Therapeut sagt Ad macht süchtig

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Iris
Beiträge: 430
Registriert: 25. Aug 2005, 13:01

Therapeut sagt Ad macht süchtig

Beitrag von Iris »

Hallo,

gestern war ich bei meinem neuen Therapeuten,d.h momentan habe ich nur Kurzgespräche da noch kein Platz frei ist.
Ich habe ihn auf mein Medikament angesprochen(Doxepin)das ich nun mit unterbrechung 2 Jahre nehme.Es macht mich zwar ruhiger aber mir fehlt einfach der Antrieb.Eigentlich wollte ich ihn fragen ob ich vielleicht mal ein anderes AD ausprobieren soll oder vielleicht eine Kombination.
Er ließ mich gar nicht ausreden und sagte statt dessen ich soll es ganz ohne versuchen und das Doxepin langsam absetzten,da es süchtig macht.
Ich war wie vor den Kopf gestoßen,habe nochmal nachgefragt:"Süchtig??Ist doch ein AD".Er sagte alle Antidepressiva machen süchtig,es wäre ein großer Irrtum zu gauben das diese Medikamente nicht süchtig machen.

Naja,die Erfahrung das man sie nicht einfach so absetzten kann,da man "Absetzerscheinungen"bekommt habe ich auch schon gemacht.Wenn ich es aber über ein paar Tage absetzte habe ich keine Probleme gehabt.

Ich war so was von überrascht das der Mann das so gesagt hat.
Ich habe die Diagnose Dysthymie,also eine chronische Depression und habe mich lange ohne Medikament gequält,es hilft mir wenigstens einzuschlafen und das ich morgens nicht schon um 4 Uhr wach und unruhig im Bett liege,dann ist nämlich der ganze Tag gelaufen.

Also diese Aussage hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht.Aber ich werde es wohl nicht absetzten.

Liebe Grüße
Iris
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Therapeut sagt Ad macht süchtig

Beitrag von Chiron »

Liebe Iris,

auch ich nehme Doxepin wegen meiner Schlafstörungen ein.
Das einzige was mich daran stört, ist meine Gewichtszunahme.
Na ja, ich müsste sehr viel Sport treiben, die Ernährung dauerhaft umstellen...
Vor ca. 2,5 Jahren nahm ich es schon mal ein und zwar 150 mg pro Tag.
Als es mir wieder gut ging, setzte ich es langsam ohne Entzugserscheinungen wieder ab und schlief weiter nachts ohne Probleme.
Nachdem bei mir diesmal nicht mal starke Schlafmittel oder Valium beim Schlafen halfen, nahm ich wieder Doxepin und konnte sofort die erste Nacht wieder problemlos durchschlafen.
Zurzeit nehme ich abends 75 mg ein und setze es erst wieder ab, sobald ich mich stark genug fühle.
Deshalb bleib bei Deiner Dosierung, solange es Dir gut geht und lass Dich nicht verunsichern.
Notfalls wechsel den Arzt und höre Dir dessen Meinung an oder google mal.
Es gibt sicher genügend Infos dazu.

Alles Liebe und Gute für Dich,
Chiron

P.S.: Leide an bipolar affektiven Störungen.
Habe also auch keine Chance auf Heilung.
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Dendrit
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Re: Therapeut sagt Ad macht süchtig

Beitrag von Dendrit »

Hallo Iris,

ist das ein Psychologe oder ein Psychiater? Mein Psychologe lag mir oft in den Ohren, doch ein bestimmtes AD zu nehmen. Hätte weniger NW, bessere Wirkung etc. Von Pharmakoresistenz hat er offensichtlich nie gehört bzw. Einsatzgebiet.

Ich finde es unverantwortlich von einem Therapeuten sowas seinem Patienten / Klient zu sagen, wenn es nicht stimmt.

Nein, Iris, AD machen wirklich nicht abhängig. Psychische Abhängigkeit mal ausgeschlossen, aber das kannste auch auf ... z.B. Baldrian sein.

LG, Manuela
skip
Beiträge: 526
Registriert: 18. Feb 2006, 18:59

Re: Therapeut sagt Ad macht süchtig

Beitrag von skip »

Hallo Iris,

einen solchen Thera hatte ich auch, vor langer Zeit habe ich mit ihm gebrochen und meine Psychaterin wo ich jetzt hingehe, sagte mir das dieses eine gute Entscheidung war. Denn die richtige Therapie mit den passenden Medis kann uns wirklich helfen sagt sie.

Ich denke dein Gedanke die Medis evtl. zu erweitern oder umzustellen ist sicher eine gute Sache und ich würde mit deinem Psychater darüber reden.

Manchmal muss man auch Therapeuten vor vollendete Tatsachen stellen und du kannst ja beim Arzt die Bedenken deines Thera mal ansprechen.

Ich finds sehr hart was er dir gesagt hat.

Einen guten Weg wünscht dir Skippy
Der Weg war schon immer das Ziel
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Therapeut sagt Ad macht süchtig

Beitrag von Caroline1 »

Liebe Iris

Lass dich nicht verunsichern, der große Irrtum liegt ganz klar bei deinem Therapeuten! Ist schon ziemlich starker Tobak, seinen Patienten solchen Mist zu erzählen! Das würde mich auch veranlassen, darüber nachzudenken, ob ich bei einem solchen Therapauten überhaupt eine Therapie machen möchte. Denn 1. verbreitet er ganz klar Fehlinformationen und 2. lässt er dich nicht ausreden und scheint dich auch sonst nicht sonderlich ernst zu nehmen, so wie du es beschreibst. Da du ja noch am Anfang deiner Therapie zu sein scheinst, müsste ein Wechsel ja noch ziemlich problemlos zu bewerkstelligen sein.

Ansonsten wurde ja schon alles Weitere hier gesagt

Einen Gruß von

Caroline
Iris
Beiträge: 430
Registriert: 25. Aug 2005, 13:01

Re: Therapeut sagt Ad macht süchtig

Beitrag von Iris »

Danke für eure Antworten.Als "alter Hase"weiß ich wie wichtig Medis sein können und habe mich in all den Jahren auch gründlich in diese Sache eingelesen.

Ich möchte aber nicht wechseln,da ich froh bin überhaupt irgendwo unter gekommen zu sein.Ich stehe dort auf der Warteliste für Gruppentherapie,das möchte ich jetzt mal ausprobieren, da ich bisher nur Einzeltherapien gemacht habe.
Ausserdem hatte ich letztes Jahr eine Therapeutin die mir überhaupt nicht weitergeholfen hat.
Ich werde mir überlegen wie ich das mache.Ich werde ihm wohl das nächste mal sagen das es momentan noch nicht ohne geht.
Er kennt mich noch gar nicht richtig und ich glaube diese Aussage war sicherlich zu voreilig.
Ich weiß auch gar nicht richtig ob er Medis verschreiben kann,da er nur Psyschotherapeut ist,er Arbeitet aber in dieser Praxis für Neurologie und Psyschologie.Dort ist noch ein Arzt,bei dem ich aber nicht bin.Ich weiß gar nicht wie das dann geht.

LG
Iris
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.
lilly
Beiträge: 360
Registriert: 24. Jan 2006, 11:06

Re: Therapeut sagt Ad macht süchtig

Beitrag von lilly »

Ich habe auch nur gute Erfahrungen mit ADs gemacht. Von wegen Sucht. Was eine Sucht ist, weiß ich, da ich einmal Benzo-abhängig war.

Aber bei den ADs ist es etwas ganz anderes. Sie machen NICHT süchtig. Wer das sagt, kennt sich nicht aus.

Wenn erforderlich, werde ich wieder Doxepin nehmen. Das hat mir immer prima geholfen, und ich konnte es jedesmal problemlos absetzen.
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Therapeut sagt AD macht süchtig

Beitrag von tommich »

Eine psychische Abhängigkeit ist immer möglich, aber das betrifft nicht nur AD. Dann müsste dieser Therapeut dir z.B. auch das Spielen verbieten.

Es ist nun mal so, dass AD dergestalt in den Hirnstoffwechsel eingreifen, dass man sich besser fühlt.
In Abgrenzung zu Drogen stellt sich aber eine Normalisierung der Wahrnehmung ein, keine überschießende Wahrnehmungsverzerrung.
Rein körperlich fällt es normalerweise recht leicht, AD abzusetzen. Auch wenn sich Absetzsymptome einstellen erlebt man keinen Turkey, oder "Craving" wie die Fachleute hier es nennen, also das unnachgiebige Verlangen, den Stoff wieder zuzuführen.
Auf psychischer Ebene kann es aber durchaus sein, dass es schwer fällt sich von dem Mittel zu trennen, nämlich dann wenn versäumt wurde, das Selbstbewußtsein des Depressiven so wieder aufzubauen, dass er es aus sich selbst bezieht statt aus den Pillen. Das muss Teil der Therapie sein: Klar zu machen, dass nicht das AD die Arbeit macht sondern man selbst, dass es nur dabei hilft, man aber irgendwann auf eigenen Beinen stehen soll und stehen kann.

Ich kann, wie die anderen hier auch schon, nur zur Vorsicht raten bei einem Therapeuten, der solche Aussagen derart undifferenziert von sich gibt und dir damit eine wichtige Säule des Therapieerfolges zu nehmen droht. Will er am Ende nur, dass du mehr Stunden bei ihm abreißt?
Oder um mit meiner Therapeutin zu sprechen: Der Typ ist einer, der versucht, Diabetiker ohne Insulin zu behandeln...

Liebe Grüße
Thomas



Man kommt nie an, wenn man immer nur den halben Weg geht.



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Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Therapeut sagt Ad macht süchtig

Beitrag von Hina1 »

Hallo,

ich habe mir das eben mal durchgelesen und bin etwas verdutzt. Bin Angehörige und versuche meinen Freund gerade dahin zu bekommen, sich ADs verschreiben zu lassen. Aber darum gehts mir jetzt nicht.

Als Abhängigkeit verstehe ich und das habe ich immer wieder gelesen, daß sie dadurch gekennzeichnet ist, daß man eine Toleranz entwickelt und die Dosis erhöhen muß, um eine gleichbleibende Wirkung zu erzielen. Also habe ich auch irgendwie das Gefühl der Therapeut redet da ziemlich verantwortungslos oder habt Ihr irgendwie den Effekt, ständig erhöhen zu müssen? So wie ich das bisher gelesen habe, stellt Ihr Euch langsam auf eine bestimmte Dosis ein und schleicht sie, wenns geht, langsam wieder aus.
Wenn man das als psychische Abhängigkeit interpretieren würde, ja, dann wären wohl oder übel fast alle chronisch Kranken "süchtig", was ja der alte Begriff der Abhängigkeit ist und das ist dann ja wohl eher positiv, weil oft lebenserhaltend. Wo sieht der denn nun das Problem?

Ich hätte mir jetzt nicht wirklich vorstellen können, daß es Therapeuten gibt, die solche Aussagen machen. Hoffentlich trifft mein Freund nicht auf solch ein Exemplar.

Liebe Grüße
Hina
lilly
Beiträge: 360
Registriert: 24. Jan 2006, 11:06

Re: Therapeut sagt Ad macht süchtig

Beitrag von lilly »

Hallo Thomas, ich finde Deinen Beitrag sehr informativ. Vielen Dank.

Barbara
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Therapeut sagt Ad macht süchtig

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Nina

Du fragst nach psychischer Abhängigkeit von ADs. Ich sehe das so ähnlich wie Thomas, der das sehr treffend beschrieben hat ( wobei unter uns gesagt der Diabetiker natürlich körperlich abhängig ist vom Insulin , aber ansonsten find ich deinen Beitrag sehr gut Thomas! ): man kann von allen möglichen Dingen psychisch abhängig sein, vom PC, vom Internet, vom KND-Forum, von der Sonne, von bestimmten Menschen. Und solche Abhängigkeiten sollten durchaus auch hinterfragt werden.

Die Abhängigkeit, die aber hier wohl gemeint ist, ist die körperliche Abhängigkeit. In der Hinsicht kann ich auch dich Hina beruhigen. Du beschreibst ganz treffend die Charakteristika einer körperlichen Abhängigkeit. Und die sind nun mal nicht gegeben bei Einnahme eines ADs, ganz so wie du es vermutest.

Ich vermute eher, dass dieser Therapeut zu den Anhängern der Theras gehören, die sich in Konkurrenz zur bösen, medikamentenfreundlichen Spezies der verschreibenden Ärzte sehen. Solche Kriege werden zum Leidwesen der Patienten leider noch ab und zu ausgetragen, obwohl heutzutage nach Ansicht aller vernünftigen Therapeuten UND Mediziner eine Kombination aus Psychotherapie UND Antidepressiva die bestmögliche Therapie zur Behandlung von Depressionen ist. Ein Arzt, der mir raten würde "nehmen Sie diese Pillen und dann wird alles gut" würde ich für genauso verantwortungslos halten wie eben ein Therapeut, der mit Fehlinformationen mich von der Einnahme eines Antidepressivums abbringen will, umso mehr wenn er mich und meine Krankengeschichte kaum kennt.

Und nun wünsch ich euch eine gute Nacht

Caroline
dore
Beiträge: 216
Registriert: 15. Mär 2006, 11:29

Re: Therapeut sagt Ad macht süchtig

Beitrag von dore »

Antidepressiva machen nicht süchtig!!!!!!!!!!
Wechsel den Arzt, wenn der solch einen Quatsch erzählt. Ehrlich!
Das einzige ist, dass man AD´s langsam absetzt, damit man sich auch psychisch daran gewöhnen kann, wieder auf eigenen Beinen zu stehen.



Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.

-Immanuel Kant-
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

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