"Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

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Crossie
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Registriert: 26. Feb 2005, 15:15

"Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von Crossie »

Hallo zusammen,

seit über 1 Jahr nehme ich jetzt Trevilor 150mg. Seitdem bzw. schon vorher mit Fluoxetin gings mir deutlich besser.
Ich litt vorallem an einer tiefen Traurigkeit, sah keinen Sinn im Leben,
fragte mich oft: Was soll das Ganze eigentlich? Wir leben und dann sterben wir ja doch.

Meine Stimmung ist weiterhin stabil, doch mir fällt auf, daß ich mich seit einigen Monaten immer mal wieder frage, was das alles soll.
Letzte Woche(allerdings hatte ich viel Stess) fühlte ich mich wie eine Marionette oder ein Roboter der einfach funktioniert,
und solche Gedanken wie: da oben ist der Himmel und hier unten laufen Leute rum..
Das hört sich verrückt an, ich weiß.

Ich will "das Ganze" (die Welt)versuchen zu begreifen und kann es natürlich nicht.
Für mich sind diese Gedanken aber nicht nur pathologisch und frage mich eher wie jemand einfach so dahin leben kann, ohne das Leben zu hinterfragen.
Das ist für mich irgendwie unvorstellbar, doch diese Menschen nennt man gesund.

Ja und jetzt bin ich irgendwie verunsichert und frage mich, ob das eindeutig depressiv ist und Trevilor nicht das optimale Medi für mich ist oder ob ich einfach so bin
und (vielleicht depr. Persönlichkeit) vieles hinterfrage und das akzeptieren muß.
Ist das "typisch" depri oder bin ich einfach so?

Eure Gedanken dazu würden mich sehr interessieren.
Ich freue mich auf Antwort.

Viele Grüße
Anke
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

lilly
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Registriert: 24. Jan 2006, 11:06

Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von lilly »

Ein Gesunder ist auch manchmal traurig oder wütend, hat evtl. Sorgen. Aber er brütet nicht monatelang vor sich hin, wie wir das tun.

Diese Gedanken, dass alles sinnlos sein könnte, habe ich manchmal auch. Warum mache ich die Betten, obwohl ich mich wieder hineinlege, warum bügele ich die Wäsche, die doch wieder kraus wird?

Ich war von Kind an leicht depressiv, ängstlich und hatte ein geringes Selbstwertgefühl. Ich weiß somit gar nicht, ob meine Gedanken gesund sind, oder nicht.

Aber bei meinem Mann beobachte ich dies nicht. Er hat noch nie an irgend etwas gezweifelt, ist positiv eingestellt und beklagt sich auch nie über irgendwelche Dinge, um dann darüber zu brüten.
Nachts kann er gut schlafen, und er ist ausgeglichen und ruhig. Ich habe nie von ihm gehört, dass er irgendwas als sinnlos erachtet.

Deshalb denke ich, dass diese Sinnlosigkeitsgedanken schon kranker Natur sein könnten.

Die AD können uns ernorm helfen, aber unsere Persönlichkeit können sie nicht verändern. D.h. sie können nicht 100 %ig sein, dann hätte keiner mehr Beschwerden, und alle Depressiven wären froh und glücklich. Doch wir sind Menschen mit Gefühlen, und unser depressives Verhalten können wir trotz Tabletten wohl nie ganz ablegen. Die AD decken ja auch nur zu, oder??. Dass im Gehirn eine Stoffwechselstörung vor sich geht, wird nur angenommen. Unser Gehirn ist kompliziert und lange noch nicht erforscht. Wer weiß, ob man der Depression je auf die Spur kommen wird.

Aber wir wollen das Beste hoffen, und ich bin dankbar, dass wir Antidepressiva haben.

Alles Liebe für Dich!
Murmelina
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Registriert: 15. Mai 2006, 07:35

Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von Murmelina »

nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

wanderin
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Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von wanderin »

Was wir für Gedanken haben, können, dürfen, wollen , sollen, hängt wohl allein von uns ab.

Die Frage ist wohl, welche Gedanken tun mir gut?
Das kann der Einzelne selber ausprobieren.

Wie soll das aber gehen, wenn ich depressiv bin und mir alles "so" schwer fällt?
AD's können uns helfen, die "Schwere" und Lähmumg zu überwinden. Es geht nicht von heute auf morgen, alles in kleinen Schritten.

Wenn ich mehr grüble, öfters über den Sinn des Lebens nachdenke, dann lebe ich am Leben oder am Sinn des Lebens vorbei. Es gibt wohl keinen Sinn des Lebens. Wie Freud schon sagte, wer nach dem Sinn des Lebens fragt, ist "krank".

Und wenn mein Leben Sinn haben soll, dann gebe ich mir den Sinn vor, in dem ich mir etwas vorgebe, etwas tue. Zumindest kann der Sinn des Lebens wohl nicht sein in Traurigkeit und Grübelei zu verfallen.

Wenn ich nicht gut und belebend mit meinen Gedanken umgehen kann, die sehr wesentlich meine Gefühle beeinflussen, dann kann eine Therapie sehr hilfreich sein.
Sich die Mühe machen und etwas "aktiv" tun, kann viel zu Verbesserung des Befindens beitragen.

Auf die Wirkung von AD's zu warten, kann es wohl nicht nur sein.
Eine Depression bekämpfen, ist auch ein Arbeiten an sich selbst und das macht es wohl so schwer.

Louise
heute
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Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von heute »

Hallo Anke...

... dazu ein kurzer Text, den ich vor mehreren Jahren geschrieben habe (der aber auch heute noch Gültigkeit hat):

"Sicher kann ich nicht behaupten,
dass ich bisher intensiv gelebt hätte.
Aber immerhin habe ich
intensiv
gezögert
gezweifelt
gesucht
gefragt
und nicht zuletzt
gegrübelt.
So nehme ich denn an,
dass dies mein Menschsein ausmacht:
das Nachdenken."


Tja, ob das nun depressiv ist und behandelt gehört oder einfach ein Wesenszug? Ich weiß nicht. Aber mir geht es wie dir, Barbara, auch bei mir begann das Grübeln bereits früh in der Kindheit... und: Ich sah immer Menschen um mich, die offensichtlich ganz anders waren (wie zum Beispiel meinen Mann).

Obwohl ich auch, wie du, Anke, denke, dass es schließlich das "Normale" ist, zu hinterfragen (und nicht umgekehrt), scheinen mir ja ehrlich gesagt die "Nicht-Grübler" irgendwie zufriedener und lebensfroher. (Oder täuscht das nur?)

Schöne Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
wanderin
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Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von wanderin »

Wenn das Nachdenken Freude macht, ist ja überhaupt nichts einzuwenden. Denken kann durchaus Spass machen.
Gewiss ist eine Lösung suchen(Problemlösung, ob in Mathematik, in Beruf, beim Planen für dies und das und auch für das Leben) sogar erbauend. Man muss nur irgendwann "etwas" umsetzen.
Dann hat das Denken, Nachdenken auch einen "gewissen" Sinn.
Louise
heute
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Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von heute »

Hmm, Louise, solche praktisch umsetzbaren Gedanken hatte ich in meinem Text damals nicht gemeint.

Klar, wenn ich darüber nachdenke, wie ich die Wand in meinem Zimmer neu gestalten könnte, wenn ich sinnend vor dieser Wand sitze, dann vielleicht Motive entwerfe, mich überlege, welche Farben ich benötige... und schließlich irgendwann zur Tat schreite, dann ist das Nachdenken ebenso ergiebig wie bei jedem sonstigen Planen, das ein Ziel in der Zukunft hat (ob nun der nächste Wochenendausflug oder die nächste Weiterbildung...).

Aber so ein PLANERISCHES Nachdenken würde ich nicht "Grübeln" nennen...

Ein Beispiel aus meiner Kindheit: Da dachte ich oft den ganzen Samstag (schon ab dem Morgen) darüber nach, dass so bald schon wieder der Sonntag käme und damit das Wochenende schon fast wieder vorbei wäre... Nur den Freitagabend konnte ich genießen! Das war der Beginn des Wochenendes... aber der Samstag war schon der ANFANG VOM ENDE und ließ mich bei meiner Pflichtaufgabe "Schuhe putzen" traurige Löcher in die Luft starren.

Schöne Grüße

Nene

PS: Und jetzt, wenn ich die Bäumen mit ihren vielen grünen Blättern sehe, denke ich, wie bald sie schon wieder kahl sein werden, ohne dass ich den Sommer überhaupt mitbekommen und genossen habe. Ja, klar, ich hab einen gehörigen "Schlag" weg...
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
wanderin
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Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von wanderin »

Hallo Nene,

na, ja.. ich hatte schon verstanden, aber ich dachte..

Du schreibst hier im Forum sehr gute Beiträge und das zeigt, dass du auch "anders" kannst, als nur an die abfallenden Blätter des Herbstes zu denken.
Du hast hier schon berichtet vom Spaziergang entlang der Pferdekoppel, von Stadtspaziergängen, von Führungen, von Gesprächen und anderen.

Denk doch mal an einen schönen Sommerabend bei Euch? Wie könntest du den gestalten? Was wäre vorzubereiten? Warum kannst du den Sommer nicht genießen? Bereite so einen Abend bewußt vor, für dich allein oder mit andern zusammen und genieße den Abend. Auch die Vorbereitung könnte schon Spaß machen.

Nur mal eine Idee für das, was das Leben auch sein kann.

Louise
Crossie
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Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von Crossie »

Hallo zusammen,

danke für eure Antworten.

Wahrscheinlich ist es auch nicht ganz einfach klar abzugrenzen, wann diese Gedanken
ins krankhafte übergehen.
Doch ich kenne diese Gedanken nur in der Depression, aber dann auch mit einer schrecklichen Traurigkeit.

Ich kenne so niemanden mit dem ich darüber sprechen könnte und merke
das es ein großes Bedürfnis von mir ist.

Wie die meisten eurer Männer, ist auch meiner dahin völlig unbekümmert.
Als ich ihn mal nach seinem Sinn des Lebens fragte, wußte er so plötzlich gar nicht zu antworten und ich spürte, daß er sich darüber noch nie Gedanken gemacht hatte.
Für mich völlig unverständlich.
Doch nur weil er kaum etwas hinterfragt und sowieso der "Verdrängertyp" ist, heißt das für mich nicht,
daß ICH deshalb krank bin.

Fakt ist bestimmt, daß solche Menschen viel lebensfroher sind als wir.

Freud kann ich so nicht zustimmen,
alle Sinnsucher=krank.

Es gibt doch so unterschiedliche Menschen, daß man das daran allein nicht fest machen kann.

Und sicher bin ich auch jemand, der sich allgemein viel mehr Gedanken um etwas macht.
Ängstlich war ich als Kind auch, aber noch nicht depressiv.

Wahrscheinlich machen sich auch die "gesunden Grübler" über diese Dinge Gedanken.

Gibt es denn bei euch Zeiten, wo solche Fragen gar nicht aktuell sind oder
sind die unterschwellig immer da?

Mir fällt gerade ein, vielleicht würden diese Gedanken auch mal vergehen, wenn sie Raum bekommen könnten und ich mich mal mit jemanden persönlich darüber austauschen könnte.
So schlummern sie halt vor sich hin.

Nächtliche Grüße
Anke
heute
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Registriert: 4. Nov 2005, 11:31

Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von heute »

Hallo Anke,

ja, ich finde auch, dass es keine klare Grenze gibt zwischen "gesundem Grübeln" und "krankhaftem Grübeln".

Mir geht es wie dir, dass ich meine schmerzlichen Gedanken selten bis gar nicht äußern kann... Deshalb empfinde ich es als Erleichterung, sie hier im Forum ausdrücken zu können und auch feststellen zu können, dass ich ja wahrhaftig nicht die Einzige bin, die sich mit solchen Gedanken herumplagt.

Ansonsten schreibe ich immer (so für mich) kurze Texte oder kleine Gedichte, um diesen Gedanken einen "Platz" zu geben. (Aber wer weiß... vielleicht geb ich ihnen dadurch im Grunde ZU VIEL Raum?)

Ob man diese Gedanken nun mit ADs (oder zum Beispiel auch mit Verhaltenstherapie) verscheuchen soll und KANN... da bin ich selbst immer hin- und hergerissen... Bin ich denn noch ICH ganz ohne Grübeln? Oder ist es eher meine Aufgabe, mich inmitten einer "zupackenden" Welt als Grüblerin zu akzeptieren? Wie seht ihr das für euch?

Hmm, vielleicht sollte ich mal ein Wochenende in einem kontemplativen Kloster verbringen und sehen, wie es mir damit ergeht... Ok, ich weiß natürlich, die Ordensleute grübeln nicht, sondern beten.

Ich denke übrigens, dass viele Kunstwerke (ob nun aus der bildenden Kunst oder der Literatur oder der Musik) nur geschaffen werden konnten, weil die Künstler das Leben nicht "leicht" nahmen, sondern ihr eigenes Dasein und die Welt an sich hinterfragten... (Andererseits hatten manche Künstler freilich ein sehr tragisches Ende.)

Anke, du fragtest, ob diese Gedanken "unterschwellig" immer da seien? Für mich kann ich antworten: Allermeistens.

Mein Kopf muss schon SEHR intensiv und mit SEHR vielen Dingen beschäftigt sein, damit ich diese Gedanken mal für eine Zeit wirklich ausblenden kann. Ganz unverhofft holen sie mich aber wieder ein...

Kann auch bei körperlicher Zärtlichkeit sein, dass mir mit einem Schlag die Vergänglichkeit bewusst wird. Da schaue ich meinen Mann an und denke: Dieser warme weiche Arm, diese lieben Gesichtszüge... irgendwann erstarrt und kalt...!! Zum Heulen, wirklich nur noch zum Heulen!

Ne, also, sehr "erotisch" sind solche Gedanken natürlich nicht. Die "Stimmung" ist dann erst mal (bei mir) dahin, wenn mir solche Gedanken dazwischenfunken.

Und das kann zum Beispiel auch die gemütliche Stimmung an einem lauen Sommerabend sein, um an dein Beispiel anzuknüpfen, Louise, die Stimmung, die unversehens durch einen elenden Gedanken (oder auch zwei oder drei dieser Sorte... ich zähl sie ja nicht... ) zunichte gemacht wird.

Kurzum: Ich versteh das Leben nicht - auch heute Nacht mal wieder nicht.

Liebe Grüße

Nene

PS: @Louise: Ja, ich kann mir einen lauschigen Abend vorstellen und "weiß", was für mich dazugehören sollte. Doch wie dann meine tatsächliche Stimmung ist, das lässt sich halt nicht vorausplanen.
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
ege0804
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Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von ege0804 »

Hallo zusammen,

bin mit Hilfe von Trevilor und Mirtazapin aus der Depri rausgekommen.

Inzwischen habe ich mich auch von einer leichten Manie nach der Depri erholt. Bin jetzt recht stabil, ohne große Stimmungsschwankungen.

Ich träume den ganzen Mist den ich mir sonst wahnhaft tagsüber antue. Natürlich bleibt die Frage nach dem großen Sinn. Oftmals holen mich auch alte Ängste und Befürchtungen ein. Manchmal habe ich Angst, dass meine momentane ausgeglichene Stimmung nicht reel, das Ergebnis einer Mani ist, und das ich wieder Depri werde.

Hier hilft mir die Verhaltenstherapie recht gut. Hatte trotz unveränderter Medikation einen heftigen Rückfall, von Dez. 05 bis April 06. Die Medies fangen nicht alles auf, Midlifecrises, Krankheitsängste.... aber sie helfen mir vielleicht heute die Grundlage zu legen, dass ich künftig vielleicht besser mit Depri-Phasen umgehen kann.
Manchmal im Leben geht es mir schlecht, wenn ich weise bin vergesse ich nicht das es immer ein Morgen gibt, das Depri kein Schicksal ist sondern vorübergeht, wenn ich was dagegen tue.

Ich mag mich wieder und kann mir wieder verzeihen. Ich genieße es Kinder und Enkelkinder zu haben, was ein gutes Zeichen ist. Ich kann auch ganz gut loslassen, Dinge die vorbei sind....

Zum Schluss noch ein Gedicht. Früher haben die Dichter in Reimen gepsrochen damit man besser mitschreiben konnte:

'Schizophren und Depressiv
der Mensch der fällt bisweilen tief
Depressiv und Schizophren
es wird auch wieder aufwärts gehen'

Zitat von Matthias Beltz. Beltz hat seine Zuschauer manchmal mit dem Kommentar verabschiedet:
Heute habe ich sie wieder geführt, von der Hoffnungslosigkeit über die Verzweiflung zurück in die Trostlosigkeit, also wieder Nachhause, da wo sie hergekommen sind.

http://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Beltz

viele Grüße Ernie
www.erwingeier.de
dore
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Registriert: 15. Mär 2006, 11:29

Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von dore »

Hallo Anke!

dein Beitrag könnte 1:1 von mir sein. Ich muß deshalb jetzt was dazu schreiben.
Genau die gleichen Gedanken und Empfindungen habe ich auch, par excellence. Ich mache mir über Dinge Gedanken, bzw. nehme sie merkwürdig wahr, wie es "Gesunde" nicht tun. Der Mensch an sich kommt mir merkwürdig vor, das lebendig sein, das Bewußtsein. Wie ein Beobachter des eigenen Daseins.Der Mond, der Himmel, die Wolken, aber alles auf eine bedrohliche Art und weise, oder wie wenn ich vergessen hätte, wozu das alles da ist, irgendwie ohne Zusammenhang.
Aber: ich schließe mich meinen Vorgängern an, die Gedanken an sich sind ja in gewisser Weise philosophisch, sie hinterfragen, nicht gleichgültig. Aber die negative Herangehensweise, das monatelange Brüten darüber und v.a. das Leiden an diesen Fragen, das ist meiner Meinung nach krank, also depressiv. Mir ist klar, dass diese Gedanken, v.a. das alles-in-Frage-stellen, Sinnlosigkeitsempfinden und so depressives Gedankengut ist. Ich weiß nämlich, dass wenn ich gesund bin, mir nur 1/5 solche Gedanken mache. Und wenn, dann ist es ein interessiertes, neugieriges Herangehen, und keines mit Angst und Leiden verbundenes Grübeln. So ist es jedenfalls bei mir, und ich hoffe immer noch, mithilfe des AD´s etc. wieder "auf die andere Seite" des Lebens zu wechseln.
Das wünsche ich dir auch, aber hör nicht auf, zu hinterfragen. Aber heb´s dir doch vielleicht für bessere Zeiten auf. Dann ist der Blickwinkel auch nicht so eingeengt.



Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.

-Immanuel Kant-
moucheke
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Registriert: 28. Mai 2006, 15:59

Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von moucheke »

Bei mir ist es deutlich auch so, daß ich die quälerischen Gedanken habe, wenn ich trotz der Medik. schwanke, was durch starke Wetteränderungen oder Ärger passieren kann - ich bin seit 15 Jahren chronisch depressiv u. gut eingestellt - u. wenn ich wieder stabil bin, dann ist das vorbei, es ist bei mir ein deutlicher Unterschied zwischen dem depr. Zustand u. dem Wirken der Medikamente wo ich eben nicht mehr grüble u. quälerische Gedanken möglichst vermeide. Auf jeden Fall hat das Grübeln mit dem depressiven Zustand zu tun.
Ich werde die Depressionen wohl nicht mehr los, aber ich bin bescheiden geworden, es gibt Schlimmeres, immerhin liege ich nicht mit Krebs im Bett u. gegen die Depressionen gibt es gute Medikamente.
Moucheke
Orakelchen
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Registriert: 16. Mär 2005, 11:10

Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von Orakelchen »

hallo anke :o)

bin seit meiner kindheit stark depressiv und und kenne gar keinen anderen zustand, als über gott und die welt nachzudenken und alles in frage zustellen. der sinn des lebens und mein dasein auf dieser welt,ist für mich heute noch die größte frage.
wenn ich auch vieles vergesse (was bei mir normal ist) dann hat sich ein erlebnis eingebrannt.
als ich vor jahren bei meiner hausärztin sass, bemerkte ich ein poster mit der überschrift....depressionen sind keine schande!
auf diesem poster waren berühmte denker, dichter, schriftsteller und wissenschaftler aufgeführt, die unter starken depressionen litten und auch teilweise dadurch sich selbst das leben nahmen.
(an die namen kann ich mich jetzt leider nicht mehr erinnen)
doch bevor sie von dieser welt schieden, haben sie der menschheit (uns) ihre werke hinterlassen, an dennen wir uns heute noch erfreuen oder die uns zum nachdenken anregen.
ein paar der werke habe ich damals gelesen (als ich noch etwas konzentration hatte) und mir einige stücke angehört.
in der musik, habe ich nie etwas anderes gefühlvolleres an auf's und ab's wahrgenommen.in der lektüre habe ich nie etwas so schön in worte gefasst gelesen.

bewusst wurde mir dieses poster erst und der inhalt, als bei mir alles richtig zum ausbruch kam und ich für mich erfasst hatte wie schlimm diese krankheit wirklich ist.
oft erinnere ich mich an die worte zurück die dort standen....depression ist keine schande!
finde zwar heute die überschrift etwas unglücklich, doch es hilft mir bei meiner grübelei und denkerei weiter. denn was berühmtheiten berühmt gemacht hat, kann ja nicht so verkehrt sein und bei denen hat sich bestimmt keiner gefragt ob das krankhaft ist oder nicht ;o)

grüßle orakelchen :o)
zweifler
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Registriert: 14. Jun 2005, 16:07

Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von zweifler »

Hallo Nene!


ich denke ,wenn du neben neben dem zögern auch entschieden hast,neben dem zweifeln es auch geschafft hast zu glauben,neben dem suchen auch gefunden hast,neben dem fragen auch antworten vernommen hast,dann ist dein grübeln eher ein wesenszug von dir.
allerdings meine ich ,dass man mit einer solchen struktur leichter zu depris neigen kann als oberflächlicher gelagerte menschen.
mir geht es jedenfalls so.

mfg herbert
Schnarchi
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Registriert: 24. Jan 2004, 18:05
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Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von Schnarchi »

Moin

Der Sinn des Lebens..............tja, da gibt es wohl nur einen wirklich greifbaren. Die sog. Reproduktion. ....Nur, ....warummmmmm ???
Bestenfalls könnte man noch sagen, der Sinn des Lebens ist, es zu leben.
Vielleicht haben wir auch nur den Sinn, unseren Parasiten ein gemütlicher Lebensraum zu sein .

Die Frage ist in etwa ebenso effektiv wie die Frage nach dem Sinn des Todes.

Das Leben MACHT keinen Sinn. Es braucht auch keinen. Wozu auch ? Leben gab' es schon vor der "Erfindung" des Wortes.
Ausserdem, ...wenn Leben so sinnvoll wäre, ...warum lebt's dann nicht auf fast jedem Planeten ?
Nee, unser Hirn gibt bestenfalls dem Vergangenen einen. Wir können vielleicht gerade noch sagen, "das hatte einen Sinn", "das erscheint mir sinnvoll gewesen zu sein", ...weil's möglicherweise 10 Jahre später schon wieder ganz anders ausschauen kann.
Deshalb brauchen wir lediglich die Illusion eines Sinnes.

Ist es bspws. sinnvoll 'ne Niere zu spenden ?
Ja, wenn der andere deshalb überlebt.
Aber wie isses, wenn das Organ abgestossen wird ? ...Und wat is', wenn die nun einzige Niere des Spenders versagen sollte ? ...War das dann alles noch sinnvoll ?

Den Sinn des Lebens kennen wir frühestens dann "genau", wenn das Leben endet. Nur, ...dann brauchen wir die Antwort nicht mehr

Hinter der Frage nach dem Sinn seines Lebens verbirgt sich die Hoffnung auf 'ne Belohnung und 'ne Rechtfertigung für das eigene Sein (...und das es mit dem "natürlichen Drogenumsatz", sprich dem Belohnungssystem im Kopp bei Depris nicht zum Besten steht, das is' ja bekannt).

Deshalb sind die trüben Tassen der Weltliteratur ja auch so "begehrt". Weil sie die Welt und das Leben so beschreiben wie es "wirklich ist/war". ....Aber wer kann/will die Wahrheit in ihrer Gesamtheit schon ertragen ?

Leben kann der am besten, der in der Lage ist, dessen Bedrohungen am effektivsten zu verdrängen. ...'Ne gewisse Form von gesundem Selbstbetrug könnt' man sagen.

Im Prinzip brauchen wir keine "übergeordnete Wahrheit". AAAABER, wir können/dürfen(sollten dürfen) all unsere Fantasie benutzen und uns einen Sinn basteln. .....Macht eh jeder mehr oder weniger. ...Es lebt jeder in seiner ganz eigenen Traumwelt wenn man so will.
Wirklich problematisch wird's, wenn einem gewisse Zeitgenossen ihre Wahrheit überstülpen wollen, aber von der Wahrheit des Überzustülpenden keene Ahnung haben. ...Aber das isnu 'n anderes sinnloses Thema

Öööhhhm, ...ich merke gerade wieder, wie sinnlos die Sinnfrage ist. Sinnlos wie ein Messer ohne Griff an dem die Klinge fehlt . Deshalb sollte ich's, wechens der Schlussfindung, vielleicht alles auf einen Satz vereinigen:

Sinnvoll ist auf jeden Fall, was unseren Sinnen gefällt.

Oder noch krasser:

Mir doch egal ob das Leben 'nen Sinn hat , Hauptsache die Sonne scheint. Deshalb werde ich jetzt meinen sinnlosen Körper schnappen um ihn diesem sinnlos schönen Wetter aussetzen, mir 'n sinnloses Alster (primitive Bergvölker nennen das Radler ) schmecken lassen und dabei 'n paar herrlich sinnlose Löchers inne Luft kieken.

Ich wünsch' Euch erstmal alles Gute, ...und wer's braucht, ...'nen dodaaaal sinnvollen Tach
ege0804
Beiträge: 436
Registriert: 13. Aug 2004, 17:31

Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von ege0804 »

Hallo zusammen,

@Michael dein Thesen zum Sinn oder Unsinn:

hier hat Woody Allen geantwortet.
Wer das Stern Interview noch nicht kennt:

http://www.stern.de/lifestyle/leute/541 ... l?nv=ct_mt

viele Grüße Ernie

www.erwingeier.de
heute
Beiträge: 405
Registriert: 4. Nov 2005, 11:31

Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von heute »

Hallo Herbert,

nein, leider, Antworten habe ich nicht vernommen.

Entscheidungen oft so lange hinausgezögert, bis nichts mehr zu entscheiden war.

Und das mit dem Glauben an etwas... na, eine ordentliche Portion Skepsis und Vorsicht ist immer dabei... und sobald die Zeiten "stürmischer" werden (also etwas nicht ganz glatt läuft), trägt auch der dünne Glaube (an eine Sache, einen Menschen, an mich... an eine Zukunft??) bald nicht mehr gut...

Aber ich bemühe mich redlich um ein bisschen Optimismus, Schwung und Begeisterung so dann und wann (und dränge die Skeptikerin, die Zweiflerin und Zögerin in mir in solchen Zeiten mal für ein Weilchen weg bzw. verbiete diesen negativen Stimmen eine Zeitlang "den Mund".)

Schöne Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
ege0804
Beiträge: 436
Registriert: 13. Aug 2004, 17:31

Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von ege0804 »

Hallo,

@michael

eine interessante Seite zum Thema 'der Sinn des Lebens'

http://beat.doebe.li/bibliothek/f00050.html

viele Grüße Ernie
devils05
Beiträge: 9
Registriert: 9. Mär 2006, 15:04

Re: "Dürfen" diese Gedanken sein, trotz Ad?

Beitrag von devils05 »

Ich kenne leider auch solche Gedanken - trotz AD, trotz Gesprächstherapie. Warum noch kämpfen? Hat eh' alles keinen Sinn mehr!*wein*

Corinna
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