Neuling sucht Rat/Hilfe

[Maynard]

Hi, bin hier neu im Forum und möchte erstmal meine kleine Geschichte über mich erzählen und dann gerne wissen was ihr dazu sagt und vielleicht könnt ihr mir ja ein paar Ratschläge geben. Ich weiß nicht ob man das bei mir wirklich "Depressionen" nennen kann; ich denke da gibts schlimmere Fälle, aber ich glaube ich bin hier trotzdem richtig.

Also:
Ich bin 20 Jahre alt und komme aus einem kleinem Dorf in Bayern (sehr abgeschieden). Im Moment mache ich ich noch meine Lehre, habe aber bald meine Lehrzeit von 3,5 Jahren abgeschlossen.
Schon länger fühle ich eine "Leere" in mir, irgendwie scheint nichts Sinn für mich zu machen, ich hänge immer nur rum, gehe kaum mehr aus/treffe mich mit anderen und bin total isoliert.
Viele Freunde habe ich nicht mehr. Als ich meinen Schulabschluss vor 4 Jahren gemacht hatte brach der Kontakt zu meinen Freunden, die ja auch Schulkameraden waren, nach einiger Zeit ab. Dannach zog einer meiner besten Freunde weg und der Kontakt brauch auch hier ab; nicht nur zu ihm sondern auch zu anderen, die ich durch ihn kennengelernt hatte. Nun ist die Auswahl sozusagen nicht mehr sehr groß...
Seit dem häng ich nur noch rum, wie schon gesagt. Zuvor war jedes Wochenende immer was los; auch gerne mal unter der Woche.
Meine Woche sieht nun so aus, das ich von der Arbeit nach Hause komme, esse und mich vor den PC setz und sinnlos im Netz rumsurf. Am Wochenende guck ich entweder mit dem Rest an Freund(en) DVDs oder ich guck zu Hause alleine. Ab und zu geh ich auf Konzerte, allerdings auch immer alleine. Dort finde ich zwar schnell ein paar Leute mit denen ich reden kann, aber nach dem Konzert trennen wir uns immer und ich frage nicht weiter nach Handy Nummer usw. In der Arbeit komme ich auch mit allen sehr gut klar, aber auch hier sieht es genauso aus...
Wenn ich an die Zukunft denke, muss ich zugeben, dass ich kein Ziel habe - keine Perspektive - gar nichts. Wenn mich jemand fragen würde wie es nach der Ausbildung weiter geht, könnte ich ihm nicht antworten.

Irgendwie bin ich total ziellos, fühle mich leer, sehe keine Sinn in meinem tun und fühle mich deshalb auch total niedergeschlagen (depressiv).
Freundin habe ich im übrigen schon seit langen nicht mehr. Eine neue Liebe zu finden, dafür bin ich viel zu schüchtern und zu verschlossen. Ich muss einen Menschen erst sehr lange kennen bevor ich mit ihm richtig reden kann - das ist komischerweise bei Leuten die ich zB auf einem Konzert kennen lerne wiederum ganz anders...

Naja, ich könnte jetzt noch lange weiterschreiben und es dann doch nicht so richtig auf den Punkt bringen, also stoppe ich hier und würde gerne eure Meinung hören.

Schöne Grüße
Maynard

[skip]

Hallo Maynard,

erstmal herzlich Willkommen hier im Forum.
Nun sind wir hier fast alle Laien und dennoch denke ich das du unbedingt etwas für dich tun musst, damit du nicht in eine tiefe Dpression abrutschst.

Du hörst dich jedenfalls sehr traurig und einsam an. Nunja, ich denke wenn man etwas abgeschieden auf einem Dorf lebt, kann das auch passieren, zumal, wenn der beste Kumpel dann noch wegzieht.
Und es ist sicher nicht jedesmal so toll alleine zum Konzert oder so zu fahren.

Aus deinen Sätzen höre ich jedenfalls heraus, dass du einerseits auf Kontaktsuche bist und dich aber andererseits auch dagegen wehrst. Und vielleicht ist es ja auch so, dass deine noch gebliebenen Bekannten dir nicht das geben können, was du eigentlich brauchst?

Doch dann kommt mir die Frage auf, was du brauchst oder suchst?

Hättest du denn bei dir in der Nähe evtl. die Möglichkeit dir fachliche Hilfe zu suchen? Vielleicht einfach mal jemanden zu finden, der dich und deine Situation etwas auffangen kann? Es muss ja nicht immer gleich ein Psychater sein, ein guter Therapeut oder vielleicht eine Gruppe?

Jedenfalls finde ich es gut, dass du dich hier angemeldet hast und nicht so traurig weiterleben willst.

Welche Interessen hast du denn so?

LG Skippy

[Maynard]

Hi. Danke für die schnelle Antwort.

Nach fachlicher Hilfe habe ich mich bis jetzt noch nicht umgesehen, aber ich bin mir dennoch relativ sicher, dass es zumindest in der nächst größeren Stadt, derartiges geben sollte. Zudem wäre es mir ehrlich gesagt peinlich zu einem Therapeuten zu gehen.
Im Moment lebe ich noch bei meinen Eltern, da ich nicht das Geld habe um auszuziehen; und da wir hier sehr familiär zusammenleben würde ich mich dafür zu sehr schämen, wenn ich mich psychologisch betreuen lassen würde. Wahrscheinlich würden sie es auch nicht verstehen, wie sie viele andere Dinge in dieser Hinsicht nicht verstehen. Der Kontakt im Allgemeinen zu meinen Eltern ist nicht der Beste. Das einzigste Thema in Sachen "Gefühle" ist bei meinen Eltern, wann ich mir endlich mal wieder eine neue Freundin suche; und das fragen sie dauernd. Meine letzte Freundin hatte ich bei meinem Schulabschluss vor ca. 3-4 Jahren. Der Druck ist da und meine Eltern machen mir das nicht leichter.

Was mir an meinen Freunden fehlt?
Nun ich liebe Musik. Ich spiele E-Gitarre (leider lasse ich das gerade in wenig schleifen), gehe auf Konzerte und sammle CDs. Mein Freund, welcher weggezogen ist, teilte diese Interessen auch. Wir gingen regelmäßig auf Konzerte, Festivals, in Clubs; ich habe ihm E-Gitarren Unterricht gegeben, usw.
Das fehlt mir sehr. Ich war, wie schon gesagt, schon lange nicht mehr mit einem Bekannten oder einem Freund auf einem Konzert. Letztens hat mir ein Freund versprochen er würde mit mir auf das erste Konzert meines E-Gitarrenlehrers (dessen Band) gehen, doch er hat es nicht eingehalten und mich sitzen gelassen. Obwohl ich kein Problem habe alleine für ein Konzert hunderte KM in Kauf zu nehmen, konnte ich mich nicht dazu überwinden alleine auf gerade dieses Konzert zu gehen, obwohl es auch noch in der Nähe gewesen war. Das hat mir ziemlich gestunken... und mich runtergezogen auch.
Im Gitarrenunterricht kommt es auch schon öfters vor das mein Lehrer und ich mehr fachsimpel und diskutieren als eigentlich zu lernen, zu spielen, zu üben. Eben das zu machen was mir auch manchmal (eigentlich oft) fehlt.

Naja, wie schon gesagt; meine Interessen sind die Musik (E-Gitarre, Konzerte, usw.), im Internet zu surfen und chatten und DVDs zu gucken (im Kino war ich auch schon ewig nicht mehr). Ab und zu spiel ich auch noch PC Spiele, aber nicht mehr all zu oft, früher jedoch öfters. Gelegentlich male ich gerne und früher hatte ich noch als Hobby ein Terrarium.
In einer Band spiele ich nicht, da es hier kaum Möglichkeiten dazu gibt bzw. die Auswahl sehr mager ist. Ich hab es immer vorgezogen mit meinem Kumpel zu jammen.

Schöne Grüße
Maynard

[deliverance]

Hallo,
habe deine geschichte aufmerksam gelesen und weiß, wie weh es tun kann, einsam zu sein. Bei mir war es ähnlich, ich habe auch viele Freunde verloren.
Es ist natürlich schwer, Leute kennenzulernen, wenn man nicht mehr weggeht. Sie kommen ja nicht zu dir. Du musst versuchen dich aufzuraffen, solange es noch geht. Solange du noch kraft hast und nicht völlig in deiner verzweiflung versunken bist. denn dann kommst du schwer allein da raus.
Geh doch einfach mal mit deinen restlichen Freunden in die Disko oder in ein belebtes Cafe. Da gibt es sicher noch andere Leute, die irgendwen aus eurer Clique kennen.
Ich weiß, das ist einfacher gesagt als getan, und ich selbst schaffe es ja auch nicht... Aber du musst dich einfach mal trauen, jemanden anzusprechen. Wenn du dir sicher bist, dass du das willst. Oder bist du manchmal froh, allein zu sein und willst gar niemanden kennenlernen? Und welche art von bekanntschaft suchst du? Einen richtigen Freund, dem du dein innerstes anvertrauen kannst, oder nur jemanden gegen die Langeweile, oder jemand den du lieben kanns? Diese Fragen solltest du dir selbst beantworten, bevor du in deiner Einsamkeit versinkst.
Beste Grüße, May

[Weltenwandlerin]

Hallo!

Such dir eine Band! Musik ist so lebendig, verbindet. Und du liebst sie, dass merkt man.
Ich weiß ja nicht, WIE klein der Ort ist, in dem du lebst, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass da in der näheren Umgebeung niemand ist, der nicht auch gerne Musik machen würde. schau doch mal im Internet. Mein Freund hat so auch seine aktuelle Band gefunden!

Scham zum Therapeuten zu gehen- das kennen wir wohl alle hier. Das akzeptiere ich als Grund! Aber das deine Eltern nichts wissen sollen- dann sag es ihnen nicht! Die müssen ja nicht alles wissen, oder? also, wenn du wirklich T.machen willst, wenn du wirklich musizieren willst, gibt es immer Wege. Den ersten Schritt musst du allerdings selber machen. Es trägt uns niemand durchs leben, auch wenn wir es manchmal gerne hätten.

Irgendjemand hat hier als Signatur folgenden Spruch: einfach machen. Das wäre auch mein wohlmeinendes Statement, junger Mann!
Viele liebe Grüße,
Mika

[Maynard]

Hi, danke an euch beide für die Antwort.

Manchmal bin ich wirklich froh, wenn ich meine Ruhe habe, aber ich möchte trotzdem neue Leute kennenlernen. Nun am besten wäre natürlich einen guten Freund zu finden, dem ich alles anvertrauen kann, dazu noch jemand gegen die Langeweile und eine Freundin die ich lieben kann. Das wäre natürlich Ideal, aber im Moment für mich _scheint_ dies im Moment unerreichbar...
Ich habe zwar einige gute Freunde übers Internet kennengelernt, über die ich alles reden kann, aber die sind auch nicht immer da und wohnen zudem sehr weit weg.

Zu meinem Ort... es ist halt ein normales ländliches Dorf, die nächst größere Stadt ist 30km entfernt, hier gibt es nichtmal DSL Anbindung. Übers Internet habe ich auch schon mal versucht Kontakt zu anderen Musikern aus der Umgebung zu finden, aber die Ausbeute war gleich Null.
Bei der Musikschule hängen vor dem Eingang am schwarzen Brett massig Musikergesuche, doch leider suchen sie alle keinen Gitarristen und die meisten Suchenden sind im Altersbereich von 11-16 Jahren...
Einfach machen, ist wohl der beste Weg, aber erstmal sich dazu aufzuraffen es "einfach zu machen" dürfte wohl für mich das Schwere daran sein. Ich gehe meistens den einfacheren bzw. bequemeren Weg, deshalb brauch ich meistens auch immer einen der mir den Rücken deckt und mich unterstützt.
Du hast wahrscheinlich recht und nachher ist man froh das man es gemacht hat.
Danke für die Antworten

Schöne Grüße
Maynard

[Weltenwandlerin]

Hallo Maynard,

"Ich gehe meistens den einfacheren bzw. bequemeren Weg, deshalb brauch ich meistens auch immer einen der mir den Rücken deckt und mich unterstützt.
Du hast wahrscheinlich recht und nachher ist man froh das man es gemacht hat."

Selbsterkenntniss ist der erste Schritt zur Besserung! Du bist dir deiner "Schwäche" also bewusst, dass ist schon mal seeehr gut! Kann es sein, dass deine Eltern überbehütend sind? Ich habe so den Eindruck, dass es für dich letztendlich um Ablösung und Individuation geht. Was meinst du? Im übrigen habe ich da mit 27 auch noch meine Sorgen mit.

Liebe grüße,
Mika

[Maynard]

Hallo zusammen.
Da es mir in der letzten Zeit ein wenig besser ging, hab ich erstmal ein wenig gewartet, bis ich wieder hier reinschreibe. Und jetzt denke ich ist es soweit.
Ersteinmal danke an alle hier, die mir geholfen haben. Nun... ich hab wieder ein paar neue Freunde gefunden und zwar in der Schule. Das hat mir schonmal sehr gut getan. Auch habe ich ein nettes Mädchen kennengelernt und wir scheinen uns gut zu verstehen (sie hat bei uns in der Arbeit angefangen). Ich habe jetzt auch ein paar Musiker gefunden mit denen ich zusammensein und reden kann. Psychologische Betreuung habe ich erstmal nicht gemacht, da es mir in letzter Zeit wieder relativ gut ging.
Aber... genau jetzt scheint mich all das aus der Zukunft wieder einzuholen und es fängt damit an, dass man mir zeigt, das ich als Mensch scheinbar nichts, aber auch wirklich nichts wert bin; und nur koste und nerve. Dies hat mir mein Vater (mal wieder) deutlich werden lassen. Zudem macht meine Mutter in irgendeiner weiße auch Druck auf mich aus. Ich fühle mich schlecht und wie in ein tiefes Loch gefallen, dabei habe ich eigentlich nichts getan. Wenn ich reden will ist niemand da, keiner gibt mir Trost, keiner versteht mich hier.
Im Moment will ich hier einfach nur weg, ausziehen. Den Gedanken, hier länger bleiben zu müssen, ertrage ich nicht...

@Mika: Es hat mir gut getan, dass ich mir erstmal selbst einen Ruck gegeben habe, dadurch hab ich erstmal wieder Kontakt gefunden und war wirklich froh, es getan zu haben. Im Moment fühle ich mich aber so, als wäre dies einfach... "sinnlos" gewesen.

Schöne Grüße
Maynard

[Weltenwandlerin]

Hallo Maynard!

Es klingt so, als hättest du dir selber erfolgreich in den Hintern getreten und einiges bewegt. Das freut mich, es klingt gut.

Nun ist das schwarze Loch wieder da. Möglicherweise ist das die Ruhe nach dem Sturm. Auch wenn man das Leben anpackt und vieles verändert, ist und bleibt es eine nicht ganz leichte Angelegenheit. Ich denke, die Idee mit dem ausziehen ist toll. Du solltest aber erstmal wieder etwas zu Kräften kommen, wenn das in deinem Umfeld überhaupt möglich ist?

Ich weiß nicht, ob du depressiv bist. Vielleicht. Das kannst du nur mit einem Facharzt/Psychologen abklären. Und dazu rate ich dir- zumindestens auf lange Sicht hin.

Du bist nicht wertlos.
Du schwimmst dich frei!


Lg, Mika