Ein Leben Lang Medikamente?

Trümmerpaula
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Trümmerpaula »

...da bin ich wieder...
Leider immer noch so sprachlos

Ich habe mit meinem letzten Freund ähnliches erlebt, wie du evtl. mit deinem Ex-Mann?! Jedenfalls war er im letzten Jahr, welches ich mit ihm zusammen war, immer irgendwo - und viel zu beschäftigt - und ich konnte (sollte/durfte) nie dabei sein - und ich sah immer nur 'Gespenster', er wollte mir immer weis machen, dass ich keinen Grund zur Eifersucht hätte usw. usw.
Habe von ihm die wildesten Stories gehört, warum er keine Zeit für mich hätte usw. usw.
Ich habe sehr an ihm gehangen... Mein Selbstbewusstsein war aber auch schon am Boden - und er hatte leichtes Spiel mit mir
Er hat bis zum Schluss sein 'weißes Hemd' anbehalten und er könnte wohl heute noch seine Unschuld mit den schönsten und rhetorischen Worten umschreiben und jede/r würde ihm sagen, dass er Recht hätte, dass jemand wie ER jawohl auch jemanden wie mich nur verlassen könne...
Möchte aber auch gar nicht weiter ausweiten, was da noch so alles abgelaufen ist mit diesem Mann. Er hat mir sehr weh getan - SO sehr, dass ich nicht vergessen kann und einfach einen Bunker um mich gebaut habe, damit da niemand sonst mehr an mich ran darf...!

Dafür verzichte ich nun aber auch auf Nähe und Zärtlichkeiten, die doch so wichtig sind für uns Menschen - und ich schlage anderen damit vor den Kopf, wie z.B. meinem jetzigen 'Freund'. Dabei ist noch die Frage, ob ich ihm oder vielleicht sogar doch mir selbst damit am meisten weh tue

Ich frage mich oftmals, warum mein jetziger 'Freund' sich überhaupt mit mir abgibt: "schwach wie ich bin - und entscheidungsunfähig, näheabweisend, selbstzweifelnd, mutlos und zeitweise sogar aggressiv und bockig..."
Meine einzige Erklärung ist die (ähnlich der von deiner Therapeutin): ich kompensiere seine Rationalität mit meiner Emotionalität. Ich habe manchmal so schräge Gedanken, dass er förmlich aus seiner geraden Welt ausbrechen muss. Während ich (nach außen hin) souverän und natürlich frisch auf andere zugehe, ist er eher der 'Einsiedler'. Ich brauche ihn und er braucht mich auf seine Weise.

Und er kann mir 32mal sagen, dass er für mich da ist und mir hilft und gerne mit mir zusammen ist und Zeit verbringt und und und..
Geht er dann wieder aus mit seinem Freund und dessen Bekannten (22-jährige Mädels von der Uni) könnte ich platzen!!!
Die Selbstzweifel nagen (warum zieht er es vor, mit 15 Jahr jüngeren Frauen loszuziehen?? Die sind sicher schlank, sportlich, unversehrt, dynamisch, etc. etc.) - und ich fühle mich bestätigt, dass ICH IHM das sowieso alles nicht bieten kann...

Doch HALT + STOP !
Jetzt kommen die weisen Sprüche von unseren Großmüttern - VORSICHT
"Lass den Mann laufen (bzw. an der langen Leine) - wenn er nicht zurück kommt, war er nie 'deins'."
Oder: "nach Hause kommen ist um so schöner, wenn man mal weg war!"

Hat er dir nicht letztens gesagt/geschrieben, dass es doch passt mit euch?
Und hast du nicht letztens noch hier rein geschrieben, dass andere Menschen -wenn auch nur von außen- sagen, dass du ne tolle Frau bist?!
Wem hast du den Blumenstrauß geschenkt, wenn du dir damit nicht eine Freude machen wolltest?
Hat dir dein Chef nicht einen Projektstart anvertraut?
Wer hat ihren Traum am Wasser zu wohnen verwirklicht?

Ich weiß nicht viel von dir und habe nur wenig hier von dir erfahren -
aber ich weiß und sollte auch selbst lernen, dass man sein Licht nicht unter den Scheffel stellen sollte.

Ich weiß, wie es ist, wenn man eine Tür mühselig aufschiebt und auf den anderen zugeht und sagt:
ich brauche dich heute, ich mag dich sehen und spüren, hast mir gefehlt -
und dann hat der andere keine zeit.
Schlimmer noch - der andere macht stattdessen etwas, was einem weh tut..
und man schlägt dann wieder diese Tür zu und fühlt sich bestätigt, dass sie verschlossen bleiben sollte.

Das wäre sehr schade, wenn du deine Tür zu lässt.
Vielleicht hat dein Freund auch nicht sofort 'springen' wollen - männliche Bockigkeit, weil er sich evtl. die letzten Tage nach dir verzehrt hat und du ihn aber nicht wolltest.
Steht im ja auch zu?
Soll er doch feiern. Lenkt ja auch ab.
Würde nicht unbedingt von dem Schlimmsten ausgehen, sondern versuchen, darauf zu vertrauen, dass er es Ernst mit dir meint (sonst hätte er dir das letztens nicht gesagt, dass es passt)
Wahrscheinlich bereut er es jetzt schon, dass er die Exen-Party vorgezogen hat, zieht das Ding aber durch, damit er nicht dasteht wie ein Weichei

Ich glaube, er hofft darauf, dass deine Tür beim nächsten gemeinsamen freien Zeitpunkt wieder offen steht für ihn.
Es wäre schade, wenn er dann 'nur' mit Selbstzweifeln oder gar misstrauischen Fragen konfrontriert würde..

Ich mache lieber einen Punkt. Schreibe hier so 'schlau' und kann es ja selber nicht so.. Muss mir den Text wahrscheinlich selber den ganzen Abend vorlesen, damit es wirkt *grmpfh*

Werde jetzt auf meinen Balkon stiefeln und der Abendsonne nachschauen. Vielleicht guckst du ja auch noch mal drauf und denkst dann, dass irgendwo jemand hockt, der dir gute Gedanken schicken möchte!
Bist nicht alleine!!!

Lieben Gruß
Claudia
Trümmerpaula
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Trümmerpaula »

Liebe Sonnensucherin,
entschudige, ich habe so lange mit meinem Text gebraucht - deswegen habe ich nicht gesehen, dass du schon längst geschrieben hast!

Ach, was sind wir doch alle für Super-Schauspieler/innen.... So viel Energie, um nach außen zu zeigen, dass hier Power-Woman agiert.
Und zu Hause laufen die Tränen.

Ein Mittelmaß wäre natürlich toll. Ein authentisches ICH.
Aber das ist wohl die Balance, die wir hier alle suchen....

Ich finde es gut, dass du raus gehst. Und auch, wenn dein Bekannter/Freund sich oftmals wundert, dass es dir doch tief im Inneren alles so schwer fällt, scheinen er + seine Liebe sehr verständnisvoll zu sein. DAs ist sehr viel Wert! Du bist dort sicher gut aufgehoben

Sollte dir das Tanzen zu schwer fallen und deine Maske zu schwer auf deinem Gesicht werden, dann hast du sicher eine gute Stütze an deiner Seite!
Hauptsache du willst heute Abend keinen Oskar für deine Schauspielkunst erwerben - ist doch ganz klar, dass es dir nicht gut geht und du enttäuscht und traurig darüber bist, dass dein Freund keine Zeit hatte.

Übrigens: es wird wohl mindestens einen guten Grund geben, warum dein Freund nicht mehr der Freund von Mrs. Ex ist - sonst wären die beiden ja heute noch zusammen....

Ich wünsche dir einen nicht anstrengenden Abend unter Menschen! Vielleicht überraschen dich deine Beine ja auch und lassen dich tanzen und einen Moment vergessen....

Ich wünsche es dir!!!

Lieben Gruß
Claudia
Trümmerpaula
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Trümmerpaula »

Hallo Time und hallo MaPe,

wünsche euch auch einen schönen Samstagabend.

MaPe, du kannst dich nur zu gern über dein Arbeitsleben hier ausheulen - ich werde begeistert mit ein steigen! Ich glaube, es geht mir da ähnlich wie dir!
Habe mich im letzten halben Jahr versucht, ein bisschen weniger von mir im Büro preiszugeben, damit weniger Angriffsfläche zum Nörgeln für die anderen da war. Die Maske, die Sonnensucherin beschreibt, ist da eine hilfreiche Methode - erfolreich, aber anstrengend... Leider.
Und bei mir mag auch keiner mehr gegen die Umstände schimpfen. Bei uns ist es dahingehend auch ganz schlimm geworden. Alle scheinen das mittlerweile hinzunehmen, können ja eh nix ändern. Das habe ich zwar auch begriffen, dass ich nichts ändern werde - aber schimpfen möchte ich darüber!!! Hach, das KANN man doch nicht alles so runterschlucken :-/

Liebe Time, ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit deiner Mom. Hast ja doch sehr auf sie gewartet - jetzt ist sie da

Lasst es euch gut gehen und nutzt die freien Stunden des Wochenendes! Es ist gut, dass neben den Gewittern und den kleinen Regenschauern immer mal wieder ein Sonnenstrahl durchkommt. Licht bringt Hoffnung

LG
Claudia
Sonnensucherin
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Sonnensucherin »

Liebe Claudia,

Labsal für die Seele, Deine Worte.

Danke hierfür und es müßte mir Besser gehen.
Tut es aber nicht. Ich habe eine Stunde gebraucht, um mir mein Essen zuzubereiten.
Ich würde so gerne tanzen gehen, mach mir wieder den Kopf völligst zu.
Kann gar nicht mehr schreiben.


Liebe Claudia, time und mape,
ich versuche morgen zu schreiben.

Danke, und einen schönen Samstagabend.
Sonnensucherin
Trümmerpaula
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Trümmerpaula »

...liebe Sonnensucherin... ich würde ja sagen, bleib zu Hause und quäl dich nicht so, dass du dich aufraffen 'musst' und und und...
aber jetzt alleine sein, ist wohl nicht die gute alternative? Ich weiß es auch nicht.

Manchmal wünscht man sich, die Uhr vordrehen zu können, damit etwas schneller vorbei geht.
Manchmal wäre es so schön, wenn einfach nur die richtigen Menschen bei einem wären, die das Richtige sagen und das Richtige tun.
Manchmal möchte man seinen Kopf jemand anderes in die Hand drücken, nur, damit man seine Gedanken für einen Moment LOS ist...

Ich weiß nicht, wie ich es anstellen kann -
aber ich glaube, dass es sie gibt: Engel, die auf einen aufpassen - und ich wünsche, dass heute einer von ihnen bei dir ist, damit dieser Samstagabend für dich erträglich sein kann!

Mit ganz guten Gedanken für dich -
C.
mape
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von mape »

Hallo Claudia, Sonnensucherin und Time,

wir waren den ganzen Tag unterwegs. Zum Stammtisch, zum Kaffee, zum Essen... Jetzt bin ich total groggy, aber ich möchte noch ein paar Worte sagen (schreiben).

Ja schauspielern können wir alle gut. Manchmal denke, wir brauchen uns an sich nicht zu wundern, wenn andere genau das von uns erwarten, was wir spielen. Die perfekten Superfrauen. Aufgeschlossen, intelligent, supertolerant, sexy, kumpelhaft... na alles eben. Perfekt. Aber wir sind eben nicht tolerant. Wir tun nur so. Und vielleicht sollten wir das öfters mal zu den Menschen sagen, von denen wir geliebt werden wollen. Überwinden und sagen: "ich hab Angst wenn du allein zu deiner Ex fährst." Meine Freundin sagt oft zu mir: "sag es ihm. Was kann denn passieren? Dann hast du den Ball abgespielt und er ist dran. Gib ihm das Ruder und sieh was er tut" Es fällt mir schwer. Solche Dinge sagen wir nicht, hmm? Wir scheinen alle von Männern vera... worden zu sein. Als mein Ex mich betrog hat er es ganz offen getan. Weil er wusste, ich war abhängig von ihm. Er wollte mich leiden sehen, vielleicht sogar noch mehr. Es fällt schwer, sich wieder Menschen zu öffnen. Wer sollte einen schon was gutes wollen? Trotzdem liebe Sonnensucherin - schalte das Kopfkino ab (ich weiß, das geht gar nicht). Aber du änderst nichts daran. Ob du jetzt darüber nachdenkst, was grad passiert, wo du nicht sein kannst, oder ob du nicht darüber grübelst - ganz egal. Warte ab, was passiert, reagiere dann. Agieren kannst du grad nicht, nicht ändern, also nicht grübeln. Ich hoffe, du bist raus gegangen, tanzen, mal ein bisschen sich im Licht drehen, vielleicht etwas Bewunderung tanken, die uns so gut tut, von der wir nie genug bekommen können. Und ich hoffe sehr, dass dein Freund nicht das tut, was gerade in deinen Kopf rumschwirrt. Dass er eine gute Freundin besucht hat. Ich drück euch alle und suche jetzt den Weg in mein Bett. Morgen ist Sonntag und wenn ich an den Tag denke, der dem folgt, sträuben sich mir schon die Nackenhaare. Ich könnt schon wieder in Tränen ausbrechen, nur bei den Gedanken daran. Nicht drüber nachdenken. Wir sollen glücklich sein sagt man uns doch immer oder? Wir haben Arbeit. Wir verdienen gutes Geld. Und werden dafür systematisch zu Grunde gerichtet. Wenn das kein Grund ist glücklich zu sein, fällt mir auch keiner ein. Ohne Sarkasmus könnte ich nicht mehr leben. Gehört das auch zum Schauspielern?

Gute Nacht euch allen. Schlaft gut. Ich hoffe, ihr könnt... Alles Liebe mape
Trümmerpaula
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Trümmerpaula »

Hallo liebe Sonnensucherin,
wie war deine Nacht???
Ich hoffe, es ist doch irgendwie über die Runden gegangen...

Und hallo liebe MaPe,
du hast wirklich wahre Worte geschrieben!!! Man muss SAGEN, wenn was ist! Du hast mich da mal wieder an ein weiteres Werkzeug aus der Klinik/Therapie erinnert, was wahnsinnig wichtig ist!

Nummer eins:
„Versöhne dich mit dir selbst und tu dir regelmäßig was Gutes. Mach immer wieder etwas, was dir Spaß macht und denke daran, dir einen Rhythmus zu bauen: Schlafen, Essen, Arbeiten, FREIZEIT = Zeit, das zu tun, was du magst und was dir wichtig ist.“

Nummer zwei:
„Immer wieder in sich hinein horchen und ernst nehmen, was die innere Stimme sagt. Wir haben das Recht SO zu fühlen, wie wir es gerade tun.“
Und dann:
Vielleicht können wir uns selber helfen, in dem wir
schlafen, wenn wir müde sind,
weinen, wenn wir traurig sind,
die Arbeit niederlegen, wenn wir ausgepowert sind,
Nein sagen, wenn wir etwas nicht wollen,
Ja sagen, wenn wir etwas wollen,
Freunde anrufen, wenn wir alleine sind
etc.

Und es ist ebenso wichtig, sich anderen mitzuteilen.
Sonst haben die anderen wenig Chance, die Situation zu verbessern - und meistens wollen die das ja sogar auch (was nun wirklich sehr erstaunlich ist
Es ist halt wichtig zu lernen, dass wir die richtigen Signale senden. Authentisch sein!

Der erste Gedanke dabei, es eben nicht so zu leben, ist der, dass ich dann denke: NEIN - da mache ich mich ja verletzbar!!! Und jeder kann in mich hinein sehen und zustoßen, wie es ihm grad passt!!
Das Ende vom Lied ist jedoch, wenn ich es nicht tue, stoße ich selber zu, bevor es jemand anderes tun kann.
Mein Kopfkino tut mir selbst so weh und macht mich einsam. Ich denke mir die schlimmsten Dinge aus - und meist ist es dann auch noch so, dass es nahe liegt, dass die anderen dann auch noch genauso handeln, wie ich es mir ausgedacht habe. Damit schließt sich dann der Teufelskreis

Da ist doch der Weg, dass man eben sagt, was los ist, vielleicht doch die bessere Alternative?
Schließlich haben wir dann ZWEI Möglichkeiten, wie etwas ausgehen kann:
es kann so laufen, wie wir es uns wünschen -
oder eben nicht. Und die Chancen, dass Ersteres zutrifft liegen bedeutend höher, weil wir es eben aufgemacht haben!
Und ich glaube, unser Gegenüber ist eher und lieber bereit, etwas zu ändern, wenn er genau weiß, was er tun kann, um etwas zu verbessern – als dass er/sie ständig irgendwie in die falsche Richtung läuft und ein doofes Gefühl dabei hat und merkt, dass es uns traurig macht. Das macht auch mürbe..

Mache jetzt mal wieder einen Punkt an der Stelle – solche „Geistesblitze“ am frühen Morgen bekommen mir nicht

Bis bald + Lieben Gruß
Claudia
Sonnensucherin
Beiträge: 312
Registriert: 11. Apr 2006, 13:28

Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Sonnensucherin »

Liebe Claudia, Liebe Mape,

einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich Euch, verbunden mit der Hoffnung, ihr konntet gut schlafen.
Es ist gut zu wissen, das man Euch hier trifft.
Heute früh stelle ich fest, das ich Eure gestrigen Antworten gar nicht richtig erfasst habe. Gelesen habe ich sie, aber begriffen nicht.
Ihr Lieben, ich bin dann gestern Abend noch zum Treffpunkt meiner Freunde. Dies war bei deren Freunden. Wurde dort sehr herzlich aufgenommen. Saß dann auch noch bis 23.00 Uhr mit auf der Terrasse, aber dann war auch gut.
Habe mich von der Liebe meines Freundes verabschiedet und ihr erklärt weshalb ich gehen möchte. Das ist das Fantastische bei den Beiden. Sie integrieren mich, auch in ihrem Freundeskreis, doch drängen sie nicht.
Als ich noch selbständig oder noch verheiratet, habe ich sehr viele Gäste empfangen und bekocht. Die letzten Gäste habe ich im Oktober 2003 empfangen. Diese Beiden habe ich vor drei Wochen eingeladen und habe sie bekocht. Allein die Vorbereitung war ein immenser Kraftaufwand, aber ich wollte das.
Es hat alles funktioniert, geschmeckt. Doch habe ich später den Tisch nicht mehr abräumen können. Mußte ich auf den nächsten Tag verschieben. Das sind für mich dann Situationen, die mich aufregen. Das Geschirr von drei Leuten nicht wegräumen zu können, ich stand bestimmt fünf Minuten vor dem Tisch und habe überlegt, was ich zuerst wegnehmen soll. Zu guter Letzt habe ich einfach alles stehen lassen und bin in mein Bett.

Dieses Ohnmachtsgefühl, dieses Gelähmte, diese Unfähigkeit, einfache Handlungen nicht durchziehen zu können. Dieses sich immer wieder zwingen, sich sagen zu müssen: Das wirst Du doch jetzt anpacken...lass Dich doch nicht sooo gehen. Gepaart mit der Wut und Verzweiflung über sich selbst, es doch wieder nicht gepackt zu haben.

Liebe Mape,
ich kann mir lebhaft vorstellen, wie es Dir geht, wenn Du an Montag denkst. Mit dem Weckruf start frei für den Bühnenauftritt.
Beginnt schon im Bad, man richtet sich her,
macht sich schön (natürlich für sich selbst, damit die Maske nicht verrutscht, aber natürlich nicht zu viel, sonst hat man ja die Clownsmaske auf), verläßt das Haus im perfekten Outfit. Lächeln ins Gesicht gemeiselt betritt man das Büro. Und dort drehst Du dich im Kreis, holst Dir Deine Nackenschläge und bist froh, hast Du Feierabend.
Liebe Mape, meine Psychiaterin meinte am Donnerstag: Liebe Fr....., man sieht und merkt ihnen doch nicht an, das sie solche Situationen nicht vertragen. Sie wirken doch sehr selbstbewußt, aufgeschlossen, attraktiv.

Genauso wird es bei Dir sein. Ja, Du hast es ja auch beschrieben: Frauen-Power, und die Tränen laufen zuhause.

Liebe Claudia, liebe Mape,

die Sprüche der Großmütter mit der langen Leine. Nachdem mein Vater abhaute, lernte meine Mutter nur ein Jahr später meinen lieben Stiefvater kennen. Der durfte nicht mal ein Bier alleine trinken gehen. Ist er doch mal mit Kollegen "versackt", hatte die Familie die Hölle Zuhause. Ich würde sagen, meine Mutter hat sich aufgeführt wie ein keifendes, zänkisches Weib.
So? So eine Partnerschaft wollte ich nie haben, dann lieber niemals heiraten. Schon als Kind habe ich mir das gesagt. Meine Mutter hat meinen Stiefvater jedes Mal angelogen, wenn sie sich Klamotten kaufte. So? Niemals...ich wollte meinen Partner nicht belügen und betrügen.
Meinen kleinen Sohn habe ich seinerzeit bekommen und den Heiratsantrag dankend abgelehnt. War eine der positiven Entscheidungen meines Lebens.
Ich war 20 Jahre alt. Fünf Jahre später lernte ich meinen Ex-Mann kennen und wir heirateten. Und wir ließen uns unsere Freiheiten, sollte mal "etwas" passieren, wollten wir darüber reden. Wobei, mir war dieser "Traummann" genug, andere Männer gab es während meiner Ehe nicht. Doch nach 9 Jahren hat das Verhalten meines Mannes Überhand genommen. Egal, welche Veranstaltung, Partie...er hat gebaggert, und war verschwunden. Sprüche wie: Dich liebe ich, das andere ist doch nur Geilheilt und Neugierde, hatte ich mir lange genug angehört. Akzeptanz und Toleranz schwanden, mein Selbstbewußtsein nahm ab, mein Körpergewicht radikal zu. Zwanzig Kilo habe ich mir angefressen und angesoffen. Aber das alles Stilvol und mit Charme. Nach außen!!!!!
Und als ob das nicht alles genug ist, bemerkte er, er ist bisexuell. Aber Liebling, dafür mußt Du doch Verständnis haben....Du kannst doch auch, wenn Du möchstest.
Dann kamen die Wochenenden, an denen ich mich , wenn Sohnemann Samstagfrüh zum Sport ging, ins Schlafzimmer zurückzog. Whiskey, Sekt, Wein...egal...getrunken um das Wochenende möglichst ohne Nachzudenken rumzukriegen.Meine Freundin Sandra überraschte mich dann mit einem Besuch und war entsetzt. So kannst Du nicht weiterleben. Das macht Dich kaputt.
Aber nein, meine Leidensgrenze war noch immer nicht erreicht.
Drei Jahre, Drei Jahre habe ich so noch gelebt. Ging er fremd, diskutierten wir , flehte ich ihn an, bitte benutz Kondome, schütze uns. Irgendwann habe ich dann ein wenig die Kurve gekriegt. Fing an abzunehmen, so schnell wie ich es draufhatte, verflogen die Pfunde auch wieder. Suchte einen neuen Wirkungskreis, dort erhielt ich die Anerkennung die ich so dringend brauchte.
Auf einer Ausstellung stellte ich meinem Ex-Mann einen Großkunden vor. Mein Ex ging mit seinem Sektglas von Bild zu Bild, sagte mir, die Bilder sind Scheisse und ich geh jetzt tanzen. Ausserdem, mit dem Typ da, hast Du doch was....
Ich war entsetzt. Meine Freundin und ich haben mit dem Künstler zusammen wochenlang hart gearbeitet. Zwei Tage und Nächte vor der Vernissage fast durchgehend gearbeitet und dann so eine Reaktion von meinem Mann.
Der Entschluss zu gehen war in diesen Augenblicken gefasst. Nichts mehr mit Diskussionen....eben ist gut. Als ich Morgens nachhause kam, war mein Ex noch immer nicht zurück vom Tanzen. Vielleicht war er wieder auf einem Parkplatz gelandet und traf sich mit anderen Männern. Keine Ahnung wo er war.
Ich betrat unser Wohnzimmer, die Glasvitrinen waren zerschlagen, überall Glassplitter.
Ich schloss die Tür und ging zu Bett. Mein Sohn war kurz vor seinem 18.ten und war auf Klassenfahrt. Er hat das ganze nicht mitbekommen. Göttergatte kam morgens um 9.00 Uhr und heulte, es tue ihm so leid. Er sei so verzweifelt, weil ich jetzt bestimmt gehen würde. Er wisse, ich könne Liebe und Sex nicht trennen, und wenn ich mit nem anderen in die Kiste stiege, wäre da auch Gefühl, und dann wäre ich weg.
Ich fragte ihn: Und wie, meinst Du, soll ich jetzt reagieren? Wie wäre es Dir denn Recht?
Die Antwort: Das Finale Ende dieser Beziehung.
Er hat mich vergewaltigt. Und während er dies tat,packte ich in Gedanken meine Koffer.
Er schlief ein, ich packte wahllos, und ging.
Das war im Dezember 2000.

Jetzt sitze ich schon eine Stunde hier davor...und schreibe und schreibe...

Aber könnt ihr verstehen, das ich einem Partner keine lange Leine mehr lassen kann? Ich will nicht klammern, will nicht eifersüchtig sein. Ich weiss, das dies nicht förderlich ist für eine Beziehung. Doch habe ich es anders schon erlebt. Und kann nicht mehr tolerant sein. Es sei denn, es läuft Männermäßig so wie in den Jahren 2003/2004.
Ohne Gefühle, und doch fühlte ich mich jedes Mal schmutzig und zum kotzen.

Ich will endlich diese Vergangenheit abhaken, doch erhalte ich eine sms wie gestern von meinem Freund, bricht alles wieder herauf.
Und mich zieht es runter.

Er macht mir Komplimente, ja. Doch sitzen wir irgendwo zusammen und er schaut nach anderen Frauen und äußert auch noch irgendwelche Bemerkungen, sitze ich da, innerlich zieht sich mein Herz zusammen, und ich denke: fängt das schon wieder an.

Es ist mir unheimlich, das ich das hier erzähle. Doch weiß das alles nur meine Freundin Sandra, und ich habe das Gefühl ich müßte es rausschreien.

Liebe Mape,
mein Ex trug auch immer sein "Blütenweißes Hemd". Kein Mensch wußte von seiner Bisexualität. Als ich die Scheidung einreichte, war er natürlich der Arme Verlassene Ehemann, und ich das Miststück.
Habe auch immer schön den Mund gehalten.
Bis vor zwei Jahren. Besuchte (absichtlich?) das größte Waschweib seiner Familie, und ließ mit einigen kleinen Bemerkungen los, das er Bisexuell sei.
Und jetzt fühle ich mich seither wirklich wie ein Miststück. Wenn das bei seiner Familie bekannt wird, hat er die Hölle auf Erden, und ich habe seinen Ruf zerstört.

Besser jetzt, damit aufzuhören, sonst komm ich ja gar nicht raus aus diesem Loch.
Liebe Claudia, Liebe Mape,
ich versuche das Kopfkino abzustellen.
Werde rausgehen um am Main spazieren zu gehen. Kopf frei laufen.

Euch einen wunderbaren Sonntag,
liebe Grüße
Sonnensucherin
winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von winnie »

Hallo Sonnensucherin,

ich klink mich hier mal ganz kurz ein.

Zu Deinem Thema kann ich jetzt nicht viel sagen, außer daß ich sozusagen "bis hier" merke, wie Du unter Hochspannung stehst, und ich hoffe, Du schaffst es ein wenig, aus Deinem Rad rauszukommen.

Aber ich wollte Dir einfach mal sagen, daß ich von Deinem Schreibstil beeindruckt bin.
Und ich schäme mich fast deswegen, daß ich Deine Beiträge gerne lese...

Alles Gute Dir und Grüße von

Winnie,

die findet, daß man auf der Metaebene auch mal loben sollte, und nicht immer nur meckern
mape
Beiträge: 89
Registriert: 8. Mai 2006, 18:38

Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von mape »

Hallo ihr Lieben,

guten Morgen, oder besser Mahlzeit. Ich habe bis Mittg geschlafen. Bin soeben mit Frühstück fertig und lese eure Beiträge. Liebe Sonnensucherin - ich habe keine Worte für deine Geschichte. Schon als ich den ersten Teil von deinen Coming out gelesen hab, war ich wie betäubt. Schockiert, wieviel Elend doch einen Menschen passieren kann und erstaunt, wieviel der Mensch doch aushalten "kann", wenn er muss. Zu der Geschichte, die du mit deinen Ex-Mann erlebt hast, gibt es auch keine Worte, die trösten oder aufrichten. Vielleicht hilft eine virtuelle Umarmung? Aber immerhin: du hast den Absprung von diesem Typen geschafft. Niemand hat das Recht, einen anderen Menschen so zu behandeln. Sei es betrügen, sei es lügen, oder das Schlimmste von allem: Gewalt. Es gibt leider nur eine Möglichkeit, sich zu rächen, es mit gleicher Münze zurück zahlen. Aber dafür fehlt uns die Kraft. Man hat uns unserer Lebenskraft beraubt und uns noch die Schuld an allen gegeben. Und weil wir so kraftlos sind, konnten wir uns nicht wehren. Ein Teufelskreis? Liebe Sonnensucherin ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst, wenn du solche SMS bekommst. Nächte können ganz schön lang sein, wenn man wartet. Lang und dunkel. Und wenn dann keiner da ist, der zuhören kann, ungefragt, der aufbaut und auf einen aufpasst... Es gibt nichts Schlimmeres als Warten. Es gibt keinen guten Rat für solche Situationen. Ich wünsche dir alle Kraft, die du brauchst um da durch zu kommen.

Machen wir aus diesem Tag eine erinnerungswerte Vergangenheit. Ich denk an euch. Umärmel. mape
Trümmerpaula
Beiträge: 116
Registriert: 3. Mai 2006, 21:05

Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Trümmerpaula »

Liebe Sonnensucherin,
ich finde, du hast das bestmögliche für dich gestern Abend gemacht! Habe mich gefreut zu lesen, dass du bei deinen Freunden warst und gegangen bist, als es für dich Zeit war - und auch, dass du es der Gastgeberin an der Tür erklärt hast und sie für dich Verständnis hatte.
Das ist ein riesen Schritt!

Ich habe gestern erst dein "Coming Out" gelesen - und ja, ich war auch erst mal sprachlos und voller Mitgefühl!
Und gleichzeitig habe ich gedacht: WOW!
Warum "Wow"? Weil du schon so viel gelernt hast, dir selbst schon so viel beigebracht hast. Du hast dich aus nem tiefen schwarzen Loch geholt! Du bist auf einem guten Weg, der immernoch schwer ist und holprig und weh tut - aber ich möchte mir eigentlich nicht ausmalen, wie es in vergangenen Zeiten bei dir war...
Du machst erst seit Kurzem Therapie und nimmst Tabletten - also ist da noch eine Menge für dich drin, was du erreichen kannst!!! Du hast die Hilfe und die Mittel dafür - zum einen durch die Therapeutin (+ deine Hausärztin) und die Tabletten , zum anderen trägst du viele Antworten bereits in DIR!

Ich weiß noch nicht, ob ich so weit bin, mein Coming Out mal hier niederzuschreiben... du würdest sehen, dass es ein paar Parallelen bei uns gibt. Gerade in puncto Ex-Männererfahrung und auch mit dem Kind in uns, was die Liebe seiner Eltern sucht...

Ich hoffe, der Spaziergang tut dir gut und ich lese weiterhin von dir -
ich kann dir nur sagen, dass mir das eine Menge gibt, dass wir hier alle miteinander im Austausch sind. Danke dafür!

Mit lieben Grüßen
Claudia
Sonnensucherin
Beiträge: 312
Registriert: 11. Apr 2006, 13:28

Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Sonnensucherin »

Liebe Mape, Liebe Claudia,

ich Danke Euch für Eure regen Antworten.

Ja, und auch vielen Dank für Dein "Lob" liebe Winnie. Also hätte ich doch auf meine Freundin Sandra hören sollen und ein Buch schreiben.
Sie meinte allerdings ein Buch über das, was ich in der Männerphase erlebte.

Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Nachtruhe. Der Spaziergang tat mir wirklich gut. Jedenfalls kam ich Nachhause und habe gleich meine Küche und mein Bad geputzt. So richtig mit System, ganz analytisch bin ich da ran gegangen. AC/DC aufgelegt und ran an den Wischmopp.

Darf ich Euch etwas anvertrauen?
Ich freue mich, wenn ich hier rein komme und die Mitteilungen von Euch lese. Und jetzt schäme ich mich, (Winnie da geht es mir wie Dir) wenn ich lese, das die Schicksale ziemlich paralellen aufweisen. Denke dann immer, halte Dich zurück, andere haben ähnlichen Schmontzes erlebt.

Aber wisst Ihr was? Jetzt bin ich mir wenigstens etwas klarer geworden. Anderen gebe ich immer die Tipps, von wegen, leg ab was Dir nicht gut tut. Tu Dir nur Gutes.
Pah...Mittlerweile habe ich von meinem "Freund" eine sms erhalten: er hätte den Abend gestern Abend nur mit reichlich "Flüssigkeit" überstanden und hätte auf dem Gästesofa kaum geschlafen.
"SELBST GEWÄHLTES LEID" !!!!!!
Er erwartet jetzt aber kein Bedauern????

Wieder einmal, und heute hoffentlich zum letzten konsequenten Male, habe ich ihm mitgeteilt, das ich mir eine Beziehung anders vorstelle und mir dieses ganze nicht gut tut.
Das ganze habe ich ihm vor kurzem schon mal geschrieben. Doch kam er dann, von wegen, er würde verstehen, er würde mich wohl stören beim anbaggern in der neuen Clique.
Absoluter Blödsinn. Fakt ist, keiner ist in meiner Nähe. Den ganzen Mist muß ich mit mir, eventuell meiner Therapeutin und den Medis ausmachen. Habe eben endlich mal wieder einen guten alten Freund angerufen, und mich zum Motorradfahren eingeladen. Um 16.00 Uhr werde ich abgeholt.

Es kann doch nicht sein, das die Menschen, welche wir lieben, uns so runterziehen?
Wir haben so viel Gefühle und Liebe zu geben, doch denken wir, wir sind angekommen und lassen uns fallen, kommt der Nackenschlag.

Ihr Lieben,
schon lange mache ich mir Gedanken, woher diese Depressionen rühren. Lese ich dann Eure Berichte und vergleiche, stellt sich mir die Frage, verstehen wir Emotionen, Vertrauen und Liebe falsch? Wir sind unseren Eltern und Vertrauten hinterher gerannt um ein wenig Zuneigung zu erhaschen. Ein gewisses Maß an Anerkennung, Lob,ja auch Tadel. Aber doch Bitte, der Ton macht die Musik.

Ihr Lieben, ich werf mich jetzt in die Klamotten fürs öddel öddel (Harley) und
freue mich schon riesig. Freue mich aber auch riesig auf Euch.....

Fühlt Euch umarmt und geniesst den Sonntag,
(bin schon wieder viel zu euphorisch)
alles Liebe
Sonnensucherin
Sonnensucherin
Beiträge: 312
Registriert: 11. Apr 2006, 13:28

Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Sonnensucherin »

Hallo Winnie,

vielen Dank für Deine aufmunternden Worte.

Und noch etwas, schäme Dich nicht.
Ich habe so viel Mist gebaut, ich müßte hier Puterrot sein, wenn ich das niederschreibe.
Doch ist es ja deshalb so angenehm, mich kennt ja keiner.

Alles Liebe Dir,
Sonnensucherin
zeit
Beiträge: 149
Registriert: 24. Dez 2005, 22:29

Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von zeit »

halloooooooo alle zusammen.

da war man einen tach nicht da und schon sind viele antworten von euch da. hab ein paar überflogen und werde zu zwei sachen stellung nehmen:

zum schauspielern: das ist so wahr! wenn ich mich fertig mache und mich schminke, habe ich das gefühl in einem theater zu arbeiten. früher habe ich mich mit der schminke wohl gefühlt, jetzt trage ich sie auf und fühle mich wie jemand anders. man hat das gefühl man spielt eine rolle. eigentlich ist es sehr schade, aber das ist anscheinend auch eine station der depression. früher und z.T. auch heute habe ich auch das gefühl , dass ich meinen freunden etwas vorspiele. Man ist nett, lustig, lacht und wenn man dann zu hause ist und seine tür zumacht, fühlt man sich immer total komisch und anders. das dazu.

zu ' warum können uns geliebte menschen so weh tun': tja, eigentlich ist (m) eine Depression auch ein zeichen dafür, dass man was ändern muss. Bei mir war es so, dass meine Familie, die eigtnlich immer fü mich da war und alles (matieriell) für mich tat, mich psychisch eigentlich nie unterstützt hat. durch meine therapie habe ich gerade in den letzten monaten so gelitten, weil ich feststellen musste, dass z.T. meine Familie mich krank gemacht hat. und das tut ganz schön weh. daher kann ich auch meine früheren und heutigen Trotz-haltungen verstehen. immer wenn tanten usw sagten, dass ich ja später mal heiraten werde etc kam und kommt mir immer die galle hoch. es liegt einfach daran, dass ich schlechte erfahrung mit diesem 'zusammenleben' hatte. bei mir waren und sind es extreme probleme mit meinem bruder und er hat immer gesiegt mit seinen lügen und ich - die vernunft in person- war immer der buhmann und das macht einen nach vielen jahren einfach fertig. was solls. es ist schmerzhaft dies festzustellen, aber leider ist es nun mal so. wir müssen kraft schöpfen, um unser leben ins positive zu verändern.

LG und bis bald
Trümmerpaula
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Trümmerpaula »

Hallo ihr Lieben,
Sonnensucherin, MaPe und Time - und ganz neu Winnie

Ich habe jetzt den ganzen Tag vor'm Rechner verbracht. Ich habe mal versucht, mein Leben niederzuschreiben... es sind 6,1/2 DinA-Seiten (Word) geworden, die ich irgendwie niemanden zumuten möchte
Ich fühle mich relativ gefasst, bin aber auch ganz schön müde jetzt... Die Vergangenheit sich so vor Augen zu führen, geballt... macht einfach müde
Würde sie auch gerne raus schreien, denn sie sitzt wie ein Panzer auf mir und lässt mich nicht leben.
Möchte so gerne wieder frei atmen, genießen können und Wärme empfinden und weiter geben!!!

Mein 'Freund' hat mir heute gesagt, ich sei mit dem Umzug total überfordert und dem Ganzen überhaupt nicht gewachsen.
Ich bin ausgetickt, weil er STÄNDIG Entscheidungen von mir erneut in Frage stellt und sie immer wieder gerechtfertigt haben möchte. Er weiß überhaupt nicht, was er damit anrichtet...
Es ist doch eh schon schwer genug, überhaupt Entscheidungen zu treffen, verdammt!! :angry:
Natürlich - er will mir nur helfen - will, dass alles kostengünstiger für mich über die Bühne geht - er bietet sich an, mich bei allem zu unterstützen - meint es nur gut...
dabei bräuchte er nur mal ZUHÖREN.
Wenn ich ihn zu viel um Hilfe bitte, nutze ich ihn aus. Wenn ich seine Hilfe ablehne und es alleine machen will, stoße ich ihn weg. Das ist doch SCHEI??E!
Warum bespricht er nicht die Dinge mit mir, die noch offen sind? Ich spreche ihn oft genug auf diese Sachen an - und soll dann auch immer gleich wissen, wie ich es eigentlich gerne hätte, ohne eine geringste Ahnung zu haben.
Ich brauche ihn - ja! Er ist so rational und kann echt gute und vernünftige Tipps geben.
Ich kann ihm natürlich nicht den Mund verbieten, dann auch wieder bei Sachen seinen Senf dazu zu geben, die für mich beschlossen sind, aber...
es nervt einfach.

Ich habe das Gefühl, ich gehe gleichzeitig drei Schritte vor mit ihm - und er zerrt mich dann wieder 2,1/2 zurück
Dabei geht so viel Energie verloren!!!

Hach - ich bin einfach ärgerlich!
Auch, dass ich nix gemacht habe, außer hier heute zu hocken und mich über meine Vergangenheit zu grämen. Toller Sonntag - habe ich gut hingekriegt...

Ich hoffe, ich höre von euch etwas Schöneres! Und sorry, wenn ich jetzt mal wieder die Euphorie gebremst habe!!!

Lieben Gruß
Claudia

- liebe Time, kannst du denn mit deiner Mutter über alles reden? Du hattest dich so auf sie gefreut, dass sie kommt und jetzt sieht es so aus, als hättet ihr doch auch harte Kämpfe in der Familie austragen müssen...

Freue mich auf eure Nachrichten!!!
zeit
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von zeit »

hallo claudia.

also meine depression entspingt zum größten teil aus familiären problemen. habe mich auch gerade mit ihr gezofft, weil sie nicht kapiert, dass mein bruder sich einfach immer alles erlauben durfte und darf und ich werde wegen jedem scheiss gleich von meinem vater zurechtgewiesen. ich rasste da immer aus. wegen jedem scheiss. mein bruder kann aber machen was er will. sie sieht es nicht und meint, ich solle doch nicht so übertreiben und ich würde sachen durcheinanderschmeissen. die sache ist nur, dass ich eben die wahrheit sage und die tut eben weh.
daher überlege ich auch bzw will es anpacken in meine uni-stadt zu ziehen. hatte früher schon eine dort, aber wurde ja krank (depri) und zog nach hause. nun mit der therapie habe ich ja rausgefunden, dass meine family zu großen teilen daran schuld ist. siehe heute. in mir kocht wieder so die wut, es ist zum platzen! manchmal denke ich, ich war einfach ein zu liebes kind. immer freundlich, immer nett, immer hilfsbereit, immer super in der schule/uni. mein bruder war und ist laut, egoistisch und sucht immer streit und er führt ein tolles und sorgenfreies leben und ich bin diejenige die depressiv und unverstanden in ihrem scheiss zimmer sitzt. hilflos. es ist zum verrückt werden. auch wenn mein vater mich für die erneute Idee des wegziehens bestraft, indem er sagt er werde mich nie besuchen kommen, muss ich hier weg und von mir aus können sie dann weiter meinen bruder bemuttern der schon 24 ist.
gerade in diesen momenten könnt ich einfach vor wut die wände hochgehen.
sorry, dass ich hier jez meinen frust loslasse, aber es ist einfach nur zum SCHREIEN.
mape
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von mape »

Liebe Claudia,

vielleicht solltest du das so mal deinen Freund sagen und zwar so, wie du es uns sagst. Dann weiß er, wo das Problem ist und dass er dich einfach mal öfters in Arm nehmen sollte. Wenn du es nicht sagen kannst, dann schreib es ihm doch. Ich weiß, dass das leicht gesagt ist. Aber wir müssen doch irgendwie versuchen aus diesem Teufelskreis wieder rauszukommen. Denn gerade unser schauspielern hat uns hierher gebracht. Mir hat die Schauspielerei viel Erfolg eingebracht und viel Geld und dann dachte jeder, ich wäre einfach so. Einfach immer fröhlich immer gut gelaunt, ne dicke Haut und üüüüberhaupt nicht nachtragend. Sie glauben es wohl heute noch und sind fest davon überzeugt, ich hab nur grad ne launische Phase, weil ich jetzt nen Mann habe. Dass er mich erst raus geholt hat aus dieser Schauspielerei, dass sehen sie nicht. Ich musste damals da durch. Ich war ganz allein in dieser großen Stadt. Belogen und betrogen vom Freund, die Familie weit weg, als einziges nur die Firma. Also habe ich alle Kraft da rein gesteckt, hatte Erfolg und irgendwann der Aha-Effekt: wenn du deine Gefühle versteckst, dann wirst du geliebt, bewundert... Ich habe mich immer hochgeputscht, wollte mein Leben ganz allein hin kriegen mit allen Problemen und habe mir eigentlich immer gewünscht, dass mir mal jemand die Last von den Schultern nimmt. So ist es bis heute. Gerade diese Last drückt mich runter macht mich klein und müde. Ich war gut drauf heute, wir waren Eis essen, haben es uns gemütlich gemacht und dann habe ich Essen gemacht und dann ging es wieder los. Wie soll das auch jemand verstehen, der dies nicht kennt? Dass man gut drauf ist und auf einmal ist alles anders. Außerdem rückt der Montag morgen immer näher. Und montags ists immer besonders schlimm, denn montags ist Dienstberatung. Dann sind der Willkür wieder Tür und Tor geöffnet. Außerdem seh ich morgen meine Freundin wieder und sie hat mich gebeten, ob wir uns nicht mal aussprechen können. Oh, Hilfe. Wo ist die nächste Ecke in die ich mich verkriechen kann? Jetzt muss ich noch meine Mutter anrufen. Gestern ist ihre Schwester, meiner allerliebste Tante, ins Krankenhaus gekommen. Ihr Mann, schwerstbehindert, ist allein zu Hause. Ich hoffe, sie übersteht es. Ich weiß, dass der Tod nur natürlich ist, aber ich hab trotzdem Angst.

Ich wünsch euch einen schönen Abend und auch gleich eine gute Nacht. Eure mape
Trümmerpaula
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Trümmerpaula »

Hallo Time, hallo MaPe.
Schön, von euch zu lesen. Man fühlt sich tatsächlich nicht so alleine auf dieser Welt!

Ich kann leider nicht viel zu euren Themen schreiben. Mein Kopf ist immer noch so voll!

Ich wünsche dir, Time, eine gute Nacht, dass du gut schlafen kannst.
Ich hoffe für dich, dass du die kleinen Schritte für dich weiter gehst - ohne auf den Segen deiner Eltern zu hoffen und dass dich solche Drohungen wie die von deinem Vater nicht so behindern, dass du deinen Weg nicht weiter gehst! Ich denke, es ist wichtig, dass du dich ein wenig löst in dem Wettkampf mit deinem Bruder... Ich kenne das - wir sind drei Schwestern und da ist oftmals Neid und Konkurrenz. Dieser Kampf um die Gunst der Eltern ist es wohl, die uns so schwach macht?!??

Liebe MaPe, deiner Tante wünsche ich natürlich Genesung... so eine Krankheit macht mir auch immer Angst
Ich wünsche dir einen erträglichen Montag. Mir ist auch das Herz in die Hose gerutscht, als du erwähntest, dass ihr die Montage gleich mit so einem Meeting eröffnet... baaah! Ich wünsche dir einen langen Atem und ganz viel Kraft! Nach dem Montag kommt der Dienstag - es fühlt sich an, wie ein nicht enden wollender Kreislauf - es heißt aber auch, dass es immer weiter geht!
Ich hab mich eigentlich gefreut zu lesen, dass deine Freundin auf dich zugegangen ist und sich mit dir aussprechen möchte. Ich wünsche dir, dass da auch für dich eine gute Chance bei rum kommt, damit eure Freundschaft wieder gefestigt werden kann!
Solche Gespräche sind unangenehm... aber es ist DIE Chance, wenn du Klarheit und Sicherheit haben willst und diese Freundschaft evtl. wieder beleben willst!

Liebe Sonnensucherin,
dir wünsche ich, dass dir die Harley-Fahrt gut getan hat. Bin ja fast neidisch

Euch allen eine gute Nacht!

Ich mache jetzt auch endlich den Computer aus. Habe schon Kopfschmerzen und kann dieses Rauschen nicht mehr hören!
Sitze die Woche eh schon genug vor'm PC... *grmpfh*
Hätte mal lieber spülen und saugen und Staub wischen sollen... hach - ich ärgere mich immernoch. Draußen war ich auch nicht

Hey Time -
machst du diese Woche wieder 2x Sport?
Also, ich bin 'dabei'
Vielleicht können wir uns ja beide ein wenig dazu ermutigen?

Einen guten Start in diese Woche

Claudia
Sonnensucherin
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Sonnensucherin »

Ihr Lieben,
eben bin ich Nachhause gekommen.
Es ist fast schon eine Sucht, ich habe schnell den Rechner hochgefahren und geschaut was es neues gibt. Dazu jedoch Morgen mehr.
Nachher Termin bei meiner Hausärztin, will die Leberwerte wegen der Medis checken.
Anschließend bin ich hier. Und antworte und berichte.
Mit den allerbesten Wünschen für einen guten SChlaf, süße Träume Eure Sonnensucherin
zeit
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von zeit »

bonsoir ihr lieben.

noch ein kleinen schnellen eintrag.

liebe claudia,
ja man hat sowieso schon mit der depri zu kämpfen und bekommt dann noch so einen druck. ich will zwar zu hause bleiben, werde mich bestimmt alleine fühlen in einer wohnung, aber ich muss hier raus. so schwer es auch ist, es wird besser für mich sein denke ich.

liebe mape,
alles gute für deine tante!

liebe sonnensucherin,
ich hoffe der trip auf der harley war cool. stell ich mir auch ziemlich lustig vor mit ner harley rumzubrettern

ich wünsche euch allen einen guten start in die woche!!!

LG und bis bald,
eure time
mape
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von mape »

Guten Morgen ihr Lieben,

jetzt ists also soweit. Montag morgen. Noch ists ganz ruhig hier. Bin noch allein. Das ist die schönste Zeit des Tages. Die Vögel singen und auch wenn ich lieber ausschlafen würde, fühl ich mich wohl so ganz allein in dem 10-Mann-Büro. Wenn ich zurück denke, noch vor einem Jahr hatten wir schöne Büros. Maximal 2-Personen in einem Raum. Wir hatten ein wunderschönes Erkerzimmer mit Postern usw. Und als ich noch eine Katze hatte, konnte ich die auch manchmal mitbringen. Die ringelte sich dann auf meine Stuhl. Wir waren zufrieden, kamen gern ins Büro. Dann kam der Krieg im Irak und die USA verlangte von unserer Firma, die Aktien aufzukaufen, die der Irak von uns hielt. Mehrere Millionen Euro waren das. Sonst würde die USA keine Geschäfte mehr mit uns machen. Schnitt, wir wurden verkauft. Ironischerweise kaufte uns eine amerikanische Firma. Plötzlich lernten wir englisch, statt unserer Arbeit nachzugehen. Plötzlich waren wir nicht mehr "Sie" sondern "du", einfach so. Standart halt. Alles ist standartisiert. Es gibt keine Ausnahmen. Wer aus der Reihe springt... Wird ignoriert. Neue Arbeitsverträge. Alles Standart. Jedes Wort wie beim Nächsten. Dann der Umzug in Großraumbüro. Es wurde durchgesetzt, dass wir 10 in ein abschließbares, gesondertes Büro kamen. Wegen Datenschutz. Es wurde uns zum Verhängnis glaub ich. Denn es ist eng und klein und so intim. Beim Umzug war ich nicht dabei. Ich war mit meiner Freundin im Urlaub. Vorher hab ich blutenden Herzens "mein" Büro geleert, den Schlüssel abgegeben. Die ersten Tage im neuen Büro waren gar nicht so schlimm. Dann erfuhren wir, dass unsere Aushilfe sich das Leben genommen hat. Das nahm mich doch sehr mit. Aber nicht zuletzt in meiner jetzigen Situation habe ich angefangen ihn zu verstehen. Ich hielt dann noch 3 Monate oder so durch und brach völlig zusammen. 3 Wochen AU und dann wurde ich von meinen Psychiater wieder unter Leute gejagt. Regelrecht gejagt. Weil ich mich ja nicht so haben soll. Wir haben schließlich alle Probleme sagte er. Das ist jetzt etwa 3 Monate her. Seitdem wurde es immer schlimmer. Mir wurde schon gesagt, ich wäre an allem Schuld. Weil ich nicht mehr den Pausenclown spiele. Weil ich nicht mehr Lache. Ich zieh die Stimmung runter. Ich möchte gern allen ins Gesicht schlagen, sie anschreien und schlimmeres. Aber ich schaff es nur, den Raum zu verlassen. Ja, das ist meine Realität. Einziger Trost ist der Dienstag. Denn dann arbeite ich zu Hause. Ich gönne mir an solchen Tagen ganz viel Ruhe. Ausschlafen, gutes Essen, Joggen, Massage... Manchmal denk ich, mein Hausarzt würde mich sicher krank schreiben wenn ich ihm darum bitte. Ich müsste 300 km fahren um zu ihm zu kommen, aber er täte es sicher. Aber ich kann nicht alleine den ganzen Tag in der Bude hocken. Ich würde verrückt. Brauche eine Aufgabe, Anerkennung... Obwohl gerade das mir im moment zu viel ist. Ist das nicht komisch?

Dann also auf in die Woche, bringen wir sie hinter uns. 2x Sport? Ich mach mit. Heute fang ich an mit Fitnessstudio. Eigentlich müsste ich erhöhen auf 3x/ Woche. Aber davon geht der Bauch auch nicht weg. Alles LIebe für euch. Mape
Sonnensucherin
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Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Sonnensucherin »

Guten Morgen liebe Claudia,

Du hast Dir gestern etwas Gutes für Deine Seele getan. Indem Du prägnante Dinge Deiner Vergangenheit aufgeschrieben hast. Das ist ein hartes Stück Arbeit verbunden mit Schmerzen, Trauer und noch mehr Schmerzen. Wahrscheinlich hast Du Tränen der Wut und Ohnmächtigkeit vergossen. Sieh das als Schreien an. Du hast Dich von dem Seelenmüll wenigstens temporär befreien können. Und wenn es wieder drückt, kommen andere Erinnerungen hoch, und dann wird es Zeit, wieder schreibend zu explodieren. Dann explodier.
Und, wenn Dir danach ist, lass uns Auszugsweise lesen.

Der Umzug überfordert Dich? Was´n Blödsinn.
Dieser Umzug freut Dich doch, es ist doch nix Unangenehmes. Du hast Dir Deine erste Küche gekauft. Du hast Dir in einer landschaftlich, dir Wohltuenden Gegend etwas gemietet. Dir wird es Wohl ergehen, und das vermittelt Deinem Freund Unbehagen. Kann es sein, das er Angst davor hat, Du könntest ihn gar nicht "so" brauchen, wie er wünscht? Kann es sein, das er des öfteren mal fragt, wie hast Du das denn gepackt?
Liebe Claudia, Du machst dieses Umzugsding, es ist nämlich gut für DICH. Und Du weißt es auch.
Die Reaktionen Deines Freundes kenne ich. Könnte gerade meinen, es handelt sich um meine Ausgabe "Liebling". Wenn er meint, es sei egoistisch...dann bist Du es halt.
Meine Ausgabe lebt seit Jahren in einer Wohnung wo er gar nicht glücklich ist. Jammert aber rum über sein Leben im tollen Haus mit Ex-Frau, dickem Auto, tollen Urlauben...Shit happens.....time goes bye
Aber ändern? Nö....die haben einfach Angst aus ihrem Trott herauszutreten.

Lass Dich nicht beirren.
Als ich damals sagte, ich ziehe in "diese" Stadt, haben alle gelacht. Welch sozialer Abstieg, hieß es.....Ich lebe hier seit August letzten Jahres. Klar, Krankheitsbedingt geht es mir manchesmal richtig Scheiss, da kann die schönste Landschaft nichts dagegen machen.
Aber...als sie mich damals besuchten waren sie begeistert. Rechts neben mir einige hundert Meter entfernt ein Schloss, ein Palais, ein Park, gegenüber das Wasser.
Die Stadt verschrieen durch den hohen Ausländeranteil. Soll ich Dir was sagen?
Diese Stadt lebt und pulsiert. Und so oft es mir möglich ist, lasse ich mich anstecken.
Und pulsiere und lebe mit.

Und liebe Claudia, wenn Dir jetzt nach Waldblick und Wiesen und Felder ist, dann nimm es Dir. Nach meiner Trennung zog ich in ein winziges Häuschen direkt am Wald und Berg. Eichhörnchen vor der Terrasse, wilde Katzen im Garten. Und das war seinerzeit auch gut.

Mensch, jetzt habe ich wieder von mir so viel geschrieben. Tut mir leid, aber ich wollte lediglich mit Nachdruck sagen: DENK AN DICH, SEI EGOISTISCH UND NIMM ETWAS FÜR DICH IN ANSPRUCH.

Liebe Claudia, Dir einen sehr angenehmen Tag
freue Dich auf deinen Umzug und geniese den Stress (positiver Stress, natürlich)
Ich umarme Dich,
liebe Grüße
Sonnensucherin
Sonnensucherin
Beiträge: 312
Registriert: 11. Apr 2006, 13:28

Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Sonnensucherin »

Guten Morgen Time,

ich hoffe Du hast gut geschlafen und bist gewappnet für den Tag.

Als ich Deinen Bericht las, fiel mir ein Satz meiner Mutter ein: Ach, um Dich brauch ich mir keine Sorgen zu machen, Du kommst überall durch.

Damals, der Spruch kam vor ungefähr 20 Jahren, war ich zutiefst verletzt. Wie? Die macht sich überhaupt keine Sorgen? Aber ich will das sie sich sorgt. Sich mal um mich kümmert.
Immer hat sie meinen zehn Jahre jüngeren Bruder umsorgt. Und mich da mit eingespannt.

Mein so realistischer Freund sagte dann mal:
Na, das ist aber ein Kompliment.

Liebe Time, und alle hier:
Ich denke, wir haben schon immer auch im Familienkreis offiziell Stärke gezeigt.
Und so haben wir die "Mähr" einer starken Persönlichkeit aufgebaut und zugelassen.
Das wir emotional vor die Hunde gegangen sind, im Kreise unserer "Lieben" haben die nicht gerafft.

Eventuell ist es ja auch mal ein Denkanstoß:
Haben wir unsere Schwäche gezeigt?
Haben wir uns klar und deutlich geäußert, was uns fehlt?
Haben wir in dem Augenblick, als wir Schmerzen hatten, kommuniziert, weshalb wir Schmerzen hatten?

Für mich kann ich sagen: Nein...nie...immer die Starke, die Liebe, die Verständnissvolle....

Woher sollte meine Mutter also wissen, wie es mir geht. Ich deutete mal an, ich würde gerne nach Australien gehen. Mach doch...Du kommst überall durch.
Gewünscht hätte ich mir: Ach Kind, mach doch so etwas nicht. Komm her, ich nehm Dich in den Arm.

Liebe Time, ich muß jetzt leider zu meinem Arzttermin. Aber nachher bin ich wieder hier.

Umarme Dich, starksensible Time....

Sonnensucherin
Trümmerpaula
Beiträge: 116
Registriert: 3. Mai 2006, 21:05

Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Trümmerpaula »

Hallo liebe Sonnensucherin - und auch alle anderen

Danke für deine aufbauenden Worte!!!!
Es scheint tatsächlich so zu sein, als hätten wir hier eine ähnliche Ausgabe "Mann" - einen am Main und einen an der Ruhr

Ich denke, er und ich sind unterschiedlich wie man nur sein kann. Und das, was uns auf der einen Seite verbindet und was wir von dem anderen brauchen, ist dann auch wieder das, was uns voneinander abstößt - bzw. was wir an dem anderen nicht akzeptieren können.
Will sagen - ich bin die Emotionale, die, die ihre Eltern begleitet hat, als sie krank waren und schließlich starben. Die, die ihren "Ex-Ex-Ex-Freund" durch Drogentod verloren hat usw. usw. usw.
Auf der einen Seite hab ich es überstanden, hab viel gelernt. Kann nicht behaupten, schwach gewesen zu sein. Wurde in Atem gehalten - und als dann "Ruhe" einkehrte, bin ich zusammengebrochen. Und jetzt fällt es mir schwer, wieder aufzustehen... Hab den Stempel "Depression" auf mir. Die Depression, die mich auffordert, mein Leben und meine Muster zu ändern, die von mir ganz andere Stärken verlangt. Die, die mich auf der einen Seite rettete (weil es SO eben nicht weiter gehen konnte) – aber dadurch auch die, die es mir schwer macht, vor anderen zu bestehen.
Habe das Gefühl durch diesen 'Stempel' gar nicht in meinem Leben ernst genommen zu werden. Jetzt haben alle die Bestätigung, dass ich mich „zu wichtig“ nehme. Ich klage schließlich auf „zu hohem Niveau…“ Depression – die Volkskrankheit eines reichen Landes – weil sie sonst nix zu meckern haben…?
Will ich mich durchsetzen – heißt es, ich bin egozentrisch und theatralisch.
Zeige ich Schwäche – bestätige ich, dass ich zu nix in der Lage bin.


Hach – ich mache lieber mal weiter damit, was ich eigentlich sagen wollte.
Ausgabe „Ruhr“ hat dahingehend wenig Erfahrung mit Tod, mit Psyche… hat diese Dinge auch erfolgreich sein Leben lang verdrängt. Ist auf die rationale Ebene gesprungen. Ist zwar tief im Inneren ein sehr sensibler Mann, aber kann damit null umgehen. Hat sich eben „im Griff“! Beruflich hat er immer seinen Weg gemacht. Hat sich durchgesetzt, ist Risiken eingegangen – und fällt immer wieder auf die Füße. Er glaubt an sich – und das ist auch total berechtigt. Er ist intelligent und sieht seine Lage halt gestochen scharf. Er geht die Dinge an und bringt sich alles selber bei. Er ist oftmals überheblich, weil er die Weisheit für sich gepachtet hat, aber er ist ein feiner Kerl – hilfsbereit, ruhig, warmherzig…
Und dann sieht man diesen gestandenen Mann und denkt sich: warum wohnt er noch im Dachgeschoss im Hause seiner Mutter? Zahlt nur die Nebenkosten und geht – wobei er sonst nichts mit seiner Mutter zu tun hat (es stimmt! Diese Beziehung macht mich wahnsinnig, manchmal wäre mir ein Ödipus-Komplex fast lieber, dann hätte diese Beziehung wenigstens einen Namen!) - bei ihr „einkaufen“ – er kennt kein Lidl, Plus oder WalMart. Ich HASSE es, wenn ich bei ihm bin, wenn er z.B. sagt: ‚hach - upps! Ich habe ja gar nichts zu trinken – ich geh mal eben runter was holen!’ Aber wahrscheinlich hasse ich es auch deswegen, weil ich mir meine Brocken schon mit ca. 16 selber kaufen musste – und da habe ich noch bei meiner Mutter gewohnt (!) – und mir niemand was ‚geschenkt’ hat.
Er will seit dem ich ihn kenne den Dachboden ausbauen, sich ein Loft zaubern… Ich kenne ihn seit über 10 Jahren!

Irgendwie sind wir ein total ungleiches Paar. Und ich vergesse einfach viel zu oft, dass ich schon so einiges geschafft habe – verdammt!
Aber in seiner Wertigkeit steht das für ihn irgendwie im luftleeren Raum – schließlich hat er mit solchen Dingen nichts am Hut… Also habe ich auch irgendwie in seinen Augen noch nix geschafft.
Und dieser Umzug ist einfach nur für MICH!
Habe noch keine Küche gekauft – die steht noch bei IKEA. Alles noch zu früh… Das macht es ja auch schwierig – diese Warterei.
Viel zu viel Zeit, um sich noch mal umentscheiden zu können *gmrpfh*

Übrigens habe ich mir heute einen Tag ‚frei’ genommen. Hab mich vor’m Büro gedrückt… ! Schei??e – ich wollte heute einfach nicht funktionieren………….
Und da ist es wieder: mein schlechtes Gewissen.
Hab jetzt auch wieder viel zu viel geschrieben…….. 

Ich hoffe, bei euch läuft es besser!!!!!!!!

Mit lieben Grüßen
C.
Sonnensucherin
Beiträge: 312
Registriert: 11. Apr 2006, 13:28

Re: Ein Leben Lang Medikamente?

Beitrag von Sonnensucherin »

Liebe Claudia,

Du hast Stärke gezeigt und bewiesen, als es erforderlich war. Du hast Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. Ich möchte Dir meine Bewunderung aussprechen. Weshalb solltest Du, wenn dann die Ruhe einkehrt, nicht Schwach sein? Weshalb soll, nach soviel Unglück die Seele nicht schreien?

Deine Ruhr-Ausgabe maßt sich an, Dir zu sagen, dieser Umzug überfordert Dich?
ENTSCHULDIGUNG?????
Der hat ja wohl ne Meise. Lebt im Haus von Muttern, bedient sich am Kühlschrank, kriegt seinen Arsch nicht hoch, sein Leben selbst zu meistern? Mal ganz ehrlich....der will DIR erzählen wie das Leben geht? Claudia, der hat sich nur um sich gekümmert und um seinen Job.
Verantwortung für andere will er nicht übernehmen, und das verdeckt er mit seinen ach so realistischen Sprüchen. same as my guy.

Das hast Du ja wohl überhaupt nicht nötig.
In dem Moment als Du gefordert wurdest, mit einer Aufgabe, der nicht jeder Gerecht werden kann, hast DU "G E T A N" und nicht diskutiert.

Liebe Claudia,
ich weiß, das ist jetzt über das Ziel hinaus geschossen. Und da sind ja auch Gefühle für diesen Mann. Ich verstehe Dich. Aber lass Dich nicht klein halten. Du hast allen Grund, den Kopf hoch zu halten. Nochmal, Du bist Claudia, und Claudia ist ein wertvoller, liebevoller, hilfsbereiter, warmherziger Mensch, voller chaotischer, sympathischer und manchmal irrationalen Gedanken und Anwandlungen. Dieses Übermaß an Gefühlen müssen wir in den Griff bekommen. Wir alle hier leiden daran, doch nur, weil zu viele Emotionskrüppel da draussen sind.

Jetzt mach ich aber mal nen Punkt.
Ich flippe ja hier total aus. Muß mich jetzt zusammen reissen, sonst schreibe ich meiner Main-ausgabe eine mail die sich gewaschen hat. Es ist wieder so, das ich mich total echauffiere und mich hier aufspiele. Und krieg mein eigenes Gefühlsleben nicht hin....tztztz

Claudia...Kopp in den Nacken und durch....
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