Weiterreichen der Depression an Kind

Emily
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von Emily »

Hallo Bea und Edeltraud,

> Auf deine Kinder eingehen und Dich selber dabei nicht vergessen.>>

Schön gesagt, Bea. Vollste Zustimmung.

Und ich bin auch der Meinung, dass es eine solche Checkliste wohl nicht gibt. Unberechtigte Schuldgefühle oder Ängste z.B. kennt jedes Kind, nicht nur Kinder von depr. Eltern. Ich verstehe deine Sorgen wirklich gut, Edeltraud, aber sich liebevoll um die Kinder zu kümmern, ohne zu sorgenvoll nach möglichen Problemen Ausschau zu halten, reicht vermutlich durchaus.
Und hier wurde es schon mehrfach betont: Ein Kind, das sich trotz der Depr. eines Elternteils oder beider Elternteile als Mensch geliebt und angenommen fühlt, kann ganz normal aufwachsen und sich entwickeln. Sollten doch Probleme auftauchen, wird man als Elternteil mit eigener Depri-Erfahrung ganz bestimmt rasch reagieren und sich kompetente Hilfe suchen.

Gruß,
Emily
1957
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von 1957 »

Hallo Winnie, Edeltraud,

>Alles klar auf den Punkt gebracht.<
Winnie danke für deine Rückmeldung

>Es kann auch sein, dass Kinder von sich aus unberechtigte Schuldgefühle entwickeln und man ihnen klar machen muss, dass diese nicht angebracht sind. <

Nein, Nein !!
Kinder haben normal keine Schuldgefühle !!
Warum auch, sie sehen diese Welt noch mit anderen Augen !!

Ich kann auch ein Beispiel aus der letzten Zeit geben:

Am letzten Sonntag wollte mein kleiner Sohn von meiner Partnerin, das Sie ein angefangenes SoDoKo fertig macht.
Sie hatte an diesem Tag eine "Depri", ihr war alles zu viel, wollte niemanden sehen.
Mein Sohn lag danach in seinem Bett und weinte !!
Ich habe ihn gefragt, warum er weint.
Er sagte "meine Mama mag mich nicht mehr".
Meine Frage: " Warum meinst du das ?"
Seine Antwort: " Sie will mich nicht sehen, Sie hat mein SoDoKu an die Wand geschmissen "

Erzeugt das nicht Schuldgefühle bei meinem Sohn ?
Und was passiert wenn ich seine Eindrücke nicht für Ihn erkläre?

Zu meiner Person :
Ich fühle mich als "Puffer", bin aber leider mit meiner Rolle überfordert. Aus diesem Grund bin ich eigentlich in diesem Forum gelandet.


Gruß Manni,
der manchmal unverstanden ist.
Edeltraud
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Manni,

ich kann nachvollziehen wieso damals mein Sohn Schuldgefühle hatte:
Er war der Auslöser eines Unfalls und fühlte sich dafür verantwortlich. Er war unbeaufsichtigt in einem Fahrzeug.
Schuld war jedoch eine Unachtsamkeit eines Erwachsenen der meinen Sohn beaufsichtigte, die Unachtsamkeit wurde jedoch nicht zugegeben.

"Meine Mama mag mich nicht mehr"
Diese Gedanken sind nachvollziehbar nach dem Verhalten deiner Frau.
Ich frage mich, wieso fragt er seine Mutter nicht direkt, ob sie ihn nicht mehr lieb hat. So läuft es bei uns schon mal, wenn mein Sohn und ich normalen "Streit" haben.

"Erzeugt das nicht Schuldgefühle?"
Kann ich nicht nachvollziehen. Schuld wofür?

"Puffer"
Find ich nicht gut. Besser fände ich, dass du deinen Sohn dazu bewegst seine Gedanken selber seiner Mutter zu sagen.

Grüße,
Edeltraud
1957
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von 1957 »

Hallo Edeltraud,

>"Erzeugt das nicht Schuldgefühle?"
Kann ich nicht nachvollziehen. Schuld wofür?
<

Siehe es mal aus den Augen eines Kindes, mach dich mal naiv.
Stelle dich dann als Betrachter ( Kind ) hin und sage was du siehst oder erlebst.

>"Puffer"
Find ich nicht gut. Besser fände ich, dass du deinen Sohn dazu bewegst seine Gedanken selber seiner Mutter zu sagen.<

Ich habe zwei Söhne, der Ältere kann es.
Der Jüngere kann es noch nicht, deshalb der "Puffer".

Gruß Manni,
der Allen eine schönen Tag wünscht,
obwohl mich wenige verstehen.
winnie
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von winnie »

...Wobei ich es das Verhalten Deiner Lebensgefährtin, Manni, allerdings auch ehrlich gesagt ein wenig merkwürdig finde.

Denn selbst in der schlimmsten Depression hätte ich nienieniemals ein mit so viel Mühe fabriziertes Werk meiner Söhne derartig herzlos gegen die Wand geschmissen. Ich hätte es vielleicht nicht so zu würdigen vermocht, wie es angebracht gewesen wäre, und wäre vielleicht jetzt auch nicht gerade in wortreiche Begeisterung ausgebrochen - aber auch hinter der dicksten Glasglocke hätte ich mir, und sei es mit letzter Kraft, alle Mühe gegeben, Interesse und Freude wenigstens zu heucheln, damit sie nicht merken, wie wenig ich in Wirklichkeit momentan Anteil zu nehmen imstande bin. Und ich hätte mir danach dann noch ewig Gedanken darüber gemacht, ob ich mich auch gut genug zusammengenommen hatte, ob die Kinder sich auch ja wahrgenommen gefühlt hatten, ob ich auch wirklich deutlich genug Aufmerksamkeit gezeigt hatte, usw.
Aber niemals wäre es mir in den Sinn gekommen, meine Kinder derart abzuschmettern.

Von daher würde ich das vielleicht jetzt nicht unbedingt als "normal" ansehen...

Gruß,
Winnie
Wölkchen30
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von Wölkchen30 »

Ihr Lieben,
möchte mich hier gern auch kurz einklinken, weil mich das Thema gerade selbst so trifft.

Ich selber habe die Diagnosen PTBS, Depressionen schwere Episode und Borderline. War von Januar bis April in einer stationären Psychotherapie und dort wurde es diagnostiziert (nochmal einen ganz herzlichen Dank an Sie, Dr. Niedermeier

Mein Kleiner, 11 Jahre, hat nun in einer Kinder- und Jungendpsychiatrischen Klinik die Diagnosen, generalisierte Angststörung und Depressionen gestellt bekommen, da ich Jahrelang den Verdacht hatte, das er ADS haben könnte.

Ohje, ich glaube, erst heute morgen wieder war mein Sohn so tief in einer "depression".

Als ich ihn weckte war er noch total gut gelaunt und als er dann runter kam, war er total down. Kann sich dann nicht mal aufraffen sich sein trinken für die Schule zu machen. Verpasste seinen Bus, weil er sich nicht aufraffen konnte und sagte das er heute keine lust hat. Kommt selber nicht mit seinen Gefühlen klar und konnte mir aber auch nicht benennen warum, ihm kullerten die Tränen.

Hm... ich sagte ihm dann das es schon ein total blödes gefühl ist, wenn man nichtmal weiss warum man gerade so fühlt.

Auch hat er große Angst vor der Klassenfahrt nächste Woche. Das wieder dieses schmerzliche Heimweh kommt, dass er erst beim Opa in den Osterferien hatte und er somit abends wieder nach Hause gebracht werden musste.

Ich fühle mich da selbst sehr hilflos. Ich sagte ihm, dass wir heute darüber sprechen, was wir dagegen tun können. Z.B. Musik oder ein Hörspiel für Abends im Bett mitnehmen, Lieblingskuscheltiere, Bilder von uns... mal schaun ob ihm selber auch noch was einfällt. Ich sagte ihm auch, dass wenn es dann gar nicht geht, wir ihn abholen würden. Aber dann müsste er ja in die Schule und das möchte er dann auch wieder nicht... alles so schwer.... wie kann ich ihn daraus holen?

Er war schon auf Klassenfahrten und hat auch immer beim Opa übernachtet. Es ist also zur Zeit ein Neues "Symtom". Aber es tröstet ihn gar nicht, wenn man ihm sagt, dass er das doch früher auch geschafft hat.

Ich denke von mir, dass ich schon einen großen, wenn nicht ganzen Anteil daran habe, dass er nun auch solche Diagnosen hat. Versuche auch momentan, eine Verhaltenstherapie für ihn zu finden. Hätten die Möglichkeit in der Klinik, möchte aber erstmal versuchen etwas in der näheren Umgebung zu finden. Er war auch schon für 3 Jahre in einer analytischen Therapie die erst seid letztem Jahr April abgeschlossen ist (der Therapeut ist in Rente gegangen) und habe nun Angst, dass wir keine weiter genehmigt bekommen, da wir die 2 Jahre Pausierung noch nicht vollendet haben.

Hoffe für meinen Sohn so sehr, dass es voran geht. Haben uns auch schon Hilfe bei "Kindern in Krisen" geholt, wo wir jetzt erstmal im wöchentlichen Wechsel einmal zu viert und einmal der Kleine alleine zu der Therapeutin gehen.

Aber zum Thema zurück... ich habe große Schuldgefühle und weiss doch, dass ich alles versucht habe, meinen Kids eine gute Mutter zu sein. Auch wenn es nicht wirklich so läuft wie ich es mir wünsche...

Euch alles alles Liebe
wölkchen
1957
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von 1957 »

Hallo Winnie,

>...Wobei ich es das Verhalten Deiner Lebensgefährtin, Manni, allerdings auch ehrlich gesagt ein wenig merkwürdig finde.<

Was ist merkwürdig ?
Bitte sage es mir !!

Ich lebe schon 2x Jahre im Zwiespalt, kann meine Lebensgefährtin nicht "einordnen".
Ich kann nur dafür sorgen, dass meine Kinder eine geregelte Zukunft haben.

Mir geht es schlecht, wenn ich die Planung meiner Lebensgefährtin, für unsere Kinder sehe - kotz, kotz

Ich will Kinder haben, die mit beiden Beinen im Leben stehen
- bestmögliche Ausbildung !

Daran arbeite ich.

An meiner Beziehung arbeite ich auch, aber nach so vielen Rückschlägen sollte ich mal eine Auszeit nehmen. ?
Gruß Manni,
der nicht verstanden wird.
winnie
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von winnie »

Hallo Manni,

merkwürdig finde ich ihr Verhalten "nur" als Mutter.
Ich meine, daß sie sich mies fühlt, für nichts Interesse hat und am liebsten niemanden um sich haben will, ist ganz "normal" für eine Depressive.
Auch das mit der "Lebensplanung" für die Kinder ist "normal", in so einer Phase hat man einfach mit jedem Tag zu kämpfen und kann nichts "lebensplanen".

Aber ich bin selbst Mutter, und auch wenn ich meine Kinder in meiner schlimmen Phase vom Gefühl her am liebsten in den Schrank gepackt hätte, damit sie mich in Ruhe lassen, hätte ich sie niemals BEWUSST so verletzt wie es Deine Lebensgefährtin offenbar macht. Ich hab immer meine allerletzten Kräfte mobilisiert, um sie wenigstens nicht unnötig vor den Kopf zu stoßen - ein von ihnen fabriziertes Werk vor ihren Augen an die Wand zu schmeißen und mich nicht darum zu kümmern, daß sie dann weinen, das hätte ich NIEMALS getan.

DAS finde ich merkwürdig. Aber das ist vielleicht auch nur meine persönliche Meinung.
Sonst finde ich eigentlich nichts merkwürdig.

Leider kann ich Dir nur sagen, sei DU für den Kleinen da, wenn sie es nicht sein kann, etwas anderes bleibt Dir nicht übrig.
Sie KANN nicht, das mußt Du verstehen.

Bloß, wie gesagt, den Kleinen so verletzen, das muß auch in einer schlimmen Depression nicht sein. Er kriegt schon unabsichtlich genug mit, da braucht es nicht noch absichtliche Hiebe.

Gruß,
Winnie,

die den Manni manchmal versteht.
(Aber laß doch die Fragen "nur zur Provokation", die provozieren halt gerne mal... )
Edeltraud
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Winnie,

dieser Thread berührt wohl auch dich sehr?!

Mit deiner persönlichen Meinung in deinen letzten beiden Postings stehst du nicht alleine da!
Nun kommt das außer damit :
"am liebsten niemanden um sich haben will"
Kann ich so pauschal bei mir nicht bestätigen. Dem war bei mir auch bei schwerer Depression nicht unbedingt so. Mcih belasteten aufgrund der Schwere der Erkrankung nur die Erwartungen der anderen an mich, ist auch noch heute so wenn auch nicht so ausgeprägt da es mir besser geht. So geht es wohl jedem Kranken, egal nun welche Krankheit. Jede Beziehung ist mit Erwartungen verknüpft das ist klar, nur von einem Schwerstkranken ist halt nicht viel zu erwarten, erst mit Besserung immer mehr und das sollte auch so sein - aber Depression ist keine Entschuldigung für unmögliches Verhalten. Manche Angehörigen machen m.E. auch den Fehler vordergründig die Krankheit zu sehen und nicht so sehr den Menschen wahrzunehmen.

Wenn ich mich zurückerinnere an meine schlimmste Zeit (95 % des Tages auf Couch verbracht) so war mir das Wichtigste den Kindern zu vermitteln: - meine Krankheit gehört mir und hat 0 mit euch zu tun
- Ich hab euch lieb, egal was geschehen wird
Zuwendung geben und meine Liebe zeigen konnte ich meinen Kindern nur noch in Form von an mich kuscheln und das verlangte mir schon sehr viel ab. So ginge es wohl jedem Schwerstkranken, egal welche Krankheit.
Als Schwerkranker hat man nunmal nur ansatzweise die Fähigkeit zu geben, da bleibt oftmals nur noch die einzige Möglichkeit zu übermitteln: ich hab dich lieb

Mein wichtigstes Anliegen in dieser schweren Zeit und auch heute:
Die Kinder sollen möglichst unbeschadet durch meine Erkrankung bleiben, deshalb auch dieser von mir initiierte Thread. Falsches Verhalten durch Unwissenheit/Unbedachtheit möchte ich vermeiden, deswegen würde mich auch Literatur über dieses Thema interessieren, muss nicht unbedingt in Zusammenhang mit Depression sein, es lässt sich das meiste auch auf andere Krankheiten übertragen.

Kranksein ist das eine, das daraus resultierende Verhalten das andere. Unmögliches Verhalten ist m.E. nicht mir Depression zu entschuldigen. Unmögliches Verhalten in Verbindung mit Krankheit kann bei Kindern viel anrichten/auslösen, denke ich. Deswegen überprüfe ich nachträglich oft ob die Heftigkeit meiner Reaktion, wenn ich an meinen Kindern Kritik übe, angebracht war und ob meine Überforderung da mit reinspielt.

Ich schick das jetzt einfach mal so unsortiert ab, hab nur auch nicht Zeit und Lust nochmal nachzulesen, überprüfen und zu überarbeiten. Soll ja auch kein Kunstwerk werden

Grüße,
Edeltraud (die Manni immer mehr versteht und zur Not gibts auch ein Fragezeichen oder "Schimpfen" )
Zu deinen Postings, Manni, evtl. später mehr - nun sind meine Kochtöpfe an der Reihe
Wölkchen30
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von Wölkchen30 »

Ihr Lieben
*einmal ganz lieb zu dir rüberwink winnie*

also ich kann es auch total nachvollziehen, in den schweren Phasen niemanden sehen oder hören zu wollen, könnte aber auch mit nichts entschuldigen, wenn ich meinen kindern dann auch noch etwas zerstöre oder sie beschimpfen würde.

ihr habt es so schön gesagt, dass es doch in diesen situationen das wichtigste ist, den Kindern zu vermitteln, dass man sie lieb hat und sie ABSOLUT NICHTS mit der situation zu tun haben.

ich bin ein mensch, ich kann meinen kindern nicht erklären was dann mit mir los ist, ich weiss nicht wie, wieviel und was ich ihnen sagen kann/darf, ohne sie zu ängstigen.

aber was ich jedem empfehlen kann, sind die anlaufstellen wie KIK "Kinder in Krisen". Es ist für kinder von psychisch kranken oder süchtigen eltern. wir waren bisher zweimal dort, einmal mein mann und ich alleine und das letzte mal wir zu viert. sie können die kinder auffangen und ihnen vor allem kindgerecht erklären, was mit der mama los ist und sie keine schuld daran haben!

es ist kostenlos! ich denke, solche anlaufstellen gibt es in jeder größeren stadt (nur heißt es sicherlich anders)

wir von uns können nur sagen, dass dort total liebevolle, kompetente und einfühlsame therapeuten arbeiten! es ist unglaublich und bin sehr dankbar dafür, dass es sowas gibt!

es war nur so ein gedanke von mir, dass es hier vielleicht jemanden helfen könnte, zu wissen, dass es sowas gibt.

euch alles liebe
wölkche
herrenalb
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von herrenalb »

Hallo Edeltraud,
ich bin selber ein "belastetes Kind" - meine Mutter war depressiv, meine Großmutter auch.Ich habe diesen Teufelskreis für mein Gefühl beendet, indem ich mich letztes Jahr in stationäre psychosomatische Behandlung begeben habe.Nachdem mir dort meine Verhaltens- und Denkweisen gespiegelt wurden bin ich der Überzeugung, dass mein Sohn nicht depressiv werden wird.
Ich hoffe, dir ist damit etwas geholfen.
Gabi
1957
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von 1957 »

Hallo Gabi Stehli,
erst einmal danke das du dich meldest

Erzähle doch mal von deinen Gefühlen.

Ich glaube darum geht es.
Hier reden Eltern, die Kinder haben.
Es geht um Vermutungen was Kinder mitbekommen usw.

Erzähle doch aus Kindersicht wie es ist.

Zum Schluss möchte ich bemerken, ich habe gestern morgen die Beiträge gelesen
( von Edeltraud, Winnie und Wölkchen )- ich war platt

Gruß Manni,
der neugierig ist.
winnie
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von winnie »

Hallo Manni,

wieso platt?
Weil wir geantwortet haben, oder weil wir Dich verstanden haben?

Winnie,
die den Manni grad mal wieder nicht versteht...
winnie
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von winnie »

Hallo Edeltraud,

ja, das Thema beschäftigt auch mich wirklich sehr.

Ich habe vor zehn Jahren meinen Mann verlassen, weil ICH es mit ihm nicht mehr ausgehalten hatte. Meine Söhne waren damals 5 und 3 Jahre alt.
Ich habe meinen Kindern dadurch eine Kindheit allein mit MIR zugemutet. Ich hatte meine guten Gründe, und ich bin immer noch sicher, damals eine gute Entscheidung getroffen und richtig gehandelt zu haben. Für mich sowieso, aber auch für meine Kinder, denn ich weiß aus eigener bitterer Erfahrung, wie schlimm es für Kinder ist, wenn sie in der Atmosphäre einer unglücklichen Ehe aufwachsen müssen.
Bloß - für die Kinder war meine Entscheidung eben nicht NUR gut. Sie haben dadurch, im Gegensatz zu mir, ja leider nicht nur gewonnen, sondern auch verloren. Man kann zwar natürlich nicht sicher sagen, wie ihr Leben ausgesehen hätte, wenn ich damals nicht mit ihnen weggegangen wäre - ob sie von ihrem Vater so besonders viel gehabt hätten, weiß ich wirklich nicht. Aber zumindest wäre es für sie sehr viel gepolsterter abgelaufen.
Und es war seitdem oft wirklich sehr schwer für uns drei, ich hatte die ganzen Jahre praktisch keinerlei Unterstützung von außen. Wir hatten immer wenig bis sehr wenig Geld, konnten uns nie viel leisten, und die Kinder wuchsen dadurch in zum Teil ziemlich isolierten Verhältnissen, ohne jeden Luxus, ohne Urlaube, sehr lange Zeit ohne Auto, (auch ohne Spülmaschine!!! ) und ohne Vater auf. Der kümmerte sich nämlich, als der Scheidungskrieg erst mal rum war, immer weniger um seine Söhne, und heute ist er ihnen praktisch genauso fremd und gleichgültig wie sie ihm.

Und zu alledem dann auch noch meine Depressionen. Die sie miterleben mußten und immer wieder müssen. Und zu denen sie als Erbe von mir und meiner Familie vermutlich auch noch selbst die Veranlagung mitbekommen haben.

Ich liebe meine Söhne sehr, und ich habe immer alles, was in meinen Kräften stand, getan, um ihnen trotz allem ein gutes Leben zu ermöglichen. Aber oft stand eben nicht alles in meinen Kräften. Und es ist ganz schön viel, was meine Söhne durch mich, meine Lebensführung und meine Depressionen schon alles aushalten mußten.
Es wäre fast ein Wunder, wenn sie von Folgen verschont blieben.

Ich habe deshalb sehr oft sehr große Schuldgefühle ihnen gegenüber.

Gruß,
Winnie
1957
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von 1957 »

Hallo Winnie,

aber auch an Edeltraud und Wölkchen.

Ihr trefft doch den Nagel auf den Kopf,
3 Beiträge, alle super !!
3 Ansichten, alle richtig !!
Deshalb bin ich platt

Wenn man jetzt noch ein Fazit erstellen könnte, so wäre dies optimal.

Gruß Manni,
der Euch einen schönen Tag wünscht.
Ele
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von Ele »

Hallo Winnie,

ich kämpfe auch immer wieder mit Schuldgefühlen meinen Kindern gegenüber.

Erst gestern war ich mit meinem Großen, 13 J., in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie zum Abschlussgespräch (er ist manchmal sehr auffällig, schreibt nur noch schlechte Noten, schläft schlecht, etc. deshalb habe ich ihn testen lassen.) Tja, er wäre zwar überduchschnittlich intelligent, ist aber wegen der ganzen familiären Problematik (Vater von einem Tag auf den anderen auf und davon, kein Interesse des Vaters und meine Depressionen und Ängste) mit dem Gymnasium im Moment überfordert. Der Psychologe meinte, dass man mit Depressionen mehr mit sich beschäftigt ist und nicht die Zeit für die Kinder aufwenden kann, die sie brauchen.

Eine Zeit lang war ich ganz "selbstbewußt" und fühlte mich nicht alleine schuldig, aber seit gestern denke ich mir: Warum wollte ich eigentlich unbedingt Kinder? Jedenfalls wollte ich nie, dass es ihnen schlecht geht und tu eigentlich auch alles was in meiner Macht steht (auch wenn es nicht viel ist).

Dass ich jeden Tag kämpfe ist hart genug, aber dass ich durch meine Probleme den Kindern soviel Kindheit nehme ist schwer zu verdauen.

Oh sorry, die letzten Tage gings mir so gut, aber das Ergebnis gestern hat mich einfach umgehauen.

Liebe Edeltraud, entschuldige, dass ich mich in Deinem Thread so breit gemacht habe, aber ich war eigentlich sehr optimistisch, was meine Kinder betrifft, dachte sie würden ihren Weg schon gehen, aber seit ein paar Tagen merke ich, dass die beiden (der kleine hat die letzten 3 Wochenenden gebrochen, lt. Kinderärztin eher psychisch bedingt) doch ganz schön mit mir mitfühlen und es scheinbar nicht anders ausdrücken können als mit Aufsässigkeit, bzw. Krankheit.

Ich glaube ich schlaf jetzt mal und hoffe, dass es mir morgen etwas besser geht.

Nicht böse sein, aber das musste jetzt einfach raus.

Wünsch Euch eine gute Nacht!
Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

herrenalb
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von herrenalb »

Hallo "neugieriger" Manni,
zu den Gefühlen kann ich dir schreiben, was das Leitthema in der Psychosomatik war:
Solange sich der Mensch nicht begegnet, ist er auf der Flucht. Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit. Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich selbst noch andere erkennen - er wird allein sein. Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unserem Nächsten. Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der, Teil eines Ganzen, zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet. In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen: nicht mehr allein - wie der Tod - sondern lebendig als Mensch unter Menschen.
(Richard Beauvais, 1964)
Zu meinen Gefühlen aus der Kindersicht kann ich nicht viel sagen, da meine Mutter bis zu ihrem Suizid fast ausschließlich in verschiedenen Kliniken war. Bei mir wurde meine Depression von meinen Denk- und Verhaltensmustern ausgelöst, die ich mein Leben lang gelebt habe.
Ich hoffe, deine Neugierde ist fürs erste befriedigt.
Liebe Grüße
Gabi
1957
Beiträge: 340
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von 1957 »

Hallo Gabi Stehli,
<da meine Mutter bis zu ihrem Suizid >

Entschuldige meine Frage.

Gruß Manni,
der dir eine gute Zukunft wünscht
und dir beide Daumen drückt!!
herrenalb
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von herrenalb »

Hallo Manni,
wieso entschuldigst du dich für deine Frage?
Liebe Grüße
Gabi
winnie
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von winnie »

Muttertag, und wie jedes Jahr eine reichhaltige Auswahl an entsprechender Mediendiskussion.

Im "Spiegel" habe ich allerdings einen Artikel gefunden, den ich absolut interessant finde. Gerade auch im Hinblick auf unser Thema hier.

Zitat: "Die Unfähigkeit, eine Bindung zu den eigenen Kindern aufzubauen, wird auch beim Menschen von einer Generation an die nächste weitergegeben, [...] Mühelos kann man den eigenen Kindern nur geben, was man selbst bekommen hat."

Trost, weil wissenschaftlich belegt?
Oder Verzweiflung, weil damit belegt, wie schwer es ist, dagegen anzugehen?

Hier der Link zum kompletten Artikel (lang, aber sehr informativ, finde ich!):

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 06,00.html

Gruß an alle Mütter hier,
Winnie
Edeltraud
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Ele,
breite dich ruhig aus

Hallo Manni,
ich fäde es auch hilfreich, wenn sich hier jemand einfinden würde, der aus Kindersicht von den Erfahrungen mit einem depressiven Elternteil näher eingehen würde hinsichtl. seiner Gefühle etc., um selbst Fehler im Umgang mit meiner Depression gegenüber den Kindern zu vermeiden.

Hallo Winnie,
"Mühe-los kann man den eigenen Kindern nur geben, was man selbst bekommen hat."
Sich bemühen lohnt also!

Auf verschiedene Beiträge werde ich sicherlich später noch eingehen, mir näher Gedanken machen. Erst mal das was mir spontan einfiel.

Grüße,
Edeltraud
Tabby
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von Tabby »

Winnie, den Artikel habe ich heute Früh auch mit sehr viel Interesse gelesen.
Allerdings ist es, m.E. kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen, sondern eher dafür, sich zu bemühen, dass man alles, was in den eigenen Kräften steht, dafür tut, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Ich weiss, es kostet jede Menge Energie, die man häufig nicht hat oder zu haben glaubt.
herrenalb
Beiträge: 50
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Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von herrenalb »

Hallo Edeltraud,
aus der Kindersicht kann ich von meiner eigenen Erfahrung folgendes berichten:
dadurch , dass meine Mutter schwer depressiv war, musste ich schon sehr jung - mit ca. 9 Jahren - die verantwortung für meine beiden jüngeren Schwestern übernehmen, ich war sozusagen Mutterersatz. Dadurch habe ich Denk- und Verhaltensmuster entwickelt (immer für andere dasein, mich um alles kümmern müssen, immer angepasstsein, keine eigenen Bedürfnise zulassen, mich immer nach anderen richten ) die letztendlich zu meiner Depression geführt haben.
Ich kann dir als Hilfe einen Buchtip geben; " Aussöhnung mit dem inneren Kind" von Erika J. Chopich und Margaret Paul
Einen schönen Sonntag wünscht dir
Gabi
1957
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Registriert: 18. Aug 2005, 01:41

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von 1957 »

Hallo Winnie,

<...Wobei ich es das Verhalten Deiner Lebensgefährtin, Manni, allerdings auch ehrlich gesagt ein wenig merkwürdig finde.
>

Das ist auch meine Ansicht !!
Wie Sie es sieht, kann ich nicht sagen.

Gruß Manni,
der ratlos ist.
1957
Beiträge: 340
Registriert: 18. Aug 2005, 01:41

Re: Weiterreichen der Depression an Kind

Beitrag von 1957 »

Hallo ele43,
<Warum wollte ich eigentlich unbedingt Kinder? Jedenfalls wollte ich nie, dass es ihnen schlecht geht und tu eigentlich auch alles was in meiner Macht steht. >

Ja, dies sind meine Gedanken

Gruß Manni
Antworten