Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Stefan_auf_der_Suche
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Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Stefan_auf_der_Suche »

Hallo,

das Thema bewegt mich jetzt einfach und ich erlaube mir etwas darüber zu schreiben.

Jetzt wird gleich meine Tochter kommen und ich fühle mich heute nur traurig und "wie tot". Es ist Papa-WE. ahrscheinlich wird sie aber in mir etwas zum klingen bringen, da ich zu Aktivität gezwingen bin.

Gleichzeitig muss ich aber meine Ex sehen, die mich wegen meiner Krankheit (Angst, Depression) verlassen hat. Ich kann das alles nicht mehr. Wieviel muss ich denn noch aushalten?

Die Angst begleitet mich seit Schulzeiten und die Traurigkeit und das Überfordertsein kamen im Laufe der Zeit hinzu. Jetzt fühle ich mich so allein, lehne indirekt alle Kontaktangebote ab, funktioniere nur noch.

Da stimmt doch was nicht, oder?

Ich nehme aber auch schon seit 3 Jahren AD (Fluoxetin mal 20 mg grade 40 mg), mache Therapie. Lustig ist, da die Stunen ausleaufen wollten wir Lebensspuren suchen, ich habe nur nichts gefunden,

Leistungsmäßig schaffe ich alles, aber das kann es doch nicht sein.

Ich wollte es nur noch mal schreiben dürfen, ich probiere die Gednaken zu ordnen, nehme meine AD's, versuche den Tag zu spüren mit meiner Tochter zusammen, und versuche offen zu sein. Und trotzdem könne ich nur weinen, also wie gesagt irgendwas stimmt da nicht.

LG

Stefan
alexa71
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von alexa71 »

hallo stefan

ich kann deine situation schon verstehen. es ist verdammt schwierig, wenn es einem schlecht geht, den kindern dann nicht gegenüber sich "hängen" zu lassen. ich hab auch 2 kiddies und die kennen leider auch meine stimmungstiefs, besonders nach meiner damaligen scheidung. man will sich aufraffen, aber es klappt nicht immer. für die kinder ist es eine schwierige situation.
ich versuche dann meist, wenn es gar nicht mehr geht, mit den beiden zu reden. ihnen zumindest zu erklären in kurzen sätzen, dass es nicht ihre schuld ist, dass ich so drauf bin. sie kennen meine krankheit und sind damit gross geworden und sie wissen, dass es nicht immer so ist.

vielleicht hilft dir ja eine "geregelte" medieinnahme. du schriebst du nimmst 20mg fluxetin und "jetzt" 40mg. ich hab das so verstanden, dass du mal mehr mal weniger medies nimmst. wenn dir die geringere dosis nicht ausreicht, solltest du bei der höheren bleiben und nicht so viel experimentieren

lg alexandra
skip
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von skip »

Guten morgen Stefan,

kann es vielleicht sein, das garnicht deine Tochter, sondern deine Exfrau das Problem ist?
Du schreibst du könntest nur Weinen. Vielleicht siehst du in deiner Tochter einfach auch deine Exfrau?

Im Bekanntenkreis von mir gibt es so ein ähnliches Problem, obwohl der Vater nicht depressiv ist. Solltest das mal bei deinem Thera ansprechen.

Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass euer WE dennoch sehr schön wird. Und ich glaube ganz ehrlich, dass deine Tochter nicht erwartet, dass du "nur funktionierst" sie wird dich sehr lieb haben und sich einfach nur auf dich freuen.

Vielleicht kannst du sie zwischendurch mal ne halbe Stunde selber beschäftigen, dass du etwas Zeit zum durchatmen hast?

Sei nicht traurig, freue dich über den Besuch und bei diesem schönen Wetter kann man doch sooo viele tolle Dinge unternehemn.

LG Skippy
Der Weg war schon immer das Ziel
Stefan_auf_der_Suche
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Stefan_auf_der_Suche »

Meine Tochter hat gesagt, dass sie mich lieb hat.

Ich habe eine Brief zwecks Unterhaltsnachzahlungen vom Sozialamt bekommen und bin vor meiner Tochter zusammengebrochen. Die Ex hat sie jetzt abgeholt. SO ist die schonungslose Wahrheit. Ich stelle mich ihr.

Ja, Du magst recht haben, dass ich die Trennung noch nicht verarbeitet habe, ja es ist so.

Morgen in der früh kann ich sie wieder abholen um wenigstens noch einen Tag mit ihr zu haben.

LG

Stefan
barney

Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von barney »

Hallo Stefan,

leider kann ich Dir auch nicht helfen. Aber immerhin möchte ich Dir sagen, daß Du nicht allein bist. Schreib´ Dir hier Deinen Kummer von der Seele; wir werden Dir zuhören.

Gib´ nicht auf; es kommen auch für Dich wieder bessere Zeiten.

Ich wünsche Dir morgen einen schönen, sonnigen Tag mit Deiner Tochter.

Gruß
Bernd
skip
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von skip »

Lieber Stefan,

schön das du deine Exfrau benarichtigt hast *ein grosses Lob dafür* Ich denke morgen wird ein besserer Tag werden.

Ich drück dir feste die Daumen für bessere Zeiten, denn deine Tochter wird es dir danken)))))

Alles erdenklich Gute
Skippy
Der Weg war schon immer das Ziel
Stefan_auf_der_Suche
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Stefan_auf_der_Suche »

Hallo,

ich danke Euch für die netten Worte und Aufmunterungen. Und ich schreiben einfach weiter.

Ich werde mich nicht unterkriegen lassen, gestern bin ich ja erst mal psychisch zusammengebrochen und dann auch noch physisch (Kreislauf, Todesängste, meine Angst mein ewiger Begleiter).

Die Situation ist die folgende: ich habe die Unterstützung meiner Therapeutin (auch wenn ich nur mehr 3 Std. habe, ach sie ist so herrlich naiv....), wahrscheinlich auch meines Neurologen und meiner Schwester und meiner Eltern. Gerade habe ich mit meiner Mutter telefoniert und habe ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen soll, ich werde nicht aufgeben. Die Ex hat gerade in dem Telefonat wegen meiner Tochter gesagt, dass ihre Anwältin noch mehr gesagt hätte, was ihr monatlich zustünde (934,00 EUR). Dazu kommt eine Rechnung für meinen Anwalt, meine Schulden beim Sozialamt wegen der Unterhaltsnachzahlungen, etc. Kein menschenwürdiges Leben bei einer 50 - 60 Std Woche Arbeit aus calvinistischem Pflichtbewusstsein. Ich denke man kann eine Schraube auch überdrehen. Zu meiner Entlastung habe ich dies alles bereits meinem Anwalt gemailt.

Und wegen meiner Erkrankungen (Depression, ob leicht oder mittelschwer oder schwer, und Angst) ziehe ich jetzt in Erwägung, dass ich mich um mich kümmere und meine Krankheiten mal vernünftig angehe. Also Arbeitsunfähig werde (ob ich es schon bin oder nicht ist meiner Meinung nach eine reine Definitionssache), und mich in ärztliche Obhut begebe. Ich habe arge Hassgefühle gegen meine Ex und gleichzeitig Trauer und Liebesgefühle (ein Gefühlschaos, das ihr hoffentlich verstehen könnt).

Könnt ihr das nachvollziehen, ich bin kein Unterhaltsflüchtling, ich zahle brav für meine Tochter und auch für meine Ex (650 EUR im Monat, so wie es mein Anwalt ausgerechnet hat) und davor habe ich entsprechende Betrgäge bezahlt je nach Liquidität, so war es mit meiner Ex vereinbart. Gleichzeitig habe ich kaum Einfluss auf die Erziehung meiner Tochter, da ich immer nur so auf dem Laufenden gehalten werde. Aber wisst ihr, irgendwie fühle ich mich auch stark jetzt, denn ich weiss, dass ich nicht untergehen werde.

Traurig, na klar, ein tiefes Gefühl im Bauch, es bohrt sich in die Gedärme, aber jetzt kann ich meine Tochter holen und mit ihr den Tag verbringen. Zu meiner Entlastung treffe ich mich mit meinen Eltern, dann können die wenigstens mit meiner Tochter spielen.

Darf ich einfach weiter schreiben, sagt mir bitte auch Eure Meinungen auch Kritik, ich vertrage das schon.

LG an alle,

Stefan
alexa71
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von alexa71 »

hallo stefan,

tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. ich kann die situation wirklich nur allzu gut nachvollziehen, hab auch ne scheidung hinter mir. auch das hin und her mit den anwälten kenne ich. warum fordert die anwältin deiner frau plötzlich 300 euro mehr als zuvor? ist deine tochter in eine andere altersgruppe gerutscht? normal bestimmt das ja die düsseldorfer tabelle und die jeweiligen abzüge wieviel man bezahlen muss.

wegen der rechtsanwaltskosten kannst du versuchen zum amtsgericht zu gehen und einen "berechtigungsschein" zu beantragen, wenn dein einkommen nicht zu hoch ist.

ich wünsche dir weiter durchhaltekraft, und den glauben daran, dass es besser wird. hoffe, du wirst noch einen schönen tag mit der tochter verleben.

glg alexandra
sewi
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von sewi »

als mein bruder sich scheiden ließ, hat er in alles, was der gegnerische anwalt vorschlug, bereitwillig eingewilligt. zu seinem leidwesen auch dahinein, dass er nicht nur sein kind, sondern auch seine frau, sofern arbeitsunwillig/unfähig, für die zukunft erhalten wird. der erfolg: er wird nun die nächsten 18 jahre (oder länger) bis aufs existenzminium gepfändet sein, egal wo er arbeitet - und solange seine frau nicht arbeitet.

das kommt halt davon, wenn man eine frau heiratet, die es als selbstverständlich ansieht, sich auf ihrer muschi auszuruhen, während der (ex-)begatter das geld heranschafft.

dazu muss ich sagen, mein bruder hat nur deswegen alles unterschrieben, damit er ungestraft seine neue flamme besteigen konnte.

scheidungsgeschäfte sollte man sich eben
gut überlegen.

sewi
Stefan_auf_der_Suche
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Stefan_auf_der_Suche »

Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten.

@sewi: die Ausdrucksweise finde ich ehrlich gesagt nicht angebracht, denk mal drüber nach.

Das WE ist jetzt vorbei, das hier schreiben können hat mich etwas entlastet, außerdem habe ich mir heute Hilfe geholt, so dass es mit meiner Tochter doch ein "Guter" Tag war.

Ich sehe jetzt klarer: ich habe auch das Recht mich um mein Wohlergehen zu kümmern, mich nicht nur über Leistung zu definieren. D.h. ich werde mich wahrscheinlich auf meine Krankheit einlassen, sie behandeln und dann wieder neues Land erblicken. Ein offenes Gespräch mit meiner Arbeit - was haltet ihr davon? Ich halte insgesamt dem Druck nicht mehr Stand, nächste Woche ist in der Kanzlei schon wieder so viel los, ich gehe nur mehr am Zahnfleisch daher.

Meine EX sagt immer angesichts ihres langem Studiums, ich hätte doch gewusst, wenn ich geheiratet hätte, gleichzeitig wusste sie aber auch über meine Krankheit bescheid.

Ich bin so traurig, aber nicht nur wegen der Trennung, sondern mehr so generell... (oh mann, wenn ich das lese, dann denke ich mir um Himmels willen, die denken ja ich bin völlig durchgeknallt). Wobei das Denken darüber was die anderen über mich denken schon wieder Teil des Problems ist.

Also, ich werde mir weiterhin Hilfe suchen, denn untergehen will ich nicht - ich mag auch mal wieder die Sonnenstrahlen spüren und das Leben schmecken.

Wenn es nervt, dass ich hier so offen schreibe, bitte ich um feedback.

LG

Stefan

PS: Neben dem Weinen habe ich immerhin auch gelacht, am WE mit meiner Tochter......
barney

Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von barney »

Hallo Stefan,

sehr gut, daß der Tag mit Deiner Tochter so schön für Euch beide gewesen ist.

Zum Thema Ex-Frau möchte ich Dir nur raten, Dir unbedingt einen guten Anwalt zu suchen. Dein Geld bist Du sowieso los; gib´ es lieber einem Anwalt als Deiner Ex. Diesen Rat hat man mir auch vor 2 Jahren gegeben. Ich habe ihn leider nicht beherzigt, weil ich keinen Unfrieden in den Scheidungsprozeß bringen wollte. Zudem habe ich meiner Ex vertraut; schön blöd von mir. Nun bin ich der Verlierer auf der ganzen Linie.

Gruß
Bernd
Ele
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Ele »

Hallo Stefan,

ich gehöre zu der anderen Fraktion, zu den verlassenen Ehefrauen mit 2 Kindern. Ich verstehe also sowohl die eine und auch die andere Seite. Mein Mann genießt lieber die Freizeit mit seiner neuen Flamme, anstatt sich um die Kinder zu kümmern. Unterhalt zahlt er so wenig, dass es eigentlich nicht der Rede wert ist. So lebe ich mit meinen zwei Kinder am Existenzminimum, d.h. kein Auto, keine kulturellen Veranstaltungen, keine Unternehmungen, Billigkleidung etc. etc. Ich selber will von meinem Mann keinen Pfennig Geld, aber die Jungs haben das einfach nicht verdient. Gerade der Große, eben in der Pupertät schämt sich, weil er mit seinen Spezln einfach nicht mithalten kann. Ich spare jeden Cent, damit ich meine Kinder im Sommer für 2 Wochen an die Nordsee schicken kann, an einen gemeinsamen Urlaub ist gar nicht zu denken. Besuchswochenenden finden statt, wenn mein Ex gerade mal Zeit hat, allerdings macht er da auch das was er will und nicht das, was die Kids wollen.
Ich merke, dass auch nach fast 4 Jahren noch unheimliche Wut auf diesen verantwortungslosen Menschen da ist. Stopp!

Sorry, dass ich mich so ausgebreitet habe. Eigentlich will ich nur sagen, nimm Dir die Zeit, Deine Trennung zu verarbeiten und selber wieder auf die Beine zu kommen und sei für Deine Tochter da, auch krank bist du sehr sehr wichtig für sie. Den finanziellen Kampf mit Deiner Frau musst Du wohl auskämpfen, aber für Kinder ist es zunächst mal nicht wichtig, ob sie wieder ein neues Spielzeug bekommen, sondern ob man als Elternteil trotz räumlicher Trennung present bleibt. Das mit den materiellen Wünschen kommt erst später und hat meiner Meinung auch mit Ersatz zu tun.

Übrigens gibt es ja auch bei Trennung einen Selbstbehalt, der zwar nicht sehr hoch ist, aber man kann sicherlich davon leben. Mein Ex hat jedenfalls ein nicht billiges Auto, das ich mir mit meinem Kontostand leider nie leisten könnte.

Wünsch Dir alles Gute und Kopf hoch!

Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

Stefan_auf_der_Suche
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Stefan_auf_der_Suche »

Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten. Ich war jetzt laufen und habe meiner Schwester alles erzählt. Sie unterstützt mich, das tut mir gut.

WIsst ihr, die Depressionen und die Angst waren ja schon Probleme vor der Trennung. Ich erinnere mich an eine Expositionsübung auf einer Brücke, uih uih uih, da habe ich vielleicht gezittert. Und das alles, die gesamten Umsatände bewirkt ja auch die tiefe Traurigkeit und die Erlebnisunfähigkeit. In einem anderen Thread habe ich ja schon geschrieben, dass ich trotzdem aus calvinistischem Gefühl der Arbeit weiter nachgegagngen bin, aber es ist jetzt vielleicht Zeit, dass ich mich um mich kümmere.

@ele: das was dir passiert ist, ist auch schlimm, und ich schiebe nicht generell Frauen oder Männern die Schuld zu. Eine Trennung ist immer hochemotional. Bei mir ist halt die Situation die, dass ich wegen der Krankheit verlassen wurde, mich trotzdem weiter durchgebissen habe, versuche ein guter Papa zu sein und mich dabei selbst völlig vergessen habe. Ich muss auch jeden Cent umdrehen, der Selbstbehalt ist übrigens lächerlich für Münchner Verhältnisse. Und in der Kanzlei laufe ich eh nur mit zwei Anzügen rum und einem Paar Schuhe - sozialer Abstieg.

Vielleicht weiss irgendjemand noch was ich tun kann, ich habe Angst...........

LG

Stefan
Ele
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Ele »

Ach Stefan,

ich kann Dich wirklich gut verstehen, ich habe ebenso eine generalisierte Angststörung, Panikattacken, Depressionen, mein Mann konnte damit auch nicht umgehen und hat uns einfach ohne Vorwarnung von heute auf morgen verlassen - ich weiß also wovon Du sprichst.

Ich hatte und habe immer die Kinder, mein Mann kümmert sich nur, wenn es ihm gerade mal passt, ich hätte mir in all den Jahren nichts mehr gewünscht, als dass mir irgendjemand die Verantwortung für die Kinder abgenommen hätte.
Die finanzelle Seite ist nicht spassig, das weiß ich selber und da ich ebenfalls in München wohne, sind mir auch die Lebenshaltungskosten hier bekannt.

Dass Du jetzt an Dich denken willst, finde ich toll, da bist du schon einen Schritt weiter als ich, ich rede seit Jahren davon, bis jetzt bin ich es mir scheinbar noch nicht wert gewesen.

Wie alt ist denn Deine Tochter, kannst Du es ihr schon erklären, wenn es Dir nicht gut geht? Meine Jungs sind 13 und 8 und können zumindest akzeptieren (wenn auch nicht verstehen) warum ich mit Ihnen keine Ausflüge machen kann (MVV). Gut, dass Dich Deine Schwester unterstützt,das ist sicherlich wichtig für Deine Tochter, dass sie noch eine andere Bezugsperson innerhalb Deiner Familie hat.

Meinen Fall sehe ich übrigens in sofern anders, als mein Mann sich sein Leben als Single mit einer superjungen Frau eingerichtet hat und die Kinder da keinen Platz mehr haben und da stellen sich mir die Nackenhaare auf.

Ich hoffe für dich, dass Du irgendwann eine Basis mit Deiner Frau findest, auf der Du so mit ihr kommunizieren kannst, dass es für Euch beide und vorallem für Euer Mädel o. k. ist.

Übrigens Ängste, so sagt man, sind sehr gut therapierbar, also stehen die Chancen ja nicht schlecht, dass Du bald wieder unter Leute gehen kannst und vielleicht auch jemanden findest, der Dich mit Deinen "Macken" akzeptiert und ernst nimmt.

Alles Gute Dir und
Gute Nacht!

Ele
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Friedrich Nietzsche

Stefan_auf_der_Suche
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Stefan_auf_der_Suche »

Leute,

ich war beim Anwalt, er hat mir Mut gemacht, und meine Therapeutin ebenso. Zum Glück fangen sie mich auf.

Aber diese Traurigkeit und Überforderung nagt in mir.

LG, @ele danke für's Antworten,

Stefan

PS: Aber gleichzeitig spüre ich eine Kraft in mir, die mir hilft zu überleben, interessant.
triste
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von triste »

Hallo Stefan,

beim Lesen dieses threads fand ich folgendes sehr interessant: Du steckst gerade in einer schwierigen Phase und entdeckst trotzdem eine Kraft in Dir, da wieder herauszukommen, mobilisierst ein "Überlebenwollen" und sogar: ein "wieder besser leben Wollen" und handelst aktiv danach.
Es ist ein typischer Fall, dass Menschen, die diese psychische Vulnerabilität schon von Kinheit an in sich tragen, im späteren Leben irgendwann zusammenbrechen, meist durch ein einschneidendes Erlebnis, wie in Deinem Fall die Trennung. Vorher versucht man immer, es irgendwie zu schaffen, kompensiert ein schlechtes Lebensgefühl durch Leistung (so war es auch bei mir), verdrängt, dass man eigentlich unglücklich ist und erst bei einem lebensgeschichtlichen Supergau bricht das alles wie eine Eruption heraus.
Weißt Du, in der Zuspitzung Deiner Situation liegt auch eine große Chance: Das, was da schon lange nicht rund läuft in Deinem Leben, nun endlich zu bearbeiten, zu entdecken und dann zu verändern. Du steckst ja schon mittendrin...
Ich wollte Dir sagen, dass Du sehr gesund reagierst, wenn Du einsiehst, dass Du Dich nun um Deinen Zustand kümmern musst. Dabei wäre vielleicht auch ein AD-Wechsel noch hilfreich. Es könnte zwar sein, dass die äusseren Umstände momentan das Fluoxetin nicht so richtig wirkungsvoll machen und je nach dem, wie lange Du schon 40 mg einnimmst (2-4 Wochen sollte man dem Zeit geben), könnte aber doch ein anderes Medikament unter U. besser helfen.
Ein wirksames AD kann einem die Kraft wiedergeben, weiterzumachen, ebenso wichtig ist eine Therapie, die funktioniert. Vielleicht machst Du momentan eine Verhaltenstherapie, die nach meiner Erfahrung bei frühkindlichen Störungen wenig hilft, und eine tiefenpsychologische T., oder eine Analyse würden Dir mehr helfen? Ebenso wichtig ist natürlich ein erfahrener Therapeut...ich kann da immer wieder nur ältere empfehlen, die haben einfach mehr Erfahrung und Lebensweisheit.
Das sind aber, wie gesagt, nur meine Erfahrungen und somit subjektiv...das Beste ist immer, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und das tust Du bereits und das ist der erste Schritt, konstruktiv der Krankheit etwas entgegenzusetzen.
Du kannst stolz auf Dich sein, dass Du das bereits geschafft hast.
Ich wünsche Dir alles Gute,
Virginia

P.S. Denk´doch für später auch mal über ein Teilzeit-Modell nach, mir hat das ermöglicht, weiter in meinem alten Job zu arbeiten. Aber erstmal krankschreiben lassen, ja?
Stefan_auf_der_Suche
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Stefan_auf_der_Suche »

Liebe Virginia,

vielen Dank für Deine Zeilen. Sie erscheinen mir sehr weise und einfach schön.

Das mit dem Krankschreiben lassen ist tatsächlich ein Problem für mich, da ich funktioniere, Druck in der Arbeit habe nd mich verpflichtet fühle und die Arbeit Struktur in meinem jämmerlichen Leben bedeutet (und auch Anerkennung). Außerdem ist der Job an und für sich nicht schlecht.

Und trotzdem kann ich nicht mehr. Gestern abend hatte ich mit der Ex ein Telefonat. Ich spürte, dass ich sie hasse und gleichzeitig noch liebe. Das Problem ist aber, dass ich bei mir selbst ankommen möchte, ich will das nicht mehr, diese Konfusion. Ich will was erreichen, ich will leben, und nicht erdrückt werden. Sie sagte, dass die Trennung für sie auch eine große Tragödie ist, dass sie es aber tun musste. Ich verstehe das nicht, denn ich habe nun alles verloren.

Aber Du hast recht in dieser Situation spüre ich tatsächlich eine Kraft: früher hatte ich Todesängste vor einem Herzinfarkt, inzwischen nehme ich mich so hin, und wenn das Herz aussetzen sollte, dann soll es eben so sein. Nicht mal resignativ, vielmehr annehmend.

Ich möchte doch einfach nur,

- lachen können
- glücklich sein
- lieben
- gemocht werden
- das Leben spüren
- wach sein
- mich akzeptieren
- Selbstsicher sein
- Selbstbewusst sein
- Kontakte eingehen und halten können
- meine Spuren finden

Hohe Anforderungen und unmenschliche Wünsche?

Die Trennung ist nur das Tüpfelchen auf dem i, es war davor ja schon schief in meinem Leben.

So, mir hilft das hier schreiben zu dürfen, entschuldigung, wenn ich so viel Platz einnehme.

LG

Stefan
triste
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Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von triste »

Hallo Stefan,
gestern schrieb ich bereits an Dich, aber da kam ein dermassen heftiges Gewitter über mich, dass ich meinen Mac abstöpseln musste vor Angst vor einem Schaden.
Erstmal freut es mich, wenn meine Gedanken bei Dir "ankamen"... ich möchte Dir auch jetzt ein paar Dinge sagen, die mir aufgefallen sind.

Hass und Liebe gleichzeitig zu empfinden ist wohl ein Zustand, in dem sich jeder oder fast jeder befindet, der verlassen wird. Also nichts, was Dich verwirren muss. Wichtig ist wohl nur, dass man diese Gefühle zulässt und sie durch sich hindurchströmen lässt wie einen Fluss, ohne ihn zu stauen.
Du schreibst, durch die Trennung hättest Du alles verloren...und da muß ich Dir sagen, dass das nicht stimmt. Du hast vielleicht den äusseren Rahmen verloren, der Dir Halt gab. Aber du hast noch immer Dich. Und Du hast die Chance, Dich neu zu entdecken, und: es vielleicht zu erreichen, Dein weiteres Leben so zu gestalten, damit Du zufriedener und ruhiger darin wohnen kannst.
Und Du bist Teil eines sehr wertvollen Geschenkes: Einer Beziehung zu einem Kind. Du wirst bedingungslos gebraucht und geliebt...das ist so viel mehr, als viele von uns haben!
Also - willst Du immer noch glauben, Du hättest alles verloren?
Was Deine Arbeit betrifft:
Manchem Depressiven scheint es besser zu gehen, wenn er die durch die Arbeit vorgegebene Tagesstruktur aufrecht erhält. Die regelmässige Beschäftigung ist aber auch eine Form von Verdrängung. Als ich krank geschrieben wurde, fiel ich erstmal so richtig ins Loch, aber heute glaube ich, dass ich so tief fallen musste, um überhaupt zu begreifen, dass da etwas geändert werden muss in meinem Leben. Ich musste lange und schwer leiden, um überhaupt bereit zu sein, Konsequenzen zu ziehen und habe auch lange Zeit davor versucht, durch Leistung zu verdrängen und klammerte mich erbost an den Glauben, dass schon irgendwann wieder alles wie früher werden würde.
Insofern kann ich nur sagen, dass es wirklich super-individuell ist, wie man diese Erkrankung besser übersteht: mit oder ohne Arbeit.
Meine Überzeugung ist, dass man sich der Depression voll und ganz stellen muss, aber wie viele Depressive gibt es, die weitermachen wie bisher, vielleicht Medikamente nehmen und die Episoden irgendwie überwinden? Es gibt also nicht "den" Weg...der einzige, universell gültige Ratschlag ist deshalb vermutlich: Tu´Dir Gutes und höre auf Deine innere Stimme.

Zu Deiner Wunschliste fällt mir noch ein, dass jeder Mensch diese Wünsche hat...ich auch.
Momentan geht es Dir so schlecht und ist Deine Wahrnehmung so verengt, dass die Erfüllung dieser Wünsche Dir für Dich unerreichbar scheint. Wenn Du Deine Episode überwunden hast, bekommst Du wieder einen anderen Blick: Hoffnung und Gewißheit erwachen wieder zum Leben und dann werden neue zwischenmenschliche Kontakte entstehen.
Das ist ein heikles Thema, denn die Einsamkeit klebt oft wie Teer an einem depressiven Menschen, und nur wenn man an sich arbeitet, kann man sie überwinden. Das glaube ich, auch wenn ich mich noch mitten in dieser Problematik befinde und diesbezüglich eigentlich keine prophetischen Sprüche klopfen sollte .

Also....versuche, irgendwie durch den momentanen Strudel zu kommen und den Kopf über Wasser zu halten.
Mit der Zeit kommst Du wieder in ruhigere Gewässer, denn es ist ständig alles in Bewegung und somit in Veränderung und schlechte Zustände bleiben nie für immer!
Alles Liebe!
Virginia
Stefan_auf_der_Suche
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Stefan_auf_der_Suche »

Liebe Virginia,

Deine Zeilen haben mich wieder erreicht....

"Wo kommen all die grauen Wolken her?
ich schau nach draussen auf den Tag
es regnet und ich kann nicht mehr
Wo ist der Blaue Himmel hin?
Ich weiss nicht warum ich lebe
nur dass ich am Leben bin......"

(Blumfeld, Graue Wolken)

Aber immerhin bin ich am Leben, mein Herz schlägt weiter, ich kann wieder weinen, schön, es löst sich was........

LG

Stefan
triste
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Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von triste »

" In mir
tausend Tränen tief
erklingt ein altes Lied
es könnte viel bedeuten..
in den Tag hinein
will es bei dir sein
singt für dich allein
von neuen Möglichkeiten.."

(Blumfeld, 'Tausend Tränen tief')
Stefan_auf_der_Suche
Beiträge: 79
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Stefan_auf_der_Suche »

Hallo,

ich kannte diese Band gar nicht, Blumfeld hat schöne Texte und die Musik fließt....

LG,

Stefan
Donnerschlag
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Registriert: 24. Jun 2006, 09:55

Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Donnerschlag »

Hallo,Stefan

dir mal liebe Grüsse hinterlass.


Lieben Gruss
Tama
Stefan_auf_der_Suche
Beiträge: 79
Registriert: 26. Mai 2005, 19:52

Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Stefan_auf_der_Suche »

Liebe Tama,

ich habe mich über Deine lieben Grüße sehr gefreut und sende Dir von Herzen ebensolche zurück.

LG

Stefan
Stefan_auf_der_Suche
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Registriert: 26. Mai 2005, 19:52

Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von Stefan_auf_der_Suche »

Hallo,

ich erlaube mir den Thread nach oben zu holen - um es mit Virginia zu sagen, ich habe meinen Kopf immer noch ausserhalb des Strudels und warte (und kämpfe) auf ruhigere Gewässer.

Ich bin jetzt tatsächlich krank, eine Magen-Darm-Grippe zur rechten Zeit, der Arzt hat mich bis einschließlich morgen krank geschrieben (welch ein Zeichen). Gleichzeitig bot mir der andere Arzt an, mich längerfristig wegen der Depri krank zu schreiben.

Er meinte, ich sei noch nicht zu meiner vollen Größe ausgewachsen und stehe mir selbst im Weg. Alle Optionen stehen offen und trotzdem fühle ich mich gelähmt, so dass ich mich nicht bewegen kann.

Jetzt werde ich aber auch mal endlich das AD wechseln. Ich will nicht mehr nur funktionieren. Meine Ex wird mich nun verklagen, wegen Unterhalt, und mir ist das alles eigentlich nur egal. Ob ich in der Arbeit weiter funktionieren kann?

Jetzt werde ich mich erst mal etwas hinlegen, es regnet hier den ganzen Tag, und dann geht es weiter.

Ich kann heute nur traurig schreiben, es geht mir nicht zu gut.

LG

Stefan
triste
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Re: Elternsein_mit_Krankheit_und_nach_Scheidung

Beitrag von triste »

Hallo Stefan,
na, dann will ich Dir mal antworten
Die Magen-Darmgrippe hat vermutlich die Funktion, Dich "erlaubterweise" ausruhen zu lassen und ist insofern zwar unangenehm, aber sinnvoll.
Mir fiel auf, dass Du von Unbeweglichkeit schreibst...dazu passt sehr gut etwas, das mir meine Analytikerin gestern sagte:
"Das Symptom ist ein Kompromiss aus Wunsch und Abwehr".
Wunsch und Abwehr agieren dabei "im Verborgenen", also Unbewußten.
Ich finde es sehr schwer, das zu analysieren, denn wenn das im Unterbewußtsein passiert, wie soll man es dann bewußt wahrnehmen können?
Das Bild, zwischen Wunsch und Abwehr zu stehen, finde ich aber sehr treffend für den Zustand von Depression.
Da Du Deine Unbeweglichkeit ansprichst, macht es für Dich vielleicht Sinn, mal zu überlegen, was Dein "Wunsch" und Deine "Abwehr" sein könnten.
Ich glaube, es könnte hilfreich sein, für sich zu erkennen, was man will, warum man es sich verwehrt und warum man sich versucht, davor zu schützen.

Dass dieses innere "Verharren" zwischen zwei Polen, dieses entscheidungsunfähig sein, = Stillstand =Depression ist, finde ich ziemlich treffend.

So, genug geschwafelt...hoffentlich einigermassen verständlich...
gute Besserung Dir!
Grüße
von Virginia
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