Depressionen - fremdes Land für "Normale"

rita63
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Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von rita63 »

nowayout
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von nowayout »

na bumm, du sprichst mir aus der seele.

hallo,
das kann ich alles unterstreichen, könnte von mir kommen, aber so gut könnte ich es nicht beschreiben.

ich gehöre auch zur ersten gruppe. alkoholmissbrauch wg der depression. nun hab ich ein zweites problem. teufelskreis.

glg
nowayout
winnie
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von winnie »

Hallo Rita,

ich meine, man sollte diesen Deinen Text unter die "Standardinformationen" über Depressionen aufnehmen.

(Doc, gibt's auf der KND-Webseite nicht so eine Rubrik "Erfahrungen"? Könnten Sie das nicht dort mit reinnehmen?)

Denn so gut beschrieben habe ich das Thema schon lange nicht mehr gelesen.
Danke, Rita, Du hast es wirklich auf den Punkt gebracht. Hoffen wir mal, daß es möglichst viele "Normale" lesen...

Lieben Gruß,
Winnie
Sweety42
Beiträge: 74
Registriert: 28. Jul 2006, 21:26

Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von Sweety42 »

Hallo Rita,

ich kann mich nur meinen Vorgängern anschließen.Du sprichst mir auch aus der Seele.Jedes Wort,dass du geschrieben hast,trifft es genau.Ich finde es toll,wie du es so beschreiben konntest.So wie du hätte ich es nie hinbekommen.

Liebe Grüße

Sweety
deary
Beiträge: 424
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von deary »

Hallo Frenchduck,

wirklich gut beschrieben.
Grosse Teile des Erlebens der Depression treffen auf mich auch zu.
(ich habe "nur" starke Depressionen ohne Hang zum Alkohol, dafür hatte ich eine zeitlang mit Zwängen zu tun, zusätzlich, die sich aber im Moment im Hintergrund halten)

Auch meine latente Depri hat sich in der letzten Zeit ein bißchen zurückgehalten, aber jetzt ist sie durch Belastungen wieder da.
(Reha-Antrag abgelehnt, eine völlig unerwartete Lebenswendung, tausend Dinge , um die ich mich kümmern muß und nicht wirklich kann, beziehungsweise unendlich Kraft dabei lassen muss)

Man könnte Deiner Beschreibung aus meiner Sicht noch hinzufügen, dass ein Tag, eine Stunde so verschwimmt. Man kann nichts mehr anfangen, alles ist gleichzeitig in meinem Kopf.
Die Aufgaben von gestern/heute / morgen,und auch die Sorgen von der Zukunft und Vergangenheit treffen sich gleichzeitig im Kopf...
Selbst ein Buch lesen , oder auch nur einen kurzen Abschnitt wird unmöglich, die Konzentrationsfähigkeit ist eingeschränkt oder nicht mehr vorhanden.

Woran ich mich auch festhalte, das sind die anderen Menschen, die mir nahe stehen , aber zunehmend stelle ich fest, dass ich etwas lerne/tue, was ich früher nie für möglich gehalten hätte:
Mich an mir selbst feshalten.
Keine Ahnung, ob das jemals in der Therapie Thema war, aber es ist eine Sache, die ich früher nie getan habe.
Ich konnte es nicht.
Oft, wenn es mir schlecht geht, kann ich es auch heute noch nicht.
Aber ich kann mich an Phasen erinnern, in denen es schon besser ging.

Vielleicht war es das ,was Du auch mit dem verminderten Selbstwertgefühl ausgedrückt hast.
Wenn ja,habe ich es jetzt nur wiederholt, aber dann sieh darüber hinweg, bitte.

Alles Gute für Dich
liebe Grüße
deary
imagine
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von imagine »

Hallo Rita,
ich habe das gerade gelesen und finde es, naja, ich finde MICH wieder
Vielen Dank dafür
Imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
MartinD
Beiträge: 32
Registriert: 27. Jul 2006, 18:08

Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von MartinD »

Hallo Rita63
Besser kann die Situation eines depressiven Menschen nicht beschrieben werden.Ich wünschte mir das ich meine Gedanken so zu "Papier" bringen könnte.
Danke dafür.
Lieber Gruß Martin
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tomroerich
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von tomroerich »

Tja siehst Du, Rita. Auch das ist die Situation des depressiven Menschen - er hält von sich selbst gar nichts, doch schon wenn er es beschreibt, zeigt sich auf einmal, wieviel Fähigkeit da zusammenkommt. Wenige können seelische Zustände so gut beschreiben und viele davon sind depressiv.

Du steckst noch mitten drin und ich bin da schon lange raus, bei mir ist es mittlerweile 12 Jahre her, dass es losging und ein paar jahre nur, dass es aufhörte. Der Sysiphos, der beschreibt es ganz genau. Ich nehme an, er hat den doofen Felsen irgendwann dort liegen lassen, wo er ihm hingefallen ist und dann hat er über sich selbst den Kopf geschüttelt und ist seiner Wege gegangen.
Leider kann ich Dir nicht sagen wie man lernt, sich selbst zu lieben. Aber es stimmt, das ist der entscheidende Schritt. Das gehört zu den Dingen die zu intim sind, als dass man sie weitergeben könnte. Ginge es, dann hätte man es längst getan. Aber es ist gut so, dass es nicht geht. Denn würde man Dir den Trick verraten können, wäre es letzten Endes nicht Dein Eigenes, was Du findest. Aber genau darauf kommt es an.

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
rita63
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von rita63 »

ils_pixent9
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von ils_pixent9 »

laut Forenregeln soll man ja nichts posten was nur Zustimmung ist, aber ich tue es trotzdem.

Eigentlich sollte dein Posting,Rita, so eine Art Einführung in dieses Forum sein.

Ich danke dir.
Gret.
Lioness
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von Lioness »

Hallo Gret,

kurze Zwischenfrage/Bemerkung zu

" laut Forenregeln soll man ja nichts posten was nur Zustimmung ist, aber ich tue es trotzdem.!"

----????? Wo hast Du denn das gelesen?

Hier im Forum finden sich doch ständig auch reine Zustimmungen zu diversen Postings, und diese Zustimmungen / Übereinstimmungen machen nach meinem Dafürhalten einen ganz wichtigen Teil des Forums aus - nämlich die Entdeckung, dass es da noch andere Menschen gibt, die ganz ähnlich gestrickt sind wie man selber. Dass man mit all seinen "merkwürdigen Verkorkstheiten" (jahrelange Eigenbeschreibung meines Zustandes) nicht allein auf dieser großen weiten Welt ist. Und dass man - viele vielleicht erstmal in ihrem Leben - auf Verständnis stößt.

Vielleicht hast Du ja etwas in den falschen Hals gekriegt... Ich wollte Dir einfach nur sagen, dass Du ruhig und gerne und ohne schlechtes Gewissen dich hier rein zustimmend äußern darfst und dabei sicher nicht gegen Forenregeln verstößt!

Lieben Gruß
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
ils_pixent9
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von ils_pixent9 »

Hier habe ich es gefunden, liebe Löwin,

"Vor dem Klick auf "Absenden" überlegen Sie bitte, ob
Ihr Beitrag auch tatsächlich etwas zum allgemeinen Nutzen des Forums "beiträgt":
vermeiden Sie z.B. "Beiträge", die lediglich aus Zustimmung oder
Ablehnung bestehen (z.B. "glaube ich auch" oder "ich glaube,
Peter XY. hat recht") bestehen - außer es handelt sich um eine Meinungsumfrage,
die "Wahl zum tollsten Beitrag des Jahres" oder dergleichen.... "

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1047540180
noda
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von noda »

liebe rita,

und noch eine zustimmung!!!! zustimmungen haben einen enormen wert. hier geht es für mich nicht nur um sachlichen oder ínhaltlichen austausch. das wichtigste hier sind doch die psychosozialen dynamiken, die hier so heilend wirken können. und DAZU gehört zustimmung (und auch manchmal ablehnung) absolut dazu! egal, was in den forumsregeln steht. manchmal machen aufgestellte regeln wenig sinn - oft ist es so im leben.

ja, und nochmal, dieser text von dir, liebe rita, sollte wirklich auf eine offizielle seite als einführung. ich dachte sofort, als ich das las, mir auszudrucken für so viele zeitgenossen, die sich diese gefühle einfach nicht vorstellen können. du hast mit deinen worten eine "brücke" geschlagen zwischen depressivem fühlen und dem "da-nicht-sein". auch mir geht es oft selbst so, dass wenn ich nicht "drin" bin, ich einfach vergessen habe, wie es sich anfühlt, wenn ich "drin" bin.

DANKE dir für deine so gut getroffenen worte!!!!!!!!!!!!

noda
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von Lioness »

Hallo Grete,

danke Dir für die Kopie aus den Forumsregeln - diese Zeile hatte ich überlesen, obwohl ich die Regeln nach Deinem Posting alle nochmal durchgegangen bin. Selektive Wahrnehmung......

Zwischen der Zustimmung, wie sie dort beschrieben wird (ja, finde ich auch - und Punkt!) und der Zustimmung, die mit einer positiven Verstärkung / Aufwertung des Posters / der Posterin verbunden ist und weiterführende Kommentare enthält, wie Dein Posting, ist dann ja auch ein kleiner Unterschied, finde ich. Nodas Posting stimme ich übrigens auch zu! Alles, was dazu dient, uns gegenseitig aufzubauen, den Rücken zu stärken, das Selbstvertrauen zu verbessern etc., kann nicht falsch sein.

In diesem Sinne einen schönen Sonntag!
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
rita63
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von rita63 »

nowayout
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von nowayout »

hallo rita,
wie hast du es denn schlussendlich geschafft, dem teufelskreis depression und alkohol zu entkommen?

lg
nowayout
rita63
Beiträge: 18
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von rita63 »

imagine
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Registriert: 18. Jun 2006, 20:46

Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von imagine »

Liebe Rita, ich habe deinen Beitrag meinem Mann gezeigt, weil ich nie diese klare eindrückliche Sprache gefunden hätte und er sich im Grunde nicht wirklich damit auseinandersetzen will und kann, vom Verstehen mal ganz zu schweigen.
Er hat also deinen Beitrag gelesen, auch die Kommentare und war bewegt....
Danke dir auch dafür.
Vielleicht kann er in Zukunft ein wenig besser verstehen, wieso ich meinen A... so selten hochkriege, obwohl ich soviel Zeit habe.
Liebe Grüße
Imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
noda
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von noda »

freu mich für dich, imagine!!!!

noda
ils_pixent9
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von ils_pixent9 »

Liebe Rita,
auch ich habe mir deinen Beitrag abgespeichert, damit er mir nicht verlorengeht.

Gezeigt habe ich ihn noch niemand, aber ich habe ihn zur Hand wenn sich einmal die Notwendigkeit ergeben sollte.
Lieben Gruss Gret
heike56
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von heike56 »

Liebe Rita 63,

noch eine Bestätigung . Ich bin sehr gerührt wie genau Du das Denken und Fühlen eines Depressiven beschrieben hast : Auch der Unterschied zwischen depressiver Episode und depressiver Veranlagung hast Du genau getroffen.

Ein ganz wichtiger Punkt für mich ist auch der Unterschied zwischen dem Alkoholmißbrauch um Depressionen erträglich zu halten und dem Alkoholmißbrauch der durch andere Faktoren bedingt ist.
Als ich ganz unten war, hatte ich auch das Gefühl, wenn ich jetzt nicht bald Hilfe bekomme, fange ich an zu trinken. Zum Glück kam die Hilfe dann sehr schnell.

Auch das man sich Menschen suchen soll, die einem gut tun, kann ich nur unterschreiben.

Herzlichen Dank für dein Posting. Ich werde es mir ausdrucken, auch um es zu lesen, wenn ich mal wieder eine schlechtere Stimmung habe.

Alles Gute für dich auf deinem Weg. Ja, er ist lang, geht über Hügel und durch Täler, aber immer wieder scheint die Sonne.

Liebe Grüße

Heike 47
DYS-
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von DYS- »

°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
rita63
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von rita63 »

Hina1
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von Hina1 »

Liebe Rita,

ich habe Dein Posting gelesen und muß sagen, es hat mich zutiefst bewegt, mit welch anschaulichen Worten Du die Depression beschrieben hast.

Ich gehöre ja zu der "Fraktion" der Angehörigen und für uns ist es oft sehr schwer, zu verstehen, was in der Episode in einem Depressiven vor sich geht. Durch Deine anschauliche Beschreibung kann man sich vieles sehr bildlich vorstellen. Ich danke Dir sehr dafür.

Oft wird im Angehörigenforum die Frage gestellt, warum sich der/die Depressive so merkwürdig verhält. Und leider schieben einige dieser depressiven Partner auch nicht depressive Verhaltensweisen sondern negative Charaktereigenschaften unter den Deckmantel der Depression. Das ist in meinen Augen eine Herabwürdigung aller Depressiven, die sich redlich bemühen, trotz der Krankheit, ihr Leben zu meistern. Insofern wäre es tatsächlich sehr schön, wenn die Admin so nett wären und Dein Posting auf die Eingangsseiten des KND setzen würden. Aber ich denke, ich werde in Zukunft den Neulingen im Angehörigenforum den Link zu Deinem Beitrag posten. Für viele wird das bestimmt sehr hilfreich sein.

Vielen Dank und liebe Grüße
Hina
imagine
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Re: Depressionen - fremdes Land für "Normale"

Beitrag von imagine »

Liebe Frenchduck,
ich habe ja schon geschrieben dass ich mich in deinem Eingagsposting wiedergefunden habe.

Ich finde es weiterhin bemerkenswert, dass du auch die Welt der "Normalen" anschaust und versuchst, sie zu verstehen.

Dieses Nichtverstehenkönnen findet nämlich auf beiden Seiten statt.

Ich habe auch immer Wert darauf gelegt, mir und auch meiner Umwelt klar zu machen, dass ich WEIß, es ist nicht einfach mit uns zusammen zu leben!!

Das meine ich völlig wertfrei, es ist ja auch nicht einfach mit einem Querschnittgelähmten Partner...

Meine Schwägerin ist sehr krank, dabei aber überhaupt nicht depressiv, im Gegenteil.
Wenn ich mir überlege, mit wem ich lieber zusammenleben würde, dann fiele meine Wahl auf sie

Ich finde es ganz schön schwierig mit uns...

Auch das meine ich überhaupt nicht wertend, bitte versteht mich da nicht falsch.

Ich bin mir sehr wohl (meistens) meines Wertes bewusst, aber...

Liebe Grüße imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
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