Bilder für das Namenlose

Onkel_Albert
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Bilder für das Namenlose

Beitrag von Onkel_Albert »

Hallo!

Jeder von uns hat wohl schon erfahren, wie schwierig es ist, anderen Menschen den Zustand während einer Depression zu beschreiben, sogar wenn es ein Mediziner oder Therapeut ist.

Mir ist aber aufgefallen, bei mir selbst und anderen, dass Bilder dabei recht hilfreich sein können. Vielleicht sogar für einen selbst, weil man dann leichter Bilder für einen Gegenstrategie entwickeln kann.

Welche Bilder kommen dir in den Sinn, wenn es dir schlecht geht?

Ich spüre dann zum Beispiel eine unsichtbare dunkle Wolke oder einen unsichtbaren Schatten.
Manche benutzen gerne das Bild von einem "Schwarzen Loch", von einem "Teufelchen im Ohr" oder von der "Schwarzen Dame".
Das letztere gefällt mir besonders, weil da so ein gewisser Respekt mitklingt, aber gleichzeitig auch eine gewisse Distanz zur eigenen Krankheit.

Ich bin gespannt auf unsere Kreativität!


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Ein jegliches hat seine Zeit,

und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde ...

(Prediger Salomo)
Clown
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von Clown »

Wozu willst du Bilder dafür finden, Keinstein? Damit gibst du deine Energien in das Negative, finde ich.

Viel besser wäre es doch, die Energien auf Gesundes, Positives zu konzentrieren.

Also Bilder zu finden für das Gefühl 'ich bin liebenswert' oder 'ich darf mein Leben genießen' oder 'ich kann so handeln, dass es mir gut geht dabei' oder 'ich habe alle Erlaubnis der Welt, ich selbst zu sein' ......

Naaa? Hast du dafür kreative Ideen?

Grüße, Clown
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Eckhart Tolle
blackjack3
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von blackjack3 »

Hallo
Ich denke, zuerst malt man ein Bild von dem was vordergründig ist...bei mir sicherlich grad die Depression, insofern kann ich Keinstein verstehen. Die "Dame in Schwarz" stammt ja nicht von mir, sondern vermutlich von Jung..hat der mal an Depressionen gelitten :what

Bei mir wäre es sicherlich irgendwas Schweres, vielleicht eine schwarze Lok (auch wenn das vielleicht merkwürdig klingt).
Bei mir ist die Kunsttherapie schon so lang her, das ich inzwischen ganz vergessen habe, das es sowas wie Zeichnen der Gefühle überhaupt gibt, also danke Keinstein

Für Interpretationen über die Lok würde ich mich natürlich freun, ich versuch ja dauernd da irgendwie rauszukommen *heul*
Liebe Grüße blackjack
tinamaus
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von tinamaus »

HallO!

Ich benutze solche Vergleiche auch manchmal, um meine Situation zu beschreiben. Zum Beispiel sage ich zum meinem Mann, wenn ich mich mal wieder nicht konzentrieren kann und ständig mit den Gedanken woanders bin (permanente Gedankensprünge): "Das Känguruh ist wieder da!" Damit will ich ausdrücken, daß meine Gedanken solche Sprünge machen, wie ein Känguruh. Und ein Känguruh kann ziemlich weit und auch schnell springen.

Dieser Vergleich ist auch nicht negativ, finde ich.

Tinamaus
zwerg174
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von zwerg174 »

Hallo Keinstein,

die Gedanken und Gefühle in Bildern auszudrücken halte ich persönlich für sehr sinn- und wertvoll. Dadurch, so könnte ich mir vorstellen, werden sie irgendwie greifbarer und bleiben nicht nur ein Phantom gegen das ich kämpfe.
Leider verfüge ich über absolut null künstlerisches Talent und kann da nicht aus eigener Erfahrung sprechen. Ich kann es mir nur sehr gut vorstellen.


Hallo blackjack3,

du stellst dir eine große schwarze Lok vor. Meine Interpretationen wären:
Eine Lok ist etwas Gewaltiges, durch das tiefe schwarz noch furchteinflößender, kann auch gefährlich sein wenn man ihr zu nahe kommt, u.U. gibt sie laute Geräusche von sich, die erschrecken können, sobald sie unterwegs ist, wird sie immer kleiner, zunächst noch ein winziger Punkt am Horizont und schließlich ist sie ganz verschwunden.

Sie kann aber auch etwas sehr Schönes sein, z.B. eine alte Dampflok, mit roten Rädern, lustiger Qualm kommt aus dem Schornstein, ein lachender Lokführer schaut aus dem Fenster, ein Heizer mit geschwärztem Gesicht und ganz lustigen Augen winkt, und diese Lok fährt wundervolle Ziele an, die ich mit ihr erreichen könnte.

Ich hoffe, die Interpretationen gefallen dir, ich würde die zweite, freundlichere Variante wählen um sie zu malen und mich weiter damit zu beschäftigen.

Liebe Grüße
Brigitte
zwerg174
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von zwerg174 »

Halloo Tinamaus,

die Idee mit dem Känguru finde ich toll und hat absolut nichts Negatives.

Für mich könnte ich mir sogar vorstellen, dass ich in dem Moment wenn ich es gesagt hätte auch gleichzeitig lachen müsste, weil ich es in Gedanken springen sehe.

Wenn es dir vielleicht ähnlich geht ist das doch eine wundervolle Sache sich selbst bei diesen Sprüngen zu unterbrechen.

Liebe Grüße
Brigitte
feuerfisch
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von feuerfisch »

Hai Keinstein

ich bin kreativ und drücke inzwischen meine Gefühle vielfältig in Text, Bild, Skulptur aus.
Es hilft mir sehr. Ironischerweise werden meine Sachen meist umgedreht interpretiert wie ich in dem Moment empfinde, aber das ist ok für mich.

Aber mein `Mann im Nebel´ ist etwas anderes, wenn ich ihm zu nahe komme, dann können andere mitempfinden.


Und @ Clown ...

Bilder für das Namenslose, für das Negativ können helfen (sich nicht jedem, aber schon etlichen) es `weg zu drücken´. Indem ich ihm Gestalt verleihe kann ich mich mit ihm auseinander setzen. Kann ihn sogar manchmal damit beiseite stellen, denn trotz allem Negativem ist etwas aus ihm entstanden. Verleugnen hilft mir nicht, schlägt mir nur auf den Körper.

Zudem denke ich das Namenlos es auch als `Verständigungshilfsmittel´ mit `Nicht-Depri-Leuten´ meint. Und da ist es oft sehr hilfreich. Sprich mit Menschen in Bildern, vorzugsweise in deren eigenen Bildern, so werden sie dich meist verstehen. Ein Beispiel: Wenn du Nachts Angst hast, so können das viele nicht verstehen, da sie doch dann sicher im kuscheligen eigenen Bett liegen. Sag ihnen das du dich fühlst wie als kleines Kind im Keller, so kennen sie dies Bild aus der eigenen Kindheit, es weckt Erinnerungen, auch erinnerte Gefühle.


So, Essen gibts - einen Schönen Abend noch!


feuerfisch
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
blackjack3
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von blackjack3 »

Hi Brigitte
Mit ersterem Bild hast du recht, so schauts aus. Und lösen würde ich das Problem gerne, indem ich eine Bombe unter die Lok lege. Wenn sie dann wegwäre, würde ich einfach drüber hinweggehen.
Das zweite Bild ist mir völlig fremd...merkwürdig das alles.
Auf jeden Fall Danke für deine Ideen!
Gute Nacht blackjack
Liber
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von Liber »

Hallo Keinstein,

Bilder für das Namenlose zu verwenden, finde ich eine gute Möglichkeit, anderen zumindest eine Ahnung vom inneren Seelenzustand zu vermitteln.
In meiner Psychoanalyse versuche ich oft, in Bildern zu beschreiben, wie es in mir aussieht.

Ich sehe mich auf schmalen Felsgraten balancieren, von denen es auf beiden Seiten in tiefe Abgründe geht. Oder ich stehe in einem weiten Spagat über einer Kluft und kann nicht vor und nicht zurück. Ich sehe mich an einer Felswand hängen, ohne eigenen Tritt, nur gehalten durch das Seil der Therapeutin und habe Panik, dass es nicht halten wird.

Oft sehe ich mich schwimmen. Ich schwimme mit geschlossenen Augen, bringe es nicht fertig, sie zu öffnen, obwohl ich mich wahnsinnig anstrenge. Ich habe keine Ahnung, wohin, aber ich muss schwimmen, sonst gehe ich unter und ertrinke. Auch davor habe ich riesige Angst.

Das Bild für die Depression ist für mich ein Gespenst, ein dunkles unheilvolles Gespenst, das sich zwischen mich und die Umwelt schiebt und mich von ihr trennt. Es macht mir riesige Angst, es ist mir unheimlich, mich gruselt, ich möchte mich wie ein Kind unter der Bettdecke vor ihm verkriechen, nichts hören und sehen.


Das Gespenst kriecht erbarmunslos zwischen mich und meine Umwelt, umwabert mich, macht alles um mich dunkel, trüb, schwarz, beängstigend, macht mich kalt, gefühllos, lähmt mich.

Oft habe ich mich überaus angestrengt, durch das Gespenst hindurchzuschauen, habe alles versucht, es zu ignorieren, doch das funktioniert nicht. Unheilvoll wabert es trotzdem über allem, bereit, mich ganz und gar in die Schwärze zu hüllen.

Ich muss es anschauen! Ihm ins "Gesicht" blicken. Schauen, wer es ist. Mich ihm stellen.

Wenn das nur nicht so schwer wäre!

Gruß von
Brittka
Edeltraud
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Keinstein,

mit diesem Ort beschreibt die Natur das Leid. Ich fühle mich dort sozusagen von der Natur verstanden und auch umgekehrt, und dadurch erleichtert.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Bayer ... ressen.jpg

http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Lusen.jpg

http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Lusen-sommerweg.jpg

http://www.photographie.de/module/galer ... &pid=60271

Grüße,
Edeltaud
Onkel_Albert
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von Onkel_Albert »

Ihr Lieben,
danke für eure Beiträge!
(Aber sie sollen ja nicht für mich persönlich sein, sondern für uns alle.)
Ein weites Spektrum, einschließlich Clown .

Edeltraud hat einen interessanten Aspekt angesprochen:
dass man sich in einer trostlosen Umgebung eher "verstanden" oder angenommen fühlen kann.
Ich kenne das umgekehrt vom Frühling - für mich die schwierigste Jahreszeit.


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(Prediger Salomo)
Mrs.DeepSea
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von Mrs.DeepSea »

Hallo zusammen,
ich finde die Idee mit den Bildern klasse.
Habe selber in Therapiesitzungen oftmals mit Bildern gearbeitet - und ich finde, wenn man sich mit dem inneren Bild auseinandersetzt und ihm einen 'Namen' gibt, dann kann man auch phantasievoll Wege entwickeln, die einem vielleicht helfen, ein anderes Bild zu malen?

Habe in der Klinik erlebt, dass jemand seine Panik-Attacken als einen riesigen, angsteinflößenden Drachen, der über ihn fliegt, erlebt. In der Kunsttherapie hat er dann den Auftrag erhalten, den Drachen darzustellen. Als sein Werk fertig war, musste er feststellen, dass es ein recht kleiner Drache war, dem er viel zu viel Negatives beigepflichtet hatte. Denn dieser Drache war nur hungrig und wollte erhört werden.. er musst so laut schreien, damit er nicht erstickt.
Mein Mitpatient bekam Mitleid mit dem Drachen und fühlte sich verpflichtet, auf den Drachen aufzupassen und dem unterdrückten Teil in ihm, mehr Gehör (Nahrung) zu schenken, damit der Drache nicht mehr so schreien brauchte...
Ich wüsste gern, wie es ihm heute geht - ich hoffe, es konnte dazu beitragen, dass er sein Leben nicht mehr so angstvoll beschreitet!

Ich selber habe mich in einer Höhle gefangen gesehen. Ein tiefer, dunkler Sog hinderte mich daran, aus der Höhle raus zu krabbeln. Ich musste eine Mauer bauen, die jedoch, sobald ich mit der einen Seite fertig zu werden schien, schon an anderer Stelle wieder spröde wurde - so stark war dieser schwarze Sog.
So war ich damit beschäftigt, die Mauer zu pflegen, meinen Körper einzusetzen, um die kleinen Löcher überall zu stopfen und dort zu flicken, wo es drohte, mich ganz aufzusaugen...
Kein Blick schien mehr möglich - über und hinter mir war dieses viel zu kleine Loch - die Öffnung zur Außenwelt. Viel zu klein, viel zu eng - viel zu weit weg.
Aus weiter Ferne, ganz dumpf und kaum hörbar, schienen ein paar liebe Menschen zu rufen: Komm doch raus - hier draußen ist es schön!

Ich sollte mir damals meinen Beschützer (meinen Teddy) als Wächter vor die Mauer setzen.
Zunächst konnte ich das nicht - wollte meinen einzigen Verbündeten doch nicht alleine mit dieser Mauer und dem Sog zurück lassen.
Dann wagte ich einen Schritt auf das Loch zur Außenwelt zu - und blieb stecken. Konnte weder vor noch zurück.
Ich zwängte mich ein wenig durch das Loch - und bieb lange Zeit dort sitzen - nur um zu schauen, ob es wirklich so toll da draußen ist. Und aus Angst, wieder in diese Löcher zu fallen, stand ich erst gar nicht auf!

Momentan wandere ich um das Loch herum.
Immer in der Nähe meines Teddys.
Traurig, dass er da unten hockt.
Ein wichtiger Teil von mir sitzt da - und ich müsste ihn zurück lassen, wenn ich mich zu weit von diesem Loch bewege.
Ich wünschte, er würde auch zu mir hochkrabbeln. Ich wünschte, ich könnte ihm da raus helfen - ohne vom Sog aufgefressen zu werden.
Den anderen Leuten, denen ich 'hier oben' begegne, denen traue ich nämlich nicht.
Ich will nicht weit von meinem Loch weg.
Denn dieses Loch kenne ich.
Woanders sind andere Löcher versteckt.
Und fremde Menschen stoßen mich vielleicht dort hinein, sobald ich nicht aufpasse?
Und so einen Freund, wie meinen "Teddy" (das Kind in mir?) finde ich nie wieder...

Claudia
Edeltraud
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von Edeltraud »

>>>Wozu willst du Bilder dafür finden, Keinstein?

Hallo Clown,
diese Frage von dir ist bereits im Eingangsposting von Keinstein beantwortet.
Kleiner Tipp: 2. Absatz
Genauer lesen

Grüße,
Edeltraud
Clown
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von Clown »

Liebste Edeltraud ,

«Vielleicht sogar für einen selbst, weil man dann leichter Bilder für einen Gegenstrategie entwickeln kann.»

Du hast völlig recht, Süße!

Depris und andere Menschen wollen verstanden werden, bevor sie bereit sind, etwas loszulassen, was bisher immer irgendwie Teil von ihnen selbst war, auch wenn es ihnen gleichzeitig die Energien raubte, nicht wahr?

Lieben Gruß,
Clown
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Eckhart Tolle
imagine
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von imagine »

Hallo

mein Thera verwendete immer das Bild "von sich nicht aus dem Körbchen trauen, weil man ja nicht weiß, was da ausserhalb auf einen wartet"
ich habe viel mit diesem Begriff anfangen können
und seit ich nich immer öfter raustrau, geht es mir auch besser.

Die Dame in Schwart hat aber auch was magisches an sich und auch das ist die Depression.
MAGISCH, UNHEIMLICH, etwas das man nicht fassen kann, eine schwarze Lok ist auch nur dann schön, wenn man sie von hinten sieht, von vorne, auf sich zurollend, macht sie einfach nur Angst, panische Angst, gerade dann, wenn man in der Depression gefangen ist und nicht bewegungsfähig,

sonntägliche Grüße
imagine


Liebe Claudia,
geh noch einml zurück und hole deinen Teddy, dann hast du nicht mehr so viel Angst vor den Leuten da draußen, nimm ihn einfach mit, denn ohne ihn wirt du nicht glücklich
- glaube ich -
und ein bißchen wird er dich auch beschützen und trösten

deine imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
Weltenwandlerin
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von Weltenwandlerin »

@ Clown!

Huhu, in dem was du schreibst meine ich jemanden erkannt zu haben, der sich mit positiven Energien/denken, Resonanz und co. beschäftigt hat. Richtig????
Jedenfalls kamen mir deine Worte sehr bekannt vor, sie fielen sozusagen auf fruchtbaren Boden.

Liebe Grüße aus dem hohen Norden,
Mika
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Clown
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von Clown »

Hallo Mika,

ne, nicht direkt pos. Denken oder Resonanz oder was du dir sonst noch so vorstellst...

Aber dass mein Geschreibsel bei dir auf fruchtbaren Boden fällt ist schön, freut mich.

Witzig ist, dass dein neuster Beitrag im 'Nerviges Auf und Ab' mich gerade auch sehr angesprochen hat.

Dir auch alles Gute auf deinem Weg,
Grüße aus dem schwäbischen Süden...während der hohe Norden meine Sehnsucht ist

Clown
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Eckhart Tolle
chrigu
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von chrigu »

Hallo zusammen,

da kann ich auch gleich ein paar Bilder beisteuern.
Das beste Bild stammt allerdings nicht von mir, sondern von Muckelmaus. Ihr Vorschlag war, sich die Depressionen als eine Hundemeute vorzustellen, in der die einzelnen Hunde verschiedene Aspekte verkörpern. Das hat den Vorteil - und deshalb ist es durchaus positiv, diese Bilder zu entwickeln - dass man einige der Viecher auch mal am Nacken packen kann und sie ins Körbchen verfrachten kann.
Außerdem ist ihnen das Schreckliche, Angsteinflößende genommen, weil es doch nur Hunde sind. Und einige haben mittlerweile festgestellt, dass ihre Hunde sogar ganz niedlich sind und gar nicht mal besonders groß. Sie sind da, aber wenn sie beschäftigt werden, dann sind sie recht harmlos.

Hallo Keinstein,
die dunkle Wolke kenne ich auch. Ich versuche auch immer, meiner Psychiaterin meinen Zustand in Bildern zu beschreiben. So kam ich auch zu "wie lebendig begraben" und "mit Beton ausgegossen". Sie fand die Bilder auch hilfreich, weil besser nachvollziehbar.

Viele Grüße
Chrigu
susan
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von susan »

Hallo ihr

ich kann auch viel mit Bildern anfangen - z.B. ist die Depression für mich oft wie ein Nebel, der mich einhüllt und von der Aussenwelt abschneidet - verzieht sich der Nebel empfinde ich alles um mich herum viel klarer, deutlicher und bewußter...

Oft fühle ich mich auch so, als wenn ich nur auf einem ganz kleinen Kreis stehe und die Angst, da "runterzufallen" ist riesig Vom Gefühl her ist es so, als würde ich bei jedem noch so kleinen Schritt ins Bodenlose fallen.

Dieses Bild habe ich auch mit in die Therapie genommen und wir arbeiten daran, den Kreis, auf dem ich stehe, zu vergrößern - klingt doch positiv oder nicht

Gruss
Susan


5MS8

Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von 5MS8 »

Hallo Keinstein,

erst jetzt habe ich dein Thema entdeckt - ich finde das eine gute Idee!

Für mich war tatsächlich die Jung´sche "Dame in Schwarz" lange Zeit die Personifizierung meiner Depression. Und auch ich habe so etwas wie Respekt für sie empfunden, habe sie auch als zwar streng, aber mir doch grundsätzlich wohlgesonnen gesehen.

"...wenn sie in dein Haus tritt, dann bitte sie zu Tisch und höre, was sie dir zu sagen hat", so das Zitat von C.G. Jung. Meine Bereitschaft war groß, sie anzuhören, zumal ich ja auch irgendwie weiß, dass meine Depression zum einen das Ergebnis unglücklicher Umstände, aber auch sicher von nicht so günstigen, "gelernten" Verhaltensweisen ist.

Als in den letzten Jahren meine Depression immer schlimmer wurde, veränderte sich dieses Bild der vornehmen schwarzen Dame: Zunehmend hatte ich das Gefühl, dass sie irgendwie Maß und Ziel verlor; dass zunehmend auch der Aspekt des Mich-Quälens mitschwang. Und irgendwann saß (statt der schwarzen Dame an meinem Tisch) ein schwarzes, hässliches Monster auf meiner Brust und nahm mir fast den Atem.

Mittlerweile habe ich kein Bild mehr von meiner Depression. Mir fallen nur Begriffe ein wie dumpf, stumpf, leer, schwer, gelähmt, Angst, kaputt.

Das ist eine Momentaufnahme, manchmal bin ich auch wieder zuversichtlicher.

Es gibt auch einige Gedichte, die mir in den verschiedenen Phasen der Depression aus der Seele sprechen, zum Beispiel der folgende Vers aus Hesses "Musik des Einsamen":


Jahre ohne Segen,
Sturm auf allen Wegen,
Nirgends Heimatland,
Irrweg nur und Fehle.
Schwer auf meiner Seele
Lastet Gottes Hand.

Das ist für mich ein bedrückendes, und trotzdem fast schon wieder "schönes" Bild der Depression: Dass die Hand Gottes (falls es einen gibt...) schwer auf der Seele lastet. Fragt sich nur, wie Gott (falls es einen gibt...) zu bewegen ist, die Last seiner Hand wieder von meiner Seele zu nehmen.

Nein, diese letzte Frage ist natürlich sehr symbolhaft gemeint. Aber das wäre wieder ein ganz eigenes Thema: Welche Rolle spielt Gott (falls es einen gibt...) in meiner (und eurer) Depression...
5MS8

Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von 5MS8 »

...aber wenn es ganz schlimm ist: Kein Bild ist schrecklich, trostlos, grausam, einsam genug, um dieses "Namenlose" wirklich darzustellen. So empfinde wenigstens ich es.
imagine
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von imagine »

Hllo Mitleidende,

wenn du da nicht recht hast, dann weiß ich auch nicht, dem gibt es kaum etwas hinzuzufügen!
Ich habe neulich in einer Todesanzeige auch so tolle zeilen von Hesse gelesen, ich muß mal schauen, vielleicht hab ich die Teitung noch, aber ich will mal versuchen, es in etwa wiederzugeben.
Nein, das würde dem guten Hesse nicht gefallen, ich werde die zeitung suchen.

Nächtliche Grüße
imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
Weltenwandlerin
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von Weltenwandlerin »

@ Clown!

Aber irgendwas aus meiner lieblings Eso- Ecke hast du doch gelesen, gibs zu! Solche Gedanken sind doch nicht normal, hihi!

Und wenn doch, dann Hut ab. ICH musste dafür erst so einiges lesen, um überhaupt mal auf die Idee zu kommen, dass ich kein Opfer der Umstände bin, sondern die Realität aktiv mitgestalte. Und so.

Und was war das mit der Sehnsucht?

Lg,
Mika
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blackjack3
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Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von blackjack3 »

@ frau58
Das Gedicht macht mich nachdenklich, denn ich habe grade in depressiven Phasen das Gefühl, Gott sei nicht da. Ebenso nicht meine innere Stimme, eben gar nichts mehr.
Ich weiß für mich, das es Gott gibt, aber ich frage mich, warum er mir das immer wieder antut

Gestern habe ich mal wieder das Buch "Traumfänger" von Marlo Morgan gelesen und da ist die These, das psychische Krankheiten spirituellen (bitte nicht mit esoterisch verwechseln) Ursprungs sind. Tja, aber wo sind nun die spirituellen Heiler?
In der Kirche, bzw deren Bediensteten, bin ich nicht fündig geworden. Wenn dann eher wenn ich alleine in die Kirche gehe (ohne Predigt). Da kann ich meinen Frust innerlich aussprechen und Gott anklagen, meist sitze ich dann irgendwann heulend da, es geht mir dann aber etwas besser. Gut, kann man auch zuhause machen...aber da finde ich kaum die Ruhe dazu.
Ich finde das alles ziemlich verwirrend, und wenn nicht mal Geistliche das Problem der Depression lösen können, wie soll ichs dann...
Wäre interessant, ob Schamanen bei der Heilung von Depression erfolgreich sind, bzw. obs bei "Naturvölkern" eigentlich die klassische Depression gibt/gab?
Ich vermute eher nicht, weil der soziale Zusammenhalt doch sehr eng war, die sozialen Probleme, dies in "Zivilisationen" gibt, dürften da kaum vorhanden sein. Aber ich lasse mich gern belehren!
Liebe Grüße blackjack (deren Hunde grad mal im Zwinger sind ...)
5MS8

Re: Bilder für das Namenlose

Beitrag von 5MS8 »

Liebe Blackjack,

eigentlich wollte ich ja nur kurz ´reinschauen, aber eine Aussage von dir hat mich ganz besonders bewogen, jetzt doch noch was zu schreiben, nämlich deine explizite Differenzierung zwischen Spiritualität und Esoterik, die auch mir ausgesprochen wichtig ist!

Ich hatte "vor den Kindern" einen kirchlichen Beruf (und auch ein entsprechendes Studium), ebenso mein Mann. Wir üben ihn beide schon lange nicht mehr aus, und das ist auch gut so. Allerdings hat sich im Lauf der Jahre unser Verhältnis zu Kirche und Religion sehr entkrampft, "alles kann und darf - nichts muss". Das ist jetzt etwas sehr pauschal dargestellt, aber in diesem Rahmen soll das mal genügen.

Im Gegensatz zu dir habe ich keinerlei Erwartungen an "spirituelle Heiler", aber es gibt für mich doch Menschen, die ich als "spirituelle Lehrer" bezeichnen würde, und es ist für mich dabei unerheblich, ob sie nun in irgendeiner Form religiös beeinflusst sind oder nicht.

Wen ich SEHR schätze, das ist Anselm Grün, zufällig nun eben ein Mann der Kirche (er ist Benediktiner, vielleicht hast du aber schon von ihm gehört). Er verbindet die Jung´sche Psychologie mit (christlicher) Spiritualität, und das spricht mich sehr an.

Bei ihm habe ich eine Geschichte gefunden, die er auch interpretiert hat. Es ging da um drei Söhne, die vom Vater ausgeschickt werden, um bestimme Aufgaben zu vollbringen. Aber der jüngste Sohn tut das, was er will: Er will die Sprache der Vögel, der Frösche und der bellenden Hunde lernen. Bei letzterem kommt er in ein Schloss, und der Schlossherr kann ihm als Nachtlager nur einen Turm zuweisen, in dem wilde, bellende Hunde hausen, die schon viele Menschen zerrissen haben. Der Sohn geht gut mit den Hunden um, gibt ihnen zu fressen, redet mit ihnen. Und als er so ihr Vertrauen gewonnen hat, verraten sie ihm, dass sie so wütend und abwehrend sein müssen, weil sie einen kostbaren Schatz hüten, der niemandem Unwürdigen in die Hände fallen darf.

Anselm Grün zieht folgende Parallele: Das, was in uns am meisten wütet und uns am meisten Angst macht, sei es Krankheit, Trauer oder sonstige Schwächen oder Gebrechen - das sind in Wahrheit die bellenden Hunde, die das Kostbarste in uns schützen. Und nur, wenn wir uns diesen "Hunden" liebevoll annähern, sie gut behandeln, ihre Sprache verstehen lernen und nicht ihnen angstvoll ausweichen, werden gerade sie uns zu unseren wahren Schätzen führen..... Eine schöne Vorstellung...

Doch, solche Gedanken können mich schon ein bisschen trösten und mir Hoffnung machen, aber eben nicht immer, zumal die Hund schon so lange und so laut bellen...

Liebe Blackjack, du hast in deinem letzten Satz geschrieben: "....deren Hunde gerade mal im Zwinger sind" darum fiel auch mir diese Geschichte wieder ein. Hattest du dieselbe etwa auch im Kopf??

Liebe Grüße an dich!

Frau58
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