Einsamkeit

Matze78
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Einsamkeit

Beitrag von Matze78 »

Hallo zusammen!

Durch eine Verkettung vieler ungünstiger Umstände bin ich im Laufe der Zeit immer mehr in die Einsamkeit abgeglitten. Früher war ich nur allein, doch jetzt fühle ich mich so richtig einsam, derart einsam, daß es nicht mehr auszuhalten ist. Zusätzlich habe ich noch eine Trennung hinter mir, die mir sehr zu schaffen macht. Auch darüber kann ich mit keinem Menschen reden.

Langfristig werde ich mich aus dieser Situation schon rauskämpfen können, hoffe ich zumindest. Ich werde wohl auch eine Therapie beginnen.

Die Frage aber ist: Was soll ich JETZT, die nächsten Tage, die nächsten Wochen machen, wie soll ich sie überstehen? Alles was ich bräuchte, wäre einen Menschen, einen Freund, der mir zuhört, der mich versteht, der mich in dieser für mich sehr schweren Zeit unterstützt. Aber ich habe niemanden. Gar niemanden. Keinen Freund. Keine Familie, die mich unterstützen würde, nichts. Meine einzige Möglichkeit ist das Internet, aber ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht, oder einfach mal in den Arm genommen zu werden, das kann das Internet niemals ersetzen.

Ich fühle mich über alle Maße einsam, starre entweder die Wände meiner winzigen Wohnung an oder irre stundenlang, plan- und ziellos durch die Gegend, nur um meine Einsamkeit nicht so brutal spüren zu müssen.

An wen kann ich mich in so einer Situation wenden, wer unterstützt einen Menschen, dessen Problem es gerade ist, eben keinen Menschen zu haben? Hat jemand einen Ratschlag für mich? Was ich konkret bräuchte wäre eine kurzfristige nicht-virtuelle Unterstützung, die mir zur Überbrückung dieser absolut lähmenden Einsamkeit hilft, solange bis ich wieder "auf den Beinen" bin und einer langfristigen Therapie "übergeben" werden kann.

Bin für jeden Ratschlag dankbar!

Viele Grüße,
Matze
Sonnensucherin
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Sonnensucherin »

Lieber Matze,

ich kann Dich verstehen......
Viele hier können Dich verstehen. Diese Einsamkeit und einmauern in der Trutzburg habe ich die letzten drei Jahre permanent erlebt.

Ich weiß, das es ziemlich schwer ist, aber zieh dich an, lauf, geh raus spazieren.
Hast Du nette Nachbarn? Klingel einfach bei Ihnen.
Um dieser Einsamkeit zu entfliehen und Menschliche Nähe zu finden, habe ich etwas getan, womit Gesunde nicht klar kommen.
Ich weiß nicht, wie Deine finanzielle Lage ist. Meine war/ist nicht allzu rosig.
Es war lange Zeit so, das ich Lebensmittelvorräte einkaufte und mich zuhause bekochte. Doch, so kam ich nie vor die Türe.
Also habe ich irgendwann nur noch Obst eingekauft. Kaum Lebensmittel zuhause gehabt,gezwungenermaßen in das Bistro.
Dort ein Baquette bestellt, einen Teil dort gegessen, die Hälfte einpacken lassen und mit Nachhause genommen für den nächsten Morgen.
Hauptsache ich kam raus.

Bitte, lach jetzt nicht. Immer konnte ich nicht in irgendwelche Cafes, Bistros...das Geld war nicht da.
Also habe ich mal die Augen aufgemacht und bin desöfteren zur Kirche in den Gottesdienst. Anfangs suchte ich nicht die Zwiesprache, ich suchte die Nähe zu Menschen.
Ich quetschte mich in die Reihen. Sehnsucht nach menschlicher Nähe, nach der Wärme.
Mittlerweile sitze ich manchesmal alleine in dieser lieben kleinen Kirche mitten in der Stadt und lass alles raus. Ich bin nicht gläubig, und habe das Gotteshaus mißbraucht, um meine Wut und die Tränen einfach aus dem Bauch zu lassen.
Ich war stolz auf mich....und ging dann immer öfter in den Gottesdienst. Wegen der Menschen. Sei egoistisch, nimm Dir die Wärme und Nähe, die sie dort bieten. #

Und eine Bitte, Matze:
Ich will Dich nicht bekehren. Danach steht mir nicht der Sinn. Doch kenne ich Deine Situation zu gut. Und ich habe lediglich berichtet, was ich getan habe um wenigstens temporär anzukämpfen.

Letztendlich brauchst Du fachliche Hilfe.
Wie wir alle....

Versuche meine Umarmung zu spüren,
mit den Besten Wünschen für dich,
Sonnensucherin
tomroerich
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Re: Einsamkeit

Beitrag von tomroerich »

Hallo Matze,

in welchem Bundesland wohnst Du?

@Sonnenschein
Deine Geschichte mit der Kirche finde einfach nur gut...

Gruß von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Matze78
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Matze78 »

Hallo Sonnensucherin und Thomas!

Vielen Dank für die Antworten!

@ Sonnensucherin: Das mit der Kirche wäre echt eine Möglichkeit! Ich bin zwar auch nicht gläubig, aber es hilft vielleicht ein bißchen, unter Menschen zu kommen. Was die Spaziergänge anbelangt: Die helfen mir leider nicht mehr weiter, ich irre schon jetzt jeden Tag stundenlang durch die Gegend und es wird immer schlimmer. Das ist wie ein Zwang.

@ Thomas: Ich wohne in Ba-Wü.

Liebe Grüße,
Matze
Lioness
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Lioness »

Hallo Matze,

viele hier, einschließlich mir, haben gute Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen (SHG) gemacht. Dort trifft man immer auf Gleichgesinnte, auf Menschen mit ähnlichen Problemen, und der Austausch tut unendlich gut.

Da das hier ein Depressionsforum ist, meine ich auch eine SHG für Menschen mit Depressionen. Bist Du denn als depressiv diagnostiziert? Hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber mir hat es total geholfen, eine handfeste Diagnose zu bekommen und nun endlich eine Erklärung für diverse Verhaltensweisen und Empfindungen zu haben. Man kann sich konkret mit der Krankheit auseinandersetzen und auch konkrete Schritte unternehmen, dagegen anzugehen.

Liebe Grüße
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
Matze78
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Matze78 »

Hallo Lioness,

vielen Dank für die Antwort!

Ja, ich bin bereits seit vielen Jahren als depressiv diagnostiziert, nehme ein Antidepressivum und war auch schon mehrfach in Kliniken.

Aber bei mir ist es nicht so, daß ich mich komisch verhalten oder gefühlt habe und mir dies dann durch die Diagnose "Depression" erklären konnte, sondern genau umgekehrt. Ich bin seit langem depressiv und kann jetzt erst meine Depression erklären: Ich bin einsam, schon immer gewesen.

Viele Grüße,
Matze
Sonnensucherin
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Sonnensucherin »

Lieber Matze,

das Spaziergänge nicht wirklich helfen, kann ich nachvollziehen. Bitte, versuch es mit der Kirche. Setz Dich einfach mal rein. Natürlich bist Du außerhalb des Gottesdienstes auch alleine. Doch hast Du die Sicherheit, Du kannst Deinen Gefühlen freien Lauf lassen und keiner nimmt es Dir für übel.

Lieber Matze, aber auch hier kannst Du Dir alles von der Seele schreiben. Viele von uns sind einsam. Ergreife jeden Strohhalm, der sich bietet.

Ich wünsche dir alles Liebe,
Sonnensucherin
Chrischan
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Chrischan »

Lieber Matze,

Dein Gefühl der Einsamkeit kenne ich nur zu gut, auch ich würde von mir behaupten, schon immer irgendwie einsam gewesen zu sein.

Lange Zeit habe ich wirklich geglaubt, daß ich aus der Einsamkeit nie mehr herausfinden würde, aber inzwischen , mit Hilfe einer Therapie und Medikamenten, sehe ich ein Licht am Ende des Tunnels.

Ein Patentrezept dafür, wie Du Deine Einsamkeit kurzfristig überbrücken kannst, habe ich leider selbst nicht, aber der Vorschlag des Besuchs eines Gottesdienstes klingt zunächst ganz vernünftig. Das habe ich selber noch nie in Erwägung gezogen.
Die einsamen Spaziergänge hingegen haben mir meistens nie sonderlich gut getan. Im Gegenteil, gerade im Sommer, wenn die Menschen gut gelaunt durch die Fußgängerzone schländern oder Paare im Café sitzen, habe ich meine eigene Einsamkeit noch viel stärker gespürt als in meinen vier Wänden, das mag aber von Fall zu Fall anders sein.


Wie auch schon geschrieben wurde, langfristig bedarf es einer Therapie. Möglichkeiten, wie man mit anderen Menschen in Kontakt kommt, gibt es ja schon geügend ( sei es die Arbeit, der Sportverein, der VHS-Kurs oder der chinesische Brieffreund und und und...) ,meist ist es nicht der Mangel an Gelegenheiten, der zur Einsamkeit führt, sondern das eigene Verhalten, mit welchem man sich und seinem Lebensglück im Wege steht. Und um herauszufinden, warum man so geworden ist, braucht man eben kompetente Hilfe. Leider wohne ich am anderen Ende Deutschlands, sonst hätte ich Dich jetzt spontan zu einem kühlen Flensburger eingeladen.

Würde mich freuen, wieder was von Dir zu hören!

Viele Grüße,
Chrischan
Fraggle
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Fraggle »

Lieber Matze,
ich kenne das Gefühl der Einsamkeit ebenso. Nur ist es bei mir so, daß ich es mir oft selbst schaffe. Daß ich einfach ganz alleine sein will, niemanden sehen möchte, damit niemand meine Tränen sehen kann, damit ich niemanden sagen muß, wie es mir wirklich geht.
Ich hasse es mittlerweile diese Maske aufsetzen zu müssen. Darum bin ich lieber allein.
Aber an einen Gottesdienst hab ich auch schon gedacht. Getan hab ich es noch nicht. Vielleicht sollte ich wirklich in den nächsten Tagen dahin gehen. Aber nicht hier in meinem Dorf, da kennen mich zuviele Leute und die Frage "wie geht es Dir" kann ich noch nicht wirklich überzeugend beantworten. Die Wahrheit will nämlich keiner hören.

Ich fühle mit Dir Matze, ich drücke Deine Hand!

Liebe Grüße
Peggy
Matze78
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Matze78 »

Hallo zusammen!

Erstmal ganz herzlichen Dank an alle, die mir hier noch geantwortet haben! Das Internet ist im Augenblick wirklich das einzige was ich habe, was mir noch Kontakt zu anderen Menschen bringt und daher ist es schon eine große Hilfe (wenn auch kein Ersatz für "reale" Kontakte)!

Ich glaube es ist so, daß ich in nächster Zeit wirklich jeden Strohhalm ergreifen werde und die von Euch geschriebenen Ratschläge beherzigen werde. Ich weiß, daß auf Dauer nur eine Therapie mich wirklich wieder zurück ins Leben führen kann. Erstmals im Leben bin ich einer Therapie zugänglich, früher habe ich Therapien stets abgelehnt (was eine große Dummheit war).

Das wirklich fiese an meiner augenblicklichen Phase der Einsamkeit ist, daß ich mich ihrer schlagartig bewußt wurde. Sie war zwar schon immer da, aber irgendwie "verborgen". Ich selber habe sie nicht wahrhaben wollen, stets habe ich tausend Ablenkungen gefunden, nur um meine Einsamkeit nicht erkennen zu müssen: Das stundenlange Rumklicken im Internet, nur damit ich nicht spüre, daß ich eigentlich nichts habe, was mir wichtig ist im Leben. Das Radio, das von früh bis spät laufen muß, damit ich die Stille der Einsamkeit nicht wahrnehme. Die dauernde Geschäftigkeit mit eigentlich sinnlosen Dingen, mit blödsinnigen Kleinigkeiten, nur damit die Leere mir nicht ins Bewußtsein dringt.

Erst der Kontakt mit einer gewissen Frau hat all meine Gefühle wieder schlagartig zum Leben erweckt. (Leider existiert dieser Kontakt nicht mehr.) Schlagartig kam die Einsamkeit in mein Bewußtsein (auch wenn sie eigentlich schon immer da war - nur eben verschleiert). Seitdem weiß ich, was mir im Leben fehlt.

Viele Grüße,
Matze
tomroerich
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Re: Einsamkeit

Beitrag von tomroerich »

Hallo Matze,

dann empfehle ich Dir den Arbeitskreis Leben (AKL), der Menschen in Lebenskrisen Hilfe anbietet. Man bekommt dort einen ehrenamtlichen Begleiter, mit dem man sich regelmäßig treffen kann und der hilft, die gegenwärtigen Probleme zu sortieren und ihnen ihre Schwere zu nehmen.
Ich bin selbst dort tätig und kann sagen, dass wirklich ausgezeichnete und effektive Arbeit dort geleistet wird.

Schau mal unter http://www.ak-leben.de , dort erfährst Du alles weitere.

Grüße von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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kessy4949
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Re: Einsamkeit

Beitrag von kessy4949 »

Hallo Matze,
vielleicht liest Du das ja noch. Mir gehts genauso, wie Dir und vielen anderen. Das mit der Kirche habe ich mir auch schon überlegt, obwohl ich auch nicht zu den Gläubigen gehöre. Mein Ratschlag, falls Du Dir das finanziell leisten kannst und die Energie hast, schaff Dir einen Hund an. Dann mußt Du raus und mit Hund kommt man mit den Leuten eher ins Gespräch. Wirklich.
Viele Grüße,
Christin
kessy4949
Beiträge: 228
Registriert: 16. Apr 2003, 23:08

Re: Einsamkeit

Beitrag von kessy4949 »

Hab noch was vergessen...
ich selbst hab vor kurzem den TV von zuhause rausgeschmissen. Ist zwar hammerhart ohne Fernsehen aber ich denke nur so kann ich mich überwinden mehr Anschluß an Leute zu kriegen bzw. irgendwelche Grüppchen zu gründen und mal wieder in Therapie zu gehen. Wenns nicht funktioniert, kann ich ihn ja wieder aufstellen, aber ich hoffe bis Winter durchzuhalten.
Nochmals Grüße,
Christin
heute
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Re: Einsamkeit

Beitrag von heute »

Hallo Matze,

wenn du gerne läufst, das aber nicht allein tun möchtest, dann mach doch in deiner Umgebung mal bei einer Stadt- oder Naturführung mit. Mir ging es bei solchen Führungen bislang immer so, dass ich auf ungezwungene Art und Weise zwischendrin mit anderen Teilnehmern gleich ins Gespräch kam. Und wenn ich nicht so "drauf" war, dass ich reden wollte, dann bin ich halt einfach in der Gruppe mitgelaufen... meistens läuft man ja sowieso nicht lange, bis der Stadtführer/die Stadtführerin wieder das Wort ergreift.

Es hat sich auch schon ergeben, dass ich nach der Führung "zum Aufwärmen" mit anderen Teilnehmern noch einen Kaffee oder Tee trinken gegangen bin. Ab und zu habe ich im Anschluss daran schon Adressen bzw. Telefonnummern ausgetauscht!

Das Gute daran ist, dass man gleich ein Thema hat (Stadt, Kultur, Architektur, Geschichte, berühmte Persönlichkeiten, Bäume, Pflanzen, Natur und Naturschutz... oder worum es halt gerade geht), an das man anknüpfen kann (wenn man Lust hat und man in der Gruppe sympathische Menschen sichtet). Dazu muss man auch keine weiten Reisen unternehmen, sondern kann auf diese Weise die eigene Umgebung (besser) kennen lernen. Arg teuer sind die Führungen (gerade in kleineren Orten) meistens auch nicht.

Vielleicht bietet auch der Sozialpsychiatrische Dienst deines Wohnortes lockere Kaffeetreffs oder Interessensgruppen zu festen Zeiten an (wie zum Beispiel Spiel- oder Sportnachmittag), denen du dich nach Lust und Laune anschließen könntest? Und wenn du dich wohlfühlst, machst du eben regelmäßig mit...

Alles Gute und liebe Grüße

Nene, die sich auch immer wieder total einsam fühlt, auch wenn sie hier "schlaue" Tipps gibt...
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
Sonnensucherin
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Sonnensucherin »

Lieber Matze, Ihr Lieben alle,

diese Einsamkeit zu ergründen, woran dies liegt, hat mich sehr viel Zeit und Energie gekostet. Ist es nicht so, das wir, sowieso schon durch die Stimmungsschwankungen gehandikapt, uns zurückziehen?
Dann, damit wir Kontakt haben, vor dem Internet verweilen. Viel zu lange. Schon klar, selbst wenn die Sonne scheint, wir merken dies nicht.
Wir können die Schönheiten unserer Umgebung nicht erkennen.
Irgendwann, ich habe wieder unendlich viele Stunden und Tage im Bett verbracht, habe ich mir ein Training (harter Job) auferlegt.
Ich habe mich schön gemacht, mein Grinsen aufgelegt und bin raus. Seinerzeit habe ich mich auf den Spielplatz gesetzt und die Mütter, Väter und Kinder beobachtet. Auf der einen Seite tat es weh, doch auf der anderen Seite hat dieses Lachen, Geblabber und Geheule unendlich gut getan. Durch den Schmerz der Einsamkeit müssen wir irgendwie durch. Doch sollten wir versuchen, mit diesen kleinen Glücksmomenten einfach aus "uns" herauszukommen.

Ihr Lieben, fühlt Euch umarmt.
Diese Tipps, welche ich hier so verteile, haben nur mir etwas gebracht. Leider konnte ich meinem Sohn nicht helfen. Dieser ist ebenfalls einsam. Nach dem Klinikaufenthalt hat er alle Medis abgesetzt. Jetzt sitzt er wieder einsam in seiner Wohnung. Seit Wochen habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm. Ich fühle mich wie eine Rabenmutter. Kann jedoch seine Nihilistische Art einfach nicht mehr ertragen.

Fühlt Euch umarmt,
Eure Sonnensucherin
Weltenwandlerin
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Weltenwandlerin »

Hallo Matze,

erstmal ein Gruß nach Bawü, habe dort ein halbes Jahr gewohnt!

Einsamkeit kenne ich auch, habe dazu eben einen neuen Thread eröffnet. Kurioserweise fühle ich mich in letzter Zeit eher unter anderen einsam und allein und wenn ich wirklich allein bin gar nicht mal so unwohl (meistens).

Hast du inzwischen ein Selbsthilfe Programm starten können? Ich will nicht alles wiederholen, was schon geschrieben wurde. Es waren tolle Tipps darunter. Du musst herausfinden, was dein Weg ist. Deswegen von mir "nur" noch alles Liebe für dich, viel Kraft und ich glaube auch Mut, diese Dinge zu bewältigen.

Du bist NIE allein. Ganz sicher nicht.

Mika
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
Matze78
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Matze78 »

Hallo zusammen!

Nochmals herzlichen Dank für alle Antworten! Ich habe mir alles durchgelesen und ich glaube bestimmt das ein oder andere daraus nutzen zu können. Im Moment fällt mir allerdings alles noch sehr, sehr schwer, da ich dermaßen tief in die Einsamkeit abgedriftet bin, wie nie zuvor im Leben. Es ist ein Gefühl, das förmlich alles andere um mich herum überlagert, das mich völlig lähmt. Ich muß mich jetzt wirklich Schritt für Schritt herausarbeiten.

Fieserweise habe ich bislang bei keiner der Hilfsstellen, bei denen ich angerufen habe, jemanden erreichen können. Ist halt ein Brückentag, gestern war Feiertag.

Vor zwei Tagen war ich am Abend mal wieder völlig verzweifelt. Drängende Probleme, Verlassenheit und kein Mensch, mit dem ich darüber reden konnte. Da ich so völlig am Ende war, habe ich etwas gemacht, was ich zuvor noch nie gemacht hatte: Ich habe bei der Telefonseelsorge angerufen. Niemand hat abgenommen. Fast eine Stunde habe ich es versucht. Erfolglos. Danach hatte ich keine Kraft mehr. Da habe ich gewußt, was das Wort "Einsamkeit" wirklich bedeutet.

@ Thomas: Ganz herzlichen Dank für Deinen Tipp mit AK-Leben. Hast Du dort auch als ehrenamtlicher Begleiter gearbeitet? Das ist wirklich etwas sehr Interessantes. Wie gestaltet sich das denn konkret, so eine Begleitung? Das kann gewiss sehr hilfreich sein, aber ganz einfach stelle ich mir das auch nicht vor. Funktioniert das denn immer, eine verzweifelte Person und ein "zugewiesener" Mensch, der versucht zu helfen? Also, wie geasgt, das hört sich überaus gut an, aber wie es ganz praktisch abläuft, kann ich mir noch nicht so ganz vorstellen, weil ich davon noch nicht gehört habe. Alles, was ich bislang in Anspruch genommen habe, waren professionelle Beratungsstellen.

@ Christin: Ich schaue praktisch gar kein TV, dieser ist nicht mein Problem. Dafür bin ich zuviel im Internet; ich glaube, daran müßte ich auf Dauer echt etwas ändern, aber im Moment ist das Internet mein einziger Kontakt zu anderen Menschen.

@ Mika: Ich habe Deinen Beitrag auch gerade gelesen. Die von Dir geschilderte Einsamkeit kenne ich auch. Ich habe das auch schon erlebt, daß ich mit Menschen zusammensitze, die ich eigentlich mag, aber an dem Spaß und der Unterhaltung der anderen nicht teilhaben kann, weil alles von den Problemen, der Einsamkeit aus meinem Inneren überdeckt wird - nicht schön!

Also nochmals danke für alle Antworten! Ich hoffe, ich kann hier auch weiterhin meine Seele "ausschütten", denn ansonsten kann ich nur mit den Wänden meiner Wohnung reden.

Viele Grüße,
Matze
Weltenwandlerin
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Weltenwandlerin »

Hallo Matze!

Ich bin entsetzt über deine Erfahrungen mit der Telefonseelsorge! Das kann doch einfach nicht sein!!! Also wenn uns da schon keiner mehr helfen kann- trotz entgegengesetzter Ansage- na dann weiß ich auch nicht.
Wenn du irgendwie die Kraft hast, solltest du dich dort mal beschweren! Wenn sie einfach unterbesetzt sind, dann müssen sie das per Band kenntlich machen und Alternativen bekannt geben!
Ich verstehe sehr gut, dass dir das den Rest gegeben hat. Aber lass dich nicht entmutigen, es gibt noch viele andere Wege.

Du weißt, dass du hier auch ganz konkrete Probleme oder einfach nur Gefühle etc.posten kannst? Dafür ist das Forum da! also, nimm dir das Recht, bevor die Wellen wieder wie neulich Abend über deinen Kopf zusammen schlagen. Das muss ja nicht sein.

Liebe Grüße,
Mika
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
Matze78
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Matze78 »

Hallo Mika!

Ja, das mit der Telefonseelsorge war echt übel. Aber scheinbar sind sie wirklich unterbesetzt. Man wird ja immer an die nächstgelegene Stelle weitergeleitet. Ist diese aber belegt, wird man nicht automatisch an eine andere Stelle in Deutschland weitergeleitet. Auch gab es keine Bandansage, noch nicht einmal ein Besetztzeichen. Ich weiß, daß in der Stadt, in der ich wohne, nur immer eine Person "Dienst" hat - das ist zu wenig für eine Großstadt.

Viele Grüße,
Matze
Sofie
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Sofie »

Hallo Matze,

etwas neues Sinnvolles kann ich wohl nicht sagen. Wollte mich trotzdem, wenn auch nur virtuell mal bei Dir melden. Auch ich kenne Einsamkeitsgefühle, aber eher wie Mika, das ich mich einsam fühle trotz lieben Menschen um mich herum. Diese innere Einsamkeit ist auch nicht schön... Bei mir ist es zurzeit eine Phase mit viel Trauer/Verlust verbunden, werde mich bestimmt wieder berappeln. Momentan möchte ich mich am liebsten nur einigeln und gar nichts tun...
Ich stell mir das ganz heftig vor, wenn man aber wirklich niemanden hat, mit dem man mal sprechen kann, von dem man mal gedrückt wird... Das muss eine extrem schlimme Erfahrung sein...

Irgendwann, irgendwo hab ich mal gelesen, das es so viele einsame Menschen gibt, dass diese im Grunde nicht allein sind in ihrer Gefühlswelt der Einsamkeit... Aber das ist natürlich auch nur ein schwacher Trost.

Gibt auch Bücher zum Thema. "Einsamkeit überwinden. Von innerer Leere zu sich und anderen finden von Doris Wolf" z.B. Habs nicht gelesen, aber vielleicht wär das oder ein anderes Buch dieser Art ja ein erster Schritt...!??!?

Wenn auch nur virtuell, fühl Dich von mir gedrückt,

Sofie
tomroerich
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Re: Einsamkeit

Beitrag von tomroerich »

Hallo Matze,

ja, ich bin beim AKL als Ehrenamtlicher tätig. Das Ganze läuft so ab:
Es gibt zunächst ein Vorgespräch bei unseren Professionellen, die sich ein Bild von der Situation des Klienten / der Klientin machen und eine passende Begleitung auswählen. Die Ehrenamtlichen sind in Gruppen organisiert, sie treffen sich alle 14 Tage zwecks Supervision durch die Profis und besprechen dort ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit den Klienten.

Die Begleitung selbst wird von KlientIn und BegleiterIn selbst gestaltet, was Häufigkeit, Umfang und Inhalt angeht. Je nach Problemschwerpunkt wird das immer variieren. Manche Begleitungen sind ganz praktischer Natur mit Behördengängen o.Ä, andere drehen sich vor allem ums Gespräch oder Unterstützung bei der Therapeutensuche. Natürlich kann es keine Garantie geben, dass das menschlich passt aber es kommt sehr selten vor, dass es gar nicht funktioniert. Der Vorteil für den Klienten liegt vor allem darin, dass er es mit einem Menschen zu tun hat, der selbst in keiner Weise in sein Leben involviert ist und deshalb auch keine pers. Interessen verfolgt. Nach einer gewissen Zeit (typisch etwa 9 Monate, ist aber nicht festgelegt) wird man sich wieder trennen und nichts, was gesagt wurde, kann auf den Klienten zurückfallen- wir unterliegen der Schweigepflicht. Jeder Begleiter hat immer nur eine Begleitung und wurde, bevor er/sie auf die Menschheit losgelassen wurde, 9 Monate ausgebildet Und nur, wenn die Profis dann immer noch der Meinung waren, dass eine Eignung besteht, geht es an die praktische Arbeit.

Gerade in Deinem Fall kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Dir eine Begleitung helfen könnte, aus deiner Einsamkeitsschleife herauszukommen. Ruf einfach Montag dort an, man bekommt in der Regel sehr schnell einen Termin.

Grüße von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Marie14
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Marie14 »

hallo Matze,
ich hätte da noch eine Idee und zwar die Emotion anonymous.

ich habe keine Ahnung ob ich das richtig geschrieben habe und ich weiß auch nicht in welcher Großstadt du in BaWü wohnst, aber ich könnte mir vorstellen, das es diese Gruppe auch in eurer Stadt gibt.

Sie haben sich das Vorbild der anonymen Alkoholiker
genommen und für Menschen mit emotionalen Schwierigkeiten Gruppen geschaffen, die sich zumindest einmal in der Woche treffen.

Wenn du in deiner Stadt bei den AA anrufst können die dir bestimmt die Zeiten und den Ort nennen an denen sich diese Gruppen treffen.

Dort soll ein sehr warmer Ton herrschen und vielleicht wäre das ja was für dich, zumal es ja wohl auch nichts kostet.

Ich wünsche dir alles Liebe, weil auch ich dich gut verstehen kann
Deine Marie
Wer einmal sich selbst gefunden hat, kann nichts auf der Welt mehr verlieren
triste
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Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Einsamkeit

Beitrag von triste »

Hallo,
unter www.nakos.de findest Du bundesweit die Adressen von Sebsthilfegruppen. In einer SHG für Depressive findet man leicht wieder Kontakt.
Alles Gute,
Virginia
Matze78
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Registriert: 9. Mai 2006, 23:30

Re: Einsamkeit

Beitrag von Matze78 »

Hallo zusammen!

Nochmals ganz herzlichen Dank an alle für all die lieben Antworten! Morgen ist endlich wieder ein Werktag und ich kann aktiv meine Probleme angehen und den ersten notwendigen Schritt gehen: Mir einen Termin in einer Beratungsstelle geben lassen. Danke für die ganzen Tipps, die Ihr noch gegeben habt!

Thomas, Dir ganz vielen Dank für die Schilderung von AK-Leben! Das ist wirklich eine tolle Sache, das ist wahrscheinlich für mich gerade wirklich das Richtige!

Mal noch eine Frage an alle: Kennt Ihr das eigentlich auch, daß Ihr eine ganze Weile völlig alleine gelebt habt, dies aber Euch nicht wirklich viel ausgemacht hat (zumindest nicht bewußt), und dann, plötzlich durch ein unvorhergesehenes Ereignis völlig aus der Bahn geworfen werdet und SCHLAGARTIG Euch Eurer Einsamkeit bewußt werdet? Hat jemand schon derartiges erlebt? Bei mir ist es nämlich gerade so, ich hatte früher auch nicht mehr Kontakte, hatte aber bei Weitem nicht dieses Gefühl der völligen Verlassenheit.

Liebe Grüße,
Matze
Sonnensucherin
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Re: Einsamkeit

Beitrag von Sonnensucherin »

Lieber Matze, Ihr Lieben alle,

wie geht es mittlerweile?
Konntest Du, lieber Matze, Dich aufraffen und mal in die Kirche gehen?
Oder hast Du bereits Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe aufnehmen können?

Gestern ging ich wieder einmal alleine spazieren. Sei gewiss, das Gefühl der Einsamkeit kennen Andere auch.
Wir sind in Gedanken bei Dir,
fühl Dich umarmt,
Sonnensucherin
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