Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

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r.p.mcmurphy
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Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von r.p.mcmurphy »

Hallo zusammen,

heute war wieder, wie jeden Freitag, Gesprächsstunde bei meinem Thera.

Nachdem ich es die letzten Male als sehr befreiend und angenehm empfand, ihm von meinen Taten und Streichen der vergangenen Woche zu erzählen, war ich heute absolut beschissen drauf und musste teilweise mit mir und meinen Tränen kämpfen.

Eigentlich wollte ich ihm erzählen, dass ich weiterhin an meinem „Buch“ schreibe (mittlerweile ca. 150 Seiten), ich wollte ihm vom „Herrn Lehmann“ berichten, der gestern auf Pro7 gesendet wurde , und dass ich Parallelen zwischen dem Herrn Lehmann und mir sehe etc. etc.

Leider kam es ganz anders. Ich redete nur wirres Zeug daher (wie der Herr Lehmann), kam vom Hundertsten ins Tausendste und wurde am Schluss der Stunde immer trauriger. Nach fünfzig Minuten war die Sitzung dann vorbei, ich empfand es aber als so „unfertig“ – heute ganz besonders!

Eigentlich tut’s ja immer gut, frei von der Leber weg zu erzählen. Man setzt sich in den Sessel und fängt an zu schwafeln und zu schwafeln und zu schwafeln… Aber dieses Mal habe ich meinen Thera, glaub ich, etwas überfordert: er meinte am Schluss der Stunde, dass er nicht wüsste, was ich ihm heute eigentlich sagen wollte, aber es nicht schlimm wäre, wenn mal eine Stunde nur mit „im Nebel herumstochern“ draufginge.

Ich kann es ihm nicht verdenken, dass er so empfand! Kurze Zusammenfassung meiner heutigen Story:

- hab den Herrn Lehmann kurz angeschnitten

- hab ihm berichtet, dass ich letzten Samstag beim Weggehen ziemlich abgestürzt bin

- Verdruss, dass sich meine Reha weiter rauszögert, mir dies aber gar nicht so unrecht ist

- typische Problemszene mit meiner Mutter erläutert (sie hat mir am Telefon wieder mal ein schlechtes Gewissen gemacht, ist aber sonst auf meine Erzählungen recht wenig eingegangen)

- das immerwährende Thema Ex-Ex-Ex-Freundin

- hab ihm vom Aufbau meines Buches erzählt (werde da immer recht euphorisch!) usw.

Am Schluss fragte er mich noch, ob ich mich als „eigengesteuert“ oder „fremdgesteuert“ empfinde – ja, ich glaube, er verwendete genau diese Worte. Ich weiß zwar nicht, was die Absicht dieser Frage war, spontan fallen mir dabei solche Typen wie Jekyll&Hyde bzw. Werwölfe ein und das gruselt mich dann schon ein bisschen.

Außerdem fragte er, ob ich mein bisheriges Leben als Kontinuum empfinde oder ob es in meinen Augen irgendwo einen Bruch gab. Der Bruch war für mich sicherlich an diesem Tag im letzten November, als ich früh morgens im Bett saß und nicht mehr zur Arbeit gehen konnte. Seitdem bin ich wegen Depri krank geschrieben. Risse waren aber vorher schon vorhanden, zuerst kleine, dann immer größere – das Gefäß geht halt so lange zum Brunnen bis es bricht…

Wie geht es Euch so in den Thera-Sitzungen? Würde mich über Eure Rückmeldungen und ein paar tröstende Worte sehr sehr freuen.

Gruß
Patrick - nicht der Herr Lehmann
BeAk

Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von BeAk »

Lieber Patric,

in den ersten Sitzungen wurde meine Biografie druchgekaut, dann die Biografie meines Mannes und sein kultureller Hintergrund. Das letzte fand ich nicht so gut, hat ja nichts mit meiner Krankheit zu tun. Zudem hatte mein Therapeut von Orientalistic keinen blassen Schimmer, so das ich unendlich viel erklären mußte und er trotzdem die falschen Schlüsse zog. Habe dann beschlossen, noch so eine Stunde in kultureller Unterweisung wird die Krankenkasse ihm nicht finanzieren. Habe den ganzen Themenbreich im Internet ausfindig gemacht, ausgedruckt und dann in die Praxis gebracht und persöhnlich überreicht. Es hat es tatsächlich gelesen und in der nächsten Stunde kein Wort mehr darüber verloren.
Seit dem geht es um die Beziehung zu meinem Mann, unsere Konflikte und das Verhältnis in der Kindheit zu meinem Vater. Es geht um Abgrenzung, Erkennen von eigenen Bedürfnissen, Umgang mit alltäglichen Verletzungen usw.
gfb
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von gfb »

HiPatrick

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ich wollte ihm vom „Herrn Lehmann“ berichten,
der gestern auf Pro7 gesendet wurde , und dass ich Parallelen zwischen dem Herrn Lehmann und mir sehe etc. etc.
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Ich habe diesen Film ebenfalls (zum wiederholten Male) gesehen, habe auch das Buch gelesen und bin nach wie vor
recht angetan davon, wie da einer (Sven Regener) das Lebensgefühl der 80er in Westberlin auf den Punkt bringt:

ziellos herumhängen, die Tage&Nächte durchmachen, Stress mit den Eltern, nicht so recht wissen, wo "es" eigentlich
mit einem hinwill...

(Bin '79 aus einer badischen "Kleinstadt" (mit Universität und Strassenbahn, trotzdem eine Puppenstube für Touristen) nach Berlin gezogen und wohne seitdem in der (nachmaligen) "Hauptstadt"...)

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Eigentlich tut’s ja immer gut, frei von der Leber weg zu erzählen. Man setzt sich in den Sessel und fängt an zu schwafeln und zu schwafeln und zu schwafeln…
Aber dieses Mal habe ich meinen Thera, glaub ich, etwas überfordert: er meinte am Schluss der Stunde, dass er nicht wüsste, was ich ihm heute eigentlich
sagen wollte, aber es nicht schlimm wäre, wenn mal eine Stunde nur mit „im Nebel herumstochern“ draufginge.
=================================

Das kenn ich aus meiner letzten Sitztherapie...


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- typische Problemszene mit meiner Mutter erläutert (sie hat mir am Telefon wieder mal ein schlechtes Gewissen gemacht,
ist aber sonst auf meine Erzählungen recht wenig eingegangen)
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Das kenn ich ebenfalls, obwohl meine Mutter nicht mehr unter den Lebenden weilt, aber präsent ist sie natürlich noch immer:


"Ich trage dich wie eine Wunde
auf meiner Stirn, die sich nicht schließt.
Sie schmerzt nicht immer. Und es fließt
das Herz sich nicht draus tot.
Nur manchmal bin ich blind und spüre
Blut im Munde"

schreibt einer meiner Hausgötter (Gottfried Benn) dazu...


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- das immerwährende Thema Ex-Ex-Ex-Freundin
=========================

...und DAS kenn ich natürlich auch.

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- hab ihm vom Aufbau meines Buches erzählt (werde da immer recht euphorisch!) usw.
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DAS fehlt mir noch; sonst ist alles da:

Sohn gebaut, Haus gepflanzt, Baum gezeugt oder so...

Na ja, vielleicht schaff ichs doch noch mal zu einem veröffentlichten Text, der den Namen "Buch" verdient.

Man will ja schon gerne, dass irgendetwas von einem überdauert, oder?

Und sei es auch nur das "Wissen", dass irgendwer in Jahrzehnten mal in einem vergilbten Buch blättert, davon angerührt wird und sich vielleicht den einen oder anderen Gedanken darüber macht,
wer DAS wohl geschrieben haben könnte...

Die Vorstellung des "Man wird geboren, lebt, arbeitet und stirbt!" hat etwas ungeheuer Beleidigendes!

Irgendetwas MUSS doch überdauern - und zwar etwas, was über die Lebensspanne der eigenen Kinder hinausgeht, oder?

(Meine/n Enkel werd ich wohl nicht mehr erleben...)

Worüber schreibst DU?

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Seitdem bin ich wegen Depri krank geschrieben. Risse waren aber vorher schon vorhanden, zuerst kleine, dann immer größere
– das Gefäß geht halt so lange zum Brunnen bis es bricht…
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Und WENN er bricht, dann bricht er gewaltig!

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Wie geht es Euch so in den Thera-Sitzungen?
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In meinen Therasitzungen fühlte ich mich eigentlich immer recht gut aufgehoben; angenommen, getröstet, akzeptiert, unterstützt, angeregt, verstanden, auf neue Gedanken/Sichtweisen gebracht undsoweiterundsofort...

Und TROTZDEM bin ich grad dabei, die Therapieform zu wechseln: weg von der Sitztherapie, hin zur Liegetherapie (=Psychoanalyse).

Ich ertrage es einfach nicht, bei bestimmten Themen den Blick des therapeutischen Gegenübers auf mich gerichtet zu haben...

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Würde mich über Eure Rückmeldungen und ein paar tröstende Worte sehr sehr freuen.
=============================================

Die Rückmeldung sollte hiermit erfolgt sein, ob sie dich tröstet, kann ich nicht einschätzen.

Aber ich kann dir (aus einer mittlerweile zweieinhalb Jahrzehnte andauernden Beschäftigung mit dem Thema "Therapie") einiges nachfühlen...


Alles Gute und so


Friedrich
------------

"Warum sind wir so kalt?

Warum? Das tut doch weh!"



Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
r.p.mcmurphy
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von r.p.mcmurphy »

Tach Friedrich,

na wie jeht ’s?

Im Gegensatz zu Dir habe ich weder Haus gebaut noch Sohn gezeugt noch Baum gepflanzt, aber wenigstens begonnen, ein „Buch“ zu schreiben…immerhin!

Dein Gottfried-Benn-Gedicht hab ich mir übrigens gleich rauskopiert.

In meinem „Buch“ geht’s um die Beziehung mit meiner Ex-Ex-Freundin (sorry, im ersten Posting war ein Ex zuviel – wir wollen ja nicht übertreiben!).

Mir spukt es schon seit drei Jahren im Kopf herum, die Geschichte irgendwann zu Papier zu bringen. Na ja und jetzt mach ich’s halt… und teilweise kann ich einzelne Dialogfetzen von damals noch wörtlich zitieren.

Es ist mit weitem Abstand die intensivste Liebesbeziehung, die ich jemals erlebt habe – positiv wie negativ. Und wenn ich dir jetzt sage, dass die Geschichte – na ja – nur dreieinhalb Wochen gedauert hat, hältst Du mich vielleicht für verrückt. Okay, das positive dauerte dreieinhalb Wochen, alles was danach kam, war das Gottfried-Benn-Gedicht... alles klar?

Ich schreib das alles irgendwie zur Selbsttherapie, es macht mir außerdem sehr viel Spaß, etwas zu schaffen, entstehen zu lassen, ein Ergebnis zu sehen, herum zu spinnen (halte mich bei meiner Schreiberei aber trotzdem überwiegend an Tatsachen – meiner Meinung ist alles sowieso schon verrückt genug, da braucht man sich nicht mehr großartig was auszudenken, sondern muss nur die Augen offen halten).

Beispiel:
In meinem (nächsten?) „Buch“ werde ich sicher auch über den Hans aus der „Barbapabar“ schreiben. Der Hans - immer sauber im Sakko - bestellt sich vorzugsweise Pilsner Urquell mit Glas, schüttet ein bisserl Bier rein, schwenkt das Glas hin und her und kippt dann das Bier in den Aschenbecher. Danach schenkt er sich richtig ein. Prost Hans! Nach seinem ersten Schluck ist der Schaum im Glas völlig in sich zusammengefallen. Auch der Hans packt 's nicht mehr und schläft erst mal eine Runde - dabei immer den brennenden Zigarillo in der Hand. Trotz intensiver Beobachtungen des Hans hab ich bisher noch nicht herausgefunden, wieso sein Bierglas trotzdem immer leerer wird und der Zigarillo immer kürzer, ohne dass er sich Asche aufs Haupt streut (er hat die Zigarillo-Hand immer über dem Kopf, weil er diesen schlafenderweise auf seinen Oberarm stützt).

Ich werde morgen Abend weggehen, freu mich schon drauf! Fünf bis acht Bierchen trinken und komische Leute beobachten… sicher werde ich auch beobachtet! Vielleicht komm ich ja morgen hinter das Geheimnis des Hans...

Man erlebt manchmal die seltsamsten Sachen…

Friedrich, weißt Du, was das Leben mit Dir will? Falls nicht, weißt Du, was Du im Leben willst? Würde mich interessieren…

…und noch was am Rande:

I bin fei a Bayer, sakkradi…!!!!!

Habe d’Ehre
Patrick
r.p.mcmurphy
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von r.p.mcmurphy »

Hi Bea,

vielen Dank für Deine Antwort.

Ja ja, die Therapeuten sind halt auch nur Menschen...

Meiner begrüßte mich jetzt schon ein paar Mal mit "Guten Morgen", dabei war's jeweils schon nach zwölf Uhr mittags...

Hab mir sogar schon überlegt, ob das nicht auch zur Therapie gehört...

In diesem Sinne!

Patrick
gfb
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von gfb »

Tach Patrick,

(Haus und Sohn und so...)

Na ja, das kommt vielleicht noch.

> Dein Gottfried-Benn-Gedicht hab ich mir übrigens gleich rauskopiert.

Wenn der dich interessiert:

http://www.satyra.de/benngedichte.html

http://www.rumpelkammer.org/archive/ind ... t-647.html

(Buch über Ex)

> Ich schreib das alles irgendwie zur
> Selbsttherapie, es macht mir außerdem
> sehr viel Spaß, etwas zu schaffen,
> entstehen zu lassen, ein Ergebnis zu
> sehen, herum
> zu spinnen (halte mich bei meiner
> Schreiberei aber trotzdem überwiegend
> an Tatsachen – meiner Meinung ist alles
> sowieso schon verrückt genug, da braucht
> man sich nicht mehr großartig was
> auszudenken, sondern muss nur die
> Augen offen halten).

Ich wünsch dir viel Erfolg beim Schreiben.


> Friedrich, weißt Du, was das Leben mit Dir will?

Nö.

Vielleicht, dass ich es halbwegs "ordentlich" durchstehe?

> Falls nicht, weißt Du, was Du im Leben willst?

Nicht wirklich. Ich weiss vor allem nicht, wozu das überhaupt gut ist bzw. sein soll:

da treffen sich in den 50ern zwei Leute, hüpfen zusammen ins Bett und
heraus kommt ein Menschlein, das sich seitdem fragt: "musste DAS denn wirklich sein?"

Hmpffff....

Irgendwie so ganz ohne Sinn und Bedeutung, das ...

> Würde mich interessieren…

Mich auch!

> …und noch was am Rande:

> I bin fei a Bayer, sakkradi…!!!!!

A wos?

I bin a hoibada Baya, mei Muadda is vo
Oid-Edding, mid meim Großvadda samma oiwei nach da Kirchn ins Wirtshaus gangn,
Weißwürschtl zuzeln un Weißbier probiern...

Pfüat di

Friedrich
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"Warum sind wir so kalt?

Warum? Das tut doch weh!"



Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
Nico Niedermeier
Moderator
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Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von Nico Niedermeier »

Vieleicht können Sie sich diese Dinge per mail schreiben?
Dr. Niedermeier
r.p.mcmurphy
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von r.p.mcmurphy »

@ Dr. Niedermeier:

Sorry! Ich entschuldige mich mal für den Friedrich u n d für mich.

@Friedrich:

Sieh's mal so: Wären die beiden Personen in den 50ern nicht zusammen ins Bett gehüpft, hättest Du niemals mit Deinem Großvater in Edding Weißwiascht zutzeln können...und das hat dir ja wohl Spaß gemacht, oder? Na ja, ich weiß, nur ein kleiner Trost, aber immerhin...

Benn hab ich noch nicht gelesen, hab mir den Link aber zu meinen Favoriten genommen und werd später mal reinschauen....

Oid-Edding kenn ich auch...war da als Kind mal auf Wallfahrt.

Ich hör jetzt auf wegen dem Dr. Niedermeier...

Pfüad di Friedrich!

Und einen schönen 1. Mai wünsch ich dir. Hoffe, du wohnst nicht in Kreuzberg

Patrick
gfb
Beiträge: 1864
Registriert: 20. Feb 2005, 21:30

Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von gfb »

Hi Patrick,

===================================================
@ Dr. Niedermeier:

Sorry! Ich entschuldige mich mal für den Friedrich u n d für mich.
=============================================


Hmpfffff!

Ich seh eigentlich keine Notwendigkeit, mich für meinen Beitrag entschuldigen zu lassen...

Na gut, "Oid-Edding" und alles, was damit zusammen hängt, gehört vielleicht nicht wirklich hierhin, aber wenn ich mir Tilmann Mosers "Lehrjahre auf der Couch" vergegenwärtige und an Begriffe wie
"ecclesiogene Neurose" bzw. "solide klerikalfaschistoide Erziehung" denke (Ministrant war ich "natürlich" auch!),
scheint mir ein Sujet wie "die frühen 60er in Alt-Ötting" im Hinblick auf die spätere psychische Verfasstheit durchaus ON TOPIC zu sein.

Oder lieg ich damit total daneben?

War der Doc nur a wengerl gestresst?

> Sieh's mal so: Wären die beiden Personen in den 50ern nicht zusammen ins Bett gehüpft, hättest Du niemals mit Deinem Großvater in Edding Weißwiascht zutzeln können...

Dene Weisswiaschdl wärs pfeilgrad egal gwen, weil: die hätt wer anders zuzelt, oder?

> und das hat dir ja wohl Spaß gemacht, oder?

Doch ja, vor allem, weil mein bayrischer Grossvater wesentlich lockerer drauf war als mein Schwarzwälder Opa...

> Na ja, ich weiß, nur ein kleiner Trost, aber immerhin...

Ein KLEINER Trost, weil:
meine Tante, bei der ich Jahre meinens Lebens verbrachte, war eine ECHTE Bayerin:
über dem Ehebett prangte Franz J. Strauss und wenn in den '60ern Willy Brandt im TV kam, stand sie auf und spuckte die Mattscheibe an.

Als echte Bayerin starb sie dann auch an Leberzirrhose, kurz und knapp: es waren Verhältnisse in einer mich
prägenden Zeit (Vorschulalter), die mir nicht eben gut taten.

> Benn hab ich noch nicht gelesen, hab mir den Link aber zu meinen Favoriten genommen
> und werd später mal reinschauen....

Mach das mal, es lohnt sich:

Benn ist ein eiskalter, sehr sehr seeeehr hellsichtiger Zyniker, an dessen Versen
man sich nachgerade besoffen lesen kann!

Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Belin- Kreuzberg, dem keiner mehr kommen konnte mit dem "Adel der menschlichenSeele", dem Menschen als "Krone der Schöpfung" und ähnlichem Gesumse...


> Oid-Edding kenn ich auch...war da als Kind mal auf Wallfahrt.

Welcher Bayer war das wohl nicht?

Tilly gucken, vor Votivtafeln erschaudern, die alten Weiblein bestaunen, die auf Knieen um die Kirche umamand rutschen und derlei alpenländische Folklore mehr..

> Ich hör jetzt auf wegen dem Dr. Niedermeier...

Sooooo schlimm ist der Doc nu auch wieder nicht...

> Und einen schönen 1. Mai wünsch ich dir. Hoffe, du wohnst nicht in Kreuzberg

Nö, ich wohne da, wo laut einer Aussage einer früheren KND-Teilnehmerin "nix los" ist und fühl mich da auch ganz wohl...


Aber ein Schmankerl des bajuwarischen Liedguts möcht ich dir noch mitgeben:

"Un dann suachst wiara Viech
a Platzerl zum Schderm
wei: wannsd erst amoi hi bist
nachad werd des scho wern!

Da Himmi is schmierig
un wart scho auf di
un du krallst die in d'Erdn
un weasd oafach ned hi...

Un dann kimmt a um d'Eckn
da deppate Dod
und auf oamoi springst auf
un schreist un sigst rot:

Lang mi ned o....


(Wurde zu meiner Zeit (Freiburg im Breisgau, späte '70er) rauf&runter gehört...

Viel Glück bei den Abgrenzungsversuchen zu deiner Mutter...

("Ödipussi" von Loriot kennst du? DER hats auch geschafft, wenn auch spät! )


Friedrich
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Warum? Das tut doch weh!"



Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
szegfue75
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von szegfue75 »

hallo patrick,
habe gerade deinen beitrag gelesen und musste ein bißchen schmunzeln... trägst dein leid mit einer gewissen ironie, oder? finde ich schön. vielleicht weil ich das auch so mache. bin gerade am überlegen, ob ich eine therapie machen soll. bin gerade vom leben überfordert und selbst der gang zum arzt wirkt auf mich wie ein aufbruch zu einer weltreise. obwohl ich heute beim doc wegen halsschmerzen war. ich wollte nicht gleich mit tausend weiteren problemchen kommen, weil die erfahrung mich gerlehrt hat, das ärzte sich dann überfordert fühlen und denken sie müssten sich ganz besonders um einen kümmern.
naja, ich habe eben angst, dass ich eines tages nicht mehr aus dem bett komme.
habe anfang des jahres eine bombe in mein leben geworfen und bin nach berlin gezogen. nach einem schlechtbezahlten callcenterjob, habe ich jetzt ein praktikum und werde im juni fest angestellt. allerdings bekomme ich ganze 1000 euro weniger als bei uns im musterländle. ich brauche das geld, aber mir ist gerade gar nicht nach dem job. mir würden 3 tage die woche reichen. finanziell wäre das aber nicht tragbar und auch die firma würde da nicht mitspielen. ich würde mir lieber zeit nehmen und wirklich überlegen, wie es weitergeht. aber dann kommt die vernunft... naja, in dieser kurzen zeit, in der ich hier bin, habe ich mich schon richtig doll verliebt. das ganze ging aber nur anderthalb monate gut und solbald ich mit ihm zusammenkam, ging es mir eigentlich schon nicht mehr so gut. verlustängste und selbstzweifel und viel zu schnell den anderen angehimmelt. ist ja klar, dass das nicht gut geht. aber nie und nimmer hätte ich mir diese begegnung verkneifen können. tja, und jetzt ist der blues angesagt... und alles ist grau und nichts macht mehr spaß. oh jeh, jetzt habe ich dir aber einen roman geschrieben. weiß nicht, hatte irgendwie das bedürfnis dazu. was schreibst du denn für ein buch?
grüße und alles gute,

szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
r.p.mcmurphy
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von r.p.mcmurphy »

Hi szegfue,

eine Weltreise ist doch was Schönes

Willkommen im Club! Hab gerade auch noch das Posting in Deinem Thread gelesen.

An Deiner Stelle würde ich schon mal mit Deinem Arzt reden, im Zweifel wird er Dich an einen Facharzt überweisen, der weiß, was für Dich das Beste ist.

Deine Idee, Sport zu treiben klingt ja schon mal ganz gut… Bei mir jedenfalls scheitert’s nur oft daran, dass ich meinen Arsch nicht hochbekomme. Das Problem hast du auch wie es scheint?

Die Aussage mit den Verlustängsten habe ich vor kurzem hier auch schon gelesen: Man liebt jemanden, fühlt sich aber beschissen, weil man Angst hat diesen jemand wieder zu verlieren. Der Thread heißt „Rückfall durch Beziehung“. Ich weiß, aber nicht, in welchem Themenbereich er steht.

Mein Buch behandelt das immerwährend aktuelle Thema der Liebe und ihrem Scheitern. Konkret geht es um eine Beziehung, die wohl von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, weil eine ungewollte Schwangerschaft im Raum stand. Darüber hinaus spielten wohl ein Nicht-Fähig-Sein Kompromisse einzugehen, ein Sich-Nicht-Festlegen-Können oder –Wollen und offene psychische Wunden eine Rolle. – Ja, das trifft den Punkt, glaub ich. Und diese Geschichte bring ich zu Papier.

Viele Grüße

Patrick
szegfue75
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von szegfue75 »

hallo patrick,

habe mich über deine antwort gefreut. leider habe ich ein paar tage gebraucht, um dir noch mal zu schreiben. naja, mag vielleicht auch daran liegen, dass ich wieder abgestürzt bin. mir wird immer mehr klar, dass ich eine therapie brauche. warum ich mich ausgerechnet an dich gewendet habe? wie gesagt, hat mir die art gefallen, wie du erzählt hast und das unerfüllte erlebnis beim therapeuten kenne ich auch. nein, aber es war auch noch was anderes. du konntest eines tages nicht mehr aufstehen und zu arbeit gehen. davor habe ich so große angst. auf der anderen seite würde mir eine auszeit ganz gut tun. ich will aber nicht stationär eine therapie machen. wie ist das bei dir? hast du den job noch? also, kannst du zurück? meine kollegen sind schon sehr nett. obwohl mir da zuviel männer arbeiten, aber es geht schon. und ich habe einen job, der meinem kenntnissen und fähigkeiten aus dem studium entspricht. trotzdem will ich eigentlich immer nur eins: raus. meine "abteilung" besteht aus einem kollegen und mir. wir albern eher als zu arbeiten. und wir sitzen mit 30 programmierern in einem raum. wenn ich nach hause komme, ist mir das nur peinlich und ich habe kein gutes gefühl dabei. und immer diese sehnsucht, was anderes machen zu wollen. bevor ich nach berlin gekommen bin, habe ich 6 wochen im verkauf gearbeitet. das ständige kommunizieren mit den menschen hat gut getan und so habe ich nicht gegrübelt. zwar war ich abends körperlich fertig, aber ich hatte einen freien kopf. frei von negativen gedanken, was die arbeit angeht. vielleicht sollte ich sowas machen. ich würde auch gerne was kreatives machen. leider mache ich nichts, außer blöd recherchieren und schlechte laune kriegen. schlechte laune, weil ich das gefühl habe, wenn ich es anpacke, dass ich dann die lust verliere.
ach ja. ich will jeden tag was anderes machen... und das mit mittlerweile 30! das wäre ja alles vielleicht auch möglich, aber nach einem 8 std. tag kann ich mich zu nichts aufraffen. außer ab und an mal joggen.
und obendrein habe ich liebeskummer. es war noch nicht mal eine beziehung. romanze aber, keine affaire. ich habe das gefühl, dass ich ihn heiraten könnte. ich habe geglaubt, bei ihm medizin für mein geschundenes leben zu finden. er wollte nicht, weil er sein leben als baustelle empfindet und seine vorherige beziehung noch nicht richtig verarbeitet hat. trotz dieser kurzen zeit, hat mich diese niederlage ziemlich mitgenommen. vielleicht sind meine augen auch wieder um einiges geöffnet worden und ich habe das gefühl, endlich mein leben RICHTIG in die hand nehmen zu müssen. ich weiß nur nicht, wie und wo ich anfangen soll. vielleicht sollte ich mir einfach nur einen job als bedienung suchen, meinen bisherigen job kündigen und dann die energie, die vielleicht durch den jobwechsel entsteht nutzen und was tolles machen.bla bla bla... jetzt habe ich dich wieder so zugetextet. schreibst du mir noch mal, wie das bei dir und deinem job war? du scheinst ja was sinnvolles mit deiner neu gewonnen freizeit anzufangen. darum beneide ich dich. das ist wirklich toll. wie lange ging deine beziehung? und wie gehst du mit der trennung um? würde mich freuen, wenn du noch mal schreibst. alles gute.
liebe grüße,
szegfue
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Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
r.p.mcmurphy
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von r.p.mcmurphy »

Hallo szegfue,

hab Deine Nachricht gestern Nacht schon gelesen, konnte Dir aber nicht mehr antworten, weil ich zu müde und ein bisserl zu fertig war. Gestern war ich mit den Kumpels auf der Kirmes, Jahrmarkt, Volksfest o.ä. Bin danach natürlich noch alleine um die Häuser gezogen und hab mich heute erst ziemlich spät aus dem Bett gequält. Soviel zu meinem Absturz…

Freut mich, dass Du Dich wieder gemeldet hast. Wie es scheint, hast Du Deinen Absturz wieder einigermaßen in den Griff gekriegt. Warst Du die letzten Tage traurig im Bett gelegen? War Dir alles zuviel? Hast nicht mehr gewusst, wie alles weitergehen soll?

Wie kommst Du eigentlich derzeit mit Deiner Bulimie zurecht? Hast Du sie überwunden? Ich frage das deswegen, weil meine Ex-Freundin auch an dieser Krankheit leidet. Wir wohnten fast eineinhalb Jahre zusammen und ich habe nichts davon mitgekriegt. Erst an dem Tag, an dem sie mir eröffnete, dass sie ausziehen wird, hat sie mir auch mit Tränen in den Augen von ihrer Krankheit erzählt (Ich bin, wie sie mir gesagt hat, nun der Einzige der davon weiß, obwohl sie bereits seit ca. zwölf Jahren daran leidet). Sie möchte aber zu keinem Arzt gehen… Ich würde ihr gerne helfen (wir haben immer noch guten Kontakt und ich mag sie immer noch – aber mehr so als großer Bruder oder von mir aus auch „väterlicher“ Freund – ich bin zwölf Jahre älter als sie.), aber kann sie natürlich zu nichts zwingen…

Nun zu mir bzw. zu Deinen Fragen:

Der Tag, an dem ich nicht mehr aufstehen konnte, war sozusagen der Endpunkt in einem Prozess, der wohl bis in das Ende meiner Schulzeit zurückreicht: falsche Ausbildungsrichtung? Gründe für mein Infragestellen von Autoritäten? Nicht-Erwachsen-Werden-Wollen? Und noch so einiges mehr… K u r z f r i s t i g gesehen war der Auslöser für mein Streiken, der Wechsel in eine neue Arbeitsgruppe und die damit einhergehenden Probleme.

Heute hab ich von meinem Arzt telefonische Rückmeldung bekommen, dass meine langfristigen Leberwerte, welche auf Alkoholabhängigkeit bzw. –missbrauch schließen lassen in Ordnung sind und dieser Befund an den RV-Träger weitergeleitet wird. Ich hatte nämlich schon die Befürchtung in eine Entzugsklinik zu kommen, weil andere Leberwerte erhöht sind. Man hätte dagegen auch Widerspruch einreichen können… Egal jetzt. Einer stationären Therapie (in meinem Fall Reha = Kur) steht demnach wohl nichts mehr im Wege. Werde auf Anraten meines Arztes eine Reha mit tiefenpsychologischem Schwerpunkt machen.

Was spricht bei Dir konkret gegen eine stationäre Therapie?

Mein Arbeitgeber weiß, dass ich eine Reha machen werde und hat mir sogar von sich aus empfohlen, vor der Reha nicht mehr zu arbeiten. Ich arbeite in einem Konzern, dem es wirtschaftlich zu Zeit hervorragend geht. Glück gehabt! Wie es dann nach der Reha weitergeht, kann ich jetzt noch nicht sagen. Tendenziell werde ich die Gruppe wechseln. Ich verdränge diese Überlegungen aber. Soll ich evtl. ganz was anderes beginnen? Aber was? Was kann ich denn?

Du scheinst auch derartige Überlegungen zu führen („ich würde auch gerne was kreatives machen“). An was hast Du denn dabei gedacht? Was „recherchierst“ Du „blöd“? Magst mir darüber erzählen?

Du scheinst Deinen Standort auch noch nicht so richtig gefunden zu haben („ich will jeden Tag was anderes machen“). Da geht’s mir genauso. Was will ich überhaupt? Wie soll’s weitergehen? Etc.

„Job als Bedienung“ – bei mir ist’s der Taxifahrer… Aber stellen wir da unser Licht vielleicht nicht zu sehr unter den Scheffel? Ich stelle diese Frage Dir u n d mir. Würde sich dadurch unsere Lebenssituation entscheidend ändern?

Was hast Du denn studiert? Bereust Du es im Nachhinein?

Liebe szegfue, Du brauchst mich wegen meines Freizeitverhaltens nun wirklich nicht zu beneiden. Ständig zu Hause vor der Glotze zu sitzen, im Bett zu liegen oder bis in die Puppen wegzugehen um dann mit einem mittelprächtigen Knaller wieder nach Hause zu kommen, ist nun wirklich nicht beneidenswert. Aber vielleicht brauch ich dieses „Frezeitverhalten“ gerade. Ich kann mich weder dazu aufraffen, Fußball zu spielen, zu Joggen, Schwimmen zu gehen, noch (ausgiebig) Motorrad zu fahren und ich weiß nicht, was noch alles… Das Einzige, das ich zurzeit wirklich regelmäßig mache, ist, meine „Geschichte“ aufzuschreiben (Beziehung und Trennung von meiner v o r letzten Freundin – damals ging’s mir a b s o l u t beschissen!). Meine Hoffnung, das Ganze irgendwann veröffentlichen zu können (und damit natürlich auch Kohle zu machen) ist ein Traum, der wohl nie in Erfüllung gehen wird… Aber ich werde es trotzdem probieren!

Wie ich damals mit meiner Trennung (von meiner Ex-Ex-Freundin) umging? Es gab eine Phase, der absoluten Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und immerwährenden Hoffnung, dass es zwischen uns doch wieder etwas wird. Ich hatte großes M i t l e i d mit ihr: Sie bezog Sozialhilfe, war schwanger (nicht von mir!) mit dem zweiten Kind – unterschiedliche Väter. Hatte nichts Gescheites gelernt. Musste Ausbildung zur Heilpraktikerin abbrechen. Und noch viel mehr. Sie wurde von ihrem damaligen Chef vergewaltigt, hatte Drogenerfahrungen, hatte einen Selbstmordversuch hinter sich etc.

Auf der anderen Seite entwickelte ich einen regelrechten, man kann schon sagen, H a s s gegenüber Frauen. Gefühlskälte. In dieser Phase bekam ich aber so leicht Frauen ins Bett wie noch nie. Sehr seltsam und eigentlich wert, darüber mal nachzudenken!

Dass es mit Deiner Beziehung nicht geklappt hat, tut mir leid. Irgendwie sucht man sich immer den/die Falsche(n) aus. Ein Freund von mir zum Beispiel, scheint immer Frauen als Freundin zu haben, die absolut eifersüchtig sind… Er hat mir gestern erst wieder davon erzählt… Bei mir ist’s so: Ex-Freundin: Bulimie. Ex-Ex-Freundin: Borderline. Ex-Ex-Ex-Freundin: depressiv. Tja, ich verguck mich halt gerne in diesen Typ Frau… das Zerbrechliche, das Geheimnisvolle, das Unergründliche, das Nicht-der-Norm-entsprechende fasziniert mich wohl…

Okay, ich hoffe nun Deine Fragen wenigsten zum Teil beantwortet zu haben. Kannst mir gerne noch mal Rückmeldung geben.

Bis dahin alles Gute!

Patrick
szegfue75
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Patrick,

manchmal tun Abstürze Deiner Art doch gut... homer simpson soll mal gesagt haben: Alkohol ist Ursache und Lösung aller Probleme. schön, dass deine leberwerte ok sind. Wieso diese Abstürze bei Dir? Macht der Gewohnheiten oder versuchst Du was zu ertränken? Meistens erlebt man doch lustige Sachen im Alkoholrausch. Ich bin dann ziemlich hemmungslos und denke endlich mal über nichts nach. Manchmal baue ich auch Scheiße. Alles auf den Alkohol zu schieben ist quatsch. Der Mensch ist im Rausch einfach nicht Herr seiner selbst und sein wahres Inneres kommt zum Vorschein.

Hatte an den letzten Wochenenden jeweils einen Absturz. Beim ersten Absturz war Alkohol dabei und ich habe jemanden mit nach Hause genommen. Darüber habe ich mich geärgert, weil es blöd ausgehen hätte können. Der zweite Absturz war eher gedanklich und nach einem Konzert. Hatte heimlich gehofft, dort der gescheiterten Romanze zu begegnen. Ich glaube, dieses Kapitel ist noch lange nicht beendet und ich muss ihm noch Mal begegnen. Und mich zum Idioten machen. Da scheint wohl kein Weg daran vorbei zu führen. Stecke in einer immer wiederkehrenden Gedankenschleife drin. Es ist so oft und ermüdend, dass ich gar nicht mehr wirklich unterscheiden kann, um was es mir dabei eigentlich geht. Ich hätte ihn heiraten können. Aber übertreibe ich nicht? War es einfach zu schön, um wahr zu sein? Kann man so was auf Dauer ertragen? Ist Liebe nicht nur eine Illusion? Ist mein Herz gebrochen oder mein Ego verletzt? Ach, Mensch… Eigentlich stimmt es doch gar nicht, dass nur eine bzw. einer zu einem passt. Lieben muss man als erstes sich selbst. Ich glaube, das tue ich nicht richtig. Wegen meiner Unzufriedenheit… Auf jeden Fall muss ich diese Begegnung dokumentieren. Es zieht soviel Energie… Das nächste Mal soll es anders laufen. Ich weiß nicht, ob er der Falsche war. Vielleicht die falsche Zeit? Vielleicht doch? Vielleicht habe ich ja alles kaputt gemacht, weil ich das Gefühl habe, mich nicht wirklich öffnen zu können? Vielleicht habe ich zuviel Begeisterung gezeigt und mich dadurch uninteressant gemacht?

Es ist so anstrengend den richtigen weg zu finden. Also, ich lag nicht im Bett. Ich bin zur Arbeit und erzähle mein Gefühlsleben meinem Arbeitskollegen, mit dem ich zusammenarbeite. Ich erzähle ihm alles. Auch wirres Zeug. Er ist sozusagen mein intimster Freund zurzeit. Das ist eine Eigenschaft an mir, mit der ich nicht klar komme. Dadurch mache ich mich schwach und häufig will ich mir die Dinge, die ich sage, von der Seele reden und keine Reflektion. Ich bräuchte mehr Zeit, um über mich und die Dinge nachzudenken, die mich belasten. Die Woche habe ich mich zum Sport überwunden und versucht gesunde Sachen zu essen. Das hat sehr gut getan. Man fühlt sich irgendwie super. Zumindest körperlich.

Also, und nun zur Bulimie. Ich habe, glaube ich mit 15 oder 16 das Kotzen entdeckt. Zunächst war es selten. Aber als ich dann nach der Mittleren Reife eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht habe, ging es richtig los. Diese Ausbildung war kein Traum von mir. Damals hätte ich gerne Physiotherapeutin gelernt. Oder was anderes. Etwas Kreatives, aber keine genauen Vorstellungen was. Die Ausbildung hat mich sozusagen angekotzt. Ich wollte aber so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen und weg von zu Hause. Mit meiner Familie war ich nicht im reinen. Und vielleicht bin ich es heute auch noch nicht. Naja, das mit den Essstörungen ging schon mit 11 oder so los. Das ging aber eher in Richtung Magersucht. Als ich 21 war bin ich mit meinem damaligen Freund, mit dem ich 4 Jahre lang zusammen war, zusammengezogen. In dieser Zeit habe ich nicht gekotzt. Das Kotzen fing dann wieder nach der Trennung an. Allerdings habe ich relativ schnell angefangen, eine Therapie zu machen. Ich habe dann auch aus Selbstschutz in einer WG gewohnt. So habe ich dann automatisch die Bulimie in den Griff bekommen. Irgendwann habe ich mich davor geekelt. Meine Therapeutin hat sich gewundert. Aber seit dem bin ich davon frei. Ich habe auch keine Angst rückfällig zu werden. Allerdings habe ich ab und an mal Essanfälle. Da geht es mir dann nicht gut, aber ich halte es aus. Diese Essanfälle werde ich wohl nie loswerden. Auf jeden Fall habe ich jetzt mit dem Umzug den Schritt in eine eigene Wohnung geschafft. Und siehe da: Essanfälle sind nicht häufiger geworden als ich in einer WG gewohnt habe.

Nach meiner Ausbildung habe ich Fachabitur nachgeholt. In der Zwischenzeit habe ich über 3 Jahre in meinem Beruf gearbeitet. Tja, ich habe mich für ein FH-Studium entschieden. Uni wäre mit dem Fachabi sowieso nicht gegangen. Also, ich habe Technische Redaktion studiert. Es ist eine Mischung aus redaktionellen und technischen Inhalten. Im Moment schreibe ich ein Handbuch für ne Software. Aber es langweilt mich… ich kann Dir noch nicht mal sagen warum oder was. Und ob ich das Studium bereut habe, weiß ich noch nicht. Eigentlich kann man damit auch was anderes machen, als Bedienungsanleitungen schreiben. Ich könnte Web-Seiten machen, Zeitschriftenartikel verfassen und, und, und… dokumentieren, was die Menschen nicht brauchen. Ich müsste einfach nur mal anfangen.

Was würde ich gerne machen? Vieles. Ein Buch würde ich unter anderem gerne schreiben. Malen. Nähen lernen, Modedesign studieren, Kleider für Menschen wie Du und ich machen. Musik machen (mag gerne Jazz (finde alle Instrumente toll), finde im Moment elektronische Musik aus NY super (würde gerne Out Hud kennenlernen)

Du bist Taxi gefahren? Das würde mir auch gefallen. Wenn man nach der Arbeit Zeit und Energie hat, seinen Interessen nachzugehen, ist das doch toll. Und der Menschenkontakt gefällt mir. Auch wenn es oberflächlich ist. Ist doch egal, ob man sein Licht unter den Scheffel stellt. Hauptsache man fühlt sich wohl. Und wir wissen doch, dass wir auch anders könnten, wenn wir wollten. Aber wollen wir? Ich wünsche Dir, dass Du Erfolg mit Deinem Buch hast.

Hast Du auch Kontakt zu Deiner Ex-Ex-Freundin? Und Du warst nur 3 Wochen mit ihr zusammen? Mitleid ist aber schlecht. Kann mir vorstellen, dass Du einen Hass entwickelt hast. Ja, ist komisch, dass man bei Gefühlskälte eine Anziehung ausstrahlen kann. Aber wenn wir uns mal selbst beobachten, interessieren wir uns doch für Menschen, die schwer zu kriegen sind. Schon ein blödes Spiel mit der Liebe. Ich selbst verliere auch das Interesse, wenn sich jemand allzu schnell für mich begeistern kann. Dann kann ich richtig zickig werden. Was wunder ich mich dann, dass es mir gerade genauso gegangen ist? Und da will man ja auch keine Liebeserklärungen hören. Vielleicht sollte ich mir die Mühe sparen, mich zum Idioten zu machen.

Meine längste Beziehung hatte ich auch mit einem problembehafteten Menschen. Glaube, so einen Typ Mann suche ich mir nicht mehr. Brauche jemanden, der mich zum Lachen bringt. Humor ist wichtig.

Warum ich nicht stationär behandelt werden möchte? ich würde mich gefangen fühlen. Und ich will nichts verpassen. Das mit der Therapie kann aber dauern. Habe erst Ende Juni ein Beratungsgespräch bei einem Facharzt bekommen. Naja, mal schauen wie es weiter geht. Würde mich freuen wieder von Dir zu hören. Alles Gute.

Szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
r.p.mcmurphy
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von r.p.mcmurphy »

Hallo Szegfue!

…ach ja – Homer, das alte Haus … wie viel Nächte hab ich mit ihm und unserem gemeinsamen Spezi Barney Gumble bei Moe zugebracht … Moe versprach uns immer: „Irgendwann lass ich für Euch ne Pipeline legen!“, als seine Duff-Vorräte sich wieder einmal dem Ende zuneigten. Der Gute.

Tja, liebe Szegfue, wo ist die Ursache meiner Abstürze zu suchen? Vorweg: Die Abstürze sind nicht so gewaltig, dass ich irgendwann in den frühen Morgenstunden von der Straße gekehrt werde oder ähnliches. Ich schildere es Dir einfach mal in aller Kürze:

Man sitzt halt da, trinkt seine Bierchen, unterhält sich oder auch nicht … na ja, wie’s halt so läuft unter Freunden. Anders verhält sich die Sache dagegen, wenn ich alleine unterwegs bin – was ich übrigens auch sehr gerne mache – man sitzt halt da, trinkt seine Bierchen, unterhält sich … meistens nicht, dafür denkt man nach, schaut sich die Leute an, schaut dem DJ bei der Arbeit zu, trifft vielleicht zufällig doch irgendwann irgend jemanden, mit dem man sich unterhält, wundert sich über so manches, ist belustigt, ist gelangweilt und wartet irgendwie darauf, dass etwas geschieht… Wenn nichts geschieht, was sehr oft der Fall ist, zahlt man, zieht in die nächste Kneipe und beginnt das Spielchen wieder von vorne. Nach der zweiten oder auch dritten Kneipe ruft man – in Ermangelung anderer Möglichkeiten – ein Taxi und lässt sich nach Hause bringen. Auf dem Weg fragt man den Taxifahrer vielleicht, ob ihm das Taxi fahren gefalle und ob er damit finanziell über die Runden käme, weil man selbst auch schon mit dem Gedanken gespielt habe, den Taxischein zu machen… Sehr oft bietet sich darüber hinaus noch die Frage nach der landsmannschaftlichen Zugehörigkeit des Chauffeurs an.

(Ich bin übrigens nie selbst Taxi gefahren, hatte mir nur überlegt, den Taxischein zu machen – hab mich in meinem letzten Beitrag vielleicht etwas undeutlich ausgedrückt.)

Natürlich geh ich vor der Kneipe manchmal ins Kino oder zum Essen oder in irgendeine kabarettistische Veranstaltung. Oder zum Poetry-Slam (1x, passiv). Man ist ja kein totaler Banause. Übrigens, auch Einladungen zu privaten Festivitäten werden von mir meist dankbar angenommen.

Liebe hoffnungsvolle Szegfue, heute habe i c h es gerade noch mal vermieden, m i c h zum Idioten zu machen. Für dieses Mal nehme ich Deine Glückwünsche hierzu gerne entgegen. Ganz kurz zum Hintergrund: Habe Karte für morgige Veranstaltung übrig und fast alle Bekannten und Freunde schon abgeklappert, ob sie denn Zeit/Lust hätten – umsonst. Jetzt kommt’s: Hab mir dann sogar schon überlegt, ein Mädel anzurufen, der ich vor zwei Wochen meine Telefonnummer gab und die sich seitdem (natürlich) nicht bei mir gemeldet hat. Hab i h r e Telefonnummer über den Kumpel eines Kumpels erhalten. In der Zwischenzeit hat nun doch ein anderer Kumpel Interesse bekundet (an der Karte!). Er meldet sich morgen noch mal, um mir endgültig Bescheid zu geben…

Darf ich Dich fragen, ob Du auch ständig auf das Display Deines Handy starrst, in der Hoffnung, Deine gescheiterte Romanze würde sich bei Dir melden? So war es bei mir nämlich. Und noch schlimmer: Manchmal schien es mir sogar, als hätte das Telefon geläutet. Enttäuscht musste ich dann feststellen, dass dem gar nicht so war.

Liebe hemmungslose Szegfue, Deine Fragen habe ich mir selbst auch schon manchmal gestellt – zu schön, um war zu sein? Liebe als Illusion? etc. So blöd es klingen mag, aber Zeit heilt alle Wunden – Narben bleiben jedoch übrig. Ohne Zweifel. Man wird berechnender, kühler, versucht, hinter die Fassade zu blicken. Das sich-fallen-lassen-können wird schwieriger… Aber vielleicht lernt man ja daraus für ein nächstes Mal?

Willst Du die Geschichte Deiner gescheiterten Romanze etwa zu Papier bringen? Ich schreibe nämlich gerade selbst an so was. Natürlich wäre es klasse, wenn ich es tatsächlich zum Buch brächte. Aber wenn nicht: Ich habe es wenigstens für mich aufgeschrieben. Und es hat m i r was gebracht. Danke Dir, dass Du mir Erfolg wünschst!

Zuvor hatte ich auch probiert, mal wieder mit dem Malen zu beginnen. Mit mäßigem Erfolg – ausser einer Ananas – einmal farbig, einmal schwarz-weiß – hab ich nicht viel zustande gebracht. Dennoch: Zumindest die schwarz-weiß Version hab ich gar nicht so übel gefunden…

Du schreibst „Ich erzähle ihm alles.“ Das kenne ich. Auch ich neige dazu, zu viel von mir preis zu geben. Wenn Du die richtigen Gesprächspartner hast, dann ist alles in bester Ordnung. Du wirst aufgefangen, Dir wird geholfen, es wird Dir Verständnis entgegengebracht, Dir wird vielleicht auch mal der Kopf gewaschen, aber Du bist letztendlich dankbar dafür. Manchmal jedoch kann es ebenso passieren, dass Du von bestimmten Leuten ausgenutzt wirst, dass Du Dich eben angreifbar und verletzbar machst. Eine Gratwanderung.

Zu meiner Ex-Ex-Freundin habe ich seit zwei Jahren keinen Kontakt mehr. Es hätte mich auf die Dauer fertig gemacht – auf der einen Seite immer noch dieses Körperliche, dieses immer-noch-gegenseitig-in-den-Arm-nehmen, dieses den-schwangeren-Bauch-streicheln-dürfen, dieses gemeinsam-kuscheln, dieses gemeinsam-reden-und-schweigen, dieses ganze vertraute Zeugs und die daraus erwachsende Hoffnung auf – irgendwann vielleicht wieder – mehr. Ich meine jetzt nicht (nur) im sexuellem Sinne. Auf der anderen Seite hat sie mir deutlich gemacht, dass nichts mehr zwischen uns laufen wird. Wie gesagt, ich habe irgendwann den Kontakt abgebrochen und es hat mir wohl gut getan, jedenfalls wohl mehr als es mir geschadet hat…

Was willst Du denn nicht verpassen? (Meine Frage zu Deiner Begründung, warum Du keine stationäre Therapie machen möchtest.)

So, ich mach jetzt Schluss, habe sowieso schon wieder viel zu viel geschrieben.

Szegfue, lass ruhig auch wieder von Dir hören, wenn Dir danach ist!

Patrick
szegfue75
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von szegfue75 »

Deine Beschreibung über dein Nightlife klingen lustig. du scheinst doch spaß zu haben... kino, kabarett oder poetry-slam finde ich auch gut. konzerte sind auch was feines. achso, ich dachte, du wärst taxifahrer. wie verdienst du denn deine brötchen? wenn ich fragen darf... hast du es schon mal mit dem joggen probiert? bin dieses wochenende wieder abgestürzt. aber hat mehr spaß gemacht als das es ärgerlich war. meine beste freundin war zu besuch und wir sind natürlich auch ausgegangen. es kamen 3 konzerte in dem club, in dem wir waren. und danach hat ein dj musik gemacht. da habe ich dann mal seit langem mal wieder ausgiebig getanzt.

Und wie war die Veranstaltung, zu der du noch eine karte über hattest? Mit wem bist du gegangen? Wenn ich fragen darf natürlich... Hättest Du Dich zum Idioten gemacht, wenn Du dich bei dem Mädel gemeldet hättest? Hört sich doch nicht so an, als ob du sie lange kennen würdest. vielleicht hatte sie ja bisher viel zu tun oder war krank.

Um auf Deine Frage zurück zu kommen mit dem Starren auf Handy-Display: Ja, das tue ich auch. Aber leider tut sich da nichts. Und wenn ich dann mal eine Nachricht bekomme, hoffe ich, dass ich seinen Namen auf dem Display sehe. Wenn ich wieder ganz extrem in der Gedankenschleife stecke, dann nehme ich mein handy und lese alle nachrichten, die er mir geschrieben hat. leider musste ich meine antworten löschen, da der Speicherplatz zu klein war und schon wochenlang einzelne nachrichten gelöscht werden mussten, um neu ankommende nachrichten lesen zu können. Nebenbei male ich mir situationen einer begegnung aus und habe mir für jeden ort oder für jede gelegenheit ein paar sachen ausgedacht, die ich ihm sagen könnte. komisch... aber wie er dann darauf reagieren könnte, dass male ich mir nicht aus... es ist echt ein nicht weiter kommen so.

Ich glaube auch, das ich aus erfahrungen lernen kann. allerdings möchte ich mich bemühen, mich konstruktiv damit auseinander zu setzen. schließlich hat diese gescheiterte romanze ein neues tief ausgelöst. obwohl es mir schon am anfang des zusammenkommens mit ihm nicht mehr gut ging. voller selbstzweifel und verlustängste war ich da. trotzdem ist es jetzt schlimmer für mich. wir haben überhaupt keinen kontakt mehr. er meinte, wir sollten abschied feiern. irgendwann vielleicht wiedersehen. man trifft sich ja immer 2mal. blabla... ach, ich hatte es ja gar nicht eilig, ihm so nah zu kommen. mir wäre im nachhinein eine freundschaft lieber gewesen. ich will so was ähnliches wie tagebuch schreiben. versuchen meine gefühle aufs papier zu bringen. und vielleicht merken, was ich anders hätte machen können. ich entscheide mich jedesmal für die leidenschaft... lieber leidenschaft erleben, als nichts. nach der leidenschaft folgt aber eigentlich meistens der absturz... nach einem nichts, kann kein absturz folgen. ich glaube, ich werde es nie anders machen. dann doch lieber ein kurzes heftiges hoch mit folgendem absturz, als nichts.

Zuvor hatte ich auch probiert, mal wieder mit dem Malen zu beginnen. Mit mäßigem Erfolg – ausser einer Ananas – einmal farbig, einmal schwarz-weiß – hab ich nicht viel zustande gebracht. Dennoch: Zumindest die schwarz-weiß Version hab ich gar nicht so übel gefunden…

warum ich keine stationäre therapie machen möchte? naja, weil ich das gefühl habe etwas zu verpassen. eine begegnung mit der gescheiterten romanze? außerdem kann ich nicht mehr zur arbeit. mein arbeitgeber erfährt davon. verstehst du mich?

macht spaß mit dir zu schreiben. würde mich freuen, bald wieder von dir zu hören. hab nen schönen tag.

grüße,

szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von r.p.mcmurphy »

Hallo Szegfue,

zurzeit verdiene ich mir meine Brötchen, indem ich alle zwei Wochen zu meinem Arzt marschiere, der mir dann für die nächsten zwei Wochen erneut einen Auszahlschein zur Einreichung bei meiner Krankenkasse ausstellt. Aber im Hauptberuf bin ich bei einem großen Konzern beschäftigt – Rechnungswesen, Bilanzierung, so was alles… Das hat man nun davon, wenn man BWL studiert hat.

Joggen? Na klar hab ich das auch schon probiert! Ich handle nämlich immer nach der Devise ‚Versuch und Irrtum’ wie mir mein Therapeut verraten hat. Das Joggen würde ich eher unter der Kategorie ‚Irrtum’ ablegen wollen… Obwohl ich damals (vor etwa zwei Jahren) ein Phase hatte, in der ich regelmäßig (ca. 2x in der Woche) gelaufen bin. Hab dabei auch Fortschritte bemerkt. Aber: Ehrlich gesagt, ich bin ich kein Lauf-Talent. Schwimmen liegt mir da schon eher, rein vom Talent her… Mir macht es nix aus „aus dem Stand“ 2 km runter zu paddeln. Hatte vor gut drei Jahren mal eine Schwimm-Phase, in der mein Pensum jedes Mal zwischen 3 und 5 km lag. Am Stück.
Der eigentliche große Nachteil sowohl beim Joggen als auch beim Schwimmen ist, dass kein Ball dabei ist. Das heißt, ich finde beides eher ein bisserl langweilig. Wobei beides auch meditativ sein kann, was ich nun wiederum weder gut finde…
Okay, mir macht Squash auf jeden Fall mehr Spaß, oder Fußball spielen. Vielleicht spiele ich sogar bald mal wieder. War gestern sogar schon im Keller und hab meine Fußballschuhe hervorgekramt. Na ja, mal schauen…

Szegfue, hat Dich wohl Deine Freundin aus Ba-Wü besucht? Soweit ich mich erinnere, stammst Du ja von dort. Hast ihr gezeigt, wo in Berlin der Hammer hängt? 8-)

Darf ich Dich fragen, aus welchem Grund Du nach Berlin gezogen bist? Wegen Job?

Hey, Du Tanzmaus! Gleich drei Konzerte auf einmal. Wow! Ist doch klasse, wenn’s Dir Spaß gemacht hat. Da kann man auch mal gern ein bisserl abstürzen. In welche Richtung ging denn die Musik in dem Laden? Ich selbst war eigentlich nie ein richtiger Zappelphilipp – es sei denn, in meiner frühen Kindheit. Aber das wiederum hatte nun mit Tanzen nix zu tun…

Du fragst mich nach der Veranstaltung vom Samstag. Es war sehr heiß und stickig in dem Saal, weil für die Größe des Raums einfach zu viele Leute reingeschoppt wurden. Und lang hat’s gedauert. Zweieinviertel Stunden + halbe Stunde Pause. Und gut war’s. Gut, aber nicht überragend. Der erste Teil war klasse, echt witzig und ungewöhnlich. Was mich ein bisserl überfordert hat, waren die vielen Rollen, in die er geschlüpft ist. Aber meine Konzentration hat mit der Zeit auch nachgelassen – siehe heiß und stickig.

Stichwort Idiot. Hab’s probiert, ist mir jedoch nicht gelungen. D.h., nachdem ich so ziemlich jeden (schnell greifbaren) Freund und Bekannten telefonisch durchhatte und nichts anderes als Absagen bekam, dachte ich mir „scheiß drauf, jetzt ruf ich sie halt einfach mal an.“ Ich will mir ja später nicht vorwerfen, dass ich es nicht wenigstens probiert hätte… Es ging niemand ans Telefon. War mir eigentlich ganz recht – hatte, ehrlich gesagt, nicht so richtig Bock auf Komplimente machen und hinschleimen und mir einen Heiligenschein aufsetzen… und aufgeregt sein und was weiß ich… Tja, kennen tu ich sie nun wirklich nicht lange, schätze mal ne Viertelstunde… nämlich die Viertelstunde, in der wir in der Disco zusammen gequatscht hatten. So war das damals vor fast drei Wochen… (Ihre Telefonnummer hab ich mir „besorgt“) Egal. Hab die Karte verfallen lassen müssen.

Mach Dir keine Sorgen, Szegfue! Ich hab ebenso wie Du auch noch alte SMS gespeichert und auch immer das jeweils kürzeste, uninteressanteste, unerotischste etc. gelöscht, wenn ich wieder ein „besseres“ erhalten hatte. Dass ich mir für bestimmte Orte und Gelegenheiten irgendwelche Sachen ausgedacht hätte – nein, also soweit war’s bei mir dann doch nicht… Da bist Du vielleicht doch noch mehr „Profi“ als ich

Bei mir verhält sich die Sache so: Wenn ich in der Innenstadt bin, komme ich häufig an der Praxis des Frauenarztes meiner Ex-Ex vorbei. Ich werde dann im Umkreis von fünfzig Meter so aufmerksam wie ein Luchs, weil ich mir denke, vielleicht hat sie ja zufällig einen Termin. So spinnt halt jeder ein bisschen auf seine Art rum…

Mach das mit dem Tagebuch schreiben! Vielleicht hilft Dir das beim Verarbeiten der ganzen Geschichte. Schaden, denke ich, wird es Dir auf keinen Fall.

Das mit der Leidenschaft musst Du für Dich selbst auf die Reihe kriegen. Probier vielleicht mal, die jeweiligen Ausschläge sowohl nach unten als auch nach oben nicht zu heftig werden zu lassen (sagt man dazu ‚Amplitude’?). Es braucht ja nicht gleich ein geradliniger Verlauf ohne jegliches Auf und Ab zu sein… Abkratzen tun wir alle eh noch früh genug! Okay, ich weiß, man redet sich immer leicht. Es tatsächlich umzusetzen ist eine andere Geschichte…

„Eine Begegnung mit der gescheiterten Romanze?“ Das meinst Du doch nicht wirklich ernsthaft? Schon allein, wenn man bedenkt wie groß Berlin eigentlich ist. Oder ist er Dein … Nachbar? … Untermieter? … Untermieter! … Oh Gott! Und nie zu Hause. Was meinst Du, in welchen Betten der sich dauernd rum treibt, wenn er nie zu Hause ist. Ich an Deiner Stelle hätte ihm schon längst seine Sachen vor die Tür gestellt – soo viel Zeugs wird er nun ja auch nicht haben. Und einen neuen Untermieter findest Du sicher ziemlich schnell wieder! Einen neuen Untermieter für Dein Herz…

Abgesehen von der Romanze – stimmt, Dein Arbeitgeber wird davon erfahren, wenn Du nicht mehr erscheinst. Aber wenn du krankgeschrieben bist, kann er Dich doch nicht so einfach kündigen? Oder hast Du Angst, dass er’s trotzdem tut? Oder Dich danach rausekeln könnte? Ach ja, Du schreibst, dass Du erst ab Juni fest angestellt bist.

Sodala, Schluss für heute!

Lass von Dir hören!

Viele Grüße

Patrick
szegfue75
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Patrick,

es ist Pfingstsonntag und ich habe keine Lust mich in das Menschengemenge in Berlin zu stürzen. Hier ist Karneval der Kulturen. Mittlerweile ist es halb elf abends und wenn ich mich jetzt auf den Weg machen würde, wäre ich als Stocknüchterne sowas wie ein Eremit. Aber zu Hause ist es doch am schönsten... ich kann die Musik hören, die ich mag und die Welt, Welt sein lassen... Du bist also ein BWLer. Soso...

Laufen, Schwimmen, Fussball... Hauptsache Bewegung. Wenn ich Fussballspielen könnte, würde ich das auch machen wollen. Immer nur Laufen gehen, ist in der Tat langweilig. Aber ich merke auch schon Fortschritte. Bin fitter als sonst und fühle mich dadurch wohler. Und die Stimmung ist einfach besser dadurch. Nur friere ich jetzt laufend. Immerzu habe ich kalte Hände und Füsse. Grauenvoll sage ich Dir... Ausserdem habe ich aufgehört Schoki zu essen. Vielleicht sind das dann die Entzugserscheinungen... Naja, ist ja auch nicht wirklich warm draußen.

Ja, ich komme aus Ba-Wü. Aber meine Freundin kommt ursprünglich aus dem Saarland. Kennengelernt haben wir uns aber in Ba-Wü. Mittlerweile lebt sie aber im Pott. Und ich in Berlin. Berlin kennt Sie schon. Warum ich nach Berlin bin? Ich wollte ein neues Leben anfangen. Eigentlich wollte ich schon immer weg von dort. Aber irgendwas war immer. Beziehung, Studium, etc. Jetzt habe ich es endlich geschafft. Während meines Studiums habe ich meine Praktikas hier in Berlin gemacht. Und dabei Berlin kennen und lieben gelernt. Jobs gibt es hier leider nicht viele. Als ich her kam, habe ich in einem Callcenter gearbeitet. Nach einigen Wochen hat ein Freund mich auf eine Praktikumsstelle in einer Softwarebude aufmerksam gemacht. Da habe ich mich dann beworben und die Stelle bekommen. Eigentlich ging mir das viel zu schnell. Obwohl ich Berlin schon kannte, musste oder muss ich mich hier noch einleben. Und ein Job im Callcenter ist da gar nicht übel. Man braucht praktisch kein Hirn dazu. Auf jeden Fall hatte ich Spaß und dort habe ich auch die Romanze kennengelernt. Er ist also kein Mitbewohner. Nein, ich wohne alleine. Meine erste eigene Wohnung seit langem. Und es klappt wunderbar... Hätte ich nicht gedacht. Übrigens geht es mir gerade ganz gut in Sachen Herzschmerz. Ich glaube ihn zu verstehen und kann gerade sachlich darüber denken. Ohne zu denken, dass ich für ihn nicht toll bin oder so. So denkt man vielleicht, wenn man Gefühle hat und etwas zu Ende geht, was vielleicht noch gar nicht angefangen hat. Zeit heilt alle Wunden. Jetzt verstehe ich das auch. Einen Monat habe ich gelitten und vermisst. Jetzt ist der Alltag mit neuen Dingen gefüllt. Die sind zwar nicht super interessant, aber sie stehen irgendwie im Vordergrund.

Als meine Freundin zu Besuch war, waren wir in einem Club, in dem 3 Konzerte waren. Das scheint dort öfter zu sein. Wir wußten nichts davon. Es war Zufall. Und da wir beide gut drauf waren, hatten wir ne Menge Spaß. Was war das für Musik? Die Band, die sich am meisten bei mir eingeprägt hatte, hieß CDOASS. Meine Freundin kannte die schon. Die machen vielleicht sowas wie Glam-Rock-Trash. Keine Ahnung. Eigentlich tanze ich nicht oft. Aber diesmal konnten wir einfach nicht still sitzen bleiben.

Und was macht die Frau, die Du eigentlich mit zu der Veranstaltung nehmen wolltest? Vielleicht hast Du sie mal erreicht. Oder irgendwo getroffen... Lebst Du in einer größeren Stadt?

Am Mittwoch bin ich etwas abgestürzt. Gedanklich, psychisch... Nach Feierabend sind mir auf dem Heimweg fast die Tränen gekommen. Irgendwie hatte ich das Gefühl mein Drama ganz klar vor Augen zu haben. Anstatt das Übel bei der Wurzel zu packen, kehre ich nur den oberflächlichen Dreck weg. Damit meine ich, dass ich mir gar nicht die Zeit nehmen, konstruktiv drüber nachzudenken, was eigentlich so Scheiße ist in meinem Leben. An dem Tag habe ich gedacht, dass ich dringend eine Auszeit brauche. Allerdings will ich nicht, das meine Umwelt mitbekommt, dass ich Probleme habe. Nein, das will ich nicht. Ich glaube, ich würde lieber einen anderen Job machen wollen. Einen anderen Job, der mir genügend Energie läßt, um über die berufliche Zukunft nachzudenken. Obwohl ich bei meinem Job eigentlich keinen Druck habe. Was mich so sehr ankotzt ist, dass ich es nur mit halbem Herzen tue. Ich könnte mehr leisten. Und wenn ich nach Hause komme, bin ich unzufrieden. Ich habe das Gefühl, dass der Tag mich bestimmt und ich nicht den Tag. Naja, ich habe mir den Freitag und den Dienstag freigenommen. Eigentlich zum Nachdenken. Und was habe ich gemacht? Eigentlich ne Menge, nur nicht nachgedacht. Aber es geht mir gut. So jetzt habe ich aber auch ne Menge erzählt. Würde mich freuen wieder von Dir zu hören, Patrick

Schönes Rest-Pfingsten und liebe Grüße,

Szegfue
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r.p.mcmurphy
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von r.p.mcmurphy »

Hi Szegfue!

Hab mir gerade die Live-Übertragung des Depeche-Mode Konzerts auf MTV angesehen. Geil! Geil! Geil! War im Februar selbst auf einem DM-Konzert. Damals ging’s auch voll ab, am Schluss taten mir der Hals weh vom Mitgrölen und die Hände vom Klatschen…

Übrigens, meine Reha ist durch! Hab einen Platz in Isny im Allgäu – kennst Du ja vielleicht auch, wennscht ausm Ländle bischt. Erst mal sind sechs Wochen vorgesehen. Am Dienstag werde ich in der Klinik anrufen und fragen, wann’s denn los geht. Außerdem brauchen die noch die Unterlagen und Befunde von meinen Ärzten. Meinem Arbeitgeber muss ich auch noch Bescheid geben. Hab mir überlegt, gleich noch drei Wochen Urlaub hinten dranzuhängen. Laut Info-Blatt muss der Arbeitgeber auf Wunsch diesen genehmigen.

Sport hab ich natürlich nicht gemacht, eh klar! War letzte Woche dienstags in München auf der Geburtstagsfeier eines Freundes. Vorher hab ich mir ein paar Klamotten gekauft. War ein schöner Tag, obwohl sogar Glatteiswarnung (ernsthaft!) im Radio durchgegeben wurde und die Autos vor lauter Hagel ganz weiß waren.

Die Frau von der Du sprichst, hab ich natürlich nie mehr wieder gesehen… Hab am Freitag wieder den Laden besucht, indem ich sie das letzte Mal getroffen habe. Diesmal hab ich zuerst auf dem Klo einen – na ja – sehr angeheiterten Fußball-Fan im Deutschland-Trikot kennen gelernt. Wir haben uns zuerst auf dem Klo ein bisserl unterhalten und uns dann gegenseitig jeweils einen Tequila „ohne Gemüse“ spendiert. Danach hab ich Pipi Langstrumpf in doppelter Ausfertigung (lag nicht am Tequila!) getroffen. Jedenfalls bin ich zu den beiden Mädels hingegangen und hab sie mit „Ihr zwei seht’s ja aus wie Pipi Langstrumpf“ begrüßt. Die zwei haben das wider Erwarten als Kompliment aufgefasst und so sind wir ins Gespräch gekommen. Eine der beiden hat mir sogar i h r e Telefonnummer gegeben. Jaaa, ich weiß… Die beiden wollten am nächsten Tag auf ein Open-Air fahren… Werde mich diese Woche mal bei ihr melden. Halt Dich dann auch auf dem Laufenden

Szegfue, das was Du über Deinen Job schreibst, von wegen „unzufrieden“ und „mit halben Herzen“ bei der Sache kann ich gut nachvollziehen. Aber schau mal, ein Fließbandarbeiter, der Müllmann, der einfache Bürofuzzi… die könnten sich wohl auch einen anderen Job vorstellen. Vielleicht definieren sie sich aber nicht über ihren Job, sondern z.B. über ein Hobby, ihre Familie oder irgendwelche anderen Interessen. Vielleicht wollen sie aber auch gar nicht mehr. Je höher man im Job aufsteigt, je komplexer die Tätigkeiten werden, desto höher ist auch das Risiko zu versagen, desto mehr steigt der Druck, der auf einen ausgeübt wird. Auf die Dauer stelle ich mir das auch ziemlich ätzend vor.

Das Ideale wäre natürlich seine Leidenschaft bzw. sein Hobby zum Beruf zu machen. Aber wer kann/macht das schon, außer ein paar Fußballern, Musikern, irgendwelchen Lebenskünstlern oder sonstigen Freaks?

Szegfue, vielleicht rede ich jetzt etwas schlau daher, aber mir geht’s ja so ähnlich wie Dir. Ich glaube, unser Problem ist auch, dass wir in keinem Bereich eine so große Leidenschaft entwickelt haben, um dann sagen zu können: darin bin ich so gut, diese Sache macht mir so viel Spaß, dass ich tatsächlich dieses Hobby zum Beruf machen kann. Mal hier ein bisserl reinschnuppern, mal das ein bisserl ausprobieren reicht halt auf die Dauer nicht. Egal, ob das jetzt Malen oder Schreiben oder Mode entwerfen oder Musik oder oder ist. Vielleicht fehlt uns wirklich der lange Atem um etwas zu Ende zu bringen. Aber vielleicht sind wir deswegen auch keine „Fachidioten“, sondern „Lebensgeneralisten“ mit ganz vielen unterschiedlichen Interessen, Bekanntschaften, Freunden, Hobbies, Zielen…. Probieren Sachen aus und machen Erfahrungen… Gott, wie das klingt. Soooviel Erfahrungen hab ich nun bisher auch nicht gemacht. Aber man muss sich ja die Sachen so zu Recht legen, dass man sie für sich selbst irgendwie akzeptieren kann, sonst dreht man früher oder später eh komplett durch.

Szegfue, Du fragst mich nach der Größe der Stadt, in der ich lebe. Bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, hab auch schon in der Großstadt gelebt (in München - gut vier Jahre) und lebe jetzt in einer Stadt, die von der Größe dazwischen liegt. Und diese Größe gefällt mir bis jetzt am besten. Hat aber auch mit dem Flair der Stadt an sich zu tun.

Hey, ne Menge getan zu haben ist doch besser als „nur“ nachzudenken! Hauptsache, es hat Dir Spaß gemacht. Das Grübeln kommt wieder ganz von selbst…

Szegfue, freu mich jetzt schon auf Deine Antwort, okay?

Liebe Grüße

Patrick
szegfue75
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Registriert: 17. Mai 2006, 22:17

Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Patrick,

was, Du gehst nach Isny? Ja, das kenne ich. Meine Mutter war dort zur Kur. Sie fands ganz ok. Ein bisschen weit vom Schuß, aber ganz nett. 6 Wochen hört sich aber nicht lange an. Und wenn Du Urlaub machst, bleibst Du dann dort? Das mit den Lebensgeneralisten klingt wirklich gut. Es gibt aber nicht wirklich viele davon, oder? Mal schauen, wie das weiter geht. Die paar Tage frei haben mir gut getan. Obwohl ich kaum sozial-gesellschaftliche Kontakte gepflegt habe. Stecke gerade in schlimmer finanzieller Not. Überlege gerade wie ich mit 20 € bis nächste Woche überlebe und vielleicht etwas am Wochenende machen. Nächste Woche ist meine Bankberaterin wieder da. Dann kann ich wieder Bittstellen... Ich hasse es. Die letzten Tage habe ich den Lohnsteuerausgleich von 2004 und 2005 gemacht und ein paar Sachen in Ebay und Amazon zum Versteigern bzw. Kaufen reingestellt. Hoffentlich habe ich mich da nicht übernommen. Es sind nahezu 70 Sachen. Wahrscheinlich werden die dort vergammeln, weil kein Schwein sich mehr für Englisch oder den anderen Abi-Kram interessiert. Aber ein Versuch ist es wert.

Und Laufen war ich. Mir gehts richtig gut damit. Hoffentlich mache ich das ne Weile. Ich habe das Gefühl anders zu denken. Irgendwie leichter. Ende Juni habe ich einen Termin bei einer Fachärztin wegen einer Psychotherapie. Bin mal gespannt wie lange sich das hinzögert.

Was machen die beiden Pipi-Langstrumpf-Mädels? Bist Du alleine losgezogen? Finde das toll. Das kann ich nicht. Sollte ich vielleicht üben. Du schreibst, Du magst Deine Stadt wegen dem Flair. Magst Du mir nicht den Namen der Stadt verraten?

Bin etwas müde von den ganzen Erledigungen heute. Habe aber auch nicht viel erlebt. Das nächste Mal gibts bestimmt mehr zu berichten. Patrick, freue mich über Deine nächste Nachricht. Würde mich freuen, wenn Du mir über die Reha berichtest.

Liebe Grüße,

Szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
r.p.mcmurphy
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Re: Meine heutige Therapiestunde - der Herr Lehmann und sonstige Themen

Beitrag von r.p.mcmurphy »

Hallo Szegfue,

heute habe ich die offizielle Einladung der Klinik bekommen. Hab auch schon im Internet nachgeforscht. Hört sich alles gut an. Werde mein Rad mitnehmen (passt ins Auto – hab’s schon ausprobiert). Meine Laufschuhe liegen auch schon im Koffer. Man weiß ja nie

Es kribbelt schon. Hoffentlich, hoffentlich bringt der Aufenthalt was. Hab gestern und heute mit meinem Arbeitgeber / Betriebsrat telefoniert. Die sagen, ich soll mir keine Sorgen machen und sie schauen, dass ich wieder gut eingegliedert werde, wenn ich zurück bin. Über einen Gruppenwechsel kann man dann später immer noch nachdenken. Na ja, mal schauen…

Im Anschluss an die Reha werde ich mir noch ca. vier Wochen Erholungsurlaub gönnen. Hab das schon mit meinem Arbeitgeber besprochen. Mir schwebt vor, mit dem Motorrad über Alpenpässe nach Südtirol und wieder zurück zu fahren. Etwa fünf Tage oder so. Notfalls auch alleine! Werde nach der Reha hoffentlich so motiviert sein, dass ich es auch durchziehe. Fahre ungern alleine, aber vielleicht wäre das auch mal eine neue Erfahrung…

Die sechs Wochen Reha sind erstmal vorläufig. Je nachdem wie es läuft, kann der Aufenthalt verlängert oder verkürzt werden. Mein Kostenträger ist die Rentenversicherung. Die gewähren, glaube ich, grundsätzlich nicht solange wie die Krankenkassen.

Szegfue, hast in der Zwischenzeit schon was losgebracht bei ebay? 20 EUR für eine Woche sind wirklich nicht so viel. Wie wär’s mit Nudeln (Tortellini) mit zerlassener Salbeibutter? Vielleicht treibst Du ja noch ein Stückchen Parmesan dazu auf. Oder Spiegeleier mit Bratkartoffeln? Oder Kartoffelsuppe? Genau, machst Dir gleich einen großen Topf, dann hast für ein paar Tage was. Kartoffelsuppe ist total einfach zu machen, billig und macht keinen Saustall in der Küche… Wennst noch ein bisserl Kohle übrig hast, kannst Dir ja ein paar Wiener dazu gönnen. Und wenn Dir die Oma aus Ba-Wü getrocknete Schwammerl nach Berlin mitgegeben hat – für die harten Zeiten – aufweichen lassen und rein in die Suppe…

Dass ich alleine losziehe, kommt ziemlich oft vor. Grundsätzlich gehe ich dann aber in Kneipen, die ich schon kenne. Fühle mich dort natürlich sicherer / wohler, als in irgendwelchen fremden Läden. Das Publikum muss auch passen. Mit so Läden, in denen sich Schicki und Micki zum Bussi-Bussi treffen, kann ich gar nix anfangen. Lauter Schauspieler! Es können aber ruhig ein paar schräge Vögel drinnen sein, das gibt a bisserl Würze und man hat was zum Schauen – aber friedlich soll’s sein.

Mit einer der beiden Pipis hab ich gestern telefoniert. Yes! Zuerst war keine Verbindung da – hab mir schon gedacht: Alles klar. Die hat mir eine falsche Nummer gegeben. Obwohl ich sie nicht so eingeschätzt hätte… Na ja, hab sie ja dann richtig eingeschätzt. Wir haben uns gut unterhalten und ich hab sie gefragt, ob sie am Wochenende nicht Lust hätte, mit mir einen Motorradausflug zu machen. Helm und Klamotten könnte ich ihr geben. Sie klang ganz positiv. Wir wollen morgen noch mal telefonieren, um dann evtl. was Konkretes auszumachen. Sie war über Pfingsten auf einem Open-Air. Hat ihr gefallen und hat sie hat wohl ein bisserl zu viel getankt dort…

Du willst wissen, in welcher Stadt ich wohne. Ehrlich gesagt, hier im Forum möchte ich das nicht unbedingt verraten. Die Welt ist ziemlich klein und ich würde gerne „unerkannt“ bleiben. Aber ich mache Dir einen Vorschlag: Ich öffne meine Einstellungen bis morgen, Du siehst dann meine e-mail-Adresse. Schreib mir bitte gleich ne kurze mail, damit ich meine Einstellungen so bald wie möglich wieder schließen kann. Ich werde Dir dann per mail antworten. Okay? Wenn Du meinen Beitrag erst ab Freitag liest, hinterlasse mir im Thread eine Zeit, wann Du das nächste Mal im Forum sein wirst und ich öffne dann wieder meine Einstellungen. Machen wir das so?

Ich werde Dir bestimmt über meine Reha-Erfahrungen berichten. Soweit ich bisher weiß, besteht dort wohl grundsätzlich die Möglichkeit ins Netz zu kommen. Kostet aber. Mal schauen wie das konkret läuft. Allerspätestens melde ich mich halt dann Anfang August wieder. Aber bis zum Beginn der Reha werden wir uns eh noch ein paar Mal schreiben, denke ich.

Okay, liebe Szegfue, das war’s dann wieder von mir… lass von Dir hören!

Herzliche Grüße

Patrick
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