Immer wieder auf und ab ... III

muckelmaus
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Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von muckelmaus »

Bevor mein Rechner wieder mosert ...


Hallo Ihr lieben,

Freitag nachmittag nach einer Woche, die wohl anstrengender war als ich bislang wahrgenommen habe, und ich habe nichts besseres zu tun, als mich stimmungsmäßig auf Talfahrt zu begeben ... ABER ich realisiere es zumindest und indem ich schreibe, tue ich auch was dagegen (hoffe ich zumindest ... ) ...

Ich fühle mich gedanklich ganz zerfleddert, kann irgendwie nichts richtig machen, obwohl doch noch sooooo viel zu tun wäre (ich habe noch nicht mal mein Urlaubsgepäck richtig weggeräumt ...) und hoffe ich bekomme das mit diesem Posting auf die Reihe ... denn ich möchte doch auf einiges reagieren und antworten.


Liebe Ingrid,

so eine amtliche Bestätigung ist noch mal ein Schock, vor allem mit Amtsarzt nd Pensionierung ... Aber ist da nicht auch ein Stück Erleichterung zu spüren, dass jetzt der krankschreibende Arzt die nächste Krankschreibung nicht einfach nicht mehr ausstellen kann? Und Du dann zur Arbeit müßtest ohne wirklich arbeitsfähig zu sein? Das ist für mich eine Horrorvorstellung! (Und die Angst davor habe ich letztes Jahr erlebt!) Andererseits geht damit natürlich ein Rahmen und eine Zugehörigkeit verloren ...
Ich halte Dir ganz fest die Daumen, dass Du das Beste für Dich aus der ganzen Situation machst!!!


Waschmittel:
Ich habe erstmal das Waschmittel mit in die Wohnung genommen – zu mehr hatte ich keine Entscheidungskraft. Ich denke, ich werde den Vorschlag von Thomas umsetzen – erstmal Fakten sammeln, ich hatte selbst auch schon sowas angefangen (eine Markierung ins Etikett gemacht) aber halt nicht richtig mit Datum, sodass meine Unsicherheit wie oben zu lesen leichtes Spiel hat ... Jetzt sind aber auch einige aus dem Haus erstmal im Urlaub ...


Liebe chrigu,

im JETZT zu leben und es zu genießen, braucht nach meiner Erfahrung viel, viel, viel Übung in ganz kleinen Schritten ...
Ich versuche Dir mal ein paar hoffentlich hilfreiche Gedanken zu geben:
- die schönste Zeit des Sommer ist doch der Spätsommer, wenn es abends noch lange warm ist, der Kalender eigentlich schon Herbst schreit, aber auch im Oktober in der Regel noch richtig warme und sonnige Tage sind ... (gerne in der ersten Woche der Vorlesungszeit )
- wie genießen: z.B. mal bewußt barfuß über ein Stück Wiese oder Weg gehen und zu fühlen. Erstmal war das für mich bestenfalls interessant, aber ich habe das dann ab und an mal wiederholt und genieße es inzwischen, damit etwas für mich ungewohntes und „verrücktes“ zu tun.

Wenn ich so darüber nachdenke, ist mein Weg zum bewußteren Leben, ab und an die ausgetretenen Pfade zu verlassen, neue bzw. vergessenen Erfahrungen zu machen und damit meinen Horizont wieder zu erweitern. Und der Genuß bzw. die Freude kommt bei mir dann von alleine schüchtern und scheu um die Ecke (Psst, nicht verjagen – mist, schon zu spät, aber dat Vieh ist gar nicht mehr so weit weg gelaufen ... )

Hey, wenn eine Sorte Blumen verblüht ist, blüht die nächste ... und dann werden die Blätter bunt (= Bäume blühen ???) ... und dann kommen die Eisblumen, Schneemänner, bunten Weihnachtsbäume, anschließend die Konfettiwiesen und dann geht es doch schon wieder mit den Schneeglöckchen los ...
... und jetzt laufe ich vermutlich Gefahr für Leib und Leben, weil ich nicht ernst bleiben konnte – sorry, aber meine Blödelei hat mich selbst zum Schmunzeln gebracht und das habe ich jetzt wohl gebraucht ... Liebe Chrigu, nimms mir nicht krum und es steckt auch ein ernst gemeinter Kern in der Aussage: Denn ich werde im Herbst viele Blumenzwieben in der Erde versenken, auch wenn mir selbst dieses Vorausplanen noch sehr befremdlich vorkommt ...


Sag mal, sitzt Du eventuell schräg vor dem Computer ... ??? spätestens in 4 Wochen werden wir uns mal über eventuell vorhandene ergonomische Mißstände an Deinem Bildschirmarbeitsplatz unterhalten ...

Lioness, das kann durchaus zu beidseitigen Schmerzen führen ...


Liebe Lioness,

ich finde es einfach beeindruckend mit welcher Energie Du Dich um die Arbeit an Dir selbst kümmerst – Hut ab!!!!


Skippy, super!!!!

Liebe Grüße und einige Sonnenstrahlen nach einem heftigen Regenguß ...
muckelmaus, der es inzwischen schon wieder besser geht!
Tinus
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Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Tinus »

Hallo Muckelmaus,

ich find es gut, dass du etwas gegen deine gefühlte Talfahrt unternimmst!

Hallo Skippy,
schön, dass dein Gespräch bei der Psychiaterin gut war.


Ich bin gerade ziemlich im Prüfungsstress, wäre jetzt so gerne im Urlaub und würde über den ganzen Mist gar nicht nachdenken. Will jetzt eigentlich lernen, aber ich habe heute Nachmittag schon 4 Stunden in einem fürchterlich langweiligen Seminar gesessen und meine Motivation ist gleich null.

Aber was anderes machen ist irgendwie auch nicht drin. Ach, ist find das alles so doof. Ja, ich will studieren und dazu gehört auch lernen, ich weiß. Aber ich habe die Schnauze momentan so voll. Wieso kann ich nicht auch einfach mal sagen, ich habe keinen Bock und lasse einfach mal was ausfallen, das tun doch so viele. Jetzt wollte ich morgen echt mal den letzten Teil des Kompaktseminars sausen lassen, da klappt das schon wieder nicht.
Wir bekommen noch eine Ausarbeitung zurück und die zwei mit denen ich sie zusammen geschrieben habe, kommen morgen schon nicht. Wer ist also die Doofe, die hintrabt? Toll, supertoll. Hab ihnen zwar gesagt, dass ich es blöd finde, da alleine hinzugehen, aber das hatte nur zur Folge, dass sie dann beim nächsten Mal dran sind, wenn so was Lästiges anliegt. Mh...ob das was wird, weiß ich nicht.

Ach, jetzt bin ich hier auch nur am Schimpfen, sorry. Ich bin so unzufrieden.

Ich werde jetzt nochmal einen Lernversuch starten.

Danke euch fürs Zuhören.

Liebe Grüße,

Tinus
chrigu
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Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von chrigu »

Liebe Muckelmaus,

krumm nehmen? Da mach Dir mal keine Sorgen! Ganz im Gegenteil: Du hast ja Recht und wenn ich es so lese, wie Du geschrieben hast, dann wird mir erstmal bewusst, dass ich über meine Angst vor dem Verwelken eigentlich auch lachen kann. Und wenn ich es so betrachte, wie Du es geschrieben hast, dann wird mir auch klar, dass die Angst gar nicht sein muss, weil das Leben weitergeht und sich schöne Momente eben doch wiederholen.

Ohoh, war das mit dem "verwelken" jetzt ein Freudscher? Hm....

Aber schön, wieder von Dir zu hören (und dann auch noch in einem neuen Thread, mein Rechner atmet auch auf). Bitte gönn Dir Ruhe, damit es nicht doch wieder bergab geht. Du hast doch den Bogen im Grunde raus und weißt, was gut tut und was nicht. Also: Nur noch anwenden. Soooooo einfach.

Das mit dem Barfußlaufen ist ein toller Tipp. Weil ich nämlich immer sehr gerne barfuß laufe, aber es in diesem Jahr bisher schlicht vergessen habe! Ich finde, barfuß laufen hat so etwas erd- und naturverbundenes, es fühlt sich toll an und wenn man die Augen schließt, kann man ganz viele Dinge an den Fußsohlen ertasten und fühlen. Vielen Dank für die Erinnerung!

Liebe Muckelmaus, jetzt gerade sehe ich das alles gar nicht so pessimistisch, ich glaube, ich werde den Blumen-Teil aus Deinem Post abschreiben und mir an den Kühlschrank hängen. Mit einer Erinnerung ans Barfußlaufen.

Liebe Lioness,
puh, heftig. Ich hab echt lange darüber nachgedacht, was Du geschrieben hast. Und ich hab noch einige Fragen, weil ich es nicht verstanden habe oder nicht nachvollziehen konnte, weil ich es nicht kenne. Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich einfach frage? Wenn ja, dann kann ich das verstehen, dann sag einfach kurz Bescheid, ok?

Also: Wie genau ist das mit den Kinderpersönlichkeitsanteilen? Ich habe mich zwar mal ein wenig informiert über multiple Persönlichkeiten (weil damals ein ganz schrecklicher Bericht im Fernsehen kam, but that`s another story), aber wie habe ich mir das mit den Kindern vorzustellen? Denn ich gehe mal davon aus, dass es nicht so ist wie bei Multiplen. Oder doch?
Du schriebst auch davon, dass die Kinderanteile ihre Stimme erheben. Ist das wortwörtlich zu verstehen, hörst Du sie dann? Oder ist es eher eine Art Bedürfnis, das sich deutlich macht, so wie etwa der Appetit auf etwas?

Liebe Lioness, ich hoffe, das ist jetzt nicht zu viel... wie gesagt, ich nehms Dir nicht übel, wenn ja....

Es hat übrigens gut getan, dass Du Dich über das Rheinwasser gefreut hast und es Dich ein wenig bedrückt, wenns mir nicht so dolle geht (klingt komisch, aber Du weißt, was ich meine...). Danke.

Und dann hab ich noch was ganz anderes: Wenn Du Hilfe bei dem Statistikkrempel brauchst, dann sag Bescheid. Denn damit kenne ich mich aus, alles schon mal gemacht, gerechnet, ausgewertet und geschrieben. Ein Feld, bei dem ich imch tatsächlich sicher fühle. Also, ich meins ernst, kannst Dich gerne diesbezüglich melden.

Liebe Skippy,
schön! Es geht aufwärts, merkst Du es? Ich freu mich! Erhol Dich, das steht Dir zu!

Ich habe Deinen Rat beherzigt und jetzt erstmal die Psychiaterin angerufen und gefragt, ob es psychosomatisch sein könnte. Hat sie bejaht, kann aber eben auch neurologisch sein. Ich soll es bis Montag beobachten, wenn es nicht besser wird, dann ab zum Arzt.
Beziehungsweise zur Muckelmaus für ein Haltungstraining... Ich hab zwar nen super Bürostuhl mit allen Schikanen, aber ich sitz da immer so verkehrt drauf, dass jedem Physiotherapeuten die Tränen kommen würden.
Geradesitzen, Chrigu! Ist eh besser für die Psyche.
Es könnte also tatsächlich ein, nein zwei, Mausarme sein, oder Büroarme oder wie auch immer. Ich halte Euch auf dem laufenden.

Nun werde ich ein wenig den Grillen zuhören, ich liebe es, wenn die zirpen, denn dann ist echt Sommer! Und es soll die ganzen nächsten Tage schön bleiben *freu*.

Also genug Vorrat, um Euch ein paar Sonnenstrahlen zu schicken.

Liebe Grüße
Chrigu
Lioness
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Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Lioness »

Hallo Chrigu,

nein, ich habe nichts dagegen, wenn Du fragst, sonst hätte ich ja gar nicht erst so viel vom Stapel gelassen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, ich bin - Gott sei Dank! - nicht multipel. Die multiple Persönlichkeitsstörung ist die Endstufe der unter traumatischen Erlebnissen abgespaltenen Perönlichkeitsanteile. Eine multiple Persönlichkeit ist in verschiedene Anteile gespalten, die völlig autonom agieren können und teilweise nichts voneinander wissen. Die "Haupt" oder "Alltags"-Persönlichkeit weiß oft auch nicht von "den anderen".

Das, was ich beschrieben habe, nennt man, glaube ich, Ego States. Der Begriff stammt auch aus der Traumatherapie, und ist als "inneres Kind" bekannt. Das heißt, es gibt in mir - und sicher einem guten Teil der ForumsteilnehmerInnen? - Persönlichkeitsanteile aus früheren Lebensstadien, die auf Grund von Traumatisierungen nicht erwachsen werden konnten und immer noch die Bedürfnisse aus der Kindheit haben - nach Liebe, Anerkennung, Geborgenheit usw. Und sehr oft, wenn ich z.B. durch entsprechende Ereignisse getriggert werde, dann "bin" ich wieder dieses Kind, empfinde so, reagiere so, wie ich es damals getan habe. Im Unterschied zur multiplen Persönlichkeit ist mein "Erwachsenes" oder Alltags-Ich dabei präsent und kriegt dies alles mit - ist aber unfähig zu handeln, weil ganz in dem Erleben und den Verhaltensmustern von früher gefangen. So sitze ich, wie ich glaube ich hier oder in Manuelas Forum auf der Insel geschrieben habe, z.B. bei einem Gespräch mit der Schulleitung, in dem es um meine aus bestimmtem Gründen problematische Einteilung in eine Deutsch-Lerngruppe für das kommende Schuljahr geht, fast stumm wie ein Fisch, kann kaum das Nötigste sagen, will eigentlich nur weglaufen, biete sogar an, noch eine zusätzliche Gruppe zu übernehmen - und das alles, weil ich es nicht ertragen kann, dass sich die Schulleitung Gedanken um mich machen muss und die undankbare Aufgabe hat, eine akzeptable Lösung zu finden, was Mühe und Umstände verursacht. Der Hintergrund: meine Urerfahrung in der allerfrühesten Kindheit: als Nichteheliches Kind 1964 widerwillig ins Leben gebracht worden zu sein, eigentlich schon einen Heimplatz gehabt zu haben, dann doch aus "lauter Mitleid" von der Großtante aufgezogen worden zu sein - und eben Unannehmlichkeiten verursacht zu haben in der Notwendigkeit, dieses ungeplante Kind in den Alltag zu integrieren, wo es nun mal da ist. Und das habe ich schon vor der Geburt zu spüren bekommen: Ich bin nicht eingeplant, verursache Umstände, muss dankbar sein, dass man sich überhaupt mit mir abgibt - und muss dafür eine Gegenleistung erbringen.....

Und die ersten Schritte, um aus dieser "Zeitschleife" á la "Und täglich grüßt das Murmeltier" rauszukommen, ist zunächst einmal, sich als Erwachsenen-Ich liebevoll mit dem "inneren Kind" zu beschäftigen, seine Existenz und seine Bedürfnisse zu akzeptieren und sich daran zu begeben, Schritt für Schritt diese Bedürfnisse zufriedenzustellen - indem man sich imaginativer Verfahren bedient, also z.B. sich ganz bildhaft und en detail vorstellt, wie man sein verletztes inneres Kind sanft in den Arm nimmt; innere Dialoge mit ihm führt oder sie sogar aufschreibt etc. Auch das Etablieren eines sicheren Ortes, an den man das innere Kind bringen kann, wenn das Erwachsenen-Ich brenzlige Aufgaben wie eben solche oben beschriebenen Gespräche zu bewältigen hat, gehören dazu.

Diese Vorstellungen und inneren Zwiegespräche habe ich dann in der vorletzten Sitzung auch versucht - und musste schnell feststellen, dass das gar nicht so einfach ist: sobald ich mir vorstellte, liebevoll zu dem - vermeintlich - einen inneren Kind zu sprechen, erhob sich nämlich wirklich eine weitere innere Stimme, die sagte: "Was gibst Du Dich mit der da ab? Hier, ICH brauche doch auch Liebe und Fürsorge, was ist mit mir?" Es ist schwer zu beschreiben - ich "höre" natürlich nicht wirklich eine Stimme, habe also Gott sei Dank keinen psychotischen Schub - aber dieser Gedanke ist wie eine innere Stimme glasklar in meinem Kopf. Aber eigentlich war sie in der Erwachsenenperson in meiner bildlichen Vorstellung. Es ist mir also noch nicht einmal in der Vorstellung möglich, die "reine" Erwachsene zu sein.

Meine Thera frage behutsam, wie alt denn diese zweite "Stimme" sei - nach meinem Empfinden zwar auch Kind, aber deutlich älter als das verängstigte Fünfjährige, mit dem ich versuchte zu sprechen. Ich sollte dieses ältere Kind in meiner Vorstellung willkommen heißen und ihm sagen, dass es gut und wichtig ist, dass es da ist und seine wütende Stimme erhebt. Und dann sollte ich beide "Kinder" fragen und sie bitten, ob sie noch für einen Moment bereit wären, zur Seite zu treten und ihre Bedürfnisse zurückzustellen, weil es jetzt ganz wichtig sei, dass die "Erwachsene" sich um sich kümmern und Hilfe bekommen kann, bevor sie sich überhaupt weiter um diese "Kinder" kümmern kann. Und ich sage "ihnen", dass ich mich in jedem Fall weiter gut um sie kümmern würde.....

Danach haben wir - die Thera und ich - eine Ressourcen-Suche betrieben: Was braucht die Erwachsene an Rückhalt und Stärkung, um sich den Kindern gut widmen zu können - und woher kann sie dies bekommen? Auch hier wurde hauptsächlich mit Vorstellungen gearbeitet.

Für mich ist dieser Ansatz nach 2,5 Jahren tiepfenpsychologischer Therapie - die mir viele Einsichten und einige Fortschritte gebracht hat - und den verhaltenstherapeutischen Ansätzen in den Kliniken im letzten Jahr - die mich auch ein Stückchen weiter gebracht haben - absolut bahnbrechend, weil sich endlich etwas auf der Ebene bewegt, auf die es mir ankommt. Ich konnte hervorragend sehen und ein-sehen, WOHER meine Ängste und Verhaltensmuster kommen, und wo sich etwas ändern muss, und ich konnte auch umschreiben, welches Verhalten ich statt dessen gerne an den Tag legen wollen würde - nur wie dahinkommen, das konnte mir keiner sagen. Einsicht alleine war gegen diese machtvollen Traumaerinnerungen, bzw. regelrechten Traumatisierungszustände, in die ich halt bei entsprechender Situation immer wieder abrutsche, auch nicht ansatzweise ausreichend. Im Gegenteil, sozusagen bei vollem Bewusstsein - wie gesagt, keine Multiple Persönlichkeitsstörung! - immer wieder mir selber beim stumm-wie-ein-Fisch-dasitzen-und-mit-großen-Augen-entsetzt-aus-der-Wäsche-gucken zusehen zu müssen, hat mich zusehends fertig gemacht: "Du weißt doch, woran es liegt, dass du so fühlst. Mein Gott, du bist nicht mehr dieses Kind, nun mach doch endlich den Mund auf, reden kannste doch am Besten"! etc. Hmmmmm - dies scheint mir doch eher ein Täterintrojekt (= Stimme der Großtante) zu sein.....

Soweit der Vorlesung "Crasheinführungskurs in die Psychotraumatologie und -therapie" erster Teil. Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, wenn Sie Frau Dr. Lioness sagen hören wollen: "Und wie geht es Ihnen jetzt damit?"

SORRY für das megalange Posting, hat aber garantiert was mit Depressionen zu tun.....

Lieben Gruß
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
oktober

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von oktober »

Liebe Lioness,

dein langes Posting war - für mich - nicht zu lang.
Ich hab vieles von mir wiedergefunden, wenn ich auch die Begriffe dafür nicht kannte. Ich hatte nahezu dasselbe schmerzliche Aha-Erlebnis in einer Psychodrama-Sitzung während meines Klinikaufenthaltes. Dort sollte die erwachsene Petra die kleine "umarmen", d.h. sie umsorgen, die Verantwortung übernehmen bzw. erst einmal spüren - und (ich) konnte es nicht. Während ich bei ähnlichen Szenen anderer Patienten Rotz und Wasser geheult habe, konnte ich meinem eigenen Kind gegenüber nichts empfinden - und war völlig fertig.
Meine Thera sagte mir, dass da dieses "zweite", etwas ältere Kind vor mir gestanden hätte, dass bereits die Einstellung meiner Eltern mir gegenüber übernommen hatte. Insofern war dieses Spiel zwar irgendwie kontraproduktiv - dieses Kind war mir gleichgültig bzw. lästig, ich mochte es nicht...
Doch hat es offenbart, wie tief alles sitzt.

Sorry fürs Einmischen - da ist halt gerade bei mir was lebendig geworden...

Liebe Grüße,

Petra
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Lioness »

Liebe Petra,

danke für Dein "Einmischen", das ich überhaupt nicht als solches empfunden habe! Und die Fachbegriffe lerne ich auch gerade erst kennen - Kopfmenschin, die ich bin (Wissen = Kontrolle = eine gewisse Macht über die Dinge haben), verschlinge ich zur Zeit die entsprechende Fachliteratur von Luise Reddemann (PITT = Psychodynamisch-Imaginative Traumatherapie) und Michaela Huber, (Traumatherapie, Band I und II). Für die Wirksamkeit des Ansatzes als Betroffene sind die Fachtermini nicht wirklich wichtig - mir persönlich ein möglichst genaues "Benennen-Können" des zugrundeliegenden Theorems aber unerlässlich (aus oben beschriebenen Gründen). Zu wissen, welche Richtung die Therapeutin einschlägt, und dass dahinter ein empirisch belegter und wissenschaftlich fundierter Ansatz steckt, gibt mir Sicherheit, Beruhigung - und eben ein ganzes Stück weit die Kontrolle, und macht mich auf einer Ebene zur ebenbürtigen Partnerin der Therapeutin. Das hilft mir wiederum sehr, in ihr KEINEN Mama-Ersatz zu sehen, wie bei der vorhergehenden Thera (auf die ich nach wie vor große Stücke halte...), was wiederum ja auch Sinn und Zweck des Ganzen ist: Hilfe zur Selbsthilfe, keine erneute emotionale Abhängigkeit!

Was Du beschreibst, fühlt sich ganz ähnlich an wie das, was ich die vorletzte Sitzung erlebt habe - bis hin zu dem Punkt, dieses ältere Kind nicht zu mögen...... Und die Interpretation Deiner Gruppenthera ist auch völlig schlüssig.

Ja, es sitzt tief - aber es lohnt sich so, sich damit weiter zu beschäftigen! Ich kann so deutlich fühlen, wie wichtig es war, den ersten Schritt zu gehen und auch dieses ältere Kind in mir willkommen zu heißen und ihm Raum zu geben - was nicht heißen will, dass nun direkt alles gut ist! Aber der erste Schritt ist bei mir getan, dass die inneren Kinder nun die Erfahrung von "Du bist willkommen und gut so, wie Du bist" machen können. So kann nun endlich eine innere Heilung stattfinden, meinte meine Thera.

Huch, schon wieder ein halber Roman - aber Du merkst, es erfüllet mich alles gar sehr! Ich wünsche Dir sehr, dass auch Du eines Tages einen gangbaren und behutsamen Weg mit allen "Deinen" Kindern gehen kannst.

Lieben Gruß
Lioness



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Tinus
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Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Tinus »

Liebe Lioness,
es berührt mich sehr, was du aus deiner Kindheit erzählt hast. Auch mir waren deine Worte keineswegs zuviel.
Ich bewundere dich, die große Lioness gerade dafür, was für eine tolle Frau du geworden, nein bestimmt falsch, was für ein toller Mensch du geblieben bist! Denn auch die kleine Lioness war bestimmt ein wunderbarer Mensch und sie hat es nicht verdient, derart auf dieser Welt begrüßt zu werden. Es wäre richtig gewesen, dich spüren zu lassen, dass du willkommen bist. Leider ist das Versäumte nicht nachzuholen.
Aber trotzdem möchte ich dir sagen, dass ich mich freue, dass du geboren worden bist, dass du damals schon deine inneren Ressourcen motivieren konntest und dass du dir trotz allem Negativen einen Weg durch die Welt gebahnt hast. Du bist da - und ich bin sehr froh darüber !


Liebe Chrigu, liebe Muckelmaus,
ich kenne das tolle Gefühl, barfuß auf der Erde zu stehen, alle Veränderungen des Weges direkt zu spüren, kälter, wärmer, heiß, weicher Untergrund, harter Stein, rubbelige Oberfläche, weiches, zartes Gras.... ich liebe es, barfuss zu laufen.

Vielen Dank für die Erinnerung daran!

Ganz liebe Grüße,

Tinus
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Lioness »

Liebe Tinus,

DANKE *wein...*
Lioness



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Tinus
Beiträge: 588
Registriert: 11. Okt 2005, 00:42

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Tinus »

Liebe Lioness,

geht es dir gut? Ich hoffe, deine Tränen hatten mehr heilenden, als aufwühlenden Charakter?

Ich mag dich mal ganz doll drücken.

Liebe Grüße,

Tinus
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Lioness »

Liebe Tinus,

danke der Nachfrage - es geht mir gut, und die Tränen haben auch gut getan, wenn es auch nur ein paar waren - imemrhin geht Weinen in kleinen Dosen wieder......

Dir wünsche ich einen schönen Nachmittag - und viel Spaß beim Fußball-Gucken

Liebe Grüße
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von tommich »

Hallo Lioness,

ich bin so tief berührt von deinem Posting dass ich gar nicht weiß was ich sagen soll.

Du bist so ein kluger, liebevoller und mitfühlender Mensch, ich bin glücklich dein "Bruder" sein zu dürfen.

Hab dich gerne, lass dich in den Arm nehmen.

Ich mag mal wieder mit dir telefonieren, ich glaube ich rufe morgen mal an...?
Thomas



Man kommt nie an, wenn man immer nur den halben Weg geht.



Zum Plaudern und mehr: http://www.depriforum.de.tt
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Lioness »

Gerne, lieber Bruder, ich "hänge" im Moment nämlich wieder etwas........ Schnief!

Lieben Gruß
Lioness



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muckelmaus
Beiträge: 211
Registriert: 4. Jan 2006, 21:03

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von muckelmaus »

Ach Tinus, ich erkenne mich häufig in Dir wieder: ich habe im Studium auch zu denen gehört, die „freiwillig“ keine Veranstaltung ausgelassen haben – ich bin sogar bis zum „bitteren“ Ende zu Vorlesungen gegangen, die ich nicht wirklich brauchte, mich eigentlich nicht interessierten und dazu auch noch langweilig waren, nur der Vollständigkeit halber ... also nicht mal mit der Begründung „etwas für die Lerngruppe zu tun“ für das eigene Pflichtbewußtsein (bei mir auch mit Perfektionismus gepaart) ...
Und so im Rückblick, ich glaube es hat mir viel gebracht, die Vorlesungen, Übungen und Praktika immer zu besuchen, denn ich habe im Diplom bessere Noten gehabt, als andere, die nicht so pflichtbewußt waren, obwohl diese in der Praxis und im kreativen Forschen besser waren ...
Hey, laß Deinen Unmut raus, ansonsten kann es Dir nicht besser gehen!!!


Liebe chrigu,

schön wenn Dir mein Geschreibsel ein bißchen weiterhilft und Du es mir nicht krumm nimmst, wenn mein Ton in Blödelei abgleitet ... in der Realität ist es viiieeell leichter abzuschätzen, was noch angemessen – finde ich zumindest jetzt, wenn ich vor dem Computer sitze – in der realen Situation sieht es dann wieder andersrum aus ... ... Schicksal oder normales Lebensrisiko von einer, die soziale Kompetenzen entwickeln und einüben muß und will?

„NUR NOCH ANWENDEN. SOOOOOO EINFACH. “
Jaaa, wenn da nur der diese winzig kleine, fast nicht vorhandene Unterschied zwischen Theorie und Praxis nicht wäre ... ... aber wir alle arbeiten ja daran, dass Theorie und Praxis eins werden, oder ... ???

Und bist Du schon barfuß gelaufen???

„Haltungstraining“ ... puuuuuh, bei dem Gedanken allein bekomme ich die Krise, Zahnschmerzen, das Grausen ... NEIN, kein Haltungstraining, sondern dynamisches Sitzen in Verbindung mit einer ergonomischen Anordnung Deiner Arbeitsmittel!!! Wenns nicht besser wird, mail mich an, ich bin Di in D´dorf und würde Dich doch glatt kurz am Arbeitsplatz heimsuchen ...


Liebe lioness,

ich finde Dein Posting überhaupt nicht zu lang, im Gegenteil mir hilft es total, dass Du so ausführlich aus Deiner Sicht die Arbeit mit dem inneren Kind beschreibst, denn ich beschäftige mich seit fast einem Jahr damit und komme nur sehr schleppend weiter. Die Ressourcen-Suche für den Erwachsenen ist mir völlig neu – und so spontan könnte darin mein Stolperstein liegen. Ich fände es toll, von Dir genaueres zur Ressourcen-Suche zu erfahren!

* Also, wann genau ist die Sendezeit von Teil 2? *

Hey, ich kann mich Tinus nur anschließen, ich bin froh, dass es Dich gibt, weil Du ein toller Mensch bist, der anderen ganz viel gibt, ohne selbst Anprüche an die anderen zu stellen!!! Und jetzt bekommst Du ein ganz dicke und feste Umarmung von mir!!! Und wenn Du magst, noch zwei extra für Deine „Kinder“!!!



Tinus: Erinnerung ans Barfußlaufen – gern geschehen!!!! Hast Du es denn schon praktiziert?

Skippy: weiter so, Du bist auf einem guten Weg!!!


Liebe Grüße mit Vogelgezwitscher und einem frisch gewaschenen Schlafsack (der hatte Feuchtigkeitsmuff abbekommen!)
muckelmaus
Regenwolke
Beiträge: 2214
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Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Regenwolke »

Liebe Lioness,

ich schreib zwar gerade wieder mal nicht viel (nur sachliche Hinweise an Fragende krieg ich ganz gut auf die Reihe), aber ich lese doch einiges und hab mich in deinem Posting hier sehr wiedergefunden.

Ich lese im Augenblick auch viel über Traumatherapie und hab zum ersten Mal das Gefühl, daß das ein therapeutischer Ansatz ist, der richtig gut tut und mit dem man vor allem nicht Gefahr läuft, sich neue Verletzungen zuzuziehen. Letzte Woche hatte ich ein Vorgespräch mit einer Traumatherapeutin und fand es sehr angenehm. Gerade im Kontakt mit Ärzten und Therapeuten (bin ein gebranntes Kind, was medizinische Behandlungen angeht) gerate ich schnell unter Druck und verändere mich dann, reagiere auch kindlich, übertreibe, bleibe stumm, bejahe unzutreffende Unterstellungen, wehre mich nicht gegen falsche Annahmen auf Behandlerseite. Beim Vorgespräch in einer Klinik war das mal so schlimm, daß ich danach das Gefühl hatte, die im Gespräch, das war ich doch gar nicht, so bin ich nicht. Ich habe sogar falsche Angaben gemacht und wußte hinterher nicht mehr, wie es dazu kommen konnte. Deshalb hatte ich vor dem Gespräch jetzt viel Angst und war dann hinterher sehr erleichtert. Diese Therapeutin war so zurückhaltend und auf eine ganz ernsthafte Weise aufmerksam, daß ich mich erwachsen und frei fühlte und hinterher kein "schiefes" Gefühl hatte. Ich hab jetzt noch weitere Vorgespräche bei ihr und bin zuversichtlich.

Ich wünsche Dir, daß Du auch bei Hängern - wie jetzt - den achtsamen Umgang mit Dir und Deinen inneren kindlichen Anteilen nicht aus den Augen verlierst, es ist ja manchmal gar nicht so leicht, sich konstant um die innereren Kinder zu kümmern und sie nicht als lästig wegzuschieben.

Dir nebst Kindern gute Wünsche und auch liebe Grüße an alle andern aus der "Düsseldorfer-Familie".

Regenwolke
Tinus
Beiträge: 588
Registriert: 11. Okt 2005, 00:42

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Tinus »

Liebe Muckelmaus,
danke für deine Ermunterung, meinen Unmut rauszulassen. Ja, es tut mir oft wirklich gut, wenn ich es einfach mal loswerden kann.

Barfuß laufe ich momentan fast nur in der Wohnung, aber ich hoffe, dass sich bald mal wieder eine Gelegenheit ergibt, es auch draußen zu tun. Spätestens an der Ostsee Ende August werde ich es tun!!!

Ich fühle mich momentan so voll, so als ob gar nicht mehr Wissen in mich hinein will. Irgendwas sperrt sich in mir, überhaupt mit dem Lernen anzufangen. Jetzt gleich muss ich schon los Richtung Leinwand in meinem Wohnheim, weil sonst sicher kein Platz mehr da sein wird. Bis das Finale beginnt, werde ich dort noch lernen. Ich hoffe, dass ich mich nicht ablenken lasse, beim letzten Mal klappte es dort aber ganz gut.

Und ich habe in den letzten Tagen immer wieder das Bedürfnis zu weinen. Ich weiß gar nicht so genau, warum. Fühle mich überlastet. Habe irgendwo immernoch Angst vor dem Leben und auch vor dem Sterben. Es gibt einige Baustellen in meinem Leben. Vermutlich reicht das als Grund.... .

Ich schnapp mir nun meine Sachen und ziehe einen Raum weiter.

Vielleicht bis später (auf der Insel?), sonst bis bald.

Liebe Sonnengrüße,

Tinus
zwerg174
Beiträge: 270
Registriert: 21. Mär 2006, 10:54

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von zwerg174 »

Hallo alle miteinander,

schau nur mal kurz rein.

Geht mir nicht besonders gut, hat aber nichts mit meiner Familie zu tun.

Danke chrigu für den gebügelten, frisch duftenden Superwomen-Umhang, aber selbst der liegt mir momentan zu schwer auf den Schultern.

Macht euch keine Sorgen, es wird schon wieder.

Liebe Grüße
Brigitte
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Lioness »

Liebe Regenwolke,

schön, wieder von Dir zu hören - Danke für Deine Wünsche und für Dein Feedback. Und ich freue mich sehr darüber, dass auch Du jetzt positive Erfahrungen mir diesem Therapieansatz machen kannst! Ich finde ihn fast eine Offenbarung - zunächst Orientierung an Ressourcen, und dann später genaueres Hingucken nach den schmerzhaften Verletzungen (und nicht unbedingt en Detail und bis ins Kleinste). Es tut wirklich gut zu hören und zu wissen, dass man eben nicht alles immer haarklein auseinanderklüsern muss, um zu gesunden......

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Ich wollte Euch noch meinen Traum erzählen, den ich weiter oben erwähnt habe, weil er unmittelbar mit den zurückliegenden Therapiesitzungen und meiner "Innenarbeit" zusammenhängt! ALSO:

In meinem Traum gab es einen Raum, in dem meine Mutter, meine Großtante (die mich als Kind hauptsächlich versorgt hat, da meine Mutter voll berufstätig war und es einen Mann in der Familie nicht gab......), Tante und Onkel saßen und abfällig über mich redeten und lachten. Ich war nicht in diesem Raum, nahm dies aber wahr und öffnete die Tür einen Spalt breit. Es war dort dunkel; die 4 Gestalten nahm ich nur schemenhaft im Hintergrund wahr. Im Vordergrund saß eine strahlend helle und leuchtende junge Frauengestalt mit einem Baby/Kleinkind auf dem Arm. Die Stimme meiner Mutter sagte: "Das ist doch Frau XY (eine Kollegin meiner Mutter, die ich als Kind gut kannte, weil ich ständig auf der Dienststelle meiner Ma zu Besuch war.) Ich nahm das Bild dieser strahlenden Frauengestalt, die das Kind schützend in ihrem Armen barg, in mich auf, und sagte zu mir: "Das (= Stimmen, die über mich lachen und abfällige Bemerkungen machen) hör' ich mich doch nicht länger an, das tue ich mir nicht an!" und schloß resolut die Tür von außen zu - mit einem letzten Blick auf die Frauengestalt, in deren Armen ich das Kind gut beschützt zurücklassen konnte....."

Wieder aufgewacht, noch ganz von den Bildern erfüllt, stellte ich fest, dass diese Frauengestalt nicht die Kollegin der Mutter, sondern meine Patentante war (die ich aber nie bewusst kennengelernt hatte....) und die Position original einem Foto entsprach, auf dem sie mich als Baby im Arm hält. Dem Traum vorausgegangen waren ja die Überlegungen, welche Personen, aus der Vergangenheit oder auch meiner Phantasie, mir Trost und Schutz spenden könnten, wenn ich in meiner Vorstellung mit dem inneren Kind arbeite.

Ich fand den Traum absolut den Hammer! Ganz besonders wichtig fand ich, dass mich diese gehässigen, abfälligen Stimmen (die ja das wiedergaben, was ich mir real als Kind über Jahre hinweg habe anhören müssen) weder beängstigt noch traurig oder wütend gemacht haben - sondern dass ich als Erwachsene resolut sagen konnte: Das höre ich mir nicht länger an!, die Tür bewusst zumachte - und das innere Kind dort gut geschützt wusste und zurücklassen konnte. Und dass ich diese gehässigen Figuren nur mehr als dunkle Schemen wahrgenommen habe - das heißt, ihnen auch nicht mehr die große Relevanz in meinem Leben eingeräumt habe.

Damit ist die Arbeit aber nun nicht getan, sie hat gerade erst begonnen....... Die nächste Nacht hatte ich nämlich einen Traum, in dem ich wohl wieder Kind / Jugendliche war und meine Mutter und Großtante darum bat, am Wochenende eine Feier (weiß nicht mehr, warum...) machen zu dürfen. Ich wohnte wohl offensichtlich noch zu Hause. Die Antwort war: "Nein, wozu, das ist nicht nötig, das verursacht Unruhe und Arbeit, und überhaupt....." (auch dies reale Erfahrungen aus meiner Jugend.) Ich war enttäuscht, verletzt und hilflos - und das hat sich auch nicht aufgelöst im Traum. Was weiter war, habe ich vergessen /verdrängt.......

Offensichtlich kann man Träume auch den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen zuordnen, ich werde meine Thera danach fragen. Der Tag nach diesem Traum war jedenfalls einer, den ich mal wieder in einem kleinen Tief zubrachte......

ABER den ersten Traum werde ich mir fett ausdrucken und gut sichtbar wohin hängen, um weiterhin Mut und Kraft für die anstrengende Weiterarbeit mit dem inneren Kind zu haben!

Dies also quasi der Vorlesung zweiter Teil: "Die Relevanz des Unbewussten in der Psychotraumatologie und Traumatherapie, unter besonderer Berücksichtigung von Träumen."

Liebe Grüße
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
tommich
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Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von tommich »

Hallo Lioness,

wow, das ist tief beeindruckend. Nicht nur dass auch du deine Probleme im Schlaf löst (wie ich meine auch, siehe diverse Traumschilderungen auf der "Insel"), auch dass diese Träume genau so klar und deutlich sind wie bei mir. Geht es euch anderen auch so?

Nix von verschlüsselten Botschaften, irgendwelchen Tarotsequenzen die mühsam gedeutet werden müssen, stattdessen klare Ansagen aus dem riesigen Speicher des passiven Gedächtnisses, auf das unser Unterbewußtsein zugreift. Ich bin verblüfft.

Danke, Lioness, für deine offenen Postings zu den inneren Kindern und den Träumen, du bist wahrhaft eine Bereicherung für mich und eine tolle "Schwester"...

Bis später.
Thomas



Man kommt nie an, wenn man immer nur den halben Weg geht.



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chrigu
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Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von chrigu »

Hallo liebe Muckelmaus,

Danke für Dein Angebot! Aber heute habe ich tatsächlich frei... Aber vielleicht können wir das ein andermal in die Tat umsetzen? Dann könnten wir noch nett einen Kaffee trinken oder so?

Und danach kommt "korrektes Sitzen" am Arbeitsplatz . Vermutlich werden sich dann auch direkt noch ein paar Kollegen einfinden, so wie die immer auf ihren Stühlen abhängen...


Liebe Lioness,
holla! Ich hab Deine Beiträge mehrmals gelesen, weil ich finde, dass da eine Menge drin steckt, außerdem ganz schön harter Tobak! Aber wie gesagt, es stecken für mich auch eine Menge Anstöße drin.

Ich habe auch nicht gedacht, dass Du multipel bist, aber ich war mir nicht sicher, ob sich die inneren Kinder ähnlich äußern. Aber ich finde, Du hast es sehr anschaulich beschrieben, danke!

Es scheint mir, dass bei Dir im Moment eine Menge in Bewegung geraten ist, eine Menge Dinge kommen nach oben, dürfen sich äußern, werden wahrgenommen. Das ist auf der einen Seite sicher gut, aber auf der anderen vermutlich auch enorm anstrengend, oder? Ich wünsche Dir jedenfalls ganz viel Kraft dafür, weil ich glaube, dass Du auf dem richtigen Weg bist.

Es müssen teilweise heftige Traumata sein, wenn dadurch innere Kinder entstehen können, die keine Chance hatten, mit Dir erwachsen zu werden. Umso mehr Anerkennung, dass Du heute so eine beeindruckende Persönlichkeit geworden bist - denn genau so erlebe ich Dich hier im Forum und im realen Leben.

Wie geht es nun weiter mit dem inneren Kind? Es bekommt einen sicheren Ort und mehr Zuwendung, habe ich das richtig verstanden?
Vermutlich gehört auch eine Portion Überwindung dazu, dieses Kind oder besser die Kinder 1. zu akzeptieren und 2. auch noch Kontakt in Form von Gesprächen und ähnlichem mit ihnen aufzunehmen.
Ist das Ziel nun, die inneren Kinder erwachsen werden zu lassen? Können sie das überhaupt? Oder sollen sie in Dich und Dein Leben so integriert werden, dass sie zufrieden leben, ihre Bedürfnisse erhört und erfüllt werden?

Du siehst, ich habe weiterhin viele Fragen, also Dottoressa Lionessa, ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung der Vorlesung....

Und der Traum, Wahnsinn! Ich bin echt beeindruckt, weil das so ein klarer und deutlicher Traum ist, der auch wieder zeigt, wie viel bei Dir in Bewegung geraten ist. Es ist ungefähr so, als würde jemand mit einem Presslufthammer einen Betonbunker entfernen und darunter ein wunderschönes Haus freilegen. Hm... ich glaube, der Vergleich hinkt ein wenig, aber der Presslufthammer war das erste Bild, das ich vor Augen hatte, als ich Deine Posts gelesen habe...

Vielen Dank, liebe Lioness, dass Du das alles so ausführlich beschreibst!

Liebe Brigitte,
der Umhang liegt ganz hinten im Schrank, damit ihn auch ja niemand rauskramt und Dir in die Hand drücken will.
Was ist denn los? Ich hoffe, es hat sich wieder ein wenig stabilisiert?!
Wie ist es denn mit der Enkelschar? Vielleicht können sie Dich ein wenig aufmuntern? Und wie verkraftet Dein Mann den großen Familienandrang?
Ich schicke Dir eine Extraportion Sonne!

Ihr Lieben,
gestern habe ich das Barfußlaufen ausprobiert! Ich war im Park, habe ein wenig in der Sonne gelegen und mit Trivialliteratur meine Gedanken schweifen lassen, danach bin ich nach Hause gelaufen, barfuß, über Wiesen, Steine, ein bisschen Erde. Es war toll! Ich habe versucht, mich darauf zu konzentrieren, was ich unter meinen Füßen spüre und habe diesen Spaziergang als sehr erholsam und meditativ empfunden. Gut, danach musste ich erstmal meine Füße schrubben, weil sie doch enorm dreckig waren, aber dann ist mir eingefallen, dass ich es schon als Kind herrlich fand, wenn meine Füße ganz dunkel waren vom vielen barfußlaufen.

Also, befreit Eure Füße, ab mit den Schuhen in den Schrank !
Vielleicht erfreut das auch die inneren Kinder?

Liebe Regenwolke,
schön, wieder von Dir zu lesen! Wie waren die weiteren Vorgespräche? Ich finde auch, dass es gut tut, wenn die Therapeuten in einem ein gutes Gefühl hinterlassen, wenn man weiß, dass sie einen rundum ernst genommen haben und aufmerksam waren (ich war mal bei einer Thera, die sich meinen Namen nicht merken konnte, das fand ich furchtbar!).

Liebe Skippy,
bist Du wieder online? Wie geht es Dir, was machen die Nebenwirkungen? Ich hoffe, sie haben sich endlich verzogen!

Herzliche Grüße in die Runde
Chrigu
skip
Beiträge: 526
Registriert: 18. Feb 2006, 18:59

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von skip »

Hallo ihr Lieben,

melde mich mal zurück in dieser Runde.
Sorry, wenn ich nicht alles nachlese, aber das ist viel zu viel*zwinker*

Habe mich jedenfalls mal wieder ein paar Tage erholt. Nehme inzwischen eine ganze Zoloft ohne sichtliche weitere NW`s *freu*
Fühle mich irgendwie ruhiger und gelassener*gg*
Sagt mein Mann übrigens auch)))))

Hoffe nun noch das die Antriebsstärke bald eintritt, denn das ist bisher noch nicht so.

Habs mir jedenfalls die letzten Tage gut ergehen lassen und denke, dass ich nu wieder langsam ran an die Arbeit kann.

Ich habe viel an euch gedacht und freue mich das ihr hier seit))))))

Liebe Brigitte,
gehts dir besser?

Liebe Lioness,
mensch, du arbeitest ja ganz extrem an dir *bewunder*

Und allen anderen einen sonnigen Tag ohne trübe Gedanken

Skippy
Der Weg war schon immer das Ziel
Tinus
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Registriert: 11. Okt 2005, 00:42

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Tinus »

Hallo Chrigu,

ich bin momentan enorm nervös, schreibe heute Abend eine Klausur.
Gestern bin ich von der Uni nach Hause gelaufen und bin dabei auch ein ganzes Stück barfuß gegangen. Es tat gut.

Ganz liebe Grüße an euch alle,

von der Tinus
chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von chrigu »

Hallo Tinus,

dann vielleicht eine Runde barfußlaufen zum Entspannen vor der Klausur? Oder irgendetwas anderes Schönes?

Mach Dich nicht nervös, wenn Du gut vorbereitet bist, dann wird es gut laufen!

Ansonsten mach Dir doch einfach ein paar Spickzettel. Das hat doppelt positive Effekte: Du holst den Stoff noch mal nach, fasst das Wichtigste zusammen und schreibst es noch mal auf.
Klar, Du hast dann auch zur Not einen Spickzettel, aber meist ist es ja so, dass man die Dinge, die darauf stehen, ohnehin kann, weil man sich so viel Mühe mit dem Zettel gemacht hat. Also einfach den Zettel als Glücksbringer einstecken.

Viel Erfolg bei der Klausur!
Chrigu
skip
Beiträge: 526
Registriert: 18. Feb 2006, 18:59

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von skip »

Liebe Tinus,

ich drück dir auch ganzzzzz fesssttteeee die Daumen für deine Klausur)))))))

Skippy
Der Weg war schon immer das Ziel
Tinus
Beiträge: 588
Registriert: 11. Okt 2005, 00:42

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Tinus »

Hallo Skippy, hallo Chrigu,

danke für eure guten Wünsche und für das Daumendrücken. Es hat geholfen, die Klausur war ganz okay, ich wusste viel.

Diese Anspannung hat mich ganz schön geplättet und in den letzten Tagen wirklich ziemlich mitgenommen. Jetzt bin ich wieder einmal völlig erschöpft - aber dieses Mal ist es wenigstens ein positives Erschöpftsein.

Ich habe irgendwann heute Nachmittag wirklich aufgehört zu lernen und stattdessen ein paar Runden Tetris gespielt und zwar ganz bewusst, um mich zu entspannen und das war gar nicht schlecht.

Die Antworten auf eine Frage hatte ich in meiner Tasche ganz oben drauf, da konnte ich zwischendurch mal eben draufgucken .

Ich bin im Moment echt nicht sonderlich belastbar, in den letzten Tagen war ich ja so was von fertig, teilweise echt kopflos. Und jetzt bin ich so k.o., dass ich es nocht nicht mal auf die Reihe bekomme, mir etwas zu essen zu kochen.
ABER: Ich habe die Klausur hinter mir und das ist sehr gut! Wahrscheinlich bin ich wirklich noch in der Erholungsphase meiner letzten Depri-Episode und deshalb noch nicht so belastbar.

Ob es lange dauert, mich man danach wieder wirklich fit ist? (Wobei ich das "danach" mal nur ganz vorsichtig sage, man kann ja nie wissen. Aber insgesamt bin ich schon auf einem Ast, der nach oben zeigt .)

Ich wünsche euch alles Liebe,

Tinus
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Immer wieder auf und ab ... III

Beitrag von Regenwolke »

noch kurz vor dem Schlafengehen:

Lioness, das war ein wundervoller, kostbarer Traum, ich glaube, eindeutiger kann man kaum erfahren, wie viel Weisheit das eigene Unbewußte hat.

Chrigu, bisher hat noch kein weiteres Vorgespräch stattgefunden. Da die Therapeutin eine längere Wartezeit hat, hat sie mir vorgeschlagen, die Vorgespräche in größeren Abständen zu machen, das nächste ist daher erst im August.
Barfußlaufen liebe ich übrigens auch. Früher als Kind war für mich jedes Jahr immer einer der größten Tage der Tag, an dem ich zum ersten Mal barfuß auf die Wiese durfte (meist im Mai, meine Mutter sagte immer: das geht nur in den Monaten ohne r). Ich hab das immer richtig gefeiert, auf dem Rasen getanzt und mich mit Gänseblümchenschmuck behangen.

An euch alle eine gute Nacht und für Tinus eine besonders erholsame,

Regenwolke
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