Nach wie vielen Stunden hat man`s geschafft?

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Äpfelchen
Beiträge: 59
Registriert: 6. Apr 2006, 12:05

Nach wie vielen Stunden hat man`s geschafft?

Beitrag von Äpfelchen »

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Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Nach wie vielen Stunden hat man`s geschafft?

Beitrag von Emily »

Hallo Äpfelchen,

wenn sich nach insgesamt 75 Std. so gut wie nichts geändert hat, würde ich schnellstmöglich eine andere Therapieform und einen anderen Therapeuten auswählen. Es kann nicht nur daran liegen, dass du "leiden willst". Das sind eher die Sprüche von Therapeuten, die manche von ihnen dann einsetzen, wenn sie feststellen, dass ihr Therapiekonzept nicht greift.
Trotzdem ist es auch immer sinnvoll, seine eigene Mitarbeit kritisch zu hinterfragen. Wenn man nämlich genau weiß, dass diese Mitarbeit gegeben war, kann es daran nicht liegen.

Gruß,
Emily
wanderin
Beiträge: 297
Registriert: 9. Mai 2006, 08:15

Re: Nach wie vielen Stunden hat man`s geschafft?

Beitrag von wanderin »

Hallo Äpfelchen,

du bist frustriert? Ja, ich denke, das ist normal. Es könnte dir helfen.
Es ging mir auch so. Auch nach 75 Stunden. Der Therapeut könnte das auch so bewusst eingesetzt haben, um dich zu provozieren und dich zu aktivieren??? Das sind durchaus prakticable Strategien in der Verhaltenstherapie.
Meine wirklich gut ausgebildete und erfolgreiche Verhaltenstherapeutin fragte mich einmal:

Wie soll ich es denn machen? Wie stellen Sie sich das vor? Was kann ich für Sie tun?

Eine richtig gute Antwort hatte ich nicht. Ich wusste es auch nicht.

Sie hielt mir ziemlich den Spiegel vor. Ich war auch wütend und und... nach der Therapiestunde.
Es braucht Zeit. Inzwischen denke ich "anders" darüber.

Also: es geht nur in kleinen Schritten, es kann dauern, die Hauptarbeit muss der Patient leisten.

Du kannt dir alles überdenken und versuchen, dir selbst klar zu werden. Möglich, dass dein Frust doch eine Aktivität auslöst?

Oder du suchst einen neuen Therapeuten.

Das wird aber wohl so schnell nicht gehen und sicher ist nicht, ob das dann erfolgreicher ist.

Gib bitte nicht auf und versuche die Worte deines Therapeuten konstruktiv zu deuten.

Wielange es gedauert hat? Da gibt es wohl keinen Maßstab. Es ist wohl nicht nur von der Anzahl der Therapiestunden abhängig, sondern auch von dem Zeitraum, in welchen diese stattfinden. Das ist von Fall zu Fall verschieden. Das lang eingeübte eigene Verhalten und Denken lässt sich wohl nicht innerhalb kurzer Zeit verändern.

Ich antworte mal: Es kann Jahre dauern,d.h. nicht, dass man sich Jahre schlecht fühlt und leidet. Will damit sagen, es ändert sich allmählich und es wird immer besser.
Gib die Hoffnung nicht auf.

louise
Äpfelchen
Beiträge: 59
Registriert: 6. Apr 2006, 12:05

Re: Nach wie vielen Stunden hat man`s geschafft?

Beitrag von Äpfelchen »

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tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
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Re: Nach wie vielen Stunden hat man`s geschafft?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Äpfelchen,

Du brauchst sehr viel Geduld zu einer Therapie. Ich habe 300 Std. Analyse gemacht und erst, als ich ganz durch war, konnte ich langsam erkennen, dass ich mich tatsächlich geändert hatte. Und erst nach Jahren wurde mir auch klar, wie einschneidend und umfassend diese Änderungen waren und heute, fast 10 Jahre später, weiß ich erst einzuschätzen, dass diese Veränderungen wirklich durch die Therapie angestoßen wurden. So ein Therapieprozess ist nicht etwas, das sich messen ließe und man versteht auch nicht wirklich, wodurch sich etwas ändert und warum manche Dinge hartnäckig sind und nicht so leicht aufgeben wollen, einen zu quälen. Im Rückblick denke ich, es waren nur zu einem Teil die vom Verstand gewonnenen Erkenntnisse über mich selbst, die geholfen haben und zu einem viel größeren Teil war es einfach die Tatsache an sich, dass ich mich mir selbst durch die Therapie zugewendet habe.

Ich stimme deinem Thera schon zu, dass Dein eigener Wille, Dich entschieden gegen Deine eigenen Verhaltensweisen, schlechten Gedanken oder was auch immer zu wehren, von entscheidender Bedeutung ist. Ich lese immer wieder hier im Forum, dass Leute tatsächlich fortfahren, ihre lieb gewonnenen Angewohnheiten, die sie krank machen, weiter zu pflegen oder gar zu verhätscheln und von Verdrängung sprechen, wenn man ihnen anderes vorschlägt. In gewisser Weise muss man diese Dinge als einen Feind in sich ansehen, den man mit viel Mut und Ausdauer in die Knie zwingen muss- es ist ein Befreiungskampf und der Thera kann nur helfen aufzuzeigen, was bekämpft werden muss. Die Erkenntnis ist zwar eine notwendige Grundlage aber nur die Hälfte des Weges. Der anstrengendere und langwierigere Teil besteht in diesem Kampf und den kann man nur gewinnen, wenn man aufhört, diese Anteile als das eigene Ich zu sehen und somit zu lieben. Denn wie willst Du gegen etwas kämpfen, das Du selbst bist?


Gruß von

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
wanderin
Beiträge: 297
Registriert: 9. Mai 2006, 08:15

Re: Nach wie vielen Stunden hat man`s geschafft?

Beitrag von wanderin »

Hallo Äpfelchen,

das klingt ja schon ganz anders. Ein Lob für dich!


Vielleicht gehst du mal über die NEUEN WEGE die Baustellen an?
Wird nicht einfach sein.

Bauen wir nicht ständig an unserem Leben? Vielleicht ist das auch ganz normal und gängig so?

Alles Gute

louise
Weltenwandlerin
Beiträge: 677
Registriert: 9. Mai 2006, 13:19

Re: Nach wie vielen Stunden hat man`s geschafft?

Beitrag von Weltenwandlerin »

@Luise,

ein schönes Wortspiel, welch weisen Worte! Musste lächeln, als ich deinen Beitrag las.

An Äpfelchen: Deine Erwartungshaltung an den Therapeuten kann ich gut nachvollziehen, ich hatte sie auch lange (5 Jahre Therapie, zwei mal Klinik, jetzt bald wieder Therapie...). Vergiss es. Niemand kann dich "retten", außer du dich selbst. Alles andere schafft eine weitere unnötige Abhängigkeit. Du suchst das Glück draußen, dabei liegt es in dir, ganz sicher. Versuch, aus der Opfer- Rolle heruas zukommen, du kannst eine Menge! Dein Therapeut ist ein Spiegel und Wegbegleiter. Du brauchst Zeit, Kraft und vor allem Mut! Gesteh dir das ruhig zu. Im übrigen denke ich auch, dass es ohne Baustellen im Leben nicht geht. Sie beeinhalten doch aber auch, dass etwas neues geschaffen wird. Woran baust du also gerade? Ein wohl hoffentlich prächtiges, luftiges Haus für dich und deine Träume.

Alles, alles Liebe!
Mika
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
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