faszinierendes, weil eben auch gewaltige Leidenschaften im Spiel waren. Und ich habe mich sehr selten so "begehrt" gefühlt. Die Schattenseite war aber eine permanente Ambivalenz dieser Beziehung, die sich zunächst darin geäußert hat, dass meine Partnerin sich nicht von ihrem vorhergehenden Partner lösen konnte, und dann darin, dass für sie unsere Beziehung von einem Tag auf den anderen völlig an Wert und Substanz verloren hat. Dass ihr Verhalten außerhalb der Norm war, hat sie zu keinem Zeitpunkt akzeptiert, mir statt dessen eine - krankheitsbedingt - verzerrte Wahrnehmung unterstellt. (Soviel dazu, dass man sich durch das Eingeständnis seiner Erkrankung selbst verwundbar macht.)

Die Diagnose "Borderline" war für mich lange mehr ein Verdacht; erhärtet hat er sich erst, als ich in einem Gutachten über meine eigene Krankheitsgeschichte gelesen habe: "Pat. berichtet, eine Beziehung zu einer Borderline-gestörten Partnerin gehabt zu haben."

Vielleicht nicht zufällig ist ihr neuer Freund (den ich persönlich nicht kennengelernt habe) auch depressiv, und ich ahne nichts Gutes. Aber obwohl die Ereignisse jetzt mehr als zwei Jahre zurückliegen, habe ich erst vor acht Wochen die Kraft gehabt, den Kontakt (hoffentlich) endgültig abzubrechen. Grund war eine Demütigung, die ich nun wirklich beim besten Willen nicht mehr hinnehmen kann.

Die Ambivalenz dieser Beziehung liegt für mich darin, dass ich sie auf der einen Seite hochgradig faszinierend fand, weil man so etwas normalerweise allenfalls in der Literatur, nicht aber im wirklichen Leben erlebt, dass ich ihr aber auf der anderen Seite in keiner Weise gewachsen war - im Gegenteil, neben meiner beruflichen Situation dürfte diese Beziehung zu den entscheidenden auslösenden Faktoren meiner Erkrankung gehören.

Liebe Grüße
ursus
danideng
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von danideng »

Lieber Ursus,

einfach mal so, denn du sprichst mir aus der Seele. Ich hatte/hab ein halbes Jahr eine Beziehung/Verhältnis zu einem Mann, dessen Verhaltensweisen äußerst schwierig waren. Verschiedene Leute - aus diesem Forum - äußerten den Verdacht Borderline. Darauf angesprochen verneinte er natürlich. Er gibt lediglich Depressionen zu, keine mögliche Persönlichkeitsspaltung, kein Borderline, ist auch nicht bereit, sich damit zu beschäftigen.

Sexuell war diese Beziehung so, wie ich es selten erlebt habe, eine animalische Anziehungskraft auf beiden Seiten. Doch auch ich war ihm absolut nicht gewachsen, er verteilte regelmäßig Zuckerbrot und Peitsche, ließ mich aber partout nicht aus seinen Fängen. Wann immer ich einsah, es hat keinen Sinn und die Sache beenden wollte, kam er wieder - sehr liebenswürdig - an, um anschließend wieder doppelt gemein auszuteilen. Nun bin ich selbst erkrankt, auch ich sehe den Grund/bzw. Auslöser in dieser Beziehung.

Liebe Grüße
Dani

P.S. Als er davon erfuhr: Ich soll mich von ihm lösen, denn er wird jetzt den frauen entsagen, das Wesen Frau ist ihm zu anstrengend...!!! - Na vielen Dank auch!
Dani1112
ursus
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von ursus »

Liebe Dani,

"animalische Anziehungskraft" beschreibt es ziemlich gut. In meinem Fall kam verhängnisvollerweise ein ausgeprägter intellektueller Gleichklang hinzu - ich stehe irgendwie auf intellektuell komplexe Frauen. Rückblickend muss ich feststellen, dass ich aus dieser Beziehung nichts, aber auch überhaupt nichts Positives mitgenommen habe - nur emotionale Düsternis. Das unterscheidet die reale Erfahrung von allem, was ich in der Literatur (z.B. bei Pierre-Jean Jouve) faszinierend fand.

Viele Grüße
ursus
danideng
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von danideng »

Lieber Ursus,

das blöde ist: Der ausgeprägte intellektuelle Gleichklang war bei uns ebenso vorhanden. Stundenlang führten wir super gute Gespräche, und der Gesprächsstoff ging uns nicht aus. Sei es, dass wir über ihn sprachen, seine Krankheit, ebenso über Politik Wirtschaft, Beruf, egal, und es waren immer sehr gute Gespräche. - Aber ich kann im Nachhinein leider auch nur Negatives aus dem Ganzen ziehen - leider!

Übrigens, was das mit dem Thread hier zu tun hat? Wir lernten uns übers Internet kennen. Er gestand mir übrigens vor unserem ersten Treffen per email, dass er Depressionen habe, eine soziale Angstphobie sowie Tinnitus - hat mich aber überhaupt nicht gestört!

Liebe Grüße
Dani
Dani1112
martin-hh
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von martin-hh »

also ich würde es ehrlich gesagt so machen:

ich würde von meiner krankheit erst dann erzählen, wenn es auch zum beziehungsentwicklungszeitpunkt passt. sprich, was geht es jemanden an, den man fast gar nicht kennt und das erste mal trifft, welche krankheiten man hat, noch zu dem wenn es um so etwas intimes wie psychische störungen geht. erst wenn die beziehung bzw. das verhältnis soweit ist, dass man auch intimer werden kann, würde ich es erzählen. nicht zu früh und nicht zu spät...

ich glaube, man kann auch viel kaputt machen, wenn man sowas so schnell erzählt. der/die gegenüber hat dann gar keine chance, sich erstmal selbst ein bild zu machen und sozusagen die beziehung echt und emotional tief werden zu lassen, ohne das ein vorgefertigtes bild ("aha ein bipalorer - was da wohl auf mich zukommen kann oder wie der sohl so ist") alles beeinflusst. du drückst dir damit doch nur ein etikett auf - was soll das?

ich meine, der/die gegenüber soll sich ja in dich verlieben so wie du bist, und liebe ist doch eh stärker als jede krankheit. mit ehrlich hat das nicht viel zu tun, wenn man gleich beim ersten treffen die intimsten sachen auf den tisch schmeisst...vielleicht bist auch du dann etwas zu aufdringlich und überfordernd.

zugespitzt könnte man es auch so ausdrücken: da kommt jemand daher und hat gleich den anspruch, alles zu wissen - oder??? das bedarf einer gewissen vertrautheit und nähe und die kommt eh erst mit der zeit....

also immer alles mit der ruhe...die zeit wird es dann schon richten.

das ist meine meinung!
danideng
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von danideng »

Hallo Martin,

ich würde sagen, beides hat was. Ich fands sehr gut, dass er mir das so früh gesagt hat - wir hatten zu dem Zeitpunkt allerdings schon ca. 2 Wochen äußerst intensiven email-Kontakt - und hab natürlich daraufhin auch 1000 Fragen gestellt. Inwieweit sich das auf eine Partnerschaft auswirkt etc...

Ich persönlich stimmte dir voll und ganz zu, ich würde es ganz sicher nicht so früh sagen.

Viele Grüße
Dani
Dani1112
Adson
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von Adson »

Hallo Ursus,

Kontaktanzeigen sind etwas, was man zu 99 % vergessen sollte. So zumindest meine Erfahrung. Die Chance, darüber einen passenden Partner/eine passende Partnerin zu finden, sind wie ein fünfer im Telelotto.

Ich habe das auch lange Zeit probiert, hatte auch einige Verabredungen, i.d.R. stand ich am vereinbarten Treffpunkt und stand und stand...

Oder aber es kamen Zuschriften, wo von vorherein feststand, das wird nichts.

Gleiches bei den ganzen Singleagenturen- und Seiten, die sich im Internet tummeln.

Für mich zumindest ist das Thema erledigt. D.h. Kontaktanzeigen keine mehr. Vor allem nicht in Tageszeitungen, Post zu bekommen und dann zu lesen: für ... vermitteln wir u.ä. habe ich keine Lust mehr.

Das was ich nur noch mache, sind Kontakte in Fach- oder ...Treffen. Das klappt manchmal.

Der lausige Rest ist Warten auf die richtige Partnerin/den richtigen Partner und keine Suche.

Man muß ggf. auch allein leben können und das geht auch. An das Alleinsein kann man sich gewöhnen und damit gut umgehen. Einfach dem die guten Seiten abgewinnen.

Grüße von einem alten eingefleischten Junggesellen der auf dem Boden der Tatsachen angekommen ist
Berlin - Wohnsitz, 39 Jahre, Single.
ils_pixent9
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von ils_pixent9 »

Guten Morgen, ihrs,
erst einmal ein Dankeschön für eure Antworten in bezug auf Borderline- Beziehungen, genau die gleichen Erfahrungen wie ihr habe ich gemacht. Ich kenne niemanden der so liebevoll sein kann wie er und niemanden der so perfide-widerlich sein kann. Nun leben wir ja nicht miteinander, uns trennen 150 km, vielleicht kann man dann in einer solchen Beziehung eher überleben und sich die Rosinen von denen ihr ja auch gesprochen habt, herauspicken.

Zum Thema Kontaktanzeigen: Ihn habe ich durch eine telefonische Kontaktanzeige kennengelernt, gerade am Anfang der Beziehung wollte ich des öfteren weg von ihm und habe Kontaktanzeigen aufgegeben und beantwortet.
Die schlechtesten Erfahrungen habe ich mit Kontaktanzeigen über die Zeitung gemacht, aber generell waren meine Erfahrungen negativ. Auch in einer sehr großen MSN- Gruppe waren Kontaktanzeigen ein Thema und fast alle berichten über schlechte Erlebnissse. In keinem Bereich wird soviel gelogen wie in diesem.

Eine kostenlose und seriöse Vermittlung ist die www.Emailfreundschaft.de
Dort gibt es verschiedene Rubriken, u.a. er sucht sie, sie sucht ihn, Frust und Trost um nur einige zu nennen.Die User dort scheinen aber auch nicht lesen zu können, obwohl ich von Anfang an betont habe, keine virtuelle Beziehung sondern eine reale zu suchen liefen alle Antworten von Männern darauf hinaus. Ich hätte mir sowohl einen freundschaftlichen Austausch als auch ein reales Kennenlernen vorstellen können, aber beides schien nicht möglich zu sein, gesucht wurde ein virtueller erotischer Austausch und dafür habe ich garnichts übrig.

Wenn man eine Art Heimchen am Herd ist das nicht gerne ausgeht, sind die Möglichkeiten jemanden kennenzulernen wirklich sehr begrenzt.In der VHS habe ich nur Frauen oder gebundene Männer getroffen. Am aussichtreichsten scheinen mir noch die Möglichkeiten in einer SHG zu sein.

Abschließend mein statement: man kann zwar jemanden durch Anzeigen finden aber man braucht eine unglaubliche Energie und Zähigkeit und eine enorme Frustrationstoleranz um die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen zu finden.
LG Gret
Andrea37
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von Andrea37 »

Hallo ursus,
ich habe vor kurzem jemand kennengelernt, der mir relativ schnell erzählte, dass er manisch-depressiv sei. Meine Gefühle sind zwiespältig- auf der einen Seite finde ich ihn interessant und möchte ihn auf jeden Fall näher kennenlernen- auf der anderen Seite weiss ich nicht und kann ich nicht einschätzen (aber ich denke,das würde auch für jemand anderes gelten), inwieweit er unberechenbar ist und mich, wenn ich mich ihm öffne, verletzt (emotional).
Ich habe schon so viele schlechte Erfahrungen gemacht, möchte niemandem hinterherrennen und mich auch nicht demütigen lassen...

Liebe Grüsse
Andrea
Chiron
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von Chiron »

Liebe Andrea,

ist bipolar krank zu sein, gleichzusetzen mit andere emotional zu verletzen?

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Liber
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von Liber »

Lieber Ursus,

nun habe ich deinen Thread hier gelesen und mir kam folgende Idee in den Sinn:

Wie wäre es, wenn du mit der Suche nach einer Partnerin noch ein wenig wartest, bis du in dir selbst noch mehr "angekommen" bist? Wenn du zum Beispiel noch das Ende deines Klinikaufenthalts abwarten würdest? Ich kann deine Sehnsucht nach einer Partnerin sehr sehr gut nachfühlen, aber es kommt mir so vor, als ob dieser Zeitpunkt jetzt zu früh sein könnte. Wenn schon der Beginn mit einer emotionalen und verbalen Gratwanderung (was sage ich, und wie erkläre ich das mit dem Handy usw?) verbunden ist, sind das schwierige Voraussetzungen.

Und du könntest dir auf diese Weise Enttäuschungen "holen", die dir zur Zeit nicht gut tun.

Wenn du dagegen soweit bist, dass du mehr zu dir und deiner Krankheit (und Klinikaufenthalt) stehen kannst, dann wird das sicher keine sensible Frau abhalten, mit dir in Kontakt zu treten. Kann ich mir nicht vorstellen .

Alles Liebe und viele Grüße

Brittka
ils_pixent9
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von ils_pixent9 »

Hallo Urs,
du machst den gleichen Fehler den ich auch oft mache, du denkst zuviel darüber nach, was andere sagen könnten.
Du bist einer Frau die du noch garnicht kennst, keine Rechenschaft schuldig. Ich habe eine sehr selbstbewußte Freundin, die würde einfach sagen, ich bin eben abends nur über das Handy erreichbar, du mußt nur ihre Bedenken zerstreuen,dass du verheiratet bist denn viele verheiratete Männer sind nur über das Handy erreichbar.
Du kannst aber auch überlegen, ob du dein Handy gleichzeitig als Festnetz-Anschluß einrichten läßt,das geht bei O2 und D2 und D1, nur bei Eplus geht es nicht.
Du bekommst dann eine gesonderte Festnetznummer und kein Mensch weiß, dass du über das Handy telefonierst.
Bei D2 bin ich dann über einen Radius von 6 km erreichbar und die Grundgebühr ist nicht wesentlich teurer, sogar eine Flatrate ist nicht teuer.
Das ist ein ganz praktischer Tipp.
Du mußt auch eine unbekannte Frau nicht gleich in deine Wohnung nehmen, jetzt ist noch Sommer, ihr könnt spazierengehen,Kaffee trinken usw.
Das eigentliche Problem sehe ich darin, dass viele Menschen heute pflegeleichte Partner haben wollen, aber es gibt auch noch sensible Frauen die sich einfühlen können.
LG Gret.
ursus
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von ursus »

Hallo Petzi,
hallo Martin,

meine bisherigen Kontakte haben sich tendenziell so entwickelt, dass vor dem ersten Treffen bereits eine mehr oder weniger intensive Kommunikation stattgefunden hat, die eben auch intimere Themen berührt hat. Will ich das von vornherein vermeiden, laufe ich Gefahr, als unsensibel betrachtet zu werden. Außerdem sind es natürlich genau die tieferliegenden charakterlichen Fragen, die mich auch an einer potentiellen Partnerin interessieren. Ich habe Angst, in den Aufbau einer Beziehung zu investieren, die wegen meiner Erkrankung vorschnell wieder abgebrochen wird. Dann lieber gar nicht erst versuchen!

Liebe Grüße
ursus
ursus
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von ursus »

Hallo Adson,

Deinen Pessimismus teile ich nicht. Imerhin habe ich mir mit Kontaktanzeigen ein paar interessante Abende verschaffen können - und da ich inzwischen ein sehr einsamer und wortkarger Mensch geworden bin, tut es mir gut, hin und wieder einmal aufzutauen.

Der Kollegenkreis ist für mich ausgereizt - was auch damit zusammenhängt, dass ich meinen Beruf momentan nur noch als Stress empfinden kann, eine arbeitsrechtliche Auseinandersetzung droht, in der nur wenige zu mir halten werden, und ich mich dringend verändern müsste, wenn ich wüsste, wie das in miener gegenwärtigen Situaion möglich wäre. Und obwohl ich im Rheinland lebe, gelingt es mir nicht, bei ein paar Kölsch an der Theke mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen.

Ich habe über Kontaktanzeigen durchaus ein paar sehr interessante Menschen kennengelernt. An das Alleinsein KANN ich mich nicht gewöhnen (obwohl ich immer alleine gewoht habe), weil ich dringend auf Menschen angewiesen bin, die mir Realitätskontakt verschaffen, meine Ansichten und Verhaltensmuster korrigieren, mit denen ich emotional harmoniere.

Ich mag nicht mehr alleine ins Konzert oder Theater gehen. Ein Mittel dagegen wäre das Mindeste.

Viele Grüße
ursus
ursus
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von ursus »

Hallo Brittka,

das Problem ist natürlich dadurch entstanden, dass ich die Anzeige aufgegeben hatte, bevor ich in die Klinik eingewiesen wurde. Normalerweise bin ich sehr bemüht, immer das eine nach dem anderen zu tun. Ich hätte auch gerne meine Auseinandersetzung mit dem Arbeitgeber zu Ende gebracht, bevor ich meine Kräfte anderweitig investiere (wobei ich allerdings glaube, dass eine gewisse emotionale Unterstützung einen in diesen Dingen von der vollendeten Verzweiflung bewahren kann), aber schlussendlich kam wieder einmal alles zusammen.

Man kann sich eben nicht aussuchen, wann das Schicksal zuschlägt.

Liebe Grüße
ursus
ursus
Beiträge: 159
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von ursus »

Hallo Chiron,

Deine Frage "ist bipolar krank zu sein, gleichzusetzen mit andere emotional zu verletzen?" ist doch wohl rhetorisch gemeint?

Liebe Grüße
ursus

PS: Ich finde "Normalität" manchmal auf geradezu tyrannische Weise verletzend.
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Andrea,

wie kommst du zu der Annahme, dass bipolar Depressive aufgrund der Erkrankung unberechenbar und emotional verletzend sind?

Ich selbst bin bipolar 2, d.h. ich hatte nur hypomane Phasen, habe auch Menschen in einer "richtigen" Manie erlebt.
Das Verhalten in einer (Hypo)manie sagt viel über den Menschen aus, so meine Erfahrungen. Besser und schneller kann man das Innerste eines Menschen kaum kennenlernen.
Der Maniker macht und sagt Dinge sehr direkt, die er sich in Gesundheit nicht trauen würde, jedoch schon immer in ihm waren. Es gibt den Begriff "manische Aussage".

Grüße,
Edeltraud
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von Chiron »

Hallo Ursus,

meine Frage war nicht rhetorisch gemeint.
Sondern sehr direkt und auf Antwort wartend.

Weil diese Krankheit so differenziert ist wie die Menschen selbst.
Deshalb mag ich dieses Schubladendenken nicht besonders.

Liebe Grüße,

Chiron

P.S.: Ich bin ich und nicht meine Krankheit!
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
immergruen
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Re: Kontaktanzeigen

Beitrag von immergruen »

Frage an Grete (und auch an Jörg S, der es ziemlich drastisch formuliert hat - war es denn wirklich so schlimm?) und auch an alle anderen:

Grete schreibt: "Abschließend mein statement: man kann zwar jemanden durch Anzeigen finden aber man braucht eine unglaubliche Energie und Zähigkeit und eine enorme Frustrationstoleranz um die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen zu finden."

Ist das nicht auch im "normalen" Leben so? Oder ist der Weg über Kontaktanzeigen wirklich ein besonders schlechter Weg? Ich habe diesen Weg bisher immer für eine gute Möglichkeit der gezielten Suche nach dem/der Richtigen gehalten und bin daher ziemlich geschockt, dass ihr so negativ schreibt. Man hat doch eine viel größere "Auswahl" und bekommt immerhin schon ein paar Informationen über die Person. Diese Art der Suche ist doch gezielter als "einfach so" Leute anzusprechen (vorausgesetzt, das traut man sich überhaupt - und genau da liegt mein großes Problem) oder einfach nur darauf zu hoffen, dass die Richtige schon irgendwann durch Zufall kommen wird.

Ich habe zwar auf diesem Weg noch nie versucht eine Partnerin zu finden. Aber ich weiss immerhin von mehreren Personen im Bekanntenkreis, die auf diese Weise schon Partner gefunden haben, mit denen sie längere Zeit zusammen waren, einige haben sogar geheiratet. Auf Anzeigen für Freundschaften und Freizeitgestaltung - das ist natürlich nicht hundertprozentig mit der Partnersuche vergleichbar - habe ich sogar selbst schon öfter geantwortet und insgesamt ganz gute Erfahrungen gemacht. Natürlich muss man auch hier zwischen den Zeilen lesen und Enttäuschungen werden mit Sicherheit nicht ausbleiben. Aber das ist doch im Leben eigentlich immer so. Damit habe ich zu leben gelernt.

Sind hier vielleicht noch andere im Forum, die von ihren Erfahrungen berichten möchten?

Zur ursprünglichen Frage in diesem Thema von ursus denke ich, dass ich Ehrlichkeit und Offenheit sehr wichtig finde und auch nichts verschweigen würde. Das bringt in der Tat nichts, denn wenn wirklich eine Beziehung entsteht, kommt die Wahrheit mit Sicherheit irgendwann in irgendeiner Form ans Tageslicht. Allerdings muss man auch nicht gleich ganz zu Beginn einer Bekanntschaft mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus fallen. Und die Phase des anfänglichen E-Mail-Kontakts finde ich für ein so sensibles Thema auf jeden Fall zu früh. Das hat meiner Meinung nach nichts mit Unehrlichkeit zu tun. Wie auch viele andere hier schon geschrieben haben, gehört eine gewisse Vertrautheit dazu, um darüber zu sprechen. Ich würde auf jeden Fall mindestens bis zum ersten persönlichen Treffen warten, eher noch etwas länger. Wenn man sich persönlich gegenübersteht, hat man doch ganz andere Möglichkeiten sich ein Bild von seinem Gegenüber zu machen. Das halte ich gerade bei - für Außenstehende - so schwer zu verstehenden und auch schwer zu beschreibenden Dingen wie einer psychischen Erkrankung für wichtig. Ich denke beim persönlichen Kennenlernen wird man da auch nicht so leicht in eine Schublade gesteckt, weil der Gegenüber doch sieht, dass da ein im großen und ganzen "normaler" Mensch sitzt, der eben "nur" eine Krankheit hat und kein Verrückter ist oder sonstwas. Ich denke auch, dass es im persönlichen Gespräch viel leichter ist, noch gegenzusteuern oder nachzuhaken, wenn man bemerkt dass das Gespräch in eine falsche Richtung läuft oder der Partner einen nicht richtig versteht. Beim E-Mail Kontakt besteht da immer die große Gefahr, dass man vom anderen nie wieder etwas hört - ohne je zu erfahren warum genau und ohne die geringste Chance, im nachhinein noch irgendwas klarzustellen oder zu korrigieren.
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