Cymbalta in der Schwangerschaft???

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silvermoon
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Cymbalta in der Schwangerschaft???

Beitrag von silvermoon »

Hallo alle zusammen,

ich stecke in einer Krise. Mit Cymbalta ging´s mir gut. Aufgrund einem Babywunsch habe ich seit April ´06 die Tabl. abgesetzt ( mit Ärztin!).Seit Mai geht´s immer weiter runter ins graue Tal, ich komme nicht dagegen an.
Mit zunehmenden Depressionen verschwindet mein Kinderwunsch. Das ist für mich z.Z. nicht vorstellbar, schwanger zu werden und in Zukunft mich immer um ein Kind zu kümmern. Ich bin gerade so verzweifelt, ich könnte nur noch heulen. Ich will das "es" aufhört, ich will wieder leben! Ich tendiere dazu, mich wieder mit Cymbalta behandeln zu lassen. Ich habe das Absetzen dieses Medikaments geschafft, was nicht leicht war, doch ich bin wieder in eine Depression gefallen. Für mich macht alles keinen Sinn mehr!
Weiss jemand, warum Cymbalta nicht in der Schwangerschaft genommen werden darf? Ich habe gehört, dass Nortrilen genommen werden kann, warum nicht Cymbalta? Cymbalta ist für mich das Mittel der ersten Wahl, da es mich komplett beschwerdefrei gemacht hat.

Ich hoffe sehr auf eure Antworten

Viele Grüße Silvermoon
Tiara
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Re: Cymbalta in der Schwangerschaft???

Beitrag von Tiara »

Hallo,

Cymbalta ist ein Serotonin und Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer. Für die Serotoninwiederaufnahmehemmer gibt es Studien, daß Neugeborene Entzugserscheinungen aufweisen können, wenn die Mutter während der Schwangerschaft ein solches Medikament genommen hatte.
Ansonsten gibt es einfach zu wenig Daten darüber, wie ADs in der Schwangerschaft wirken und ob sie eventuell den Embryo schädigen können. Sodaß kein Arzt mit gutem Gewissen zu der Einnahme eines ADs raten kann, wenn eine Schwangerschaft geplant wird.

Ansonsten kann ich Deine Lage sehr gut nachvollziehn. Der Wunsch nach einem Kind ist ein sehr verständlicher Wunsch. Ich wünsche Dir, daß Du Wege findest ihn Dir zu erfüllen.


LG, Tiara
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

Xavro
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Re: Cymbalta in der Schwangerschaft???

Beitrag von Xavro »

Hallo Silvermoon,

grundsätzlich hat kein Andidepressivum die Freigabe während einer Schwangerschaft eingesetzt zu werden. Für kein Mittel gibt es meines Wissens Studien, die ein Risiko sicher ausschließen.

Im Fall von Cymbalta (Wirkstoff: Duloxetin) wurde in der präklinischen Phase festgestellt, dass es in den Tierversuchen hinsichtlich Schwangerschaften zu einigen negativen Effekten gekommen ist. Auch wenn das nicht direkt auf den Menschen schließen lässt, ist das ohne Frage ein Alarmsignal.

Für die schon länger am Markt befindlichen Antidepressiva der älteren Generation (Tricyclika) weiß man inzwischen, dass das Risiko für das Kind im Allgemeinen gering, aber nicht gleich Null ist. Man muss also sehr sehr sorgfältig im Einzelfall abwägen, ob man das Risiko eingehen möchte. Die meisten Ärzte werden das eher ablehnen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Es gab hier im Forum schon einige Diskussionen zu diesem Thema. Über die Suchfunktion lässt sich da einiges finden.

Unabhängig vom Risiko durch die Medikation bin ich persönlich immer besonders skeptisch, was Schwangerschaften während einer Depression angeht. Gerade in der ersten Zeit sind Kinder extrem sensibel, was Stimmungsschwankungen bei der Mutter angeht. Wenn Du mental nicht wirklich stabil bist, kann sich das dann schnell auf das Kind übertragen, was wiederum dazu führen kann, dass für das Kind das Risiko steigt später einmal selbst an einer Depression zu erkranken. Auch muss man ganz genau hinsehen, woher der Kinderwunsch kommt. Es gibt Fälle, in denen das Kind nur die empfundenen Mängel der Mutter kompensieren soll. Das ist natürlich auch kein guter Start für das Kind. Da das unbewusste Prozesse sind, ist das gar nicht so einfach festzustellen.

Gruß
Xavro
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flower76
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Re: Cymbalta in der Schwangerschaft???

Beitrag von flower76 »

Hallo Silvermoon,

auch ich kann deinen Wunsch sehr gut nachempfinden.
Ich habe schon ein Kind im alter von 8 Jahren. Meine Depressionen fingen vor circa 4 Jahren an.
Jetzt ist es so, daß es mir gut geht. Ich bin stabil und auch ich wünsche mir nichts sehnlicher als noch ein Kind. Nu ist meine Angst vor dem Absetzen der Medis bzw. einem Rückfall so groß, daß ich nicht weiß was ich nun tun soll.

Deswegen kann ich dich sehr gut verstehen. Ich habe schon Stunden damit verbracht im Netz zu googeln, aber wie hier auch schon geschrieben wurde gibt es nicht genügend Information über Schwangerschaften und Antidepressiva.

Auf der einen Seite ist mein Wunsch so groß doch auf der andren Seite könnte ich es mir nie verzeihen, wenn dem Baby durch die Einnahme meiner Medis Schaden zugefügt werden würde.

Wirklich helfen konnte ich dir wahrscheinlich nicht, aber auf jeden Fall kann ich dich verstehen,du bist nicht allein.

Alles Gute, Flower
artemis
Beiträge: 912
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Re: Cymbalta in der Schwangerschaft???

Beitrag von artemis »

Hallo Xavro,

in ganz, ganz vielem kann ich dir nur Recht geben. Trotzdem möchte ich ergänzen, dass es nicht nur an den Müttern liegt, ob gesunde Kinder zur Welt kommen und sich gesund entwicheln.

Bei mir kommt die erbliche Veranlangung aus der Väterlichen Linie. Dürfte er dann nach heutigen Gesichtspunkten noch Kinder zeugen oder müßte er sich sterilisieren lassen? Und selbst wenn das Kind gesund und mit den besten Veraussetzungen auf die Welt kommt, wer kann ausschließen, dass nicht andere Lebensumstände irgendwann zu einer Depression bei ihm führen. Auch da kommen u.a. die Väter ins Spiel. Sie müssen nicht mal krank sein, schlichte Abwesenheit, Gefühlsarmut oder Zuwendungsmangel können auch reichen. Mal ganz abgesehen von anderen Umstäden die einer Depression den Boden bereiten.

Sorry, aber mir wird den Frauen oft zu viel der Last für eine gesunde Nachkommenschaft aufgebürdet.

Trotz dieser Gedanken habe ich mich für mich gegen Kinder entscheiden. Erst keine passende Parnerschaft dafür, dann er krank, später ich und nun bin ich zu alt. Aber ich kann den Kinderwunsch verstehen und nicht alles Wohl der Kinder hängt nur an den Müttern. Absetzerscheinungen beim Neugeborenen sind sich nicht schön oder wünschenswert. Aber wenn das alles ist...??? Wenn nicht nur von der Mutter verlangt wird, das Kind auf seinem eigenen Weg ins Leben zu begleiten. Gibt es dann nicht doch eine Möglichkeit für ein Familienglück?

Provokante Gedanken, ich weiß und abgeschlossen habe ich die für mich auch noch nicht. Aber vielleicht sollten alle Beteiligten mal darüber nachdenken und sich nicht einfach ins medizinisch sichere Eckchen (lieber keine Schwangerschaft mit Depression) zurückziehen.

Nachdenklich Grüße von
Arte
silvermoon
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Re: Cymbalta in der Schwangerschaft???

Beitrag von silvermoon »

Hallo alle zusammen,

herzlichen dank für eure Antworten!

XAVRO, ich gebe dir auf jedenfall recht. Ich wünsche mir kein Kind, das mich glücklich macht, sondern ein Kind, das ich glücklich machen kann. Ich frage mich selbst, wie sehr dem Kind mit einer depressiven ( phasenweise) Mutter gedient ist.

Artemis, auch dir vielen dank. Ich hätte eine persönliche Frage, vielleicht magst du ja antworten. Wie kommst du damit klar, trotz Wusch kein Kind zu haben? Bei ist ist das so. Ich habe nicht den absoluten Wunsch nach einem Kind, es wäre sehr schön, aber wenn nicht, geht das Leben auch so weiter. Ich frage mich allerdings manchmal, ob ich es irgendwann bereuen würde, kein Kind zu haben. Aber das kann mir keiner beantworten.

Liebe Grüße und einen schönen Tag
Silvermoon
Xavro
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Re: Cymbalta in der Schwangerschaft???

Beitrag von Xavro »

Hallo Artemis,

ich gebe Dir völlig recht. Natürlich hat auch der Vater einen Einfluss, allerdings hat hier eine depressive Mutter gefragt, daher bin ich nicht näher auf den Vater eingegangen.

Genauso gut kann ein gesunder Vater aber auch einen stabilisierenden Effekt haben und Phasen in denen die Mutter krank ist, kompensieren.

Ich würde einem kranken Menschen (welche Krankheit auch immer) nicht grundsätzlich verbieten ein Kind zu bekommen. Wichtig halte ich dabei aber eine umfassende Aufklärung, damit man sich wirklich gut und bewusst entscheiden kann, denn man übernimmt schließlich Verantwortung für das neue Leben. Und wenn das Kind später tatsächlich krank wird, wird man sich sicher gewaltig Vorwürfe machen, wenn man nicht gründlich nachgedacht hat und ruhigen Gewissens entschieden hat.

Gruß
Xavro
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Xavro
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Re: Cymbalta in der Schwangerschaft???

Beitrag von Xavro »

Hallo noch einmal,

in diesem Zusammenhang empfehle ich übrigens immer die folgenden Bücher, um einen Einblick in die Problematik zu bekommen:

Alice Miller, Das Drama des ungeborenen Kindes

Josef Giger-Bütler, Sie haben es doch gut gemeint

Gruß
Xavro
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artemis
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Re: Cymbalta in der Schwangerschaft???

Beitrag von artemis »

Hallo Silvermoon,

ja, ich antworte dir gerne auch wenn ich keine abschließende Antwort habe. Ich kann dir nur von meiner Entwickling schreiben und wie es mir zur Zeit damit geht.

Also fangen wir in der frühen Jugend an. Da konnte ich mir gar nicht vorstellen mal ein Kind zu haben. Freundinnen träumten von Partnern und ihnen war ganz klar, es war selbstverständlich, dass die mal Familie und Kinder haben würden. Bei mir war das irgendwie anders. Warum das so war, davon habe ich auch heute nur eine Ahnung. Vielleicht war es mein physisch wie emotional abwesender Vater, der in mir die Überzeugung weckte, so soll kein Kind groß werden und unter solchen Umständen will ich auch kein Kind haben. Als noch halbwegs Kind war mir nicht klar, dass man auch alles ganz anders machen kann.

Später (nur später?) kamen Erlebnisse mit Männern und Gesellschaft dazu, die mein Vertrauen in andere weiter erschüttert haben. Ich will und kann das hier nicht weiter auswalzen. Aber solche Erfahrungen schaffen einem nicht gerade die Sicherheit in der man über Familie und Kinder nachdenkt, zumindest mir nicht.

Irgendwie war und ist mir meine emotionale, wie wirtschaftlich Unabhängigkeit wichtig. Einen Partner mit dem man Freud und Leid teilen kann und trotzdem in keiner Form von einander Abhängig ist, das habe ich mir immer gewünscht. Warscheinlich ist das aber eine Utopie.

Mit mitte 30 hatte ich dann den Partner, der ähnlich wie ich träumte. Aber dann platzte der Traum. Erst wurde er wiederholt Krank und es wurde langsam klar, dass es wohl eine manische Depression bei ihm ist. Ich auch psychisch nicht die stabilste habe langfristig darunter gelitten. In Krisenstituationen konnte ich immer Augen zu und durch machen. Aber es blieben mir keine Erholungsphasen mehr. Immer ging es nur um seine Krankheit, seine Bedürfnisse. Ich bleib auf der Strecke und wurde selber krank. Verständniss dafür war scheinbar null. Klar ich hätte mir meinen Freiraum, meine Bedrürfnisse... nehmen müssen. Aber finde dafür mal die Kraft, wenn du selber angeschlagen bist und von der Krankheit noch fast gar nichts weißt. Jedenfalls haben wir uns im Herbst 2000 getrennt, in dem Wissen das wir uns gegenseitig nicht gut tun. Heute bin ich schlauer, weiß mehr über die Krankheit und wie man damit umgehen kann. Vielleicht hätte eine Paartherapie uns helfen können. Wir hätten uns gegenseitig weiterhin viel geben können, wenn wir den richtigen Weg dafür gefunden hätten. Die Kinder von denen wir zu Beginn der Beziehung mal geträumt hatten, hätten wir bei den Problem sicher nicht bekommen sollen und an diesem unerfüllten Wunsch ist die Beziehung auch nicht gescheitert. Sie ist an uns gescheitert, an meinem Unwissen, an ich weiß nicht was noch allem. Alle sahen uns ja schon mit Kindern. Arte die in allem Spätzünderin, aber nun doch bitte noch ganz schnell doch bitte auch Enkelkinder von der Tochter. Druck, Druck, Druck und so schwierige Problem im Alltag in die Kinder gerade gar nicht passen. Die Trennung war erstmal eine Erleichterung für mich.... Aber noch heute trauer ich um diese eine ganz besondere Beziehung, die ich einerseits haben durfte, die aber nach 3 Jahren so erdrückend und scheinar unlebbar würde.

Die Trennung liegt nun fast 6 Jahre zurück, inzwischen bin ich 42 und meine biologische ist für Kinder wohl abgelaufen. Eine neue Partnerschaft hat sich bisher nicht ergeben, vielleicht könnte ich mich auch noch immer nicht drauf einlassen.

Jahrelang sah ich mich nicht mit Kindern, dann kam spät doch noch diese Sicht und der Wunsch. Der Wunsch ließ sich nicht erfüllen und nun muß es, wie als Jugendliche voraus gefühlt ohne Kinder gehen. Zur Zeit geht es mir gut damit. Einfach ist das aber auch nicht immer. Jeder denkt du hast aus wirtschaftliche Berechnung keine Kinder und dabei waren es "nur" üble Lebemsumstände und menschliche Unfähigkeiten.

Sorry bin gerade zu traurig zum weiter schreiben. Und was ich bisher zu "Papier" brachte hilft dir wahrscheinlich nicht viel. Irgendwie fehlt der Kankpunkt noch. Kenne ich den nicht oder kann ich ihn nicht formulieren??? Ich weiß es gerade nicht.

Ja, doch, so richtig gut geht es mir wohl gerade doch nicht mit dieser Entscheidung/ Entwicklung. Aber ich weiß auch, dass es richtig ist, dass ich jetzt nicht auch noch für ein Kind sorgen muß und will. Aber wer weiß? Was wäre, wenn ein Kind jetzt "einfach" da wäre? Einfach weil es nun mal entsteht wenn 2 Menschen sich sehr lieb haben... Ich würde dieses Kind sehr lieben und alles dafür tun, dass es ihm besser ergeht als mir, wie wohl fast alle Eltern.

Sorry, bin verwirrt und traurig gerade. Vielleicht kann ich morgen noch was sinnvolles schreiben. Aber du darfst auch fragen, wenn dich was interessiert. Lass dich dabei von meiner Traurigkeit nicht abhalten. Das wird schon wieder.

LG Arte
silvermoon
Beiträge: 47
Registriert: 18. Sep 2004, 07:38

Re: Cymbalta in der Schwangerschaft???

Beitrag von silvermoon »

Guten Morgen Arte,
ich danke dir für deine Offenheit. Manchmal sind es wohl einfach die Lebensumstände und verschiedenen Geschehnisse, warum man kinderlos bleibt. Ich denke, alles im Leben hat seinen Sinn. Auch wenn wir es nicht verstehen oder es schmerzt.

Liebe Grüße
Silvermoon
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Cymbalta in der Schwangerschaft???

Beitrag von artemis »

Hallo Silvermoon,

danke für deine lieben Worte.

Irgendwie fühle ich es so, wie du es ausgedrückt hast. Es hat nicht sein sollen. Irgendwo ist ein Sinn im Ganzen und gelegentlich sehe ich den sogar.

Ich trauer heute auch nicht ständig einem Kind und einer Familie nach. Aber jetzt wo es mehr oder minder endgültig ist, denkt man schon manchmal drüber nach, warum es eigentlich so gekommen ist. Hätte es nicht auch andrers sein können? Wie würde es mir heute dann gehen? Und manchmal bin ich dann traurig. Warum hat mein Leben nicht in etablierten Bahnen statt finden können? Warum muß bei mir immer alles anders sein als bei den meisten? Ein Leben in üblichen Bahnen scheint mir manchmal einfacher zu sein. Aber ich weiß auch nicht, ob das stimmt. Da fehlt mir die Erfahrung.

Mancher Kommentar tut mir da manchmal sehr weh. Besonders die aus der Richtung: Du hast es doch gut. Du mußt für niemanden sorgen. Du mußt auf niemanden Rücksicht nehmen.

Ja, ich muß für niemanden sorgen aber es sorgt auch keiner für mich. Und Rücksicht auf Angehörige muß ich nicht viel nehmen. Aber im Verwandten, Freundes und Kollegenkreis sind viel mit Kindern und ich versuch so viel ich kann meine Flexibilität dafür zu nutzen sie, so weit es mir möglich ist, zu entlasten.

Z.B. mein Bruder hat Familie und Kinder und meine Eltern springen dort gelegentlich helfend bei der Kinderbetreuung ein. Wenn meine Eltern aber mal Hilfe brauchen, weil sie manches nicht mehr so gut könne, dann mache ich das. Mein Bruder hat nicht die Zeit dafür und 100km weg ist er auch von uns. Ganz normal für mich, das so zu regeln.

Anderes Beispiel: Mein Kollege hat auch Kinder. Ich plane meinen Urlaub und meine Freientage so, dass das auch mit den Bedürfnissen seiner Familie passt. Im Frühjahr hätte ich eigentlich gerne Urlaub gemacht. Überstunden abbauen und Resturlaub verbraten. Aber da würden bei uns sie Kindergärten und Horte bestreikt. Klar, dass ich da nicht frei gemacht habe, damit mein Kollege bei Bedarf freimachen und seine Kinder hüten kann. Dann waren da noch diverse dienstliche Verpflichtungen und so sitze ich noch heute auf 9 Tagen Resturlaub und 40 Überstunden.

Nicht dass ich das als große Leistung ansehe. Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit so zu handeln. Aber überall Kinderlose als berechnende Egoisten darzustellen, das tut mir weh. Ich denke es gibt viel Kinderlose die so handeln und damit schon dazu beitragen, dass es für Leute mit Kindern etwas leichter wird.

Und um das Finanzielle zu erwähnen. Mir bleiben gut 50% vom Bruttogehalt, der Rest geht drauf für Steuern und Sozialabgaben. Was mir bleibt reicht zum Leben ohne jeden Cent mehrfach umbrehen zu müssen bevor man ihn ausgibt. Große Sprünge sind aber nicht drinn. Und das bei einer guten Ausbildung, die ich selber finanziert habe. Also ich denke auch finaziell trage ich zur Gesellschaft bei, was ich kann.

Am meisten kotzt mich scheinbar gerade an, wie ich als Kinderlose in der Gesellschaft gesehen und von Medien und Politiker dargestellt werde. So ganz freiwillig bin ich nicht ohne Kinder und pure Berechnung liegt dem nicht zugrunde. Aber rechnen wir mal anders rum. Hätte ich ein Kind bekommen, dann wäre ich heute wahrscheinlich alleinerziehend und von Sozialhilfe abhängig. Ob das für die Volkswirtschaft günsiger wäre?

Soweit zu meinen aktuelle Erfahrungen mit ohne Kind. Dann gibt es noch die Gedanken an die Zukunft. Wie wird es sein, einmal alt zu sein und keine Kinder zu haben, die sich ein bißchen um einen kümmern? Bisher habe ich Familie als etwas erlebt, das nicht perfekt ist, aber trotzdem war da ein gegenseitiger Halt, eine gegenseitige Hilfestellung, etwas auf das man sich im Notfall verlassen kann. Das alles werde ich im Alter nicht haben. Wie soll das einmal werden wenn ich nicht mehr so kann? Klar Grundversorgung gibt es, wenn nötig im Heim. Aber damit das keine reine satt und sauber Veranstaltung wird, ist Familie meist wichtig. Meine Oma mußte zum Schluß ins Pflegeheim. Zuhause ging es nicht mehr, sie brauchte Betreuung rund um die Uhr. Wir haben sie aber viel besucht, ihr bei sehr persönlichen Dingen geholfen und wenn es ging, sie mit dem Auto durch die Gegend gefahren. Sie hatte immer viel Spaß daran Orte ihrer Kindheit dabei wiederzusehen. Wer wird mir mal im Alter ähnliche kleine Freuden ermöglichen?

So, nun habe ich wohl so ziemlich alles angesprochen, was mir zum Thema durch den Kopf geht. Viele Bereiche habe ich für mich nicht abgeschlossen. Vieles ist offen und für das meiste wird sich eine Lösung finden, wenn es soweit ist. Und da ich schon so früh und eigentlich unbelastet gefühlt habe, dass ich kein Kind, keine Familie haben werde, denke ich, dass das Schicksal es so für mich vorbestimmt hat. Ich werde weiter kämpfen und meinen Weg gehen.

Arte
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