Weiterreichen der Depression an Kind

1957
Beiträge: 340
Registriert: 18. Aug 2005, 01:41

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von 1957 »

Hallo Gabi Stehli,
<wieso entschuldigst du dich für deine Frage?
>
Es gibt Grenzen, Privatsphäre usw.,
die habe ich überschritten !!

Gruß Manni,
der dir einen schönen Tag wünscht.
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von Clown »

«Solange sich der Mensch nicht begegnet, ist er auf der Flucht. Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit. Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich selbst noch andere erkennen - er wird allein sein. Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unserem Nächsten. Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der, Teil eines Ganzen, zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet. In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen: nicht mehr allein - wie der Tod - sondern lebendig als Mensch unter Menschen.»
(Richard Beauvais, 1964)

Liebe Gabi Stehli,

dein Zitat ist mir heute Morgen begegnet und es tut mir außerordentlich gut, weil es mich gerade richtig bestätigt auf meinem Weg.

Ich danke dir für diesen 'Zufall' !

Alles Gute,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
gundi2
Beiträge: 48
Registriert: 1. Feb 2006, 18:00

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von gundi2 »

Hallo,
auch ich bin eine Tochter eines depressiven, zeitweilig hochaggressiven Vaters (möglicherweise manisch-depressiv oder Borderline, er war nie beim Arzt deswegen), und meine Mutter wurde in der Ehe / durch die Ehe ebenfalls depressiv.
Seit einiger Zeit ist mir klar, dass meine immer wiederkehrenden Depressionen mit meiner Kindheit zusammen hängen, wobei die Prozentsätze, was davon nun Veranlagung ist und was Verhalten, um in der Situation nicht kaput zu gehen, mir letztlich egal sind.

Und ich versuche nun auch, meine Kinder möglicht "gesund" aufwachsen zu lassen bzw. zu erziehen. Dabei bin ich im Internet auf einen Verein gestoßen, der sich "Netz und Boden, Initiative für Kinder kranker Eltern" nennt. http://www.netz-und-boden.de/ . Dort gibt es viele Informationen zu diesem Thema, u. a. auch Untersuchungen, unter welchen Bedingungen Kinder psychisch kranker Eltern doch gesund aufwachsen können.

Die Seite kann ich sehr empfehlen!!!!!!
gundi2
mausebaerchen
Beiträge: 7
Registriert: 19. Apr 2006, 16:14

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von mausebaerchen »

hallo an alle,

ich habe nur eben kurz den thread überflogen und als neue im forum, fühle ich mich noch nicht so ganz sicher auf meinen forumsbeinchen.. das kommt aber bestimmt noch! ich finde auf jeden fall eure diskussion sehr wichtig- als kind eines manisch-depressiven vaters und als seit letztem jahr selbst an despressionen erkrankte! ich kann nur gundis letzte message unterstreichen- die homepage von netz-und-boden ist wirklich sehr informativ für betroffene kinder und auch eltern. ich selbst bin als betroffenes "kind" (mit fast 30!) in der internet-gruppe und es hilft sehr, die erfahrungen der anderen kinder zu lesen und endlich eine plattform zu haben, wo man sich gegenseitig erklären kann, was mit den kranken eltern eigentlich los ist und warum man das mehr oder weniger schelcht verarbeiten konnte- denn: viele bereis erwachsene kinder hatten "damals" nicht das glück, das ihre eltern therapeutische hilfe in anspruch nehmen wollten oder konnten und wären damals heilfroh um eine solche diskussion, wie hier bei euch, gewesen: einfach das gefühl zu bekomme, als kind eines erkrankten ein wenig an der krankheit teilhaben zu können, nicht alles unter den teppich kehren zu müssen und vor allem: dass die eltern sich überhaupt austauschen, ob und wie sie ihren kindern trotz ihrer eigenen schweren krankheit helfen können.
ich als kind wäre damals auf jeden fall glücklich gewesen, wenn sich meine eltern auch so konstruktiv mit der krankheit und mit der darausfolgenden "störung" unseres familienlebens auseinandergesetzt hätten... vielleicht wäre es mir dann auch erspart geblieben, irgendwann selbst die diagnose "depressiv" zu erhalten- aber das in einem späteren posting.

bis dahin- alles liebe und ich hoffe, man kann mein geschriebenes nachvollziehen
herrenalb
Beiträge: 50
Registriert: 11. Mai 2006, 22:57

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von herrenalb »

Hallo Manni,
für mein Gefühl hast du meine Privatsphäre nicht überschritten, da ich ja von mir aus geschrieben habe.
Und um nochmal auf Gefühle zu kommen, ich habe da eine Tabelle mit an die Hand bekommen, bei der es um die 4 Grundgefühle des Menschen geht.
1. Wut, 2. Schmerz, 3. Angst und 4. Lust und Freude.
Ich habe gelernt bzw. lerne noch immer mit diesen Gefühlen positiv umzugehen bzw. deise Gefühle positiv zu leben.
Wenn es dich näher interessiert, kann ich ja die Liste genauer beschreiben.
Wünsche dir noch einen schönen Tag
Gabi
heute
Beiträge: 405
Registriert: 4. Nov 2005, 11:31

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von heute »

Hallo Edeltraud und alle anderen,

ich finde es toll, wenn ihr es auch in schwereren depressiven Phasen geschafft habt, euren Kindern zu vermitteln, dass es sich um eure eigene Krankheit handelt, für die die Kinder nicht verantwortlich sind.

Mir ist das leider nicht immer gelungen.

Liebe Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
herrenalb
Beiträge: 50
Registriert: 11. Mai 2006, 22:57

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von herrenalb »

Hallo Clown,
seit meiner psychosomatischen Reha glaube ich nicht mehr an Zufälle; es kommt meiner Meinung nach alles so, wie es kommen muß.
Gabi
Wölkchen30
Beiträge: 372
Registriert: 13. Apr 2004, 23:31

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von Wölkchen30 »

Liebe Nene,

du sagst, leider ist es dir nicht immer gelungen...

weisst du, wie du vielleicht in meinem anderen Thread lesen kannst, ist es mir auch nicht gelungen, meine Kinder unbeschwert und ohne Probleme aufzuziehen und ihnen zu geben was sie wirklich brauchen

Aber weisst du, wir versuchen doch unser Bestes. Verscheinlich sogar mehr, als wir je von unseren Eltern mitbekommen haben und das verdient schon richtigen Respekt.

Meine Jungs leiden auch unter mir und ich mache mir große Vorwürfe... aber weisst du, auch sie werden mal Erwachsen werden und ich hoffe für meine Kinder, dass sie sich evtl. die Hilfe holen, die sie brauchen... weil ich es ihnen doch auf die ein oder andere Weise vorlebe.

Ach du, ich schreibe gerade hier so locker, weil es mir gerade gut geht. Aber ich denke, dass dennoch ein Stück Wahrheit darin steckt.

Du gibst deinen Kinder, so viel wie du kannst... da bin ich mir sicher

Alles Liebe dir und ich schicke dir mal einen fetten Kraftknuddler

wölkchen
Ele
Beiträge: 481
Registriert: 19. Mär 2003, 22:17
Kontaktdaten:

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von Ele »

Hallo alles zusammen,

ich glaube, man darf nicht zuviel von sich erwarten (hier spricht der Kopf!) man kann nur das geben, was man selber kennen gelernt hat. In meiner Familie gabs nie Nähe oder Zärtlichkeiten und ich hatte und habe immer noch große Schwierigkeiten körperlich anderen näher zu kommen. Viele Jahre habe ich mich gerade zu überrennen lassen, was ich gesucht habe, habe ich nie gefunden.

Trotzdem kann es schon ein bisschen besser als meine Eltern und ich hoffe, dass meine Kinder es wieder ein bisschen besser können und ihre Kinder usw. usw.

Mein Sohn hat gestern gesagt, er will nie Kinder. Es tut ihm weh, dass sein Vater sich für ihn nicht interessiert, dabei ist sein Vater auch ohne Vater aufgewachsen und müsste eigentlich wissen, wie das ist.

Mir ist es wichtig meinen Kindern die Augen zu öffnen,ihnen zu vermitteln, dass es schwer ist, etwas anders zu machen als man es gelernt hat, aber dass es sich lohnt etwas anderes auszuprobieren.

Mir gehts zur Zeit echt besch..., trotzdem hab ich immer wieder Nina Ruges Zitat in den Ohren: "Alles wird gut!" und daran will ich (zumindest heute) glauben.

Gute Nacht!
Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

HappyEnd
Beiträge: 83
Registriert: 12. Dez 2005, 13:31

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von HappyEnd »

Hallo an alle,

es ist schon viel Gutes und Interessantes geschrieben worden, und ich habe eigentlich nix Neues beizutragen, außer meiner Erfahrung...

Meine Mutter ist zwar nie diagnostiziert worden, aber mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit depressiv (gewesen?). Und das ist eigentlich nur im Verlauf meiner eigenen Therapie aufgetaucht, von allein wäre ich überhaupt nicht drauf gekommen. In manchen Therapiestunden hatte ich sogar das Gefühl, daß meine Depression gar nichts mit mir selbst zu tun hat, sondern einfach eins zu eins von meiner Mutter übernommen ist.

Das, was ich mir von meiner Mutter gewünscht hätte und bis heute nicht bekomme, wäre einfach nur Offenheit gewesen. Nicht alles unter den Tisch zu kehren und so zu tun, als wäre man zufrieden. So hatte ich immer das Gefühl, allein dazustehen, gerade als Kind. Meine Mutter habe ich als solche eigentlich kaum wahrgenommen, obwohl sie den ganzen Tag Zuhause war. Und ich habe mich so früh wie möglich in mich selbst zurückgezogen, wie sie es auch getan hat.

Das ist heute nicht anders, über meine Therapie kann ich zwar reden, aber für meine Mutter ist das ein ganz heißer Brei, und deshalb kommt auch null Reaktion und es wird ein Monolog. Bei einem Beinbruch oder so wäre das anders. Darum habe ich aufgegeben. Sie will bei mir nicht hinsehen, weil sie dann auch bei sich selbst hinsehen müßte, zu ihrem eigenen Schmerz. Und das würde ihr weh tun. Sehr weh. Da weicht man lieber aus, wie all die vielen Jahre schon. Und verdenken kann ich es ihr nicht. Ich kann aber auch nicht umhin, es feige zu finden.

Ich hätte mir gewünscht, sie wäre damals offen gewesen, offen für sich und ihre eigenen Probleme, und hätte sich vielleicht sogar selbst Hilfe geholt, statt sich selbst aufzugeben. Damit hätte sie mir ein ganz anderes Vorbild gegeben, und ich hätte mir vielleicht selbst früher Hilfe geholt, wäre heute ein anderer Mensch, hätte nie Depressionen gekriegt... - aber "was wäre wenn" zu spielen ist hier und heute müßig und überflüssig.

Es ist einfach normal, daß man seine eigenen Kinder prägt. Und das ist für mich auch okay, das kann ich akzeptieren, ich bin ja selbst ein Mensch mit Fehlern, das kann ich meinen Eltern auch locker zugestehen. Was ich aber unter aller Sau ('tschuldigung) finde, ist, Kinder allein zu lassen in und mit ihren Problemen, und sogar zu leugnen bzw. wegzusehen, daß und wenn es Probleme gibt. Wie und ob man sie letztendlich löst, ist nicht so wichtig. Aber wenn einem schon der erste Schritt fehlt, nämlich das Anerkennen der Existenz von Problemen (und sogar Gefühlen!), wie soll man als Kind überhaupt auf die Idee kommen, daß man etwas tun kann? Hilfe zur Selbsthilfe hätte mir mehrmals vollends genügt...

Auch ich habe schon früh verkündet, daß ich nicht heiraten und auch keine Kinder kriegen werde. Damals fanden das alle noch witzig und haben mich natürlich nicht ernst genommen. 25 Jahre später sehe ich es aber immer noch so, mittlerweile finden meine Eltern es nicht witzig, daß keine Enkel da sind. Aber ich bin einfach nur froh, wenn ich mir selbst nochmal eine gute Mutter werden kann, das reicht mir. Völlig.

Viele Grüße,
HappyEnd
heute
Beiträge: 405
Registriert: 4. Nov 2005, 11:31

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von heute »

Hallo zusammen,

Wölkchen und Ele, danke für die aufmunternden Worte. (Und danke für den Knuddler... ich schick auch gleich mal einen zurück...!) Stimmt schon, ich habe mich bemüht und den Kindern so viel und das gegeben, was eben möglich war.

Was ich allerdings nicht getan habe, war konsequent nach Hilfe für mich suchen. Ich schreibe hier "konsequent", denn ganz tatenlos war ich nicht. In einer (vermutlich depressiven) schwierigen Phase, als meine Kinder noch ganz klein waren, rief ich zum Beispiel bei einer Beratungsstelle an (dazu musste ich mich schon wochenlang durchringen, weil ich mir so mies vorkam... zwei kleine, gesunde, muntere Kinder zu haben und dann noch jammern...!) Und der Herr am Telefon, von dem ich doch so sehr hoffte, dass er mir so bald wie möglich einen Termin geben würde und dem ich tatsächlich auch sagte, ich wüsste manchmal nicht mehr, was ich womöglich mir und den Kindern antun würde (und mir sei manchmal angst und bange), der meinte ganz lässig: "Ach ja, mit kleinen Kindern sind viele Mütter zeitweise überfordert. Das geht schon wieder vorbei, sobald die Kleinen ein bisschen größer sind. Nur Geduld!" DAS WAR'S tatsächlich.

Ein ähnlicher Reinfall war die psychologische Beratung bei der Uni (wo ich immerhin eine Beratungsstunde bekam - aber eben auch nicht mehr).

Ich frage mich heute, ob es mir einfach nicht gelungen ist, den jeweiligen Kontaktpersonen verständlich mitzuteilen, was in mir vorging?

Schritte, um mir ärztliche oder therapeutische Hilfe zu holen, habe ich dann nicht gemacht. Mir war ganz einfach nicht bewusst, dass ich das Anrecht auf so eine Hilfe gehabt hätte.

Das geschilderte Erlebnis ist schon über 15 Jahre her und leider mussten sich erst bei meinem Sohn massive psychische Schwierigkeiten zeigen, dass mir die Augen aufgingen in Bezug auf mich selbst.

Wenn ich jetzt Aufzeichnungen (kurze verschriftlichte Gedanken- und Gefühlssplitter in Prosa oder Gedichtform) aus früheren Jahren lese, dann merke ich, wie sehr ich schon vor 10 oder 15 Jahren Hilfe gebraucht hätte. "Elternseminare" und dgl. habe ich fleißig besucht, um "richtig" mit meinen Kindern umzugehen, aber was grundlegend fehlte, war innere Stabilität.

Insofern haben meine Kinder (so wie du es auch schreibst, Ele) in all den Jahren auch einiges mitgemacht. Aber immerhin...

... sagte einer meiner Söhne vor ein paar Tagen: "Finde ich gut, Mama, dass du dich mit deiner Depri-Stimmung auseinandersetzt und dir jetzt Hilfe holst!"

HappyEnd, Offenheit finde ich auch ein wichtiges Thema. (Hatte gerade ein Telefongespräch mit meiner Mutter und bemerkte wieder, dass wir leider immer noch nicht offen miteinander kommunizieren können.) Und so, wie du, Ele, denke ich auch, dass ich in bestimmten Punkten in der Erziehung doch immerhin ein paar Schrittchen weiter bin als meine Eltern... und dazu gehört der Punkt "Offenheit".

Liebe Grüße

Nene, die allen Müttern und Vätern im Forum viel Kraft und Energie für das Begleiten ihrer Kinder wünscht!
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
1957
Beiträge: 340
Registriert: 18. Aug 2005, 01:41

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von 1957 »

Hallo an Alle,
da ist ja einiges geschrieben worden.

Aber die Analyse oder das Fazit fehlt.

Gruß Manni,
der zuviel hinterfagt.
1957
Beiträge: 340
Registriert: 18. Aug 2005, 01:41

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von 1957 »

Hallo an Alle,

mein großer Sohn ist betroffen, ich werde Ihn mal fragen.
Er kann mir eine objektive Antwort geben.

Gruß Manni,
der nachdenklich ist.
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von Edeltraud »

Dieser Thread ist schon arg voll.

Bitte im Teil II weiterschreiben:
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1148730226
Antworten